Geistiger Modus: Am Ende des Lebens zurückschauen

  • Hallo,


    ich habe in den letzten Tagen eine kleine Entdeckung gemacht. Ich will deswegen nicht gleich anfangen einen ständigen Thread mit den Einsichen von Anandasa zu eröffnen. Aber ich wollte das mal kurz aufschreiben und mal fragen, was die Leute davon halten in Bezug auf die Lehre Buddhas.


    da ich schon ein bisschen über 50 bin, habe ich begonnen mich etwas mit dem Sterben auseinanderzusetzen. Läuft man über irgendeinen Friedhof, sieht man an den Grabsteinen, dass viel mehr Menschen unter 60 sterben als man glaubt. Ich stehe also fiktiv am Ende meines Lebens und schaue zurück. Was werde ich dann denken? Bist du ein freundlicher Mensch gewesen, der versucht hat, anderen Menschen nicht zu schaden? Hast du Mitgefühl gehabt? Hast du deine Sache einigermaßen gut gemacht? Würde ich das bejahen können, würde ich auch einigermaßen akzeptieren können gehen zu müssen, wenn es mal soweit ist. Über diese Einsicht war ich etwas verdutzt, hätte nicht mit so einer "einfachen" Einsicht gerechnet.


    Meine noch verbliebenen 2 großen Manien (häufige sich ständig wiederholende gedankliche Beschäftigungen) haben auch aufgeführt. Dieser gedankliche Modus am Ende des Lebens zurückzublieben hat in mir für eine gewisse Ruhe gesorgt. Ich habe wirklich gemerkt wie ich mich entspannt habe. Ist jetzt mehrere tage her und es ist immer noch so.


    Jetzt kommt der Gegensatz dazu, der zunächst auf heimtückische Weise ganz unverfänglich beginnt. Heute war auf Arte ein Dokumentarfilm über den botanischen Garten in Rio de Janeiro. Unheimlich schöne Bilder von Gartenanlagen mit Palmenalleen mit sehr hochgewachsenen Palmen. Viel interessantes über die Flora Südamerikas. Später habe ich mir im Internet Bilder vom diesem botanischen Garten zusammengesucht und runtergeladen zum manchmal Anschauen. Dabei bin ich im Internet auch auf Bilder von Rio de Janeiro selbst gestoßen mit wunderschönen Stränden, umwerfender Aussicht vom Corcovado mit der Christus-Figur hinunter auf die Bucht. Landschaftlich eine der schönsten Städte der Welt. Dann fiel mir eine frühere Arbeitskollegin aus Brasilien ein, die in Rio de Janeiro studiert hatte. Einmal hat sie mich freundlich angelächelt. Spätestens jetzt merkte ich, dass ich aufpassen muss: Die Lebensgier beginnt wieder aufzusteigen. Ich bin dabei wieder aus dem heilsamen gedanklichem Modus rauszufallen, bei dem ich in Gedanken am Ende des Lebens auf mein Leben zurückschaue.


    Dieser gedankliche Modus als ob man am Ende des Lebens auf sein Leben zurückschaut und sich fragt, ob man es einigermaßen gut gemacht hat, scheint mir ein Schlüssel zu sein für mentalen Frieden und Gleichmut. Es scheint mir auch ein wichtiger Teil in der Lehre Buddhas zu sein, auch wenn es dort nicht direkt so formuliert ist. Ich werde versuchen diesen gedanklichen Modus ständig beizubehalten. Es ist kein Problem in der Firma seine Leistung zu bringen, um sein Geld zu verdienen und seine Zukunft zu sichern, und dabei in diesem Modus zu bleiben.


    Ich wollte das einfach mal aufgeschrieben haben. Vielleicht hilft das auch anderen. Was ich noch nicht geschafft habe zu erreichen, ist die Einsicht zu erlangen, dass alle Dinge unbefriedigend sind. Verstandesmäßig ist mir klar, dass es so sein muss. Ich kann vieles gut nachvollziehen, was Buddha gelehrt hat. Ich kann aber weiterhin nicht damit aufhören Dinge zu suchen, die mir Befriedigung geben. Ich merke nur, dass es wieder kommt und versuche damit aufzuhören. Vielleicht muss ich noch viel radikaler in Gedanken am Ende des Lebens stehend zurückschauen, um hier auch ein Stück weiterzukommen. Werde das ausprobieren.


    Grüße, Anandasa

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Hallo,


    dazu fällt mir eine Darstellung aus dem Abhidhamma ein:


    Zitat

    Je nach Bedingungen und Todesart dauert der Sterbeprozess Sekunden, Stunden oder gar Tage. Die Herzgrundlage (nicht unbedingt das physische Organ Herz) wird schwächer und in einem trance- oder traumähnlichen Zustand „träumt“ der Sterbende.

    Es werden drei Träume bzw. Trauminhalte unterschieden:


    1.Kamma– Ein Karma kommt hoch, heilsam oder unheilsam, und der Sterbende erlebt noch einmal dieselben Geisteszustände und Gefühle wie zur Zeit der Tat.


    2.Kamma-nimitta – Ein Bild oder eine Bedingung taucht auf, die im Zusammenhang mit einer vergangenen karmischen Handlung steht. Das mag z.B. die Pistole beim Mord sein, die Leiter beim Einbruch, der Hut oder das Gesicht der alten Frau, der er über die Straße geholfen hatte, oder die Blumenvase im Tempel, in dem er dāna gab und meditierte.


    3.Gati-nimitta – Ein Bild seines zukünftigen Schicksals erscheint dem Sterbenden. Das Bild kann den Ort darstellen oder Personen oder Umstände, wo der Sterbende wiedergeboren wird.



    Prozesse von Tod und Wiedergeburt

  • Darüber kann man schön kontemplieren.

    "Was würde ich tun, wenn ich nur noch kurze Zeit zu leben hätte" (oder was wäre mir wichtig).

    Das war bei den Retreats, die ich früher machte, öfter mal Thema.

    Sollte man regelmäßig machen, dann wird vieles "anscheinend Wichtige' zur Nebensache.

    Danke für die Erinnerung 🤗🙏

  • Guten Morgen Anandasa,

    Ich stehe also fiktiv am Ende meines Lebens und schaue zurück. Was werde ich dann denken? Bist du ein freundlicher Mensch gewesen, der versucht hat, anderen Menschen nicht zu schaden? Hast du Mitgefühl gehabt? Hast du deine Sache einigermaßen gut gemacht? Würde ich das bejahen können, würde ich auch einigermaßen akzeptieren können gehen zu müssen, wenn es mal soweit ist. Über diese Einsicht war ich etwas verdutzt, hätte nicht mit so einer "einfachen" Einsicht gerechnet.

    In den 80ern habe ich mal ein Video von Elisabeth Kübler-Ross gesehen und dann auch ihr Buch gelesen. Sie hat Sterbeforschung betrieben und dabei festgestellt, dass Menschen, die noch "unerledigte Geschäfte" mit sich rumtragen, auch schwerer sterben, also "nicht gehen wollen".


    Deshalb habe ich mich bereits zu der Zeit darum bemüht, keine "unerledigten Geschäfte" mehr zu haben, z.B. jemandem nicht verzeihen oder bestimmte, schwerer wiegende eigene Fehler nicht zuzugeben und um Verzeihung zu bitten. Es geht bei ihr vor allem um Versöhnung. Und da geht es auch vor allem um Versöhnung mit sich selbst.


    Und das ist eben eine ganz einfache Einsicht. Und sogar gut umzusetzen, auch wenn das vielleicht Jahre dauert. Aber es entsteht sofort Entspannung, wenn das klar wird.

    Spätestens jetzt merkte ich, dass ich aufpassen muss: Die Lebensgier beginnt wieder aufzusteigen. Ich bin dabei wieder aus dem heilsamen gedanklichem Modus rauszufallen, bei dem ich in Gedanken am Ende des Lebens auf mein Leben zurückschaue.

    Und das ist ganz besonders wertvoll. Du hast also gleich beide Seiten der Medaille vor Augen geführt bekommen, konntest darüber reflektieren und weiter in den tieferen Sinn von "Die Dinge gehen vom Geiste aus" und "alles ist leidvoll".


    Aber sei nicht enttäuscht, denn das kann jetzt noch von Einsicht zu Einsicht immer wieder auf- und abwärtsgehen. Aber es ist eine sehr wichtige Einsicht.


    Darüber kann man schön kontemplieren.

    "Was würde ich tun, wenn ich nur noch kurze Zeit zu leben hätte" (oder was wäre mir wichtig).

    :like:Diese Methode wende ich auch schon seit sehr langer Zeit an, Lilli. Sie ist sehr hilfreich. Gelesen hatte ich davon bei Carlos Castanedas "Reisen". Dort sagt sein Lehrer zu ihm, dass der beste Freund der eigene Tod ist. Er geht immer neben Dir und wenn Du ihn befragst, wirst Du eine klare Antwort erhalten.

    -------------------------

    Alles Gute weiterhin für Dich Anandasa

    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • OT

    Mir kam gerade der Gedanke an dem vor dem Schlafengehen noch mal den vergangene Tag rückwärts bis zum aufstehen zu betrachten. Fehler finden, erkennen oder einfach nur anschauen. Man soll ja auch nicht vor dem Schlafen sich Gedanken machen.

    OT

  • _()_


    Hmmmm am Ende des Lebens stehen und zurückschauen? Nun mag sein das es Buddhistisch ist doch heißt es nicht im Zen das es kein Morgen und kein gestern gibt sondern nur diesen Moment und das man nichteinmal an dem Moment haften soll?


    Was du beschreibst scheint mir ein klarer weg zu sein um dich möglichst heilsam zu verhalten, doch zuletzt wirst du heilsam und unheilsam so wie alle Moral hinter dir lasen müssen. Ich glaube Dan ist man zu müde um über seinleben wirklich nach zu denken. DIch einige werden sich fürchten was danach kommt, sie haben Angst in eine Hölle zu fahren oder neu geboren zu werden als "Baum" (der Dan zu Toilettenpapier wird, ich nehme an der Witz ist längst ausgelutst)....


    Das einzige was ich sagen würde ist :"Leb im Moment und handle nach bestem Wissen und Gewissen und wen du am Ende Dan doch da stehst und der Sensenmann fragt wiso du diesen oder jenen Fehler begangen oder wiso du diesem oder jenem leid zugefügt hast Dan solltest du mit reinem gewisen sagen können:" ich habnach bestem wiss und Gewissen gehandelt, und wen ich einen fehler gemacht habe Dan war es das einzige was ich nach bestem Wissen und Gewissen in der dozumaligen Situation mit meinem dozumaligen wissen tun könnte".


    Doch auch dies wird Dan nicht beim gehen helfen, da noch moral anhaften an geistige Konzepte wie Moral und vergangenheit da sind.


    Was die Vergnügungen angeht die du noch nicht als leidbringend erkannt hast, so sage ich :"sie sind nicht leid bringend:grinsen: das anhaften an ihnen jedoch schon. Wenn du einen köstlichen Tee trinkst und ihn genießt, das hätte Buddha sicher auch getan. Den Tee Dan aber immer wieder trinken wollen oder noch Jahre lang an den Tee denken auch wen du ihn nicht haben kannst oder fühlenden Wesen schlechtes tun um den Tee zubekommen das ist dann leidbringend.


    Aber was weiß ich den. Schon:erleichtert: hier gibt es erfahrenere die dir sicher besser weiter helfen können ich bin da noch zu unerfahren.:) aber kommt Zeit kommt Rat ^^

    Mögest du Frieden finden_()_

  • Anandasa

    Zitat

    Dieser gedankliche Modus als ob man am Ende des Lebens auf sein Leben zurückschaut und sich fragt, ob man es einigermaßen gut gemacht hat, scheint mir ein Schlüssel zu sein für mentalen Frieden und Gleichmut. Es scheint mir auch ein wichtiger Teil in der Lehre Buddhas zu sein, auch wenn es dort nicht direkt so formuliert ist. Ich werde versuchen diesen gedanklichen Modus ständig beizubehalten. Es ist kein Problem in der Firma seine Leistung zu bringen, um sein Geld zu verdienen und seine Zukunft zu sichern, und dabei in diesem Modus zu bleiben.

    Das ist nichts anderes als eine weitere Vorstellung von sich, die kann wahr oder falsch sein. Merkwürdig finde ich, dass du da eine Instanz siehst, die dir ein "hast du gut gemacht" zubilligt, also ein Gewissen eben. Und dann siehst du darin den Schlüssel für deinen Frieden - ein gutes Gewissen ist ein gutes Ruhekissen.

    Das möchte ich jetzt nicht als Kritik an dieser Einstellung verstanden sehen, aber ich sehe da eben dieses Leistungs-und Belohnungsdenken in deinem "gedanklichen Modus".

    Meine Erfahrung mit Vergnügungen oder schönen Dingen sind die, dass der Genuss nicht zum Leiden führt, sondern dass Anhaftung daran die Ursache für Leiden ist. Gerade die Vergänglichkeit wird hier besonders als Leiden angesehen. Und bei der anderen Seite, der Aversion oder dem Hass, da wünscht man sich, dass es vergänglich ist.

    Der Schlüssel für Frieden und Gleichmut liegt jedoch in der Aufhebung der Unwissenheit, z.B. wie dir die Dinge so oder so erscheinen. Und zwar JETZT.

    Es geht ja nur immer jetzt - was für einen Sinn hat ein Zurückblicken, außer zu erkennen, dass es sich um Wiederholungen, also Wiederwerden eines Verlangens oder Verhaltens handelt. Das kann aber nur im Jetzt erkannt werden und es kann auch nur im Jetzt aufgelöst werden. Und so kann ich auch erkennen, dass im Jetzt eine Tat begangen werden könnte, die den "gesamten angesammelten" Frieden und Gleichmut vernichtet.


    Zitat

    Ich wollte das einfach mal aufgeschrieben haben. Vielleicht hilft das auch anderen. Was ich noch nicht geschafft habe zu erreichen, ist die Einsicht zu erlangen, dass alle Dinge unbefriedigend sind. Verstandesmäßig ist mir klar, dass es so sein muss. Ich kann vieles gut nachvollziehen, was Buddha gelehrt hat. Ich kann aber weiterhin nicht damit aufhören Dinge zu suchen, die mir Befriedigung geben. Ich merke nur, dass es wieder kommt und versuche damit aufzuhören. Vielleicht muss ich noch viel radikaler in Gedanken am Ende des Lebens stehend zurückschauen, um hier auch ein Stück weiterzukommen. Werde das ausprobieren.

    Es geht doch darum, durch seine Taten und Nicht-Taten Quelle von Frieden zu sein. Das schafft dann auch Befriedigung, weil es das Gemüt befriedet.

    Daher sind nur die Dinge, die zum Frieden beitragen, letztendlich befriedigend.

    Und wie das mit dem Ende des Lebens so ist, auch das ist immer nur Jetzt. Es heißt im Zen, dass man auf dem Kissen stirbt. Gerade jetzt, ist das Ende des Lebens - und der Anfang.

    :zen:

  • Meine Lehrer zitieren gerne mal aus dem Frage-/Antwort Gespräch welches der König Milindapanha mit dem ehr. Nagasena führte.


    Der König sprach;

    Worin, ehrwürdiger Nagasena, wurzeln wohl der vergangene, der gegenwärtige und der zukünftige Zeitlauf?


    Der vergangene, der gegenwärtige und der zukünftige Zeitlauf, oh König, Wurzeln im Nichtwissen.


    Und durch Nichtwissen bedingt sind die Kammaformationen;

    durch die Kammaformationen bedingt ist das ( Wiedergeburts-) Bewusstsein;

    durch das Bewusstsein bedingt ist das Geistige und Körperliche.


    durch das Geistige und Körperliche bedingt sind die sechs Sinnesgrundlagen;

    durch die sechs Sinnesgrundlagen bedingt ist das Gefühl;


    durch das Gefühl bedingt ist Begehren;

    durch Begehren bedingt ist Anhaften; durch Anhaften bedingt ist der Werdeprozess;


    durch den Werdeprozess bedingt ist Altern und Sterben, Sorge, Klage, Schmerz, Trübsahl und Verzweifelung.


    Somit ist ein Anfang dieses ganzen Zeitablaufs undenkbar,

    sagte der ehr.Nagasena.


    Klug bist Du ehr.Nagasena.


    In Metta🙏

  • ... ich wollte das mal kurz aufschreiben und mal fragen, was die Leute davon halten in Bezug auf die Lehre Buddhas.

    ....

    Dieser gedankliche Modus als ob man am Ende des Lebens auf sein Leben zurückschaut und sich fragt, ob man es einigermaßen gut gemacht hat, scheint mir ein Schlüssel zu sein für mentalen Frieden und Gleichmut. Es scheint mir auch ein wichtiger Teil in der Lehre Buddhas zu sein, auch wenn es dort nicht direkt so formuliert ist. Ich werde versuchen diesen gedanklichen Modus ständig beizubehalten.

    Das ist schon eine Übung im Sinne der Lehre Buddhas denke ich. Die Lehrrede A.VIII.74 geht wohl ungefähr in diese Richtung:


    Zitat

    Da hat nun, ihr Mönche, der Mönch bei sich also zu überlegen: "Finden sich in mir wohl noch unüberwundene üble, unheilsame Eigenschaften, die mir, wenn ich in der heutigen Nacht - am heutigen Tage sterben sollte, zum Schaden gereichen könnten?" Wenn nun, ihr Mönche, der Mönch bei seiner Betrachtung merkt, daß in ihm noch unüberwundene üble, unheilsame Eigenschaften anzutreffen sind, die ihm, wenn er stürbe, zum Schaden gereichen könnten, so hat eben jener Mönch äußersten Willensentschluß, Tatkraft, Streben, Ausdauer, Standhaftigkeit, Achtsamkeit und Geistesklarheit zu zeigen, um diese üblen, unheilsamen Eigenschaften zu überwinden.


    Der Gedanke dass man am Ende des Lebens nichts mehr ändern kann ist ein Beweggrund eben jetzt während des Lebens etwas zu ändern und unrechtes Handeln zu vermeiden. Schließlich führt unrechtes Handeln zu dukkha für andere und für einen selber, man findet dadurch keinen Frieden.

    Letztlich ist alle Unzufriedenheit erst durch das "Versiegen der Triebe" zu Ende und den Mönchen (bestimmt auch den Nonnen) legt der Buddha deshalb die Betrachtung des Todes besonders nahe:


    Zitat

    "Diejenigen, ihr Mönche, die die Betrachtung über den Tod üben, indem sie denken: 'Ach, daß es mir doch vergönnt sei, einen Tag und eine Nacht am Leben zu bleiben - noch einen Tag - einen halben Tag - solange wie ein Almosenmahl dauert - solange wie ein halbes Almosenmahl dauert - solange wie das Zusammenballen und Hinunterschlucken von vier oder fünf Bissen dauert! Ich möchte des Erhabenen Weisung noch überdenken. Viel, wahrlich, könnte ich dann noch erwirken!' - von diesen Mönchen, ihr Mönche, sagt man, daß sie nachlässig leben und auf langsame Weise die Betrachtung über den Tod üben, um der Triebe Versiegung zu erreichen.

    Von demjenigen Mönche aber, der die Betrachtung über den Tod übt, indem er denkt: 'Ach, daß es mir doch vergönnt sei, solange am Leben zu bleiben, wie das Zusammenballen und Hinunterschlucken von einem einzigen Bissen Reis dauert! Ich möchte des Erhabenen Weisung noch überdenken. Viel, wahrlich, könnte ich dann noch erwirken!'

    -Oder der denkt: 'Ach, daß es mir doch vergönnt sei, noch während der Zeitspanne am Leben zu bleiben, die zwischen einer Ein- und Ausatmung oder einer Aus- und Einatmung liegt! Ich möchte des Erhabenen Weisung noch überdenken. Viel, wahrlich, könnte ich dann noch erwirken!'-

    Von einem solchen Mönche sagt man, ihr Mönche, daß er vollen Ernstes lebt und eifrig die Betrachtung über den Tod übt, um der Triebe Versiegung zu erreichen.

    Darum, ihr Mönche, habt ihr danach zu streben: 'Vollen Ernstes wollen wir leben und eifrig die Betrachtung über den Tod üben, um der Triebe Versiegung zu erreichen!' Das, ihr Mönche, sei euer Streben!" A.VIII.73


    Als einen permanenten gedanklichen Modus kann ich mir das allerdings nicht recht vorstellen, eher als eine Übung unter anderen Übungen.

  • Geistiger Modus? Wie kann jemand, der immer jetzt ist sich am vergangenen aufhalten lassen? Doch wohl einer der überzeugt ist, dass er ein Kind der Zeit ist, die er in all ihren Zeiten selber geschaffen hat. Ein Rückwärts oder vorwärts wenden ist doch aus dem Sein fallen und Geschichte werden.

    Vergangenheit ist nicht mehr, Zukunft ist noch nicht. Warum sich jetzt eine Welt aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schaffen die allein schon durch das Erschaffen deterministisch festbindet an den Verstand des Ich bin dies.

    Ich bin Dies hat ja seine Wirklichkeit aber das ist Zeit und Zeit vergeht und erscheint, weil Ich bin Dies eben seine eigene Wirklichkeit hat. Ich kann dieses betrachten und mich wundern was dieses Ich bin Dies alles so anstellt. Ruhe in mir selbst und lass mich nicht aus meine Ruhe bringen egal wo Ich bin Dies nun ist oder was es macht Denkt usw.

    Ich bin ja nicht Ich bin Dies. Das glaubt aber, dass ich dasselbe bin wie es. Es ist eben seine Wirklichkeit.

    Und Meine? Woher soll ich das Wissen, dazu müsste ich ein Ich bin Dies sein, das weiß immer was die Wirklichkeit ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • mukti:

    2.Kamma-nimitta – Ein Bild oder eine Bedingung taucht auf, die im Zusammenhang mit einer vergangenen karmischen Handlung steht. Das mag z.B. die Pistole beim Mord sein, die Leiter beim Einbruch, der Hut oder das Gesicht der alten Frau, der er über die Straße geholfen hatte, oder die Blumenvase im Tempel, in dem er dāna gab und meditierte.

    Ja, ich habe durch meine introvertierte und zurückhaltende Art bis jetzt Glück gehabt, dass ich noch nichts verbrochen habe. Einigen Leuten konnte ich ihre Erwartungen nicht erfüllen, aber dafür kann ich nichts. Ich hoffe, dass dies so bleibt. Zum Glück erkenne ich langsam, dass ich da einen Schatz habe. Bis jetzt war mein zurückhaltendes Naturell für mich immer nur der Grund warum ich hinterherhinke. Naja, aber die Gedanken könnten reiner sein ;-). Blebt noch viel zu tun ...


    Lilli:

    Sollte man regelmäßig machen, dann wird vieles "anscheinend Wichtige' zur Nebensache.

    Ich werde mir im Computer einen Alarm machen. Sonst droht es eine Erkenntnis zu werden, die beim nächsten Ärger oder nächsten Irrungen und Wirrungen wieder verloren geht und irgendawann nach Jahren wiederentdeckt wird.


    Monikadie4.:

    Und das ist ganz besonders wertvoll. Du hast also gleich beide Seiten der Medaille vor Augen geführt bekommen, konntest darüber reflektieren und weiter in den tieferen Sinn von "Die Dinge gehen vom Geiste aus" und "alles ist leidvoll".

    Ja, ohne irgendwann auf die Lehre Buddhas gestoßen zu sein, wäre ich nicht einmal auf die Idee gekommen meine Gedanken zu beobachten und schauen was sie machen. Da bin ich schon sehr froh und sehr dankbar. Was mich bei dem Ganzen doch erstaunt, ist, dass es eine freie Wahl ist wofür man sich entscheidet. Es sind geistige Modi, für die man sich entscheiden kann. Natürlich ist man nicht einfach ein Prozessor, dem mal das eine oder andere Programm geladen wird. Man hat als Mensch seine Gestaltungsfreiheit. Dennoch ist keine Wirklichkeit dahinter, kein Selbst. Da ist nur die Freiheit sich zu entscheiden und sich zu überlegen, was die Folgen sind. Mit der Lebensgier werde ich weiter zu kämpfen haben, aber ich denke ich habe ein wichtiges Werkzeug gefunden.

    mukti:


    Das ist schon eine Übung im Sinne der Lehre Buddhas denke ich. Die Lehrrede A.VIII.74 geht wohl ungefähr in diese Richtung:

    Zitat

    Wenn nun, ihr Mönche, der Mönch bei seiner Betrachtung merkt, daß in ihm noch unüberwundene üble, unheilsame Eigenschaften anzutreffen sind, die ihm, wenn er stürbe, zum Schaden gereichen könnten, so hat eben jener Mönch äußersten Willensentschluß, Tatkraft, Streben, Ausdauer, Standhaftigkeit, Achtsamkeit und Geistesklarheit zu zeigen, um diese üblen, unheilsamen Eigenschaften zu überwinden.


    Sich früh mit den seinen "Knörzen" zu beschäftigen, die man noch hat, hilft einem später sehr. Ich mag sehr dieses Video Die letzte Prüfung. An dieser Stelle wird dieser Dialog zwischen Buddha und Ananda aufgeführt:


    Buddha: Ananda, mein Schüler, sage mir, wie oft am Tag denkst du an den Tod?

    Ananda: Sieben Mal am Tag, Meister.

    Buddha: Ananda, du bist zu leichtfertig. Wir sollten bei jedem Atemzug an den Tod denken.


    Leider weiß ich nicht, ob dieser Dialog auch irgendwo im Pali-Kanon steht. Hatte mal den Regisseur des Videos eine Mail deswegen geschrieben. Der antwortete, dass für den Inhalt Ajaan Tippakorn Sukhito verantwortlich sei und er nicht wisse, wo dieser diesen Dialog her habe. Hatte auch hier im Forum gefragt, ob jemand diesen Dialog kennt, aber keine Antwort bekommen.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Diese 5 Betrachtungen kenne ich sogar. Das ist eine gute Sache, fällt bei mir leider zu oft unter den Tisch. Es geht dabei um die Vorbereitung auf den Tod und das Dinge vergehen werden, sie einem lieb sind. Das ist auch eine gute Sache. Was ich aber meine ist ein bisschen was anderes, nämlich wie gesagt sich vorstellen, dass man am Ende des Lebens steht und zurückschaut.


    Schaue ich zurück, sind sehr viele der Dinge, die mir jetzt wichtig erscheinen, für mich nicht mehr wichtig. Wichtig ist für mich zurückblickend, ob ich ein freundlicher Mensch gewesen bin, der seine Sache einigermaßen gut gemacht hat. Das eröffnet mir den Blick, was eigentlich wichtig ist bis ich irgendwann wirklich an meinem Lebensende stehe.


    Ich lasse mich nicht von Dingen verrückt machen, die gar nicht so wichtig sind, sondern durch Anhaftung, Gier, etc. als wichtig gesehen werden. Gier, Lebensgier kann sich sehr sehr gut verstecken, so dass man es lange nicht entdeckt und dann ist viel Lebenszeit draufgegangen, das Karma hat sich nicht gut entwickelt, bringt aber unweigerlich seine Rückwirkungen.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Ich lasse mich nicht von Dingen verrückt machen, die gar nicht so wichtig sind, sondern durch Anhaftung, Gier, etc. als wichtig gesehen werden. Gier, Lebensgier kann sich sehr sehr gut verstecken, so dass man es lange nicht entdeckt und dann ist viel Lebenszeit draufgegangen, das Karma hat sich nicht gut entwickelt, bringt aber unweigerlich seine Rückwirkungen.

    Hallo Anandasa,

    ich nehme Dich als geistig Fortgeschrittenen wahr. Also, an Deiner Stelle würde ich mir nicht so viele Sorgen machen, ob Du in der Vergangenheit alles richtig gemacht hast. Selbst ein Mörder hatte bei Buddha Erleuchtung erlangt, wieviel mehr wir, die wir nur ein "bisschen zuviel Lebensgier" verspürt haben. Diese Lebensgier hatte Buddha, als er noch Siddharta war, sicher auch in seinem wunderschönen Zuhause.


    Auch das sich Sorgen um Vergangenes oder "schlechtes Karma" kann uns von der Weiterentwicklung abhalten, und uns sogar übersehen lassen, dass wir schon ganz schön frei sind. Freude am Weg und damit der daraus folgenden Einsichten ist das einzig Wichtige.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Das Video finde ich auch sehr gut. Den Dialog mit Ananda hab ich auch ohne Erfolg im Palikanon gesucht und er wurde im Forum auch früher schon mal zitiert, da hat auch keiner gewusst woher das stammt. Jedenfalls ist die Aussage schon im Sinne Buddhas würde ich sagen.

  • Man kann am Ende des Lebens natürlich die zehn Christlichen Gebote und die fünf sittlichen Buddhisten-Gebote aufschreiben, und sich überlegen, ob man alles richtig gemacht hat.

    Diese Reflektion habe ich gestern gemacht, war ganz interessant über den eigenen Charakter zu reflektieren.

    Dabei kommt man zu dem Entschluss, dass es für die Gräueltat früher mal das Fleisch unschuldiger hilfloser Tierchen gegessen zu haben, sicherlich keine Entschuldigung gibt, und man selbst diese Schuld immer weitertragen muss.

    Während sich die fünfte Sila quasi von selbst entschuldigt "Nimm keine berauschenden Mittel wie Alkohol, damit Geist und Verstand klar sind." - denn es ging darum, rein den Körper und körperliche Probleme mit ausreichend Promille zu betäuben, und nicht "geistig und charakterlich möglichst daneben und weggetreten zu sein, und gewissenlose Handlungen anzustreben." (der Vorsatz macht vieles aus.)


    Die erweiterten fünf Extra-Silas sind ein bisschen schwieriger.... da ich keinerlei Sinn darin entdecken kann inwiefern diese Silas einen guten oder schlechten Charakter auszeichnen. Sondern weil die fünf Extrasilas wie vollkommen ethisch zu 100% sinnfreie "Draufgaben" die irgendwann ohne jeden Sinn im Nachhinein dazu erfunden wurden, anmuten:


    Zur „verbotenen Zeit“ nichts mehr essen (nach 12 Uhr bis Sonnenaufgang ca. 5 Uhr).

    - warum nicht? Gibts einen ethischen Sinn dahinter? Wenn ich um Mitternacht einen Film schaue, habe ich oft gegessen. Warum sollte es eine "verbotene Zeit" geben, wenn es Eulen- und Lärchentypen von Menschen gibt?

    Keine Tanz-, Musik-, Gesangs-, und Theateraufführungen besuchen.

    - Zählt Kino dort dazu?

    Keine Blumen, Duftstoffe, Kosmetika, Schmuck und andere Verschönerungsmittel benutzen.

    - Ich benutze täglich Deo und schätze den guten, sauberen Duft. Es steckt keinerlei Sinn dahinter, keines zu benutzen, sondern ist sogar positiv denn man verbreitet angenehmen Duft dadurch.


    Nicht auf hohen und üppigen weichen Betten schlafen.

    - Wieso nicht? Selbst der Dalai Lama hat dieses schön verschnörkelte und reichhaltig verzierte Bett:

    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Kein Gold oder Silber (Geld) annehmen.

    - Wieso nicht? Selbst der Dalai Lama hat bezüglich dem Annehmen von Fleisch, z.B. bei Besuchen, dieses stets genommen (auch wenn seine eigene Küche rein vegetarisch ist) um den Gastgeber nicht zu verärgern und enttäuschen, warum sollte ich dann kein Geld annehmen, und dadurch den Schenkenden enttäuschen frustrieren und verärgern, und mich selbst auch noch mit dazu?


    Weiss irgendjemand, wo diese fünf wie dazu erfundenen extra-Silas herkommen, die keinerlei ethischen bzw. moralischen Sinn ergeben, und auch bezüglich Charakter Gutherzigkeit oder Güte die man an Mitmenschen abgibt, generell keinen Sinn zu haben scheinen?



    Selbst ein Mörder hatte bei Buddha Erleuchtung erlangt, wieviel mehr wir, die wir nur ein "bisschen zuviel Lebensgier" verspürt haben.

    Wir Menschen machen uns das zu leicht, fürchte ich ;)

    Es wird in Religionen immer so dargestellt, als brauche man bloss ein wenig zu bereuen, und alles wird einem vergeben.

    Absolut alles, solange man nur ein bisschen meditiert, oder bereut - dann passt das schon. Und man sitzt zusammen mit Dahmer, Hitler, Stalin, Chicatilo, H. Holmes der aufgeregt über seinen neuesten Kellerausbau erzählt, und den brutalsten gnadenlosesten grausamsten Schlächtern die das 21. jahrhundert hervorgewürgt hat, genauso wie auch mit jedem historischen Massenmörder der je gelebt hat und jedem sonstigen Teufel auf Erden (dem aber auch absolut alles vergeben wurde), zusammen auf einer Wolke oder im Nirvana...

    Will man das überhaupt, mit allem Bösen dass dieser Planet je hervorgebracht hat, gemeinsam in einem Himmel oder sonstwo die Ewigkeit verbringen?


    Wonach genau richtet sich die Vergebung?


    Ist dieses zu leichte Vergeben, indem ein bisschen Reue vorgetäuscht wird kurz und überhastet im Angesicht des Todes, nicht wie eine Freikarte sich das ganze Leben lang wie der irrste Barbar aufzuführen, alles rücksichtslos tun und lassen zu können was man will, stehlen, tyrannisieren, andere mobben, schlagen, andere sogar ermorden - aber wenn man merkt dass man stirbt, kurz bereuen - und alles ist vergeben?

    Warum braucht man dann überhaupt Gebote, und wozu gibt es im Buddhismus Höllen als auch die christliche Hölle, wenn absolut alles (und dies auch ohne jegliche Konsequenzen), in allen Religionen zu 100% vergeben wird?




    Es geht dabei um die Vorbereitung auf den Tod und das Dinge vergehen werden, sie einem lieb sind. Das ist auch eine gute Sache.

    Nun ja..... Der Tod hat Vorteile als auch Nachteile, das ist subjektiv und Ansichtssache. Man kennt nur dieses eine Leben, und der Tod ist wie eine völlige Ungewissheit.

    Er kann von Vorteil sein, Tabula Rasa und vielleicht eine extrem vorteilhafte Neumischung der Karten und einen Samsara-Durchgang mit sich bringen der von Anfang bis vorm Ende ein absoluter Hochgenuss Selbstverwirklichung Freude und Erfüllung wird.... Aber er bleibt trotzdem völlig ungewiss, ob das auch wirklich so kommen wird.




    Bist du ein freundlicher Mensch gewesen, der versucht hat, anderen Menschen nicht zu schaden? Hast du Mitgefühl gehabt? Hast du deine Sache einigermaßen gut gemacht? Würde ich das bejahen können, würde ich auch einigermaßen akzeptieren können gehen zu müssen, wenn es mal soweit ist. Über diese Einsicht war ich etwas verdutzt, hätte nicht mit so einer "einfachen" Einsicht gerechnet.

    Nein wirst Du nicht - es akzeptieren. Spätestens wenn es soweit ist, wirst du bemerken dass diese Einsicht leider nur theoretisch richtig ist, und zum Beruhigen in einem völlig sorgenfreien und gesunden Zustand (in dem der Tod nur eine ferne und vage Bedrohung die stets Jahrzehnte weit in der Zukunft liegt.......) geeignet ist.

    Der reine philosophisch-verklärte Gedanke an den Tod (den man fürgewöhnlich als was "Beruhigendes, Schlaf-ähnliches" betrachten mag) ist drastisch anders, als wenn dieser körperlich wirklich einzutreten beginnt.

    Da hat man egal wie gutherzig und brav man war, einfach nur eine richtige Angst wie schlimm das noch werden wird.

    Du wirst es nicht akzeptieren können, denn es wird extrem unangenehm werden, du wirst es fürchten, und Du wirst Dich auch davor noch an jeden Tag klammern, an dems "noch geht".

    Aber zu dieser (für dich bestimmt wenn es soweit sein wird, sehr erschreckenden) Erkenntnis wirst Du erst viel viel später kommen, da Du erst 50 bist.



    Dieser gedankliche Modus als ob man am Ende des Lebens auf sein Leben zurückschaut und sich fragt, ob man es einigermaßen gut gemacht hat, scheint mir ein Schlüssel zu sein für mentalen Frieden und Gleichmut.

    Ja für mentalen Frieden und eine im Alltag relative Gleichmutshaltung gegenüber dem Tod, ist das eine gute Einstellung, wenn man sich nichts zuschulden hat kommen lassen, und mit reinem Gewissen leben kann :)

  • NightCat


    Die anderen 3,5,222 Gebote betreffen meistens nur jene, die eine monastische Lebensweise einschlagen bzw anstreben.

    Die 5 Gebote wären halt sehr wichtig, dass andere ergibt sich später dann von selbst.

    Schritt für Schritt.


    Alles gute für Dich!

  • Sondern weil die fünf Extrasilas wie vollkommen ethisch zu 100% sinnfreie "Draufgaben" die irgendwann ohne jeden Sinn im Nachhinein dazu erfunden wurden, anmuten:


    Die haben schon Sinn, aber diese Silas betreffen dich ja gar nicht, außer du wärst eine Nonne.

  • Wir Menschen machen uns das zu leicht, fürchte ich

    Nein, das ist überhaupt nicht leicht, es sei denn, es wird so oberflächlich betrachtet, wie es mir von Dir erscheint.


    Es wird in Religionen immer so dargestellt, als brauche man bloss ein wenig zu bereuen, und alles wird einem vergeben.

    Absolut alles, solange man nur ein bisschen meditiert, oder bereut - dann passt das schon. Und man sitzt zusammen mit Dahmer, Hitler, Stalin, Chicatilo, H. Holmes der aufgeregt über seinen neuesten Kellerausbau erzählt, und den brutalsten gnadenlosesten grausamsten Schlächtern die das 21. jahrhundert hervorgewürgt hat, genauso wie auch mit jedem historischen Massenmörder der je gelebt hat und jedem sonstigen Teufel auf Erden (dem aber auch absolut alles vergeben wurde), zusammen auf einer Wolke oder im Nirvana...

    Will man das überhaupt, mit allem Bösen dass dieser Planet je hervorgebracht hat, gemeinsam in einem Himmel oder sonstwo die Ewigkeit verbringen?

    In Religionen vielleicht, aber nicht im Buddhismus.


    Es geht nicht darum, mit wem Du gerne zusammen auf einer Wolke oder sonstwo schweben willst, es geht um Deinen eigenen Frieden. Wenn wir jemandem vergeben - von ganzem Herzen, und das geht nicht einfach so, sondern ist womöglich ein langer Prozess, dann befreien wir unser Herz von Anhaftungen und Verletzungen.


    Auch wirst du nirgends mit jemanden die Ewigkeit verbringen. Das ist gar nicht das Ziel. Das Ziel ist, endgültig zu verlöschen. Also Du und ich und alle anderen ein für allemal. Ob zuvor noch Wiedergeburten stattfinden, spielt erstmal keine Rolle. Denn die erlebst Du nicht persönlich. Und wer weiß das schon genau?


    Du gehst davon aus, dass es Dich stört, wem zu vergeben ist. Das ist Ablehnung. Und Ablehnung ist laut Buddha: Hass. Willst Du frei davon werden oder willst Du weiter darin verharren? Leiden bedeutet, sich immer wieder diese negativen Menschen, wie Hitler etc. ins Gedächtnis zu holen. Du lebst also jetzt schon mit ihnen. Du lässt sie nicht los.


    Vergeben aber bedeutet LOSLASSEN.

    Und zwar ganz allein nur für Dich, niemals für die anderen. Die haben ihr eigenes Päckchen zu tragen.

    Wonach genau richtet sich die Vergebung?


    ... aber wenn man merkt dass man stirbt, kurz bereuen - und alles ist vergeben?


    Warum braucht man dann überhaupt Gebote, und wozu gibt es im Buddhismus Höllen als auch die christliche Hölle, wenn absolut alles (und dies auch ohne jegliche Konsequenzen), in allen Religionen zu 100% vergeben wird?

    Vergebung bedeutet nicht, dass es kein weiteres Karma gibt. Was auch immer das für den einzelnen bedeuten mag. Darüber haben wir keine Kontrolle und auch keinen Beweis.


    Bitte schmeiß nicht alle Religionen in einen Sack. Der Buddhismus wird zwar als Religion gesehen und in den Ursprungsländern auch so gelebt, wenn Du Dich aber damit wirklich beschäftigst, wirst Du sehen, dass er sich doch sehr unterscheidest. Es gibt darin keinen Gott, der vergibt und auf dessen Gnade wir angewiesen sind.


    Es geht um Selbst-Verantwortung und um Geistesschulung, um die dadurch entstehende Klarheit.

    Nein wirst Du nicht - es akzeptieren. Spätestens wenn es soweit ist, wirst du bemerken dass diese Einsicht leider nur theoretisch richtig ist, und zum Beruhigen in einem völlig sorgenfreien und gesunden Zustand (in dem der Tod nur eine ferne und vage Bedrohung die stets Jahrzehnte weit in der Zukunft liegt.......) geeignet ist.

    Der reine philosophisch-verklärte Gedanke an den Tod (den man fürgewöhnlich als was "Beruhigendes, Schlaf-ähnliches" betrachten mag) ist drastisch anders, als wenn dieser körperlich wirklich einzutreten beginnt.

    Da hat man egal wie gutherzig und brav man war, einfach nur eine richtige Angst wie schlimm das noch werden wird.

    Du wirst es nicht akzeptieren können, denn es wird extrem unangenehm werden, du wirst es fürchten, und Du wirst Dich auch davor noch an jeden Tag klammern, an dems "noch geht".

    Aber zu dieser (für dich bestimmt wenn es soweit sein wird, sehr erschreckenden) Erkenntnis wirst Du erst viel viel später kommen, da Du erst 50 bist.

    Das kommt darauf an, inwieweit ein geschulter Geist sich schon von vielem verabschiedet hat. Ich mit meinen fast 73 habe festgestellt, dass es mir üblicherweise nicht schwerfällt, zu gehen, denn mir sind schon genug gesundheitliche Umstände begegnet, die mir das bewiesen haben. Wenn ich jedoch wieder mal auf dem "weltlichen Trip" bin und mich nicht so intensiv mit der Lehre beschäftige, dann kann ich auch sehen, dass mir das Sterben dann schwerer fällt. Es ist alles eine Erfahrungssache, keine Altersangelegenheit.


    Wer viel leidet, wird gerne gehen. Wer all seine "unerledigten Geschäfte" erledigt hat, kann beruhigt gehen.


    Ich weiß aber, dass es mir viel Trauer und Herzschmerzen verursachen wird, wenn mein Mann oder meine Tochter "gehen".

    An ihnen hänge ich. Und das ändere ich auch nicht weiter. Ich gehe bewusst damit um, denke aber nicht ständig darüber nach, ob und wann oder wie ...


    Wie alt bist Du?

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • _()_

    du hast ziemlich konkrete vorstellunge fom Tod NightCat. Ich selber weiss aus eigener erfahrung nicht fiel über den Tod, ich habe erst zwei Menschen gehen sehen.

    aber eine Mmir verwante Person arbeitet i einem Aötenheim wo auch gestorben wird.

    die essenz aus ihrer jahrelangen erfahrung ist das es leute gibt die den Tod akzeptieren, jene sterben oft sehr schnell ubd eher ruhig. Abdere die noch um jede Minute kämpfen sterben dagegen oft langsam und qualvoll. Meist sind das Menschen die aus irgend einem grund " angst" vor der anderen seite haben.


    Dazu kommt noch der gedanke der vergebung (im Buddhismus ist mir nicht bekannt das einem alles schlimme vetgeben wird) bei der Bibel wird soweit ich weiss auch nichts von einer Hölle erwähnt (erst beim ablashandel). Die überlegung geht etwa so:" wenn da ein Allmächtiges wessen ist das diese regeln aufgestellt hat dan hat diese wesen mein habdeln wohl zugelassen /wiso auch immer/ sonst hätte es mein handeln mit leichtigkeit ändern können."


    Wenn wir akzeptieren das alles was geschieht immer durch bedingtes entstehen hervorgebracht wird und qir ein produkt unserer umwelt sind dan können wir durch vorprägzng und gewise unstände nur habdeln wie wir gehandelt haben. Dazu kommt das gut und schöecht in den augen des betrachters liegen.


    _()_

  • Kleine Anmerkung zum Stichwort "Vergebung". Vergebung ist ein Begriff, der im Buddhismus eher unüblich ist. Es gibt im Buddhismus ja keinen Gott oder persönlichen Buddha ,der dir deine Sünden und Missetaten vergibt.


    Es ist ja eher so, das dein schwieriges Karma soweit an Bedeutung verliert, das es dein zukünftiges Karma nicht mehr mit prägt.


    Wenn wir unseren Zorn zähmen, der Begierde nicht mehr gnadenlos hinterherlaufen müssen, und in unserer Unwissenheit nicht immer mehr alles in Frage stellen , haben wir dann sicher schon viel geschaft.


    _()_

  • Ich wollte das einfach mal aufgeschrieben haben. Vielleicht hilft das auch anderen. Was ich noch nicht geschafft habe zu erreichen, ist die Einsicht zu erlangen, dass alle Dinge unbefriedigend sind. Verstandesmäßig ist mir klar, dass es so sein muss. Ich kann vieles gut nachvollziehen, was Buddha gelehrt hat. Ich kann aber weiterhin nicht damit aufhören Dinge zu suchen, die mir Befriedigung geben. Ich merke nur, dass es wieder kommt und versuche damit aufzuhören. Vielleicht muss ich noch viel radikaler in Gedanken am Ende des Lebens stehend zurückschauen, um hier auch ein Stück weiterzukommen. Werde das ausprobieren.


    Grüße, Anandasa

    Dieser Beitrag ist mir heute in den Sinn gekommen, ich führe ja manchmal Selbstgespräche, so wie heute :


    Am Ende des Lebens... wie soll ich mir das vorstellen?

    Unzählige Male habe Maranasati praktiziert, immer aber mit der Idee, dass dies mein Leben ist, und das ich sterben werde. Ich sollte gutes tun und das schlechte unterlassen...

    Dann gibt es eine Geburt in den guten oder schlechten Bereichen.


    Ich habe diesen Körper immer wieder zerlegt vor meinem inneren Auge.

    Gefühle, Gedanken habe ich stundenlang beobachtet.


    Wo ist dieser Typ, der sich freut, und der der leidet.

    Wie sollte ich loslassen von den schönen Dingen, Erlebnissen durch die ich mein Ich indirekt bestätige und absichere?

    Es braucht nicht unbedingt einen Buddha um zu sehen, dass die Welt unbeständig ist.

    Im Inneren wurde mir schnell klar, dass da etwas nicht stimmt.


    Alles steht und fällt mit dem "Ich".

    Ich hatte Angst und versuchte durch Alkoholkonsum, Sex, Einkaufen usw jemanden zu finden, der mir bestätigt, dass ich da bin, dass ich da bleiben werde, dass ich wer bin.


    Und falls ich scheitern sollte, könnte ich mich immer noch umbringen und nicht mehr sein. Mein Selbstmord wäre meine letzte Bestätigung für etwas, was ich glaubte , aber nicht beweisen und finden konnte.


    Ich wollte diesen Zweifel inklusive der Angst, betäuben.

    Die Welt sollte mich bestätigen.


    Ich konnte keinen Martin finden, nur eine Art von Kreis, in der sich verschiedene Dinge bedingen (sorry, ich kann es nicht besser beschreiben).


    Wenn der Pfad in eine Sackgasse geht, und Du dort in einen großen Spiegel schaust, und plötzlich ist nichts zu sehen, dann ist das ein großer Schock.

    So kann es dir ergehen in der Meditation (keine Ahnung ob, und was du praktizierst).

    Wenn in den tieferen Bereichen alles wegfällt, und nur noch diese Stimme von dir da ist, versuche dieses Ich zu finden und zu betrachten.

    Auf dieser Ebene steht und fällt deine Welt.


    Wenn man dort erfolgreich scheitert (im finden vom Ich), dann muss man sich nicht mehr an Erscheinungen klammern, die das Selbst bestätigen und erhalten.


    Auf der Ebene gibt es keinen Tod, keine Geburt, kein Ende und keinen Anfang, keinen Gewinn und keinen Verlust und niemanden der in einer Zukunft, Befreiung erlangen könnte.


    Unser Leben ist auf einer Lüge aufgebaut. Und durch unsere Aktivitäten versuchen wir diese Lüge zu verbergen und zu ignorieren.



    Alles gute für Dich!

  • Zitat

    Wenn der Pfad in eine Sackgasse geht, und Du dort in einen großen Spiegel schaust, und plötzlich ist nichts zu sehen, dann ist das ein großer Schock.


    Martin_1980 .


    Volltreffer!:like::heart:_()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Am Ende des Lebens zurückschauen.

    Das ist eine gute Übung.

    Das Ende meines Lebens kommt bald.

    Was muss ich, solange ich lebe noch berichtigen, weil es bis jetzt wirkt, das damalige handeln?

    Das in den leeren Spiegelschauen und erkennen, dass es nur eine Scheibe ist, macht sich zu erkennen, der Spiegel ist klar.

    Die Sicherheit vermindern, dass es ein Morgen gibt gehört auch zu dieser Übung.

    Was geht mich Morgen an, wenn ich Gestern nicht in die Reihe bekomme?

    Wenn Gestern keine Leidauswirkungen mehr hat, dann ist da auch keine Sorge um Morgen.