Hallo,
ich habe in den letzten Tagen eine kleine Entdeckung gemacht. Ich will deswegen nicht gleich anfangen einen ständigen Thread mit den Einsichen von Anandasa zu eröffnen. Aber ich wollte das mal kurz aufschreiben und mal fragen, was die Leute davon halten in Bezug auf die Lehre Buddhas.
da ich schon ein bisschen über 50 bin, habe ich begonnen mich etwas mit dem Sterben auseinanderzusetzen. Läuft man über irgendeinen Friedhof, sieht man an den Grabsteinen, dass viel mehr Menschen unter 60 sterben als man glaubt. Ich stehe also fiktiv am Ende meines Lebens und schaue zurück. Was werde ich dann denken? Bist du ein freundlicher Mensch gewesen, der versucht hat, anderen Menschen nicht zu schaden? Hast du Mitgefühl gehabt? Hast du deine Sache einigermaßen gut gemacht? Würde ich das bejahen können, würde ich auch einigermaßen akzeptieren können gehen zu müssen, wenn es mal soweit ist. Über diese Einsicht war ich etwas verdutzt, hätte nicht mit so einer "einfachen" Einsicht gerechnet.
Meine noch verbliebenen 2 großen Manien (häufige sich ständig wiederholende gedankliche Beschäftigungen) haben auch aufgeführt. Dieser gedankliche Modus am Ende des Lebens zurückzublieben hat in mir für eine gewisse Ruhe gesorgt. Ich habe wirklich gemerkt wie ich mich entspannt habe. Ist jetzt mehrere tage her und es ist immer noch so.
Jetzt kommt der Gegensatz dazu, der zunächst auf heimtückische Weise ganz unverfänglich beginnt. Heute war auf Arte ein Dokumentarfilm über den botanischen Garten in Rio de Janeiro. Unheimlich schöne Bilder von Gartenanlagen mit Palmenalleen mit sehr hochgewachsenen Palmen. Viel interessantes über die Flora Südamerikas. Später habe ich mir im Internet Bilder vom diesem botanischen Garten zusammengesucht und runtergeladen zum manchmal Anschauen. Dabei bin ich im Internet auch auf Bilder von Rio de Janeiro selbst gestoßen mit wunderschönen Stränden, umwerfender Aussicht vom Corcovado mit der Christus-Figur hinunter auf die Bucht. Landschaftlich eine der schönsten Städte der Welt. Dann fiel mir eine frühere Arbeitskollegin aus Brasilien ein, die in Rio de Janeiro studiert hatte. Einmal hat sie mich freundlich angelächelt. Spätestens jetzt merkte ich, dass ich aufpassen muss: Die Lebensgier beginnt wieder aufzusteigen. Ich bin dabei wieder aus dem heilsamen gedanklichem Modus rauszufallen, bei dem ich in Gedanken am Ende des Lebens auf mein Leben zurückschaue.
Dieser gedankliche Modus als ob man am Ende des Lebens auf sein Leben zurückschaut und sich fragt, ob man es einigermaßen gut gemacht hat, scheint mir ein Schlüssel zu sein für mentalen Frieden und Gleichmut. Es scheint mir auch ein wichtiger Teil in der Lehre Buddhas zu sein, auch wenn es dort nicht direkt so formuliert ist. Ich werde versuchen diesen gedanklichen Modus ständig beizubehalten. Es ist kein Problem in der Firma seine Leistung zu bringen, um sein Geld zu verdienen und seine Zukunft zu sichern, und dabei in diesem Modus zu bleiben.
Ich wollte das einfach mal aufgeschrieben haben. Vielleicht hilft das auch anderen. Was ich noch nicht geschafft habe zu erreichen, ist die Einsicht zu erlangen, dass alle Dinge unbefriedigend sind. Verstandesmäßig ist mir klar, dass es so sein muss. Ich kann vieles gut nachvollziehen, was Buddha gelehrt hat. Ich kann aber weiterhin nicht damit aufhören Dinge zu suchen, die mir Befriedigung geben. Ich merke nur, dass es wieder kommt und versuche damit aufzuhören. Vielleicht muss ich noch viel radikaler in Gedanken am Ende des Lebens stehend zurückschauen, um hier auch ein Stück weiterzukommen. Werde das ausprobieren.
Grüße, Anandasa