Tötung und Erlösung vom Leid!

  • Hallo Buddhaland'ler ;)


    Zufällig bin ich heute auf ein Video gestoßen, in dem ein Polizist ein angefahrenes Tier von seinem Leiden erlöst. [1]
    Auf Youtube gibts natürliche (wie immer) eine kontroverse Diskussion in den Video-Kommentaren. So weit ich informiert bin, hat ein Polizist (zumindest hier bei uns in Österreich) das Recht ein Tier zu töten, wenn das Tier keine Überlebenschance hat. Erste Instanz ist natürlich immer der Jäger, leider weiß ich es das es schon mal 45-120 min dauern kann, bis der Jäger eintrifft. (Meistens ist es dann schon zu spät). Daher diese Klausel im Gesetzt. Im Prinzip soll damit das Leiden des Tieres beendet werden, sollte ja auch der menschliche Gedanke dahinter sein.


    Was mich jetzt interessiert ist der buddhistische Gedanke zu einem Solchen Thema. Immerhin sagt ja die 1. Sila aus:

    Zitat

    Ich gelobe, mich darin zu üben, kein Lebewesen zu töten. [2]


    Das angefahrene Tier, ist ja bereits "zum Sterben verurteilt", zumindest kenne ich keinen Tierarzt, der ein Reh operiert hat, bzw. innere Blutungen gestillt hat, nachdem das Tier angefahren wurde.
    Der rein menschliche (mitfühlende) Gedanke sollte ja sein, dem Tier das Sterben so leicht wie möglich zu machen. Jedoch ist letzten Endes das Töten lt. den fünf Silas ... (nicht verboten aber ihr wisst schon).


    Was sind eure *persönlichen* Meinungen zu dem Thema?


    Wie steht der buddhismus zur aktiven Sterbehilfe bei Tieren und Menschen?


    [1] http://www.youtube.com/watch?v=QxyY-YKOGYE
    [2] http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCnf_Silas



    P.S.: Bitte keine Diskussionen oder Kritiken der verschiedenen Ansichten, jeder hat eine Meinung und diese sollte er kundtun können, ohne das ihn andere User belehren, bzw. bekehren wollen!!!!!! (Leider passiert das viel zu oft in diesem Forum)

  • Ich denke folgendes: Persönlich habe ich Mitgefühl mit dem sterbenden Wesen, aber ein vorzeitiges Beenden des Lebens (in diesem Sinne faktisch Sterbehilfe) ist dennoch nicht angebracht. Ich will gar nichts zum Karma des Polizisten sagen - der Moment des Schusses erzeugt ein sehr starkes negatives Karma, dessen Auswirkung sich weithin erstrecken. Dem Tier hingegen wird die Möglichkeit des natürlich Todes genommen und damit auch die Möglichkeit, karmische Kräfte anzusammeln oder abzubauen. Statt friedlich zu verenden nimmt es den Schmerz des Augenblicks mit in die Wiedergeburt und knüpft dann dort an.

    Lauter im Handel und Wandel: vor geringstem Fehl auf der Hut kämpft er beharrlich weiter, Schritt um Schritt.

  • kofiX:

    ...Was sind eure *persönlichen* Meinungen zu dem Thema?...


    Ich bin für Sterbehilfe bei Mensch und Tier.

  • Im Buddhismus gibt es ja keine ganz festen Vorgaben wie Gebote. Es sind nur Hinweise, wie man gutes oder schlechtes Karma aufbauen oder abbauen kann. Manchmal muss man aber abwägen, ob man lieber den Regen oder die Traufe nimmt... Also manchmal sind beide Lösungen, die man sieht, schlecht - und man wählt dann die weniger üble.
    Auch ist die Frage, ob es immer gerechtfertigt ist, sich große Sorgen um das eigene Karma zu machen, während andere gerade unsäglich leiden....


    Eine sehr gute Entscheidungshilfe ist manchmal das Hineinversetzen in den anderen. Wenn ich mir, sagen wir mal, bei einem Autounfall ein Bein gebrochen habe, würde es mir nicht gefallen, wenn mir der Ersthelfer noch dazu eins über den Kopf haut, damit ich nicht mehr so leiden muss. Derartig sieht aber ja oft die "Hilfe" für kranke Tiere aus. Man nimmt ihnen die Zeit für einen eigenständigen Tod.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:

    Derartig sieht aber ja oft die "Hilfe" für kranke Tiere aus. Man nimmt ihnen die Zeit für einen eigenständigen Tod.


    Zustimmung. Sehr gut beobachtet.

    Lauter im Handel und Wandel: vor geringstem Fehl auf der Hut kämpft er beharrlich weiter, Schritt um Schritt.

  • Sterbehife ist auch eine Tat die das töten mitbeinhaltet,sollte es meiner Meinung nach nicht geben.Als Mensch kann ich mir immer noch selbst das Leben nehmen wenn nichts mehr geht.Dann muß man aber auch die Konsequenzen ertragen,gibt schlechtes Karma.Tiere sollte man auch nicht den sterbevorganng verkürzen.
    Meiner Meinung nach verläßt ja das Bewußtsein des sterbenden Tieres den Körper und geht auch in den Zwischenzustand um sich dann einem Licht hingezogen fühlt und dann in diesem dazugehörigen Berreich wiedergeboren zu werden.
    Wenn man jetzt dem Tier das Leiden verkürzt nimmt man ihm auch die Chance mehr schlechtes Karma abzubauen.

  • Also es gibt leider sehr viele Situationen wo Mensch nicht mehr in der Lage ist zu entscheiden, ob er sein Leben selbst beenden möchte!


    Würde mich mal interessieren, wie das vom Standpunkt eines Powa praktizierenden aussieht?


    Das wäre das woran ich mich orientieren würde. Der Geist und der Körper sind schon sehr aktiv im Augenblick des Todes (wobei ja medizinisch gesehen auch noch immer nicht zweifelsfrei definiert werden konnte, was dieser Augenblick genau ist, bzw wann).


    _()_

    mani-tibetan.jpg

  • durch töten entsteht nicht per se negatives karma. die motivation dahinter ist entscheidend. ein leidendes tier zu erlösen kann auch heilvolles karma erzeugen. karma entsteht im geist und nur dort!

  • Ji'un Ken:
    kofiX:

    ...Was sind eure *persönlichen* Meinungen zu dem Thema?...


    Ich bin für Sterbehilfe bei Mensch und Tier.


    Sterbehilfe ist ein dolles Wort. Euthanasie oder "leichter Tod" durch einen, der freiwillig auf Verlangen, Bitte oder im Auftrag tötet. WOW. Das hat mit Buddhismus nichts mehr zu tun.


    Auch hat es mit Buddhismus nichts zu tun, wenn man glaubt, man könne einen anderen von seinem Leiden erlösen. Das ist häufig ein Verständnis, das sich aus diesen Bodhisattva-Gelübden herleitet, was aber so nicht gemeint ist.

  • kofiX:


    Das angefahrene Tier, ist ja bereits "zum Sterben verurteilt", zumindest kenne ich keinen Tierarzt, der ein Reh operiert hat, bzw. innere Blutungen gestillt hat, nachdem das Tier angefahren wurde.


    Warum soll man ein verletztes Reh nicht zum Tierarzt bringen, ich finde das ist hier die richtige Vorgehensweise. Prinzipiell ist Töten immer nur der allerletzte Ausweg meiner Meinung nach.


    Sterbehilfe ist ein schwieriges Thema, einerseits könnte man selber in eine ausweglose Situation geraten in der man nur mehr den Tod wünscht, andererseits möchte man nicht gerne anderen dazu verhelfen, jedenfalls würde ich mich dabei eher nicht wohl fühlen. Noch schwieriger wird es ohne vorherige Einwilligung des Patienten, das mal besser nicht. Und bei Tieren, da bin ich auch skeptisch, ich habe schon so manche Schnecke totgetreten nachdem ich unabsichtlich draufgestiegen bin und die mit zerbrochener Schale und hervorquellenden Organen dagelegen ist, anderen habe ich so lange mein Mitgefühl mitgeteilt bis es offenbar zu Ende war, anderen nur kurz und habe sie liegenlassen, da war ich wohl gerade nicht gut drauf.


    Gruß,
    mukti

  • Moin moin,


    das ist wohl echt ein schwieriges Thema und ich selbst merke wie ich innerlich hin und hergerissen bin.


    Ich kann euch nur erzählen das ich mal eine Katze hatte die an Katzenleukose erkrankt ist. Mein dicker Kater Krümel hatte es immer gut hier, war ein Freigänger und ist immer durch die Gegend gestromert.


    Es ging ihm echt mies. Er hat nicht mehr gefressen, nichts gesoffen. Ich habe es durch den Tierarzt beenden lassen weil ich nicht wollte das er sich weiter quälen muss.


    Aus meiner menschlichen Sichtweise war ich der Meinung es ist für den Kater nur noch eine Qual, das Tier kann sich ja nicht dazu äußern.


    Und nein, es ist mir mit Sicherheit nicht leicht gefallen aber ich habe mich mit dem Gedanken getröstet das er 5 tolle Jahre hatte wo er sogar geschafft hat Nachbarn zwei Straßen weiter für sich als neuen Fressplatz zu vereinnahmen. :D


    Gruß


    Phurbu

  • Aiko:

    ...
    Auch hat es mit Buddhismus nichts zu tun, wenn man glaubt, man könne einen anderen von seinem Leiden erlösen. Das ist häufig ein Verständnis, das sich aus diesen Bodhisattva-Gelübden herleitet, was aber so nicht gemeint ist.


    Ja, hier in diesem Zusammenhang geht die Herleitung von den Bodhisattva-Gelübden (die Wesen zur Befreiung zu führen) zur aktiven Sterbehilfe viel zu weit. Sowas findet sich nicht in den Bodhisattvagelübden, um es bitte ganz klar auszudrücken. Sterbehilfe hat mit dem, was ein Bodhisattva unter Leidbefreiung versteht, nicht das Geringste zu tun.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Ji'un Ken:
    kofiX:

    ...Was sind eure *persönlichen* Meinungen zu dem Thema?...


    Ich bin für Sterbehilfe bei Mensch und Tier.


    Im Grundsatz bin ich auch dafür, schleppe aber wie so viele in Deutschland an den Lasten einer schlimmen Vergangenheit. Begriffe wie Sterbehilfe, Euthanasie etc. sind bei uns leider völlig überfrachtet mit Gedanken an entsetzliche Verbrechen. Bei einigen spukt wahrscheinlich auch die Angst vor möglichen Entwicklungen in einer rapide vergreisenden Bevölkerung im Kopf herum.


    Der Titel des Threads gefällt mir 'Tötung und Erlösung vom Leid!'. Ist Erlösung vom Leid nicht eines des buddhistischen Hauptziele? In Situationen, in denen Erlösung vom Leid nur durch Tötung oder durch Anwendung von Mitteln, die zu einer verkürzten Lebenserwartung führen, sollte dies geregelt werden, damit nicht Einzelpersonen nach Gutdünken agieren können. Für mich wünsche ich, daß im Fall einer unheilbaren schmerzhaften Krankheit ein Arzt den Mut findet, die Schmerzen zu lindern, auch wenn dies auf Kosten einiger Tage Weiterleben/Weiterleiden geht.


    Und natürlich wäre es wünschenswert, wenn dieser Arzt danach nicht berufliche oder juristische Konsequenzen zu befürchten hätte, weil es eine klare gesetzliche Regelung gibt. Der letzte Punkt ist besonders wichtig in Fällen in denen der Leidende eben nicht mehr in der Lage ist, den eigenen Willen zu bekunden und dies auch nicht früher schriftlich erklärt hat. Danke Ji'un Ken für diesen ganz wichtigen Hinweis.


    Ich vermute, daß wir in Deutschland in der Wirklichkeit gar nicht weit von einem pragmatisch vernünftigem Zustand entfernt sind. In der Realität der Hospize oder Sterbezimmer in Krankenhäusern dürfte in vielen Fällen so gehandelt werden, wie ich es für mich wünsche. Das Problem ist einfach, daß niemand den Mut findet, dies in einer angemessenen Form in einen Gesetzesentwurf zu bringen.

  • kofiX:


    Was mich jetzt interessiert ist der buddhistische Gedanke zu einem Solchen Thema. Immerhin sagt ja die 1. Sila aus:

    Zitat

    Ich gelobe, mich darin zu üben, kein Lebewesen zu töten. [2]


    ........


    P.S.: Bitte keine Diskussionen oder Kritiken der verschiedenen Ansichten, jeder hat eine Meinung und diese sollte er kundtun können, ohne das ihn andere User belehren, bzw. bekehren wollen!!!!!! (Leider passiert das viel zu oft in diesem Forum)


    Hallo kofiX,


    zuerst einmal ein freundliches Willkommen im Forum. Ein wichtiges Thema. Tod wird in unserer Gesellschaft gerne ausgeblendet. Junge, fröhliche Menschen in der Werbung und den Medien grinsen den Gedanken an Sterben, an Ende, an Vergehen grell und lautstark weg....


    Ich kann nicht 'den buddhistischen Gedanken' wiedergeben - die Gedanken dieses Buddhisten: das Problem/die Grundlage Deiner Frage wäre nie aufgetaucht, wenn der Fahrer, der das Reh angefahren hätte sich so verhalten hätte, daß durch seine Aktivität andere Lebewesen nicht in Lebensgefahr geraten können. Wenn Straßenplaner bei der Wegeplanung Wildwechselwege, Krötenwanderungen etc. vollständig berücksichtigen würden. Und so weiter.....


    In der Konsequenz - wenn sich nichts mehr bewegt, passiert auch nichts :!:


    Leben (das Bewegen im Formenkreis) bedingt Leiden! Wenn Du Dich beim Lesen meiner Antwort auf Deinem Stuhl entgeistert hin- und her bewegst sterben in jeder Sekunde 2.000 Bakterien in Deinem Darm wegen dieser Bewegung. Wo ist der große Unterschied zwischen einem Reh und einem Bakterium in Deinem Verdauungssystem? Die großen feuchten Augen? Das Element Niedlichkeit?


    Für mich ist Buddhismus eine Verhaltenslehre für Menschen!

  • fotost:

    Leben (das Bewegen im Formenkreis) bedingt Leiden! Wenn Du Dich beim Lesen meiner Antwort auf Deinem Stuhl entgeistert hin- und her bewegst sterben in jeder Sekunde 2.000 Bakterien in Deinem Darm wegen dieser Bewegung. Wo ist der große Unterschied zwischen einem Reh und einem Bakterium in Deinem Verdauungssystem?


    Natürlich können wir es nicht wirklich zu 100% sagen. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass das Reh ein empfindendes Lebewesen ist, das Bakterium aber nicht.
    Das macht einen gewaltigen Unterschied. Ebenso sind Pflanzen empfindende Lebewesen. Es ist also wahrscheinlicher, dass das Leid größer ist, wenn du einen Salatkopf erntest als wenn 2000 Bakterien in deinem Darm sterben.


    Und natürlich hat du Recht. Das Prinzip Ursache und Wirkung ist zu verinnerlichen und in seiner Konsequenz zu beachten.


    Allerdings: Wir kommen immer wieder in Situationen in denen wir mit dem Leid anderer Lebewesen konfrontiert sind und wir abwägen müssen. Z.B. Wenn Stechmücken im Zimmer meines Sohnes sind: Nehme ich nun das Leid meines Sohnes in Kauf, der allergisch auf die Stiche reagiert, oder töte ich die Stechmücke?
    Das Leben ist kein Ponyhof und wenn wir nicht den Luxus haben in einem Kloster unsere Spiritualität zu frönen (was durchaus auch sehr egoistisch sein kann...) dann müssen wir zwangsläufig "schlechtes Karma" auf uns nehmen. Es sei denn - die Sache mit dem Karma ist auch eine Illusion 8)

    Wenn du das Nirvana vor dir hast, so kehre um und gehe in die andere Richtung.

  • Für mich lehne ich ab:


    Künstlich am Leben erhalten zu werden.
    Es gibt sehr aggressive Krebsarten die unter 1% Therapie Erfolge haben. In so einem Fall will ich keine invasive Therapie!
    Ich kann niemanden Verpflichten mir in einem Finalstadium das verlassen dieses Körpers zu erleichtern und ich weiß es heute auch noch nicht ob ich das dann auch wollte. Etwas ist in unserem Haushalt klar: mein Mann ist nicht bereit Sterbehilfe zu leisten, er unterstützt mich aber bei meiner Entscheidung was Intensiv Maßnahmen die Leben Verlängernde Wirkung haben und das Therapieren von einem der erwähnen Krebsarten.


    was Tiere angeht,


    ich habe zwei Hunde und davor hatte ich auch zwei.
    beide haben am schluss hilfe bekommen und ich werde es wieder machen wenn es nötig ist.


    _()_
    .

  • Losang Lamo:
    Aiko:

    ...
    Auch hat es mit Buddhismus nichts zu tun, wenn man glaubt, man könne einen anderen von seinem Leiden erlösen. Das ist häufig ein Verständnis, das sich aus diesen Bodhisattva-Gelübden herleitet, was aber so nicht gemeint ist.


    Ja, hier in diesem Zusammenhang geht die Herleitung von den Bodhisattva-Gelübden (die Wesen zur Befreiung zu führen) zur aktiven Sterbehilfe viel zu weit. Sowas findet sich nicht in den Bodhisattvagelübden, um es bitte ganz klar auszudrücken. Sterbehilfe hat mit dem, was ein Bodhisattva unter Leidbefreiung versteht, nicht das Geringste zu tun.


    das stimmt so nicht. es gibt das "befreien durch töten" im vajrayana. :roll:
    (auch wenn das meines erachtens eher für dämonen gilt)

  • raterZ:
    Losang Lamo:

    Ja, hier in diesem Zusammenhang geht die Herleitung von den Bodhisattva-Gelübden (die Wesen zur Befreiung zu führen) zur aktiven Sterbehilfe viel zu weit. Sowas findet sich nicht in den Bodhisattvagelübden, um es bitte ganz klar auszudrücken. Sterbehilfe hat mit dem, was ein Bodhisattva unter Leidbefreiung versteht, nicht das Geringste zu tun.


    das stimmt so nicht. es gibt das "befreien durch töten" im vajrayana. :roll:
    (auch wenn das meines erachtens eher für dämonen gilt)


    Hi, mein Lieber,
    bevor Du Dir nun das Augenrollen hier ganz angewöhnst: bitte unterscheide die verschiedenen Welten. Was sind denn Dämonen? Vergleichbar mit dem angefahrenen Haustierchen?
    Außerdem kenne ich es so, dass man Dämonen durch Füttern "tötet". Du bringst mit solchen unterscheidungslosen Einwänden so einiges durcheinander.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Ich finde, ein großer Teil der Antworten geht am Problem vorbei.



    Dem Themenstarter ging es ja erst einmal darum, wie man bei einem tödlich verletzen Tier handelt. Realistisch gesehen, besteht keine Chance, die Antworten darauf auf Sterbehilfe beim Menschen an zu wenden, denn Tiere sind nicht in der gleichen Art wie wir zu Selbstbestimmung fähig, bzw. in der Lage, ihre Willen kund zu tun.


    Weiterhin muss man sich klar darüber sein, dass - so romantisch diese Vorstellung auch immer ist - ein Tierarzt ein schwer verletztes wildes Tier heilen wird. Da wird in der Tiermedizin durchaus mit ganz anderen Maßstäben gemessen. Was mit Sicherheit auch daran liegt, dass irgendeiner die Behandlung ja schließlich bezahlen muss... Ferner sollte man sich klar sein, dass, selbst wenn ein Tierarzt die behandlung vornehmen wollte, es jemanden gäbe, der das dann finanziert, dann muss dazu ein entsprechend qualifizierter Arzt erst mal gefunden werden, und er muss die technische Ausstattung besitzen, um es mal an einem Menschenbeispiel zu verdeutlichen: welcher Allgemeinarzt/Hausarzt könnte eine innere Blutung stoppen (aka operieren)? Dann muss man sich weiterhin im Klaren sein, dass es im Falle eines menschlichen Unfallopfers in Deutschland (das muss schon nicht mal mehr für alle europäischen Länder gelten) eine recht gute Rettungskette gibt: der Rettungsdienst ist bald vor Ort, ein Notarzt ebenfalls, der Transport in eine Klinik ist verhältnissmäßig zügig. Vort Ort beginnt bereits die Therapie: Brüche werden ggf. grob eingerichtet, Flüssigkeit wird gegeben, die Schmerztherapie begonnen (ja, die Reduktion von Schmerzen kann lebensrettend sein^^), ggf. die Atmung, z. B. per Intubation (künstlicher Beatmung) sichergestellt. Und selbst dann ist fraglich, ob und WIE ein Mensch so etwas überlebt. Und der Mensch bekommt hinterher bei Bedarf mitunter eine Jahrelange Therapie: Rehabilitation, Physiotherapie, Schmerztherapie, um die physischen und psychischen Folgen eines solchen Unfalles zu vermindern.Möglichst eine Alltagsfähigkeit wiederherzustellen. Alles das wäre nach einem schweren Unfall für ein Tier unwahrscheinlich. Die Folge: es krepiert.


    Bei einem Menschen sähe das alles anders aus: Bei einem Unfall würde hierzulande kein Mensch an Sterbehilfe denken.


    Anders sähe es natürlich im Fall einer unheilbaren Krankheit aus. Hier kann ein Kranker ideakerweise seine Meinug dazu äußern. Für den Fall dass sie das nicht kann, gibt es entsprechende Regelungen, um den mutmaßlichen Willen eines Patienten zu ermitteln: Betreungsverfahren, Vorsorgevollmacht, Patiententestament, Ermittelung des mutmaßlichen Willens eines Patienten. Wobei mein klar sagen muss: bei Bewußtlosen Patienten geht es doch in den seltensten Fällen um eine aktive Sterbehilfe, was m. E. bedeutet, dass ein Mensch eben getötet wird. Bei Bewußtlosen geht es doch meist um Fragen wie: soll eine künstliche Beatmung/Ernährung begonnen, fortgeführt werden oder soll eine spezielle medizinische Therapie (Antibiotika, Operation....) erfolgen. Man muss sich ja doch klar machen, dass medizinische Eingriffe aka Handlungen doch immer etwas künstliches sind, die den natürlichen Krankheits-/Lebensverlauf beeinflussen. Da ist es heute durchaus Konsens, dass es gerechtfertigt ist, so etwas zu unterlassen, wenn der Patient das wünscht - oder bei bewußtlosen unheilbar Kranken (wichtig ist hier die Kombination aus Beidem) es dann zu unterlassen, wenn mit sehr hoher Sicherheit anzunehmen ist, dass sie dies wünschen würde.


    Die Sterbehilfe wiederum beinhaltet nicht das unterlassen der künstlichen Verlängerung eines Lebens, sondern die mehr oder weniger aktive Beendigung oder zumindest Verkürzung eines Lebens. (Ich weiß nicht, ob das juristisch korrekt formulert ist.) Das ist für mich ein wichtiger Unterschied. Denn hier handelt es sich z. B. um eine Patientin, die schwer Krebskrank ist und Schmerzen leidet o. ä. Ich behaupte mal, dass es recht üblich ist und wohl auch kaum strafbar, in den letzten Stunden eines Lebens, die Schmerzmitteldosis derart zu erhöhen, dass sicher eine Schmerzfreiheit erreicht wird, auch unter Inkaufnahme der Lebensverkürzung. Jedenfalls möchte ich mal den Richter sehen, der tatsächlich von einem Arzt verlangt, er hätte, um die letzten 5 Stunden des Lebens nicht zu gefährden, die Schmerzmitteldosis entsprechend zu wählen, auch unter Inkaufnahme beträchtlicher Schmerzen.


    Natürlich gibt es - kompliziertere - Übergangsfälle zum nächsten Beispiel.


    Eine gänzlich andere Situation ist es doch, wenn man so weit noch gar nicht ist, stellen wir uns eine Aidskranke vor, die in einem Fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung ist, sicher nicht geheilt werden kann, man davon ausgeht, dass das Leben in den nächsten Monten oder Wochen zu Ende geht, die derzeit relativ Schmerzfrei ist und die denoch dieses Leben nicht mehr möchte, keine psychiatrische Unterstützung will und statt dessen das Ende ihres Lebens wünscht, oder ein pfelegebürftiger bettlägeriger Mensch, der zwr noch Herr seiner Sinne ist, seine Leben aber in keiber Weise frei gestalten kann (das ist nicht so easy, wie manche denken, da kann man nicht gerade mal Lust auf dieses oder jenes haben, da muss man erst auf sich aufmerksam machen, dann warten, dass jemand kommt und den Wunsch entgegen nimmt und dann hoffen, das der erfüllt wird... mitunter kann es schon nervig sein, die richtige Liege-/Sitzposition zu finden: ich drehe mich im Zweifel 20 mal im Stuhl hin und her, ein Gelähmter wird spätestens nach dem 4x klingeln in 10 Minten eine klare Ansage der Pflegeperson bekommen) - da wird die Sache wieder relativ kompliziert. Dennoch, und das ist das Thema die Diskussion der letzten Jahre sicher vornehmlich, ist die Frage, ob eine Gesellschaft es jemandem verwehren kann (oder sollte), der in einer solchen Situation den Freitod wählt, bzw. ob man die Möglichkeiten dazu anbietet. Den egal, welche interessanten heroischen Äußerungen ich hierzu schon gehört habe, dass man schon selber dafür sorgen werde, ist es im Zweifellsfall doch gar nicht so einfach, den eigenen Tod sicher herbei zu führen und viele schrecken dann aus Angst vor Schmerzen oder einem Überleben mit Folgen zurück und oftmals sind Menschen auch doch nicht dazu in der Lage - was soll ein bettlägeriger Mensch, der hilfsbedürftig ist tun? Er wäre auch hierbei auf die Hilfe anderer zwangsläufig angewiesen. Und hier muss ich Stellung beziehen, als Bürgerm als Buddhist, als Angehöriger, als jemand, der von einem anderen gebeten wird: Hilf mir, lass mich sterben aka "Töte mich, weil ich .... einfach nicht mehr ertragen kann". Dann steht man da und muss ich überlegen: will, kann ich diesen Menschen töten, was würde ich wollen, wenn ich diese unmenschlichen Schmerzen hätte (nicht immer sind die wirklich zu bekämpfen, trotz allen Mitteln), oder dieses als unwürdig empfundene Dasein hätte.


    Und sage keiner, das könne man schon aushalten (kann sein, das es geht, aber nicht immer ist es für einen Betroffenen machbar). Ein Vorschlag: wer von Euch hatte schon einmal Zahnschmerzen, richtige Zahnschmerzen. Stellt Euch vor, diese Schmerzen wäre da, dauernd, über Wochen... oder würden immer wieder auftreten, wenn ihr sprecht, bei einem Lufthauch... beim Essen .....


    Nun die Frage nach dem Karma. Ich weiß nicht, in wie weit schlechtes Karma entstehen kann, wenn jemand getötet wird, der unendlich Schmerzen leidet, die nicht zu reduzieren sind, wenn dieser selbst es wünscht. Natürlich stellt sich die Frage, ob man dieser Person unter dem Aspekt auf weitere Leben wirklich hilft. Aber ich finde das nicht relevant, denn wie genau sich Wiedergeburt abspielt, das werden die wenigsten von uns vollständig verstanden haben - wir spekuliere also. Eine anderen Menschen, der nicht mehr zu retten ist in diesem Leben, leiden zu lassen, aufgrund von Spekulationen, wenn dieser selöbst den Tod wünscht in so einer Situation (unheilbar, Leiden nicht linderbar, unfassbare Schmerzen...), weiß ich nicht, ob es vertretbar ist, es zu verweigern.


    Ganz anders bewerte ich im Übrigen die karmischen Wirkungen von Soldaten oder kämpfenden Priestermönchen.... da geht es i. d. Regel - wenn nicht gerade eine unmittelbare, konkrete Gewalttat geschieht (Notwehr) um ganz andere Dinge und in der Regel bestehen auch ganz andere Lösungsmöglichkeiten.


    Nun, ich habe viel zu weit ausgeholt. Vielleicht habe ich mich auch in Vielem nicht klar genug ausgedrückt. Das Thema ist weitläufig und ich habe einfach so drauf los geschrieben und hatte zu wenig Zeit, alles zu ordnen und richtig zu arrangieren, um einen gut lesbaren Text mit klarer Argumentation zu erstellen. Entschuldigt.


    Gassho

  • heutesitzich:


    Nun, ich habe viel zu weit ausgeholt. Vielleicht habe ich mich auch in Vielem nicht klar genug ausgedrückt. Das Thema ist weitläufig und ich habe einfach so drauf los geschrieben und hatte zu wenig Zeit, alles zu ordnen und richtig zu arrangieren, um einen gut lesbaren Text mit klarer Argumentation zu erstellen. Entschuldigt.


    Macht ja nichts, vielleicht hast du mal Zeit alles noch detaillierter auszuführen !


    mukti ;)

  • heutesitzich:

    Ich finde, ein großer Teil der Antworten geht am Problem vorbei.



    Dem Themenstarter ging es ja erst einmal darum, wie man bei einem tödlich verletzen Tier handelt.
    ............
    Gassho


    kofiX:

    ...Wie steht der buddhismus zur aktiven Sterbehilfe bei Tieren und Menschen?...

  • Ich bin der Meinung, dass Menschen selbst entscheiden sollten ob sie sterben wollen oder nicht. Es ist eine Entscheidung von vielen im Leben und jede zieht Karma mit sich, in welcher Art auch immer. Tiere können das nicht selbst entscheiden, ich glaube aber nicht, dass ein Tier schlechtes Karma abbaut indem es einige Minuten oder Tage länger Schmerzen erleidet. Ich hatte auch schon verschiedene Haustiere, einige konnten ohne Schmerzen in den Tod gehen und andere sind eingeschläfert worden und ein Hund ist nach längerem Leiden wieder gesund geworden. Die richtige Entscheidung zu treffen ist meiner Meinung nach nicht so einfach.


    Ich bin auch der Meinung, dass schlechtes Karma entstehen kann, wenn man ein Tier tötet, unabhängig davon ob es Schmerzen hat oder nicht oder ob es Überlebenschancen hat oder nicht. Einem leidenden Tier beim Sterben zuzusehen und nichts zu tun kann auch schlechtes Karma erzeugen und ignorieren halte ich erst recht nicht für den richtigen Weg. Wenn man bereit ist, das potentiell schlechte Karma auf sich zu nehmen und das Tier zu töten, zum Wohl des Tieres oder zum Wohl anderer fühlender Wesen, dann ist das meiner Meinung nach die richtige Entscheidung. Wenn man es tut, weil man selbst keine Lust hat das Leiden vom Tier zu ertragen, dann ist es meiner Meinung nach die falsche Entscheidung.


    Kaffee48:

    Wenn man jetzt dem Tier das Leiden verkürzt nimmt man ihm auch die Chance mehr schlechtes Karma abzubauen.


    Müsste man bei dieser Begründung nicht konsequenterweise auch versuchen jedes Leben so lange irgendwie möglich zu verlängern, ohne Rücksicht auf Schmerz, Krankheit, Gebrechlichkeit und wenn möglich auch als Komapatient? Es wäre ja immer noch möglich, dass schlechtes Karma abgebaut werden könnte...

  • Aiko:


    Auch hat es mit Buddhismus nichts zu tun, wenn man glaubt, man könne einen anderen von seinem Leiden erlösen.


    Ich denke, daß Ji`un Ken dies auf Grund seiner beruflichen Kenntnisse sagt und bestimmt nicht leichtfertig. Bevor Du jetzt mit Dogmen kommst...
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • crazy-dragon:
    Aiko:


    Auch hat es mit Buddhismus nichts zu tun, wenn man glaubt, man könne einen anderen von seinem Leiden erlösen.


    Ich denke, daß Ji`un Ken dies auf Grund seiner beruflichen Kenntnisse sagt und bestimmt nicht leichtfertig. Bevor Du jetzt mit Dogmen kommst...
    _()_c.d.


    Ich hätte garnicht die Gelegenheit dazu - und komme daher auch nicht auf die Frage. Und - mir fehlen schlicht weg die Waffen :grinsen: deshalb wäre ich auf Leute mit "beruflichen Kenntnissen" auf diesem Gebiet angewiesen.