Der Samen für mein "Leben nach dem Tod"

  • es ist immer toll, wenn man zugang zu authentischen belehrungen hat und auch meditiert sonst kann es schon passieren, dass man in abwegigen annahmen über die buddhistische lehre unnötig lange rumstochert.

    "Ein Freund ist ein Mensch, der die Melodie deines Herzen kennt und sie dir vorspielt, wenn du sie vergessen hast."
    Albert Einstein

  • Onda:

    Ich bezweifle, dass mit der Erleuchtung automatisch ein großes Maß an Sozialkompetenz, ethischer Kompetenz und Weisheit im konventionellen Sinne einhergehen muss. Insofern kann auch ein Arahat ein schwieriger Mensch sein. Onda


    Zweifeln kann man natürlich an den verschiedensten Dingen, und im Zeifeln kann man auch Pappkameraden aufbauen und solche Konstrukte mit "Arschloch" betiteln. Mit diesem "konventionell" scheinst du auch noch nicht soganz klar zu sein, denn ein Buddha oder ein "Erleuchteter" (was auch immer du drunter auch verstehst) ist "erloschen", der "Lebensdurst" ausgemerzt. Ich könnte dich jetzt fragen, was denn da noch für "unethisches" sein könnte .... tu ich aber nicht, denn ein Pappkamerad bleibt immer ein Pappkamerad und Spekulation bleibt immer Spkelation ...


    _( )_

  • Onda:

    EIn Erleuchteter hat nach wie vor sowohl Empfindungen als auch Emotionen.


    Wie begründest du das ? Hat das der Buddha gelehrt ? Vermutlich eher nicht. Aber zeig mir mal die Stelle im Palikanon mit derdu diese Ansicht begründest. Verehrter, "Empfindung" wird dem zweiten Skandha zugeordnet, denn dort entstehen die dreierlei Arten von Empfindung von Ergreifen, Ablehng und neutral. Eine "Emotion" ist aber nicht mehr nur eine Empfindung, sondern eine deftig weiterentwicklung von Empfinden zu einer recht deftigen Geistesformation, die vorzugsweise im 4. Skandha entsteht. Wenn im "Erwachten" der Lebendurst verloschen ist, dann kann sich eine Empfindung nicht mehr weiterentwickeln zu einer "Emotion" ...


    _( )_

  • pali:
    Onda:

    Ich bezweifle, dass mit der Erleuchtung automatisch ein großes Maß an Sozialkompetenz, ethischer Kompetenz und Weisheit im konventionellen Sinne einhergehen muss. Insofern kann auch ein Arahat ein schwieriger Mensch sein. Onda


    Zweifeln kann man natürlich an den verschiedensten Dingen, und im Zeifeln kann man auch Pappkameraden aufbauen und solche Konstrukte mit "Arschloch" betiteln. Mit diesem "konventionell" scheinst du auch noch nicht soganz klar zu sein, denn ein Buddha oder ein "Erleuchteter" (was auch immer du drunter auch verstehst) ist "erloschen", der "Lebensdurst" ausgemerzt. Ich könnte dich jetzt fragen, was denn da noch für "unethisches" sein könnte .... tu ich aber nicht, denn ein Pappkamerad bleibt immer ein Pappkamerad und Spekulation bleibt immer Spkelation ...


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    0) Dreh mir bitte nicht die Wörter im Mund rum: ich habe niemanden als Arschloch bezeichnet, noch nicht einmal einen Pappkameraden.
    1) "konventionell" - bitte betrachte mal die Theorie der 2 Wahrheiten von Nagarjuna. Dann verstehst du, was damit gemeint ist. Thich Nhat Hanh spricht von "historischer und letztendlicher Realität".
    2) Du kannst gerne daran glauben, dass ein erleuchteter Mensch automatisch ein einwandfreies ethisches Verhalten an den Tag legt. Es spricht viel dafür, dass das frommes Wunschdenken ist (siehe Kornfield: Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen: Wie spirituelle Erfahrung das Leben verändert )
    Onda

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  • pali:
    Onda:

    EIn Erleuchteter hat nach wie vor sowohl Empfindungen als auch Emotionen.


    Wie begründest du das ? Hat das der Buddha gelehrt ? Vermutlich eher nicht. Aber zeig mir mal die Stelle im Palikanon mit derdu diese Ansicht begründest. Verehrter, "Empfindung" wird dem zweiten Skandha zugeordnet, denn dort entstehen die dreierlei Arten von Empfindung von Ergreifen, Ablehng und neutral. Eine "Emotion" ist aber nicht mehr nur eine Empfindung, sondern eine deftig weiterentwicklung von Empfinden zu einer recht deftigen Geistesformation, die vorzugsweise im 4. Skandha entsteht. Wenn im "Erwachten" der Lebendurst verloschen ist, dann kann sich eine Empfindung nicht mehr weiterentwickeln zu einer "Emotion" ...


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    Glaubst du tatsächlich, dass ein Erleuchteter emotionsfrei ist? Dass er beispielsweise keine Freude mehr empfindet, kein Gefühl des Entzückens und derlei schöne Dinge? Und wie willst Du Mitgefühl entwickeln ohne Gefühl? Eine anspruchsvolle Aufgabe...
    Onda

  • Streitet euch doch bitte nicht! Sprecht ihr überhaupt vom selben? Was versteht ihr unter Erleuchteter und was unter Emotion?


    Liebe Grüße
    Giraffe

    "Ein Freund ist ein Mensch, der die Melodie deines Herzen kennt und sie dir vorspielt, wenn du sie vergessen hast."
    Albert Einstein

  • Hallo Ihr Lieben!


    Meine Güte, was habe ich hier für eine Diskussion entfacht ? :)


    Die ersten, schriftlichen Aufzeichnungen über Buddhas Lehren, gabe es doch erst 300-400 Jahre nach seinem Tod, wenn ich mich recht erinnere! Wer glaubt, dass an den tatsächlich verkündeten Lehren und dem, was später aufgeschrieben wurde, kein Unterschied besteht, der kann auch an die katholische Kirche mit Ihren Schriften glauben. Auch wenn ich es nicht weiß, bin ich mir sicher, dass vieles hinzukam, was Buddha niemals gelehrt hat. Wer will denn mit Bestimmtheit sagen, dass Buddha jegliche Anhaftung, auch an die guten Dinge, zu entsagen gelehrt hat? Wäre dann der Glaube an Buddha und den Buddhismus nicht auch eine Anhaftung? Ich bin mir auch sicher, dass Jesus ein ganz anderer Mensch war, als über die Jahrhunderte überliefert, ich denke sogar, dass er Buddha ziemlich ähnlich war, denn auch er wollte letztendlich doch das Leid von den Menschen nehmen. Der nachfolgende Hokus Pokus wurde doch nur von schlauen Menschen, für das einfache Volk, gemacht, um es zu kontrollieren und gefügig zu machen. Solange wir also nicht wissen, ob Buddhas Lehren tatsächlich die sind, die später niedergeschrieben wurden, so werden wir wohl auch keine wirkliche Antwort auf die Fragen zur Anhaftung bekommen. Vermutlich um genau soetwas zu vermeiden, hat Buddha gesagt, jeder soll seine Lehren genau prüfen und für sich selbst entscheiden, ob er diese so annehmen möchte. Deshalb sollten wir alle uns nicht so lange damit aufhalten, über etwas nachzudenken, dass jeder für sich selbst entscheiden muss. Denken wir lieber darüber nach, wie wir mit unserem Mitgefühl der Welt ein wenig mehr Harmonie schenken können :)


    Liebe Grüße


    Euer Buddhy

  • Giraffe:

    Streitet euch doch bitte nicht! Sprecht ihr überhaupt vom selben? Was versteht ihr unter Erleuchteter und was unter Emotion?


    Liebe Grüße
    Giraffe


    Die Emotionen zählen zum Bereich der Geistesformationen (Das 4. der 5 Skandhas).
    Da gibt es auch haufenweise heilsame geistige Gebilde wie etwa:


    1) Vertrauen
    2) Energie
    3) Bedauern/Scham
    4) Bescheidenheit
    5) Abwesenheit von Gier
    6) Abwesenheit von Hass & Zorn
    7) Abwesenheit von Verblendung/Unwissenheit
    8) Ein Gefühl friedvoller Leichtigkeit
    9) Sorgfalt/Achtsamkeit/Eifer
    10) Gewaltlosigkeit
    11) Gleichmut, Nicht-Unterscheiden


    Der Mensch ist ein Kompositum aus den 5 Skandhas. Nimmst du eines weg, kannst du nicht mehr von einem Menschen reden. Das trifft auch auf die Gefühle zu. Die gehören zum Menschen, auch zum erleuchteten. Das Heilsziel des Buddhismus besteht nicht darin, aus fühlenden Menschen gefühllose Fleischklumpen zu machen.


    Onda

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  • Onda:

    Der Mensch ist ein Kompositum aus den 5 Skandhas. Nimmst du eines weg, kannst du nicht mehr von einem Menschen reden. Das trifft auch auf die Gefühle zu. Die Gehören zum Menschen. Das Heilsziel des Buddhismus besteht nicht darin, aus fühlenden Menschen gefühllose Fleischklumpen zu machen.


    Onda



    Ich sehe es wie du, es sind die störenden Gefühle/Emotionen, die aufgrund der kleshas entstehen und Auslöser für unheilsame Taten (mit Geist, Rede, Körper) sind. Emotionen wie Freude, Gleichmut, Mitgefühl, Liebe... bis zum Gewahrsein der Ichlosigkeit dieser, sind keine störenden Gefühle/Emotionen. Ein Erleuchteter, ein wahrer Mensch, würde niemals ohne sie sein. Dennoch gibt es für keinen von uns bis zur Erleuchtung solche Emotionen wirklich rein. Wenn ich bei mir schaue, denke ich, dass ich noch sehr weit davon entfernt bin - und doch auch nicht.

    Unter einem Erleuchteten verstehe ich übrigens einen Buddha. Ihm schreibe ich viel mehr zu als jemandem, der einmal ein paar "Erleuchtungserfahrungen" gemacht oder sein Leben dem Edlen achtfachen Pfad gewidmet hat und sich bemüht. Solche Menschen ehre ich tief, aber sie sind keine Buddhas. Ich habe noch keinen Buddha kennengelernt, weder als Menschen noch in anderer Form/Formlosigkeit. Aber ich weiß sie sind da...

    "Ein Freund ist ein Mensch, der die Melodie deines Herzen kennt und sie dir vorspielt, wenn du sie vergessen hast."
    Albert Einstein

  • Onda:

    0) Dreh mir bitte nicht die Wörter im Mund rum: ich habe niemanden als Arschloch bezeichnet, noch nicht einmal einen Pappkameraden.


    Verehrter, du hast spekulativ und unkommentiert geschrieben; ---> ... habe ich neulich in den Tiefen des Netzes aufgeschnappt: "Auch ein Arahat kann ein Arschloch sein".
    und ich habe dann diese Spekulation etwas weitergespielt, aber .... mal was ganz grundsätzliches; Du eröffnest hier einen Tred, stellst eine retorische Frage, wartest mal zwei drei Antworten ab und beantwortest dir dann selber die vorher gestellte Frage. Onda--- Du kannst gerne daran glauben, dass ein erleuchteter Mensch automatisch ein einwandfreies ethisches Verhalten an den Tag legt. Es spricht viel dafür, dass das frommes Wunschdenken ist (siehe Kornfield: Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen: Wie spirituelle Erfahrung das Leben verändert
    Ganz ehrlich, ich mag mich nicht durch ein Buch durchquälen nur weil du Mitteilungsbedürfniss hast. Stell doch die wesentlichen Thesen dieses Buches und dein Anliegen gleich von Anfang an hier ein. "Spirituelle Erfahrung" ist so ein vieldeutiger Misch-MAsch-Begriff der berhaupt nichts aussagt, ebensowenig "Erleuchtung". Bitte definiere erst mal die Ausdrücke aus deinem Verständniss, so das ich z.B. weis von was du da genau redest ... Wenn du da einfach nur auf Wikipedia verweist, (zumindest in diesem Fall), dann hab ich auch keine Ahnung was du da spezielle meinst, und was für dich der Unterschied zwischen "Konvenioneller Ethik" und "Absoluter Ethik" sein könnte ;) . Die Bezeichnung "Arschloch" ist ebenfalls keine genaue Umschreibung eines Ist-Zustandes sondern subjektiver Klaumauk unter dem man sich alles mögliche Vorstellen kann, auch Aversion in deinem eigenen Geist (sofern du jemanden als "Arschloch" bezeichnen würdet ...)


    _( )_

  • Onda:

    Glaubst du tatsächlich, dass ein Erleuchteter emotionsfrei ist? Dass er beispielsweise keine Freude mehr empfindet, kein Gefühl des Entzückens und derlei schöne Dinge? Und wie willst Du Mitgefühl entwickeln ohne Gefühl? Eine anspruchsvolle Aufgabe... Onda


    Was verstehst du eigentlich unter Emotion ? Natürlich erlebt ein Erwachter Heilsame Gefühle, Mitgefühl, Liebe, Freude , Vertrauen, Weisheit, Gelassenheit, das spielt sich im 4. Skandha ab, Sankahra ( sofern er natürlich vorher seinen Geist von Klesha befreit hat). Ich empfehle dir mal das Buch von Fred von Allmen zu lesen ---> http://de.nicebooks.com/ISBN/9783899012552 Er hat es wie kein Anderer geschafft die Skandhas in ihrer Wirkungsweise, im Verblendeten wie im erwachten Zustand zu beschreiben. Hinzu kommt auch, das er in verschiedenen Traditionen praktiziert hat und sehr offen und frei die Verschiedenen Traditionen betrachten kann.


    _( )_

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Onda:

    Glaubst du tatsächlich, dass ein Erleuchteter emotionsfrei ist? Dass er beispielsweise keine Freude mehr empfindet, kein Gefühl des Entzückens und derlei schöne Dinge? Und wie willst Du Mitgefühl entwickeln ohne Gefühl? Eine anspruchsvolle Aufgabe...Onda


    Der Buddha kennt solcher Gefühle entstehen und solcher
    Gefühle Vergehen und er kennt was darüber hinaus geht
    und von den sich schön gebenden Gefühlen läßt er sich nicht einlullen.

  • Zitat

    Der Buddha kennt solcher Gefühle entstehen und solcher
    Gefühle Vergehen und er kennt was darüber hinaus geht
    und von den sich schön gebenden Gefühlen läßt er sich nicht einlullen.


    Dem kann ich nichts mehr hinzufügen! Was darüber hinaus geht erfahre ich dann innerhalb einer Meditation oder mittlerweile einfach nach ein paar Augenblicken wenn ich mich darauf einlasse. Genau das was ich beschrieben habe- Es geht dann vorbei und weg wenn ich mich wieder von alten Denkstrukturen einlullen lasse. Aber daran muss man dann eben feilen und das tue ich so gut wie ich momentan eben kann.

    mfg
    Rainer


    "Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt. "

  • pali:


    Verehrter, du hast spekulativ und unkommentiert geschrieben; ---> ... habe ich neulich in den Tiefen des Netzes aufgeschnappt: "Auch ein Arahat kann ein Arschloch sein".


    Das heißt soviel wie: auch ein Mensch, der höchste Realisierungen (Erleuchtung) erfahren hat, kann ethisch durchaus Defizite haben.
    Ich persönlich hätte das wie eingangs zitiert nicht so formuliert (Stichwort Arschloch). Über den Satz bin ich unlängst in einem amerikanischen Forum gestolpert. Am Mittwoch habe ich ihn in meiner Sangha zitiert und wir haben alle herzhaft gelacht. Er verdeutlicht, dass Fortschritt auf Ebene der spirituellen Einsicht (siehe Erleuchtungsbegriff weiter unten) nicht zwangsläufig einhergeht mit einem Fortschritt an ethischer Kompetenz. Anders gesagt: auch ein Arahat (ein Mensch der hohe Erleuchtungsstufen, weit über den Stromeintritt erfahren hat, erfahren hat) kann ein schwieriger Mensch sein. Das von mir erwähnte Buch von Kornfield liefert hierfür viele Belege, vom Zenpriester, der seinen Schülerinnen an die Wäsche geht bis zum tibetischen Lehrer, der dem Suff verfällt.


    Zitat

    mal was ganz grundsätzliches; Du eröffnest hier einen Tred, stellst eine retorische Frage, wartest mal zwei drei Antworten ab und beantwortest dir dann selber die vorher gestellte Frage.


    Bitte pali: Leben und leben lassen. Ich finde, der Geburts-Thread (wenn du darauf anspielst) hat interessante Postings hervorgebracht.


    Zitat

    und was für dich der Unterschied zwischen "Konvenioneller Ethik" und "Absoluter Ethik" sein könnte


    Diese Begriffe habe ich nie verwendet, darum kann ich sie nicht kommentieren.


    Zum Thema Erleuchtung:
    Erleuchtung ist die tiefgehende, transrationalle Einsicht in die wahre Natur des Seins, die von Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit und Selbst-Losigkeit geprägt ist. Auf der höchsten Einsichtsstufe (es gibt mehrere) erlischt die fundamentale Illusion eines getrennten und dauerhaften ICHS.
    (transrational = das Begriffliche überschreitend). Diese Art von Definition findest Du bei Vipassana-Lehrern. Ich praktiziere in dieser Tradition.


    Und: Ich würde mich freuen, wenn du mich nicht immer mit "Verehrter" anredest. Das ist unaufrichtig.
    Dann empfinde ich deinen Schreibstil mir gegenüber als unangemessen aggressiv und unfreundlich. Warum so bissig?


    Onda

  • Onda:

    Das heißt soviel wie: auch ein Mensch, der höchste Realisierungen (Erleuchtung) erfahren hat, kann ethisch durchaus Defizite haben. Das von mir erwähnte Buch von Kornfield liefert hierfür viele Belege, vom Zenpriester, der seinen Schülerinnen an die Wäsche geht bis zum tibetischen Lehrer, der dem Suff verfällt.


    Verehrter Onda, du bringst da etwas durcheinander ... "Zenpriester" (das in Japan eigentlich mehr einen Berufsstand bezeichnet) und "Tibetischer Lehrer" hat nicht zwangsläufig etwas mit "Erwachen" zu tun ... Ebensowenig hat "Spirituelle Erfahrung" zwangsläufig etwas mit Erwachen zu tun. Das bekannte Lehrer in sexuellem fehlverhalten aktiv waren, ist in allen drei Traditionen bekannt. Offensichtlich hats bei den Betreffenden mit dem "Erwachen" oder dem "Arahat" noch nicht so ganz geklappt :roll:


    Onda:

    Erleuchtung ist die tiefgehende, transrationalle Einsicht in die wahre Natur des Seins, die von Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit und Selbst-Losigkeit geprägt ist. Auf der höchsten Einsichtsstufe (es gibt mehrere) erlischt die fundamentale Illusion eines getrennten und dauerhaften ICHS. (transrational = das Begriffliche überschreitend). Diese Art von Definition findest Du bei Vipassana-Lehrern. Ich praktiziere in dieser Tradition.


    Ich würde dir weniger Aussagen von Vipassana-Lehrern diesbezüglich empfehlen, sondern mehr die Aussagen des Buddha selber ...


    _( )_

  • pali:

    Dass bekannte Lehrer in sexuellem fehlverhalten aktiv waren, ist in allen drei Traditionen bekannt. Offensichtlich hats bei den Betreffenden mit dem "Erwachen" oder dem "Arahat" noch nicht so ganz geklappt

    .


    Das möchte ich gerade bezweifeln. Es spricht vieles dafür, dass mit der Erleuchtung (im SInne der oben angegebenen Definition) nicht automatisch die ethischen Themen einer Person "geregelt"sind.


    Zitat

    Ich würde dir weniger Aussagen von Vipassana-Lehrern diesbezüglich empfehlen, sondern mehr die Aussagen des Buddha selber ...


    Leider sind letztere im Ggs. zu ersteren nicht verfügbar. Originalschriften des Buddha existieren nicht.
    Ich sehe keine Veranlassung, die Schriften angesehener zeitgenössischer Dharma-Lehrer gering zu schätzen.
    Der Buddhismus ist eine lebendige spirituelle Lehre. Der Dharma manifestiert sich für mich vorrangig und am authentischsten im Leben und in der Lehre zeitgenössischer Meister. Sie führen eine Tradition weiter, die der Buddha begründet hat. Da alles dem Wandel unterliegt, manifestiert sich auch der Dharma heute in einer anderen Form als zur Zeit der Niederschrift des Palikanons. Würde der Buddha heute leben, so würde er sich sicherlich in einer anderen Form an die Menschen wenden als vor 2500 Jahren, weil er als guter Pädagoge wüsste, dass er seine Lehrreden auf sein jeweiliges Publikum abzustimmen hat. Was nicht bedeutet, dass ich den Wert des Palikanons nicht zu schätzen wüsste.


    Onda

  • Lieber Onda,


    Du sprichst mir gerade aus der Seele (die ich rein orthodox gar nicht habe – puh, bei Buddhis musste immer aufpassen was du sagst...)


    Knochensack

  • Zitat

    Es spricht vieles dafür, dass mit der Erleuchtung (im SInne der oben angegebenen Definition) nicht automatisch die ethischen Themen einer Person "geregelt"sind.


    Ethik ist ohnehin relativ, deswegen wüsste ich nicht, warum Erleuchtung zur Befolgung ethischer Regeln führen sollte, die sozial genormt sind und nur für einen bestimmten Kulturkreis zu einer bestimmten Zeiten gelten. In Indien gilt es als extrem verwerflich jemanden auf die Füße zu treten, hier entschuldigt man sich einfach und gut ist. Es wäre daher verwunderlich für mich, wenn ein Arhat niemanden mehr auf die Füße treten könnte, als ob das Nicht-auf-die-Füße-treten in der Erleuchtung mit inbegriffen wäre.


    Jedoch glaube ich, dass man ab einem gewissen Grad spirituellem Fortschritts bestimmte "Fehler" nicht mehr machen kann. Das fängt ja schon beim Stromeingetretenen an:


    Wozu ein Sotapanna nicht in der Lage ist, ist Folgendes:


    irgendeine Gestaltung (sankhara) für beständig halten,
    irgendeine Gestaltung für angenehm halten,
    irgendein Ding (Dhamma) für Selbst halten,
    seine Mutter töten,
    seinen Vater töten,
    einen Arahat töten,
    böswilllig das Blut eines Buddha vergießen,
    den Orden spalten,
    einem anderen Lehrer als dem Buddha folgen.


    (Wiki)

  • hallo...


    Ich zitiere aus dem kleinen Büchlein „Abhidamma im Alltag“ von Nina Van Gorkom:


    Frage:
    Der arahat hat alle Befleckungen (Hass-Gier-Verblendung-Dünkel- Ansichten-Zweifel-Starrheit-Aufgeregtheit-Schamlosigkeit-Gewissenlosigkeit) getilgt und somit das Ende des Kreislaufes von Geburt, Alter, Krankheit und Tod erreicht. Er hat (im übersinnlichen Bereich) das Ende von dukkha erkannt. Er wird nicht wiedergeboren, aber er muss noch sterben.
    Wenn man dies bedenkt, muss man dann nicht fragen, ob er wirklich das Ende von dukkha in dem Moment, in dem er Arahattaschaft erlangt, erreicht hat ?


    Die Antwort:
    Auch der arahat unterliegt dem Tode, da er geboren worden ist. Er kann noch unerfreuliche Ergebnisse seines akusala kamma erleben, das er begangen hat, bevor er die Arahattaschaft erreichte.
    Da er jedoch keine Befleckungen mehr hat, kann er kein weiteres kamma anhäufen, das vipaka produzieren würde.
    Er ist wirklich frei von Leid.


    hedin

  • Knochensack:

    Lieber Onda,


    Du sprichst mir gerade aus der Seele (die ich rein orthodox gar nicht habe – puh, bei Buddhis musste immer aufpassen was du sagst...)


    Knochensack


    Verehrte Knochi,
    Das freut mich. Stichwort "Seele": Es würde sich sehr wohltuend auf das Kima hier im Forum auswirken, wenn wir davon Abstand nehmen würden, immer auf der Terminologie der anderen herumzuhacken und uns stattdessen aufrichtig bemühen, die anderen wirklich zu verstehen. Die Frage sollte immer sein: was versucht da jemand zum Ausdruck zu bringen? Und nicht: ist auch jedes Wort hundertprozentig korrekt (in dem Sinne, wie ICH es verstehe). Also auf der Seite des Schreibenden: Bemühen um Klarheit im Ausdruck. Auf der Seite des Lesenden: intensives Bemühen um Verstehen.


    Onda

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Zitat

    Es würde sich sehr wohltuend auf das Kima hier im Forum auswirken, wenn wir davon Abstand nehmen würden, immer auf der Terminologie der anderen herumzuhacken und uns stattdessen aufrichtig bemühen, die anderen wirklich zu verstehen.


    "Wir"? ;)

  • Hallo zusammen,
    wenn ich einen bestimmten Grad an Erwachen erreicht habe, dann braucht mir niemand mehr ein Gesetzbuch zu erklären, gegen das ich verstoßen könnte, da ganz klar ist, was zu tun und zu lassen ist. Ethische Grundsätze sind so selbstverständlich wie die tägliche Toilette.


    Beispiel: Ich werde auch niemanden sexuell ausbeuten wie das wohl u. a. auch schon bei buddhistischen Lehrern vorgekommen ist, weil ich Verantwortung übernehme. Mir ist klar, dass ich als spiritueller Meister attraktiv sein kann und daher die Verblendung einer Schülerin oder eines Schülers ausnutzen könnte mit dem Versprechen, das Erwachen über den Sex schneller geschehen könnte - abgesehen vom tibetischen Tantra. Doch das wird erst am Ende des tibetischen Weges praktiziert.


    Diese Einsicht hat keinesfalls mit Wunschvorstellungen zu tun. Desto weiter ich auf dem Weg voranschreite, desto weniger muss ich mich hinterfragen, ob das "erlaubt" usw. ist. Es ist einfach klar, dass ich niemandem schaden werde, weil ich es nicht einmal mehr kann, falls ich es zuvor getan haben sollte. Es ist einfach klar, dass ich mir keine Flasche Wein hinter die Binde kippe, weil ich es nicht einmal mehr kann und mag. Es ist einfach klar, dass ich meinen angenommenen Verpflichtungen nachgehe, weil ich sie verantwortungsvoll im vollen Bewusstsein übernommen habe, dass ich keine Steuern hinterziehe, niemanden ausnutze oder bescheiße ...


    Insofern sind Äußerungen über Fehlverhalten oder Verstöße auch mit Vorsicht zu genießen. Es könnte sein, dass sie nur im Auge eines noch unwissenden (ggf. neidischen) Betrachters stattfinden, weil sich ein "authentischer, freier Mensch" nicht unbedingt konform mit der Gesellschaft verhält. Auch Jesus hat Anstoß erregt: "Er isst und trinkt mit den Söldnern und Huren" oder "Er achtet den Sabbat nicht" usw.


    _()_ Monika

  • Chandan:
    Zitat

    Es würde sich sehr wohltuend auf das Kima hier im Forum auswirken, wenn wir davon Abstand nehmen würden, immer auf der Terminologie der anderen herumzuhacken und uns stattdessen aufrichtig bemühen, die anderen wirklich zu verstehen.


    "Wir"? ;)


    Und schon geht's wieder los (die Wortebene)...
    Ja, WIR! Alle die hier schreiben. Du und ich und der ganze Rest.
    Onda

  • Chandan:

    Es wäre daher verwunderlich für mich, wenn ein Arhat niemanden mehr auf die Füße treten könnte, als ob das Nicht-auf-die-Füße-treten in der Erleuchtung mit inbegriffen wäre.


    Sehr schön formuliert. Man sollte ergänzen, dass es grundlegende ethische Prinzipien gibt, die in vielen Kulturkreisen und zu fast allen Zeiten Gültigkeit besaßen.


    Zitat

    Jedoch glaube ich, dass man ab einem gewissen Grad spirituellem Fortschritts bestimmte "Fehler" nicht mehr machen kann.


    Da wäre ich mir nicht so sicher. Siehe u.a. Kornfield (oben). Ich suche da mal ein Zitat.
    Onda

  • BigR:
    Zitat

    Der Buddha kennt solcher Gefühle entstehen und solcher
    Gefühle Vergehen und er kennt was darüber hinaus geht
    und von den sich schön gebenden Gefühlen läßt er sich nicht einlullen.


    Dem kann ich nichts mehr hinzufügen! Was darüber hinaus geht erfahre ich dann innerhalb einer Meditation oder mittlerweile einfach nach ein paar Augenblicken wenn ich mich darauf einlasse.

    Was darüber hinaus geht ist die Unabhängigkeit von Gefühlen bzw. auch deren schwinden.