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    Dieser Thread wurde als Off-Topic aus dem Thread "Leerheit, wie ist das zu verstehen" abgetrennt.


    Was unter Leerheit zu verstehen ist findet sich u.a. in den Lehrreden MN 121, 122, 151 und 43 - das kann dann jeder studieren.

    Man kann es so auch sehen:


    Zitat

    " 'Leer, ist die Welt, leer ist die Welt', o Herr, sagt man. Inwiefern aber wird gesagt, die Welt sei leer?"

    "Was da, Anando, leer von Ich und zum Ich Gehörigen ist, zu dem, Anando, wird gesagt: 'Leer ist die Welt'. Was aber ist leer von Ich oder zum Ich Gehörigen? Die 6 Innen- und Außengebiete, die 6 Arten des Bewußtseins, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle. Das ist leer von Ich und zum Ich Gehörigen".


    S.35.84-85 Welken, Leer - 1-2. Palokadhamma, Suññataloka Sutta


    Und nicht viel ... zu" studieren".


    LOL

    Wenn du eine andere Übersetzung für dukkha hast - nun denn. Hier im Lexikon findet sich u.a. "Leiden" dafür.

    Lol auch.


    Wenn ein Mensch körperlichen Schmerz empfindet – ist das dann das, was man "Leiden" nennt?

    Aber wie der Mensch darauf re-agiert, also wie er sich innerlich mit dem Schmerz identifiziert – das ist eine andere Sache. Das ist die mentale Reaktion darauf. Wie das alles auf Pali heißt, ist eigentlich nicht so wichtig.

    Dharma studiert man am eigenen Körper – das ist die „Welt“. (Das habe ich mal irgendwo zitiert.)


    So als das Beispiel:


    Zitat

    11. Der Ehrwürdige Sāriputta sprach also: "Wie nun, Hausvater, ist der Körper siech und auch der Geist siech? Es ist da, Hausvater, ein unerfahrener Weltmensch, die Edlen nicht kennend, der Lehre der Edlen unkundig, in der Lehre der Edlen ungeschult; die Guten nicht kennend, der Lehre der Guten unkundig, in der Lehre der Guten ungeschult. Der betrachtet die Körperlichkeit als das Selbst oder das Selbst als Körperlichkeit besitzend oder die Körperlichkeit als im Selbst oder das Selbst als in der Körperlichkeit [47]: 'Ich bin die Körperlichkeit! Mein ist die Körperlichkeit!' In solch vorgefasster Meinung verharrt er. Ihm, der in solch vorgefasster Meinung verharrt, 'Ich bin die Körperlichkeit! Mein ist die Körperlichkeit!', wandelt sich nun, verändert sich diese Körperlichkeit. Durch Wandel und Veränderung dieser Körperlichkeit entstehen ihm Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung.


    S.22.1. Nakulapitā - 1. Nakulapitu Sutta



    Der Körper kann zugrunde gehen, aber nicht der "Geist "– davon spricht doch Bhikkhu Anālayo.


    Ich rate, es zumindest durchzublättern. _()_ :) :taube:



    Ach, das ist von Ajahn Chah:


    Zitat

    Dieser Fleischklumpen, der hier liegt und verfällt, ist Realität (saccadhamma).

    Die Fakten dieses Körpers sind Realität, sie sind die zeitlose

    Lehre des Buddha. Der Buddha hat uns gelehrt, das zu kontemplieren

    und uns mit seiner Natur auseinanderzusetzen. Wir müssen in der Lage

    sein, mit dem Körper in Frieden zu sein, egal, in welchem Zustand er

    sich befindet. Der Buddha lehrte uns, dafür zu sorgen, dass sich nur der

    Körper im Gefängnis befindet und nicht der Geist.


    Sehr klar und auch einfach, oder? Tja… hier ist wohl nicht viel überhaupt – und für alle gut verständlich.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    2 Mal editiert, zuletzt von Igor07 ()

  • Der Körper kann zugrunde gehen, aber nicht der "Geist "– davon spricht doch Bhikkhu Anālayo.


    Und wo spricht er davon?

    Hast du das ganze Buch durchgelesen – oder etwa nicht?


    Sieh hier:


    Zitat

    Instead, one properly takes care of

    what has led to the first arrow with whatever reasonable and

    appropriate medical means are at one’s disposal, and alongside

    that one trains the mind in such a way as to avoid the second

    arrow.


    Aber ich hatte doch darüber geschrieben, oder? SN 36.6.




    Danke für die Diskussion, ich gehe jetzt alleine weiter studieren. Das war ein Scherz, oder? :grinsen:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 ()

  • Der Körper kann zugrunde gehen, aber nicht der "Geist "– davon spricht doch Bhikkhu Anālayo.


    Und wo spricht er davon?

    Hast du das ganze Buch durchgelesen – oder etwa nicht?

    Kannst du die besagte Stelle nicht finden oder willst du mich hier vorführen?

    Falls er das irgendwo geschrieben hat, dann ist das Blödsinn.

    Es gibt keinen von der Körperlichkeit getrennten Geist.

    Vermutlich hast du es falsch verstanden und bist nun nicht bereit, das dir einzugestehen.

    :zen:



  • Der Absatz von Chah findet sich in seinen gesammelten Lehren, S.156

    Zitat

    Dieser Fleischklumpen, der hier liegt und verfällt, ist Realität (sacca-

    dhamma). Die Fakten dieses Körpers sind Realität, sie sind die zeitlose

    Lehre des Buddha. Der Buddha hat uns gelehrt, das zu kontemplieren

    und uns mit seiner Natur auseinanderzusetzen. Wir müssen in der Lage

    sein, mit dem Körper in Frieden zu sein, egal, in welchem Zustand er

    sich befindet. Der Buddha lehrte uns, dafür zu sorgen, dass sich nur der

    Körper im Gefängnis befindet und nicht der Geist. Nun, da dein Körper

    sich entsprechend seines Alters abgenutzt hat, widersetz dich dem nicht,

    aber lass nicht deinen Geist ebenfalls verfallen. Halte den Geist getrennt.

    Gib ihm Energie, indem du die Wahrheit der Dinge erkennst. Der Buddha

    lehrte, dies sei die Natur des Körpers, er kann nicht anders sein. Nach

    der Geburt altert er, wird krank und stirbt dann. Dies ist eine großartige

    Wahrheit, die du gerade bezeugst. Betrachte den Körper mit Weisheit und

    realisiere das.



    Dagegen ist nichts zu sagen, wenn man versteht, dass ein weiser Geist mit einem weisen Körper zusammen geht - und nur ein weiser Geist kann den Körper mit Weisheit betrachten.


    Das mit dem Gefängnis ist natürlich nur dann eine sinnvolle Metapher, wenn da noch keine Befreiung erfolgt ist - d.h. ein nicht befreiter Geist betrachtet auch den Körper als sei er im Gefängnis.


    Was willst du denn hier nun sagen?

    :zen:



  • Kannst du die besagte Stelle nicht finden oder willst du mich hier vorführen?

    Kann ich:


    Zitat

    Auf solche Weise betrachtet wird

    es möglich, ein zunehmendes Maß innerer Freiheit von den Gefühlen zu

    entwickeln. Allein durch die bloße Tatsache des Beobachtens wird sich ein

    achtsamer Beobachter der Gefühle nicht länger vollständig mit ihnen identifizieren

    und sich dadurch nach und nach jenseits der bedingenden und kontrollierenden

    Macht der Dichotomie von Vergnügen und Schmerz begeben.18

    Die Aufgabe, die Identifikation mit den Gefühlen immer weiter zu schwächen,

    spiegelt sich auch in den Kommentaren wider, wo betont wird, dass

    die Frage „Wer fühlt?“ vom bloßen Erleben der Gefühle zu ihrem Betrachten

    als ein satipaúúhâna führt.19


    Ist es nicht so, dass die Dualität oder Trennung von Geist und Körper, Bewusstsein und Materie als das unlösbare Problem in der modernen Wissenschaft des Geistes gilt? Oder? Das weiß doch jeder, hoffe ich.


    S.183,

    Bhikkhu Anālayo

    Der direkte Weg - Satipaṭṭhāna

    Aus dem Englischen übersetzt von Ilse Maria Bruckner

    und Siegfried C. A. Fay.



    https://www.buddhismuskunde.uni-hamburg.de/pdf/5-personen/analayo/direkte-weg.pdf


    Aha! Das ist aber schon echt persönlich, oder?


    Zitat

    Vermutlich hast du es falsch verstanden und bist nun nicht bereit, das dir einzugestehen


    Ja, vermutlich, wenn du alles besser weißt. Tja..


    Ich gebe abschliessnd noch ein Zitat zum Thema hier:


    Zitat

    Der puthujjana betrachtet seine Existenz als „meine Existenz“.

    Er denkt „mein Selbst“ existiert, oder „Ich existiere“. Diese Art

    der Weltanschauung wird bhavadi··hi genannt. Wenn da keinerlei

    Vorstellungen eines „Selbst“ und keine „Ich“-und-“Mein“-

    Gedanken wären, gäbe es auch so etwas wie „meine Existenz“

    und ähnliches nicht.


    Auch also.. mein Körper, meine Frau, mein PC, meine Befreiung usw. Ich gehe davon aus, dass jeder, der das liest, nachvollziehen kann, was hier gemeint ist.


    Die Lehre des Buddha und ihre wesentliche Bedeutung

    von R. G. de S. Wettimuny

    Englischer Orginaltitel: “The Buddha´s Teaching – It´s essential

    Meaning”, erschienen im Privatverlag



    Alles Gute dir, Leonie, es war für mich ein echtes Vergnügen! :rose:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 ()

  • Das Halbwissen, das du hier präsentierst ist schon schlimm, aber es ist für dich noch schlimmer.

    Aha, und das:



    Aber solche Texte sind natürlich hervorragend geeignet sich von der Praxis selbst abzulenken und sich vorzugaukeln, man habe das nun verstanden.

    Also, ich komme noch einmal auf die Beweislage zurück – und auch auf Bhikkhu Anālayo, der von Leonie, sehr milde ausgedrückt, ebenfalls als "Ablenkung" betrachtet wurde. Und nicht als professionell, oder?


    "

    65 S IV 208 veranschaulicht die missliche Lage des unerwachten Weltlings, wenn er

    Schmerz empfindet, anhand einer Person, die mit zwei Pfeilen beschossen wird, da

    zusätzlich zu dem „Pfeil“ des körperlichen Schmerzes die geistige Reaktion zusätzliches

    dukkha, d. h. den zweiten „Pfeil“, verursacht. Vgl. auch de Silva (1987, S. 19)

    und Kor (1991, S. 6 und 1995, S. 18)."

    S. 194.


    Und:


    "

    In S III 1 findet sich die Anweisung: „So solltest du üben: Mein Körper mag krank

    sein, dennoch wird mein Geist davon nicht gepeinigt“. In der Lehrrede wird erklärt,

    dass es darum geht, die Identifikation mit irgendeiner der Daseinsgruppen (und

    dadurch mit dem Schmerz) zu vermeiden. Dies weist auf eine innere Distanz zu der

    Schmerzerfahrung hin, so, als gehöre der betroffene Körperteil nicht zu einem.

    Obwohl weiterhin der Schmerz als ein objektives Phänomen wahrgenommen wird,

    vermindert dieser Akt der Dissoziation oder De-Identifikation die leidvolle Einwirkung

    des Schmerzes auf den Geist oder lässt sie sogar verschwinden."


    auch S. 194.



    Hier kann man sehr deutlich erkennen, dass der" Körper" eine Sache ist, der "Geist "jedoch etwas anderes.

    Dasselbe sagt auch Ajahn Chah – was allerdings nur als "Metapher" abgetan wurde.


    Abschließend sei bemerkt: Es gehört einfach zur Norm menschlicher Kommunikation, andere Meinungen zu respektieren und nicht sofort auf die persönliche Ebene abzurutschen – im Sinne von: „Ich weiß es besser als du.“

    Für mich ist das selbstverständlich – und ich hoffe, für die anderen auch. _()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Igor07


    Es ist nicht selbstverständlich, falls man in die falsche Richtung geht, dass man das erkennt und dass man, falls man darauf hingewiesen wird, das auch so sieht.

    Es geht im Dharma nicht um "andere Meinung", sondern um rechte und falsche Ansicht und es ist eben für jemand, der sich soviel Wissen aufgehäuft hat, besonders schwer, das los zu lassen.


    Dafür gibt es im Zen viele Beispiele - wie den berühmten Experten des Diamant-Sutra Deshan Xuanjian im Fall 28 des Mumonkan. Er wollte sich an einem Imbißstand Reisbällchen kaufen und die alte Frau fragte ihn, was er denn da so an Schriften mit sich rum schleppte - er brüstete sich mit seiner Kenntnis des Diamant-Sutra und das seien alles Kommentare dazu.

    Da sagte sie, dass er die Reisbällchen umsonst bekomme, wenn er ihr eine Frage zum Sutra beantworten könne.

    Es heißt sagt sie, "den vergangenen Geist kannst du nicht fassen. Den gegenwärtigen Geist kannst du nicht fassen und den zukünftigen Geist kannst du nicht fassen."

    Für welchen Geist wünscht sich der Hochgescheite eine Stärkung?


    Auf diese Frage konnte er nicht antworten.

    Aber er konnte die Frau fragen, wo denn in der Nähe ein Lehrer der Südschule ist - das war die Schule der plötzlichen Erleuchtung. Und so kam er zu Longtan Chongxin und der blies ihm dann den letzten Rest von "Licht" aus und verwandelte seinen Geist in Nicht-Geist.


    ich folge im übrigen keiner Norm - ich habe mich auf das Gestreite mit dir eingelassen, um mal auf den berühmten Busch zu klopfen. Aber da kam eben nur das Übliche dabei heraus. Schade.

    :zen:



  • Es ist eine Anweisung: Man soll verhindern, dass körperluche Zustände z.B Schmerzen bestimmte geistige Zustände nach such ziehen z B Wut auf den Schmerz, Widerstand gegen den Schmerz. Dies ist aber natürlich nicht dualistisch gemeint im Sinne eines Unterschieds zwischen "dem Körper" und "dem Geist" - denn auch Wut und Widerstand sind ja natürlich geistige Phänomene. Fur Buddhismus ist es ja typisch, dass er nicht an "den Geist" als eine einheitliche Instanz glaubt, sondern es vielerlei geistige Phänomene gibt - heilvolle und unheilvolle - anhaftende und nicht anhaftende usw. Von daher ist ein Reden von "dem Geist" etwas, das leicht zu Mißverständnissen führt.

  • Es ist nicht selbstverständlich, falls man in die falsche Richtung geht, dass man das erkennt und dass man, falls man darauf hingewiesen wird, das auch so sieht.

    Es geht im Dharma nicht um "andere Meinung", sondern um rechte und falsche Ansicht und es ist eben für jemand, der sich soviel Wissen aufgehäuft hat, besonders schwer, das los zu lassen.

    Korrekt!

    Leonie


    Aber ich klammere mich nicht an mein Wissen. Ich versuche vielmehr zu verstehen, und das beeinflusst, was und wie ich praktiziere.


    In Bezug auf das Gleichnis von den zwei Pfeilen: Es geht wirklich um den Geist – und nicht um das Bewusstsein als khandha. Und das ist tatsächlich nicht so einfach, wie es scheint.

    Ich reagiere also mit dem citta, mit meinem "Herzen". Das heißt: Ich identifiziere mich nicht mit meinem Schmerz – egal, ob es sich um körperlichen oder seelischen Schmerz handelt. Ein Arahat kann das einfach nicht mehr, denn er hat jede Form von Identifikation hinter sich gelassen. Auf Immer! Er ist vom Leiden befreit – das ist vollkommen logisch – aber nicht vom Schmerz.

    Auch er wird alt, krank und stirbt, aber er sieht seinen Körper lediglich als eine Ansammlung vergänglicher Elemente (Erde, Wasser, Feuer, Luft). Ich als "Otto Normalverbraucher" kann das nicht.

    Und wenn Ajahn Chah vom Geist spricht, meint er genau das. Alles, was bedingt entstanden ist, ist vergänglich – und deshalb dukkha. Doch dukkha entsteht durch trishna – den "Durst", das "Verlangen". Beide sind miteinander verwoben, stehen in Wechselwirkung zueinander.


    Zitat
    „Und dieses ist die edle Wahrheit vom Ursprung des Leidens: das Verlangen, welches zu weiterem Werden treibt, begleitet von Begierde und Erfreuen, genießend hier und dort – das Verlangen nach Sinnesvergnügen, Verlangen nach Werden, Verlangen nach Nicht-Werden.“

    Samyutta Nikaya 56.11



    Ein gewöhnlicher Mensch kann kaum anders als re-agieren( auf das "Leiden",- also mit dem zweiten Pfeil!), – das ist klar. So sieht es der Theravāda. Zen gehört hingegen zum Mahāyāna – das ist Fakt, ohne Wenn und Aber (vgl. Heinrich Dumoulin: Geschichte des Zen-Buddhismus).


    Daher gibt es Unterschiede. Und die abweichenden Meinungen, usw.


    Aber das ist kein Anlass, eine Person anzugreifen – entschuldige, wenn das jetzt hart klingt.


    Ich weiß sehr wenig, aber ich bemühe mich zu verstehen. Denn es gibt keine endgültige Wahrheit in letzter Instanz. Es würde sogar paṭicca-samuppāda widersprechen.

    So sehe ich das. Es ist aber normal – ha, was ist überhaupt "normal"? Bestimmt die herrschende in der Gesellschaft die Normen? Aber die sind doch alle auch relativ, also abhängig entstanden. Oder?


    Und ich würde niemals jemandem etwas unterstellen oder ihn belehren, als würde er nicht verstehen. Denn das würde bedeuten, dass ich mich für privilegiert( hoch-näsig) halte – und so bin ich nicht. Ich lerne immer, praktisch mein ganzes Leben lang. Aber zu behaupten, dass ich es besser weiß oder verstehe – nein, niemals. Das wäre reine Arroganz und Hochmut. Und das wäre kein ethisches Verhalten – und ganz sicher kein Buddhismus.


    Und, wenn es über Zen hier geht.


    Wenn es kalt ist, friere ich. Wenn es heiß ist, schwitze ich. Aber was ist der Maßstab oder das Kriterium? Was ist die richtige Sichtweise oder Lehre, und was ist die falsche? Die konkrete Situation entsteht im Hier und Jetzt – nicht aus trockenem Wissen aus Büchern.

    Wenn du Buddha triffst, töte ihn. Hänge dich nicht an etwas fest. Lass alles los, lass es hinter dir. Was bleibt?

    Lass auch das los. So sehe ich es.


    Ich weiß es aber auch nicht, ob es richtig oder falsch ist. "Leer" , *lach*

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 () aus folgendem Grund: Korrigiert.

  • Von daher ist ein Reden von "dem Geist" etwas, das leicht zu Mißverständnissen führt.

    Nein!

    So Mettiko Bhikkhu:


    Zitat

    Herz – citta

    Die Bedeutung und Anwendung des Wortes citta ist bunt und vielfältig. (Die Bedeutung eines gleichlautenden, wenn auch nicht verwandten Wortes citta ist „bunt“ und „vielfältig“.) Eine Definfinnition fällt schwer. (Zum selben Schluss kommt das Wörterbuch der Pali Text Society bei einem zweiseitigen Versuch.) Mit dem deutschen Begriff „Herz“ im psychologischen Sinne verhält es sich genauso, also ist er zumindest in dieser Hinsicht als Übersetzung gut geeignet.

    „Der, der weiß“ oder „das, was weiß“, also der oder das Wissende, auf ThaTheai der berühmte ผู้รู้ wäre ein weiterer akzeptabler Versuch, vorausgesetzt, man versteht darunter keine beständige, unabhängige Einheit oder ein Selbst („Seele“). Citta ist komplexer und umfassender als die diversen Funktionen des Erlebens.

    Citta an sich ist für den Erwachten und den Weltling gleich. Ob das Herz als Objekt des Ergreifens hergenommen wird, steht auf einem anderen Blatt. Daher gibt es das Herz eben in befreiter und unbefreiter Version; und in vielen weiteren Versionen oder Zuständen, wie die Lehrrede zeigt.

    Das Wort wird für Geistiges im Gegensatz zu Materiellem oder für Geistiges im Gegensatz zu Körperlichem („Herziges“, „Herzliches“?) verwendet. Citta ist manchmal synonym zu mano (z. B. Vinaya Pr. 3), aber meistens nicht; gelegentlich ist es äquivalent zu viññāṇa in gewissen Zusammenhängen; mit cetanā verwandt, aber allgemeiner. Die genaue Bedeutung muss in jedem Zusammenhang neu erschlossen werden.


    Deswegen sollte man die ganzen Begriffe echt korrekt verstehen und im richtigen Kontext verwenden.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ein Wort führt leicht zu Mißverständnissen, wenn es je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen hat und es von daher schwer ist herauszufinden, was es in den jeweiligen Kontext genau bedeutet.


    Zitat

    .Das Wort wird für Geistiges im Gegensatz zu Materiellem oder für Geistiges im Gegensatz zu Körperlichem („Herziges“, „Herzliches“?) verwendet. Citta ist manchmal synonym zu mano (z. B. Vinaya Pr. 3), aber meistens nicht; gelegentlich ist es äquivalent zu viññāṇa in gewissen Zusammenhängen; mit cetanā verwandt, aber allgemeiner. Die genaue Bedeutung muss in jedem Zusammenhang neu erschlossen werden.


    Ein Wort, dessen "genaue Bedeutung muss in jedem Zusammenhang neu erschlossen werden muß", ist mißverständlich.

  • Ein Wort führt leicht zu Mißverständnissen, wenn es je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen hat und es von daher schwer ist herauszufinden, was es in den jeweiligen Kontext genau bedeutet.


    Zitat

    .Das Wort wird für Geistiges im Gegensatz zu Materiellem oder für Geistiges im Gegensatz zu Körperlichem („Herziges“, „Herzliches“?) verwendet. Citta ist manchmal synonym zu mano (z. B. Vinaya Pr. 3), aber meistens nicht; gelegentlich ist es äquivalent zu viññāṇa in gewissen Zusammenhängen; mit cetanā verwandt, aber allgemeiner. Die genaue Bedeutung muss in jedem Zusammenhang neu erschlossen werden.


    Ein Wort, dessen "genaue Bedeutung muss in jedem Zusammenhang neu erschlossen werden muß", ist mißverständlich.

    Das ist auch missverständlich für die erfahrenen Profis. Ich beziehe mich dabei auf Anālayo. Es gibt keinen "Buddhismus", wie Michael Zimmermann gesagt hat, oder?


    Zitat

    21 Typisch ist der Ausdruck „dieser Körper mit Bewusstsein“ (saviììâòake kâye), z. B.

    in S III 80, wo „Bewusstsein“ für alle vier geistigen Daseinsgruppen steht. Vgl. auch

    D I 21 und S II 94, wo „Bewusstsein“ (viììâòa) gleichwertig mit den zwei Pâli-

    Begriffen citta und mano benutzt wird, wobei sich alle drei in diesem Kontext auf

    „Geist“ beziehen. Vgl. dazu Bodhi (2000, S. 769, Anm. 154), der die Bedeutungsfelder

    dieser drei Pâli-Begriffe in den Lehrreden treffend erklärt: „viììâòa steht für das

    auf Einzelheiten eingehende Gewahrsein durch ein Sinnesvermögen und auch für den

    zugrunde liegenden Bewusstseinsstrom, welcher die Kontinuität der Person während

    eines einzelnen Lebens trägt und mit den darauf folgenden Leben verknüpft. Mano

    dient als das dritte Aktivitätstor (zusammen mit Körper und Rede) und als die sechste

    innere Sinnesgrundlage citta steht für das Bewusstsein als Mittelpunkt der persönlichen

    Erfahrung, als das Subjekt von Gedanken, Willenskraft und Emotion.“ – Eine

    detaillierte Übersicht über die Unterschiede im Gebrauch dieser drei Begriffe in den

    Lehrreden findet sich bei Johansson (1965, S. 208).


    Das ist echt nicht so einfach, aber bestimmt.. Miss--Verständlich. Er-"schein"-t mir.


    S. 231, Die Fußnote.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Es gibt Begriffe , die eher grobe Überbegriffe über komplexe Zusammenhänge sind. Der Begriff "Leben" gehört dazu - intuitiv ist einem klar was damit gemeint ist, aber wenn man das Phänomen in seinen Details und Grenzfällen ansieht merkt man, dass es nur ein allgemeiner Überbegriff war und man für eine genaue Betrachtung feinere Werkzeuge braucht. Leugnet man das, landet man bei "Vitalismus" und verfällt dem Glauben an eine Lebenskraft. So ähnlich kommt mir das bei Begriffen wie "Mano" und "citta" vor. Sie beschreiben "Geist" wie wir ihn im Alltag erleben. Als "Mittelpunkt der persönlichen

    Erfahrung, als das Subjekt von Gedanken, Willenskraft und Emotion.“ Schaut man aber genauer hin, dann gibt es ja da keine einheitliche Instanz und es löst sich in ein Zusammenspiel von Komponenten auf. Eben deswegen die Überschneiidung mit Bewußtsein ( viññāṇa ) und Wille ( cetanā ). Leugnet man dies und und nimmt in sich irgendwo eine einheitliche geistige Instanz "citta" an, hat man ja so etwas wie einen Atman - der Mittelpunkt wird zum Wesenskern von dem Gedanken, Willen und Emotion ausgeht. Man ist nahe am Seelen-glauben und Subjekt-glauben. Der Begriff citta - kann also gerade durch seine Unschärfe dazu führen, die anatta Lehre zu untergraben.


    Darin liegt seine Gefährlichkeit. Von daher versuche ich ihn entweder zu vermeiden oder in ihm etwas ganz allgemeines, generisches zu sehen - z B "Bodhicitta" als Buddha-Geist und eben nicht als etwas was sich zu den skadhas hinzugestellt.


    Oje, jetzt sind wir von dem Thema des Threads abgekommen.

  • „Leben“ ist kein Überbegriff! Alle Deutungen, Bedeutungen dieses Begriffs sind Überbegriffe, ein Gestrüpp aus Meinungen und das führt zu missverstehen, wenn man glaubt, dass „Leben“ nur ein Überbegriff ist.

    „Liebe“ oder auch „Leere“ sind auch keine Überbegriffe.

  • Citta ist nicht identisch mit Atman – das entspricht der Lehre des Theravāda. Cetanā hingegen bezeichnet eindeutig die eigene bewusste Absicht.

    Wenn selbst bei Nyanatiloka im buddhistischen Wörterbuch die Begriffe nicht immer eindeutig voneinander abgegrenzt sind, insbesondere durch die starke Anlehnung an den Abhidhamma und den Visuddhimagga, können daraus Verständnisprobleme entstehen.

    Für die alltägliche Praxis ist das jedoch weniger entscheidend, solange der Mensch den Sinn und den Zusammenhang im eigenen Geist "direkt" erfährt – eher im Sinne einer Allegorie.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Sie beschreiben "Geist" wie wir ihn im Alltag erleben. Als "Mittelpunkt der persönlichen

    Erfahrung, als das Subjekt von Gedanken, Willenskraft und Emotion.“ Schaut man aber genauer hin, dann gibt es ja da keine einheitliche Instanz und es löst sich in ein Zusammenspiel von Komponenten auf.

    Das stimmt, und genau das ist die Schwachstelle aller Begriffe: Sie decken die vielschichtige Komplexität des inneren Erlebens oder Erfahrens nicht vollständig ab. Sie sind nur Stützen, aber wenn man sich zu sehr an sie klammert, wird das, was ursprünglich als Hilfe gedacht war, zum dogmatischen Lehrgebäude. Das lässt sich gut mit dem Gleichnis vom Floß im Pali-Kanon vergleichen. Eine sehr interessante Stelle dazu habe ich wieder bei Anālayo gefunden. Ich markiere, was meiner Meinung nach hier wichtig ist:


    Zitat

    Im gegenwärtigen Kontext steht „Geist“ (mano) hauptsächlich für die

    Denkaktivität (maììati).4 Während die fünf körperlichen Sinne nicht am

    jeweiligen Wirkungsfeld der anderen teilhaben, stehen alle in Bezug zum

    Geist als dem sechsten Sinn.5 Das bedeutet: Alle Wahrnehmungsprozesse

    stützen sich zu einem gewissen Grad auf die interpretierende Funktion des

    Geistes, da es der Geist ist, der aus den anderen sechs Sinnen „Sinn macht“.

    Hieraus geht hervor, dass in dem aus dem frühen Buddhismus stammenden

    Schema der sechs Sinnesbereiche nicht die reine Sinneswahrnehmung der

    begriffsbildenden Aktivität des Geistes gegenübergestellt wird, sondern dass

    beide als in einer Wechselbeziehung stehende Prozesse betrachtet werden,

    die gemeinsam die subjektive Erfahrung der Welt hervorbringen.

    Besonders faszinierend ist, dass im frühen Buddhismus der Geist ebenso

    wie die anderen Sinnesorgane behandelt wird. Mit dem Denken, dem logischen

    Schließen, der Erinnerung und der Reflexion geht man genau so um

    wie mit den Sinnesdaten jedes der anderen Sinnestore. Auf diese Weise hat

    die Denkaktivität des Geistes teil an dem unpersönlichen Status der durch

    die fünf Sinne wahrgenommenen äußerlichen Phänomene.


    Eine sehr fein nuancierte Balance, scheint mir.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das Problem sind meines Erachtens nicht die Begriffe, sondern die Probleme entstehen dadurch

    • dass wir daran festhalten, dass die Bedeutung der Begriffe in den Begriffen selber liegt. Seit Wittgenstein wissen wir aber, dass dies nicht der Fall ist, weil die Begriffe kontextgebunden sind
    • dass wir, so lange wir das Greifen nach einem Selbst noch nicht aufgegeben haben, immer wieder nach einem Wesenskern der Person / der Phänomene greifen.

    Diese beiden Aspekte hängen miteinander zusammen. Weil wir nach einem Selbst, einem Wesenskern, nach Atman greifen, verbinden wir dieses Selbst, nach dem wir greifen, mit einem bestimmten Begriff von dem wir glauben, dass es der Wesenskern dieses Begriffes ist, unser vorgestelltes Selbst oder Atman zu bezeichnen.


    Ein grundsätzliches Problem des begrifflichen Denkens und damit gewissermaßen auch der benutzten Begriffe ist, dass es trennt und dadurch die Zusammenhänge zwischen den Phänomenen nur begrenzt darstellen kann.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

    Einmal editiert, zuletzt von Helmut ()

  • "

    Alle Dinge sind vergänglich,

    keine Möglichkeit, sie sich zu merken.

    Leer, klar und selbstleuchtend,

    bemüht der GEIST sich nicht.

    Das ist der Ort des Nichtdenkens,

    schwer auszuloten mit Verstand und Gefühl."


    (SHINJINMEI, Verse über den Glaubensgeist,

    Übersetzung von Dr. Günther Endres)


    :zen:

  • Alle Erscheinungen des Geistes sind vergänglich, sinnlos, sie sich zu merken. Ein leerer, klarer, selbstleuchtender Geist bemüht sich nicht um Beständigkeit. Das ist das Feld des Nicht-Nachdenkens, niemals ist es auszuloten, mit Denken oder Empfinden, denn das sind nur zwei Seiten des Feldes, nicht das Feld.