Praktizieren mit Krankheit

  • Ich wünsche euch einen wunderschönen guten Morgen.


    Mich treibt heute eine Frage um, die ich mir schon länger im Geist gestellt habe und nun realität wird.

    Letztes Jahr bin ich mit meiner Familie an Covid erkrankt, eigentlich ein milder Verlauf. Bis zum Ende des Jahres besserte sich das Post-Covid zunehmend.

    Nun bin ich seit längerem in der Situation, das ich merke, das mein Leistungshaushalt nicht stimmt und dies zunehmend einfluss auf meine Praxis hat (Der Altag kostet braucht mehr Energie und die Erholung liefert weniger Energie als sonst). Sowohl im Alltag, als auch in der Meditation. Gestern hat mir mein Arzt dann bestätigt was ich schon vermutet habe, das meine Lunge nicht mehr so gut funktioniert, was viele Symptome erklärt.


    Nun frage ich mich, wie es einem gelingen kann zu Praktizieren ohne guter Gesundheit. Die Gesundheit, gerade Herz und Lunge, haben einfluss auf das Wohlbefinden und auf die Reaktionen. Oft war mir eine Reaktionskontrolle garnicht mehr möglich. So erklärt der knappe Atem meine Ängstlichkeit und damit meine Reaktion bei vielen Alltagssituationen. Auch das ich in der Meditation nicht so konzentriert bin wie vor Corona.

    Ich habe gestern ein Spray bekommen, das dann meine Lungenfunktion um 30% erhöt hat und heute geht es mir deutlich besser.


    Ich denke gerade an Tich Nat Han, der trotz Schlaganfall noch lange praktiziert hat. Der Geist ist ja trotzdem in Abhängkeit des Körpers. Das Bewusstsein (sogar bei mir unwissenden) merkt das etwas nicht stimmt, aber wie praktiziert man mit krankem Körper?

    Und vorallem kann eben ein Geist, der einen kranken Körper besitzt, schlechtes Metta verursachen. Nur weil man krank ist, ist das Metta deshalb nicht weniger schlecht :lol:


    Gerade die Altagsreaktionen sind problematsich. Die Energielosigkeit hat mich immer verzweifelter werden lassen und ich hatte schon Angst in eine depression abzurutschen.

    Jetzt wird es leichter, vorallem die Ursache medizinisch bestätigt gefunden zu haben, beruhigt.

    Aber was sagt sagt das Dharma zur Praxis mit einem kranken oder kaputten Körper?

  • [mod]

    Hier wurde ein kleiner Teil des Beitrags entfernt, weil er sich auf einen anderen, bereits gelöschten Beitrag bezog (~xiaojinlong)[/mod]


    Kohouten vielleicht würde dir das Konzept des Selbstmitgefühls helfen:


    Achtsames Selbstmitgefühl: Möge ich freundlich zu mir sein


    Es gibt da sehr gute Literatur zu dem Thema, vor allem von Kristin Neff und Christopher Germer. Das hat mir persönlich in anderen Belangen geholfen. Das kannst du in deine Praxis einbauen, indem du mitfühlend und geduldig mit dir selbst bist, und in der Richtung Metta-Meditaiton praxtizieren. Das ist vielleicht in deiner jetzigen Situation, wo du Probleme mit Atmen hast, auch besser als Atembetrachtungen.

  • Hört sich nur weise an.

    Als Erstes muss, du dir bewusst machen, dass du nicht die Krankheit bist, weder ist der Geist noch dein Körper die Krankheit.

    Dein Leiden ist nicht die Krankheit, sondern dein Glaube, dass dein Geist und dein Körper die Krankheit ist.


    Mein Ansatz in so einem Fall ist, dass ich mir die Praxis nicht vermiesen lasse. Mache eben so viel wie es geht, waren am Anfang nur Minuten, na und. Ich weiß ja wie es geht und muss mich eben nach meinem Körper richten, der eben von einer Krankheit befallen ist, aber eben nicht die Krankheit ist.


    Wie gesagt, hört sich weise an, ist aber Praxis des Machen was zu tun ist.

  • Der Lehrer (Susuki roshi) meines ersten Meisters sagte einmal, als er wegen seiner Krebserkrankung im Bett liegen musste :


    "Ich lag da und dachte, wieso freust ich Du Dich nicht über Deine Krankheit."


    Das habe ich mir jedesmal gesagt, wenn ich mich körperlich nicht so fühlte, wie ich es mochte.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Hallo Kohouten !
    Hier ein Link zu einem Beitrag von Thubten Chodron zu deinem Thema:

    Wie man mit Krankheit umgeht (thubtenchodron.org)

    Selber bin ich seit einigen Monaten in einer ähnlichen Lage und weiß nicht
    ob das vorübergehend oder dauerhaft ist.

    Was ich für mich erkannt habe ist, das es wichtig ist nicht in dunkle Gedanken (Grübeleien) zu verfallen.
    Das Leiden an sich kommt nicht von den Umständen sondern von unserem Umgang und unserer Wahrnehmung damit.
    Ich habe auch Probleme mit der Konzentration (dann halte ich die Einheiten halt kürzer..) und Schwindel (ich liege an schlechten Tagen
    oder sitze auf einem kippbaren Liegestuhl der von der sitzenden bis hin zur liegenden Position einstellbar ist. So kann ich mich je nach
    Tagesform in die bestmögliche Haltung bringen).

    Daher übe ich mich in Akzeptanz und versuche den Geist still zu kriegen mit entsprechenden Meditationen
    (Achtsamkeit, Shamata..).
    Zudem praktiziere ich Reinigungsmeditationen (Vajrasattva).

    Aus dem Bauch raus würde ich den Punkt mit der Akzeptanz (und den bestmöglichen Umgang damit finden)
    als den wichtigsten Punkt ansehen...

    LG und gute Besserung

    Rolf

  • Aus dem Bauch raus würde ich den Punkt mit der Akzeptanz (und den bestmöglichen Umgang damit finden)
    als den wichtigsten Punkt ansehen...

    Ja, Rolf, die Akzeptanz ist die Voraussetzung für das Leiden. Denn wir leiden ja alle mehr oder weniger.

    Für mich ist es das Alter mit seinen Gebrechen und dem bevorstehenden Tod.


    Obwohl es für mich selbstverständlich ist, denn ich habe lange genug und viel erlebt, werde ich doch von Zeit zu Zeit durch meinen Körper daran erinnert. Aber ich halte mich nicht mit Gedanken damit auf. Der Widerstand erzeugt das Leid.


    Was ich jedoch fragen möchte, lieber Kohouten, was macht Deine buddhistische Praxis eigentlich schwierig?

    Ich brauche mich nur gemütlich hinzusetzen oder sogar -zulegen und beginne darüber zu reflektieren, was mich an meiner Befreiung behindert. Darüber muss ich nicht nachdenken. Den ganzen Tag über werde ich ja mehr oder weniger mit meinen Tendenzen konfrontiert. Immer wieder lasse ich sie los oder, wenn mir die Einsicht mangelte, dachte ich darüber nach, was es denn ist, das es mir so schwer macht. Heute habe ich die Einsicht, aber manchmal mangelt es an der Umsetzung. Dann sehe ich dahinter den Stolz oder Dünkel - je nachdem. Und sage dann "Tschüß".


    Ich brauche keine Rituale oder besondere Körperhaltungen. Aber das sehen andere sicher anders. Nur Befreiung hängt davon nicht ab.


    In einem anderen Thread wurde gerade wieder das Satipatthana-Sutta "behandelt". Es ist als pdf runterladbar. Dabei geht es um eine umfassende Achtsamkeit sowohl auf die Gedanken, Gefühle und den Körper allgemein.

    Vielleicht probierst Du es mal damit.


    Alles Gute für Dich und Deine Familie.

    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • hallo Monikadie4.te,
    dein einführender Satz erschließt sich mir jetzt nicht. Vermutlich meintest du das die FEHLENDE Akzeptanz Voraussetzung für Leiden ist !?
    "Der Widerstand" erzeugt das Leid"- das würde ich unterschreiben und vermutlich meintest du das in diesem Sinne...
    LG

  • Ja, Rolf, die Akzeptanz ist die Voraussetzung für das Leiden

    hallo Monikadie4.te,
    dein einführender Satz erschließt sich mir jetzt nicht. Vermutlich meintest du das die FEHLENDE Akzeptanz Voraussetzung für Leiden ist !?
    "Der Widerstand" erzeugt das Leid"- das würde ich unterschreiben und vermutlich meintest du das in diesem Sinne...
    LG

    :erleichtert: Ja, Danke, ich meinte natürlich "... für das Beenden des Leidens ...".

    _()_

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Guten Abend, es tut mir sehr leid, zu hören wie sehr dich diese Krankheit getroffen hat. Auch ich habe gesundheitliche Probleme, allerdings einer ganz anderen Art. Daher kann ich dir vielleicht einen kleinen Ratschlag geben: ich denke, das praktizieren mit einer Krankheit, je nachdem wie sie sich äußert, sei es in Schmerz, in Müdigkeit, in Angst, Depression, in Atemnot, oder einem verlorenen Bein, oder was auch immer, ist etwas schwieriger als das praktizieren in vollständig gesunden Zustand. Aber: wenn wir unsere Praxis erst einmal vertieft haben, können wir sehr tiefe Erfolge verzeichnen. Ich weiß jetzt nicht genau, welcher Tradition du dich am nächsten fühlst, da du angegeben hast, dass dir das relativ egal ist bzw du dich nicht festlegst. Aus Sicht der Theravada Wald Tradition kann ich sagen: hier gibt es Meditationen, die über Leid und über Tod meditieren. Es gibt auch die Praxis bei den Waldmönchen sich mehrere Stunden in Meditation zu sitzen, bis man höllische Schmerzen im Bein und Gelenken spürt und anschließend sich nicht bewegen soll, sondern über diesen Schmerz und diese Höllenqual kontemplierwn soll und diese sehr achtsam und gleichmütig, ohne sie zu bewerten beobachten soll. Nicht reagieren - nur beobachten. Dies führt dann letztendlich zur Befreiung, ist aber ein sehr harter Weg. Ich habe selbst in meiner Meditationspraxis immer wieder meine gesundheitlichen Probleme beobachtet. Sowohl auf dem Kissen, wenn mich die Probleme extrem davon abgehalten haben, meinen Atem zu beobachten, aber auch im Alltag, immer wenn es Einschränkungen gab oder Ähnliches ganz achtsam diese Gefühle die da in mir auftauchen beobachten und vor allem extrem wichtig: meine Reaktion darauf. Das erforderte viel Vertrauen in diese Methode und hat erst nach Monaten täglichen Versuchens angefangen zu funktionieren. Wie reagieren wir auf unsere Probleme, auf Schmerz, auf Depression, oder was es eben auch ist. Wie können wir das akzeptieren, zulassen ist nicht weg haben wollen, es nicht blöd finden, wie finden wir uns am besten damit ab und gehen wir am besten damit um? Es gibt einen buddhistischen Spruch: Schmerz ist unvermeidbar, leiden aber schon. Da wir von uns aus schon ein wesentlich höheres Pensum an leiden haben, sollten wir das als unsere stärke in der Praxis nutzen, da die erste edle Wahrheit ja genau darauf gründet. Wenn man es etwas extrem ausdrücken möchte, ist es, je mehr man leidet, desto schwieriger eine Praxis zu etablieren, aber wenn diese erst einmal funktioniert, umso einfacher mit neuen Herausforderungen umzugehen. Im Idealfall meditieren wir natürlich schon Jahre lang, bevor uns ein Schicksalsschlag ereilt und können dann besser mit diesem Schicksalsschlag umgehen. Manche Leute meditieren aber auch eher zu Wellnesszwecken um sich Entspannt und gut zu fühlen, ohne die unschönen Dinge zu betrachen , ignorieren Kontemplation über Tod, Krankheit, ekelhafte Körperausscheidungen und so weiter (asubha , der Buddha meditierte selbst öfter auf Leichenfeldern um in die vergänglichkeit und unschönheit des körpers zu blicken), welches eigentlich zu einer tiefen Praxis dazugehören sollte (zumindest in der Theravada Wald Tradition) damit lernen wir schon mit solchen Dingen umzugehen, bevor es überhaupt dazu kommt. Da ich selbst allerdings erst durch meine Krankheit auf Meditation und Buddhismus gestoßen bin , konnte ich das natürlich nicht tun, und übe seit Beginn mit der Krankheit und habe damit sehr viel mehr gelernt damit umzugehen. Das Gleiche möchte ich auch dir ans Herz legen. Nutze es als deine stärke- nicht reagieren, nur beobachten, mit Mitgefühl und mit Geduld. Es ist - das möchte ich hier einschieben - auch eine großartige Übung in Geduld, Geduld zu warten, wie auch Geduld zu erdulden.

    Mein Text war jetzt recht lange und vielleicht auch ein bisschen verwirrend, da ich jetzt nicht unbedingt der beste Redner bin, aber ich hoffe er hilft dir trotzdem weiter. Beobachte einfach gleichmütig dein Leiden, ohne es zu ignorieren, weghaben zu wollen oder schön zu reden, sieh es einfach so wie es ist, aber auch ohne sich zu sehr selbst zu bemitleiden oder da in Gedanken oder Bemitleidungen zu verlieren. Falls das passiert bemerke es einfach - es ist okay, kehre zur Beobachtung des Gefühls zurück (entweder das direkte Gefühl, oder deine Reaktion darauf, ohne dich zu verurteilen), es klingt hart, aber es ist wie es ist , versuche es als Herausforderung zu sehen und daran zu wachsen.

    Mir persönlich hilft es auch manchmal daran zu denken, das meine Krankheit Teil meines Kammas ist. Das hat nichts mit Bestrafung zu tun. Und nichts damit, dass man es sich gefallen lassen muss. Kamma ist keine Strafe und keine Belohnung und wir können Dinge tun, um unsere Situation zu verbessern. Und jedes Kamma hat zwei Seiten: auf der einen Seite ist da das direkte Leid. Auf der anderen können wir schneller viel tiefere Weisheit durch die ständige Konfrontation mit Leiden verwirklichen und mich hat mein „schlechtes“ Kamma überhaupt zum Buddhismus gebracht. Ich will damit nur sagen: vertraue darauf, dass es Gründe hat, dass es uns so geht wie es uns geht, Vergangenheit ist Vergangenheit, aber was zählt ist das Hier und Jetzt, wie wir damit umgehen und wie wir gutes tun, sowohl anderen, aber auch uns selbst.


    Ich wünsche dir alles Gute und viel Glück 🙏

  • Danke Budhnik für den ausführlichen Beitrag.

    Beobachte einfach gleichmütig dein Leiden, ohne es zu ignorieren, weghaben zu wollen oder schön zu reden, sieh es einfach so wie es ist, aber auch ohne sich zu sehr selbst zu bemitleiden oder da in Gedanken oder Bemitleidungen zu verlieren. Falls das passiert bemerke es einfach - es ist okay, kehre zur Beobachtung des Gefühls zurück (entweder das direkte Gefühl, oder deine Reaktion darauf, ohne dich zu verurteilen), es klingt hart, aber es ist wie es ist , versuche es als Herausforderung zu sehen und daran zu wachsen.

    So mache ich das auch seit Jahren. Und es wirkt.

    Ich habe z.B. festgestellt, dass meine Knieschmerzen (Arthrose) nach wenigen Sekunden "verschwinden", wenn ich sie zulasse und nicht darauf mit einem Haltungswechsel reagiere. Manchmal ist der Haltungswechsel allerdings notwendig.

    Aber üblicherweise führt das zu einem ständigen Hin und Her und erzeugt immer neu Schmerzen. Wenn ich jedoch ganz ruhig bleibe, dann klingt der Schmerz ab.


    Bei Gefühlen ist es auf jeden Fall wirksam, weil Gefühle sich nur solange halten, wie wir ihnen Futter geben - also darüber ständig nachdenken und sie "weghaben" wollen.

    Ich schaue auf den inneren Ort, an dem sich die Gefühle körperlich zeigen, z.B. Herz oder Solarplexus. Ich fokussiere das ohne zu Denken, einfach ganz still. Desto öfter ich das in den letzten Jahren getan habe, desto weniger tauchen diese Gefühle überhaupt auf. Und wenn, dann ist das ein "neuer Auslöser", der wiederum durch Reflektion geklärt werden muss, aber erst, nachdem mein innerer Laserstrahl das Gefühl verödet hat.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Aber was sagt sagt das Dharma zur Praxis mit einem kranken oder kaputten Körper?

    Das Dharma sagt der Körper "bin ich nicht, gehört mir nicht, ist nicht mein Selbst". Das ist nachvollziehbar denn wenn ich der Körper wäre könnte ich bestimmen wie er zu sein hat, etwa wunderschön und bärenstark, immer 20 Jahre alt und kerngesund. Aber der Körper ist von Natur aus möglicherweise nicht vollkommen ideal gestaltet und folgt jedenfalls den Naturgesetzen der Geburt, des Alterns, der Krankheit und des Todes, ohne dass man dagegen was machen kann. Bei einer Krankheit wird das so richtig bewusst und diese Erfahrung ist eine Gelegenheit die Anhaftung an den Körper zu hinterfragen. Anhaftung zu beenden bedeutet ja im Dharma Befreiung von Leiden - je mehr man an etwas hängt desto mehr leidet man, weil man es nicht zu seiner Zufriedenheit erhalten kann.


    In Wirklichkeit ist der Körper ein aus diversen Substanzen zusammengesetztes Objekt ohne Ich - ein Knochen ist nur ein Knochen, Organe sind nur Organe usw., wahrnehmbar wie alle Objekte auch. Z.B. nehme ich einen Tisch wahr aber ich bin nicht der Tisch. Ich nehme den Körper wahr also kann ich nicht der Körper sein. Wenn ich krank bin habe ich einen dringlichen Grund den Körper und die Gefühle nur zu beobachten dann geht es mir nicht so nahe und mich zu besinnen auf die drei Merkmale des Daseins dukkha, anicca und anatta (ti lakkhana) und so wieder ein Stückchen vorankommen im Dharma, dem Weg zur Befreiung,

  • Ich brauche keine Rituale oder besondere Körperhaltungen. Aber das sehen andere sicher anders. Nur Befreiung hängt davon nicht ab.

    Yo,

    dann nehmen wir an, dass Gautama unterm Bodhibaum gaanz hardcore-gechillt auffm Kanapee liegend, befächelt von Diener m/w/d ,von Mara seine "Erläuchtungsurkunde" entgegennahm.......

  • Ich bin nicht Gautama und werde auch nicht vom Diener befächelt.

    Zieh das bitte nicht ins Lächerliche, Samten, denn das steht Dir nicht zu und ist auch nicht ein Hinweis auf Deine Befreiung.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich brauche keine Rituale oder besondere Körperhaltungen. Aber das sehen andere sicher anders. Nur Befreiung hängt davon nicht ab.

    Yo,

    dann nehmen wir an, dass Gautama unterm Bodhibaum gaanz hardcore-gechillt auffm Kanapee liegend, befächelt von Diener m/w/d ,von Mara seine "Erläuchtungsurkunde" entgegennahm.......

    Wenn ich auch in dieser Lage wach und klar blickend bleibe, werde ich die Erleuchtungsurkunde gerne annehmen und damit Mara bestätigen, dass ich sicher von ihm gefangen worden bin. Dann verschwindet Mara und ist glücklich und ich immer noch wach, mit klarem Blick und ohne glücklich oder traurig.

    Danke für die bei mir erscheinende Idee Mara zufriedenzustellen und mich damit nicht aus meiner Mitte zu bewegen.

  • Das Dharma sagt der Körper "bin ich nicht, gehört mir nicht, ist nicht mein Selbst". Das ist nachvollziehbar denn wenn ich der Körper wäre könnte ich bestimmen wie er zu sein hat, etwa wunderschön und bärenstark, immer 20 Jahre alt und kerngesund. Aber der Körper ist von Natur aus möglicherweise nicht vollkommen ideal gestaltet und folgt jedenfalls den Naturgesetzen der Geburt, des Alterns, der Krankheit und des Todes, ohne dass man dagegen was machen kann. Bei einer Krankheit wird das so richtig bewusst und diese Erfahrung ist eine Gelegenheit die Anhaftung an den Körper zu hinterfragen. Anhaftung zu beenden bedeutet ja im Dharma Befreiung von Leiden - je mehr man an etwas hängt desto mehr leidet man, weil man es nicht zu seiner Zufriedenheit erhalten kann.


    In Wirklichkeit ist der Körper ein aus diversen Substanzen zusammengesetztes Objekt ohne Ich - ein Knochen ist nur ein Knochen, Organe sind nur Organe usw., wahrnehmbar wie alle Objekte auch. Z.B. nehme ich einen Tisch wahr aber ich bin nicht der Tisch. Ich nehme den Körper wahr also kann ich nicht der Körper sein. Wenn ich krank bin habe ich einen dringlichen Grund den Körper und die Gefühle nur zu beobachten dann geht es mir nicht so nahe und mich zu besinnen auf die drei Merkmale des Daseins dukkha, anicca und anatta (ti lakkhana) und so wieder ein Stückchen vorankommen im Dharma, dem Weg zur Befreiung,


    Lieber Mukti, genau hier möchte ich einhacken.

    Ja, der Körper gehört mir nicht und er wird vergehen. Und ja der Geist kann den Körper nicht formen. Und ja, der Geist sollte der Chef sein und der Körper sollte folgen (wenn er kann).


    Aber hier sehe ich eindeutig, das der Körper anscheinend den Geist formt. Der Körper kann den Atmen nicht aufnehmen, das beeinflusst das Verhalten, den Gemütszustand uvm.

    Und mein Geist steht daneben, erkennt das alles an, ich sträube mich auch nicht dagegen. Das wäre auch sinnlos. Aber die Kontolle über Reaktion (z.B. Ängstlichkeit) ist nicht möglich. Die geistigen Symptome, die dadurch entstehen sind das Problem.

    Es ist akzeptabel, keinen Marathon derzeit laufen zu können.



    Die frage ist, klappt es nicht bei mir weil ich noch sehr unerfahren bin? Wie bewahrt man die Kontrolle über den Gemütszustand? Das ist doch garnicht möglich, oder?

  • Die frage ist, klappt es nicht bei mir weil ich noch sehr unerfahren bin? Wie bewahrt man die Kontrolle über den Gemütszustand? Das ist doch garnicht möglich, oder?

    Lieber Kohouten,

    es dauert sehr lange, ehe eine derartige Kontrolle über den Geist möglich ist. Zumal wir nicht im Kloster, sondern mitten in der Welt leben.

    Möglich ist es. Aber ich bin 73 Jahre und erst in den letzten Jahren habe ich einen Geschmack davon, wie stark die Kontrolle wirkt. Wenn ich allerdings meine negativen Tendenzen füttere, dann geht diese Fähigkeit in den Hintergrund.


    Es ist also absolute Disziplin notwendig, vorallem wenn es denn aktuell wichtig ist. Aber das wäre für mich gerade Motivation.

    Wenn es mir gutgeht, wozu sollte ich mich dann "plagen". Aber selbst das habe ich akzeptiert, es geht mir gut und ich bleibe am Ball.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Wenn der Körper den Atem nicht optimal aufnehmen kann entstehen natürlich recht unangenehme Gemütsbewegungen. Ich hoffe es ist einigermaßen erträglich und wird sich bald wieder bessern. Wenn die Kontrolle über die Gemütsbewegungen wie Ängstlichkeit usw. nicht möglich ist dann kann man versuchen sie einfach zu beobachten. Im Grunde ist es ja so dass auch der Geist kein Ich ist oder mir gehört. Das ist schwieriger einzusehen, wir identifizieren uns mehr mit dem Geist. Aber die Gemütsbewegungen sind auch Objekte der Wahrnehmung, nicht? Also ist da ein Gefühl bzw. eine Emotion die im Bewusstsein erscheint, das ist alles. Das Problem ist dass wir uns da dranhängen und hineinsteigern.


    Ich hatte voriges Jahr einen schweren Krampf im gesamten Körper, alle Muskeln sehr schmerzlich verkrampft, ununterbrochen für viele Stunden, ich bin am Boden gelegen und konnte mich nicht bewegen. Das Einzige was wirklich half war die Erkenntnis dass ich nicht bin was ich wahrnehme und die dementsprechende Übung den Vorgang nur zu beobachten. Angst und Panik steigen auf, das sind geistige Gefühle, ich nehme sie wahr und befasse mich nicht weiter mit ihnen, dann erhalten sie keine Nahrung und verschwinden wieder. Das hat nicht immer perfekt geklappt aber es war doch eine große Erleichterung und der einzige Ausweg. Ich weiß nicht ob das verständlich und eine Hilfe ist für dich.

  • Die frage ist, klappt es nicht bei mir weil ich noch sehr unerfahren bin? Wie bewahrt man die Kontrolle über den Gemütszustand? Das ist doch garnicht möglich, oder?

    Ist tatsächlich nicht zu kontrollieren, da kannst du dir Gedanken machen so viel du willst, Geistige Übung ist notwendig.

    Mein Gemütszustand kann ich nicht kontrollieren, aber ich kann ihn hinnehmen, betrachten und vergehen lassen. Das ist das Mitgefühl mit meinen Gemütszuständen. Mehr ist nicht drin, dann wirst du merken, dass sich das Gemüt allmählich von selber beruhigt und auch nicht mehr so oft die Kontrolle über den Geist übernimmt.

    Wenn der Geist versucht das Gemüt zu kontrollieren wird es nicht gut ausgehen, das Gemüt ist sehr renitent und aufsässig.

    Was macht man mit Kinder, man betrachtet sie und lächelt.

  • Man darf nicht gemein zu sich selbst sein


    Und nicht so streng


    Lieben Gruß


    Go and Love Yourself_()_:like:

    Der Weg des Bogens, wer hält den Bogen?:dao:

  • Beschäftige dich mit Vorbildern, die gibt es auch im Hier und Jetzt. Wenn du die Geschichte der Karriere von Rafael Nadal dir ansiehst, wirst du sehen, dass er seit Beginn an mit Leid, Schmerzen, Verletzungen zu kämpfen hatte, er hat trotzdem hochklassiges Tennis gespielt und gekämpft aus ausweglosen Situationen zurückgekommen und das nicht einmal sondern oft. Er ist einer der beliebteste Persönlichkeiten des Weltsports geworden und hatte Erfolg.


    Ich beschäftige mich seit er spielt mit ihm, ich "kenne" ihn ein wenig von außen, was er denkt, wie er lebt und er ist auch als Mensch ein Vorbild für andere. Ja, er hat sehr viel Geld, aber er ist Mensch geblieben.


    Warum schreibe ich drüber, weil du ja auch Leid hast und Dinge trotzdem machen möchtest, ich denke, das ist möglich, wobei es geht nur mit einer Form von Akzeptanz, wenn man es nicht verändern kann. LG

  • Wenn du krank bist, sei einfach nur krank.

    Sei ganz krank. Vollständig krank.


    Höre auf zu kämpfen, du musst rein gar nichts tun, außer krank zu sein. Du wirst sehen, das bedingte entstehen sorgt dafür das der Zustand sich verändern wird.


    Vertraue darauf. Ab dem Zeitpunkt wo du aufhörst zu kämpfen ist nur noch dein Körper krank, nicht aber du selber.


    _()_

  • Vielleicht als Leseempfehlung geeignet: Mindfully Facing Disease and Death, Compassionate Advice from Early Buddhist Texts, Cambridge: Windhorse, 2016. (PDF)