Ich interessiere mich seit einiger Zeit für den tibetischen Buddhismus und beschäftige mich auch intensiv mit der Lehre und der Praxis in dieser Tradition. Ich kann mit der ethischen Grundhaltung voll mitgehen. Auch mit der Erweckung des Erleuchtungsgeistes als zentrale Praxis kann ich viel anfangen. Und ich finde die Vielfalt an Meditationspraktiken faszinierend und empfinde sie als sehr kraftvoll. Es gibt jedoch auch einiges womit ich so meine Probleme oder Schwierigkeiten habe. Zum Beispiel wenn es um die Rezitation von Mantras in großer Geschwindigkeit mit möglichst vielen Wiederholungen geht, erschließt sich mir der Sinn dieser Praxis nicht. Ich verstehe es schlicht nicht wie daraus ein Verdienst entstehen soll. Oder auch wenn mit Mantras und Gebeten für Tiere deren Karma bereinigt werden soll damit sie in zukünftigen Leben eine bessere Wiedergeburt erlangen können. Diese Vorstellung mutet für meine Begriffe ein wenig an wie eine magische Beschwörung. Auch die Erklärungen von jetzigem Leiden durch karmische Spuren widerspricht in meinen Augen auf den ersten Blick oft einer rationalen wissenschaftlichen Erklärung. Dann ist auch die bedingungslose Hingabe und Unterordnung unter einen Guru für mich tatsächlich schwere Kost. Es trifft ja hier irgendwie eine jahrtausendelang gewachsene kulturell-religiöse Tradition auf eine modernen skeptischen Rationalismus. Dass es da zu Missverständnissen und Diskrepanzen kommt bleibt wohl nicht aus.
Kennt ihr ähnliches skeptisches Fremdeln mit Praktiken im Buddhismus? Und wenn ja wie geht ihr damit um?