Ein Paar andere Posts und meine eigene Erfahrung haben mich dazu inspiriert ein Paar falsche Annahmen vom Leiden und somit vom ganzen Buddhismus geradezurücken.
Ein Punkt auf meinem Weg zum Buddha-Dhamma, der mich zu Beginn immer wieder zum Zweifeln gebracht hat,
war eben dieser Gedanke, dass die Denkweise „Leben bedeutet leiden“ doch irgendwie nicht ganz wahr sein kann.
Das Ganze hat doch (obwohl immer wieder das Gegenteil behauptet wird) etwas sehr pessimistisches und nihilistisches an sich.
Nach einer intensiven Zeit bestehend aus Praxis (Meditation und Achtsamkeit im Alltag) und
dem Dhamma-Studium (Lesen und reflektieren von Belehrungen verschiedener Meister) ging das rein intellektuelle Verständnis in ein ganzheitliches Verstehen auf der Basis von Erfahrungswerten und dem Erkennen und Durchschauen der Alltags-Phänomene.
Dass Menschen die auf einer westlich geprägten Denkweise aufgewachsen sind, mit dem oben genannten Gedankengut nicht viel anfangen können, fängt schon einmal damit an, dass das Wort Leid in diesem Zusammenhang eine Unzureichende Bezeichnung ist.
Stattdessen appelliere ich an jeden der Buddha-Dhamma ernsthaft verstehen und in seinem Leben anwenden möchte, das Pali Wort Dukha zu benutzen.
Was ist Dukha?
Für Dukha gibt es kein einziges deutsches Wort, das nur annähernd als Synonym verwendet werden könnte. In seiner ganzen Bandbreite bedeutet es unter anderem:
- Unzufriedenheit
- Sorgen
- Ängste/Verlustängste/Versagens ängste
- Schuldgefühle/ Schlechtes Gewissen
- Trauer
- Unbefriedigt sein
- Unlust/Trägheit
- Abhängigkeit
- Verachtung
- Das Festhalten an der eigenen Meinung
- Usw.
Aber auch Dinge (die auf dem ersten Blick als schön gelten können) wie Sehnsucht und verschiedene Arten des Begehrens (hierbei sind vielmehr die destruktiven gemeint). Im Grunde genommen alle Emotionen die auf Gier, Hass und Verblendung basieren.
Jetzt entgegnet aber jemand mit der Argumentation, dass nicht alles im Leben Dukha ist.
Hier hilft nur reines Verstehen und Reflektieren! Man muss die Frage stellen:
Welchen Wert hat es etwas zu Haben, etwas zu Bekommen oder etwas zu Sein?
Ist es Wert ein Glückspilz zu sein? Nein, weil wenn du an dieser Vorstellung anhaftest wirst du immer Dukha erleben sobald dich das Glück verlässt.
Ist es Wert viel Geld zu haben? Nein, weil dann wirst du das Dukha eines Millionäres erleben (Misstrauen gegenüber anderen Menschen. Wenn das Geld Wegist -> alles im Eimer).
Ist es Wert ein Mann oder eine Frau zu sein? Nein, denn dann würde man mit allen Problemen kämpfen, die damit zusammenhängen in seinem Kopf ein bestimmtes Soll-Bild von sich zu haben.
Ist es Wert ein Buddhist zu sein? Nein, denn immer wenn du dich nicht wie ein Buddhist verhältst, wirst du Schuldgefühle empfinden und irgendwann alles hinschmeißen
Nicht falsch verstehen! Ich Behaupte hier nicht, dass man wirklich auf alles verzichten sollte (Gilt hier natürlich für Laienanhänger).
Was ich damit sagen möchte: Man sollte lernen ein Ich oder Mein- Gefühl so selten wie möglich aufkommen zu lassen.
Dieses Ich/Mein-Gefühl ist die Wurzel für Anhaftungen aller Art. Anhaftungen wiederum führen zu Gier, Hass und Verblendung. Diese steigen in das schwer erkennbare Dukha-Gefängnis.
Derjenige der es versucht Buddha-Dhamma aus der Ich-Perspektive zu verstehen, wird mit Sicherheit scheitern (Es sei denn er Vertraut ihm mit der Kraft seines Glaubens).
Man muss hierbei differenzieren:
Es gibt das unwissende Ich, welches buchstäblich im Dunkeln sitzt. Es gilt dieses durch genug Praxis und Theorie (Meditation/Achtsamkeit und Studium) zu einem wissenden Ich zu erziehen. Das wissende Ich sitzt zwar auch noch im Dunkeln, aber immerhin weiß es schon ungefähr wo der Lichtschalter ist. Manchmal trifft es ihn, manchmal nicht. Je öfter es ihn trifft desto öfter wird sich der gemeinhin als unmögliches Ideal empfundene Zustand der Selbstlosigkeit, totlosigkeit (Dies ist mein Verständnis vom Ausbruch aus dem Kreislauf von Geburt und Tod) oder auch einfach nur Innere Freiheit.
Erleuchtung oder nibbana wird falsch verstanden! Das ist kein esoterisches „ Schweben in anderen Dimensionen“ welches nichts mehr mit dem weltlichen Leben zu tun hat (Siehe Form ist Leerheit und Leerheit ist Form usw.)
Man muss jedoch auch hier unterscheiden. Es gibt 2 Arten von Erleuchtung!
Die eine Form ist etwas Dauerhaftes. Es ist das, was jeder Buddha, Arahat und Bodhisattva erreicht hat. Die andere Form ist kurzfristig. Auf die eine oder andere Weise hat sie schon jeder erlebt (Vor allem der Zustand von Klarheit und heiterer Zuversicht nach der Meditation). Es ist so gesehen eine Kostprobe für das was das wahre nibbana ist.
Hier geht es nicht darum ein hirnloser Zombie zu werden! Hier geht es darum aus der Selbstlosigkeit zu handeln, denn wo kein egoistisches Ich/Mein-Gefühl herrscht, existiert ungezwungene Anteilnahme und Hilfsbereitschaft.
> Liebende Güte, Mitgefühl, Mitfreude, Gleichmut und Großzügigkeit.
Ich verweise darauf das so etwas wie ein Ich manchmal trotzdem notwendig ist um mit der Umwelt in Kontakt treten und Kommunizieren zu können. Es gilt jedoch zu erkennen, dass es sich hierbei um eine konventionelle und keine absolute Wahrheit handelt. Man muss lernen damit auf eine weise Art umzugehen. Also als wissendes Ich welches die Gesetze der Natur versteht, versucht Verständnis für seine Umwelt zu entwickeln und so oft es geht den Lichtschalter zu betätigen.
Beobachtet ununterbrochen das Aufsteigen der Geschäftigkeit des Geistes und kultiviert seine Abwesenheit. Diese Abwesenheit ist sunnata, Leerheit, lernt diese heilende Leerheit zu lieben und ihr werdet selbstlos handeln. Ihr werdet das Buddha-Dhamma atmen und euch und eure Umwelt transformieren.
Wenn man für Buddhas Lehren ein falsches Verständnis entwickelt, wird einem das Anwenden schwerer fallen als einen großen Felsbrocken einen Berg hochrollen zu lassen.
Wenn man sie richtig verstanden hat, wird einem das Anwenden leichter fallen als einen großen Felsbrocken einen Berg runter rollen zu lassen.
Im Buddhismus geht es nicht darum etwas zu glauben, es geht darum etwas zu verstehen
Sorry, ursprünglich hatte ich nicht vor so viel zu schreiben Mein anliegen liegt nur darin meinen Freunden in Geburt, Leben und Tod eine Hilfestellung zum Verstehen und anwenden der inneren Freiheit zu leisten. Sie ist das erstrebenswerteste wozu ein Mensch fähig sein kann.
Dafür reicht mein Geschreibsel natürlich kein bisschen aus, man muss dem illusorischen des Anhaftens und der Vergänglichkeit ebenfalls möglichst viel Kontemplation zuwenden.
Ich empfehle jedem Ajahn Buddhadasas Bücher zu lesen, allen voran: Das Kernholz des Boddhibaums. Durch sie habe Ich vermeintlich verstandenes erst richtig verstanden. Kann man kostenlos auf dieser Seite lesen und runterladen:
http://buddhadasa.de/bb-texte-buecher.htm
Keiner von uns sollte so töricht sein und seine Wirklichkeit mit der Wahrheit verwechseln. Je näher du an der Wahrheit bist, desto weniger werden dich Zweifel plagen und du und deine Mitmenschen werden erleben zu was ein weises Herz im Stande ist.
Die Frucht einer Lehre gilt als Zeugnis ihrer Wahrheitskraft