Glaube im Buddhismus

  • Was ist euere Ansicht zum Thema Glauben im Buddhismus.


    Kann/soll/darf oder muss man etwas im Buddhismus Glauben oder ist das schon wieder direkt Anhaftung.


    Manche sagen mir im Buddhismus glaubt man nicht an Wiedergeburt und Karma sondern man wisse es .


    Es wird über Götterwelten der Devas und Höllen Daseinsbereiche geredet die alle Teil des Kreislaufs sind . Außerhalb dieses Kreislaufs lägen nur Nirwana und die Buddhaländer.


    Andererseits sagte Buddha selbst man solle nicht blind vertrauen auf jegliche Lehre sondern selbst überprüfen. Aber viele dieser Dinge lassen sich nicht überprüfen da wir entweder nie in diesen Bereichen gelebt haben oder keine Erinnerung haben.


    Das einzige was ich persönlich wirklich als „Wissen“ und nicht als Glaube habe sind die 4 edlen Wahrheiten und der 8 fache Pfad .


    Wie seht ihr das ?

  • Wenn ich etwas nicht weiß, glaube ich erstmal.

    Mit Glauben war ich nie zufrieden, also suchte ich nach Tatsachen.

    Keine Tatsachen, dann auch kein Glaube mehr

    Wenn Tatsachen, dann Wissen.

    Das ist auch nie genug gewesen.

    Wenn Wissen dann anwenden und dadurch Gewissheit.

    Gewissheit wird immer wieder anhand von Handeln und Wissen überprüft.

    Es bleibt ein wissender, gewiss sicherer Glaube, der nicht geprüft werden kann: Gott?, NEIN!, Bewusstsein.


    Dieses Programm wende ich an, seit ich denken kann. Das brauchte ich nicht zu lernen, das hab ich mitbekommen und ich habe mich immer gegen Glauben sollen oder müssen gewehrt. Meistens ohne Wissen der Fordernden, die konnten glauben, was sie wollten, auch dass sie mich von ihrem Glauben überzeugt haben.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Andererseits sagte Buddha selbst man solle nicht blind vertrauen auf jegliche Lehre sondern selbst überprüfen.

    Ganz genau.

    Aber viele dieser Dinge lassen sich nicht überprüfen da wir entweder nie in diesen Bereichen gelebt haben oder keine Erinnerung haben.

    Was Du überprüfen kannst, ist Deine Einstellung zu diesen Dingen. Dann kannst Du mit der Zeit auch feststellen, was Deine Beziehung dazu ist, und ob diese auf Anhaftungen beruht.


    Ich stolpere jetzt seit einigen Jahren den Pfad des Buddhas entlang. Und das einzige, was ich bisher glauben musste, war: Das *könnte* ein Weg für mich sein. Und das auch nur die ersten Monate.


    Seitdem gilt für mich, was Du oben geschrieben hast. Nehme die Praxis ernst und prüfe sorgsam.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Wie seht ihr das ?

    Hi, NamoAdidaphat88 .


    Es gibt ein sehr gutes Buch mit dem Titel 'Weshalb Sie (k)ein Buddhist sind'. Wenn man nur drei Daseinsmerkmale akzeptiert, sollte das ausreichen. Ha, ich würde noch ein viertes hinzufügen. Das steht nicht überall. Den Buddhismus kann man nur im eigenen Inneren er-spüren. Man kann ihn niemals durch irgendwelche Lehren oder durch Studium verstehen; das ist nicht mehr als Kopf-Wissen. So kann man auch Philosophie studieren. Deswegen wird man kein Buddhist. Wenn du dir nur die Frage stellst: Was ist absolut wichtig in deinem Leben? Und wenn die Antwort Dhamma lautet, dann bist du ein Buddhist. Die innere Quelle, die niemals versiegen wird. Alles Gute!

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wie seht ihr das ?

    Hi, NamoAdidaphat88 .


    Es gibt ein sehr gutes Buch mit dem Titel 'Weshalb Sie (k)ein Buddhist sind'. Wenn man nur drei Daseinsmerkmale akzeptiert, sollte das ausreichen. Ha, ich würde noch ein viertes hinzufügen. Das steht nicht überall. Den Buddhismus kann man nur im eigenen Inneren er-spüren. Man kann ihn niemals durch irgendwelche Lehren oder durch Studium verstehen; das ist nicht mehr als Kopf-Wissen. So kann man auch Philosophie studieren. Deswegen wird man kein Buddhist. Wenn du dir nur die Frage stellst: Was ist absolut wichtig in deinem Leben? Und wenn die Antwort Dhamma lautet, dann bist du ein Buddhist. Die innere Quelle, die niemals versiegen wird. Alles Gute!

    Danke 🙏 ! Das bedeutet ja an sich die Zufluchtnahme , insbesondere zum Dharma.

  • Wie seht ihr das ?

    Hi, NamoAdidaphat88 .


    Es gibt ein sehr gutes Buch mit dem Titel 'Weshalb Sie (k)ein Buddhist sind'. Wenn man nur drei Daseinsmerkmale akzeptiert, sollte das ausreichen. Ha, ich würde noch ein viertes hinzufügen. Das steht nicht überall. Den Buddhismus kann man nur im eigenen Inneren er-spüren. Man kann ihn niemals durch irgendwelche Lehren oder durch Studium verstehen; das ist nicht mehr als Kopf-Wissen. So kann man auch Philosophie studieren. Deswegen wird man kein Buddhist. Wenn du dir nur die Frage stellst: Was ist absolut wichtig in deinem Leben? Und wenn die Antwort Dhamma lautet, dann bist du ein Buddhist. Die innere Quelle, die niemals versiegen wird. Alles Gute!

    Danke 🙏 ! Das bedeutet ja an sich die Zufluchtnahme , insbesondere zum Dharma.

    Nein, mein Lieber, es ist nicht so einfach. Selbst wenn ich tausendmal Zuflucht nähme, würde das nicht bedeuten, dass ich ein echter Buddhist bin. Zuflucht wäre es dann, wenn ich nicht anders leben könnte, also wie ohne Wasser.

    In dem von mir erwähnten Buch betont der Autor gerade diesen Aspekt.

    Ich kann es anders ausdrücken: Wenn ich wirklich, also authentisch, in allem die Vergänglichkeit wahrnehme, die Schwererträglichkeit des Daseins, und ich sehe, dass alle bedingten Phänomene keinen inneren Kern haben, dann sehne ich mich nach der Befreiung. Oder ich kann nicht dafür. _()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Glauben im Sinne von für wahr halten (z.B. "ich glaube nicht an Hexen") oder im Sinne von spekulieren (z.B. "wenn ich richtig praktiziere, werde ich im nächsten Leben als Engel auf dem Astralplaneten Myriel wiedergeboren") ist für mich zunächst einmal harmlos.


    Im negativen Fall fällt es für mich nicht unter anhaften, sondern unter Dummheit, z.B. "ich glaube dass Julia die Richtige für mich ist", aber Julia entpuppt sie sich als Alp-Traumfrau.


    Im positiven Fall kann Glaube eine starke Motivation sein, die mit Ausdauer und Hingabe tatsächlich zum erwünschten Ergebnis führen kann, das habe ich persönlich schon oft erlebt, wobei die Warnung gilt "hüte Dich für Deinen Wünschen, denn sie könnten in Erfüllung gehen".


    Karma und Wiedergeburt stehen für mich ausser Zweifel, aber nicht unbedingt im wörtlichen oder herkömmlichen Sinne.


    Bei allen erwachsenen Menschen, die ich mir sehr nahe standen und stehen, konnte ich feststellen, dass ihr äusseres (*) Leben ein Spiegel ihrer Lebenseinstellung, ihrer inneren Haltung, ihrer Überzeugungen, Gewohnheiten, Glaubenssätze ist, im positiven wie im negativen Sinne.

    Für mich selbst gilt das genauso, es ist nur schwerer festzustellen und meist erst mit einigem zeitlichen Abstand. Von den drei "Übeln" Hass, Gier und Verblendung war bei mir mit weitem Abstand die Verblendung ("Dummheit") verantwortlich für alle "Misserfolge".

    Die hohe Kunst der Selbstsabotage durch verrückte hartnäckige Überzeugungen.

    Karma heisst für mich somit "It is my mind that creates my world".


    Wiedergeburt ist in der Meditation ab einer gewissen "Stufe" ganz konkret erlebbar.

    Das "Sterben" des Ich in der wachen klaren Stille von Samadhi und seine Wiedergeburt mit der ersten winzigen geistigen Bewegung ...

    Wiedergeburt ist für mich damit primär ein "geistiges" Phänomen.


    :medim: :mediw:


    (*) Die sog. "Schicksals-Schläge" sind natürlich ein ganz eigenes Feld, das wäre ein Thema für einen eigenen Thread.

  • Danke 🙏 !


    Aber nur geistig ist Wiedergeburt nun auch nicht . Als der Buddha Erleuchtung erlangte konnte er sich an alle vorherigen Existenzen erinnern


    Und es gibt viele Ereignisse bei denen sich nicht buddhistische Kinder die keinerlei Kontakt oder Glaube an Wiedergeburt an ihr vorheriges Leben erinnern konnten , sogar wie sie starben und wo ihre vorherige Familie lebt usw.


    Im Vajrayana werden ja sogar die Rinpoches usw. gesucht bzw. nach ihrem Tod deren Reinkarnation.

  • Aber nur geistig ist Wiedergeburt nun auch nicht . Als der Buddha Erleuchtung erlangte konnte er sich an alle vorherigen Existenzen erinnern

    So einfach ist das leider nicht.

    Als Philosophiestudent kommt man irgendwann bei folgender Aussage vorbei:

    "Es gibt keine schlüssige Widerlegung der Theorie, dass die Welt erst vor zehn Minuten entstanden ist, einschließlich aller Erinnerungen, Museumsstücke, Schnittwunden etc."

    Das klingt erst mal abenteuerlich, aber wenn man sich anschaut, wie heute Computer runter- und wieder hochfahren, oder zum ersten Mal booten nach einer Neuinstallation, dann wird man ganz leise.

  • Wie betrachtet ihr in der Hinsicht dann die ganze Kosmologie des Buddhismus ?


    Im buddhistischen Weltbild gibt es eine Vielzahl von Existenzebenen, die sich in ihrer Schwingung, Energie und Bewusstseinsqualität unterscheiden. Diese Ebenen existieren gleichzeitig und sind Ausdruck des karmischen Bewusstseins.


    Die buddhistische Kosmologie beschreibt 31 Daseinsbereiche (Loka) in drei Hauptdimensionen:


    a) Kāmaloka (Welt der Begierde)


    Das ist unsere bekannte Welt, in der Sinneslust, Begierde und Emotionen dominieren.

    • Menschen

    • Tiere

    • Höllenwesen (Narakas)

    • Hungrige Geister (Pretas)

    • Götter mit groben Sinnesverlangen (Devas)


    b) Rūpaloka (Welt der Formen)


    Eine höhere Dimension, in der Wesen weniger an groben Sinnesvergnügen gebunden sind, aber noch eine feinstoffliche Form haben.

    • Himmlische Bereiche (Devas, Brahmas)

    • Meditationswesen, die in tiefen Samadhi-Zuständen verweilen


    c) Arūpaloka (Welt der Formlosigkeit)


    Die höchsten Dimensionen, in denen es keine materielle Form mehr gibt, sondern nur reines Bewusstsein.

    • Unendlicher Raum

    • Unendliches Bewusstsein

    • Nichtsheit

    • Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung


    2. Himmel und Höllen


    Der Buddhismus beschreibt Himmel und Höllen nicht als ewige Orte, sondern als temporäre Bewusstseinszustände, die durch Karma geschaffen werden.

    • Höllenbereiche (Naraka): Extreme Leidenszustände, die durch Hass, Gier oder Unwissenheit entstehen.

    • Himmlische Bereiche: Glückszustände, die durch Mitgefühl, Großzügigkeit und Meditation erreicht werden.


    Diese Bereiche sind aber nicht dauerhaft – selbst Götter müssen irgendwann wiedergeboren werden.


    3. Geisterwelten


    Die Geisterwelt (Bardo) spielt besonders im tibetischen Buddhismus eine zentrale Rolle. Es gibt verschiedene Arten von Geistwesen:

    • Hungrige Geister (Pretas): Wesen, die von Gier oder Anhaftung gefangen sind.

    • Naturgeister (Lokapala): Schutzgeister von Orten, Bergen oder Gewässern.

    • Bewusste Geisterwesen: Yogis oder Meister, die den Tod überwunden haben und zwischen den Welten reisen können.


    4. Multiversen und Paralleldimensionen


    Im Mahayana-Buddhismus (wie auch in der Karma Kagyü-Tradition) gibt es die Vorstellung von unendlichen Universen. Jedes Universum hat seinen eigenen Buddha oder Bodhisattva, der dort lehrt.


    Der Buddha sprach oft von:

    • Unzähligen Weltsystemen (Trichiliocosm)

    • Reinen Landen (Sukhavati), in denen Wesen leichter zur Erleuchtung gelangen

    • Parallelen Buddhas in anderen Universen (z.B. Amitabha oder Vairocana)


    5. Bardo – Zwischenzustände


    Nach dem Tod durchläuft das Bewusstsein verschiedene Zwischenzustände (Bardos):

    • Bardo des Sterbens

    • Bardo der klaren Lichterfahrung

    • Bardo der Wiedergeburt


    Hier können Wesen in andere Dimensionen oder Geisterwelten eintreten, abhängig vom eigenen Karma.


    Der Buddhismus beschreibt das Universum als ein unendlich verzweigtes Netz von Dimensionen, in denen Bewusstseinszustände und Schwingungen die Realität formen. Himmel, Höllen und Geisterwelten sind nicht absolute Orte, sondern Ausdruck des Bewusstseins.


    Obwohl diese Dimensionen laut Buddha ja real sind, betonte er immer auch dass letztlich alles gleichzeitig eine Projektion des Geistes ist sogar die höchsten Himmel oder Geisterwelten.

  • Wie betrachtet ihr in der Hinsicht dann die ganze Kosmologie des Buddhismus ?


    Es gibt ja das Gleichnis vom vergifteten Pfeil. Darin sagt Buddha, dass es ihm darum geht genau die Information zu übermitteln, die zur Erreichen von Befreiung notwendig ist.


    Das Sutta beginnt in Jetavana, wo der Mönch Malunkyaputta von Gautama Buddhas Schweigen über die vierzehn unbeantwortbaren Fragen beunruhigt ist, zu denen Fragen über die Natur des Kosmos und das Leben nach dem Tod eines Buddha gehören.Malunkyaputta trifft sich dann mit Gautama Buddha und bittet ihn um Antworten auf diese Fragen. Wenn er nicht antwortet, wird Malunkya auf seine Lehren verzichten.Gautama antwortet, indem er zunächst erklärt, er habe nie versprochen,ultimative metaphysische Wahrheiten wie diesezu enthüllen,und verwendet dann die Geschichte eines Mannes, der mit einem vergifteten Pfeil erschossen wurde, umzu veranschaulichen, dass diese Fragen für seine Lehren irrelevant sind.



    Zitat

    Es ist, als wäre ein Mann mit einem Pfeil verwundet, der dicht mit Gift verschmiert ist.Seine Freunde und Gefährten, Verwandten und Verwandten versorgten ihn mit einem Chirurgen, und der Mann sagte: „Ich werde diesen Pfeil nicht entfernen lassen, bis ich weiß, ob der Mann, der mich verwundet hat, ein edler Krieger, ein Priester, ein Kaufmann war. oder ein Arbeiter. 'Er würde sagen: „Ich werde diesen Pfeil nicht entfernen lassen, bis ich den Vornamen und den Clannamen des Mannes kenne, der mich verwundet hat... bis ich weiß, ob er groß, mittelgroß oder klein war... bis ich weiß, ob Er war dunkel, rotbraun oder goldfarben... bis ich sein Heimatdorf, seine Stadt oder seinen Ort kenne... bis ich weiß, ob der Bogen, mit dem ich verwundet wurde, ein langer Bogen oder eine Armbrust war... bis ich weiß, ob die Bogensehne, mit der ich verwundet wurde, Faser, Bambusfäden, Sehnen, Hanf oder Rinde war... bis ich weiß, ob der Schaft, mit dem ich verwundet wurde, wild oder kultiviert war... bis ich weiß, ob die Federn von dem Schaft, mit dem ich verwundet wurde, waren die eines Geiers, eines Storchs, eines Falken, eines Pfaus oder eines anderen Vogels... bis ich weiß, ob der Schaft, mit dem ich verwundet wurde, mit der Sehne eines Ochsen verbunden war, a Wasserbüffel, ein Langur oder ein Affe. 'Er würde sagen: "Ich werde diesen Pfeil nicht entfernen lassen, bis ich weiß, ob der Schaft, mit dem ich verwundet wurde, der eines gewöhnlichen Pfeils, eines gebogenen Pfeils, eines Stachels, eines Kalbszahns oder eines Oleanderpfeils war."Der Mann würde sterben und diese Dinge würden ihm immer noch unbekannt bleiben.

    Ich denke es sind nicht nur viele metaphysische Frage zur Erreichen von Befreiung unnötig sondern auch ganz viele kosmologische.


    Angenommen jemand wüste nichts über den Berg Meru, könnte derjenige Befreiung erlangen. Sicherlich. D.h der Berg Meru ist für die Befreiung irrelevant. Ebenso könnte jemand Befreiung erlangen, wenn er noch nie von Hungergeister gehört hat. Die ganze Kosmologie ist als größenteils irrelevant.

  • Darin sagt Buddha, dass es ihm darum geht genau die Information zu übermitteln, die zur Erreichen von Befreiung notwendig ist.

    Sehe ich genauso. Die Kosmologie kann man glauben, muss man aber nicht. Wobei es genau diese Idee des Trichiliocosm war, die einst in mir die Begeisterung für den Buddhismus auslöste. Heute bin ich mir bewusst, dass Vieles an solcher Kosmologie eher nicht die Erkenntnis Buddhas war, sondern aus Kulturkreisen übernommen wurde, in die sich der Buddhismus ausgebreitet hat. Deswegen sind sie nicht weniger wahr oder falsch. Für mich sind diese Beschreibungen ein Kontext, ein Hintergrund, aus dem ich auswähle, was mir widerspruchsfrei und akzeptabel erscheint, und eingebettet in den ich den achtfachen Pfad praktiziere.

  • Glaube / Vertrauen (sraddah) gilt im Abhidharma als heilsamer Geistesfaktor. Ich denke, man braucht Vertrauen in den Buddha, in den Dharma und in die Sangha, um sich überhaupt auf einen spirituellen Pfad einzulassen. Wenn ein solches Vertrauen nicht vorhanden ist, wäre es schwierig Fortschritte zu machen.

    Es braucht ja eine gewisse Zuversicht und einen Glauben, um sich dazu zu entschließen Zuflucht zu nehmen in Buddha, Dharma & Sangha. Jedenfalls wenn es keine leere Formel sein soll.


    Was die Kosmologie betrifft, bin ich sehr hin und her gerissen. Vieles davon ist tatsächlich nicht essentiell glaube ich oder kann auch in einen übertragenen Sinn interpretiert werden.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

    Edited once, last by Maha ().

  • Glaube / Vertrauen beides zusammen kann kein heilsamer Geistesfaktor sein, Vertrauen immer.


    Man kann sowohl seinem Glauben als auch seinem Wissen vertrauen, aber Glaube oder Wissen ist niemals Vertrauen, Vertrauen ist ein Weg zur Weisheit, nie zu Glaube oder Wissen.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Die Kosmologie ist ja häufig vollkommener Zufall - einfach die Vorstellungen eines bestimmten Ortes und einer bestimmten Zeit.


    Ein Punkt an dem man gut sieht, wie beliebig die buddhistische Kosmologie ist , sind ja Asuras. Während bei den alten Persern noch Davae die "bösen Götter" und die Ahura die "gute Götter" war es bei den eng verwanden vedischen Religion dann so, dass die Devas die"guten" und die Asuras die Bösen waren. Der Buddhismus hat das einfach übernommen. Wäre Buddha in Persien aufgewachsen, wäre es wahrscheinlich umgekehrt. Wäre er in Griechenland aufgewachsen, dann wäre eben statt Indra Zeus durch nebensächliche Fußnoten getingelt. Und statt Nagas kämen vielleicht Nymphen vor. Es ist also vieles vielleicht eher beliebig und letztendlich unwichtig.


    Oft reimt man sich was zusammen. In China glaubte man, dass Erdbeben durch unterirdischen Riesenschildkröten entstehen, in Japan hatte man Riesenwelse Verdacht. Es sind also interessante, oft poetische Spekulationen.

  • Im buddhistischen Weltbild gibt es eine Vielzahl von Existenzebenen, die sich in ihrer Schwingung, Energie und Bewusstseinsqualität unterscheiden. Diese Ebenen existieren gleichzeitig und sind Ausdruck des karmischen Bewusstseins.


    Die buddhistische Kosmologie beschreibt 31 Daseinsbereiche (Loka) in drei Hauptdimensionen: (..)

    Danke, dass du einige aufgezählt hast. Echt spannend dieser Glauben. Ich glaube an manches davon schon, weiß aber auch, dass das meiste nicht wichtig zu wissen ist oder daran zu glauben.

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).


    “Good thinking brings good feeling and good feeling brings good thinking.” Von: Jimmy Cliff


  • Aber oft hat eine bestimmte Vorstellung ja eine bestimmte Funktion im Buddhismus. Statt nach dem "Wahrheitsgehalt" im Bezug auf eine äußere Welt, ist es wichtig, nach der Funktion einer bestimmten religiösen Vorstellung zu fragen.


    So kann man die 5 Daseinsbereichen einfach als eine Einteilung möglicher Geburts- Situationen nach Qualität und Leiden sehen. Situationen in denen man vor Leid handlungsunfähig ist, Situationen der Dummheit, des Krieges, der scheinbaren Erfülltheit. Ein Azteke könnte so ein Schema wohl auch mit Figuren seiner Mythologie füllen. Und sie würde dennoch die gleiche Funktion erfüllen.

  • So kann man die 5 Daseinsbereichen einfach als eine Einteilung möglicher Geburts- Situationen nach Qualität und Leiden sehen. Situationen in denen man vor Leid handlungsunfähig ist, Situationen der Dummheit, des Krieges, der scheinbaren Erfülltheit. Ein Azteke könnte so ein Schema wohl auch mit Figuren seiner Mythologie füllen. Und sie würde dennoch die gleiche Funktion erfüllen.

    Genauso fällt es mir ein: Mark Epstein ist der glänzende Psychoanalytiker, der in seinem Buch 'Gedanken ohne den Denker' eine Brücke zum Buddhismus schlägt. Er findet all diese Bereiche bei all seinen Klienten, sogar bei seiner eigenen Tochter. Was der moderne Mensch als rein innere psychologische Zustände betrachtet, projizierte der Mensch früherer Zeiten, der es anders nicht erklären konnte, in diese Bereiche. Dort fand man alle möglichen Götter, Dämonen, Himmel und Höllen und überlegte, wie man damit umgehen sollte. Aber die innere Struktur ist eigentlich identisch.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich empfehle, sich mit solchen Dingen nicht zu befassen.




    Ist es ein essentieller Teil der Praxis? Nein.


    Ist es überprüfbar? Nein.


    Ist es wahr? Kann man weder wissen noch herausfinden.




    Liebe Grüße, Aravind.

  • Kosmologien und Mythen behandeln ja oft, wie auch schon erwähnt wurde, zentrale Fragen des Mensch-Seins und der Variationsbreite der möglichen menschlichen Erfahrungen. Insofern können sie vielleicht hilfreich sein bei der Erkundung der inneren und äußeren Welt so wie eine Karte bei einer Wanderung hilfreich sein kann.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Kosmologien und Mythen behandeln ja oft, wie auch schon erwähnt wurde, zentrale Fragen des Mensch-Seins und der Variationsbreite der möglichen menschlichen Erfahrungen. Insofern können sie vielleicht hilfreich sein bei der Erkundung der inneren und äußeren Welt so wie eine Karte bei einer Wanderung hilfreich sein kann.

    Wie auch bei alten sagenstoffen usw. viel Tiefe enthalten aber man muss auch aktiv Streu vom Weizen (Signal vom Rauschen) trennen.

  • Wie auch bei alten sagenstoffen usw. viel Tiefe enthalten aber man muss auch aktiv Streu vom Weizen (Signal vom Rauschen) trennen.

    Aber ist nicht das Signal selber eine reichlich dubiose Sache? Die "tiefen Ebenen" des Menschen sind auch der Ort seiner tiefen Täuschungen, oder? Märchen, Sagen und Fantasy-Filme sind ja voll von solchen Archetypen: Der "strahlende muskelverpackte Held" - die "wunderschöne Frau"- "der weiße Alte" - "die böse Hexe". Und immer und immer wieder all die Monster und Untermenschen - betrügerische Zwerge - dumpfe Riesen - böse Vampire, Untote und andere Un- und Untermenschen.


    Während viele Epen ( sahen wir das Mahabharata ) ja stolz im archetypischen Geschehen schwelgen - Schlachten, Helden, Drama, ist Buddha ja für seine Zeit spröde, nüchtern und sachlich. Er hält wenig von Schauspiel, Musik und Unterhaltung weil viel davon für ihn einfach Sinneskitzel ist. Von daher denke ich steht er dem "Märchen" mit seinen Archetypen fern.

  • Wie auch bei alten sagenstoffen usw. viel Tiefe enthalten aber man muss auch aktiv Streu vom Weizen (Signal vom Rauschen) trennen.

    Aber ist nicht das Signal selber eine reichlich dubiose Sache? Die "tiefen Ebenen" des Menschen sind auch der Ort seiner tiefen Täuschungen, oder? Märchen, Sagen und Fantasy-Filme sind ja voll von solchen Archetypen: Der "strahlende muskelverpackte Held" - die "wunderschöne Frau"- "der weiße Alte" - "die böse Hexe". Und immer und immer wieder all die Monster und Untermenschen - betrügerische Zwerge - dumpfe Riesen - böse Vampire, Untote und andere Un- und Untermenschen.


    Während viele Epen ( sahen wir das Mahabharata ) ja stolz im archetypischen Geschehen schwelgen - Schlachten, Helden, Drama, ist Buddha ja für seine Zeit spröde, nüchtern und sachlich. Er hält wenig von Schauspiel, Musik und Unterhaltung weil viel davon für ihn einfach Sinneskitzel ist. Von daher denke ich steht er dem "Märchen" mit seinen Archetypen fern.

    Je nach Betrachtung bleibt vielleicht auch nicht viel Signal übrig, das hängt immer vom Rezipienten ab. Oft projizieren wir auch in die alten Geschichten viel herein, ich denke das selbe passiert wenn wir eine antike Kosmologie betrachten. Ich will aber auch nicht negieren, dass da wertvolles zu finden ist.


    Natürlich ist der Pali Kanon erstmal spröde und entspricht nicht dem klassischen Archetyp des Helden-Epos, aber in einzelnen dort erzählten Geschichten findet man doch viele Tropes wieder. Vermutlich kann man garkeine Lehre überliefern ohne nicht bewusst oder unfreiwillig sich bestimmter Erzählmuster zu bedienen.

  • Und man darf auch nicht vergessen, dass wir Kosmologien wie die von Höllenbereichen und Götterwelten aus unserer christlichen Geschichte heraus wahrnehmen und interpretieren. Wer von der Hölle redet, will Angst schüren, um Menschen zu manipulieren und auszubeuten.

    Eine andere Lesart oder Vorstellung ist und erstmal fern. Und es ist ja auch tatsächlich fraglich, ob es eine andere plausible Lesart einer solchen Kosmologie gibt. So sind solche Kosmologien auch nie ganz abzutrennen von ihrem sozialen Kontext und ihrer möglichen machtpolitischen Instrumentalisierung.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • In Thailand und Vietnam werden im Buddhismus ganz konkret die Geister beachtet. Sie gelten als so selbstverständlich wie Menschen oder Tiere . Man stellt diese bekannten Geister Häuschen auf , diese kleinen Tempel / Schreine .


    Und es gibt einen bestimmten Feiertag in China Vietnam und auch in Thailand wo die hungrigen Geister besänftig werden.Das ist eine alte Praxis des Mitgefühls und der kindlichen Pietät.


    In China:


    Der Feiertag heißt Zhongyuan-Fest (中元节) oder auch Geisterfest.

    • Es findet am 15. Tag des siebten Monats im chinesischen Mondkalender statt (oft im August).

    • In dieser Zeit glaubt man, dass die Tore zur Unterwelt offenstehen und die Geister der Verstorbenen die Welt der Lebenden besuchen.

    • Es werden Opfergaben wie Essen, Räucherstäbchen und Papiergeld verbrannt, um die Geister zu besänftigen.


    In Vietnam:


    Der Feiertag heißt Lễ Vu Lan oder Vu Lan-Fest.

    • Es fällt ebenfalls auf den 15. Tag des siebten Monats im Mondkalender.

    • Das Fest ist stark vom Buddhismus geprägt und wird als Tag der Dankbarkeit gegenüber den Eltern und Ahnen gefeiert.

    • Man betet für die Verstorbenen, gibt Almosen an die Armen und verbrennt Papiergeld für die Geister.


    Beide Feste ähneln sich, da sie auf gleichen Traditionen beruhen .


    Auch in Thailand gibt es den Feiertag, der den verstorbenen Ahnen und hungrigen Geistern gewidmet ist. Er heißt:


    Sart Thai (สารทไทย)

    • Der Feiertag findet am 10. Monatstag des thailändischen Mondkalenders statt, meist im September.

    • Der Tag dient dazu, den Geistern verstorbener Verwandter und hungrigen Geistern (Phi Pret) zu gedenken.

    • Familien bereiten spezielle Speisen zu, darunter das traditionelle Gericht Khao Yaku, eine Mischung aus Reis, Bohnen und Kokosnuss.

    • Die Opfergaben werden in Tempeln abgegeben oder an Mönche gespendet, um das Karma der Verstorbenen zu verbessern.

    Es werden Räucherstäbchen und Papiergeld für die hungrigen Geister geopfert.



    Um zurück zu kommen zur Ursprungs Frage ob die Kosmologie im Buddhismus eine Rolle spielen sollte oder in der persönlichen Praxis :


    Das Argument, dass die buddhistische Kosmologie mit Geistern, Höllen oder anderen Daseinsbereichen irrelevant für die Praxis zur Erleuchtung sei, kommt ja oft in modernen oder rationalistischen Auslegungen des Buddhismus vor. Da wird betont, dass der Buddha selbst eine praktische Anleitungen zur Überwindung des Leidens gegeben hat, anstatt metaphysische Spekulationen zu fördern.


    Aber trotzdem gibt es mehrere Gegenargumente, warum die buddhistische Kosmologie dennoch eine Rolle spielen kann – sowohl für die Praxis als auch für das Verständnis des Weges zur Erleuchtung:


    1. Der Buddha selbst hat die Kosmologie häufiger gelehrt


    In sehr vielen Lehrreden des Pali-Kanons (z.B. im Agganna-Sutta oder Peta-Vatthu) beschreibt der Buddha recht ausführlich verschiedene Daseinsbereiche wie:


    • Himmel (Deva-Welten)

    • Höllen (Naraka)

    • Geisterwesen (Pretas)

    • Tiere

    • Menschen


    Wenn der Buddha diese Bereiche für völlig unwichtig gehalten hätte, hätte er sie wohl kaum so oft erwähnt. Der Buddha hat betont, dass diese Daseinsbereiche Teil des Samsara (dem Kreislauf des Leidens) sind und dass Wiedergeburt in ihnen von der eigenen Ethik und den eigenen Taten (Karma) abhängt.


    2. Kosmologie als Ausdruck des Karma-Gesetzes


    Die buddhistische Kosmologie soll auch kein reiner Selbstzweck, sein sondern eine moralischer Wegweiser / Fingerzeig .


    Die verschiedenen Daseinsbereiche symbolisieren die Konsequenzen von heilsamem oder unheilsamem Verhalten:

    • Gier und Geiz → Wiedergeburt als hungriger Geist

    • Hass → Wiedergeburt in der Hölle

    • Unwissenheit → Wiedergeburt als Tier

    • Tugendhaftes Leben → Wiedergeburt als Mensch oder Gott


    Das macht die Kosmologie praktisch relevant, weil sie hilft, die Auswirkungen und Konsequenzen des eigenen Handelns zu verstehen.


    3. Geister und Höllen als psychologische Symbole


    Selbst wenn jemand die Daseinsbereiche nicht wörtlich glauben will, können sie ebenso gut auf geistiger Ebene interpretiert werden:

    • Die Höllen symbolisieren extreme Zustände von Leiden oder Depression.

    • Hungrige Geister stehen für endlose Gier oder emotionale Abhängigkeit.

    • Götterwelten stehen für flüchtiges Glück und spirituelle Ekstase.


    In diesem Sinne bieten die Daseinsbereiche ein tieferes Verständnis der menschlichen Psyche und ihrer Gefahren.


    4. Mitgefühl und Rituale für Verstorbene


    In vielen buddhistischen Traditionen (vor allem im Mahayana- und Theravada-Buddhismus) gibt es Rituale, bei denen für verstorbene Angehörige oder Hungergeister Verdienste übertragen werden. Solche Praktiken fördern Mitgefühl, Großzügigkeit und die Reflexion über Vergänglichkeit – alles zentrale Bestandteile des buddhistischen Weges.


    5. Demut und Verbundenheit


    Die Vorstellung, dass es unzählige Daseinsbereiche gibt, erinnert daran, dass das eigene Leben als Mensch nur ein winziger Teil des Universums ist. Das fördert Demut und die Einsicht, dass die menschliche Existenz kostbar ist – weil sie die beste Chance bietet, den Weg zur Erleuchtung zu verwirklichen.


    Die Kosmologie sollte nicht das Zentrum der buddhistischen Praxis sein , das ist klar , denn der Buddha hat den Schwerpunkt immer auf die Überwindung des Leidens gelegt. Aber sie ist kein unwichtiges oder unsinniges Beiwerk, sondern kann ein wichtiger Rahmen, der die Lehre von Karma, Wiedergeburt und ethischem Verhalten verständlich macht sein.


    Man kann , muss die Daseinsbereiche aber nicht unbedingt wörtlich nehmen , aber es wäre auch nicht gut , sie einfach als irrelevant abzutun – denn sie haben eine ethische und eine psychologische Funktion.