Ich habe mich gefragt, was im Buddhismus unter Bedingungen und Ursachen verstanden wird. Ist damit dasselbe gemeint nur anders beschrieben oder geht es um zwei verschiedene Kategorien? Habt ihr Beispiele für Ursachen und Bedingungen, um zu veranschaulichen was gemeint sein könnte?

Bedingungen und Ursachen
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Für handelnde, handhabende, fühlende Wesen:
Ursachen werden durch Handeln, Wirkungen, Wirkungen bewirken Bedingungen, Bedingungen, erzeugen Ursachen, Ursachen werden durch ... usw. Die Illusion der Krone der Schöpfung alles im Griff haben.
Für die Welt der Dinge:
Die bedingt durch unerkennbare Ereignisse entstehenden „ersten“ Ursachen erzeugen durch ihre wechselseitigen Abhängigkeiten Wirkungen und diese werden wieder, Ursachen usw. so erscheint und vergeht das Universum, einschließlich des universellen Lebens. Ganz ohne Zeit, ohne Absicht, ohne Geist. Immer unüberwindbar, jetzt, ewig.
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Habt ihr Beispiele für Ursachen und Bedingungen, um zu veranschaulichen was gemeint sein könnte?
Hi, Maha , es ist nicht kompliziert, scheint mir.
Ich habe ADHS. Die Grundursache könnte entweder neurobiologisch bedingt sein oder darauf zurückzuführen sein, dass ich die Dinge nicht korrekt wahrnehme – also Unwissenheit und alle damit verbundenen Geistesgifte. Dies führt dann beispielsweise zu Ärger oder Depressionen.
Die Ursache ist also die Basis, aber bestimmte Bedingungen fördern (oder unterstützen) diese Ursache. Ich könnte beispielsweise Magenbeschwerden haben, müde sein oder Streit mit meiner Frau haben – das alles sind fördernde Bedingungen.
Ein anderes Beispiel: Bei einer Pflanze ist der Samen die Ursache, also die Grundlage. Die Bedingungen hingegen wären die Qualität der Erde, das Wetter in diesem Moment und wer sich um die Pflanze kümmert.
Noch ein weiteres Beispiel: Die Ursache von Krebs ist das bösartige Zellwachstum. Die Bedingungen, die dies fördern, wären unter anderem Rauchen oder nukleare Bestrahlung.
Jeder kann es verstehen, oder?
LG.
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Die Buddhisten glauben, dass die Leerheit das Thema von Nagarjuna ist und geben die wirkliche Arbeit am Verstehen auf und ignorieren das Kapitel 2 über das Gehen, Verb, Tätigkeitswort, weil genau das ihre ganze Arroganz und Hybris zeigten würde, wenn sie es ergründen, wer will das schon.
Nagarjuna ist ausschließlich an dem mittleren Weg interessiert, dem Dao. Leerheit ist nur eine Einbildung derer, die den mittleren Weg nicht durchdringen können. Eine Unwissenheit, mit der man nicht strahlen kann, mit „Leerheit“ geht das Wunderbar, das strahlende sich über die anderen zu erheben und beweisen, wie unwissend sie sind.
Wer MMK studiert und auch nur einen Augenblick das Durchschauen des mittleren Weges vergisst, wird Nibbana immer verfehlen.
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Ich habe mich gefragt, was im Buddhismus unter Bedingungen und Ursachen verstanden wird. Ist damit dasselbe gemeint nur anders beschrieben oder geht es um zwei verschiedene Kategorien? Habt ihr Beispiele für Ursachen und Bedingungen, um zu veranschaulichen was gemeint sein könnte?
Es ist ein Thema das sehr harmlos wirkt, aber recht schnell ziemlich komplex wird.
Der Unterschied zwischen Ursachen und Bedingungen ist ja fließend. Eine Ursache ist so etwas wie eine mächtige Bedingung:
Cause. An event or state that has in it a power to bring about its effect and has that power as a part of its essence or nature.
•Condition. An event or state that explains another event or state without reference to occult powers or self-existent things.
One may say that a seed is the cause of a tree, but there are many conditions that are necessary for it to grow.
•A bullet is the cause of a person’s death, but the conditions for this event may be endless.
•Sunspots don’t cause market dips, but they very well may condition them.
Von Alex Berzin gibt es einen schönen Text der das Denken von Vasubandhu und Asanga zu dem Thema behandelt. Vasubandhu unterscheidet 6 Kategorien von Ursachen.
Die erste sind "wirkende Ursache" "alle Phänomene außer dem Resultat selbst, die nicht das Erzeugen des Resultats aufhalten und verhindern". Dies kommt unserem Begriff von Ursachen am nächsten:
Asanga schließt sogar jene mit ein, die das Erzeugen des Resultats verhindern, also alles außer dem Phänomen selbst. Als Beispiel wird der Hagel und eine Ernte angeführt. Hagel würde aus Vasubandhus Sicht das Erzeugen der Ernte verhindern, doch Asanga würde ihn als Ursache für die Ernte mit einbeziehen, denn die Ernte würde durch den Hagel kleiner ausfallen oder Schaden leiden. Er verhindert das Erzeugen der Ernte, doch er beeinflusst sie auch. Vasubandhu unterteilt diese Arten von Ursachen in machtvolle wirkende Ursachen – der Same für einen Spross – und nicht-machtvolle wirkende Ursachen – wie den Raum, der es dem Spross erlaubt zu wachsen, die Mutter des Bauern oder die Kleider des Bauern, der den Samen pflanzt. Das unterteilt er.
Dies sind aber nicht die einzige Art von Ursachen.
Ich denke im westlichen wissenschaftlichen Denken, wird ja jede Ursache letztendlich als "physikalische Ursache" gedacht wird (das Bild sich gegenseitig anstoßender Billiard bälle.)
Während man in anderen Kulturen und Zeiten nicht so strikte Ideen über die Grenze zwischen dem Physikalischen und dem Begrifflichen vorfindet:
Dann gibt es die gleichzeitig auftretenden Ursachen und das sind die Ursachen, die zusammen mit ihren Resultaten auftreten. Hier beginnt es, etwas wenig merkwürdig zu werden. Können eine Ursache und dessen Auswirkung gleichzeitig auftreten? Wir haben ja viel darüber gesprochen, dass Shantideva dies widerlegte, doch dies bezieht sich auf zwei Phänomene, die gegenseitig zur Erzeugung oder Entstehung des anderen beitragen. Eins kann nicht ohne das andere existieren. Die Elemente eines materiellen Objektes und das materielle Objekt, das aus ihnen besteht, verursachen sich beispielsweise gegenseitig und sie treten gleichzeitig auf. Oder die definierenden Eigenschaften von etwas und eine Grundlage, die diese definierenden Eigenschaften hat – sie treten zeitgleich auf. Dies ist zum Beispiel ein Tisch, weil er die definierenden Eigenschaften des Tisches hat. Die definierenden Eigenschaften des Tisches existieren nicht zuerst; sie sind zeitgleich mit dem Tisch da. Oder die Geistesfaktoren und das Bewusstsein, das sie begleiten – das Eine kann es nicht ohne das Andere geben. Sie stützen und verursachen sich gegenseitig. Wir haben also gleichzeitig auftretende Ursachen.
Man bewegt sich aber nicht nur vom.physikalischen zum Begrifflichen sondern weiter zum Emotionalen:
Treibende Ursachen sind die störenden Emotionen und Geisteshaltungen, die andere nachfolgende störende Emotionen und Geisteshaltungen im gleichen Bereich erzeugen
Dies erinnert mich an die Denkweise in der Psychoanalyse: Menschen meinen vernünftig und rational zu handeln, aber dann gibt es in Wirklichkeit eine ganz alte Emotion aus der Kindheit die ihr Handeln in bestimmte Richtungen treibt.
Und von da aus kommt man zu reifenden d.h karmischen Ursachen:
Schließlich sind die reifenden Ursachen die destruktiven und befleckt konstruktiven Phänomene, welche die Kraft haben, die nicht-behindernden, unspezifischen Phänomene zu erzeugen, die zu den Aggregaten zukünftiger Wiedergeburtszustände gehören. Diese beziehen sich auf positive und negative karmische Potenziale und ihre reifenden Resultate sind der Körper, die Bewusstseinsarten, Gefühle usw. einer nächsten Wiedergeburt.
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Maha .
Das hatte ich noch dazu erinnert. Ich bin der Vater, also wäre mein Sohn die Wirkung, die Ursache aber bin ich.
Gleichzeitig ist mein Sohn aber auch die Ursache, dass ich mich als Vater bezeichnen kann.
Im ersten Fall kann man die zeitliche Folge beobachten, im zweiten Fall die reine kausale Beziehung, also eine simultane Kausalität.
Im Abhidhamma gibt es, wenn ich mich nicht irre, 24 Arten von Bedingungen.
So das gute Buch:
ZitatFusspfade durch die wilden Nebel des Berges der Illusion, Bhante Sujiva:
Die Praxis der Einsichtsmeditation (Vipassanā) im Licht der elementaren buddhistischen Metaphysik (Abhidhamma).
Englisches Original: Footpaths through the wild mists of Mount Illusion (2015)
Deutsche Übersetzung von Josef Wilgen.
Theorie und Praxis - Abhidhamma und Vipassanā - verständlich, oft poetisch und humorvoll, und als sich ergänzend und befruchtend dargestellt von dem weltweit renommierten Meditationslehrer Bhante Sujiva aus Malaysia.
Gedrucktes Buch als Dhamma-danā erhältlich unter dem Menüpunkt "Angebote".
Download PDF: (ca. 2 MB): Fusspfade
ZitatPaṭṭhāna - Bedingungszusammenhänge, Agganyani:
Paccayaniddesa & Kusalattika-Pañhāvāra
aus dem 1. Paṭṭhāna-Buch des Abhidhamma-Piṭaka
aus dem Pāḷi übersetzt und kommentiert von Agganyani
2. Auflage (korrigiert) 2018
Download: Paṭṭhāna - Bedingungszusammenhänge (2,3 MB )
Viel Spaß!
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Ich denke im westlichen wissenschaftlichen Denken, wird ja jede Ursache letztendlich als "physikalische Ursache" gedacht wird (das Bild sich gegenseitig anstoßender Billiard bälle.)
Der Begriff der Ursache ist in der modernen Wissenschaft ja auch als Kausalitätsproblem behandelt worden und hängt eng mit dem Begriff des Naturgesetzes zusammen. Ob es Naturgesetze gibt und wie sie zu verstehen sind ist in der Wissenschaftstheorie eine umstrittene Frage, zu der es unterschiedliche Positionen gibt.
Der Philosoph David Hume sah die Frage der Möglichkeit kausale Beziehungen zu erkennen skeptisch:
Regularitätstheorie
Die Überlegungen David Humes zur Kausalität als Ergebnis von Gewohnheit der
Beobachtungen waren fundamental für alle weiteren Theorien. Für ihn, als Empiristen, lässt sich unseren Sinneseindrücken nur entnehmen, dass die Wirkung zeitlich auf die Ursache folgt. Aus einer Anzahl an Beobachtungen stellen wir fest,
dass mit einer bestimmten Regelmäßigkeit (Regularität) bei allen Beobachtungen
B ausnahmslos auf A folgt. Es muss etwas geben, das A und B notwendig verbindet; erst dann kann davon gesprochen werden, dass B stattgefunden hat, weil A
eingetreten ist (vgl. Hume 1982, Kap. VH). Diese notwendige Verknüpfung selbst
lässt sich jedoch nicht aus der Beobachtung ablesen, sie wird im Geiste des Beobachters hinzugefügt. Die Vorstellung einer regelmäßigen Verknüpfung von A und B übersteigt damit die Wahrnehmung konkreter Einzelereignisse.Dagegen gibt es die nomologische Auffassung von Naturgesetzen:
Aus den 1970er Jahren stammt folgende Definition:
Zitat„Naturgesetze sind der Natur innewohnende, objektiv notwendige, allg.[emeine] u.[nd] wesentl.[iche] Zusammenhänge zw.[ischen] den Erscheinungen des Naturgeschehens. Man unterscheidet allg.[emeine] N.[aturgesetze], wie die Erhaltungsätze für Energie und Impuls, die in der gesamten Natur gelten, u.[nd] spezif.[ische] N.[aturgesetze], wie die Maxwellschen Gleichungen, die sich nur auf bestimmte Bereiche der Natur beziehen. Ferner unterscheidet man zw.[ischen] dyn.[amischen] N.[aturgesetzen], die einzelne Systeme exakt beschreiben, u.[nd] statist.[ischen] N.[aturgesetzen], die Wahrscheinlichkeitsaussagen über eine Vielzahl von Einzelsystemen einer Gesamtheit machen.“
– Meyers Universallexikon 1979[27]
Bis heute wird über die Präzisierung und Abgrenzung des Begriffs Naturgesetz diskutiert:
Zitat„Welches die hinreichenden und notwendigen Bedingungen sind, damit eine bestimmte Aussage tatsächlich als Naturgesetz anerkannt wird, ist in der Wissenschaftstheorie bis heute nicht vollends geklärt. Die meisten Physiker nehmen wohl die pragmatische Haltung ein, daß eine Aussage dann Gesetzescharakter hat, wenn sie auch ohne Überprüfung aller Einzelfälle annehmbar ist, gleichzeitig ihre Annahme aber nicht von der Überprüfung nur bestimmter Einzelfälle abhängt. Bei der Klassifizierung von Naturgesetzen unterscheidet man neben der Einteilung in deterministische und statistische Gesetze oftmals mikro- und makroskopische Gesetze, obwohl die Grenze nicht eindeutig ist, und quantenmechanische Phänomene ja auch makroskopische Effekte verursachen…“
– Lexikon der Physik, 2000[28]
Eine kausale Beziehung von Ursache und Wirkung ist in dem modernen Verständnis also tatsächlich ziemlich eng definiert. Naturgesetze mit einer raum- und zeitunabhängigen, notwendigen Verknüpfung von zwei Ereignisse sind wahrscheinlich auf physikalische Gesetze beschränkt.
Im Buddhismus ist die Rede von Ursachen und Bedingungen wesentlich weiter gefasst. Wie der Buddha es in den Sutren ausdrückt:
Samyutta Nikaya 12.21:So (gilt es:) wenn Jenes ist, tritt dieses ein; aus der Entstehung von jenem geht die Entstehung von diesem hervor; wenn jenes nicht ist, tritt dieses nicht ein; aus der Aufhebung von jenem folgt die Aufhebung von diesem.
Hier sind wie void schon schrieb materielle Faktoren und mentale Faktoren inbegriffen. Aus den Einteilungen der Ursachen von Vasubandhu im Abhidharmakosabashya wird auch deutlich, dass der Begriff der Ursache viel weiter gefasst wurde.
Die erste sind "wirkende Ursache" "alle Phänomene außer dem Resultat selbst, die nicht das Erzeugen des Resultats aufhalten und verhindern". Dies kommt unserem Begriff von Ursachen am nächsten:
Alles was das Entstehen eines Phänomens nicht verhindert als "wirkende Ursache" zu bezeichnen, erscheint doch dem heutigen wissenschaftlichen Denken fremd. Bei Asanga werden sogar die hindernden Faktoren als Ursache bezeichnet (siehe Beispiel mit Hagel und Ernte).
Auch die wechselseitigen Ursachen, die sich gegenseitig stützen, setzen eine andere Vorstellung von Verursachung zugrunde als sie heutzutage geläufig sein dürfte.
Maha .
Das hatte ich noch dazu erinnert. Ich bin der Vater, also wäre mein Sohn die Wirkung, die Ursache aber bin ich.
Gleichzeitig ist mein Sohn aber auch die Ursache, dass ich mich als Vater bezeichnen kann.
Im ersten Fall kann man die zeitliche Folge beobachten, im zweiten Fall die reine kausale Beziehung, also eine simultane Kausalität.
Im Abhidhamma gibt es, wenn ich mich nicht irre, 24 Arten von Bedingungen.
So das gute Buch:
ZitatFusspfade durch die wilden Nebel des Berges der Illusion, Bhante Sujiva:
Die Praxis der Einsichtsmeditation (Vipassanā) im Licht der elementaren buddhistischen Metaphysik (Abhidhamma).
Englisches Original: Footpaths through the wild mists of Mount Illusion (2015)
Deutsche Übersetzung von Josef Wilgen.
Theorie und Praxis - Abhidhamma und Vipassanā - verständlich, oft poetisch und humorvoll, und als sich ergänzend und befruchtend dargestellt von dem weltweit renommierten Meditationslehrer Bhante Sujiva aus Malaysia.
Gedrucktes Buch als Dhamma-danā erhältlich unter dem Menüpunkt "Angebote".
Download PDF: (ca. 2 MB): Fusspfade
https://www.abhidhamma.de/incl…Ci%3E%20Agganyani%3C/i%3E
ZitatPaṭṭhāna - Bedingungszusammenhänge, Agganyani:
Paccayaniddesa & Kusalattika-Pañhāvāra
aus dem 1. Paṭṭhāna-Buch des Abhidhamma-Piṭaka
aus dem Pāḷi übersetzt und kommentiert von Agganyani
2. Auflage (korrigiert) 2018
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Viel Spaß!
Im Patthana wird tatsächlich synonym von Ursachen und Bedingungen gesprochen. Auch bei Vasubandhu scheinen die Ursachen eine Ausdifferenzierung des Konzepts der Bedingungen zu sein.
Es erscheint mir interessant auch die systemtheoretische Sicht auf Kausalität anzuschauen. Die könnte dem, was in den Kausalitätstheorien des Buddhismus verhandelt wird, näher kommen als die Auffassung physikalischer Naturgesetze.
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Der Philosoph Bertrand Russel glaubte vor 100 Jahren den Kausalitätsbegriff verabschieden zu können.
„Der Grund, warum die Physik aufgehört hat, nach Ursachen zu suchen, liegt darin, daß es nichts derartiges gibt. Ich glaube, daß das Kausalitätsgesetz wie so vieles andere, was von der Philosophie anerkannt wird, eine Reliquie aus vergangenen Zeiten darstellt, die sich, so wie eine Monarchie, nur deshalb am Leben erhielt, weil man ganz zu unrecht annahm, daß sie keinen Schaden stifte“ (Russell 1952, S. 180). Der Grund dafür, vom Ursachenbegriff Abstand zu nehmen, liegt nach Russell darin, dass das Prinzip „gleiche Ursache, gleiche Wirkung“ empirisch nicht zu verwirklichen ist, denn „bis die Antezedentien in hinreichender Vollständigkeit gegeben sind, um mit einiger Exaktheit die Folgen berechnen zu können, sind sie so kompliziert geworden, daß es höchst unwahrscheinlich ist, daß sie sich je wiederholen“ (ebenda, S. 189)
Einfache Kausalbeziehungen, bei denen auf A immer und notwendigerweise B folgt, sind demnach nur eine Abstraktion von einer Realität, die wesentlich komplexer ist. Randbedingungen und individuelle Situationen müssen berücksichtigt werden.
Mittlerweile ist diese Verabschiedung des Kausalitätsbegriffs auch schon wieder überholt. Die Wissenschaft beschäftigt sich seit den 1990er Jahren wieder verstärkt mit Fragen der Kausalität.
Interessant erscheinen mir wie gesagt systemtheoretische Überlegungen dazu:
Mit dem Aufkommen von systemtheoretischen Ansätzen, stellt sich die Frage
nach der Kausalität neu. Denn ein Spezifikum systemaren Denkens liegt in der
Betonung von Wechselwirkung gegenüber einfachen, linearen Ursache/WirkungsBeziehungen. »Anstelle von einseitigen Ursache-Wirkungs-Abhängigkeiten betont
die Systemtheorie jedoch die vielfältigen kausalen Wechselwirkungen“ (Wirth
1979, S. 101 f.). Damit erfährt der Kausalbegriff eine besondere und neue Zuschreibung, die es zu klären gilt.Die Systemtheorie kann mit Rückkopplungen, Wechselwirkungen und der sogenannten Rückwärtsverursachung wesentlich weiteres Feld beschreiben und auch über die Grenzen der Natur-, Geistes, und Sozialwissenschaften hinweg Fragen der Verursachung betrachten.
Im Prinzip ist der Anfang der Frage nach einer Ursache ja die "Warum"-Frage. Warum geschieht etwas? Was ist der Grund / die Ursache? Im Buddhismus wurde die Frage nach dem Warum wohl zu Beginn vor allem auf die zwölf Glieder des bedingten Entstehens bezogen.
Die zwölf Glieder des Bedingten Entstehens
Traditionellerweise entwickelte sich eine standardisierte Formulierung, die zwölf Stufen aufweist, die die Entstehung des Leidens veranschaulicht.
- Unwissenheit (Avidya) über die Vier Edlen Wahrheiten und das Bedingte Entstehen führt zur Annahme eines „Ich“ und damit zu
- Tatabsichten (Samskara), diese können heilsam, unheilsam oder neutral sein. Diese entstandenen Motivationen für Handlungen erzeugen ein bestimmtes
- Bewusstsein (Vijnana), also einen spezifischen Bewusstseinszustand, der durch karmische Neigungen aus vorangegangen Erfahrungen geprägt ist und als Grundlage dient für die Identifikation mit
- Name und Form (Nama-Rupa), das sind die Elemente der Körperlichkeit, die sich durch das Zusammenwirken der fünf Skandhas manifestieren. Gemeinsam mit Geist und Körper entwickeln sich
- Die sechs Sinnesbereiche (Sad-Ayatana): Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper und Geist entstehen gemeinsam mit den zugehörigen Sinneskräften Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten, Denken und den Sinnesobjekten Form, Klang, Geruch, Geschmack, tastbare Objekte und Objekte des Geistes. Daraus ergibt sich
- Berührung (Sparsa): Durch Kontakt eines Sinnesobjekts mit einem Sinnesorgan entstehen
- Gefühle (Vedana), welche angenehm, unangenehm oder neutral sein können. Durch Gefühle entsteht
- Verlangen(Trshna) nach Sein, Werden oder Nicht-Werden. Darauf reagiert der Mensch mit
- Ergreifen (Upadana) oder Anhaften. Das bedeutet, dass Angenehmes festgehalten und Unangenehmes abgelehnt werden. Dieser Prozess mündet in
- Werden (Bhava) als Folge der Verstrickung in Samsara. Der Prozess des Werdens entsteht, weil ein starkes Verlangen existiert. Starkes Verlangen führt zu
- Geburt (Jati), diese wiederum bedingt naturgemäß
- Alter und Tod (Jara-Marana), sie sind die Folgen des Verlangens nach Dasein.
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Das Wort um das es geht ist ja "Nidāna":
Nidāna (निदान) is a Sanskrit and Pali word that means "cause, motivation or occasion" depending on the context.[1] The word is derived from the Sanskrit prefix ni- (नि; "down", "into") plus the root dā (दा; "to bind"), forming the verb nidā (निदा; "to bind on, fasten").[2][3] This in turn yields the noun nidāna (निदान; lit. "a band, rope or halter").[3] It appears in the Rigveda, such as hymn 10.114.2,[4] and other Hindu scriptures, wherein it means "primary or first cause, linked cause"; in other contexts such as Rigveda 6.32.6, nidāna refers to the literal meaning of a rope or band that links, binds or fastens one thing to another, such as a horse to a cart.[3]
Während in dem deutschen Wort "Ursache" ja ein "Ur" drin steckt, fehlt diese Konnotation hier ganz. Nidāna scheint von der Grundbedeutung her auszusagen, wie stark zwei Sachen "wie durch ein Seil" verbunden sind. Es ist also vielleicht in erster Linie Korrelation. Das paßt auch zu dem Beispiel: Wenn ich der Vater von jemand bin ist dies sehr stark damit korreliert das derjenige mein Kind ist.
Und von daher kommt man dann zu "logischen Bedingungen" und "kausalen Bedingungen"
ZitatSamyutta Nikaya 12.21:
So (gilt es:) wenn Jenes ist, tritt dieses ein; aus der Entstehung von jenem geht die Entstehung von diesem hervor; wenn jenes nicht ist, tritt dieses nicht ein; aus der Aufhebung von jenem folgt die Aufhebung von diesem.
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Während in dem deutschen Wort "Ursache" ja ein "Ur" drin steckt, fehlt diese Konnotation hier ganz. Nidāna scheint von der Grundbedeutung her auszusagen, wie stark zwei Sachen "wie durch ein Seil" verbunden sind. Es ist also vielleicht in erster Linie Korrelation. Das paßt auch zu dem Beispiel: Wenn ich der Vater von jemand bin ist dies sehr stark damit korreliert das derjenige mein Kind ist.
Ich spekuliere mal ein bisschen: Die zwölf Glieder des bedingten Entstehens sind auch nicht als eine lineare kausale Beziehung aufzufassen, sondern als ein Kreislauf - also eine zirkuläre Bewegung. Das Rad der Wiedergeburten und Samsara als Kreislauf des Leidens drücken auch dieses zirkuläre Denken aus. Ursache und Wirkung dagegen implizieren eine strenge lineare Abfolge in eine Richtung.
Bei dem Beispiel mit Vater und Sohn handelt es sich ja um eine zweistellige Relation:
x ist der Sohn von y
y ist der Vater von x
Diese zweistellige Relation bestimmt das Verhältnis von x und y zueinander.
Eine Korrelation ist ja eher ein gemeinsames Auftreten zweier Ereignisse, ohne dass eine kausale Beziehung im strengen Sinne vorliegen muss.
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Die zwölf Glieder des bedingten Entstehens
sind von Buddha ausdrücklich als Kette und nicht als Kreislauf beschrieben. Das erst und das letzte Glied verbinden führt zum Kreislauf des Samsara, der Wiedergeburten, als Kette zum Befreien aus dem Kreislauf.
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Ursache und Wirkung dagegen implizieren eine strenge lineare Abfolge in eine Richtung.
Bei dem Beispiel mit Vater und Sohn handelt es sich ja um eine zweistellige Relation:
x ist der Sohn von y
y ist der Vater von x
Diese zweistellige Relation bestimmt das Verhältnis von x und y zueinander.
Eine Korrelation ist ja eher ein gemeinsames Auftreten zweier Ereignisse, ohne dass eine kausale Beziehung im strengen Sinne vorliegen muss.
Die Beziehung im Beispiel von Vater und Sohn wird in der buddhistischen Erkenntnistheorie und Logik als wesensgleiche Verbindung genannt. Sie ist im wesentlichen dadurch charakterisiert, dass die beiden verbundenen Phänomene zeitgleich existieren und dass das eine Phänomen nicht ohne das andere existieren kann. Das wird auch gegenseitige Abhängigkeit genannt.
Bei der kausalen Verbindung, dem Ursache-Wirkungs-Zusammenhang, gibt es dagegen keine Zeitgleichheit, weil Ursache und Wirkung nie gleichzeitig bestehen. Zur Zeit der Ursache besteht die Wirkung noch nicht. Wenn die Wirkung entstanden ist, dann existiert die Ursache nicht mehr.
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Die zwölf Glieder des bedingten Entstehens
sind von Buddha ausdrücklich als Kette und nicht als Kreislauf beschrieben. Das erst und das letzte Glied verbinden führt zum Kreislauf des Samsara, der Wiedergeburten, als Kette zum Befreien aus dem Kreislauf.
Eine weitere Spekulation: Vielleicht sind Glieder der Kette auch mit dem Bild einer Zwiebel vergleichbar. Indem man die Kette rückwärts durchläuft, schichtet man rekonstruktiv eine Haut nach der anderen ab. Die bedingten Bedingungen sind Schichten der Erfahrung.
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Eine weitere Spekulation: Vielleicht sind Glieder der Kette auch mit dem Bild einer Zwiebel vergleichbar.
Nein.
Man kann aber die Leerheit mit einer Zwiebel vergleichen.
Es ist eine Konditionalkette - d.h. jedes Glied ist Bedingung für das folgende im Sinne von wenn dieses, dann jenes - das ist insofern bedeutsam, da ich mit dem Aufheben der letzten Bedingung alle weiteren aufhebe - wenn Unwissenheit erlischt, dann erlischt eben Leiden.
Ich fand mal diesen Vortrag und empfehle ihn:
http://www.cl-diesunddas.de/Buddhismus/PS_I_v2.2.pdf
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Es ist eine Konditionalkette - d.h. jedes Glied ist Bedingung für das folgende im Sinne von wenn dieses, dann jenes - das ist insofern bedeutsam, da ich mit dem Aufheben der letzten Bedingung alle weiteren aufhebe - wenn Unwissenheit erlischt, dann erlischt eben Leiden.
So ganz linear und der Reihe nach sind die Gleider aber auch nicht zu betrachten - sagt jedenfalls Analayo:
Obwohl es in dieser Reihe von 12 Gliedern ein übergreifendes Muster gibt, bei dem das vorhergehende Glied eine Bedingung für das nachfolgende bildet, ist die zugrunde liegende Konzeption nicht auf eine lineare zeitliche Abfolge beschränkt (Anālayo 2019b, 2020b, c). „Name“ in name-and-form umfasst Faktoren wie Kontakt und Gefühlston, die später in der Reihe wiederkehren. Darüber hinaus wird in mehreren Diskursen eine wechselseitige Konditionierung zwischen Bewusstsein und Name-und-Form dargestellt. Dies ist eine wichtige Dimension der Lehre vom abhängigen Entstehen, da sie dazu dient, die Kontinuität der subjektiven Erfahrung während des Lebens und von einem Leben zum anderen in Abwesenheit einer dauerhaften Entität oder eines Selbst zu erklären (Anālayo 2018). Somit ist der Begriff der Kausalität, der im Hintergrund der obigen Liste von 12 Verbindungen steht, mit einem beträchtlichen Maß an Komplexität ausgestattet.
Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)
Und wichtig finde auch die Bemerkung, dass die Lehre dazu dient die Kontinuität der subjektiven Erfahrung zu erklären. D.h. es handelt sich möglicherweise bei der Anordnung der Glieder in einer Kette auch um eine idealtypische Abstraktion.
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Und wichtig finde auch die Bemerkung, dass die Lehre dazu dient die Kontinuität der subjektiven Erfahrung zu erklären. D.h. es handelt sich möglicherweise bei der Anordnung der Glieder in einer Kette auch um eine idealtypische Abstraktion.
Kann man so sehen. Ich sehe das aber praktisch. Subjektiv erfahre ich Leiden und brauche Hilfen wie ich damit umgehe. Die Kette sagt genau wo da anzusetzen ist - nämlich beim Gefühl. Das hat als Bedingung "Kontakt" - und als Folge "Begehren" und dabei geht das so schnell, dass ich das erst einmal verlangsamen muss und dafür ist die Achtsamkeitspraxis. Und dann kommt upadana in der Kette - Festhalten - bis das Verlangte zur Reife kommt - um dann die Verblendung zu vertiefen. Oder Loslassen, um es abzuschneiden. Das ist aber oft sehr schwierig.
Man muss diesen Mechanismus erkennen und kann dann damit auch aktiv handeln, weil man ja erkennt, wie automatisch bei einem diese Muster ablaufen. Die Konditionierung wird so bewusst und hat dann als Effekt auch eine Veränderung, denn wenn man das sieht - also wenn es bewusst geworden ist - dann kann man nicht mehr in gleicher Weise - wie bisher blind - handeln.
In vielen Fälle ist daher Nicht-Handeln eine gute Entscheidung und erst einmal warten, wie sich etwas entwickelt. Das entwickelt in jedem Fall Gleichmut.
Die Ansicht von Analayo sind von einem anderen Erkenntnisinteresse bestimmt und ich betrachte mich nicht als Forscher auf diesem Gebiet.
Es ist ja für Anfänger schwierig den Buddhismus mit seiner fremdartigen Terminologie zu verstehen und ich habe mich da mehrere Jahre hinein gegraben, das Erkannte praktisch angewendet und seinen Nutzen erfahren. Dabei kommt noch hinzu, dass die Zen-Praxis wieder eine ganz andere Begrifflichkeit hat und dennoch auf dem Buddhadharma gründet.
Mir hat Mirko Fryba sehr geholfen, was die Kette des Bedingten Entstehens anbelangt.
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Ich sehe das aber praktisch. Subjektiv erfahre ich Leiden und brauche Hilfen wie ich damit umgehe. Die Kette sagt genau wo da anzusetzen ist - nämlich beim Gefühl. Das hat als Bedingung "Kontakt" - und als Folge "Begehren" und dabei geht das so schnell, dass ich das erst einmal verlangsamen muss und dafür ist die Achtsamkeitspraxis. Und dann kommt upadana in der Kette - Festhalten - bis das Verlangte zur Reife kommt - um dann die Verblendung zu vertiefen. Oder Loslassen, um es abzuschneiden. Das ist aber oft sehr schwierig.
Man muss diesen Mechanismus erkennen und kann dann damit auch aktiv handeln, weil man ja erkennt, wie automatisch bei einem diese Muster ablaufen. Die Konditionierung wird so bewusst und hat dann als Effekt auch eine Veränderung, denn wenn man das sieht - also wenn es bewusst geworden ist - dann kann man nicht mehr in gleicher Weise - wie bisher blind - handeln.
Super erfasst!
Siehe mal:
ZitatBeobachtet das Wirken der Bedingtheit; ihr werdet es in Allem erkennen. Ohne sie gäbe es kein Leben. Leben kann nur durch dieses fortgesetzte Bedingen und Umformen existieren. Aber manchmal ist dieses Gestalten so
subtil, dass wir es nicht bemerken. Es kann so versteckt sein wie in einem Fels. Zwar findet in jedem Fels beständiger Wandel statt, wenn ihr hinseht, werdet ihr es aber kaum bemerken.
Der bessere Einstieg wäre die Bedingtheit in euch selbst zu erkennen. Es geschieht alles unmittelbar in unserem Körper. Dort können wir das Gestalten sehr genau beobachten. Zellen sterben ab und neue bilden sich, sodass schon bald alle ersetzt sind.
Durch den noch genaueren Blick nach innen können wir alle Daseins-gruppen (Khandha) – die der Körperlichkeit (Rũpa-khandha), der Gefühle (Vedanā-Khandha), der Wahrnehmung (Saññā-Khandha), der Geistes-formationen (Sankhāra-Khandha) und des Sinnesbewusstseins (Viññãṇa-Khandha) –, die diesen Körper-Geist-Prozess ausmachen und den bestän-digen Wandel, dem sie unterworfen sind, klar erkennen.
In diesem Körper gibt es die sechs inneren Sinnesorgane: Augen, Ohren, Nase, Zunge, Tastsinn und Geist. Sie treffen mit den jeweiligen äußeren Objekten zusammen: Formen, Töne, Gerüche, Geschmäcker, Berührungen und Geistesobjekte. Eine Form wird gesehen, ein Ton gehört, ein Geruch gerochen. Wir nennen das Kontakt (Phassa).
Es ist der Ausgangspunkt des Gestaltens; eine Serie von weiteren Sankhāra entsteht daraus. Jetzt sind die Augen tätig, jetzt die Ohren, jetzt die Nase, nun die Zunge, die Haut, jetzt arbeitet der Geist. Einer nach dem anderen erfüllen die Sinne ihre Pflicht und tun ihre Arbeit. Das ist der beste Zeitpunkt, an dem das Wann, Wo und Wie der Bedingtheit zu beobachten ist.
Die Interaktion des Sinnesorgans mit dem Sinnesobjekt (Augen und Form, Ohren und Töne, ... Geist und Geistesobjekte) bedingen Kontakt. Kontakt bedingt Gefühle (Vedanā). Gefühle sind die angenehme oder unangenehme oder neutrale geistige Reaktion auf den Sinneseindruck. Gefühl wiederum bedingt Wahrnehmung und Wiedererkennen (Saññā), denn nur was man fühlt, das wird bemerkt und eingeordnet.
Die Wahrnehmung bedingt dann verschiedene Gedanken und Überlegun-gen, Willensregungen und Emotionen (Sankhāra-Khandha). Das führt dazu, dass man dies oder jenes tut. Dann kommen die Auswirkungen dieses Tuns, die wiederum zu weiteren Überlegungen führen, denen weitere Handlungen folgen, und so geht das in einem fort weiter.
Es hört nie auf, ruht nicht, macht keine Pause. Es setzt sich fort, ob wir schlafen oder wachen.
Dieser beständige Strom, dieses endlose Fließen, ist das Merkmal der Vergänglichkeit (Anicca).
Dukkha (Leidhaftigkeit, Unbefriedigtheit, Elend, Übel, Unzulänglichkeit) ist leicht zu verstehen, wenn wir das Merkmal der Vergänglichkeit (Anicca) deutlich gesehen haben.
Wenn wir uns wünschen, dass die Dinge entsprechend unseren Vorstel-lungen geschehen sollen, werden wir Dukkha erfahren. Wenn Dinge sich verändern, nicht mehr so sind, wie wir sie gern hätten, oder sie nicht so sind, wie wir sie uns gewünscht haben, empfinden wir Dukkha.
Tatsächlich sind Dinge nie ganz so, wie wir wollen, weil sie in ihrer Wandelbarkeit nie lange genug innehalten, um uns dauerhaft zufrieden zu stellen. Wir haben also das Problem der nicht enden wollenden Unzu-friedenheit (Dukkha). Es ist wirklich schwer zu ertragen, inmitten all dieser wandelbaren Dinge und ihrer Bedingtheit zu leben.
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Kann man so sehen. Ich sehe das aber praktisch. Subjektiv erfahre ich Leiden und brauche Hilfen wie ich damit umgehe. Die Kette sagt genau wo da anzusetzen ist - nämlich beim Gefühl. Das hat als Bedingung "Kontakt" - und als Folge "Begehren" und dabei geht das so schnell, dass ich das erst einmal verlangsamen muss und dafür ist die Achtsamkeitspraxis. Und dann kommt upadana in der Kette - Festhalten - bis das Verlangte zur Reife kommt - um dann die Verblendung zu vertiefen.
Die Kette des Entstehen in Abhängigkeit ist Kausalkette, die bei Buddha Fragestellung war ja die nach dem Grund für Dukkha - für Geburt und Tod - anfängt und dann von hinten nach vorne zu den Bedingungen/Ursachen vordringt. Tod wurzelt in Geburt, diese Im Werdeprozess. ( bhava) und dessen Grund ist wiederum Anhaftung ( upadānā)
Aber hier wechselt man die Referenzebene. Während 10-12 als Thema so etwas wie "Die Folgen des verblendeten Geistes" firmieren ja 6-9 eher unter der Überschrift "das Funktionieren des verblendeten Geistes":
das "Spielfeld" dieser Kette ist meine Wahrnehmung. Und wenn ich meinen Geist gut schule, dann merke ich immer besser was da passiert.
Während der Schritt zu 5 noch einmal ein Wechsel der Referenzebene ist. Vom " Funktionieren des verblendeten Geistes" geht es zu dem Thema "die tieferen Grundlagen des verblendeten Geistes" in die tieferen Stockwerke.
Auch wenn es also insofern eine kausale Kette ist, als letzteres auf ersterem beruht, gibt es da so etwas wie Wechsel im Referenzsystem.
Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.
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Ich kenne noch eine etwas andere Strukturierung der zwölf Glieder des abhängigen Entstehens in vier Gruppen:
- Hervorrufende Ursachen
Die Glieder 1 - 3 - Verwirklichende Ursachen
Die Glieder 8 - 10 - Hervorgerufene Wirkungen
Die Glieder 4 - 7 - Verwirklichte Wirkungen
Die Glieder 11 und 12
- Hervorrufende Ursachen
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Ich habe schon ein forschendes Interesse, die Theorien der Verursachung in der Geschichte der buddhistischen Philosophie besser zu verstehen. In dem Text von Analayo zu "Abhängigem Entstehen und wechselseitiger Abhängigkeit" gibt es dazu einen interessanten Hinweis:
ZitatCox (1993, S. 134) erklärt, dass mit der Entwicklung der Sarvāstivāda-Exegese „abstrakte kausale Beziehungen um ihrer selbst willen und nicht nur als Teil einer Diskussion über das abhängige Entstehen betrachtet werden.“ Schließlich, „mit dem Aufkommen einer unabhängigen und abstrakten Kausaltheorie, erhielt das abhängige Entstehen ... seine eigene partikulare Rolle, als eine Erklärung des Prozesses der Wiedergeburt, völlig losgelöst von der allgemeinen Kausaltheorie“ (S. 136).
Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)
Mit den Abhidarma Studien der Sarvastivadins rückte also die Verursachung selbst in der Fokus und wurde losgelöst von der Lehre des Abhängigen Entstehens betrachtet. Verschiedene Arten von Ursachen wurden aufgelistet und in Ordnungsschemata gebracht. void hat oben schon auf den Text von Berzin zur Analyse von Kausalität und Karma hingewiesen, in dem diese Theorien kurz vorgestellt werden.
Hier eine Grafik, die ich dazu erstellt habe, nach der Lektüre eines Textes von Bhikkhu Dhammajoti zu dem Thema.
Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.
Ich fände es sehr hilfreich zu den einzelnen Arten von Ursachen (den blauen Kästchen) Beispiele zusammen zu tragen, um zu einem besseren Verständnis zu kommen.
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Ich finde die Unterteilung von Helmut in dem Text "Karma und Wiedergeburt in der tibetischen Gelugpa-Tradition" von Carola Roloff, M.A.Universität Hamburg
und Tibetisches Zentrum Hamburg e.V..
Als Quelle wird folgender Text angegeben:
ZitatrJe btsun Chos kyi rGyal mtshan: Ein Vergnügungssee für den König der Nagas: Allgemeine Bedeutung des Abhängigen Entstehens (rten 'brel gyi spyi don klu dbang gi rol mtsho).
Der Text gehört zu den Studien über die Sutras der Vollkommenheit der Weisheit (prajnaparamita, sher phyin). Dementsprechend folgen die
Erklärungen hauptsächlich dem System der Svatantrika-Madhyamika-Schule:
Zeitlich geordnete Darstellung der Zwölf Glieder nach rje btsun Chos kyi rgyal mtshan (Phar phyin)
Hervorrufende Ursachen ('phen byed kyi rgyu)
1. Unwissenheit (avidya; ma rig pa)
2. Gestaltende Tat (samskara; 'du byed)
3. Bewusstsein (vijnana; rnam par shes pa)
Verwirklichende Ursachen ('grub byed kyi rgyu)
8. Verlangen (trsna; sredpa) - Mitwirkender Umstand (Ihan cig byed pa'i rkyen; saha-kari-pratyaya; Mvy 4491)
9. Ergreifen (upadana; nye bar len pa)
10. Werden (bhava; srid pa)
Im Leben danach:
Hervorgerufene Wirkungen ('phangspa'i 'bras bu) Verwirklichte Wirkungen (grubpa'i 'bras bu) 4. Name und Körper (nama-rupa; ming dang gzugs) 4a. erster Moment: Geburt (Jati; skye ba) 4b. danach: Altern und Tod (jaramarana; rga shi) 5.Sechs Sinnesquellen (sad-ayatana; skye mched drug) 6. Berührung (sparša; reg pa) 7.Empfindung (vedana; tshor ba) So wie auch bei meiner Aufteilung sehe ich die Motivation das anders einzuteilen in der Erkenntnis, dass die Glieder jeweils unterschiedliche Referenzsysteme haben. Es sind nicht gleichberechtigte Kugeln die einander anstoßen, sondern so etwas wie unterschiedliche Zahnräder die ineinander greifen.
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Zitat
Ich fände es sehr hilfreich zu den einzelnen Arten von Ursachen (den blauen Kästchen) Beispiele zusammen zu tragen, um zu einem besseren Verständnis zu kommen
Oh Gott,
wo soll das hinführen?
Ich schaue mal ob perplexity.ai. da gute Beispiele findet.
Hier habe ich noch Definitionen gefunden:
1) Efficient cause (kāraṇa-hetu).
It is any dharma that either directly or indirectly — by not hindering — contributes to the arising of another dharma.
Vasubandhu defines it as:
"A conditioned dharma has all dharmas, excepting itself, as its efficient cause, for, as regards its arising, these dharmas abide in the state of non-obstructiveness."
This is type of cause is rejected by Sautrāntikas like Śrīlāta.
Ein Beispiel für kāraṇa-hetu ist der Regen als Ursache für das Wachsen von Pflanzen. In diesem Kontext steht "kāraṇa" für die direkte Ursache, die eine Wirkung hervorruft, während "hetu" allgemein als Ursache oder Grund verstanden wird. Der Regen liefert das notwendige Wasser, das Pflanzen zum Wachsen benötigen, und ist somit die direkte Ursache für ihr Wachstum
Klingt verständlich
2) Homogeneous cause (sabhāga-hetu).
This refers to the kind of causality in which an effect is of the same moral type as the previous cause in a series. Thus, in the series c1 → c2 → c3, if c1 is skilful, it is the homogenous cause for c2 which is also skilful, and so on.
According to Vaibhāṣika, this form of causality exists among mental and material dharmas, but Sautrāntikas deny that it can apply to material dharmas.
Ein Beispiel für sabhāga-hetu ist die Beziehung zwischen einer Ursache und ihrem Produkt, die eine wesentliche Ähnlichkeit oder Gleichartigkeit aufweisen. Ein spezielles Beispiel hierfür ist die Aussage: "Dies ist ein Baum, weil es eine Śiṃśapā ist" 4. In diesem Fall wird die spezifische Art des Baumes (Śiṃśapā) als Ursache für die allgemeine Kategorie "Baum" betrachtet, wobei beide eine ähnliche Natur teilen.
Klingt auch verständlich
4) Retribution cause (vipāka-hetu).
This is the skill or unskilful dharmas that are karmic causes, and thus lead to good or bad karmic retribution.
For Vaibhāṣikas, retribution causes and their fruits comprise all 5 aggregates.
Sautrāntikas held that retribution cause is only volition (cetanā), and retribution fruit comprises only sensation (vedanā).
Ein Beispiel für vipāka-hetu ist die moralisch neutrale Wirkung von Karma, die sich in geistigen Zuständen wie körperlichem Schmerz oder Freude manifestiert. Vipāka-hetu ist eine Ursache, die zur Reifung von Karma führt, und beeinflusst die Entstehung von Erfahrungen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Das ist mir nicht verständlich
Bei Berzin sind das "reifenden Ursachen":
ZitatEin destruktives oder perfektes konstruktives Phänomen, das - außer wenn man das eigene Geisteskontinuum für immer von Begehren gereinigt hat - die Kraft hat, die nicht hinderlichen, nicht [als destruktiv oder konstruktiv] spezifizierten Bestandteile hervorzubringen, die in den fünf Aggregatsfaktoren zukünftiger Wiedergeburtzustände enthalten sind, also beispielsweise den Körper, die Bewusstseinsarten und die Empfindungen.
5) Co-existent cause (sahabhū-hetu).
This is a new causal category developed by Sarvāstivāda.
The Mahāvibhāṣa states that the intrinsic nature of the co-existent cause is "all the conditioned dharmas."
Saṁghabhadra’s Nyāyānusāra states that this refers to those causes "that are reciprocally virile effects, on account of the fact that they can arise by virtue of mutual support …
For example: the 4 Great Elements are co-existent cause mutually among themselves …
for it is only when the 4 different kinds of Great Elements assemble together that they can be efficacious in producing the derived matter (upādāya rūpa)...
In this way, the whole of the conditioned, where applicable (i.e., where a mutual causal relationship obtains) are co-existent causes."
Another sense in which they are co-existent is because they come together to produce a common effect, they function together as causes at the time of the arising of a dharma.
Ein Beispiel für sahabhū-hetu oder gleichzeitige Kausalität ist, wenn mehrere Dharmas gleichzeitig an einer Wirkung beteiligt sind oder sich gegenseitig beeinflussen. Ein konkretes Beispiel ist das Zusammenspiel der Grundatome in einem Atomaggregat, bei dem die Atome gemeinsam eine Wirkung erzielen, ohne dass eines allein verantwortlich ist.
Ich stolpere über die Atome.
Hier sagt Berzin:
ZitatDie Elemente eines materiellen Objektes und das materielle Objekt, das aus ihnen besteht, verursachen sich beispielsweise gegenseitig und sie treten gleichzeitig auf. Oder die definierenden Eigenschaften von etwas und eine Grundlage, die diese definierenden Eigenschaften hat – sie treten zeitgleich auf. Dies ist zum Beispiel ein Tisch, weil er die definierenden Eigenschaften des Tisches hat. Die definierenden Eigenschaften des Tisches existieren nicht zuerst; sie sind zeitgleich mit dem Tisch da
6) Conjoined cause (saṁpra-yuktaka-hetu).
This refers to co-existent causes in the mental domain of citta-caittas.
According to Saṁghabhadra:
"This conjoined cause is established because thought and thought concomitants, being conjoined, accomplish the same deed by grasping the same object."
Ein Beispiel für saṁpra-yuktaka ist die Verbindung von Bewusstsein mit den damit verbundenen geistigen Faktoren, wie Wahrnehmung, Empfindung und Absicht. Diese Faktoren entstehen gemeinsam und sind untrennbar miteinander verbunden, sodass sie sich gegenseitig unterstützen und bedingen
Klingt auch nachvollziehbar
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Ein Beispiel für vipāka-hetu ist die moralisch neutrale Wirkung von Karma, die sich in geistigen Zuständen wie körperlichem Schmerz oder Freude manifestiert. Vipāka-hetu ist eine Ursache, die zur Reifung von Karma führt, und beeinflusst die Entstehung von Erfahrungen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Das ist mir nicht verständlichSo wie ich es verstehe, ist alles, was hier aufgezählt wird, das Ergebnis von Karma. Daher hätte es ein karmisches Resultat, obwohl es rein ethisch betrachtet neutral erscheint.
ZitatHervorgerufen durch Galle, Schleim, Wind, deren Zusammenfall, durch Klimawechsel, durch verkehrtes Verhalten, durch Unfälle, durch Reife des Wirkens, Sīvako, steigen etliche Gefühle auf. Das aber ist von einem selber zu merken, wie solche Gefühle aufsteigen. Auch in der Welt ist dies als Wahrheit bekannt, wie solche Gefühle aufsteigen. Da nun gehen die Asketen und Brahmanen, Sīvako, die da lehren und denken: 'Was immer auch eine menschliche Person empfindet an Wohl oder Wehe oder Weder-wehe-noch-wohl, all das ist durch früher Getanes veranlaßt' über das hinaus, was sie selber erkennen, und sie gehen hinaus über das, was in der Welt als Wahrheit bekannt ist. Darum sage ich von diesen Asketen und Brahmanen: Das ist falsch'".
https://www.palikanon.com/samyutta/sam36.html#s36_21
Alles, was passiert, hat seine Ursachen, auch wenn man meint, man könne nichts dafür. Das ist doch fraglich, oder? Wenn wirklich alles absolut vorbestimmt wäre, weiß ich ehrlich gesagt nicht weiter.
Die Maschine (KI) ist blöd, egal welche. Besser Nyanatiloka , der erklärt das ganze sehr ausführlich. Auch in visuddhimagga. LG.
Ach, so wie das Geisteskontinuum – alles hinterlässt Spuren, absolut. Aber die Zeit wäre dann ein eher relativer Begriff. Oder?
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So wie ich das verstehe, ist alles mein handeln mit Ursachen, das Wirkungen erzeugt und dieses erzeugt bedingt durch mein handeln Schicksal.
Karma mit Ursachen erzeugt Wirkungen und kein Karma ohne Handlung, sondern Ursachen, die wieder mit meinem Karma Wirkungen bewirken.
Wenn Karma nicht ausschließlich mein Handeln mit den jetzt erscheinenden Dharmas ist, erscheint Determinismus als Illusion.