Nicht-Selbst und Stromeintritt



  • Wenn Du Dich in unachtsamen Momenten befindest, dann beurteile Dich nicht selbst dafür. Denn wenn Du das machst, dann bist das nicht Du sondern Dein konditioniertes Denken, Dein Verstand, Du bist aber nicht Dein Verstand, sondern Dein Verstand ist nur ein Werkzeug den Du gebrauchen kannst wir ein Werkzeug. Wenn Du ihn nicht brauchst, brauchst Du auch nicht Denken. Denn die meisten GEdanken sind sowieso destruktiv gegen andere und gegen einen selbst. Das ego ist vor allem die Identifikation mit dem Denken. Die Zweifel sind nur weitere Gedankenmuster mit denen Du Dich identifizierst. Solange Du glaubst dass Du mehr Zeit brauchst, ist dies ein Konstrukt Deines Verstandes um Dich vom jetzt abzuhalten. Auch Deine Bewertungen über Deine "Sinnesfreuden" wie Du sie nennst. Wenn die Sinnesfreuden dazu führen Dich auf eine Ebene unterhalb des Denkens zu bringen, dann wirst Du weiter Leiden. Aber wenn Du es schaffst die meiste Zeit über das Denken hinaus zu gehen und in einem Zustand Gedankenfreier Stille zu verweilen, dann sind auch die Sinnesfreuden kein Problem mehr. Dann kannst Du sie genießen ohne zu Leiden, wenn sie gerade nicht verfügbar sind. Dazu brauchst Du keine Zeit in eimem kloster zu verbringen.
    In das jetzt einzutauchen bedeutet auch für die meisten Menschen immer wieder aus dem jetzt herausgerissen zu werden. Auf eine Ebene des Denkens und der Emotionen die uns gefangen halten. Es ist für die meisten ein Prozess. Aber wenn Du erstmal einen kurzen Augenblick davon gekostet hast, dann werden alle Sinnesfreuden langweilig dagegen....

  • Geronimo:

    Solche Aussagen sind mir immer zu beliebig. Da halte ich es doch lieber mit dem vielfach erprobten, konkreten Weg:


    Du hast alle Zeit der Welt die Wege zu gehen die Du willst. Das Leiden wird Dein Lehrer sein, der Dir die Zeit gibst die Du brauchst um zu erkennen, dass es keinen Weg gibt und schon alles im hier und jetzt da ist.

  • sonnenschein:

    Du hast alle Zeit der Welt die Wege zu gehen die Du willst. Das Leiden wird Dein Lehrer sein, der Dir die Zeit gibst die Du brauchst um zu erkennen, dass es keinen Weg gibt und schon alles im hier und jetzt da ist.


    ... weiße Dunkelheit ...


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • sonnenschein:
    Geronimo:

    Solche Aussagen sind mir immer zu beliebig. Da halte ich es doch lieber mit dem vielfach erprobten, konkreten Weg:


    Du hast alle Zeit der Welt die Wege zu gehen die Du willst. Das Leiden wird Dein Lehrer sein, der Dir die Zeit gibst die Du brauchst um zu erkennen, dass es keinen Weg gibt und schon alles im hier und jetzt da ist.


    Wenn es ganz so einfach wäre, dann hätte es nie den 8fachen Pfad benötigt. Die simple Aussage "Setzt euch hin, lasst alles so sein wie es ist" hätte gereicht. Und doch gibt es noch 7 andere Pfadglieder,

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:
    sonnenschein:

    Du hast alle Zeit der Welt die Wege zu gehen die Du willst. Das Leiden wird Dein Lehrer sein, der Dir die Zeit gibst die Du brauchst um zu erkennen, dass es keinen Weg gibt und schon alles im hier und jetzt da ist.


    Wenn es ganz so einfach wäre, dann hätte es nie den 8fachen Pfad benötigt. Die simple Aussage "Setzt euch hin, lasst alles so sein wie es ist" hätte gereicht. Und doch gibt es noch 7 andere Pfadglieder,


    Der achtfache Pfad ist ein Werkzeug für den Verstand um den Verstand zu benutzen und nicht vom den Gedanken und Emotionen, unseren Konditionierungen (Karma) so gefangen genommen zu werden, dass wir nicht mehr annehmen können was ist. Wenn Du sagst "Setzt euch hin, lasst alles so sein wie es ist" dann ist dies eine weiteres Werkzeug aber nicht das Ziel. Weg und Ziel sind nicht das gleiche. Buddha sagte, dass er das Ziel erreicht hatte und bot viele Wege dazu an, aber er sagte nie, dass es die einzigen Wege sind.

  • Es geht auch darum geeignete, notwendige und unterstützende Maßnahmen zu ergreifen die den Weg zu wahrem Frieden bahnen (können).


    Es gibt genug Meditierende, auch sehr erfahrene, die die anderen Pfadglieder nicht beachten, und da merkt man dann auch schnell wie es um ihre Befreiung steht. Meditation/Achtsames verweilen allein reicht nicht aus.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Maybe Buddha:

    Zum dem ersten Satz. Ich habe nicht ausgeschlossen das es Wiedergeburt gibt. Ich habe nur ausgeschlossen das sie (für mich) wichtig für die Lehre ist.


    Was für dich wichtig ist, ist deine Sache. Für das Gesamtverständniss der Lehre ist sie jedenfalls wichtig, sonst hätte der Buddha ja nicht immer wieder davon gesprochen.


    Zitat


    Nur weil ich nicht an wiedergeburt glaube, bedeutet das nicht das ich kamma nicht verstehe.


    Es geht in erster Linie nicht um glauben sondern um verstehen.

  • mukti:


    Es scheint mir unlogisch, dass ich für Handlungen anderer büßen muss, es sind wohl meine eigenen gewesen, und es besteht ein Zusammenhang zwischen dem früheren und dem jetzigen ich.


    So funktioniert das Gesetzt von Karma.
    Dagegen hilft eine solche Aussage...

    Maybe Buddha:


    Es gibt keinen Täter, nur die Tat. Und es gibt kein büßen, nur Leiden. Bedingt entstanden und vergeht auch wieder.


    ...wenig weiter.

  • lagerregaL:
    Maybe Buddha:

    Zum dem ersten Satz. Ich habe nicht ausgeschlossen das es Wiedergeburt gibt. Ich habe nur ausgeschlossen das sie (für mich) wichtig für die Lehre ist.


    Was für dich wichtig ist, ist deine Sache. Für das Gesamtverständniss der Lehre ist sie jedenfalls wichtig, sonst hätte der Buddha ja nicht immer wieder davon gesprochen.


    Zitat


    Nur weil ich nicht an wiedergeburt glaube, bedeutet das nicht das ich kamma nicht verstehe.


    Es geht in erster Linie nicht um glauben sondern um verstehen.


    :lol:
    Wiedersprich mir nicht immer ;)
    Auch für das Gesamtverständnis der Lehre spielt Wiedergeburt keine Rolle. Zumindest für mich nicht. Und da gibt es hier auch noch einige andere. Und es gibt auch Mönche bei denen es keine Rolle spielt.
    Zu pauschalisieren und zu sagen "so ist das" oder "so ist das nicht" ist schonmal grundlegend falsch.


    Wobei ich dazu sagen muss, das die Wiedergeburt der Ich-Illusion als wichtigen Bestandteil sehe die Lehre zu durchdringen.
    Aber hier wird ja meistens von personeller Wiedergeburt geredet, welche nach dem körperlichen Tod stattfndet.
    Und dieses Thema halte ich für unnötig.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:

    Auch für das Gesamtverständnis der Lehre spielt Wiedergeburt keine Rolle.



    Dhamma ohne Wiedergeburt?

    von
    Bhikkhu Bodhi
    Copyright © 1987 Buddhist Publication Society
    BPS Newsletter Leitartikel Nr. 6 (Frühling 1987)
    Aus dem Englischen übersetzt von Lothar Schenk
    Nur zur unentgeltlichen Verteilung.
    Dieses Werk darf umformatiert, nachgedruckt, übersetzt und auf beliebigen Medien weiterverteilt
    werden, vorausgesetzt, dass für Weitergabe oder Nutzung keinerlei Bezahlung verlangt wird.
    Alle sonstigen Rechte vorbehalten.

    Nachdem heutzutage sehr viel Wert darauf gelegt wird, dass religiöse Aussagen von persönlicher
    Relevanz und direkt nachprüfbar sein sollen, hat sich im Einklang damit für einige Dhamma-Kreise die
    Frage erhoben, ob nicht die altehrwürdige buddhistische Lehre von der Wiedergeburt einer strengen
    Neuüberprüfung zu unterziehen sei. Obwohl bisher nur ganz wenige buddhistische Denker sogar so
    weit gehen, dass sie vorschlagen, diese Lehre als "unwissenschaftlich" ganz zu streichen, hat dennoch
    eine andere Ansicht an Boden gewonnen, nämlich diejenige, die besagt, dass unabhängig davon, ob
    Wiedergeburt selbst nun eine Tatsache sei oder nicht, die Lehre von der Wiedergeburt für die
    Ausübung des Dhamma keine praktische Bedeutung habe und demzufolge auch keinen Stammplatz in
    der buddhistischen Lehre beanspruchen könne. Der Dhamma, so wird gesagt, beschäftige sich
    ausschließlich mit dem Hier und Jetzt, sei dazu da, uns zu helfen, unsere persönlichen Komplexe
    durch vertiefte Selbsterkenntnis und innere Ehrlichkeit aufzulösen. Alles darüber Hinausgehende am
    Buddhismus könne man getrost als religiöse Kulisse einer antiken Kultur beiseite lassen, völlig
    ungeeignet als Dhamma für unser Technikzeitalter.


    Wenn wir einmal für einen Augenblick unsere persönlichen Vorlieben aus dem Spiel lassen und
    stattdessen direkt zu unseren Quellen gehen, stoßen wir auf die unbestreitbare Tatsache, dass der
    Buddha selbst die Wiedergeburt gelehrt hat, ja, dass er sie als eine Grundaussage seiner Lehre gelehrt
    hat.


    In ihrer Gesamtheit betrachtet zeigen uns Buddhas Lehrreden, dass die Wiedergeburtslehre nicht
    etwa einfach nur ein Zugeständnis an die seinerzeit geläufigen Anschauungen oder ein asiatisches
    Kulturartefakt darstellt, sondern dass sie gewaltige Folgerungen für die gesamte Lehrnachfolge nach
    sich zieht und sowohl die Zielsetzung beeinflusst, weswegen man zu üben beginnt, als auch
    Auswirkungen auf die inneren Beweggründe hat, die einen bis zur völligen Umsetzung bringen.
    Das Ziel des buddhistischen Übungsweges ist die Befreiung vom Leiden, und der Buddha macht es
    überdeutlich klar, dass das Leiden, von dem es sich zu befreien gilt, das Leiden der Fesselung an den
    Samsara ist, den wiederholten Kreislauf von Geburt und Tod. Selbstverständlich hat der Dhamma eine
    unmittelbar sichtbare und persönlich nachvollziehbare Seite. Durch unmittelbare Betrachtung unseres
    eigenen Erlebens können wir erkennen, dass Kummer, Anspannung, Angst und Sorge immer aus
    unserer Gier, unserem Hass und unserer Verblendung entstehen und deshalb durch Entfernung dieser
    Befleckungen aufgehoben werden können. Die Wichtigkeit dieser unmittelbar sichtbaren Seite der
    Lehrausübung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn sie dient dazu, unser Vertrauen in
    die Wirksamkeit des buddhistischen Weges zu bestätigen. Wenn man jedoch die Wiedergeburtslehre
    herunterspielt und die ganze Bedeutung des Dhamma nur in der Linderung von geistigem Leiden
    durch vertiefte Selbsterkenntnis sehen will, dann heißt das den Dhamma jener weitergehenden
    Perspektiven zu berauben, denen er seine volle Breite und Tiefe verdankt. Indem man das tut, läuft
    man ernstlich Gefahr, die Buddhalehre am Ende zu wenig mehr als einem ausgefeilten altertümlichen
    System humanistischer Psychotherapie zu degradieren.
    Der Buddha selbst hat deutlich erklärt, dass das Kernproblem des menschlichen Daseins nicht einfach
    nur die Tatsache ist, dass wir Kummer, Trauer und Angst ausgesetzt sind, sondern dass wir durch
    unser egoistisches Festhalten uns an ein sich ständig selbst erneuerndes Muster von Geburt, Altern,
    Krankheit und Tod binden, innerhalb dessen wir die spezifischeren Formen geistiger Bedrängnis
    erleiden. Er hat außerdem gezeigt, dass die Hauptgefahr bei den Befleckungen ihre Rolle als Ursache
    für die Aufrechterhaltung des Kreislaufs der Wiedergeburten ist. Solange sie noch in den tieferen
    Schichten des Geistes vorhanden und nicht aufgegeben sind, zerren sie uns weiter durch den Kreislauf
    des Werdens, in dem wir eine Menge an Tränen "größer als die Wasser des Ozeans" vergießen. Wenn
    wir diese Dinge sorgfältig in Betracht ziehen, dann erkennen wir, dass die Lehrausübung nicht zum
    Ziel hat, uns ein bequemes Mittel für die Aussöhnung mit unserer gegenwärtigen Persönlichkeit und
    Situation in der Welt an die Hand zu geben, sondern dass sie eine tiefgreifende innere Umbildung
    einleiten soll, die zu unserer Befreiung vom Kreislauf weltlichen Daseins in seiner Gesamtheit führen
    wird.
    Zugegebenermaßen bestand für die meisten von uns der Hauptantrieb, weswegen wir begonnen
    haben, den Weg des Dhamma zu beschreiten, eher in einem nagenden Gefühl der Unzufriedenheit mit
    dem sich in Routine erschöpfenden Gang unseres unerleuchteten Lebens als in der durchdringenden
    Erkenntnis der Gefahren des Kreislaufs der Wiedergeburten. Wenn wir allerdings dem Dhamma bis
    zum Ende folgen wollen und sein volles Potenzial, uns Frieden und höhere Weisheit zu schenken,
    nutzen wollen, müssen unsere inneren Antriebe über jene hinaus, die uns anfänglich auf den Weg
    brachten, weiter reifen. Unsere Beweggründe müssen jenen wesentlichen Wahrheiten
    entgegenwachsen, die uns der Buddha enthüllt hat, und wir müssen, indem wir jene Wahrheiten voll
    umfassen, diese zum Ausbau des ihnen innewohnenden Vermögens benutzen, uns zur Verwirklichung
    des Ziels zu führen.
    Unser innerer Antrieb erlangt seine notwendige Reife durch den Ausbau der rechten Sichtweise, des
    ersten Faktors des Edlen Achtfachen Wegs, und wie der Buddha erklärt hat, beinhaltet das, dass man
    das Prinzip von Kamma und Wiedergeburt als grundlegend für den Aufbau unseres Daseins begreift.
    Zwar ist die Betrachtung des Augenblicks der Schlüssel zur Entwicklung der Einsichtsmeditation, aber
    es hieße in ein irriges Extrem verfallen, wollte man behaupten, dass die Ausübung des Dhamma sich
    vollständig darin erschöpfe, die Achtsamkeit auf die Gegenwart aufrechtzuerhalten. Der buddhistische
    Weg betont die besondere Rolle der Weisheit als desjenigen Werkzeugs, mittels dessen die Befreiung
    zu verwirklichen ist, und Weisheit kann nicht allein aus der Durchdringung des Augenblicks in seiner
    vertikalen Tiefe bestehen, sondern muss auch ein Verständnis für die vergangenen und zukünftigen
    Horizonte beinhalten, innerhalb derer sich unser gegenwärtiges Dasein entfaltet. Erst die volle
    Kenntnisnahme des Prinzips der Wiedergeburt wird uns mit jener rundum lückenlosen Perspektive
    ausstatten, die es uns erlaubt, unser jeweiliges Leben in seinem übergeordneten Zusammenhang und
    seinem gesamten Beziehungsgeflecht zu überblicken. Diese Sicht wird uns den Ansporn für unser
    eigenes Weiterverfolgen des Weges liefern und wird uns die tiefe innere Bedeutung des Ziels
    enthüllen, auf das unsere Übung gerichtet ist, nämlich das Ende des Kreislaufs der Wiedergeburten als
    endgültige Befreiung des Geistes vom Leiden.


    Zitat

    Bhikkhu Bodhi (* 1944), geboren als Jeffrey Block in New York, ist ein amerikanischer theravada-buddhistischer Mönch der in Sri Lanka ordinierte. Er ist der zweite Präsident der Buddhist Publication Society und ist Autor und Herausgeber vieler Publikationen auf dem Gebiet des Theravada-Buddhismus, insbesondere auch von Neuübersetzungen des Suttapitaka in englischer Sprache.

  • Schöner Text. Und deswegen auch:



    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m065z.html

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Sukha:

    Wenn wir einmal für einen Augenblick unsere persönlichen Vorlieben aus dem Spiel lassen und
    stattdessen direkt zu unseren Quellen gehen, stoßen wir auf die unbestreitbare Tatsache, dass der
    Buddha selbst die Wiedergeburt gelehrt hat, ja, dass er sie als eine Grundaussage seiner Lehre gelehrt
    hat. -BB


    Danke Sukha


    Der ehrwürdige Bhikkhu Bodhi vertritt hier das Dogma seiner Tradition, die auch paticcasamuppada als "Drei Leben" lehrt und dass der letzte Arahant vor 2000 Jahren lebte, nicht den Buddha:


    Cūḷasāropama Sutta:

    23. "Also, Brahmane, liegt der Nutzen dieses heiligen Lebens nicht in Zugewinn, Ehre und Ruhm, oder im Erlangen von Sittlichkeit, oder im Erlangen von Konzentration, oder in Wissen und Schauung. Sondern es ist diese unerschütterliche Herzensbefreiung, die das Ziel dieses heiligen Lebens ist, sein Kernholz und sein Ende."


    Wenn wir uns die Quellen tatsächlich anschauen, statt nur Autoritäten zu glauben, sehen wir, dass Wiedergeburt überwiegend als moralische Lehre an Haushälter und unartige Bhikkhus gelehrt wurde, oder als Motivation für ebendiese, wenn ein anderer verstorben und 'wiedererschien' war.


    Außerdem wurde oft 'wiedergeboren' übersetzt, wo etwas anderes steht, wie zuletzt am Beispiel von gandhabba aufgezeigt wurde.


    Das heißt nicht, dass das alles nur ein Streich des Buddha war. Aber die Bedeutungsverschiebung ist fatal, wenn man einen Schwerpunkt auf 'frühere Leben' (was eine weitere Fehlübersetzung ist und frühere Aufenthalte heißen müsste) legt und den Gedanken auf 'Wiedergeburt' statt Geburt & Tod (Entstehen & Vergehen) richtet.


    Dann kommt man automatisch zu dem Schluss, paticcasamuppada bräuchte mehrere Leben um sich zu entfalten und der letzte Arahant starb vor 2000 Jahren.
    

    Maha-parinibbana Sutta:


    In einem solchen Fall, ihr Bhikkhus, ist die Erklärung eines Bhikkhu weder mit Zustimmung noch mit Verachtung zu empfangen. Ohne Zustimmung und Verachtung, sondern sorgfältig, indem man die Sätze Wort für Wort studiert, soll man sie in den Lehrreden verfolgen und in der Ausübung prüfen. In der Ausübung, wenn sie weder nachvollziehbar in den Lehrreden, noch überprüfbar durch die Ausübung sind, muss man also folgern: "Sicherlich ist dies nicht die Äußerung des Erhabenen, das wurde von diesem Bhikkhu missverstanden, oder von dieser Gemeinschaft, oder von diesen Älteren, oder von dem Älteren." Auf diese Weise, Bhikkhus, solltet ihr sie ablehnen. Aber wenn die betreffenden Sätze nachvollziehbar in den Lehrreden und nachprüfbar in der Ausübung sind, muss man also folgern: "Sicherlich ist dies die Äußerung des Erhabenen, das wurde von diesem Bhikkhu gut verstanden, oder von dieser Gemeinschaft, oder von diesen Älteren, oder von dem Älteren." Und auf diese Weise, Bhikkhus, könnt ihr es auf der ersten, zweiten, dritten und vierten Referenz akzeptieren. Dies, Bhikkhus sind die Vier Großen Referenzen für euch zu erhalten


    Erbauliche Grüße


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

    Einmal editiert, zuletzt von nibbuti ()

  • Das ist wirklich ein sehr guter, pragmatischer, klarer Text ( Bikkhu Bodhi ) , der verständlich macht
    warum Leute beim Thema Wiedergeburt einen "blinden Fleck" haben;
    die erste Wahrheit scheint schwer zu durchdringen zu sein in Zeiten des Tischkalender-"Buddhismus",
    des Unterhaltungsfetischismus und einer Befriedigungskultur, die auch eine allgemeine
    Ungeduld und Scheu vor konzentrativer, ganzheitlicher Betrachtung mit sich bringt - und
    natürlich einen Mangel an Empfindungsfähigkeit. "Narzisstische Lehrauslegung" ( was es nicht alles gibt... verrückt :roll: )


    Das war gerade eine reine Reflektion; ich meine niemanden persönlich.

  • @ nibbuti


    ich kann nach wie vor nicht nachvollziehen, wieso die wiedergeburtslehre eine rein moralische sein soll,
    denn selbst bei bester moralischer haltung ( die ja keine ethische ist ! ) ist eine "höhere geburt" höchst ungewiss;
    Moral verführt zu Stolz, Dünkel und Dogmatismus, gehört somit auch zu den Leidensauslösern ( nicht nur in dieser Existenz )


    "Dann kommt man automatisch zu dem Schluss, paticcasamuppada bräuchte mehrere Leben um sich zu entfalten und der letzte Arahant starb vor 2000 Jahren."
    Na, na, na...das ist jetzt aber deine persönliche Schlußfolgerung ;)

  • Onyx9:


    ich kann nach wie vor nicht nachvollziehen, wieso die wiedergeburtslehre eine rein moralische sein soll,


    Mit "Wiedergeburt" lässt sich die Notwendigkeit moralischen Handelns unterstreichen. Wenn auch im "nächsten Leben" Konsequenzen zu erwarten sind, so macht dies ethisches Handeln umso notwendiger. D.h.: Ich mag in diesem Leben trotz unmoralischen Handelns vielleicht noch ungeschoren davon kommen - im nächsten Leben wird mir die Quittung präsentiert (Wiedergeburt als Stinktier).


    Hier wird deutlich, dass "Wiedergeburt" eine Funktion im Rahmen einer Sittenlehre hat. Vergleichbar der Strafandrohung im Christentum (Jüngstes Gericht).


    Vergleiche:
    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=10033


    LG
    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

    Einmal editiert, zuletzt von Onda ()

  • das wort "wiedergeburt" ist auf jeden fall fauler keks, aber nur das wort.
    das deutsche wort "leid" ist ja auch unzulänglich...davon sollte man sich nicht so beeinflussen lassen... ;)

  • Hi Onyx


    Doch, wenn man nach bester moralischer oder ethischer Auffassung lebt, kommt man in eine 'höhere Geburt', was so viel heißt wie, dass der Geist in angenehmeren und erhabenen Zuständen erscheint, nachdem er sich von den niedrigeren, leidvollen Zuständen gelöst hatte.


    Der Irrtum der Kommentartradition besteht darin, ein "Wieder" vorzuhängen, weil es eben nicht derselbe Geist ist wie vorher. Bhikkhu Bodhi glaubt in dem Zusammenhang auch an ein Geistkontinuum, was der Buddha nicht lehrte.


    Das mag zunächst nur für ein Sotapanna von Bedeutung sein und für einen Bauern oder eine Hausfrau keine Rolle spielen. Aber wer Bauer sät, wird Bauer ernten und wer Sotapanna sät, wird Sotapanna ernten.


    Freundliche Grüße


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

    2 Mal editiert, zuletzt von nibbuti ()


  • Mir schon klar, aber die Notwendigkeit ethischen Handelns erschließt sich auch erst bei Annahme folgender Geburten ( will kein Stinktier werden );
    das Buddha Haushältern aber pragmatischer und nicht gleich mit der Ladung anatta kam, ist verständlich.

  • nibbuti:

    Der Irrtum der Kommentartradition besteht darin, ein "Wieder" vorzuhängen, weil es eben nicht derselbe Geist ist wie vorher. Bhikkhu Bodhi glaubt in dem Zusammenhang auch an ein Geistkontinuum, was der Buddha nicht lehrte.


    Das kann ich in dem Text nicht erkennen. Er kann genauso gut verstanden haben das es sich um eine immer neue Geburt handelt, die jedoch ihre Ursachen in unseren Handlungen hat.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Das kann ich in dem Text nicht erkennen. Er kann genauso gut verstanden haben das es sich um eine immer neue Geburt handelt, die jedoch ihre Ursachen in unseren Handlungen hat.


    Kann; wird aber meist wie Hindu-Reinkarnation verstanden.


    Interessanter Text von einem erleuchteten 16-jährigen: Warum ich kein Buddhist bin


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.


  • ich weiß nicht nibbuti, stehen wir nicht auch in der Kommentartradition :lol::lol::lol:
    aber ich zweifle deswegen nicht rundherum an, daß die tradition/lehre einen kern und gemeinsamen nenner hat, auch wenn viel gequatscht wird und das
    traditionellerweise nicht ohne ständiges: "wieder", "auch" "oder" "und" " rechts,links,außen, innen,oben, unten " auskommt

  • Wenn beispielsweise eine Schildkröte als Mensch wiedererscheint, dann würde man ja auch nicht von Wiedergeburt der Schildkröte sprechen.


    Zitat

    "Ihr Bhikkhus, die blinde Schildkröte würde weniger Zeit benötigen, um den Hals durch jenes Joch mit dem einen Loch darin zu stecken, als ein Tor, wenn er erst einmal ins Verderben geraten ist, benötigen würde, um das menschliche Dasein wiederzuerlangen, sage ich. Warum ist das so? Weil es dort keine Dhamma-Praxis gibt, kein Praktizieren dessen, was rechtschaffen ist, keine Ausübung dessen, was heilsam ist, kein Ansammeln von Verdiensten. Dort herrscht gegenseitiges Fressen und Gefressenwerden, und das Abschlachten des Schwachen."


    (Majjhima Nikāya 129: Toren und Weise - Bālapaṇḍita Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • In dem Wort "Wiedergeburt" steckt doch gar kein Name drin, z.b.Axelgeburt oder Dorisgeburt :grinsen:
    An dem Wort "Wieder" sollte man sich nicht so aufhängen, auch wenn es zu falschen Ansichten ( Inkarnation ) führen kann,
    die ja aber doch gnädigerweise durch die Lehre selber wieder zerdrückt wird wie man einen flo zerdrücken kann: Anatta, Dukkha, Anicca.
    Wer das nicht frühzeitig kapiert, landet in der KommentarvonKommentarKiste :lol:

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Onyx9:

    ich weiß nicht nibbuti, stehen wir nicht auch in der Kommentartradition :lol::lol::lol:


    nibbuti definitiv nicht


    Zitat

    aber ich zweifle deswegen nicht rundherum an, daß die tradition/lehre einen kern und gemeinsamen nenner hat


    Prüfen ist nicht Zweifeln


    Dhamma aufzeigen ist nicht Leugnen von Gemeinsamkeiten


    Grüße


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Elliot:

    Wenn beispielsweise eine Schildkröte als Mensch wiedererscheint, dann würde man ja auch nicht von Wiedergeburt der Schildkröte sprechen.


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

    Einmal editiert, zuletzt von nibbuti ()