Reflektionen über das Ich

  • Natur und Buddha


    Ich sag gestern einen eindrucksvollen dokumentarfilm über insekten. Ich musste an Buddha denken, auch er hat ja nachdem er alle Wege aufgab sich an die Naturereignisse als kind erinnert.


    Ich sah Schmetterlinge, die 3000 km von kanada nach mexiko im Winter flogen, dort ruhten,teilweise von Vögeln verspeist wurden, auf dem Rückweg pflanzen bestäubten und ihre Eier ablegten, woraus Raupen schlüpften die teilweise pflanzen fraßen, allerdings 2/3 von den pflanzen mittels Abwehrstoffe starben.
    Leben, fressen, fortpflanzen, der Bestimmung der Triebe folgend um andere zu ernähren, allerdings :!: nicht freiwillig , immer ums überleben kämpfend. warum ?


    Nach einiger zeit wollte ich mich nicht mehr mit den insekten identifizieren wie in einem kinofilm, mit einem helden. Ich sah diese nur noch als unpersönlichen natürlichen prozess von leben und sterben, weil es vielleicht zuviel war soviel lebenskampf und sterben ständig zu sehen. Aber warum? was soll der Sinn sein in der Biologie, Evolution ? Das einzige was zwischen den trieben stand, war das ruhen, vielleicht das einzig trostvolle, der Sinn, das Dasein zu erleben? das erinnert man an den text" nibbana für jedermann" nibbana der tiefe Frieden hinter den lebenskämpfen.


    Wenn ich ein h20 molekül in Wasserstoff aufspalte,sind da zwar bindungskräfte zu überwinden, aber ich sehe kenen Willen der sich streubt, der Materie ist es egal was mit ihr passiert, das holz das ich verschüre wehrt sich nicht gegen das feuer. Aber bei lebenden strukturen komm der Wille zu leben hinzu? Wieso? da gibt es bewusstsein, wille, eine bestimmte struktur zu erreichen, erhalten und weiterzugeben und dann das wehren gegen den verfall, leiden, die Materie hält sich für ein ich und will sich nicht auflösen, zahllose informationen in den genen sind für diese struktur erstellt worden.
    Ich sehe in der Natur Wille, intelligenz, Geist, informationen, vielleicht entstand das materielle Leben, weil sich der Geist mit Materie identifiziert und daher die formen bildet, den ichwahn bildet und die struktur erhalten will aus unwissenheit.....

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)


  • Seh das mal nur ein bisschen als Mensch: Was erschafft die Natur? Das was sie erschafft findet im Sehen, erfahren und ausdrücken des Menschen erst ihre Sinnhaftigkeit. Sie ist Sinn-Los und bekommt durch den Menschen Sinn den sie nicht nimmt. Der Mensch ist das einzige mir bekannte Wesen das nicht nur trauern kann, es kann sogar jedes Wesen, sei es belebt oder unbelebt, betrauern. Er kann etwas vermissen. Er kann etwas suchen das er verloren hat. Er kann Werkzeuge erschaffen und bewahrt sie auf, auch wenn er sie Jahrelang nicht gebraucht. Der Mensch ist ein Wesen das einem "Menschenaffen" dinge anerforscht die sich seinem Verhalten gleich zu sein scheinen. Der Schimpanse benutzt Werkzeug, doch er weiss nichts davon das das von ihm benutzte Werkzeug wichtig für seine Zukunft ist, nach Gebrauch hat er es vergessen. Ich kann dem Schimpasen Verschwendung anerforschen, wenn ich vergesse das er das Werkzeug nicht hergestellt hat. Es ist für ihn einfach so da, ungeboren, ungestorben, jetzt hier und nicht hier. Der Mensch heb ein solches Werkzeug auf und verbessert es und entwickelt und freud sich wenn es seinen Vorstellungen entspricht wie er es benutzen will. Ja und er verteidigt es, er will es bewahren,es soll auch seinem Sohn dienen.
    Ich bin ein Mensch und ich will es bleiben.
    liebe Grüsse
    Helmut

  • Onda:

    Für peeter


    Erleuchtung bedeutet nun, die wahre Natur des ICHs (und damit die wahre Natur der Welt) auf einer transrationalen Ebene zu erfahren. Ist diese Erfahrung erfolgreich ins Leben integriert, sollte sie zu einer tiefen Wertschätzung individueller Existenz, zu Mitgefühl und zu einer Wertschätzung weltlicher Fülle und weltlicher Vielfalt führen. Das Ziel des buddhistischen Weges ist das Erlöschen des Leidens und nicht die Negation des Lebens. Erlöschen des Leidens bedeutet in seinem tiefsten Sinne, die Illusion eines von der Welt getrennten und dauerhaften Ichs überwunden zu haben.


    Onda


    Muß widersprechen. Mit der "Erlöschung des Leides" geht die "Erlöschung der Existenz" einher. Leben ist Leiden. Diese (Stück für Stück gefolgerte) Gleichsetzung ist dem fundamental denkenden Buddhisten Ausgangspunkt vieler weiterer Überlegungen (sofern sie sich nicht nur der Unterhaltung dient). Auch die genannte "Wertschätzung weltlicher Fülle" geht dem fundamental denkenden "buddhistisch inspirierten Menschen" ab. Denn er weiß: alle Wertschätzung irgendeiner materiellen Vielfalt ist nur von Dauer. Ist die materielle Fülle dahin, ist auch die Wertschätzung dahin, und es tritt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein: Leid. (weil die "Fülle..." nicht mehr da ist). Insofern ist die "gefolgerte" "Erleuchtung" keine tatsächliche Erleuchtung sondern nur ein unbeständiges (womöglich aber: erhabenes) Glimmen.


    Gruß an alle


  • Eine Lehre, die die "Erlöschung der Existenz" zum höchsten Ziel erklärt, würde mich nicht ansprechen. In den Vier Wahrheiten ist davon nicht die Rede.


    Zitat

    Auch die genannte "Wertschätzung weltlicher Fülle" geht dem fundamental denkenden "buddhistisch inspirierten Menschen" ab. Denn er weiß: alle Wertschätzung irgendeiner materiellen Vielfalt ist nur von Dauer. Ist die materielle Fülle dahin, ist auch die Wertschätzung dahin, und es tritt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein: Leid.


    Wer die weltliche Fülle nur deshalb meidet, weil sie das Merkmal der Endlichkeit besitzt, ist zu bedauern. Sich auf die Dinge nicht einzulassen, weil sie ein Ende haben, ist Dummheit. Gerade weil ich um die Endlichkeit der Dinge weiss, kann ich sie umso mehr schätzen.


    LG
    Onda

  • Hallo Onda.


    Mit der buddhistischen Gleichsetzung: Alles Leben ist Leid, ist eigentlich schon alles gesagt. Die vollkommene Leidensvernichtung besteht in der Vernichtung der Ursachen der individuellen Existenz. Zwar ist eben das Ziel des B. die Vernichtung des Leids, indirekt wird (aufgrund der angesprochenen Gleichsetzung) damit aber zum Ziel ausgegeben: Vernichtung des Lebensdurstes, und damit auch: Vernichtung der Möglichkeit einer (individuellen) Existenz. In den 4 Wahrheiten ist hiervon auf jeden Fall die Rede.


    Onda:


    Wer die weltliche Fülle nur deshalb meidet, weil sie das Merkmal der Endlichkeit besitzt, ist zu bedauern. Sich auf die Dinge nicht einzulassen, weil sie ein Ende haben, ist Dummheit. Gerade weil ich um die Endlichkeit der Dinge weiss, kann ich sie umso mehr schätzen.


    Nach Buddha sind die zu bedauern, die die Endlichkeit aller "materiellen Vielfältigkeit" nicht durchdrungen haben
    Daß du da für Dich mehr "schätzen" kannst, ist Dein Ding. Und das will ich dir ja nicht wegnehmen! Hat aber streng genommen nichts mit Buddha zu tun. Gerade das, was Du als "Dummheit" bezeichnest, bezeichnen andere (vor allem eben: strenge Buddhisten) als eine der tiefsten Einsichten des Buddhismus: Das Leben mit all seinen Möglichkeiten und Gestaltungen ist vergänglich und eben deswegen: leidvoll. Weswegen es mit äußerster Skepsis zu betrachten und zu behandeln ist.


    Gruß

  • pops:


    Nach Buddha sind die zu bedauern, die die Endlichkeit aller "materiellen Vielfältigkeit" nicht durchdrungen haben
    Daß du da für Dich mehr "schätzen" kannst, ist Dein Ding. Und das will ich dir ja nicht wegnehmen! Hat aber streng genommen nichts mit Buddha zu tun. Gerade das, was Du als "Dummheit" bezeichnest, bezeichnen andere (vor allem eben: strenge Buddhisten) als eine der tiefsten Einsichten des Buddhismus: Das Leben mit all seinen Möglichkeiten und Gestaltungen ist vergänglich und eben deswegen: leidvoll. Weswegen es mit äußerster Skepsis zu betrachten und zu behandeln ist.


    Pops, jeder von uns hat offensichtlich seinen eigenen Buddhismus, seine eigene Lesart des Buddha-Dharma. Wir sollten uns nicht gegenseitig missionieren. Keiner unserer Buddhismen ist "wahrer" als der des anderen. Zu meinem Buddhismus zählt eben die Wertschätzung des Seinsfülle.
    "Leben ist Leiden" - ein solcher Satz erlaubt viele Ausdeutungen. Der Buddha hat einen Weg zum Verlöschen des Leidens aufgezeigt - keinen Weg zur Eliminierung des Lebens.
    LG
    Onda

  • pops:

    Das Leben mit all seinen Möglichkeiten und Gestaltungen ist vergänglich und eben deswegen: leidvoll.


    Der alte Denkfehler: Das Leben ist nicht deshalb leidvoll, weil alles vergänglich ist, sondern weil wir Dauer wünschen, wo keine Dauer ist. Weil wir dem Flüchtigen Ewigkeit wünschen.


    LG
    Onda

  • Onda:
    pops:

    Das Leben mit all seinen Möglichkeiten und Gestaltungen ist vergänglich und eben deswegen: leidvoll.


    Der alte Denkfehler: Das Leben ist nicht deshalb leidvoll, weil alles vergänglich ist, sondern weil wir Dauer wünschen, wo keine Dauer ist. Weil wir dem Flüchtigen Ewigkeit wünschen.


    LG
    Onda


    Leben ist Leiden
    Das ist ein ganz wunder-barer Satz! Der erzeugt sofort Hass oder Gier oder Verblendung.
    Wenn Buddha das wirklich so gesagt hat dann können wir ihm nicht genug Dankbarkeit entgegenbringen.
    An diesem Satz kann jeder sofort lernen wie er tickt. Ob er hasst, giert oder verblendet.
    Ich habe schon sehr viele Auslegungen dieses Satzes gelesen und nun erkannt wie elementar wichtig der ist.
    Der ganze Palikanon hat darin Platz. Der tiefste Punkt der Wurzel des Lotos ist: Leben ist Leiden.


    liebe Grüsse
    Helmut

  • Helmut9:

    Leben ist Leiden
    Der ganze Palikanon hat darin Platz.


    Nur steht der Satz nicht im Palikanon. :lol:


    _()_

  • bel:
    Helmut9:

    Leben ist Leiden
    Der ganze Palikanon hat darin Platz.


    Nur steht der Satz nicht im Palikanon. :lol:


    _()_


    Na und?

  • Helmut9:
    bel:


    Nur steht der Satz nicht im Palikanon. :lol: _()_


    Na und?


    Da steht was vergänglich ist das ist Leidhaft und nicht einmal
    das schönste Leben sei es wert zu Leben selbst wenn es nur für einen Augenblick wäre.
    (XVI,3. 13-14)
    Gleichwie, ihr Mönche, selbst schon ein wenig Kot, Urin (muttam),
    Schleim, Eiter oder Blut übel riecht (duggandho),
    so auch preise ich nicht einmal ein kurzes (appa-matta= klein, gering;appamattaka = ein bißchen ) Dasein, auch nicht für einen Augenblick.
    (antamaso = und sogar, and even)
    (accharā = ein kurzer Moment
    (accharāsanghāta = snapping of fingers)


  • Diese düsteren Ablehnungsorgien haben noch nicht einmal einen praktischen Nutzen...
    LG
    Onda

  • Onda:


    Wir sollten uns nicht gegenseitig missionieren. Keiner unserer Buddhismen ist "wahrer" als der des anderen. Zu meinem Buddhismus zählt eben die Wertschätzung des Seinsfülle.
    "Leben ist Leiden" - ein solcher Satz erlaubt viele Ausdeutungen. Der Buddha hat einen Weg zum Verlöschen des Leidens aufgezeigt - keinen Weg zur Eliminierung des Lebens.


    Das ist doch genau das Ding. Objektive Wahrheit oder nicht? Lassen wir den ganzen wissenschaftstheoretischen Background mal beiseite. Ist klar: Wahrheit läßt sich in Begriffen nicht (objektiv) abbilden. Wahrheit kann man höchstens sein... Missionieren will ich niemanden. Aber mal darauf hinweisen, daß man da bestimmte Konsequenzen nicht zuende denkt, das schon. Auch klar ist, daß der Buddho keinen Weg zur "Eliminierung des Lebens" aufzeigt. Aber das eine geht mit dem anderen einher. Vernichtung des Leids = Vernichtung des Lebensdurstes. Und damit dann: keine Wiedergeburt mehr.


    Es ist klar, daß der Buddho an die Macht der klaren begrifflichen Argumentation glaubte (sonst hätte er sich keine Mühe mit seinen Lehrreden gemacht). Ich denke schon, daß man gewisse Weltbilder an ihren logischen Brüchen erkennen kann. Schätze du nur deine Seinsfülle wie andere die große buddhistische Leere dahinter erkennen. Ich jedenfalls sehe immer wieder das Gleiche: Ego.


    Gruß

  • Onda:
    accinca:

    Gleichwie, ihr Mönche, selbst schon ein wenig Kot, Urin, Schleim, Eiter oder Blut übel riecht, so auch preise ich nicht einmal ein kurzes Dasein, auch nicht für einen Augenblick.


    Diese düsteren Ablehnungsorgien haben noch nicht einmal einen praktischen Nutzen...
    LG Onda


    Jedes Meditationsobjekt hat zu rechten Zeit seinen rechten Nutzen.


    Alles Gute :) _()_


  • Doch haben sie. Sie führen zum verringern des Anhaftens und zum Loslassen.
    Dadurch werden die Dinge dann gesehen wie sie sind, nämlich brüchig, vergänglich,
    unpersönlich und Leidhaft. Wer die vier Wahrheiten nicht erkennen kann, der hat
    die eigentliche Lehre des Buddha auch nicht im geringsten verstanden.



    "Erkennt nun, ihr Brüder, der heilige Jünger also das Leiden, also die Entwicklung des Leidens, also die Auflösung des Leidens, also den zur Auflösung des Leidens führenden Pfad, und er hat die Regung des Wollens völlig verleugnet, die Regung des Scheuens verscheucht, die Regung der Ichheit vertilgt, das Nichtwissen verloren, das Wissen erworben, so macht er dem Leiden noch in diesem Leben ein Ende. Insofern, ihr Brüder, hat da ein heiliger Jünger die rechte Erkenntnis, ist seine Erkenntnis eine ehrliche, seine Liebe zur Lehre erprobt, gehört er dieser edlen Lehre an." (M 9)


    "Und was ist Leiden, was ist der Ursprung von Leiden, was ist das Aufhören von Leiden, was ist der Weg, der zum Aufhören von Leiden führt? Geburt ist Leiden; Altern ist Leiden; Krankheit ist Leiden; Tod ist Leiden; Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung sind Leiden; nicht bekommen, was man sich wünscht, ist Leiden; kurz, die fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, sind Leiden. Dies nennt man Leiden." (M 9)


    "Und was ist der Ursprung von Leiden? Es ist das Begehren, das erneutes Dasein bringt, das von Ergötzen und Begierde begleitet ist, und das sich an diesem und jenem ergötzt; nämlich Begehren nach Sinnesvergnügen, Begehren nach Dasein und Begehren nach Nicht-Dasein. Dies nennt man den Ursprung von Leiden."

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • Onda:

    Diese düsteren Ablehnungsorgien haben noch nicht einmal einen praktischen Nutzen...


    Das sind keine Ablehnungsorgien. Das sind durchschaute "Realitäten". Hab mal Vertrauen in die Geistesschärfe des Buddho, Onda. Wirklich. Hab Vertrauen. Der praktische Nutzen ist folgender: kein Anhaften mehr an den "leeren" Dingen. Und als letzte Konsequenz der "Anhaftungslosigkeit" (wie nennt man diesen Zustand ihr Palikanon-Experten?) keine Wiedergeburt mehr. Das der große praktische Nutzen Buddhas Lehre.


    Gruß

  • pops:
    Onda:

    Diese düsteren Ablehnungsorgien haben noch nicht einmal einen praktischen Nutzen...


    Das sind keine Ablehnungsorgien. Das sind durchschaute "Realitäten". Hab mal Vertrauen in die Geistesschärfe des Buddho, Onda. Wirklich. Hab Vertrauen. Der praktische Nutzen ist folgender: kein Anhaften mehr an den "leeren" Dingen. Und als letzte Konsequenz der "Anhaftungslosigkeit" (wie nennt man diesen Zustand ihr Palikanon-Experten?) keine Wiedergeburt mehr. Das der große praktische Nutzen Buddhas Lehre.
    Gruß


    Ganz genau!

  • "Nur eines lehre ich, jetzt wie früher: Das Leiden und das Ende des Leidens.“
    Anuradha Sutta (SN 44,2)


    dukkha = Leiden, Unbefriedigtheit, Unbefriedigtsein, Leidhaftigkeit, Unzulänglichkeit


    - neben der anatta-Lehre ist das Konzept von dukkha eines der zentralen Merkmale des Buddhismus:
    dukkha ist eines der Drei Daseinsmerkmale und Thema der Vier Edlen Wahrheiten.


    - dukkha wird auf verschiedenen Ebenen erlebt: auf der obersten Ebene ist dukkha der Gegenpol zu weltlichen Freude, auf der tiefsten Ebene resultiert dukkha aus der Illusion eines getrennten und dauerhaften Ich. Auf dieser tiefsten Ebene ist dukkha der Grundton des Seins, ein Gefühl des Getrenntseins, des Abgespaltenseins. Somit ist dukkha die emotionale Konsequenz (=Leiden), die sich für das Individuuum aus der Illusion eines getrennten und dauerhaften Ichs ergibt.


    - Gier, Hass und Verblendung sind die drei Wurzeln von dukkha. Der Kern von dukkha ist die Verblendung (Illusion eines dauerhaften unabhängigen Ich). Die beiden Formen der Anhaftung Gier (Habenwollen) und Hass (Nicht-Haben-Wollen) ergeben sich aus der Verblendung. Verblendung ist der Stoff aus dem dukkha geschaffen ist.


    - "Nur eines lehre ich, jetzt wie früher: Das Leiden und das Ende des Leidens.“
    Das Ende des Leidens (auf der tiefsten Ebene) ist das Ende der Verblendung. Der Achtfache Pfad weist den Weg zum Erlöschen dieser Verblendung, der Achtfache Pfad weist den Weg zur Erleuchtung. Erleuchtung ist die nicht-begriffliche ("transkonzeptionelle") Überwindung der Illusion eines getrennten und dauerhaften Selbst. Die Überwindung von dukkha führt zu einem freudvollen Leben.


    ----------------------------


    "Im engeren Sinne ist dukkha die Qualität des Erlebens, die entsteht, wenn im Geist durch avijja [Verblendung] die Bedingungen für Verlangen, Anhaften, Egoismus und Selbstsucht geschaffen werden.
    In seiner universellen Bedeutung ist dukkha in allen unbeständigen, bedingt entstandenen Dingen (sankhara) der ihnen eigene innewohnende zustand des Nicht-Zufriedenstellend-Seins." 193
    B. Buddhadasa: Anapanasati.



    ------------------------


    "Sogar die angenehmste Empfindung hat eine Färbung von Nichtzufriedenstellenkönnen in sich (…) Es ist ein feiner chronischer Schmerz, wie eine vage Übelkeit. Es ist eine Verzerrung der Perspektive, an die wir uns so gewöhnt haben, dass wir sie die meiste Zeit nur schwer bemerken. Das Leiden, das durch den kontinuierlichen Versuch, die Illusion der Dualität zu stützen, verursacht wird, ist fundamentales Leiden. Diese Definition des Leidens ist diejenige, die am nützlichsten für die Einsichtspraxis ist…"
    D. Ingram: Mastering the Core Teachings of the Buddha.


    --------------------------------


    "Die Vergänglichkeit als solche ist nicht Leiden, sie ist ein wertneutrales Naturgesetz. Leidvoll ist vielmehr der Versuch des Menschen, dem Augenblick Dauer zu verleihen, um sich selbst Stabilität und Identität (atman) zu geben. Da der Mensch genauso zusammengesetzt ist wie alle anderen Dinge, hat er keine ewige und unzerstörbare Identität ..."


    Um die Illusion, beständig zu sein "aufrechtzuerhalten, giert er in einem unstillbaren Durst (trsna) nach Dasein, wobei ihm alles zum Objekt dieser Gier werden kann, die ihn stabilisiert. Da diese Haltung auf einer falschen Grundannahme beruht und dem Weltgesetz widerspricht, muss sie misslingen und immer wieder frustriert werden. Diese Frustration ist dukkha. "
    S. 120 Michael v. Brück. Einführung in den Buddhismus


    -------------------------------


    "dukkha... bezeichnet dieses tiefe, feine Gefühl von Unbefriedigtsein, das an jedem Moment unseres Bewusstseins Anteil hat." 19
    Auch "unter der Freude werden sie diesen feinen, alles durchdringenden Unterton der Spannung finden, dass dieser Augenblick, so großartig er auch ist, enden wird." 20


    Banthe Henepola Gunaratana: Die Praxis der Achtsamkeit

  • Helmut9:
    bel:


    Nur steht der Satz nicht im Palikanon. :lol:


    Na und?


    Nix. Nur weil Du schriebst "Wenn Buddha das wirklich so gesagt hat dann können wir ihm nicht genug Dankbarkeit entgegenbringen." Hat er nicht, jedenfalls nicht der Pali-Überlieferung nach.
    Ansonsten hast Du natürlich Recht.


    _()_


  • Sie sind sogar sehr nützlich!!
    Sie zerstören die hochheilige Emotion und die Sentimentalität beim Umgang mit Buddha.
    "Sowas hat DER gesagt?" "DAS will der das ich meditiere?" "DAS is ja Ekelhaft!!!"
    Weiss Du ich arbeite in der Gastronomie und wenn so mancher "Gast" wüsste was für Schweinereien er so hinterlässt wäre er achtsamer.
    Ich habe genau das was Buddha verlangt gelernt: "Mach jetzt den Dreck weg! Ekeln kannst Du dich später." habe ich am Anfang oft gesagt. Ekel verlernte ich so ganz schnell. Heute WEISS ich das es bedingtes Entstehen ist und weiter mit mir fliesst einfach so.
    liebe Grüsse
    Helmut


  • Genau darum bin ich vielen zu orakelhaft. Ich verwende nur meine Worte aus meinem Verständniss jetzt und nur jetzt.


    Jetzt ist mein Verstehen vielleicht schon anders. :)
    liebe Grüsse
    Helmut

  • bel:
    bel:


    Nur steht der Satz nicht im Palikanon. :lol:


    Nur weil Du schriebst "Wenn Buddha das wirklich so gesagt hat dann können wir ihm nicht genug Dankbarkeit entgegenbringen." Hat er nicht, jedenfalls nicht der Pali-Überlieferung nach.
    Ansonsten hast Du natürlich Recht.


    _()_


    Ich finde es immer wieder gut wenn sich mir ein Satz auf ganz andere Weise öffnet. Das ist wie einer der vielen Koan die ich gelesen habe sich mir öffnet einfach so in meinem Leben.

  • Helmut9:
    Onda:

    Diese düsteren Ablehnungsorgien haben noch nicht einmal einen praktischen Nutzen...
    LG
    Onda


    Sie sind sogar sehr nützlich!!
    Sie zerstören die hochheilige Emotion und die Sentimentalität beim Umgang mit Buddha.


    Genau! Läßt eine solche Aussage über das Leben (auch solches was noch viel
    besser ist als es sich der normale Mensch auch nur erträumen könnte) keinen
    Zweifel über die Wurzel des Leidens die der Buddha als zu überwinden lehrte,
    nämlich das Begehren nach allem Dasein bzw. Leben.

  • Helmut9:

    Ich finde es immer wieder gut wenn sich mir ein Satz auf ganz andere Weise öffnet. Das ist wie einer der vielen Koan die ich gelesen habe sich mir öffnet einfach so in meinem Leben.


    Ja - wenn Du das so sagst, meinst Du den Satz hoffentlich so "Mein Leben ist Leiden" (oder: Ich leide) - ohne diese Einsicht Buddha nur eine theoretische Idee. Zugleich eröffnet nur diese Einsicht in das eigene Leiden das Wissen in das Leiden des Nächsten. Das ist aber etwas, was dem Nächsten nicht vorzuhalten ist - daß und worin sein Leiden besteht, darauf muß er schon selber kommen - ansonsten bleibt auch für ihn Buddha und Pfad nur Abstraktes.


    _()_