Frage zum Thema Mitgefühl und Gewalt

  • Hallo,

    ich war heute im Konzentrationslager Mauthausen, weil der 79. Jahrestag der Befreiung heute ist und mich hat die Situation unglücklich gemacht, bzw. macht mich das Erlebte noch immer unglücklich.

    Weil eigentlich war nur für die Opfer ein Mitgefühl bzw. Mitleid da, aber nicht für die Täter. Es macht mich grad echt traurig, wenn ich darüber nachdenke, weil man sollte doch diesen Ort betreten und gedenken, was für ein zwischenmenschliches Unglück sich dort ereignet hat. Man sollte ein Mitgefühl für alle Wesen in sich kultivieren. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass dieses Mitgefühl mit allen Wesen während dieser Veranstaltung ideologisch auch nur im Ansatz da war.

    Stattdessen sind die verschiedenen Gruppen mit Transparenten herum marschiert mit der Aufschrift: "Den Faschismus zerstören!", "Frieden erkämpfen", "Dem Krieg keinen Frieden".

    Und in dieser Situation waren Menschen wie der Österreichische Bundespräsident die dort einen Kranz niedergelegt haben.


    Grade an diesen Ort hätte ich mir gewünscht - ich glaub es waren über 9000 Menschen dort - wir machen gemeinsam 15 Minuten Metta -Meditation zum Wohle aller Wesen.


    Stattdessen wurden politisch linke Kampflieder gesungen ... Mich macht das echt grad traurig.


    KZ-Gedenken in Mauthausen: "Das Recht richtete sich nach der Politik" - Inland - derStandard.at › Inland

  • Der 5 Mai ist der "Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus" und sein Sinn ist es, an all die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Sein zweiter Sinn ist es, im Sinne eines "Nie Wieder"zukünftige Gewalt zu verhindern.


    In Mauthausen waren 200000 Menschen inhaftiert, von denen die Hälfte starb. Auf der Website lese ich, dass von den Tätern

    im Hauptprozess 100 zum Tode verurteilt wurden, während vom Rest - die zu Haftstrafen verurteilt wurden, 1955 alle wieder auf freiem Fuß befanden. Da hatten ja anscheinend sehr viele Stellen sehr viel Verständnis mit den Tätern gehabt.

  • Ich glaube, du verstehst nicht was ich meine ...

    Der Zen Lehrer Claude An Shin Roshi war ja Vietnamveteran und wurde da auch zum Täter und auch traumatisiert. Er hat dann auch Retreats in ehemaligen Konzentrationslagern organisiert. Sein Ansatz war einerseits zu fragen, wie man es schafft nicht zum Täter zu werden. Und andererseits, wie man es als Opfer schafft sich Mitgefühl und Menschlichkeit zu bewahren und auch dann nicht in Hass und dem Bedürfnis nach Rache zu verfallen, wenn es scheinbar gerechtfertigt ist. Und deine Traurigkeit kommt daher, dass bei deinem Aufenthalt diese Fragen nicht gestellt wurde. Statt den Ursachen des Hasses nachzuspühren begnügt man sich damit, die einen( legitim) zu beweinen und die anderen (legitim) zu hassen.


    (Aber der Gedenktag ist ja nicht für dich und mich und unsere Spritualität sondern für all die hunderttausenden von Opfern)

  • "Und deine Traurigkeit kommt daher, dass bei deinem Aufenthalt diese Fragen nicht gestellt wurde. Statt den Ursachen des Hasses nachzuspühren begnügt man sich damit, die einen( legitim) zu beweinen und die anderen (legitim) zu hassen."


    Ja, aber ich glaube auch daran, dass Gewalt (neue) Gewalt erzeugt.

    Wer Frieden will, muss damit anfangen. Gewaltloser Widerstand funktioniert sehr gut. Und man kann schon mal Anfangen ein Mitgefühl für alle Wesen in sich zu kultivieren.


    Transparente mit der Aufschrift "Faschismus zerstören","Dem Krieg keinen Frieden" tragen nicht dazu bei. Auch keine linken Kampflieder.

    Nach so einer zwischenmenschlichen Katastrophe, sollte jeder Mensch sich bemühen Mitgefühl für alle Wesen in sich zu kultivieren. So wie der Buddha es im Metta-Sutta lehrt. Das ist die beste Voraussetzung, damit sowas nicht mehr passiert.


    “So wie eine Mutter ihr einziges Kind unter Einsatz ihres eigenen Lebens liebt und beschützt, sollst du grenzenlose Liebe zu allen Lebewesen im gesamten Kosmos kultivieren.”

  • “So wie eine Mutter ihr einziges Kind unter Einsatz ihres eigenen Lebens liebt und beschützt, sollst du grenzenlose Liebe zu allen Lebewesen im gesamten Kosmos kultivieren.”

    Die gleiche Mutter hat später keinerlei Hemmungen, ihr Kind in den Krieg zu schicken.

  • Lieber Rolf82,


    ich bin bei dir, dass das Ziel im Mitgefühl für alle besteht. Ein sehr herausforderndes Ziel.


    Bei Gewaltanwendungen sollte der erste Schritt aber immer Mitgefühl für die Opfer statt die Täter_innen sein, für die Täter_innen ist es dann erst der zweite. Auch wenn der zweite von vielen oder allen gegangen schön wäre, ist der erste mMn auch wertvoll und es wert, gewürdigt zu werden.


    LG Hut

  • Die Opfer bekommen meist automatisch Mitgefühl. Den Tätern wurde möglicherweise wenig oder kein Mitgefühl und Freundlichkeit entgegengebracht, bevor sie Täter wurden. Die letzte Verantwortung liegt trotzdem immer beim Täter, egal welche Geschichte auch vorausgegangen ist. Selbstgerechtigkeit macht aber nichts besser. Gewalt muss aufhören, weil jede Gewalttat, ob "gerecht" oder nicht, immer Kausalketten weiterer Gewalt auslösen. Die Kausalketten verstärken sich selbst –> Eskalationsspirale.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Die Opfer bekommen meist automatisch Mitgefühl. Den Tätern wurde möglicherweise wenig oder kein Mitgefühl und Freundlichkeit entgegengebracht, bevor sie Täter wurden. Die letzte Verantwortung liegt trotzdem immer beim Täter, egal welche Geschichte auch vorausgegangen ist. Selbstgerechtigkeit macht aber nichts besser. Gewalt muss aufhören, weil jede Gewalttat, ob "gerecht" oder nicht, immer Kausalketten weiterer Gewalt auslösen. Die Kausalketten verstärken sich selbst –> Eskalationsspirale.

    Dann aber bitte alle Gewalt, auch die Ausgrenzung, die in „Nazis raus“ drin ist, auch die zur körperlichen Gewalt aufrufende Perspektive in „Nazis töten.“

  • Dann aber bitte alle Gewalt, auch die Ausgrenzung, die in „Nazis raus“ drin ist, auch die zur körperlichen Gewalt aufrufende Perspektive in „Nazis töten.“

    Ja, absolut! "Mit Nazis reden" ist viel besser.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Hier ist ein großes Beispiel für eine Beendigung der Kausalketten von Gewalt und Gegengewalt:


    Ismail Khatib – Wikipedia


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    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Um mit Nazis zu reden, muss man fast alles über sich selbst wissen und überprüft haben. Da fällt man oft auf seine eigene Selbstgerechtigkeit rein oder es werden Nazitendenzen in einem selbst bestätigt. Eben nicht an Vorstellungen anhaften, weder an den eigenen noch an denen des Anderen, dass sehe ich als Schwierigkeit aller „Gespräche“.

  • Was bedeutet denn Mitgefühl mit Tätern?


    Angenommen mein Großvater wäre da in Mauthausen zum Täter geworden. Was hätte ich mir für ihn gewünscht? Zu allererst, dass er für seine Taten bestraft würde, diese einsieht und zu einem Umdenken gelangt. Und dass er natürlich von anderen nicht als Monster gesehen würde.


    Insgesamt 506 Personen standen in der Nachkriegszeit wegen Verbrechen vor Gericht, die im KZ Mauthausen oder in einem seiner Außenlager begangen worden waren ...„Das sind sehr wenige Verfahren, wenn man bedenkt, dass geschätzte 12.000 bis 15.000 SS-Angehörige im Mauthausen-Komplex tätig waren.“ Hinzu kommt, dass um die 70 Verfahren nicht gegen SS-Angehörige, sondern gegen ehemalige KZ-Häftlinge, wie eben Alexander Keleberc, geführt wurden.

    Aber das ist nicht passiert. Die meisten Täter könnten einfach heim. Eben weil Familie und Kirche sich einsetzten. Weil man die SSler eben als seinesgleichen sah - als die Irre gegangene "nette Burschen von nebenan". Es ist also eine Form des "entschuldigenden Mitgefühls" das aus aus einer Indentifizierung kommt:


     In den frühen 1950er-Jahren kam es zu zahlreichen Amnestien und die meisten SS-Männer kamen frei. Das betraf vor allem jene, die während der Dachauer Prozesse verurteilt wurden. „Oft setzten sich die Familien, aber auch Politiker und die Kirche für viele verurteilte SSler ein.“ Christian Rabl hat die Begnadigungsgesuche, die an die US-Behörden gingen, genau unter die Lupe genommen: „Da wird klar: Es bedurfte keiner Reintegration der SS-Angehörigen in die Nachkriegsgesellschaft, weil sie in Österreich und Deutschland tendenziell gar nicht außerhalb der Mehrheitsgesellschaft standen.

    Während es dieses Mitgefühl für die Funktionshäftinge nicht gab. Die waren ja "andere" die noch immer von vielen als Asoziale gesehen wurden.


    Anders sah die Situation für ehemalige Funktionshäftlinge aus: „Unter ihnen gab es auch welche, die sich brutaler Verbrechen schuldig gemacht haben. Kamen sie vor Gericht, wurden sie teilweise strenger bestraft als die SS-Angehörigen“, sagt der Historiker. So wie Alexander Keleberc, der zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Das hatte einen juristischen Grund: „Der Leumund der SS-Angehörigen war bis Kriegsbeginn im Normalfall tadellos, während Funktionshäftlinge Vorstrafen aufwiesen, oft wegen kleiner, banaler Delikte.“ Es handelte sich dabei etwa um politische Häftling, Menschen, die von den Nazis als „Asoziale“ kategorisiert wurden oder Kleinverbrecher.

    Das ganze hängt doch eben nicht insofern schief, als alle sich auf die Täter stürzen. Sondern umgekehrt. Wir haben es mit einer Situation zu tun, wo die Bevölkerung die Täter unterstütze und deckte. Als Häftlinge flohen, gaben ihnen die lokalen Leute keinen Unterschlupf sondern beteiligten sich an der mörderischen Treibjagd .


    Das ist so eine große Schieflage, dass es 20 Bundespräsidenten jeder mit einem Monster-Truck von Kränzen nicht wieder gutmachen könnten.

  • Mein Urgroßvater wurde durch Verwandte nach Sachsenhausen verleumdet. Als er das überlebt hatte, änderte sich das Verhalten der Verwandten nicht, vorher Hass und nachher Scham. Mitgefühl also gegenüber der eigenen Person und Mitleid, das nicht geäußert wurde, mit der „fremden“. Mich traf eine Schweigewand und Verweigerung der Begegnung mit meinem Urgroßvater, die ich nicht verstand. Mit dem hat man nichts zu schaffen. Wir als eine solche Familie ist einfach nur verstörend. Weil ich das so erfahren habe konnte ich immer Mitgefühl mit dem Täter und dem Opfer haben. Die Justiz hat immer versagt, die Kleinen hängt man, die Großen werden gebraucht, das hat sich nie geändert.

    Hast du eine Million Schulden gehörst du der Bank, hast du 100 Millionen Schulden gehört die Bank dir, die kann dich nicht mehr anklagen. Der Schuldner bleibt Schuldner es ändert sich nur die Vorstellung.

    Der Nazi und sein Opfer bleiben gleich, Menschen, doch die Vorstellung derer die sie sehen ändert sich.

  • Kannst du den Täter in deinem Herzen erkennen , und auch vergeben?


    Kannst du dem Opfer im eigenen Herzen mit Verständnis,Liebe und Mitgefühl begegnen.


    Diese Täter waren keine Außerirdischen oder Monster aus einer längst vergangenen Zeit.


    Wir alle haben das Potential zum Täter, und wir alle haben ein Opfer in uns.

    Und noch viel wichtiger, wir alle haben das Potential für die vollständige Befreiung in uns.


    Solange es noch Rassismus,Angst,Gewalt usw in den Herzen der Menschen gibt, solange dürfen diese unvorstellbaren Verbrechen nicht vergessen werden.

    Die Opfer dürfen nicht vergessen werden.


    Da braucht man nicht unbedingt den Tätern gedenken.


    Die brauchen da kein Metta machen sondern du darfst Metta machen.

    Du kannst die Veränderung in der Welt sein, die du gerne sehen möchtest.


    Hitler , Stalin , Breivik, Putin usw kamen wohl nicht als Psychopathen und Massenmörder auf die Welt.

    Sie wurden auch nicht mit einem Raumschiff hier her gebracht.


    Es sind bzw waren Menschen.


    In jedem Mensch steckt ein Mörder,Dieb,Rassist usw , aber auch ein Buddha.


    Dir sind die Täter wichtig, bzw du forderst mehr Aufmerksamkeit und Mitgefühl mit den Tätern?


    Dann suche in deinem Herzen nach dem Täter und dem Opfer.

    Dort kannst du die Welt retten und hinter dir lassen .


    Du bist traurig weil die Welt nicht so ist wie du sie gerne hättest, aber in Wirklichkeit bist du der Trauer unterworfen, weil du die Dinge nicht siehst wie sie sind, und das kannst du dank der buddhistischen Lehre ändern.


    Viel Glück!


    Lg Martin

    Einmal editiert, zuletzt von Mar tin ()

  • Du bist traurig weil die Welt nicht so ist wie du sie gerne hättest, aber in Wirklichkeit bist du der Trauer unterworfen, weil du die Dinge nicht siehst wie sie sind, und das kannst du dank der buddhistischen Lehre ändern.

    Als Arnold gestorben, war ich traurig und wütenden, das er stirbt, wollten wir nicht, wir hatten unser Wir verloren.

    Ich fühlte mich als Opfer eines Verrates unseres Wir. Wie konnte er mir das antun?

    Dagegen tun war nicht möglich, aber wütend und traurig sein waren meine Waffen.

    Dieser Arnold der Tote und ich wurden ein Wir, es gab nur Trauer und Wut, wenn ich nicht einsehen wollte, das Wir Menschen SIND.

    Ein Leben voller Leid und Freude. Was sollte es Trauer und Wut geben?

    Verzeihen ALLES, vergessen um keinen Preis.

    Jede Sekunde war ein Leben, Persönlichkeiten/Arnold ist nur Erinnerung, unvergessen, wie im Leben so im Tot, doch wie schon mein Leben lang habe ich verziehen und nie vergessen, das Leid und die Freude.

    Wie sollte ich sonst üben können, Leid und Freude zu vermeiden, den Weg des Dukkha, wenn ich Verzeihen und nicht Vergessen nicht geübt hätte?

    Jedes festhalten an Leid und Freude schafft Dukkha.

    Leidenschaft ist immer, ganz sicher, schmerzhaft. Noch besser ist Leidenschaft, egal ob Leid oder Freude wahrhaft zu genießen. Das ist die Kunst ein Mensch zu sein, wie man dann bezeichnet wird, führt zu Lachanfällen. Um anderen nicht das Gefühl zu geben, das man sie nicht ernst oder auf den Arm nimmt, spielt man unsere Leidenschaft. :lol: :rofl:

    Mensch sind unberechenbar, Persönlichkeiten sind berechenbar.

  • In jedem Mensch steckt ein Mörder,Dieb,Rassist usw , aber auch ein Buddha.


    Dir sind die Täter wichtig, bzw du forderst mehr Aufmerksamkeit und Mitgefühl mit den Tätern?


    Dann suche in deinem Herzen nach dem Täter und dem Opfer.

    Dort kannst du die Welt retten und hinter dir lassen .

    Sorry, ich führe keine langen Diskussionen. Eine einzige Frage habe ich jedoch. Wenn man Hitler, seinen Krieg und das totale Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht gestoppt hätte, mit entsprechender Gewalt, wo könnten wir jetzt leben? Die Demokratie fällt nicht vom Himmel und sollte, wenn es notwendig ist, mit den geeigneten Mitteln verteidigt werden. Andernfalls würden wir wieder in einer Diktatur landen, aber wir würden es vielleicht nicht einmal bemerken. _()_ :taube:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • In jedem Mensch steckt ein Mörder,Dieb,Rassist usw , aber auch ein Buddha.


    Dir sind die Täter wichtig, bzw du forderst mehr Aufmerksamkeit und Mitgefühl mit den Tätern?


    Dann suche in deinem Herzen nach dem Täter und dem Opfer.

    Dort kannst du die Welt retten und hinter dir lassen .

    Sorry, ich führe keine langen Diskussionen. Eine einzige Frage habe ich jedoch. Wenn man Hitler, seinen Krieg und das totale Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht gestoppt hätte, mit entsprechender Gewalt, wo könnten wir jetzt leben? Die Demokratie fällt nicht vom Himmel und sollte, wenn es notwendig ist, mit den geeigneten Mitteln verteidigt werden. Andernfalls würden wir wieder in einer Diktatur landen, aber wir würden es vielleicht nicht einmal bemerken. _()_ :taube:

    Der Krieg ist vielleicht vorbei, aber Sein Gedankengut ist immer noch da. Und die Chancen auf einen zukünftigen Hitler steigen leider gerade gewaltig (siehe Russland, Nordkorea , gewisse Parteien in Deutschland).

    Natürlich ändern sich die Namen und andere Dinge, aber im Grunde entsteht alles Leiden dieser Welt, durch falsche Ansichten. Da folgt dann Angst,Hass,Neid,Rassismus usw.

    Du kannst machen was du willst, aber bitte lass mich da raus.

    Danke im Voraus!


    Lg Martin

  • Es wird solange Streit, Feindschaft(en) und Krieg(e) geben, wie es Menschen gibt, die (in der Kindheit) keine emotionale Wärme erfahren, die traumatisiert werden, sich ihrer Gefühle und Gedanken nicht bewusst sind, oder sich, aufgrund anderer Gegebenheiten, unfähig zu Empathie und Mitgefühl zeigen.


    Wird die Suche des "Feindes" im Außen auch noch gesellschaftlich oder/und durch Religionen forciert, kommt es schnell zu Feindbildern und es ist kein weiter Schritt mehr bis hin zu (gewalttätigen) Auseinandersetzungen....

    Nach so einer zwischenmenschlichen Katastrophe, sollte jeder Mensch sich bemühen Mitgefühl für alle Wesen in sich zu kultivieren. So wie der Buddha es im Metta-Sutta lehrt. Das ist die beste Voraussetzung, damit sowas nicht mehr passiert.

    Da bin ich ganz bei dir, aber wie willst du die Anderen dazu bewegen, sich so zu üben und entsprechend zu verhalten?

    In dem Moment, wo man glaubt, es besser zu wissen, liegt schon eine gewisse Spannung in der Luft - Liebe, Mitgefühl und Empathie lassen sich nicht oktroyieren, nur vorleben und dann könnte bei Anderen der Wunsch entstehen, auch diesen Weg einzuschlagen...

    aber ich glaube auch daran, dass Gewalt (neue) Gewalt erzeugt.

    Wer Frieden will, muss damit anfangen. Gewaltloser Widerstand funktioniert sehr gut. Und man kann schon mal Anfangen ein Mitgefühl für alle Wesen in sich zu kultivieren.


    Transparente mit der Aufschrift "Faschismus zerstören","Dem Krieg keinen Frieden" tragen nicht dazu bei. Auch keine linken Kampflieder.

    Auch hier stimme ich weitgehend mit dir überein.

    "Kämpfen für den Frieden" ist im Grunde ein Widerspruch in sich, ein Paradoxon par excellence.

    Es fängt m.E. schon viel früher an, feindselig zu werden, nämlich in dem Moment, wo Andere (mit ihren Anliegen) nicht mehr akzeptiert werden - in diesem Fall z.B. die Träger von Transparenten mit Aufschriften, die nicht so "friedlich" empfunden werden und daher Missfallen erregen...

    Man kommt nicht darum herum, mit "Läuterungen" bei sich selbst anzufangen, Andere kann man nicht ändern, im besten Falle dazu anregen, in sich zu gehen und über Änderungen bei sich nachzudenken....

    Wenn man Hitler, seinen Krieg und das totale Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht gestoppt hätte, mit entsprechender Gewalt, wo könnten wir jetzt leben?

    Eine wichtige Konsequenz aus dem ganzen Desaster der Weltkriege, war ja die Parole "Nie wieder Krieg!", ebenso bedeutsam ist aber "Wehret den Anfängen". Und dieses "Wehren" sollte nachdrücklich, aber gewaltlos sein.


    Ich gebe dir Recht: Ab einem bestimmten Punkt, wenn versäumt wurde, rechtzeitig die Ursachen anzugehen und geeignete - gewaltlose - Maßnahmen einzuleiten, ist Gewalt wohl unvermeidlich, um noch größeres Leid zu verhindern.

    Deshalb ist es so wichtig vorzubeugen und feindselige, gewalttätige Tendenzen gar nicht aufkommen zu lassen, bzw. schnell zu begrenzen.

    Weil eigentlich war nur für die Opfer ein Mitgefühl bzw. Mitleid da, aber nicht für die Täter.

    Tatsächlich ist es wohl zu viel verlangt, an einem Gedenktag für die Opfer, auch der Täter zu gedenken, obwohl es sinnvoll (und vielleicht auch heilsam) wäre.


    Vor vielen Jahren besuchte ich - im Rahmen einer Studienfahrt - das KZ Theresienstadt im heutigen Tschechien und muss zugeben, dass mir damals nichts ferner lag, als mitfühlende Gedanken für die Täter aufzubringen.

    Da war einfach nur tiefstes Mitleid mit den Opfern und fassungsloses Entsetzen über die Untaten/Verbrechen, die Menschen an Menschen begingen...


    (Ich musste übrigens die ganze Zeit mit Brechreiz und Kreislaufproblemen kämpfen - Psychosomatik - und wäre am liebsten weggelaufen, aber irgendwie glaubte ich, es den Opfern zu "schulden", durchzuhalten... Meine beiden Großväter waren "in der Partei..." :( )

    Bei Gewaltanwendungen sollte der erste Schritt aber immer Mitgefühl für die Opfer statt die Täter_innen sein, für die Täter_innen ist es dann erst der zweite. Auch wenn der zweite von vielen oder allen gegangen schön wäre, ist der erste mMn auch wertvoll und es wert, gewürdigt zu werden.

    Ja, absolut. Vielfach beklagen Angehörige von Opfern, dass die Täter weitaus mehr Beachtung (auch im Sinne von Hilfe/Therapie) erhielten, während sie sich mit ihrem Leid - im Großen und Ganzen - alleine gelassen fühlen.

    Opfer werden offenbar auch schneller von der Presse vergessen (besonders, wenn sie nicht mehr leben) und die Täter rücken in den Fokus, weil sie ja weiterhin der Gesellschaft angehören und daher, nach Möglichkeit, Resozialisierung angestrebt wird.


    Mitgefühl mit den Tätern ist jedoch wichtig, um zu verhindern, dass neue Untaten begangen werden (auch aus Rache, von Opfern oder deren Angehörigen!) und um Aussöhnung/Frieden zu ermöglichen.



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Wow, danke für die vielen Antworten. :D Das Thema regt scheinbar zum Diskutieren an …


    Ich schreib mal „kurz“ was mir dazu einfällt:


    Zuerst, Metta Mediation funktioniert für mich so, dass ich Vier Sätze habe, die so aufgebaut sind: Mögen Wir glücklich sein. Mögen Wir Frieden finden. Mögen Wir Freude finden. Mögen Wir frei sein von Leid.


    Dabei schließe ich die Augen und schau, was für Bilder kommen, während ich die vier Sätze langsam wiederhole. Ich lasse dabei den Geist umher schlendern und wenn mir Personen im Geist erscheinen, wünsche ich ihnen das. Ich kann es natürlich auch mir wünschen. Ich schau einfach was kommt. Wenn ich merke, ich kann es der Person nicht ehrlich wünschen, bleib ich bei der Person und schaue, was da los ist und versuche das aufzubrechen.


    Meist reicht es, wenn ich mir das Leid der Person vor Augen führe und ihren Wunsch glücklich zu sein, damit ich es ihr wünschen kann.


    Aber man muss das ja nicht gleich jeder Person wünschen können, sondern tastet sich vorsichtig ran.


    Zu dem Ausflug nach Mauthausen kann ich sagen, dass ich mit den Kommunisten dort war. Und mich sprechen die Kommunisten in der Hinsicht an, dass sie eine weltweite Solidarität anstreben. Was mich aber abstößt war, dass diese Solidarität erkämpft wird oder werden muss. Und eigentlich war eben die ganze Veranstaltung so geprägt. Es waren z. B. auch US-Soldaten eingeladen oder Menschen vom Bundesheer, was ich an so einem Ort für fast pietätslos halte, dass man dort Soldaten hinschickt, um Kränze niederzulegen. Ich find auch die Geste der erhobenen Faust bei den Kommunisten nicht gut. Das alles hat mich deprimiert.



    Bei Gewaltanwendungen sollte der erste Schritt aber immer Mitgefühl für die Opfer statt die Täter_innen sein, für die Täter_innen ist es dann erst der zweite. Auch wenn der zweite von vielen oder allen gegangen schön wäre, ist der erste mMn auch wertvoll und es wert, gewürdigt zu werden.


    Ich finde man sollte besser in der Kategorie zwischenmenschliche Katastrophe denken – natürlich ist der, der das Verbrechen begeht, durch die Tat nicht mehr gesellschaftsfähig und muss aus der Gesellschaft rausgenommen werden und man muss schauen, ob man ihn wieder einfügen kann.


    Ja, absolut! "Mit Nazis reden" ist viel besser.


    Ich glaube, dass grade bei diesen Menschen, Freundlichkeit und Mitgefühl sehr gut funktioniert, um an sie ranzukommen. Gewalt kennen sie es schon gut.


    Was bedeutet den


    „Was bedeutet denn Mitgefühl mit Tätern?“


    Es geht da auch gar nicht so um die Täter. Wenn ich Mitgefühl mit den Tätern in mir kultiviere und deren Leid und die Verwundungen sehe, kommt mein eigener Geist zur Ruhe.


    Das ganze hängt doch eben nicht insofern schief, als alle sich auf die Täter stürzen. Sondern umgekehrt. Wir haben es mit einer Situation zu tun, wo die Bevölkerung die Täter unterstütze und deckte. Als Häftlinge flohen, gaben ihnen die lokalen Leute keinen Unterschlupf sondern beteiligten sich an der mörderischen Treibjagd .

    Den Film zu dem Thema kann man sich übrigens hier anschauen: https://youtu.be/WkW_33r7AXw?si=nZxCN6pgpHTDd1Ep Wobei der Titel halt auch wieder sehr heavy ist: Hasenjagd - Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen.


    Sorry, ich führe keine langen Diskussionen. Eine einzige Frage habe ich jedoch. Wenn man Hitler, seinen Krieg und das totale Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht gestoppt hätte, mit entsprechender Gewalt, wo könnten wir jetzt leben? Die Demokratie fällt nicht vom Himmel und sollte, wenn es notwendig ist, mit den geeigneten Mitteln verteidigt werden. Andernfalls würden wir wieder in einer Diktatur landen, aber wir würden es vielleicht nicht einmal bemerken

    Antwort von Panna-Sati auf Zitat von Igor:

    Eine wichtige Konsequenz aus dem ganzen Desaster der Weltkriege, war ja die Parole "Nie wieder Krieg!", ebenso bedeutsam ist aber "Wehret den Anfängen". Und dieses "Wehren" sollte nachdrücklich, aber gewaltlos sein.


    Ich gebe dir Recht: Ab einem bestimmten Punkt, wenn versäumt wurde, rechtzeitig die Ursachen anzugehen und geeignete - gewaltlose - Maßnahmen einzuleiten, ist Gewalt wohl unvermeidlich, um noch größeres Leid zu verhindern.

    Deshalb ist es so wichtig vorzubeugen und feindselige, gewalttätige Tendenzen gar nicht aufkommen zu lassen, bzw. schnell zu begrenzen.




    Das sehe ich einfach genau so, hätte Igor hier die gleiche Antwort gegeben.



    Sorry, wenn ich nicht allen geantwortet habe, war sehr viel … Nochmals danke für die vielen Antworten. :) (:

  • Was bedeutet denn Mitgefühl mit Tätern?


    Angenommen mein Großvater wäre da in Mauthausen zum Täter geworden. Was hätte ich mir für ihn gewünscht? Zu allererst, dass er für seine Taten bestraft würde, diese einsieht und zu einem Umdenken gelangt. Und dass er natürlich von anderen nicht als Monster gesehen würde.

    Meiner Kenntnis nach ist der größte Einflussfaktor Gewalt zu verüben, selbst welche erlebt zu haben. Konkret in den KZ gab es sicher Menschen, die schon gewaltbereit hingegangen sind, aber sehr viele wurden extra für die Arbeit abgerichtet. (Kann dir grad keine Quelle nennen, vielleicht hatte ich es in Neuengamme mitgenommen. Oder anderswo. Tut mir leid.)

    Was bestraft man da eigentlich?

    Beim Einsehen und Umdenken bin ich aber völlig bei dir, weshalb ich nicht für die Abschaffung von "Strafen" per se diskutieren würde.

    Das ganze hängt doch eben nicht insofern schief, als alle sich auf die Täter stürzen. Sondern umgekehrt. Wir haben es mit einer Situation zu tun, wo die Bevölkerung die Täter unterstütze und deckte. Als Häftlinge flohen, gaben ihnen die lokalen Leute keinen Unterschlupf sondern beteiligten sich an der mörderischen Treibjagd .


    Das ist so eine große Schieflage, dass es 20 Bundespräsidenten jeder mit einem Monster-Truck von Kränzen nicht wieder gutmachen könnten.

    Das wird nie gut zu machen sein. Danke, dass du den ganzen langen Text schriebst. Deshalb schrieb ich oben, dass das Verständnis für die Täter_innen erst der zweite Schritt sein darf nach dem Verständnis für die Opfer.

  • Von Klaus Theweleit gibt es - so aus den Siebzigern - das Buch "Männerphantasien" wo er die Jugendjahre und die Ausbildung von späteren Tätern und Nazigrößen recherchiert hat - insbesondere der Freikoprs-Literatur der 20et.


    Es ist eine Schule der soldatischen Abhärtung in der man erstmal in sich was schwach, mitfühlend oder auch nur entspannt als "weich" und "weiblich" ausmerzt.


    Theweleit beschreibt das als "Angst vor der Ich Auflösung" und als Aufbau eines "Körperpanzers". Weil dadurch eine enorme innere Spannung aufgebaut wird, in der die normalen Mechanismen zur Bewältigung - eine liebevolle,offene Beziehung - auch durch die Abwertung der Frau verwehrt bleiben, bleibt zunehmend die Gewalt als Möglichkeit sich lebendig zu fühlen:

    Alles, was weich ist, was Lust ist, was Entspannung ist, muss bekämpft werden. Sich entspannen scheint identisch zu sein mit einer Kapitulation in dem immerwährenden Kampf, den ein deutscher Mann führen muss, um es zu bleiben.“ (S. 477) Wer sich entspannt, sein Inneres herauslässt, ist ein Feigling. Körperströme sind peinlich und lästig. Das Einzige, was fließen darf, sind Schweiß, das Blut der anderen und Alkohol.

    Das Buch ist manchmal etwas pauschal und plakativ - man merkt seine Herkunft aus der Hippie Zeit - aber was ich interessant finde ist die Idee, dass man da die "soldatische Sozialisation" betrachtet und sieht, wie da die L erstmal einen ihnen verächtlichen Teil von sich selber auslöschen, um dann - als nur mit Mühe aufrechterhalten er Körperpanzer voll seelisch-körperlicher Narben selber zu Tätern werden.


    Von daher kann man bei einem Täter auch immer die Seite sehen, die quasi sein eigenes erstes Opfer darstellt.

  • ich war heute im Konzentrationslager Mauthausen, weil der 79. Jahrestag der Befreiung heute ist und mich hat die Situation unglücklich gemacht, bzw. macht mich das Erlebte noch immer unglücklich.

    Weil eigentlich war nur für die Opfer ein Mitgefühl bzw. Mitleid da, aber nicht für die Täter.

    Mitgefühl stellt sich ein wenn jemand leidet, auch für Täter die bestraft werden. Aber für Täter die nicht bestraft werden, die Macht und Reichtum genossen haben und dann flüchten und in einem anderen Land im Kreis von Gleichgesinnten ein angenehmes Leben haben, da müsste man für das Mitgefühl wohl an die Hölle glauben, die sie nach dem Tod erwartet.

    Wohlwollen in Form von Mitfreude für ihre Karriere und der gelungenen Flucht mit geraubtem Vermögen ist ja nun auch nicht angebracht.

  • Von daher kann man bei einem Täter auch immer die Seite sehen, die quasi sein eigenes erstes Opfer darstellt.

    Darüber kann man glaube ich lange philosophieren, ob man sich das selbst antut oder ob es einem angetan wird.

    Wie auch immer, kann man wenigstens dagegen arbeiten.