Ich - Dünkel

  • Was erwartest denn du von mir als jemanden, der sich möglichst ernsthaft in einem buddhistischen Forum beteiligen will, auf deine Aussage, dass man im Palikanon 'etwas über das Ich erfahren kann'. Also ausser jetzt dem Punkt, dass es sich hierbei um eine Ansicht handelt. Und nicht über etwas Reales. Was wirklich da ist. Was man messen könnte, empirisch bestätigen könnte?


    Also was ist da anders ernsthaft erwartbar, als die in einer Nachfrage dazu implizit aufgestellte Behauptung: Im PK wird man eher nichts zu so einem Ich erklärt finden. Ausser eben, das ...


    Was?


    Wille, Neigungen, Triebe, Gefühl, Wahrnehmung, Bewusstsein und damit auch Ich-Dünkel in Abhängigkeit und IchAnsichtsProduktion in Abhängigkeit.


    Darum: 'Ich Dünkel' sollt es in diesem Thread gehen. Und ich weiß das sicher, dass ich mich nicht überhöhen will, also dieses Gefühl nicht angestrebt hab.


    Das, was mich getrieben, hat so nicht abgekühlt darüber stehend, nachzuhaken: bitte zeig mal so ne Stelle, würd ich nicht darunter: 'Ich Dünkel' einordnen.


    Ich finde (in meinem Fall, also im Fall meiner Schreibhandlungen hier) den Begriff 'Anhaftung' konkret 'am Palikanon' und natürlich vor allem an ganz bestimmte und mit grösster Bewusstheit sag ich mal, ausgesagte spezifische Formulierungen in den Lehrreden, richtiger.


    Darin liegt ja einerseits das Problem von Wahrheit. Wie und was genau anderen in hilfestellender Absicht zu sagen ist, und was nicht.


    Und deswegen denke ich, dass man eben auch im PK eher keine Erklärungen zu einem Ich finden wird, ausser. Und in den Lehrreden Buddhas auch nicht. Ausser eben, dass man so besser nicht denken sollte. Und Denkakte - das sind Handlungen. Und die Handlungen bedingen eben auch weiteres Bewusstsein in Abhängigkeit.


    Ich kann nicht ernsthaft in einem buddhistischen Forum erst Recht nicht, ernsthaft von Facetten eines Ichs sprechen. Und es gab und gibt auch andere, denen es so geht. Und es ist wichtig für mich, den Wert derienigen Sprachhandlungen, die nicht darin bestehen, ein Ich zu behaupten, zu betonen. Und auch festzustellen, wo man die finden kann. Und was man in diesen Erklärungen ganz bewusst und absichtsvoll so ausgesagt nicht finden wird.


    Liegt mir halt am Herzen und an meinem Erkennen (so wie dir dein Erkennen ja zT auch da liegen muss) und damit auch am bedingten Verstehen anderer Zeilen. Also an Name und Form.

  • Maler Herz malt - solange wir nicht Erleuchtet sind entstehen dadurch viele Facetten von Ichs.


    Im übrigen finde ich den Thread mittlerweile nicht mehr gut - sehr schade

  • Alles ok, Vedana . Wirklich. Ich habe diesen Thread gerne gelesen und werde das auch weiterhin tun.


    Es wird sich bestimmt wieder mehr zum eigentlichen Thema hin entwickeln, da bin ich zuversichtlich.


    Ich bedaure, dass mein Beitrag eine Nebendiskussion ausgelöst hat, und nun alles durcheinander geht.


    • Offizieller Beitrag

    Was erwartest denn du von mir als jemanden, der sich möglichst ernsthaft in einem buddhistischen Forum beteiligen will, auf deine Aussage, dass man im Palikanon 'etwas über das Ich erfahren kann'. Also ausser jetzt dem Punkt, dass es sich hierbei um eine Ansicht handelt. Und nicht über etwas Reales. Was wirklich da ist. Was man messen könnte, empirisch bestätigen könnte?

    Ich denke du kämpfst gegen Windmühlen. Schmu ist Buddhist, er glaubt nicht an ein empirisch zu messendes Ich noch an ein reales Ich , noch das dererlei im Palikanon zu finden ist. Er hat lediglich den Begriff "Facetten des Ichs" benutzt, was dich dazu getriggert hat, ihn falsch zu verstehen, ihm seltsame Ansichten zu unterstellen und damit fortzufahren. Von einem Begriff gefesselt argumentiert du wie wild gegen Ansichten, die hier keiner hegt. Du diskutiert mit dir selbst.


    Dabei sabotierst du einen Threuad, dessen Thema von vielen geschätzt wurde. Das ist doch schade.


    Versuche doch mal das was du sagen willst, so präzise zu fassen wie es geht und einen neuen Thread zu machen. Am besten formuliert du es als Frage. Sowas wie "Ist es im buddhistischen Kontext sinnvoll von dem Ich oder dem Ego zu reden?" statt dein Anliegen als Vorwurf oder Infragestellen zu formulieren. Es ist doch eine gute Frage.

  • Hallo ihr Lieben.


    Schmu meinte doch bestimmt "Facetten der Persönlichkeit". Nicht wahr? :grinsen:


    Majjhima Nikāya 44


    Falls sich jemand daran stört, dass es hier nicht vom Buddha selbst gesagt wird, sondern von der Ehrwürdigen Bhikkhunī Dhammadinnā.


    Es gibt das auch vom Buddha gesprochen:


    Samyutta Nikaya 22.91-120


    Das Schlüsselwort welches wohl meist als "Persönlichkeit" übersetzt wird ist "sakkāya".


    sakkaya

    The Pali Text Society's Pali-English dictionary


    Ajahn Mettiko Bhikkhu schreibt dazu in seiner Fußnote:


    [2] "Persönlichkeit" (sakkāya) ist der Wahn, der durch Anhaften an die Daseinsgruppen zustande kommt, hier gleichgesetzt mit Dukkha; nicht zu verwechseln mit "Person" (puggala), der Individualität, die auch Erleuchtete besitzen.

    Majjhima Nikāya 44


    Weiter in der Sutta wird der Ursprung, das Aufhören und der Weg zum Aufhören der Persönlichkeit (sakkāya) erklärt.


    Was wir ja alle schon kennen, da es identisch ist mit dem Ursprung, dem Aufhören und dem Weg zum Aufhören von Dukkha (leidhaft, unbefriedigend, unvollkommen) führt.


    Der Ursprung ist das Begehren.

    Das erste welches aufgezählt wird, ist das Begehren nach Sinnesintensität.


    Als kleiner Hinweis für Interessierte:


    In meiner Erfahrung ist es nicht nur das Begehren etwas haben zu wollen, sondern auch auch das Begehren etwas nicht haben zu wollen, etwas weg haben zu wollen. In der gröbsten Ausformung bis hin zu Gier und Hass.


    Also in meinen Worten das Haben-Wollen und Nicht-Haben-Wollen von Sinnenerleben oder das Haben-Wollen und Nicht-Haben-Wollen von Sinnen, Sinnlichkeit an sich.


    Das ich damit vermutlich nicht völlig daneben liege, zeigt mir Sutta Majjhima Nikaya 38 (Mittlere Sammlung). Die sogar den Titel trägt "Die längere Lehrrede über die Vernichtung des Begehrens".


    Da werden genau die 6 Sinnesgebiete aufgezählt und ihr Umgang damit:


    Majjhima Nikāya 38


    Und das ist dann wohl auch der Weg zur Überwindung der 8.Fessel "(Ich)-Dünkel".


    Das Begehren(Haben-Wollen und Nicht-Haben-Wollen) wird vermindert bis in die feinsten Ausformungen und zusammen mit der grundlegenden Unwissenheit und den restlichen 4 höheren Fesseln schließlich ganz überwunden.


    Das vermindern des Begehrens als ersten Schritt ist so wichtig, weil nur so der Geist ruhig, stark und klar genug wird um so tief zu schauen.


    Ein guter erster Schritt auf diesem Weg das Begehren zu vermindern ist wiederum die "Anfängerübung" Dana (Abgeben, Weggeben, Teilen, Loslassen) und Sila (5 bis 10 Tugendübungen).


    Weil es auch da Situationen und Zeiten geben wird, wo sich Haben-Wollen und Nicht-Haben-Wollen oder Zu- und Abneigung melden werden. Und genau dieses Begehren wird damit schon sehr vermindert. Wirklich zwei gute Übungen. Die leider manchmal oder oft unterschätzt werden.


    Wenn wir wieder zu MN 44 zurück kommen:


    Der Buddha selbst sagt, dass die 5 Khandha von ihm Persönlichkeit (sakkāya) genannt werden.

    Man könnte sich vielleicht noch darüber austauschen was mit "sakkāya" genau gemeint ist und ob "Persönlichkeit" eine treffende Übersetzung ist.


    Aber zumindest scheint die Übersetzung "Persönlichkeit" üblich zu sein.

    Ich kann leider kein Pali und kann zu Übersetzungsfragen nicht viel beitragen.

    Aber für mich wäre die Übersetzung von sakkāya als "seiende Gruppe" wie hier:


    sakkaya


    etwas zu wenig.


    Da ist ja im Grunde das gleiche als wenn man sagt Daseinsgruppe. Und dann würde MN 44 keinen Sinn machen, denn dann hieße es:

    Zitat

    (Seiende Gruppe)

    2. "Ehrwürdige, man spricht von 'seiende Gruppe. Was wird vom Erhabenen seiende Gruppe genannt?"

    "Freund Visākha, die fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, werden vom Erhabenen seiende Gruppe genannt; das heißt,

    • die Daseinsgruppe der Form, an der angehaftet wird,
    • die Daseinsgruppe des Gefühls, an der angehaftet wird,
    • die Daseinsgruppe der Wahrnehmung, an der angehaftet wird,
    • die Daseinsgruppe der Gestaltungen, an der angehaftet wird, und
    • die Daseinsgruppe des Bewußtseins, an der angehaftet wird.

    Diese fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, werden vom Erhabenen seiende Gruppe genannt."


    Mit den Worten "Gut, Ehrwürdige" äußerte der Laienanhänger Visākha Entzücken und Freude über Bhikkhunī Dhammadinnās Worte. Dann stellte er ihr eine weitere Frage.

    Der nächste Punkt in der Sutta ist Persönlichkeitsansicht (sakkāya-ditthi) und wie sie überwunden wird.


    Das ist ein wichtiges Thema da die Persönlichkeitsansicht eine der ersten 3 Fesseln ist, die beim Stromeintritt überwunden werden.


    Und Stromeintritt sehen die meisten vermutlich als realistischeres Ziel oder eher zu schaffendes Ziel an, als gleich ein vollkommener Arahat zu werden.


    Wer also daran interessiert ist diese erste niedere Fessel zu bearbeiten, bekommt hier ein paar Anregungen:


    sakkaya_ditthi


    Und hier:


    Majjhima Nikāya 44


    Die Übersetzung Selbst steht hier für das Wort "atta" bzw. seine grammatischen Ableitungen, soweit ich das gesehen habe. Aber wie gesagt ich kann nicht wirklich Pali und bin daher keine zuverlässige Quelle.


    Das Gegenteil zu atta ist anatta also Kein-Atta, Kein-Selbst, Nicht-Selbst. Was das grundlegende Daseinsmerkmal von allem Zusammengesetzten (saṅkhāra) ist, in der Buddhalehre.


    sankhara


    Also im Grunde die immer wieder kehrende Anleitung des Buddha die 5 Khandha nicht als Ich, Mein oder Selbst zu betrachten. Wenn man das nichtmehr tut ist man nah daran die erste Fessel Persönlichkeitsansicht zu lösen oder hat sie bereits gelöst.


    Wichtig ist hier, dass man nicht nur meint diese Identifikation mit den 5 Khandha, dieses Anhaften an die 5 Khandha überwunden zu haben, sondern es auch wirklich überwunden hat.


    Das wäre dann vermutlich der Punkt auf den Alephant abhebt.


    Fazit:


    Man sieht an dieser Sutta also, dass Buddha beide Sichtweisen beschreibt.


    Einmal die 5 Khandha, die er als Persönlichkeit (sakkāya) beschreibt, aber auch den Ursprung, das Aufhören und den Weg zum Aufhören der Persönlichkeit (sakkāya) bescheibt er.


    Und einmal die Persönlichkeitsansicht (sakkāya-ditthi), welche natürlich überwunden werden soll, wenn man Befreiung, Erwachen nach Buddha anstrebt.


    Und das erreicht man indem man die 5 Khandha nicht als Ich, Mein oder Selbst ansieht oder in der ausführlichen Variante folgende Spekulationen überwindet:


    sakkaya_ditthi


    Nachzulesen hier:


    Majjhima Nikāya 44

    Samyutta Nikaya 22.01-11


    Ich würde also sagen ihr habt beide Recht Schmu und Alephant.


    Klar ist, dass beides überwunden werden soll.


    Persönlichkeit (und Ich-Dünkel, 8.Fessel) endet mit dem Aufhören von Begehren und Unwissenheit und davor oder gleichzeitig (je nachdem ob man erst Stromeingetretener ist oder vollkommene Befreiung in einem Rutsch durchläuft) hört auch die Persönlichkeitsansicht auf.


    Aber alles nur (m)eine unvollkommene, vergängliche Meinung.

    Außer die Zitate.

    Macht euch selbst ein Bild in der Praxis.

    Ich kann auch totalen Quatsch erzählt haben.

    Wie ist es für euch?


    Liebe Grüße

  • Noch kurz zu der Frage ob Ich-Dünkel nur Stolz beschreibt.


    Ich würde sagen, dass es da wie bei Gier und Hass sein könnte, die grob oder fein sein können.

    So könnte sich auch Ich-Dünkel als grober Stolz zeigen oder schon als das feinste Vergleichen aufgrund von Ich-Ansicht und/oder Ich-Gefühl.


    Je fortgeschrittener jemand ist, umso feiner wird wohl dieser Ausdruck des Ich-Dünkels sein.


    Liebe Grüße