Sterben unter Drogen

  • Als Buddhistin bemühe ich mich mein Leben lang um einen klaren Geist und meide jegliche Drogen.

    Wenn ich irgendwann mal im Krankenhaus oder Pflegeheim sterben sollte, was wahrscheinlich ist, bekomme ich Schmerzmittel oder Opiate bis zum Tod.

    Mich beschäftigt diese Frage seitdem ich einmal nach einer OP Opiate bekommen habe, und seit den Krankheiten und dem Tod einiger meiner Freunde.

    Habt Ihr Euch einmal darüber Gedanken gemacht, wie ihr damit umgehen werdet, habt ihr eine Verfügung, die das nicht erlaubt, könnt ihr euch vorstellen mit Schmerzen zu sterben um den Geist klar zu halten?

    Sich solche Fragen zu stellen fällt klar in den spekulativen Bereich. Trotzdem interessiert es mich wie und ob ihr darüber nachdenkt.

    Vielen Dank für eure Antworten und Gedanken dazu!!!

    Eure Bubbles

    :)

  • Die Frage ist für mich beantwortet, hat eine Zeit gebraucht.

    Wenn es möglich ist, werde ich sicher nicht mit/an Schmerzen sterben.

    Das ist einfach nur barbarisch und unmenschlich jemanden nicht die Schmerzen zu nehmen, obwohl es gehen würde.

    Und ich bin mir ganz sicher, dass mir ein klarer Geist vollkommen egal sein wird.

    So steht es in meiner Patientenverfügung.

    Mein Leben lang habe ich schon Schmerzen, heute sehr viel weniger, aber nur weil ich danach lebe und mir Schmerzmittel so weit es irgend geht, verweiger.


    Aber im Notfall würde ich einen Anwalt anrufen und den Arzt, der so bescheuerte Ansichten hat, dass ein klarer Geist wichtiger ist, anzeigen.

  • mit Schmerzen zu sterben um den Geist klar zu halten?

    Nein, wenn ich eine Wahl hätte, würde ich mich auf jeden Fall für Schmerzmittel entscheiden. Es ist ein Segen, dass es diese Medikamente gibt. Ich bezweifle sehr, dass man mit starken bis unerträglichen Schmerzen noch "den Geist klar halten" kann (Ausnahmen, vielleicht bei Erleuchteten, mag es geben).

    Am Ende ist das Bewusstsein durch den Sterbeprozess oft ohnehin getrübt, viele sterben ja auch in komatösen Zuständen. Wichtiger als "Geistesklarheit" erscheint mir, in dieser Situation, die innere Bereitschaft, (alles) loszulassen....

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Früher in meiner Zeit als Theravadamönch (und Laie) war das Thema ziemlich klar für mich.

    Ich konnte mit den Schmerzen ziemlich gut umgehen und wollte deshalb "klar" Sterben.


    Ich habe ja eine Diagnose in der Schublade liegen , die relativ deutlich sagt, dass mir um meine Rente keine Sorgen machen muss .


    Ich habe auch Menschen in ihren letzten Tagen begleitet, und da ist mir klar geworden, dass vieles ganz anders aussieht wenn es mal so weit ist.


    Mit meinen knackigen 28 Jahren im Kloster, konnte ich das maul ganz schön weit aufreissen.

    Maranasati hatte wohl nicht wirklich einen Einfluss auf mich.


    Jetzt mit 42, wo es schön langsam anfängt überall zu knacken, sehe ich die Sache ein wenig anders.


    In meiner jetzigen und endgültigen Tradition wurde mir klar, dass ich früher einen Krieg gegen mich und Samsara geführt hatte.


    Der Kreis scheint sich langsam zu schließen.

    Vorher wusste ich nicht wer oder was ich war, und ich wollte durch das erfüllen meiner Begierden und Wünsche, liebe und Bestätigung erfahren.

    Weil ich da noch fest von einem Ich überzeugt war.


    Danach habe ich das nicht-ich als Vorwand benützt, um meine Schlacht gegen Samsara/Mara/Dukkha zu gewinnen.

    Da war zwar schon viel mehr Liebe und Mitgefühl für die anderen Wesen vorhanden, aber auf mich habe ich keine Rücksicht genommen.


    Aus welcher Quelle möchte ich Mitgefühl verteilen?

    Ist da irgendwas, was ich nicht bin?

    Natürlich verdiene ich auch Liebe und Mitgefühl.



    Ich werde keine Verfügung schreiben, sondern auf meine bisherigen Erfahrungen vertrauen.

    Irgendwann konnte ich in der Praxis ein leises flüstern wahrnehmen, das ich bis heute in der Stille wahrnehme.


    "Alles ist in Ordnung und nichts kann dir noch passieren"


    Diese Tatsache trägt mich durch alle Stürme des Lebens.


    Die Medizin hat inzwischen auch Fortschritte gemacht und es gibt Medikamente, die einen relativ klar gehen lassen können.

    Niemand sollte unnötig leiden.


    LG Martin

    Einmal editiert, zuletzt von Martin_1980 ()

  • Das lasse ich offen, ich würde lieber keine Schmerzmittel nehmen, aber ob ich das aushalten kann weiß ich jetzt nicht, man wird sehen.


    Dazu fällt mir der Tod von Gustav Meyrink ein, ein okkulter Schriftsteller der nach seinem letzten Roman zum Buddhismus konvertierte. Eine Schilderung seiner Frau ist erhalten:


    Zitat

    Er sprach die Zeit überhaupt nicht viel, er saß immer so entrückt und schaute in die Fernen.- Am 02. Dezember um 11 Uhr nachts sagte er mir wörtlich: ich werde jetzt sterben, bitte rede es mir nicht aus, die Ablösung ist viel zu groß und wichtig und bitte gib mir, falls ich noch so viel leiden sollte, keinerlei Betäubungsmittel ich will aufrecht und bewusst hinübergehen. Und so aufrecht, klar, ohne jede Klage, ohne Wimmern erwartete er den Tod. Seine Augen wurden immer strahlender und um halb sieben früh am Sonntag, dem 04. Dezember machte er den letzten Atemzug.

  • Also ich kann nur von meinen Drogen Erfahrungen sprechen. Bei synthetischen Drogen hatte ich immer ein Gefühl von großer Verbundenheit und ein Gefühl großer Liebe Mitgefühl und Wachheit erlebt. Natürlich blendet man damit auch jede Menge Realität aus. Nämlich das man nicht von Luft und Liebe alleine leben kann. Genau das ist es was einem am nächsten Tag dann auch so runterzieht. Ich finde Drogen sind eine zweischneidige Sache. Das diese Gefühlen bloße Illusion sind glaub ich nicht. Aber es ist eben künstlich erzwungen durch die Materie (Chemie).

    Mit pflanzlichen Drogen kann ich gar nichts anfangen. Ich finde das vernebelt den Verstand komplett. Merk ich daran das ich immer Schwierigkeiten hatte echte Gefühle und Emotionen von anderen Menschen einzuschätzen.

  • Wenn ich irgendwann mal im Krankenhaus oder Pflegeheim sterben sollte, was wahrscheinlich ist, bekomme ich Schmerzmittel oder Opiate bis zum Tod.

    Nein, das ist nicht so. Nur in Abhängigkeit von einer Grunderkrankung werden Medikamente verabreicht. Schmerzmittel/Opiate wären zB im Endstadium einer Krebserkrankung indiziert.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Wenn ich irgendwann mal im Krankenhaus oder Pflegeheim sterben sollte, was wahrscheinlich ist, bekomme ich Schmerzmittel oder Opiate bis zum Tod.

    Nein, das ist nicht so. Nur in Abhängigkeit von einer Grunderkrankung werden Medikamente verabreicht. Schmerzmittel/Opiate wären zB im Endstadium einer Krebserkrankung indiziert.

    Genau darauf bezieht sich mein Beitrag. Solange ich noch Starrsinnig sein kann, wird kein Arzt etwas tun.

    Aber ohne „Ich“ will ich nicht auch noch das mein Körper Schmerzen hat. Meine Verfügung bezieht sich in allen Punkten genau darauf: Wenn „Ich“ nicht mehr wiederhergestellt werden kann, möchte „Ich“ heute festlegen das mein Körper schmerzfrei sterben darf. Ich beziehe mich also immer auf den Ichlosen Zustand.

    Ichlos, buddhistisch usw., ist nur eine Seifenblase. Meine Toleranz schwindet angesichts der Wirklichkeit. Auch die Toleranz zu allen möglichen Glaubensgebäuden.

    Genauso habe ich das Sterben des Körpers meines Mannes geleitet, sein "Ich" war unwiederherstellbar, und sein Körper durfte schmerzfrei sterben, als es auch seine Zeit war.


    Beim Sterben kenne ich kein Pardon, da hören bei mir alle möglichen Glauben auf.

  • Ich kann nach ein paar OP's die ich hinter mir habe, nur berichten das mich das Narkosemittel mehr getrübt hat als jedes Schmerzmittel.


    Ebenso als ich 5 Tage im künstlichen Koma war und beatmet wurde. Beim Aufwachen hat sich Realität mit Traum vermischt, vermutlich so wie bei einem der LSD genommen hat. Damals hatte ich aber auch noch keinen geschulten Geist im Dhamma, und die Meditative Praxis war kaum vorhanden.


    Allerdings ist es für mich ein gewaltiger Unterschied, ob man dann im Zuge einer OP unter Narkosemittel verstirbt, oder sich daheim aus Spaß Narkosemittel spritzt und dann verstirbt. Die Absicht dahinter ist völlig verschieden.


    Angst davor habe ich nicht, und ablehnen tu ich es auch nicht. Denn dann müsste man ja jede OP ablehnen. Ohne Narkosemittel wird keine OP durchgeführt.


    Interessant ist eventuell auch der Vortrag den Ajahn Chah einer sterbenden Laienanhängerin gegeben hat: https://www.ajahnchah.org/deutsch/unser_wirkliches_heim.php

  • Herzlichen Dank für Eure Beiträge und Gedanken zu diesem Thema! Das hilft mir sehr, besser darüber nachzudenken.

    Ich bin auch oft hin- und hergerissen zwischen Ablehnung und Befürwortung, freilich hoffe ich heimlich, dass es niemals so weit kommen wird.

    Wenn ich irgendwann mal im Krankenhaus oder Pflegeheim sterben sollte, was wahrscheinlich ist, bekomme ich Schmerzmittel oder Opiate bis zum Tod.

    Nein, das ist nicht so. Nur in Abhängigkeit von einer Grunderkrankung werden Medikamente verabreicht. Schmerzmittel/Opiate wären zB im Endstadium einer Krebserkrankung indiziert.

    Genau daran hatte ich bei meiner Frage gedacht.

    Also ich kann nur von meinen Drogen Erfahrungen sprechen. Bei synthetischen Drogen hatte ich immer ein Gefühl von großer Verbundenheit und ein Gefühl großer Liebe Mitgefühl und Wachheit erlebt. Natürlich blendet man damit auch jede Menge Realität aus. Nämlich das man nicht von Luft und Liebe alleine leben kann. Genau das ist es was einem am nächsten Tag dann auch so runterzieht. Ich finde Drogen sind eine zweischneidige Sache. Das diese Gefühlen bloße Illusion sind glaub ich nicht. Aber es ist eben künstlich erzwungen durch die Materie (Chemie).

    Mit pflanzlichen Drogen kann ich gar nichts anfangen. Ich finde das vernebelt den Verstand komplett. Merk ich daran das ich immer Schwierigkeiten hatte echte Gefühle und Emotionen von anderen Menschen einzuschätzen.

    Ja vielleicht, ich kenne mich damit garnicht so aus, denke jedoch dass man in Krankenhaus dort im Ernstfall keine Wahl hat.


    Ich kann nach ein paar OP's die ich hinter mir habe, nur berichten das mich das Narkosemittel mehr getrübt hat als jedes Schmerzmittel.

    Die Narkose geht vorbei wenn die OP vorüber ist, das Morphium oder was auch immer, das z.B. unheilbare Fälle zur Schmerzlinderung bekommen, beamt Dich doch in einen scheinbaren Himmel. Da ist alles schön.

    Dazu fällt mir der Tod von Gustav Meyrink ein, ein okkulter Schriftsteller der nach seinem letzten Roman zum Buddhismus konvertierte. Eine Schilderung seiner Frau ist erhalten:

    Danke Dir für Deine Einschätzung und für Meyrink!!! Ich liebte seine Bücher. Ich glaube jedoch er war noch eher einer der theosophisch angehauchten Buddhisten. Hatte ihn immer als Esoteriker in Erinnerung.


    Macht es gut und bleibt gesund! :heart: Eure Bubbles!

    :)

  • Es ist doch völlig irrelevant, ob man kurz vor seinem Tod seinen Geist noch klar hat oder nicht. Dass man seinen Geist zu Lebzeiten klar halten soll, hat doch den Sinn, dass man ihn trainiert: Konzentration, Achtsamkeit, Versenkung, Sati… mal so in den Raum geworfen. Kurz vorm Tod darf man dann loslassen.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Es ist doch völlig irrelevant, ob man kurz vor seinem Tod seinen Geist noch klar hat oder nicht. Dass man seinen Geist zu Lebzeiten klar halten soll, hat doch den Sinn, dass man ihn trainiert: Konzentration, Achtsamkeit, Versenkung, Sati… mal so in den Raum geworfen. Kurz vorm Tod darf man dann loslassen.


    Irrelevant ist es, wenn man glaubt, danach ist alles aus - Klappe zu, Affe tot. Der Buddhismus geht idR davon aus, dass es eben irgendwie weitergeht. Und einige buddhistische Konfessionen lehren, dass gerade die letzten Bewusstseinsmomente entscheidend sein können für die Wiedergeburt. Dann ist es wieder relevant.

  • Es ist doch völlig irrelevant, ob man kurz vor seinem Tod seinen Geist noch klar hat oder nicht. Dass man seinen Geist zu Lebzeiten klar halten soll, hat doch den Sinn, dass man ihn trainiert: Konzentration, Achtsamkeit, Versenkung, Sati… mal so in den Raum geworfen. Kurz vorm Tod darf man dann loslassen.


    Irrelevant ist es, wenn man glaubt, danach ist alles aus - Klappe zu, Affe tot. Der Buddhismus geht idR davon aus, dass es eben irgendwie weitergeht. Und einige buddhistische Konfessionen lehren, dass gerade die letzten Bewusstseinsmomente entscheidend sein können für die Wiedergeburt. Dann ist es wieder relevant.


    Das ist treffend beschrieben, warum Religion schädlich ist: Auf Grund irgendwelcher Spekulationen wird auf Nützliches und Vernünftiges verzichtet.


    Ich vertraue mich im gegeben Fall ganz sicher der Palliativmedizin an.


    Aber das muss natürlich jeder für sich entscheiden.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Es ist doch völlig irrelevant, ob man kurz vor seinem Tod seinen Geist noch klar hat oder nicht. Dass man seinen Geist zu Lebzeiten klar halten soll, hat doch den Sinn, dass man ihn trainiert: Konzentration, Achtsamkeit, Versenkung, Sati… mal so in den Raum geworfen. Kurz vorm Tod darf man dann loslassen.

    Der Geist (Citta) wird dort Wiedergeboren wo es ihn im Moment des Todes hinzieht. Also in dem Daseinsbereich wird dann aufgrund von Begehren ein Körper angelegt. Wiedergeburt klingt immer so komisch, als ob da ein Selbst wäre. Natürlich ist es Kamma wo es einen im Todesmoment hinzieht. Das wirkt da sicher mit.


    Meiner Meinung nach kann man mit klarbewussten Geist im Todesmoment noch eine Menge bewirken!


    Aufzuführen wären hier MN120

    Zitat

    „Wiederum, ihr Bhikkhus, besitzt da ein Bhikkhu Vertrauen, Sittlichkeit, Gelehrsamkeit, Großzügigkeit und Weisheit. Er hört, daß die Himmelswesen, die Macht über die Schöpfungen anderer haben, langlebig und schön sind und große Freuden genießen. Er denkt: ,Ach, möge ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode unter den Himmelswesen, die Macht über die Schöpfungen anderer haben, wiedererscheinen!‘ Er richtet sein Herz darauf aus, lenkt es dorthin, entfaltet es. Diese Gestaltungen und dieses sein Verweilen, die so entfaltet und geübt wurden, führen dazu, daß er dort wiedererscheint. Dies, ihr Bhikkhus, ist der Pfad, der Praxisweg, der dazu führt, daß er dort wiedererscheint.“

    oder am besten:

    Zitat

    „Wiederum, ihr Bhikkhus, besitzt da ein Bhikkhu Vertrauen, Sittlichkeit, Gelehrsamkeit, Großzügigkeit und Weisheit. Er denkt: ,Ach, möge ich doch durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt in die Gemütsbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintreten und darin verweilen!‘ Und durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, tritt er hier und jetzt in die Gemütsbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, ein und verweilt darin. Ihr Bhikkhus, dieser Bhikkhu erscheint nirgendwo und nirgends mehr wieder.“


    Natürlich sollte man sich schon zu Lebzeiten so üben. Aber im Todesmoment kann man meiner Meinung nach nochmal viel rausholen. Oder eben durch Kontemplation im Todesmoment noch Ansichten loslassen und Fesseln durchschneiden.


    Und hinzufügen möchte ich noch den Text aus der Angereihten Sammlung VI.56:


    5 Mal editiert, zuletzt von Thomas90 ()

  • Wo habe ich denn etwas von Verzicht geschrieben?

  • Wenn ich irgendwann mal im Krankenhaus oder Pflegeheim sterben sollte, was wahrscheinlich ist, bekomme ich Schmerzmittel oder Opiate bis zum Tod.

    Nein, das ist nicht so. Nur in Abhängigkeit von einer Grunderkrankung werden Medikamente verabreicht. Schmerzmittel/Opiate wären zB im Endstadium einer Krebserkrankung indiziert.

    Genau daran hatte ich bei meiner Frage gedacht.

    Ok, dann aber ist der Post insgesamt ...

    ... so zu beantworten:

    Da "Drogen" stoffliche (chemische) Substanzen sind, denen du eine Beeinflussung der "Klarheit des Geistes" bei Einbringung in den stofflichen Körper unterstellst, und du so also die "Klarheit des Geistes" als abhängig von Stofflichem postulierst, ist nicht einzusehen, dass solche Drogen die "Klarheit des Geistes" anders beeinflussen als es die stofflichen Prozesse im (drogenfreien) stofflichen Körper eh schon tun. Da es auch stoffliche Prozesse sind, die im Endstadium einer Krebserkrankung die Schmerzen verursachen, auf welcher Grundlage sollte man abwägen, welche Stofflichkeit (die Drogen oder die schmerzverursachenden stofflichen Prozesse?) die "Klarheit des Geistes" stärker oder weniger stark, positiv oder negativ beeinflusst?

    Wenn man starke Schmerzen hat, dann kann es sein, dass einem scheint, vor lauter Schmerzen gar nicht mehr klar denken zu können und dass die "Klarheit des Geistes" also durch die Schmerzen negativ beinträchtigt ist.

    Nimmt man dann ein Schmerzmittel und die Schmerzen vergehen, dann ist der Eindruck doch eher, dass man dann wieder klar denken kann, die "Klarheit des Geistes" also verbessert wurde.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Wo habe ich denn etwas von Verzicht geschrieben?

    Du hast ja richtig darauf hingewiesen, dass es die Vorstellung gibt, dass es weitergeht und einige bud. Konfessionen postulieren, dass gerade die letzten Momente von Bedeutung sind. Dies impliziert, dass in diesen letzen Momenten der Geist klar sein muss, weshalb ein Verzicht auf palliativmedizinische Massnahmen, die den Geist trüben würden, angeraten wäre. Dies kann man vernünftiger Weise nur ablehnen, meine ich.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Morphium oder was auch immer, das z.B. unheilbare Fälle zur Schmerzlinderung bekommen, beamt Dich doch in einen scheinbaren Himmel. Da ist alles schön.

    Ich denke, Du hast da eine eine etwas verquere Vorstellung. Ich kann das selbst zwar lediglich durch meine Erfahrungen mit einem Opiat beurteilen, das ich bei Bedarf verwende, aber ich weiss, was Schmerzen bedeuten können - und dass die Skala der Schmerzintensität, so weit ich sie kennengelernt habe, noch ein paar weitere Stufen bereit hält. Das kann Dich in eine scheinbare Hölle beamen. Bist Du im Moment schmerzfrei? Dann bist Du gerade in einem "scheinbaren Himmel" - jedenfalls für den, der die scheinbare Hölle kennt. Gratuliere, alles schön.


    Schmerz ist unmittelbare, mit ungetrenntem Körper und Geist fühlbare Konfrontation mit Alter, Krankheit und Tod, wo sich bei höherer Intensität nichts mehr beiseite schieben und verdrängen lässt. Das kann eine große Unterstützung auf der letzten Etappe des Wegs sein, kann 'Rechte Sicht' (samyagdṛṣṭi) zumindest auf duḥkha öffnen und damit vielleicht auch das Wissen um seine Ursache und Überwindung wecken. Vorausgesetzt, man hat seinen Geist an diesem Thema hinreichend geschult. Damit erwirbt man auch eine höhere Resilienz - und die braucht man dann auch. Ob sie ausreicht, ist jedoch eine Frage der jeweiligen Bedingungen. Das heisst, es kann keine generell gültige Antwort auf die Frage geben, ob es sinnvoll ist, als Sterbende/r auf palliative Schmerztherapie zu verzichten.


    Wie die 'jeweiligen Bedingungen' bei Dir aussehen werden, weisst Du erst, wenn es so weit ist. Es macht einen Unterschied, ob man an einem Herz-Kreislauf-Versagen stirbt oder etwa an Krebs der Bauchspeicheldrüse, begleitet von Durchbruchschmerzen. Wenn es dumm läuft und Du mit dem Schmerz dann doch nicht zurecht kommst, landest Du in dem klassischen Kreislauf hier:Schmerzkreislauf

    - ohne einen Ausweg zu sehen.

    Ich hoffe, es ist bei Dir noch eine Weile hin, bis Du Anlass zu einer konkreten Entscheidung in dieser Frage hast.


    Namu Jizō Ganshu Bosatsu _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Wenn ich irgendwann mal im Krankenhaus oder Pflegeheim sterben sollte, was wahrscheinlich ist, bekomme ich Schmerzmittel oder Opiate bis zum Tod.

    Mich beschäftigt diese Frage seitdem ich einmal nach einer OP Opiate bekommen habe, und seit den Krankheiten und dem Tod einiger meiner Freunde.

    Habt Ihr Euch einmal darüber Gedanken gemacht,

    Hallo liebe Bubbles,


    darf ich Dich fragen, ob Du mit den Opiaten in Bezug Deines Geistes damals nach der OP eine schlechte Erfahrung gemacht hast?

    Von mir kann ich beisteuern, dass ich während einer Erkrankung aufgrund der Schmerzen im Krankenhaus Morphin-Infusionen bekommen habe, die Schmerzen danach aushaltbar waren und mein Geist trotzdem klar schien. Jedenfalls habe ich trotz dieser "Betäubung" gute Entscheidungen treffen können also in einem guten Bewusstsein.

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Wo habe ich denn etwas von Verzicht geschrieben?

    Du hast ja richtig darauf hingewiesen, dass es die Vorstellung gibt, dass es weitergeht und einige bud. Konfessionen postulieren, dass gerade die letzten Momente von Bedeutung sind. Dies impliziert, dass in diesen letzen Momenten der Geist klar sein muss, weshalb ein Verzicht auf palliativmedizinische Massnahmen, die den Geist trüben würden, angeraten wäre. Dies kann man vernünftiger Weise nur ablehnen, meine ich.


    Das ist treffend beschrieben, warum papanca schädlich ist: Auf Grund irgendwelcher Spekulationen wird auf Nützliches und Vernünftiges verzichtet.


    Die allermeisten sind in der Geistesschulung nicht so geschult, dass sie heftige Schmerzen mit klarem Geist achtsam betrachten können. Reagiert dieser Geist auf Schmerzen mit Ablehnung, dann ist dies unheilsam und daher möglichst zu vermeiden. Eine Möglichkeit könnte sein, Schmerzmittel zu nehmen. Habe ich ja nirgends verneint. Das Schmerzmittel "blockt" den Kontakt (phassa), ohne Kontakt, kein Wehgefühl und ohne Wehgefühl, keine Ablehnung und somit kein unheilsames Bewusstsein.


    Interessant ist hier vielleicht Anālayos Mindfully Facing Disease and Death: Compassionate Advice from Early Buddhist Texts.

  • darf ich Dich fragen, ob Du mit den Opiaten in Bezug Deines Geistes damals nach der OP eine schlechte Erfahrung gemacht hast?

    Ja! Als das Mittel einlief, fühlte ich mich so warm, schmerzfrei und geborgen, dass ich das gerne weiter erlebt hätte. Ich war dann aber sediert, schlief einen Tag und eine Nacht lang und kann mich an nichts mehr erinnern, auch nicht daran, das ich ins Bett gepisst habe. Danach dauerte es eine Woche, bis ich wieder bei mir war.

    Mein Schwiegervater wurde nach einer Standard Op und Behandlung mit starken Schmerzmitteln, gar nicht mehr er selbst, musste dann in die Psychiatrie, wo er starb. Mein Onkel lebte nur noch für seine regelmässigen Morphium Spritzen.

    Von mir kann ich beisteuern, dass ich während einer Erkrankung aufgrund der Schmerzen im Krankenhaus Morphin-Infusionen bekommen habe, die Schmerzen danach aushaltbar waren und mein Geist trotzdem klar schien. Jedenfalls habe ich trotz dieser "Betäubung" gute Entscheidungen treffen können also in einem guten Bewusstsein.

    Das finde ich gut!!! Ich habe auch nichts gegen Schmerzmittel. Mir ging es um den Geisteszustand am Ende des Lebens.

    Für mich sind das nur Überlegungen und ich wollte erfahren, ob Ihr auch darüber nachdenkt. Scheint ja der Fall zu sein. :)


    Danke für Eure Beiträge! Freut mich sehr. Eure Bubbles

    :)

  • Ich vertraue mich im gegeben Fall ganz sicher der Palliativmedizin an.


    Aber das muss natürlich jeder für sich entscheiden.

    Ersteres: das ist mutig! Letzteres: Genau!


    Zum Glück wurde nun rechtlich auch das - lange schon auf (geduldiges) Papier geschriebene - "Recht auf Selbstbestimmung" auch bzgl. des eigenen Todes anerkannt. Das lässt hoffen, nachdem der Staat lange die Rolle der katholischen Kirche nach-geäfft hatte, indem er die Selbstbestimmung rigoros beschnitten und in das Leben und den Tod des Einzelnen hineinregiert hat.


    Nun ist man so frei, den Tod zu wählen, wenn einem Palliativmedizin und pflegerisches Personal mehr als Bedrohung denn als Garant eines Lebens erscheint, das einem selbst als lebenswert gilt.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Palliativmedizin und pflegerisches Personal, dem vertraue ich. Aber den Richtern, Priestern und Politikern, sogenannten Ethikern vertraue ich mein Lebensende mit Sicherheit nicht an.

  • Palliativmedizin und pflegerisches Personal, dem vertraue ich. Aber den Richtern, Priestern und Politikern, sogenannten Ethikern vertraue ich mein Lebensende mit Sicherheit nicht an.

    Den Richtern, die dir dein Recht auf Selbstbestimmung bestätigen, denen kannst du wohl vertrauen, weil sie offiziell und formell bindend für die Politiker bestätigen, was du hast (nämlich das Recht auf Selbstbestimmung, das das Recht zur Wahl des Zeitpunktes des eigenen Todes einschließt).

    Priestern/Mönchen zu vertrauen ist das Metier von Gläubigen des entsprechenden religiösen Glaubens.

    Politikern zu vertrauen geht im Sinne der Demokratie eigentlich gar nicht, denn per Wahl werden Politker zwar mit einem Vertrauensvorschuss bedacht, sie müssen sich dieses Vorschusses dann aber kontinuierlich als würdig erweisen (Bringschuld).

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]