• Habe das jetzt erst gelesen, deshalb die späte Reaktion.


    Dieses Gefühl, o Bruder, diese Wahrnehmung und dieses Bewusstsein: diese drei sind verbunden, nicht getrennt, und es ist unmöglich, sie von einander abzugrenzen und ihren Unterschied anzugeben.

    Meines Wissens sind es vier Geistfaktoren, die nur im Verbund auftreten können. Das bedeutet jedoch nicht dass der einzelne Geistfaktor nicht selbstständig funktionsfähig wäre, sondern, das hat etwas mit logischen, kausalen Abhängigkeiten zu tun…..ohne Kontakt kein Bewusstsein usw. …..ganz profan: ohne Ursache keine Wirkung.


    Aber mit der sog. Entscheidungsfreiheit ist das auch so eine Sache.

    Die fällt nämlich auch nicht einfach so aus der Luft und oft sind die Entscheidungen

    im Kopf schon gefallen und der Geist weiß es noch gar nicht.

    Genau umgekehrt ist es:

    Die Zyklen der entstehenden und vergehenden Bewusstseinsmomente können wegen ihrer hohen Geschwindigkeit „im Kopf“, also an den 5 Sinnen, als solche nicht wahrgenommen werden; noch weniger die einzelnen Vorgänge innerhalb dieses Bewusstseinsmomentes. Unsere Wahrnehmung bezieht sich demnach nicht auf einen einzelnen Bewusstseinsmoment, während dem ja bereits die Entscheidungen des Willens fallen, sondern auf einen millionenfachen Prozess von Bewusstseinsmomenten, wodurch sich eine vermeintliche Verzerrung der Wahrnehmung ergibt.


    Die verzerrte Wahrnehmung ändert jedoch nichts daran, dass von Bewusstseinsmoment zu Bewusstseinsmoment bezüglich des Willens Entscheidungen, u.z. je nach der karmischen Biographie des einzelnen menschlichen Individuums, getroffen werden.

  • Es ist durchaus möglich, nach phassa ( Kontakt ) die vedana ( Gefühle ) zu verhindern, bevor sie tanha ( Begehren ) werden und damit der Weg zu dukkha nicht mehr zu verhindern ist. Nicht einfach, doch ab und an gelingt es mir ...

    Es kommt immer auf die Stärke der Aufmerksamkeit an, auf die Einspitzigkeit des Geistes.

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

    Einmal editiert, zuletzt von jianwang ()

  • Meines Wissens sind es vier Geistfaktoren,die nur im Verbund auftreten können. Das bedeutet jedoch nicht dass der einzelne Geistfaktor nicht selbstständig funktionsfähig wäre, sondern, das hat etwas mit logischen, kausalen Abhängigkeiten zu tun…..ohne Kontakt kein Bewusstsein usw. …..ganz profan: ohne Ursache keine Wirkung.

    Davon war auch nicht die Rede.


    Zitat

    "Dieses Gefühl, o Bruder, diese Wahrnehmung und dieses Bewusstsein:

    diese drei sind verbunden, nicht getrennt, und es ist unmöglich, sie von

    einander abzugrenzen und ihren Unterschied anzugeben.

    Denn was einer fühlt, Bruder, das nimmt er wahr, und was er wahrnimmt,

    dessen ist er bewusst. Darum erscheinen diese Dinge verbunden, nicht getrennt,

    und es ist unmöglich sie von einander abzugrenzen und ihren Unterschied anzugeben."

    2 Mal editiert, zuletzt von accinca ()

  • Unsere Wahrnehmung bezieht sich demnach nicht auf einen einzelnen Bewusstseinsmoment, während dem ja bereits die Entscheidungen des Willens fallen, sondern auf einen millionenfachen Prozess von Bewusstseinsmomenten, wodurch sich eine vermeintliche Verzerrung der Wahrnehmung ergibt.


    Was heisst das?


    Wenn Bewusstsein ist, ist Bewusstsein. Keine andere Wahrnehmung. Nur dieses Bewusstsein. Und das ist bedingt durch vorheriges "So-Wahrnehmen", und dann auch "So-Begehren" oder Ablehnen. Meinst du das?


    Diese Verzerrung ist aber nicht vermeintlich.Sondern wirklich. Und die soll aufgehoben werden.




    :?

  • Genauso meine ich das.

    Merk ich ja selbst. Es gibt Dinge, die muss ich ganz bewusst steuern, z.B. indem ich sie bewusst tue oder nicht tue, auch wenn es mich noch so zwickt.


    Das Meiste merke ich gar nicht. Wahrscheinlich muss ich das auch gar nicht, weil es nicht problematisch ist. Ich finde es aber allemal gut, so zu üben, dass ich den leisesten Anflug einer problematischen Handlungsweise erkennen kann.


    Viele Dinge haben sich verändert, ohne dass ich da bewusst eingegriffen habe, weil das Eine das Andere ergibt und eine Kette von Handlungen gar nicht erst entstehen kann, wenn sich das Anfangsglied nicht mehr bildet. Oder sie wird unterbrochen, weil da was nicht mehr fortgeführt wird. Merken tu ich das dann eigentlich im Nachhinein, z.B. "Früher hätte mich das verletzt …". Das ist alles miteinander verflochten und verbunden und eigentlich nicht überschaubar.
    Manchmal kann ich Ketten im Anfangsstadium unterbrechen. Optimal ist es, wenn ich erst gar nicht ergreife. Manchmal ergreife ich und hänge Glied an Glied. Das dann zu stoppen erfordert umso mehr Anstrengung je später ich mir bewusst werde. Manchmal, eigentlich meistens, ergreife ich und spiele das Ganze Spiel bis zum bitteren Ende.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.


  • Das Meiste merke ich gar nicht. Wahrscheinlich muss ich das auch gar nicht, weil es nicht problematisch ist. Ich finde es aber allemal gut, so zu üben, dass ich den leisesten Anflug einer problematischen Handlungsweise erkennen kann.

    Das ist dann der Punkt, welcher in den Worten Buddhas als " die Weiterentwickelten " bezeichnet wird.

    Eigentlich gibt es nichts "Unproblematisches", man sollte auch die kleinste Sache erkennen und verstehen.

    Doch ich weis, das dies nicht einfach ist und das dem auch oft das "normale" Leben entgegensteht.

    (:;)

    Ich habe z.B. noch tieferes Verständnis der anatta - Lehre bekommen, als der mir kürzlich amputierte grosse Zeh juckte.

    *** Eyyy. der juckt … oops… also doch wirklich nicht "Mein" *** 8)


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Was heisst das?


    Wenn Bewusstsein ist, ist Bewusstsein. Keine andere Wahrnehmung. Nur dieses Bewusstsein. Und das ist bedingt durch vorheriges

    Das ist zwar nicht falsch, aber m.E. viel zu kurz gedacht.


    Die kognitiven Bewusstsweinsvorgänge sind genau strukturiert und finden, was die Wahrnehmung betrifft auf zwei Ebenen statt.


    1. Der Bewusstseinsmoment, bestehend aus 17 einzelnen Schritten – Funktionen von Geistfaktoren und deren Ergebnisse. Die Gesamtheit der 17 Schritte nennt man auch „citta“ oder einfach "ein Bewusstsein".


    2. Der Bewusstseins-Prozess, ist der Prozess, der eine Folge/Ablauf von Bewusstseinsmomenten, bzw. „cittas“ darstellt, welche den Bewusstseins-Zustand wahrnehmbar machen.


    Im Gegensatz zum Bewusstseinsmoment, der innerhalb des Bewusstseins durch den 17. Schritt; den registrierenden Geistfaktor (tadalambana) beendet wird, u.z. intern beendet wird, ungeachtet von der Dauer der Präsenz eines Objektes vor einem entsprechenden Sinnenorgan. D.h.je länger (zeitlichch) ein Objekt vor einem Sinnesorgan vorhanden ist, desto öfter wiederholt sich der in 17 Schritten im Millisekunden Turnus verlaufende Bewusstseinsmoment: in seinen Funktionen gleichbleibend und in deren Ergebnissen den internen (Karma) und externen (Objekt) Gegebenheit angepasst, bis schließlich das Sinnen-Objekt wegfällt.


    Hier spricht man dann von einem Bewusstseinsprozess ( vithi) Dieser Prozess, der in unzähligen Folgen von Momenten/cittas das Bewusstsein begleitet und laufend aktualisiert, hält solange an, bis das Objektes aus dem Fokus des Sinnenorganes gerät.


    Daraus ergibt sich: Der Bewusstseins-Prozess kann wahrgenommen werden, nicht aber das einzelne Bewusstsein (citta) bzw. der Bewusstseins-Moment.


    Ich hoffe, dass das irgendwie verständlich rüberkommt.

  • Hallo, hedin02.



    Ich hatte mich auf folgende Zeilen von dir bezogen.


    Unsere Wahrnehmung bezieht sich demnach nicht auf einen einzelnenBewusstseinsmoment, während dem ja bereits die Entscheidungen des Willens fallen, sondernauf einen millionenfachen Prozess von Bewusstseinsmomenten, wodurch sich eine vermeintlicheVerzerrung der Wahrnehmung ergibt.


    Ich wollte mit meinen Zeilen hierzu zum Ausdruck bringen, dass man falsch verstanden die Wahrnehmung zu sehr vom Bewusstsein trennen kann. Ausserdem ist die Verzerrung ja im Falle derer, die sich über solche Sachen unterhalten faktisch mehr oder weniger verzerrt und nicht vermeintlich.


    Zu deinen jetzigen Zeilen möchte ich dich fragen, ob du aus eigener Beobachtung sprichst, oder ob du dich eher auf gelesene Erläuterungen (Abhidhamma) beziehst. Wenn das so ist, könntest du mir bitte einen Link bereitstellen? Danke.




    :earth:

  • Zu deinen jetzigen Zeilen möchte ich dich fragen, ob du aus eigener Beobachtung sprichst, oder ob du dich eher auf gelesene Erläuterungen (Abhidhamma) beziehst. Wenn das so ist, könntest du mir bitte einen Link bereitstellen? Danke.

    Ich bevorzuge i.R. die Sichtweise der Nicht-Spekulation, die sich auf das gründet, was meiner eigenen Wahrnehmung durch lesen zugänglich ist und als Sprache dafür konventionelle Begrifflichkeiten verwendet. Außerdem bemühe ich mich, das Gelesene in logischen Kausalitäten und Abhängigkeiten einzuordnen.

    Das bedeutet in diesem Fall, dass es sich bei meinen Ausführungen nicht um tiefgreifende meditative Erkenntnisse handelt; woher denn auch: ich meditiere zwar regelmäßig, aber eben nur zwei mal zehn Minuten am Tag. Das reicht gerade noch, um im Alltag ein wenig Zufriedenheit und Gelassenheit aufrecht zu erhalten.

    Meine Informationen in dieser Sache kommen grundsätzlich aus der Abhidhamma-Literatur, was aber nicht bedeuten soll, dass ich nicht hin und wieder in den Sutten blättere, oder auch manchmal bei den verschiedensten Traditionen rumstöbere.

    Es gibt jede Menge von Lesematerial, ich benutze vieles davon; Abhidhamma im Original aber auch aus zweiter Hand, und sonstiges.

    Da ich teilweise von allen etwas in meine Gedankengänge einbringe, kann ich dir auch keinen Link anbieten.


    Im Übrigen halte ich mich beim Studium der Budddha-Lehre an dem, wie oben beschrieben.

  • @hedin02


    Danke für deine Rückmeldung. Ich lese auch hin und wieder im Abhidhamma, um ein eigenes Bild zu verstehen oder zu prüfen. Beim genaueren Hinschauen habe ich festgestellt, dass du versuchst, die Sache "von außen" zu beschreiben? Ich nutze das auch hin und wieder, es macht Prozesse einfacher zugänglich. Ich habe da eine eigene "AussenPespektive", und Teilstücke deiner Erläuterungen (zB Mehrteiliger/MehrStufiger Aufbau von Bewusstsein) deutete ich im Sinne meiner AussPerspektive.


    Deswegen fragte ich auch nach einem Link, um das mal genauer zu lesen & auch abgleichen zu können.


    Dieser "Aussenperspektive" (auf das Phänomen "bedingte Wahrnehmung") ordne ich auch deine Formulierung "vermeintliche Verzerrung" der Wahrnehmung zu?


    Von der einzig am Ende möglichen Perspektive aus: die Sache wirklich und konsequent von "hier aus" aufzufassen, ist die Wahrnehmung und das Bewusstsein ja zumeist sehr verzerrt, und alles in allem durch eine letzte (verzerrende) Ursache: NichtWissen bedingt.




    :earth: