Gedanken zur Essenz des Buddha-Dharma (Kernholz)
und der Irrlehre von der Wiedergeburt.
(Nichts neues unter der Sonne - aber schön komprimiert & kompakt)
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Das Kernholz
Alles ist im Fluss.
Alle Phänomene unterliegen ständigem Wandel (= anicca).
Alle Phänomene sind eingebettet in ein komplexes Netz von Bedingtheiten (Bedingtes Entstehen).
In dieser Welt des ständigen Wandels und der Allverwobenheit ("Dies ist, weil jenes ist") gibt es keinen Raum für einen festen Wesenskern, gibt es kein dauerhaftes autonomes Selbst (= anatta).
Der Mensch "leidet" (dukkha), weil er sich dem Wandel entgegenstemmt und er der Illusion verhaftet ist, er sei ein autonomes Ich. Er leidet, weil er von einer Welt Dauer verlangt, die nur Veränderung bieten kann und weil er sich als isoliertes, von anderen Dingen getrenntes Wesen erlebt.
Durch "Erwachen" kann dieses Leiden an seiner Wurzel zum Verlöschen gebracht werden. "Erwachen" ist die tiefe Ein-Sicht in die Gesetzmäßigkeit des Wandels und der Allverwobenheit. Erwachen ist kein intellektueller Prozess, sondern transrationale Ein-Sicht auf einer Seinsebene jenseits aller Konzepte.
Der Buddha hat eine Methode entwickelt, die zu dieser Art Ein-Sicht und damit zur Leidbefreiung, zum Erwachen, führen kann: den Achtfachen Pfad. Dieser verbindet Reflektion und Anleitung zu sittlichem Verhalten mit Unterweisung in meditativem Training.
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Die Irrlehre
In diesem Gedankengebäude findet das Konzept einer "Wiedergeburt" keinen Platz. Allenfalls im metaphorischen Sinne. "Wiedergeboren" wird im unerwachten Menschen Tag für Tag die Illusion eines dauerhaften, isolierten Selbst.
Eine Wiedergeburt im Wortsinne (also eine erneute Geburt nach dem körperlichen Tod) ist mit dem Buddha-Dharma nicht kompatibel. Wer das Konzept "anatta" als grundlegenden Lehrinhalt begreift und akzeptiert, muss das Konzept "Wiedergeburt" konsequenterweise ablehnen.
Wenn Person B die "Wiedergeburt" von Person A ist, so muss es zwischen den beiden Existenzen ein Bindeglied, eine Konstante, etwas Kontinuierliches geben. Der Buddha-Dharma verneint die Existenz eines solchen Bindegliedes. Es gibt nichts Konstantes, keinen Wesenskern, keinen "Karma-Träger", der von einer Existenz in eine andere wandert. Es gibt nur unpersönliche Prozesse. Diese können nicht "wiedergeboren" werden. Kurz: Wiedergeburt ist unmöglich, da es schlicht nichts gibt, was wieder-geboren werden könnte. "Man kann nicht an die Reinkarnation glauben, ohne zugleich auch an die Beständigkeit zu glauben." (Steve Hagen).
Um diesen Widerspruch zu umgehen, sprechen manche Buddhisten von einer "nicht-persönlichen Wiedergeburt." Eine absurde Angelegenheit. Wenn nicht die gleiche Person wiedergeboren wird, wenn also keine Personalidentität zwischen Person A und B herrscht, so kann auch nicht von "Wiedergeburt" gesprochen werden, da das Bindeglied zwischen den beiden Existenzen fehlt. Eine "nicht-persönliche Wiedergeburt" - das ist schlicht keine. "Mit dem höchsten Verständnis weiß man, dass, weil niemand geboren wurde, es auch niemanden gibt, der stirbt und wiedergeboren wird. Deshalb ist die ganze Frage nach Wiedergeburt ziemlich dumm und hat mit Buddhismus überhaupt nichts zu tun." (Buddhadasa Bhikkhu, Kernholz des Bodhibaums)
Wer von Wiedergeburt spricht, geht von einem Kontinuum aus. Auf körperlicher Ebene gibt es ganz offensichtlich kein Kontinuum. Menschen sterben. Und mit dem Tod des Körpers, erlischt auch ihr Bewusstsein (>> Bedingtes Entstehen). Somit kann auch von einem "geistigen Kontinuum" über den Tod hinaus nicht die Rede sein. "Die Wesenheit, die angeblich wiedergeboren wird, existiert nicht - sie ist nur ein Konzept! Wie könnte ein Konzept wiedergeboren werden." (Sri Nisargadatta Maharaj)
Wenn im Palikanon dennoch von "Wiedergeburt" die Rede ist, so handelt es sich bei den entsprechenden Passagen entweder um metaphorische Ausführungen oder um spätere hinduistische Beimengungen, die mit der ursprünglichen Buddha-Lehre nicht in Einklang zu bringen sind. Wiedergeburt ist lediglich ein moralisches Konzept und keine Beschreibung der Wirklichkeit.