Was macht ein Erleuchteter in der Freizeit ?

  • Eine Lehre kann ganz einfach sein und die Praxis/Umsetzung schwierig.

    Ja, weil die Umstände oft nicht passen, oder man selbst nicht offen oder bereit genug ist…


    Mir ist die Geschichte von S. Suzuki dazu eingefallen:


    Er verfing sich ungewollt im Gesicht an einem Fleischerhaken. Er konnte weder rufen noch fort gehen noch sich selbst befreien.


    Er musste bleiben, er musste still stehen, er musste still werden.

    Ohne zu wissen wie lange das dauern würde.


    Ganz allein!


    In dieser Zeit hatte er dann ein Erwachen…


    Irgend wann kam jemand, fand ihn, befreite ihn…


    Es sind oft erst solche besonderen Momente, Umstände im Leben, wo eben „gar nichts anderes mehr geht“, als sich völlig hinzugeben, dem Hier und Jetzt…


    Ohne zu wissen was geschehen wird, von allem anderen losgelassen zu haben…


    Und dabei zu „erwachen“:


    D.h. wieder „zurück zu kehren“ zur ursprünglichsten eigentlichen Natur…


    Wie sonst…

    Sollte oder könnte das auch (am einfachsten) geschehen…


    Der Ort dafür ist eigentlich völlig egal, nur gibt es Orte die lauter und leiser sind, wo Menschen sind oder nicht, wo man einfach schnell wieder fort kann oder nicht…

  • Qualia

    Das ist ein jahrtausendealter Erfahrungsweg, dessen Anfänge sich im Dunkel der Geschichte verlieren und dem unzählige Generationen an Praktizierenden ihr ganzes Leben, Erfahren und Wissen gewidmet haben. Dieser Weg ist einfach und von unglaublicher Komplexität und Tiefe – zur gleichen Zeit.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Der große Weg führt nirgendwo hin,

    und er ist auch kein Ort.

    Halte daran fest,

    und Du verfehlst ihn um eine Meile;

    Dies ist eine Illusion, jenes ist eine Erleuchtung.

    Das geht auch weit daneben.

    Du verstehst es die Theorien darzulegen,

    von “Existenz” und “Nichtexistenz”,

    Doch selbst wenn Du vom “Mittleren Weg” redest,

    kann Dich das in die Sackgasse führen.

    Ich werde einfach meine wunderbaren Erfahrungen

    für mich behalten.

    Plappere über Erleuchtung,

    und deine Worte werden restlos zerpflückt.


    - Ryōkan -


    Aus "Alle Dinge sind im Herzen"

  • Ich habe mich nur gewundert, dass beim Zazen manchmal die brutalen Schmerzen in den Beinen aufgehört haben und "ich" in einen Zustand wacher Klarheit geraten bin, bei dem der Körper überhaupt nicht mehr spürbar war, ein Gefühl von Leichtigkeit, das mir bis dahin völlig unbekannt war.

    Ich muss mich korrigieren, das Verschwinden des Körpergefühls ist ein Kennzeichen erst des fünften Jhanas, das schon zu den sog. feinkörperlichen gehört.


    Das dritte Jhana ist noch mit einem Körpergefühl und einem Gefühl der Individualität verbunden, wenn auch nicht mehr mit einem Ich.


    Die Jhanas sind natürlich kein Selbstzweck, sie haben aus meiner persönlichen Sicht zwei Vorteile:

    Je wacher, klarer das Bewustssein, desto mehr Erkenntnisfähigkeit ist gegegeben.

    Vipassana ist mit einem verwirrten, angespannten Alltagsbewusstsein so gut wie unmöglich.

    Weltlich gesehen hat sich bei mir mein Notendurchschnitt um eine ganze Stufe verbessert, ganz einfach weil ich in der Lage war, bei einer einstündigen Lektüre eines Fachtextes eine halbe Stunde konzentriert bei der Sache zu sein anstatt wie zuvor nur zehn Minuten.


    Der zweite Vorteil ist wieder sehr weltlich: Durch die Möglichkeit der zeitweisen vollständigen Entspannung im dritten Jhana wird das alltägliche Leben deutlich leichter. Einfach mal bei wachem und klarem Bewusstsein fünf Minuten aufhören zu denken, ist eine Fähigkeit, die aus meiner Erfahrung die allerwenigsten Menschen beherrschen, die Wellness-Buddhisten würden es gerne, doch die wenigsten schaffen es. Würden alle Menschen "bei Bedarf" ins dritte Jhana wechseln können, würde das dazu führen, dass die Psychopharmaka-, Alkohol- und Drogen-Industrie nur noch ein Nischendasein führen würde und auch ein beträchtlicher Teil der körperlichen Leiden würden zumindest deutlich gemildert.


    Dennoch bin ich der Meinung, jeder ernsthaft Übende kann die Jhanas "lernen", und zumindest die ersten drei als Alltagspraxis ins Leben integrieren, wobei die Jhanas eins, zwei, drei fliessend ineinander übergehen.


    :medim: :mediw:

  • Sobald allerdings schon ein minimaler Gedanke auftaucht wie: Ah, das erste Jhana!, ist die volle Konzentration sofort Geschichte und das Jhana unerreichbar.

    Absolut korrekt.


    Nur wirst Du in einigen x Jahren zurückblicken und feststellen, dass Du das so routinemässig beherrscht, wie ein geübter Kletterer eine Felswand im vierten Schwierigkeitsgrad hochsteigt.

    Und zwar ohne formell in den Lotussitz gehen zu müssen, sondern in immer mehr gewöhnlichen Alltagssituationen.


    Das ist kein Hexenwerk.


    Das Paradoxe ist, dass der Weg vom ersten zum höchsten Jhana der Weg vom Komplizierten zum Einfachen ist, nur ist für den komplizierten Menschengeist das einfachste das schwerste.


    Das bewusste Erleben des ersten Jhana hat m.E. den Vorteil, dass es Motivation und Antrieb steigert, weiterzugehen, und die Erkenntnis, das an der ganzen Sache was wahres dran ist.

    Du hast den Schatten des Yeti gesehen und wirst nicht eher ruhen, bis Du ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehst.


    :angel:

  • Das ist kein Hexenwerk.

    Nein, aber es ist mit Disziplin, regelmäßiger und auch längerer Praxis am Stück verbunden. Ich glaube nicht, dass die weiteren Vertiefungszustände leichter zu erreichen sind. Es wird exponentiell schwieriger, so weit man den Leuten trauen darf, die sich ihr Leben lang damit beschäftigt haben. Was Du wahrscheinlich meinst, ist, dass nach den ersten sehr angenehmen Gefühlen der Entspannung und Klarheit die Konzentration müheloser wird und schließlich keine Mühe mehr macht. Das ist aber nur die Basis, auf der die Jhanas entstehen können, nicht die Jhanas selbst.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • "Was macht eigentlich ein Erleuchteter in der Freizeit ?"

    Das weiß Bhikkhu Anālayo:


    Zitat

    In den Lehrreden wird berichet, dass der Buddha selbst nach seinem

    vollständigen Erwachen sich noch immer allein in die Stille zurückzog.19

    Auch außerhalb der Zeiten intensiven Rückzugs durften selbst besonders

    wichtige Besucher sich ihm manchmal nicht nähern, wenn er sich noch

    seiner täglichen Meditation widmete.20 Im Mahâsuììata-sutta wird Folgendes

    berichtet: Wenn der Buddha über Leerheit meditierte und ihn währenddessen

    Mönche, Nonnen oder Laien besuchten, war sein Geist in solchem

    Ausmaß zu Abgeschiedenheit geneigt, dass er in der Absicht zu ihnen

    sprach, sie fortzuschicken.


    S.305; "Der direkte Weg - Satipaṭṭhāna"

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich muss mich korrigieren, das Verschwinden des Körpergefühls ist ein Kennzeichen erst des fünften Jhanas,

    Ja genau, so läuft das, dieses Eingeständnis ist wirklich witzig. Man wird nicht vermeiden können, wenn man die jhana nach Buch übt, eine Erwartungshaltung aufzubauen, wie die zu sein haben. bzw. sie damit abgleichen. Tatsächlich erfährt man m. E. in einer "unbedarften", "vorurteilsfreien" Meditation keine solche Rangfolge, sondern ein munteres Gemisch von Phänomenen.


    Ich bin z. B. neulich vom Einkaufen zurückgegangen und mitten auf der Straße, als sich ein leichtes Gefühl von Melancholie einstellte und ich dachte: "Wenn sich das jetzt ausbreitet, krieg ich doch heute wieder nichts gebacken (a.k.a. gearbeitet) und schwelge nur wieder im Gefühlsbrei", sah ich plötzlich klar, wie ich das selbst im Geist erzeugte oder aber zumindest zuließ, musste lachen - und schritt ein. Zunächst sind wir uns hier wohl überwiegend einig, dass es genau darum bei der Meditation geht (die hier mal als "Nachsinnen" und nicht Sitzen geschah): genau zu sehen, wie einen die Gedanken in was reinreißen.


    Dieses Einschreiten, was ich weiter oben als "Gedankenkontrolle" beschrieb, ist jedoch der bewusste Trennhieb einer Instanz in einem selbst, die diese Gedanken beenden kann. Es geht als nicht nur übers "Loslassen", es ist eine Mischung aus lässigem Ziehenlassen bei achtsamem Beobachten und gelegentlichem Einschreiten. Nach meiner Überzeugung ist es besser, wenn man sowohl das Loslassende als auch das Einschreitende noch als Teil des "Egos" akzeptiert. Diese Instanz ist nicht "Universum", "Buddha-Natur" oder "Leere". Solche Erfahrungen sind hingegen momentanter Natur und können einen dann als "Grundüberzeugung" unterschwellig begleiten, wenn man sie gemacht hat (oder meint, sie gemacht zu haben=. Auch das Endziel dieser jhana, vollkommene Befreiung, ist m.E. eher ein "Grundgefühl", das man mit sich rumträgt (und das unter dem Verdacht der Illusion bleibt), während man sozusagen ständig seine Hausaufgaben macht, wie im obigen Beispiel - oder sie eben auch mal sein lässt, aus Bequemlichkeit, und dann eben in der Melancholie schwelgt.


    Wenn man das nicht tut und meint, es würde sich im höchsten Zustand alles von selbst einstellen, dann wird einen das Leben m.E. eines Besseren belehren. Z. B. wenn die Nonnenordination oder ein Spender drängt, wenn man doch noch ein Kind haben will oder irgendeinen buddhistischen Titel. Das alles kommt ja nicht durchs Loslassen, sondern durch (egoistischen) Willen, und da wäre es gut, wenn man - zuweilen - o.g. "Trennhieb" beherrschte, also einschreiten könnte. Sonst macht man sich was vor.


    Was man gut an der "Freizeit" oder den tatsächlichen Tätigkeiten vieler "Erleuchteter" sehen kann, ist doch, dass sie nicht alles loslassen können.


    Da kaum jemand als "erleuchtet" übrig bliebe, wenn man nur das Perfektionieren von Loslassen als Kriterium gelten ließe, könnte man sich ja mal fragen, warum diese Leute nicht andere Techniken beherrschen, um gewisse Dinge sein zu lassen - oder warum das, was sie nicht sein lassen können, obwohl es offensichtlich aus ihrem Ego kommt, noch so unabdingbar wichtig für sie ist. Auf diesem Weg wird man dann m.E. erkennen, dass es auch für diese Leute nicht ohne Ego geht - und sie deshalb, wie ich hier zuletzt oft sagte, so sind wie du und ich (und es keinen Grund gibt, sie anders zu lesen oder ihnen anders zuzuhören als Wissenschaftlern, Romanautoren, den Nachbarn).


    Ich werde demnächst wohl einen verstorbenen jap. Zen-Meister verlegen, von dem ich nur am Rande wusste und vor vielen Jahren mal was auf Englisch reinzog. Denn ich habe schon zugesagt und möchte gern den Einsatz der Gruppe würdigen, die das angefragt hat. Nun bin ich in die Leseprobe eines kürzlich veröffentlichten Buches mit Reden von ihm eingestiegen. Vorher war ich mir sicher, dass ich mir das als Hintergrundmaterial auf meinen Kindle laden würde. Aber die ersten beiden Geschichten haben mir schon gezeigt, dass mir das nix mehr bringt und ich nur hoffen kann, dass es anderen anders geht und das von mir dann verlegte Buch besser ist. Nach einem Leben, das wie bei Joshu Sasaki bis ins hohe Alter aus viel Zazen und Teisho bestand, sagt der Herr z. B. dies:


    Er redet zunächst von einer Butterblume. Dann behauptet er, er hätte damit auch über "alles" und das "Universum" gesprochen. Die "schöne" Butterblume musste zuvor als Metapher dafür herhalten, nicht geizig und gar selbstlos zu sein. Man könne "zum Leben erwachen", wenn man "diese Kraft der Butterblume" besäße" (na, ist das was für TNH-Fans?).


    Ich erinnerte mich sofort an meine Kindheit auf dem Bauernhof. Das Vieh machte wegen der Giftstoffe darin regelmäßig einen Bogen um diese so genannten Hahnengewächse. Man musste sie erst zu Heu werden lassen, damit sie bekömmlich wurden. Die Butterblume ist also, wie viele Pflanzen, durch ihren Selbstschutzmechanismus eher eine Metapher für Geiz ("mich kriegst du nicht"), das Gegenteil von dem, was dieser Meister erzählt. Aber mir geht es gar nicht mal um solche Kleinigkeiten, auch wenn das schon irritiert, wenn Lehrer permanent schlechtere Metaphern bringen als halbwegs begabte Autoren. Mir geht es darum, dass die ganz große Kiste "Universum" aufgemacht wird. Was ist denn das Universum? So weit wir es kennen, ist es vor allem lebensfeindlich, und wir können froh sein (oder das Gegenteilt: Anti-Natalisten), dass wir hier auf dieser Erde sind. Manchmal habe ich das Gefühl, diese alten Zenknacker haben nicht mal eine hinreichende Schulbildung genossen. Denn ich selbst war ja nicht mal ein guter Schüler.


    Die Leseprobe gab noch eine zweite Geschichte her. Alles ist darin Buddha-Natur (immerhin, anders als beim Garten-Zenmeister in der ARTE-Doku, da hatte es ja nur das Potential dazu ...). Unmittelbar danach wird diese Natur jedoch als "Quelle des Geistesfriedens" bezeichnet. In dem kurzen Text folgt dann die Warnung, man müsse sie aber dennoch "praktizieren" - nicht dass einer denkt, es ginge ohne dies! Dieser Gedankensprung wird wie üblich nicht plausibel erklärt, vor allem nicht, wie es denn dann möglich sein soll, wenn alles Buddha-Natur ist, sie nicht zu praktizieren. Ich kann die Antwort geben: Wenn man dualistisch denkt und nicht begreift, dass auch "der Unfrieden des Geistes" als Quelle diese Buddha-Natur hat. Die Buddha-Natur so zu verstehen wie dieser Lehrer, heißt, den Buddha als unfehlbar zu sehen, Meister als unfehlbar zu sehen etc. Die Buddha-Natur als das Potential zu allem zu begreifen, ist etwas ganz anderes. Das eine ist Religion, das andere ist ein spiritueller Pfad.


    Wenn hier gewarnt wurde, die jhana auf bestimmte Art zu begreifen, kann ich nur davor warnen, sich vor dieser Erkenntnis zu verschließen. Ich frage mich dann nicht nur, ob Freizeit oder Arbeit bei einem solchen Zenlehrer getrennt waren, sondern WIE er eigentlich Versenkung betrieb. Ich jedenfalls schwöre unter Eid, dass sie bei mir zur Erkenntnis führte, dass unsere innerste Natur, unsere eigentliche Herkunft, Frieden wie Unfrieden des Geistes erfasst. Und ich kann nicht begreifen, dass jemand sein Leben dieser Versenkung gewidmet haben will, ohne der Fratze dieses "Potentials" ins Auge geblickt zu haben, und verschweigt, dass er nur einen Teil dieser "Buddha-Natur", nämlich das vorgeblich "Gute" und "Schöne" (wie bei der Butterblume) der Praxis anheimstellt. Das passiert aber, wenn schon "Buddha" nur einseitig besetzt ist, wenn man nicht erkennt, dass auch "Buddha" Unfrieden bedeuten kann - oder, dass auch Buddha das "Potential" zum Unfrieden in sich trägt als Teil seiner Natur.


    Zitat


    Du hast den Schatten des Yeti gesehen und wirst nicht eher ruhen, bis Du ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehst.

    Ist es nicht schön, dass ein beredter und erfahrener Bergsteiger wie Reinhold M. den gleichen religiösen Illusionen aufsitzt ... Auf Tictoc sieht man ab und zu kleine Kinder, die schreien, weil sie ihren eigenen Schatten nicht loswerden ...

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

    2 Mal editiert, zuletzt von Bebop ()

  • Den Vergleich Orgasmus mit einer Jhana-Erfahrung finde ich persönlich etwas gewagt.

    Schon allein weil der Orgasmus zeitlich viel zu kurz ist und von der erotischen Energie überlagert ist, die ihm vorausgeht.

    Ich würde sagen er ist nur der Kulminationspunkt der Gier.

    Oft begleitet von einem ent-täuschenden Fata Morgan Effekt.

    Dazu möchte ich doch noch etwas sagen, vielmehr wiederholen.


    M. E. geht es in der wesentlichen Zen-Erfahrung darum, wirklich das Klischee von "Hier-und-Jetzt" zu erfahren. Ich habe das hier oft angemerkt - ein nachträgliches "Abwerten" hat keine Aussagekraft für diesen erlebten Moment. Das gilt natürlich auch für etwaiges "Erwachen". Es ist unerheblich, dass der Moment vergeht, denn auch die jhana vergehen, sonst hätte ja, wie kürzlich hier zitiert, der Buddha sich nicht nach seinem Erwachen immer wieder in die stille Meditation zurückgezogen. Da war was, was er wiederhaben wollte.


    Wenn man nun einen Wettbewerb draus machen will, kann man natürlich z. B. Hsu Yun oder diese noch Lebenden auf YouTube zitieren, wie lange im besten Fall ihr Zustand anhielt - das waren ja angeblich bei einigen sogar Wochen. Wie gesagt, ich würde da lieber eine Woche mit meiner Lieblingsfrau buchen - denn ich wüsste ja, dass wenn einer also meint, eine Woche im höchsten Versenkungszustand sei noch besser für ihn als seine oder sogar meine Orgasmen: Kein Wunder, dass er das noch mehr braucht als ich diese eine Woche Sex (die übrigens abgesagt wurde ;) ).


    Dann könnte ich einräumen, dass das gute Gefühl nach dem Orgasmus (denn die Enttäuschung ist ja nicht zwingend) vlt. nur einen Nachmittag beschwingt, so wie zwei starke Cocktails vlt. nur drei Stunden danach noch ein Glücksgefühl machen (keine Empfehlung! Jeder Alkohol schadet!). Aber wenn's der Körper hergibt, kann man ja Orgasmus oder Cocktails wiederholen, und dabei kann man Menschen tatsächlich beobachten. Allerdings machen sie nicht unbedingt eine Religion daraus. Ich finde die Analogie deshalb treffend, denn noch einmal: Selbst für den Buddha gab es da was, was er immer wieder erleben wollte. Und das ist mindestens genauso verdächtig wie einen Orgasmus haben zu wollen. Gerade diese Tatsache entlarvt ja auch alle, die "aufs Kissen zurück" gehen/wollen.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Gerade kann ich nur wiederholen, was ich schon einmal geschrieben habe.

    Ich habe dieses ganze Brimborium der Erforschung nicht gekannt. Für mich war mein Sitzen im vierten Jhana ganz normal, mein Sitzen wurde dann auch langweilig. Das heißt, ich war wieder resettet. Aller Stress war weg und ich konnte kurz Mittagsschlaf halten und wieder arbeiten gehen.


    Als ich hier immerhin schon 30 Jahre nach diesem Endecken und regelmäßigen Anwenden der Stress- und Angstbeseitigungstechnik auf Buddhas Analyse der Jhana stieß, wurde mir klar, was ich schon lange anwende.


    Ich war tatsächlich so blöde, dem Buddhismus zu folgen und etwas zu lernen, das ich konnte. Die Zen Koan lösten sofort Kopfschütteln und Lachen aus, ich verstehe bis heute nicht, wie sie ein Problem sein können. Ich fühle und verstehe sie sofort.

    Buddhismus als Praxis hat mich nur behindert, andererseits hat mir gerade das diese Behinderungen beseitigen, alle Blockaden beseitigt. Ich bin schon Jahrzehnte von Dukkha befreit, außer ich wurde mal starrsinnig, aber das war nur Ergreifen, etwas Festhalten war mir einfach zu lächerlich.

    Siehe: Daseinsmerkmale

    Was soll da noch festzuhalten sein?

  • Ja genau, so läuft das, dieses Eingeständnis ist wirklich witzig. Man wird nicht vermeiden können, wenn man die jhana nach Buch übt, eine Erwartungshaltung aufzubauen, wie die zu sein haben. bzw. sie damit abgleichen. Tatsächlich erfährt man m. E. in einer "unbedarften", "vorurteilsfreien" Meditation keine solche Rangfolge, sondern ein munteres Gemisch von Phänomenen.

    Natürlich, kein Widerspruch, das habe ich ja mehrmals so bestätigt.


    Ich habe Zazen geübt und erst Jahre später im Kontakt mit Theravada-Leuten von den Jhanas erfahren, habe mir das schildern lassen oder gelesen und habe das verglichen mit Erfahrungen aus meiner Zen-Praxis.


    So wie wenn ein Bergsteiger nach zehn Jahren erfährt, dass seine Route durch die Nockherberg-Nordwand eine kombinierte Eistour im Schwierigkeitsgrad IXa V.15 war.

    Das ändert nichts an den Erfahrungen seiner zehn Jahre, aber er kann jetzt im Gespräch mit den Theravada-Bergsteigern anhand deren Skala abschätzen, wovon die reden.

    Die verschiedenen Schulen sprechen nur eine andere Sprache.


    (:

  • Ich finde die Analogie deshalb treffend, denn noch einmal: Selbst für den Buddha gab es da was, was er immer wieder erleben wollte. Und das ist mindestens genauso verdächtig wie einen Orgasmus haben zu wollen. Gerade diese Tatsache entlarvt ja auch alle, die "aufs Kissen zurück" gehen/wollen.

    Es kommt darauf an wie abhängig Du (vielmehr dein Ego) von Frauen und Sex und Netflix und Alkohol bist, oder nicht. Auf einer Skala von 1-10 wohl bemerkt.


    Umgekehrt kann es auch geschehen das Du Za Zen „nur zum Sport machst“.


    Sonst beginnt auch wieder nur selbstverursachtes Leiden


    Und das Ego kennt ja auch viele Tricks, von Selbsttäuschung bis hin zu Projektion, (psychologische Abwehrverhalten), etc.


    Mir ist auch klar warum Du nicht verstehst oder nachempfinden was mit „Universum“ gemeint ist, oder mit der Blume:


    Denn diese Erfahrung spielt sich eben auf einer anderen Bewusstseinsebene ab als der gewöhnlich bekannten, die man aber durch zB Meditation verwirklichen kann.


    Und hat auch nichts mit „Esoterik“ oder Spinnerei zu tun.


    Ich kann auch nachvollziehen das Du allgemein vor falschen „Meistern“ warnen möchtest. Aber die Frage dabei ist auch, inwieweit (stark) Dich das selbst auch ganz persönlich betrifft.


    Weil Du selbst anscheinend kein Za Zen praktizierst.

    Einmal editiert, zuletzt von Samadhi1876 ()

  • Nein, aber es ist mit Disziplin, regelmäßiger und auch längerer Praxis am Stück verbunden. Ich glaube nicht, dass die weiteren Vertiefungszustände leichter zu erreichen sind. Es wird exponentiell schwieriger, so weit man den Leuten trauen darf, die sich ihr Leben lang damit beschäftigt haben. Was Du wahrscheinlich meinst, ist, dass nach den ersten sehr angenehmen Gefühlen der Entspannung und Klarheit die Konzentration müheloser wird und schließlich keine Mühe mehr macht. Das ist aber nur die Basis, auf der die Jhanas entstehen können, nicht die Jhanas selbst.

    Wenn "Du" für sagen wir zehn Minuten hellwach und präsent in der Lücke zwischen zwei Gedanken (und Emotionen) verweilst, egal in welcher Körperhaltung, dann bist "Du" nach der mir bekannten Theravada-Terminologie in einer der vier feinkörperlichen Jhanas, vermutlich eher im dritten oder vierten als in den unteren beiden.


    Wenn Du darüber auch Deinen Körper nicht mehr als eigenständigen Körper wahrnimmst, bist Du nach dieser Terminologie in einem der formlosen Jhanas.


    In der mir bekannten Zen-Terminologie bist Du dann im Hishiryo-Bewusstsein, "Du" denkst, ohne zu denken, wobei die Grade des Bewusstseins nicht buchhalterisch untergeliedert sind, was m.E. auch nicht notwendig ist.


    Letztendlich ist die Terminologie egal, was zählt ist Deine Erfahrung, und nur Du selber kannst wissen, wie "erleuchtet" oder verblendet Du heute, an diesem einen konkreten Tag bist, und wie oft und wie stark Dein Grad an Erleuchtung und Verblendung an diesem einzigen heutigen Tag wechselt.



    Wenn ich die Beschreibung Deiner Erfahrung des von Dir so genannten ersten Jhanas richtig interpretiere, dann kann ich Dir aus eigener Erfahrung Mut machen, dass Du eine erste grosse Hürde genommen hast und der "Aufstieg" in die höheren, also die einfacheren, Sphären des Bewusstseins viel leichter ist, als Du denkst. Falls Du diese Ermutigung nicht als Rechtfertigung für ein Ausruhen auf den Lorbeeren nimmst.

    :medim:

  • Was man gut an der "Freizeit" oder den tatsächlichen Tätigkeiten vieler "Erleuchteter" sehen kann, ist doch, dass sie nicht alles loslassen können.

    Alles loslassen ist wohl ein Zirkelschluss ?

    Denn dann müsste der Buddha ja auch das Loslassen selbst loslassen.

    Denn auch durch fanatisches Loslassen kann ich einen Rausch erzeugen.

    Der Mann im Guiness-Buch der Rekorde, der am meisten losgelassen hat.


    (:

  • Ist es nicht schön, dass ein beredter und erfahrener Bergsteiger wie Reinhold M. den gleichen religiösen Illusionen aufsitzt

    Tochter Messner zu ihrem Vater vor laufender Kamera in vollem Ernst:


    "

    Du bist ein Meister der Verdrängung.

    Alles, was Du nicht sehen willst, siehst Du nicht.

    "


    Buddha Messner schweigt und lächelt das Lächeln des Weisen.


    :nosee:

  • M. E. geht es in der wesentlichen Zen-Erfahrung darum, wirklich das Klischee von "Hier-und-Jetzt" zu erfahren. Ich habe das hier oft angemerkt - ein nachträgliches "Abwerten" hat keine Aussagekraft für diesen erlebten Moment. Das gilt natürlich auch für etwaiges "Erwachen". Es ist unerheblich, dass der Moment vergeht, denn auch die jhana vergehen

    Sehr schön ausgedrückt.

    Das Hier und Jetzt zu erfahren.


    Höchstpersönlich und nicht verallgemeinernd würde ich sagen:


    Satori ersetzt die tiefe Verzweiflung über das Hier und Jetzt durch die unmittelbare Erfahrung eines unsterblichen Bewusstseins und öffnet eine Tür aus der Hölle.


    Die körperlichen Jhanas sind eine Oase der Stille im alltäglichen Wahnsinn und ersetzen Alkohol, Drogen und Psychopharmaka. Die formlosen Jhanas (das "Hishiryo-Bewusstsein") geben dem individuellen Bewusstsein Zugang zu einer "göttlichen" Kraft und damit die Chance, ein kreatives Leben im Hier und Jetzt zu führen.

    Nur eine Chance, Satori und Jhanas schützen vor Torheit nicht.

    Im Gegenteil, die neu gewonnene Kraft führt oft in den Übermut eines Teenagers.


    :angel:

  • JoJu91 ich bitte Dich, Deine provokanten Äußerungen zu unterlassen. Sie dienen nicht der Diskussion.

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Es kommt darauf an wie abhängig Du (vielmehr dein Ego) von Frauen und Sex und Netflix und Alkohol bist, oder nicht. Auf einer Skala von 1-10 wohl bemerkt.

    Ich bin davon weniger abhängig als andere vom Zazen oder von irgendeiner Bestätigung ihrer Erleuchtung, oder der Buddha vom Rückzug in die Stille.

    Mir ist auch klar warum Du nicht verstehst oder nachempfinden was mit „Universum“ gemeint ist, oder mit der Blume:

    Da irrst du. Gerade weil ich "verstehe", weiß ich, was das Universum und die Butterblume ist. Und so ist es nicht. So ist auch nicht diese Erfahrung. Lies dir das nochmal genau durch bei so Pfeifen wie Brad Warner. Die erleben das Universum so, wie TNH die Welt sah, mit einem Tunnelblick. Sie erleben es so, wie sie es irgendwo gelesen oder gehört haben. Dann meinen sie womöglich auch noch, das sei ebenfalls passiert, als sich Bodhidharmas Schüler den Arm abschlug, Nansen die Katze zerteilte oder Ikkyu ins Freudenhaus ging. Oder, wie es die Lehrerin Zölls beschrieben haben soll (las ich gerade in einem YouTube-Kommentar), zu einem Teil des Ahornbaums geworden zu sein, sei es.


    Ich frage dich: Wenn du da bei deinem "Erwachen" nicht auch zu Mara oder Ted Bundy wurdest, in welchem Universum warst du da?

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • und öffnet eine Tür aus der Hölle.

    Nein. Es macht die Tür zur Hölle erst auf, damit du endlich kapierst. Und genau daran sind diejenigen gescheitert, die von ihren Wohlfühl-Erwachen verzählen.


    Das "Universum" kennt eben auch die Hölle. Aber das kleine Universchen der vielen "Erwachten" will davon nichts wissen.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Nein. Es macht die Tür zur Hölle erst auf

    Solange man (das Ego) noch „Angst“ vor dem Sterben hat…


    Solange fürchtet es sich auch noch vor dem was da Alles außerhalb dieser Erde ihm so gänzlich fremd und unvertraut erscheint…


    Denn das Ego trennt, es spaltet in Du und Ich, in das mag ich und das nicht,…


    Drum wenn man weiter fortschreitet in der Meditation, begegnet man einem Punkt, einer Situation, an der man auch das Ego loslassen muss, oder nicht: weil man sich doch zu sehr davor fürchtet, wie denn ein Leben ohne dieses Ego wohl sein könnte…


    Ego sagt: tue das bitte nicht…


    „Ich“ werde sonst „sterben“…


    Wenn das Ego einmal tief überwunden ist…


    Erscheint alles von ganz allein…


    Wort und gedankenlos und kristallklar…


    Kein Du und Ich mehr…


    Alles erscheint augenblicklich als „Eins“…


    Zeit und Raum existieren nicht mehr…


    Die ganze Wahrheit worüber nie gesprochen oder gedacht werden konnte kommt nun ans „Licht“…

  • Monika

    Hat das Thema geschlossen.