Über das Glück im Buddhismus

  • Doris Rasevic-Benz:


    Lieber mukti,


    Du kannst nicht nachvollziehen, was ich meine. Macht nix :D


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack


    Nicht so ganz ehrlich gesagt, werte Doris, aber will es gerne versuchen. Welchen Wert und welche Berechtigung hat das Sinnesglück, wenn es gar nicht nötig ist, da ja das Glück durch das Wissen da ist, dass Sinnesglück kommt und geht?
    Wenn Sinnesglück nicht verlangt oder begehrt wird, welchen Wert und welche Berechtigung hat es dann? Warum misst man einer Sache Wert und Berechtigung bei, wenn man nicht danach verlangt? Hat Sinnesglück Wert und Berechtigung aus einem anderen Grund als den, Glück dadurch zu erfahren?

  • Zitat

    Nicht so ganz ehrlich gesagt, werte Doris, aber will es gerne versuchen. Welchen Wert und welche Berechtigung hat das Sinnesglück, wenn es gar nicht nötig ist, da ja das Glück durch das Wissen da ist, dass Sinnesglück kommt und geht?


    Warum soll es keinen Wert oder keine Berechtigung haben?
    Es geschieht einfach. So wie Gedanken geschehen, die Welt geschieht, das Leben. Wert und Berechtigung sind Wertungen, und das hat was mit Abneigung und Anhaftung zu tun. Heute ist es lustig, morgen traurig, heute regnet es, morgen scheint die Sonne … Alles ist gleichermaßen gut. Nach Glück muss ebenso wenig gestrebt werden, wie nach Unglück, beides kommt und geht von alleine, ohne mein Zutun. Wenn das erkannt ist, muss ich nicht mehr dem Glück hinterherlaufen. Ich kann es einfach genießen. (Das ist ein anderer Genuss als der nach mehr mehr mehr.)
    Wenn wir untersuchen, dann kann auch ein sehr unangenehmer Zustand interessant sein und womöglich staunen wir dann auch über diese Fähigkeit des Geistes. Wir können, meiner Meinung nach dem Geist (sorry, für die Absurdität dieser Formulierung und dieses Gedankens) nichts abgewöhnen. Da sind bestimmte Fähigkeiten – der Bausatz ist nun mal so.


    Ich merke das so: Ich erkenne, derzeit nur im Ansatz, wie der Geist arbeitet, und dann lerne ich mit dieses Projektionen und Produkten so umzugehen, dass es möglichst Vielen gut tun bzw. niemandem weh tut. Dem Rest lasse ich unberücksichtigt seinen Lauf.
    Alles alles alles sind nur Produkte des Geistes, Vorstellungen. (Und natürlich existiert da was – aber das ist ein anderes Thema.) Da ist Wut – ein Produkt des Geistes, da ist Freude – auch, da ist Gier – auch usw. Du weißt, es ist ein Film im Kopf, Du musst nicht mitmachen und mitfiebern, Du kannst Dich entscheiden.
    Glück und auch Sinnesglück haben keinen Lockwert mehr, aber das ist was anderes als Askese. Es ist vielleicht das Glück, das für sich alleine steht, ohne den inhärenten Gedanken "Mehr davon und bleib bloß". Deshalb ist es vielleicht auch weniger heftig, weniger aufwühlend - aber das weiß ich noch nicht sicher. Es ist vielleicht nicht das extrem aufreibende Glück wie bei einem Lottogewinn ("ich sterbe vor Aufregung"), sondern vielleicht wie nach einem Arbeitstag mit Höhen und Tiefen, wenn man am Abend ruhig dasitzt, sich entspannt und denkt wie gut und wohl geordnet doch alles sei.


    Mal gucken …


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Onyx9:
    Grund:

    Glück ist der Speck mit dem buddhistische Mäuse gefangen werden. 8)


    Wer fängt mit Glück ?


    Das Gleiche das gefangen wird 8)

  • Doris Rasevic-Benz:


    Warum soll es keinen Wert oder keine Berechtigung haben?......


    Danke für die Erklärung Doris, soweit kann ich das jetzt nachvollziehen und finde es völlig in Ordnung, auf Einsicht und Erfahrung beruhend, ohne Extreme und natürlich.
    Ich mache auch die Erfahrung, dass sich unheilsame Regungen beruhigen und allmählich auflösen, wenn man sich nicht damit identifiziert (da läuft nur ein Film im Kopf), und sich im reinen Beobachten übt (alles ist Vorstellung). Das bewirkt allmählich Entspannung, innere Ruhe, Frieden und Sicherheit. Dazu trägt auch ein reines Gewissen wesentlich bei (möglichst niemandem weh, sondern allen gut tun), darauf besinne ich mich auch immer wieder. Ja, so lässt sich ein Glück und eine Zufriedenheit erlangen und unnötige Quälereien verhindern, dank buddhistischer Weisheit und eigener Einsicht.


    Ich wäre schon froh, wenn ich es zu solch weitgehender Gelassenheit bringen würde, für der Weisheit letzten Schluss halte ich dieses Glück allerdings noch nicht, denn - wie auch Onyx9 angedeutet hat - man kann von starkem Leiden so sehr eingenommen werden, dass sozusagen eine Konzentration auf den Beobachter unmöglich ist, man ist in diesem Film wieder völlig der Hauptdarsteller der sich damit identifiziert. Man kann nachprüfen, wie weit diese Identifizierung geht, wenn man nur ein paar Tage alleine bei Wasser und Brot in einer abgelegenen Holzhütte verbringt. Oh je, wie da die Verlangen mit den Erkenntnissen kämpfen!


    Nach meiner bescheidenen Sicht ist daher der Endzustand der Entwicklung, von der wir hier reden, die in der obigen Lehrrede angesprochene "Glückseligkeit, die von Sinnesvergnügen abgetrennt ist" - und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Aber alles braucht seine Zeit.

  • Der Mönch,der sich der Wachheit freut,
    in Lässigkeit Gefahr erblickt,
    ist keinem Rückfall ausgesetzt,
    ist in des Nirwans nächster Näh
    (dammapada)
    Wer achtsam durchs Leben geht und die Lässigkeit durch Wachsamkeit ersetzt hat erlangt ein hohes heiliges Glück.
    Dieses Glück ist mit Worten schwer beschreibbar,muß man erlebt haben.
    Der Eintritt ins Nirwana erfolgt mit dem Tode des Körpers des Erleuchteten.Eben das endgültige Verlöschen genannt.
    Keine Wiedergeburt im Samsara.Auflösung des Leids ,des Hasses und der Verblendung,welch ein hohes Glück!!!!!
    Grüße echo7

  • Echo7:

    Wer achtsam durchs Leben geht und die Lässigkeit durch Wachsamkeit ersetzt hat erlangt ein hohes heiliges Glück.


    Ja, dazu kommen dann noch Jhanas und die Brahmaviharas, wozu man sicherlich meditativ sehr gut geübt sein muss.
    Aber ich kann nachvollziehen, was Doris geschrieben hat, das man mit Achtsamkeit einfach auch den "normalen" Wahrnehmungen viel mehr abgewinnen kann. Was ich auch als Steigerung der Lebensqualität sehe, die sich mit Meditation/Achtsamkeitstraining einstellt.
    _()_ ekkhi

  • Sehe ich auch so,Bewußt im hier und jetzt zu sein und die Augenblicke wahrnehmen wie sie von der Essenz her sind,das nenne ich achtsam.
    Grüße echo7

  • Ich glaube Glück wird im Theravada anders gesehen als im Tibetischen Buddhismus. Mein Vorurteil vom Theravada ist, dass sie meinen Gefühle, also auch Glück und Schmerz, Sinneseindrücke und er der Körper müsse "überwunden " werden.
    Aus dieser Sicht macht so ein Satz Sinn:

    Grund:

    Glück ist der Speck mit dem buddhistische Mäuse gefangen werden. 8)


    Ich denke im Tibetischen Buddhismus wird das anderes gesehen. Mein Lama, und auch andere die ich gehöhrt habe, haben bei jeder Belehrung gesagt:" Be happy." Ich verstehe das schon als direkte Anweisung. Insofern kann man also sagen, dass ich eine Maus bin welche mit dem Speck Namens Glück gefangen wurde und der Speck wurde natürlich von den Lamas ausgelegt.


  • _()_ ekkhi

  • nyalaana:

    Mein Lama, und auch andere die ich gehöhrt habe, haben bei jeder Belehrung gesagt:" Be happy."


    Vielleicht meinte er damit, dass Du mit Freude praktizieren solltest ?


    LG
    Matthias

  • nyalaana:

    Mein Lama, und auch andere die ich gehöhrt habe, haben bei jeder Belehrung gesagt:" Be happy."


    Ach das ist dein Lama, der "Don't worry be happy" Typ. cool 8)

  • Sukha:


    Was verstehst Du unter "Glück"?
    ()


    Ganz einfach: Ein streßfreier Tag, bin gut drauf, ein schönes Obst, ein Stückchen Schoggi...Solche kleinen Dinge, oder ein schöner Sonnenuntergang. Ein gutes Gespräch...Ganz einfach also- leben.
    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • crazy-dragon:
    Sukha:


    Was verstehst Du unter "Glück"?
    ()


    Ganz einfach: Ein streßfreier Tag, bin gut drauf, ein schönes Obst, ein Stückchen Schoggi...Solche kleinen Dinge, oder ein schöner Sonnenuntergang. Ein gutes Gespräch...Ganz einfach also- leben.
    _()_ c.d.


    Er erwähnt nicht Zazen ... 8)

  • Sollte man ein Glück suchen / finden ?
    Nunja es ist wohl einfacher das Unglück zu finden. Das finde ich auch grundsätzlich positiv am Buddhismus, es wird kein Gott oder Wahrheit oder sonstwas gesucht sondern es geht direkt um das Glück oder die Zufriedenheit.


    Für mich ist es das gleiche Ziel wie der frühen Philosophen allen voran Epikur http://de.wikipedia.org/wiki/Epikur
    der auch eine Art gemäßigte asketische Lebensweise befürwortete und den unbeständigeren Genuss zu Gunsten eines langfristigeren Genusses
    einzudämmen lehrt.


    Als letztes Ziel sehe ich damit die Ataraxie http://de.wikipedia.org/wiki/Ataraxie
    als gleich mit dem buddhistischen Gleichmut upekkha.


    Dazu: Als wichtigstes Therapeutikum fungiert demnach das Tetrapharmakon[24](„vierfaches Heilmittel“) mit der Formel[25]:

    „Wenn uns nicht die Vermutungen über die Himmelserscheinungen und die angstvollen Gedanken über den Tod, als ob er uns irgendetwas anginge, ferner die mangelnde Kenntnis der Grenzen von Schmerzen und Begierden belasteten, brauchten wir keine Naturphilosophie.“

    "Er hat seinen Begierden Grenzen gesetzt; er ist gleichgültig gegen den Tod; er hat von den unsterblichen Göttern, ohne sie irgendwie zu fürchten, richtige Vorstellungen; er nimmt keinen Anstand, wenn es so besser ist, aus dem Leben zu scheiden. Mit solchen Eigenschaften ausgerüstet, befindet er sich stets im Zustand der Lust. Es gibt ja keinen Augenblick, wo er nicht mehr Genüsse als Schmerzen hätte.“


    Achja noch asketischer als Epikur waren die Stoa die wohl eher mit Buddhisten vergleichbar sind die die Tugenden noch höher einschätzen und Genuss noch mehr verteufeln. Aber ob das zu mehr Glück und Zufriedenheit führt und nicht nur zu einer eingebildeten oder eingeredeten Zufriedenheit ?

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)

  • Ich bin nicht mein Denken und mein Denken ist nicht mein, sondern bloß Denken. Ich bin nicht meine Vorstellungen und meine Vorstellungen sind nicht mein, sondern bloß Vorstellungen. Ich bin nicht mein Fühlen und mein Fühlen ist nicht mein, sondern bloß Fühlen. Ich bin nicht mein Wahrnehmen und mein Wahrnehmen ist nicht mein, sondern bloß Wahrnehmen. Ich bin nicht mein Wollen und mein Wollen ist nicht mein, sondern bloß Wollen. Ich bin nicht mein Körper und mein Körper ist nicht mein, sondern bloß Körper.


    Das bedeutet "Glück" im Buddhismus.


    8)

  • Grund:


    Er erwähnt nicht Zazen ... 8)


    Du hast es kapiert: Bei rechter Praxis ist alles, was ich tue, Za-Zen... :P Und wie Du siehst, bin ich in der Lage, meinen Radius zu vergrößern... :D
    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • crazy-dragon:
    Grund:


    Er erwähnt nicht Zazen ... 8)


    Du hast es kapiert: Bei rechter Praxis ist alles, was ich tue, Za-Zen... :P Und wie Du siehst, bin ich in der Lage, meinen Radius zu vergrößern... :D
    _()_ c.d.


    Ach so, das ist Zazen:

    crazy-dragon:

    Ganz einfach: Ein streßfreier Tag, bin gut drauf, ein schönes Obst, ein Stückchen Schoggi...Solche kleinen Dinge, oder ein schöner Sonnenuntergang. Ein gutes Gespräch...Ganz einfach also- leben.
    _()_ c.d.


    Na hättest du das mal gleich gesagt .... jeder macht Zazen! 8)

  • Glück ist Gegenwart. Was soll es denn sonst noch geben?

    "Zufriedenheit bedeutet, aufzuhören nach ihr zu jagen" "Alles was sich Beobachten lässt, bist nicht du"

  • Grund:


    Na hättest du das mal gleich gesagt .... jeder macht Zazen! 8)


    Ja und nein- wenn er es im rechten Bewußtsein tut- sonst hockst Du nur auf dem Hintern. :P
    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Reicht es nicht einfach zu sein? Wer braucht da noch Glück.

  • crazy-dragon:
    Grund:


    Na hättest du das mal gleich gesagt .... jeder macht Zazen! 8)


    Ja und nein- wenn er es im rechten Bewußtsein tut- sonst hockst Du nur auf dem Hintern. :P
    _()_ c.d.


    Rechtes Bewußtsein?


    Da gibts nur eines ... 8)


    Zitat

    Der Erhabene sprach also: "Welches ist aber, ihr Bhikkhus, das Gesetz von der ursächlichen Entstehung?


    Aus dem Nichtwissen als Ursache entstehen die Gestaltungen;
    aus den Gestaltungen als Ursache entsteht das Bewußtsein;
    ...
    Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zustande. Dies, ihr Bhikkhus, heißt ihre Entstehung.

  • Zitat

    Ich denke im Tibetischen Buddhismus wird das anderes gesehen. Mein Lama, und auch andere die ich gehöhrt habe, haben bei jeder Belehrung gesagt:" Be happy." Ich verstehe das schon als direkte Anweisung. Insofern kann man also sagen, dass ich eine Maus bin welche mit dem Speck Namens Glück gefangen wurde und der Speck wurde natürlich von den Lamas ausgelegt.


    Lieber Nya,


    ich denke auch, dass dies ganz konkret gemeint ist.
    Glückliche Menschen, auch diejenigen, die über ganz banale Dinge glücklich sind (vielleicht gerade diese) teilen ihr Glück. Das tun sie mit Körper (z.B. Lachen), Rede (z.B. freundliche Worte) und Geist (z.B. gut über andere denken). Sie verbreiten den Dharma als solches, nicht die Verpackung des Dharmas, die leeren Worte.
    Glückliche Menschen praktizieren leichter, gehen spielerischer mit ihren Unzulänglichkeiten um, ändern leichter ihr Verhalten, sind hoffnungsfroher, nachsichtiger … vor allen Dingen, verbreiten sie kein Übel und sind nicht missgelaunt.
    Was für einen anderen Sinn als "glücklich sein" soll der Sinn der ganzen Praxis denn haben?


    Die Lamas und Lehrer, die ich kenne, sind glücklich und strahlen das aus. Und die meisten von ihnen haben in ihrem Leben Dinge durchgemacht, die keiner von uns durchmachen will.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Jinen:

    Reicht es nicht einfach zu sein? Wer braucht da noch Glück.


    Wenn da bewußt-Sein von Sein ist, dann brauchste Glück. 8)