Wiedergeburt ist? Umfrage und Diskussion


  • Zitat

    "'Also, Freunde, es scheint, daß ihr nicht wißt, daß ihr in der Vergangenheit existiertet, und daß es nicht der Fall ist, daß ihr nicht existiertet; oder daß ihr in der Vergangenheit üble Handlungen begingt und euch ihrer nicht enthieltet; oder daß ihr diese und jene üble Handlung ausübtet; oder daß sich so und so viel Dukkha bereits erschöpft hat, oder daß sich so und so viel Dukkha noch erschöpfen muß, oder daß, wenn sich so und so viel Dukkha erschöpft hat, sich dann alles Dukkha erschöpft haben wird; oder was das Überwinden unheilsamer Zustände und was die Pflege heilsamer Zustände hier und jetzt ist. Nachdem das so ist, ziehen jene, die in der Welt Mörder sind, Bösewichte mit Blut an den Händen, als Nigaṇṭhas in die Hauslosigkeit, wenn sie unter Menschen wiedergeboren werden [5].'"


    (M 14)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Buddhaghosa:

    dass er sich nicht in Buddhas Lehre hineindenken und hineinfühlen kann.


    "Auf diese Weise verweilt er, indem er Gefühle innerlich als Gefühle betrachtet, oder er verweilt, indem er Gefühle äußerlich als Gefühle betrachtet, oder er verweilt, indem er Gefühle sowohl innerlich als auch äußerlich als Gefühle betrachtet. Oder er verweilt, indem er die Ursprungsfaktoren in Gefühlen betrachtet, oder er verweilt, indem er die Auflösungsfaktoren in Gefühlen betrachtet, oder er verweilt, indem er die Ursprungs- und Auflösungsfaktoren in Gefühlen betrachtet. Oder die Achtsamkeit, daß da Gefühle vorhanden sind, ist einfach in dem Ausmaß in ihm verankert, das für bloße Vergegenwärtigung und Achtsamkeit nötig ist. Und er verweilt unabhängig, haftet an nichts in der Welt an. Auf jene Weise verweilt ein Bhikkhu, indem er Gefühle als Gefühle betrachtet."


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.


  • Ich sehe den Schlüssel zur Lehre weniger darin, Trennungen in mein/dein zu unterlassen, als mein/dein überhaupt zu unterlassen. Aufhebung der Trennung mag ein Zugang, aber nicht das Ziel der Lehre sein. Aber ich habe damit nicht gerade viel Erfahrung, nur dass ich halt das Ziel des Vedanta irgendwann nicht mehr weiterverfolgt habe weil ich mit der Negation "Nibbana" (Verlöschen) besser zurechtgekommen bin als mit Vorstellungen über "das Eine", "Brahman" usw.


    Raphy:


    Und ob alle dieser inneren und äußeren Grundlagen des Ergreifens nach dem Tod meines groben materiellen Körpers wirklich nichtmehr vorhanden sind, weiß ich leider nicht. Aber so wie ich die Sutten bis jetzt verstehe, hört das nicht von allein auf. Der Pfad den der Buddha gezeigt hat, scheint also wichtig zu sein für jemanden der Dukkha überwinden will oder irgendeine andere Formulierung des Buddha ansprechend findet und als der Übung wert ansieht.


    Aber nur meine persönliche, derzeitige, wahrscheinlich höchst unvollkommene Sicht dazu. :)


    Ich denke man kann nicht ausschließen dass sich das Werden nach dem Tod fortsetzt, solange das Verlangen nicht erloschen ist. Eine Frage ist inwiefern das "Ich", das nach diesem Tod neu entsteht, irgendwas mit dem "Ich" während dieses Lebens zu tun hat.
    Es mag eine zufällige Anordnung natürlicher Umstände sein, die zu verschiedenen Geburten führt, etwa als Mensch oder Tier, oder als gesunder Mensch in Wohlstand und Frieden oder als kranker, armer Mensch im Krieg. Es mag der unerforschliche Ratschluss Gottes sein dass einer in leidvollen und ein anderer im glücklichen Umständen geboren wird. Für mich macht die dritte Möglichkeit am meisten Sinn, dass nämlich die Ursachen dafür vom Individuum selbst ausgehen, und dass es eine übergeordnete Verbindung zwischen den aufeinanderfolgenden Individuen gibt. Wie das genau funktioniert kann ich nicht sehen.
    Unverständlich finde ich es der buddhistischen Überlieferung Wiedergeburt und Karma einfach abzusprechen, als könne das nicht sein, wäre ein Irrtum oder eine falsche Tradition.

  • @ Nibbuti: Den ins Auge stechenden Gefühlen und den daraus resultierenden abfälligen Handlungen scheinst du aber noch nicht auf die Spur gekommen zu sein. Mag an einer zerstückelten Art der Achtsamkeit-Betrachtung liegen, wie sie oft so verstanden und angewandt wird. Ich bemerke jedenfalls manches mal, dass selbst Leute, die "offiziell" als Dharma und Med - Dozenten und Lehrer auftreten ihren übersensiblen Hochmut, ihre Ängste, nicht "in den Griff bekommen".
    @ Raphy:

    Zitat

    Und das deckt sich meiner Meinung nach mit bels Aussage, die Unterscheidung in mein/dein zu unterlassen. Ich sehe das auch als einen Schlüssel für mich. Eben eines der drei Daseinsmerkmale oder zumindest ein Hinweis in diese Richtung: Anatta.


    Unterscheidung, "Dualität" , Unwissenheit kann man schwerlich "unterlassen". Aber gewiss ist "gemeinsame Praxis" geeignet um "die Spur des Ochsen" aufzunehmen, denn für "Ich will" und "Ich will nicht" ist dort kein Raum gelassen, zumindest nicht in einer Zendo. Das erleichtert so einiges für das Gespür, auch wenn man sich erstmal irre schwer damit tut, weil es so ungewohnt ist.

  • Wie immer bei Diskussionen über Wiedergeburt taucht wieder Buddhadasa Bikkhu auf :D


    Sein Standpunkt ist:


    Zitat

    Die Lehre von anatta ist grundlegend für das Ende von dukkha. Diskussionen darüber, ob es Wiedergeburt gibt oder nicht, sind Zeitverschwendung. Ob "es" geboren werden wird oder nicht, diese unerledigte Angelegenheit des Löschens von dukkha, bleibt nach wie vor bestehen. Deshalb ist es ist besser statt dessen über das Erlöschen von dukkha zu sprechen. (Vortrag Anatta und Wiedergeburt)


    Naja über was wird nicht alles gesprochen, also wenn man nicht gerade ein Mönch oder eine Nonne ist und ohne Unterbrechung das Erlöschen von dukkha anstrebt, dann sind Auseinandersetzungen mit Wiedergeburt nicht das schlechteste Thema will mir scheinen, bei den unzähligen Themen die sonst tagtäglich in der Welt diskutiert werden. Aber es weiß ja jeder selber was er als unnötig erachtet und ob er das dann auch tatsächlich sein lässt.

  • Hallo lieber mukti.



    Ob man sagt: ich unterlasse die Trennung in mein/dein oder sagt: ich unterlasse mein/dein überhaupt, ist für mich persönlich kein Unterschied. Weil mein/dein für mich eine Trennung ist. Eben in "mein" und in "dein". Man könnte auch sagen Unterscheidung in mein/dein. Wo liegt denn für dich der Unterschied zwischen "Trennung in mein/dein zu unterlassen" und "mein/dein überhaupt zu unterlassen", mukti?


    Allerdings bevorzuge ich die Formulierung nichts als "ich und mein" anzusehen. Das passt für mich besser. Hilft mir besser bei mir zu bleiben. Weil ob das was mir nicht gehört, einem anderen dafür gehört oder niemandem gehört oder etwas ganz anderes, ist mir nicht so wichtig ersteinmal.


    Liebe Grüße

  • Buddhaghosa:


    In MN 38 hat der Mönch Sati eine falsche Vorstellung von Wiedergeburt, die von Leben zu Leben geht. Der Buddha sagt jetzt aber nicht, dass es Wiedergeburt nicht gibt oder nur von Moment-zu-Moment, sondern er lehrt das bedingte Entstehen als rechte Ansicht einer Wiedergeburt von Leben zu Leben. Also kein sich inkarnierendes Bewusstsein, sondern eben eine Prozessabfolge - im Leben und von Leben zu Leben -, die von Unwissen und Begehren in Gang gehalten wird.


    Dem ist nicht so. Es wird hier ganz klar gesagt, dass es falsche Ansicht ist, etwas würde die Frucht der Taten aus einem früheren Leben ernten.
    Es steht auch nichts von irgendeiner Prozessabfolge die das - statt eines inkarnierenden Bewußtseins - von Leben zu Leben (genau so wie im Leben) ohne Atta und losgelöst vom Khandha-Komplex bewerkstelligen könnte.
    Man kann sich da einfach nicht rausnuscheln. Wer Wiedergeburt wörtlich vertritt, ist einfach in der Pflicht zu sagen, wie das gehen soll.


    Zitat

    Der Buddha spricht dann von körperlicher Geburt eines Menschen, die von 3 Faktoren abhängig ist: Mann und Frau, die rechte Zeit "und das Wesen, das wiedergeboren werden soll".


    Das steht da nicht, das ist einfach ne Ausdeutung von Widergeburtsgläubigen. Selbst Sujato gibt das zu. Und als jemand, der hier Qualifikationsnachweise für Übersetzungen einfordert, solltest du das nicht nur wissen, sondern auch unterlassen, offensichtlich Falsches zu verbreiten.

  • Hi Raphy,


    Raphy:


    Wo liegt denn für dich der Unterschied zwischen "Trennung in mein/dein zu unterlassen" und "mein/dein überhaupt zu unterlassen", mukti?


    Die Trennung in mein/dein unterlassen, das ist für mich nicht eindeutig, das ist dann ein "wir" oder ein "alles", "alles ist eins" und sowas, jedenfalls etwas Positives das ist, wenn auch kein Ich, dann doch ein Selbst das eins ist mit allem. "Mein" ist eine Illusion, "dein" ist ebenso eine Illusion - da bleibt dann nichts mehr das anzustreben wäre, kein Zustand an sich der als etwas Seiendes zu erfahren wäre.

  • mukti:

    Hi Raphy,


    Raphy:


    Wo liegt denn für dich der Unterschied zwischen "Trennung in mein/dein zu unterlassen" und "mein/dein überhaupt zu unterlassen", mukti?


    Die Trennung in mein/dein unterlassen, das ist für mich nicht eindeutig, das ist dann ein "wir" oder ein "alles", "alles ist eins" und sowas, jedenfalls etwas Positives das ist, wenn auch kein Ich, dann doch ein Selbst das eins ist mit allem. "Mein" ist eine Illusion, "dein" ist ebenso eine Illusion - da bleibt dann nichts mehr das anzustreben wäre, kein Zustand an sich der als etwas Seiendes zu erfahren wäre.


    Ah ok, danke für die Erklärung mukti. Kann ich ungefähr nachvollziehen wie du das meinst, denke ich.
    Dann alles Gute auf dem Weg. :)


    Liebe Grüße

  • mukti:
    Raphy:

    Wo liegt denn für dich der Unterschied zwischen "Trennung in mein/dein zu unterlassen" und "mein/dein überhaupt zu unterlassen", mukti?

    Die Trennung in mein/dein unterlassen, das ist für mich nicht eindeutig, das ist dann ein "wir" oder ein "alles", "alles ist eins" und sowas, jedenfalls etwas Positives das ist, wenn auch kein Ich, dann doch ein Selbst das eins ist mit allem.


    Weder noch, sondern der schlichte Ausdruck dessen, dass die "Dinge" bedingt verbunden sind, und ihre trennende Benennung mehr oder weniger willkürlich ist.

  • Hi Bel,


    bel:

    Wer Wiedergeburt wörtlich vertritt, ist einfach in der Pflicht zu sagen, wie das gehen soll.


    Das würde dann aber auch umgekehrt gelten, nicht? Wer wörtlich zu verstehende Wiedergeburt ablehnt, ist in der Pflicht zu sagen wie das gehen soll. Du sagst mit dem Tod ist nicht alles zu Ende, weil die Masse von dukkha damit nicht zu Ende ist. Wenn sich "Masse von dukkha" aber auf das ganze Universum bezieht, dann gäbe es erst Befreiung wenn es keinerlei dukkha mehr im Universum gibt?


    Übrigens sehe ich mich nicht in der Pflicht wörtliche Wiedergeburt zu beweisen, weil das für mich nur eine Wahrscheinlichkeit ist, nicht mal eine Überzeugung oder ein Glaube den ich für unerschütterlich halte.
    Wenn aber jemand behauptet das wäre falsch und eine nicht-wörtliche Version wäre richtig, dann hält er das wohl ebenso nur für wahrscheinlicher, weshalb er ebenfalls der Pflicht einer Beweiserbringung enthoben ist. Oder kannst du beweisen dass es diese Wiedergeburt nicht gibt? Wir tauschen hier doch nur unsere Sichtweisen aus.
    Wenn etwas falsch ist dann wohl die Vorstellung: "Ich weiß es du weißt es nicht".

  • Raphy:
    mukti:


    Die Trennung in mein/dein unterlassen, das ist für mich nicht eindeutig, das ist dann ein "wir" oder ein "alles", "alles ist eins" und sowas, jedenfalls etwas Positives das ist, wenn auch kein Ich, dann doch ein Selbst das eins ist mit allem. "Mein" ist eine Illusion, "dein" ist ebenso eine Illusion - da bleibt dann nichts mehr das anzustreben wäre, kein Zustand an sich der als etwas Seiendes zu erfahren wäre.


    Ah ok, danke für die Erklärung mukti. Kann ich ungefähr nachvollziehen wie du das meinst, denke ich.
    Dann alles Gute auf dem Weg. :)


    Liebe Grüße


    Ja bitte, ist halt mein Zugang zu dieser Sache. Man kann's vielleicht auch von einer anderen Seite sehen.
    Wünsche auch alles Gute auf deinem Weg.

  • Hmmh,


    wenn das alles so offensichtlich falsch ist, warum ist es dann die Standardlehre im Buddhismus?


    Gruß
    Florian

  • mukti:
    Raphy:

    Ah ok, danke für die Erklärung mukti. Kann ich ungefähr nachvollziehen wie du das meinst, denke ich.
    Dann alles Gute auf dem Weg. :)


    Liebe Grüße


    Ja bitte, ist halt mein Zugang zu dieser Sache. Man kann's vielleicht auch von einer anderen Seite sehen.
    Wünsche auch alles Gute auf deinem Weg.


    Danke lieber mukti.
    Ja, jeder hat da wohl seinen Zugang. :)


    Liebe Grüße

    2 Mal editiert, zuletzt von Raphy ()

  • Buddhaghosa:

    Hmmh,


    wenn das alles so offensichtlich falsch ist, warum ist es dann die Standardlehre im Buddhismus?


    Gruß
    Florian


    Ich finde nicht, dass das die Standard-Lehre im Buddhismus ist.
    Ich sehe das so: Im Theravada ist die Wiedergeburt - wie auch immer das bzw. was auch immer da vonstatten geht oder gehen soll - ein wichtiger Teil des Gesamtgefüges. Ohne die Annahme einer Wiedergeburt wird einfach Vieles hinfällig, oder verliert zumindest an Dringlichkeit.


    Aber in anderen buddhistischen Schulrichtungen wie Chan/Zen, Madhyamika, Yogacara, Huayen/Kegon, Shingon, Amida etc. spielt das Thema keine allzugroße Rolle in Theorie und Praxis. (Meiner Meinung nach, basierend auf den Quellentexten die ich kenne und den Texten über diese Schulrichtungen.)

  • Hallo Sohei,


    Sôhei:

    spielt das Thema keine allzugroße Rolle in Theorie und Praxis


    was aber gar nichts darüber aussagt, wie es doktrinär verstanden wird. Nur weil etwas keine große Rolle spielt, ist es ja nicht falsch. Ich sehe da keinen Zusammenhang. Und ist im Amida-Buddhismus die Wiedergeburt im Reinen Land nicht das Ziel?


    Gruß
    Florian

  • Sôhei:

    Aber in anderen buddhistischen Schulrichtungen wie Chan/Zen, Madhyamika, Yogacara, Huayen/Kegon, Shingon, Amida etc. spielt das Thema keine allzugroße Rolle in Theorie und Praxis. (Meiner Meinung nach, basierend auf den Quellentexten die ich kenne und den Texten über diese Schulrichtungen.)


    Hier diskutieren aber offenbar auch Anhänger einiger der von Dir zitierten Schulen, die die Auffassung vertreten, die Idee der Wiedergeburt stehe IM WIDERSPRUCH zur Lehre des Buddha.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:
    Sôhei:

    Aber in anderen buddhistischen Schulrichtungen wie Chan/Zen, Madhyamika, Yogacara, Huayen/Kegon, Shingon, Amida etc. spielt das Thema keine allzugroße Rolle in Theorie und Praxis. (Meiner Meinung nach, basierend auf den Quellentexten die ich kenne und den Texten über diese Schulrichtungen.)


    Hier diskutieren aber offenbar auch Anhänger einiger der von Dir zitierten Schulen, die die Auffassung vertreten, die Idee der Wiedergeburt stehe IM WIDERSPRUCH zur Lehre des Buddha.


    Viele Grüße
    Elliot


    Hallo Elliot,


    na ja, ich denke die Wiedergeburt kann gar nicht im Widerspruch oder Einklang mit der Lehre des Buddha sein, sondern nur mit der Lehre wie sie der Einzelne oder Gruppen verstehen. Das ist für mich feiner aber wichtiger Unterschied.
    Und ich wüsste nicht, wie da einer wirklich Recht haben könnte. Wir können alle nur versuchen offenzulegen, warum wir das eine oder andere annehmen oder ablehnen. Wenn dabei keine Einigkeit rauskommt, kann dass sowohl daran liegen, dass wir unsere eigene Position nicht klar genug darlegen können; als auch daran, dass es keine unanfechtbare Position gibt.


  • Ich habe hier doch auch gar nichts von Falsch oder Richtig geschrieben. Ist es so schwer einzuräumen: "Okay, Standardlehre im Buddhismus" ist etwas übertrieben? Oder willst du sagen dass es alle diese Schulrichtungen ebenfalls als Standardlehre so sehen? Oder dass die nicht wirklich zum Buddhismus gehören?


    Natürlich weiß ich, dass "beim Amida-Buddhismus die Wiedergeburt im Reinen Land das Ziel ist". Ich habe ihn trotzdem mit reingenommen, weil ich denke dass die Grundkonzeption doch nochmal eine andere ist. Außerdem wurde doch im Reinen-Land-Forum vor nicht langer Zeit ebenfalls ausführlich eine Position vertreten, welche diese Wiedergeburt eben nicht wörtlich versteht.

  • Last not least:


    Weg von der Frage, wie eine Wiedergeburt vonstatten gehen könnte, ist für mich die Grenze einfach die:


    "Ich" ist immer singulär. D.h. ich kann mir zwar jetzt z.B. vorstellen, ein armer Mensch, ein reicher Mensch, oder vielleicht auch ein Tier zu sein. Aber das ist halt nur eine Vorstellung und nicht real. Real bin ich Zeit meines Lebens mit einem (sich entwickelnden und verändernden) Körper verbunden, auf dessen Grundlage (in Wechselwirkung mit den Menschen und der Umwelt) sich meine Identität herausbildet. Dieses Ich kann ich nicht einfach in einen anderen Körper verpflanzen; das gibt es nur als Gesamtpaket. Anderer Körper, andere Kindheit etc. - anderes Ich. Deshalb kann ich als Sôhei mir auch überhaupt nicht wirklich vorstellen, ein anderer zu sein - denn dabei ist Sôhei weg und eben ein anderes Ich am Start.
    Und wer sich dauerhaft nicht mit seinem Körper und seiner Lebensgeschichte identifiziert bzw. identifizieren kann, verpasst meiner Meinung nach sein Leben, flüchtet sich vielleicht mehr oder weniger in Scheinwelten ("Second Life" oder dergleichen), und bedarf schlimmenstfalls gravierender (medizinischer) Hilfe (Traumaarbeit, Therapie, neurologische und psychiatrische Untersuchungen etc.).


    Darum: welche Bedeutung soll es für mein Leben haben, ob ich vielleicht mal Christel Müller aus XY war, oder vielleicht mal Heinrich Kastel aus QZ sein werde? Zumal ich nie wissen kann, ob ich mir das nur einbilde, oder es irgendwie tatsächlich so war. Aber was ich sicher habe und weiß, ist dieses eine Leben; ob es mir gefällt oder nicht.

  • Buddhaghosa:

    Hmmh, wenn das alles so offensichtlich falsch ist, warum ist es dann die Standardlehre im Buddhismus?


    Wenn Du mal auf die inhaltliche Fragen eingehen würdest, kämen wir der Antwort, was "die Lehre" sei, vllt n bissel näher.
    Was soll denn die "Standard-Lehre des Buddhismus" sein?
    Wörtliche Lesart egal wie viele Widersprüchlichkeiten sich zu anderen Elementen der Lehre da auftun?
    Wörtliche Lesart ungeachtet der Tatsache, daß wir es hier nicht mit dem originären Wort Buddhas zu tun haben.
    Wörtliche Lesart von Übersetzungen, die sich dann als Kommentare herausstellen?
    Das kann doch nicht Dein Ernst sein.

  • Sôhei:

    . Aber was ich sicher habe und weiß, ist dieses eine Leben; ob es mir gefällt oder nicht.


    Dieses jetzige Erleben des jetzigen Daseins.
    Und das in jeden Momenten. Beim Bewegen, stehen, essen etc .. .
    Wir sind JETZT in diesem Dasein. HIER. Und nirgendwo anders.
    HIER und JETZT haben wir die Möglichkeit/en tief hineinzuschauen und damit weit hinüberzugehen.


    Wir haben die Möglichkeit, uns zu entdecken, indem wir uns vergessen. Wobei "uns" zu entdecken einfach heisst, all das Haftende zu einem Nicht-Anhaftenden werden zu lassen.
    Die Winde des Lebens wehen. Na und? Ich steh auf festem Grund. Ich bin bei mir.
    *
    Dieses sich permanent Beschäftigen mit Wiedergeburt oder Wiederkommen ist nur die Angst vor dem endgültigen Vergehen. Angst vor dem Tod.
    Angst vor der Losgelöstheit von allen Leidenschaften, die Leiden schaffen, denn ist der Mensch doch immer darum bemüht, sich an irgendwelchen Strohhalmen festzuhalten.
    Ah, ich werd wiedergeboren. Ach, wie schick .
    *
    Sich daran festzuhalten/aufzuhalten, wiedergeboren zu werden (wieder zu kommen), heisst, die Dinge auf die lange Bank zu schieben.
    Und philiosophische Diskurse darüber zu führen und dann noch Umfragen geht meilenweit am Ziel vorbei.
    *
    Werd ich halt wieder in diese Welt gesetzt. Na und ?
    Wer war ich ?
    Wer bin ich ?
    Wer war ich, bevor meine Eltern waren ?
    Wer war ich, bevor ich starb ?
    *

    Suche nicht nach der Wahrheit; höre nur auf, an Meinungen festzuhalten.


    Meister Seng Ts'an

  • blue_apricot:

    Das erleichtert so einiges für das Gespür, auch wenn man sich erstmal irre schwer damit tut, weil es so ungewohnt ist.


    Es ist wahrlich ungewohnt. Die Schwächen und Fesseln wirklich zu beobachten und damit umzugehen.
    Bei sich bleiben. Bei sich bleiben ist garnicht so einfach.
    Ich spüre Neid. Es verletzt mich, es beleidigt mich. Ausgehend von einer Situation bin ich neidisch.
    An und für sich geh ich schmunzelnd darüber weg. Jedoch werd ich bei nächster Gelegenheit wieder neidisch werden. Wieder verletzt sein und Schmerzen empfinden. Wieder schmunzeln? Nein! (Ja). Besser wäre es, den Neid zu bejahen. "Ich bin neidisch". Na und ? und darüber hinaus. Ich beobachte, was der Neid macht. Ich spüre das Empfinden, jedoch ist es nicht (wirklich) mein eigenes Empfinden.
    Wenn ich den Momenten bei MIR bin, dann kann ich neutral beobachten. Ich gehe, ich fahre, ich renne, ich sitze und beobachte während dessen den Neid.
    "Hallo Neid....schon lange nicht mehr gesehen. Wie gehts? Was machst du hier?" Bekomme ich "Antworten", dann ignoriere ich die. Ich lausche nicht dem Neid. Ich unterhalte nicht die Empfindungen, die mit Neid verbunden sind. Ich schüre nicht das Feuer.
    Dann entschwindet, verweht der "Neid" irgendwann. Und durch das Beobachten lern ich dann, wie es ist, mit solcherlei Empfindungen umzugehen. Ich spüre dann schon vorher, dass da Neid aufkommt und lass es erst garnicht zu.
    Ich kann schmunzeln, wenn ich neidisch zu werden im Begriff bin. Weg der Neid. Beim nächsten Mal wieder schmunzeln? NEIN. Beobachten, was er macht. Aus der Ferne sozusagen.
    Ich bin ganz bei MIR und beobachte die Vorgänge, die da stattfinden und lerne daraus. Und beim nächsten Mal kann ich mir das Schmunzeln sparen und lauthals darüber lachen und froh sein, dass dem Neid (oder was auch immer) eine lange Nase gedreht wurde und er keinen Einlass bekam in das Bewusstsein.
    *
    Es kann dennoch durchaus sein, dass bei passenden Gelegenheiten Empfindungen wie Neid und so wiederkommen, wiederentstehen aufgrund von Bedingungen.
    Weil ich eben von dieser Art von Empfindungen noch nicht frei bin. Dass solche Übel eben noch nicht an der Wurzel ausgerissen sind, bzw. diejenigen Andockpunkte, die für das Entstehen solcher Re-aktionen (der Spiegel/der Reflektor von Bewusstsein) verantwortlich tragen.
    *
    Was sagen die alten Patriarchen dazu?


    Der Fisch schwimmt im Wasser, ohne die Endlichkeit des Wassers zu kennen.
    *
    Benkei sagt immer, dass wir Alle die Buddha-Natur haben.
    Eben das Ursprüngliche.
    *

    Suche nicht nach der Wahrheit; höre nur auf, an Meinungen festzuhalten.


    Meister Seng Ts'an

  • Elliot:
    Sôhei:

    Aber in anderen buddhistischen Schulrichtungen wie Chan/Zen, Madhyamika, Yogacara, Huayen/Kegon, Shingon, Amida etc. spielt das Thema keine allzugroße Rolle in Theorie und Praxis. (Meiner Meinung nach, basierend auf den Quellentexten die ich kenne und den Texten über diese Schulrichtungen.)


    Hier diskutieren aber offenbar auch Anhänger einiger der von Dir zitierten Schulen, die die Auffassung vertreten, die Idee der Wiedergeburt stehe IM WIDERSPRUCH zur Lehre des Buddha.


    Viele Grüße
    Elliot


    Doch nur einer, der aus Höflichkeit ernst genommen wird, dessen "Linie"/Zendo ausgehend von der traditionellen Auffassung aber keine Vorgänger(mehr ) hat und auch keine Nachfolger hat und haben wird. Selbst dem Gründer ( Dogen ) unterstellt er zweckdienlich abwegige Aussagen und Widersprüchlichkeiten in dessen Unterweisungen, um seine Annahmen zu unterstreichen. Ja wo kommen wir denn da hin ? Im Zen rüttelt einfach keiner an den Patriarchen, zurückgehend auf Mahakashyapa, und wenn, spricht er darin nur für sich alleine.


    Warum spielt " Wiedergeburt" keine "große Rolle", genau deswegen wieso die "rechte weltliche Ansicht" bei Gotamo keine besondere Rolle spielte. Schlichtweg ist das seit jeher die BasisAnnahme, davon ausgehend wird auf die Praxis, nicht in die Rethorik, umgeschwenkt


    *

    3 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Sôhei:

    Ohne die Annahme einer Wiedergeburt wird einfach Vieles hinfällig, oder verliert zumindest an Dringlichkeit.


    so ist es nicht


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.