Umgang mit Gewalt

  • abel:

    ... und ist doch mein Vater, den ich irgendwie liebe und ich verzeihe ihm immer wieder und immer wieder macht er mich total sauer und wütend. Auf Dauer zermürbt mich das und ich frage mich wie geht Ihr mit solchen Situationen um....


    Häufig wächst das Verständnis mit der Entfernung. :)



    Ich weiß nicht, in wie weit dein Vater schon von einem gewissen Altersstarrsinn geplagt ist. Und ich weiß auch nicht, wie groß dein Beitrag zu der Situation ist.


    Also kann ich dir auch nicht sagen, was du tun sollst.


    Ich kann dir höchstens sagen, was ich im Umgang mit meinem Vater getan habe.
    Ich habe unseren Kontakt auf ein Minimum beschränkt. Hatten wir Kontakt, habe ich Reizthemen vermieden. Fühlte ich mich falsch behandelt, habe ich es gesagt. Hat das nichts genutzt, bin ich gegangen.


    Du schreibst, ignorieren geht nicht. Was spricht aus deiner Sicht dagegen?

  • Ji'un Ken:

    Also kann ich dir auch nicht sagen, was du tun sollst.
    Ich kann dir höchstens sagen, was ich im Umgang mit meinem Vater getan habe


    Dem schliesse ich mich an.
    Auch ich habe meinen Kontakt auf ein Minimum beschränkt.
    Irgendwann stellte ich fest, dass mein Vater sein Handeln nicht unter Kontrolle hat.
    Mir wurde klar, dass er nicht absichtlich "böse ist", und dass er unter seinem eigenen Handeln (indirekt) leidet: er ist mehr und mehr isoliert.


    Sein Leiden tritt für mich immer mehr in den Vordergrund.
    Dennoch ist jeder Besuch für mich erschöpfend.


    Wie geht "ignorieren", so dass es keine Kraft kostet und nicht aggressiv ist?
    Ich weiß es nicht.

  • Mir hilft es
    a) die Situation immer tiefer zu verstehen. Nicht nur auf einer oberflächlichen Ebene, aber erstmal auch da. Denn ist das tiefe Verständnis gegeben, kann ich erkennen, dass das negative Verhalten des anderen kaum was mit mir zu tun hat. Das entzieht meiner Wut die Grundlage, weil ich mich nicht mehr verteidigen muss.
    b) Tritt meine Wut erstmal auf, dann ist sie kaum noch zu stoppen. Notfallmittel ist also Rückzug. Bevor ich dem anderen sonst was an den Kopf klatsche, ist der Rückzug vergleichsweise harmlos. Er ist selten so verletzend wie die Offensive.
    c) Die Ursache für meine Wut liegt in mir. Ich kann ja alles mögliche missbilligen, nicht einverstanden sein oder ungerecht finden. Aber warum macht es wütend? Wut ist keine von außen erbrachte notwendige Reaktion, es ist ein innerer Vorgang. Auch dieser kann und sollte analysiert werden. Und auch hier führt tieferes Verständnis zu der Erkenntnis, dass nun in diesem Fall der andere nichts dafür kann. Also vergleichbar, nur umgekehrt, wie bei a).


    Analyse hat also meist die Erkenntnis zur Folge, dass die Ursache des Auslösens von Ärger, meist in getäuschten Eckdaten liegt. ("Er will mich nur kleinhalten." - "Das Kind ist verantwortungslos"... Etc pp oder was auch immer.)


    Kurzfassung: Rückzug, Deeskalation, Analyse, evtl. ein friedliches Gespräch suchen oder, wenn das nie und immer möglich ist: akzeptieren. Es wird schon seine Gründe haben, warum es nicht funktioniert. (Karma?)


    So hab ich mit Trial und Error für mich herausgefunden. In zwei Jahren werden vielleicht wieder neue Schlüsse hinzu gekommen sein. Man laviert sich so durch wie ein Seiltänzer.


    Das Gegenmittel zu Wut ist Geduld, und die entsteht aus Verständnis und Übung. Deshalb kann man jede Geduldsübung als Sparringspartner betrachten. Aus jeder bestandenen Geduldsübung geht man gestärkt hervor. Aus jeder vermasselten Geduldsübung kann man was lernen.
    Und die natürliche Bewegungsrichtung beim Üben ist vom Einfachen zum Schwierigen. Jeder Übende fängt mit kleinen Fingerübungen an und spart die schwersten Etüden für später auf.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Hallo Abel,
    Ich kann nicht aus eigener Erfahrung sprechen, weil ich sehr liebevolle Eltern hatte und diese leider schon mehr als 30 Jahre tot sind.
    Aber ich würde es in jedem Falle so wie Ji'un Ken halten.


    Du musst nicht ewig, weil es Dein Vater ist, die Opferrolle "weiterspielen". Werde zum Täter, indem Du Dich zurückziehst und ganz bewusst zurückhältst. Wut ist ein Hinweis auf nicht gelebte Trauer, auf ein Gefühl der Ohnmacht und Verzweiflung. Warum solltest Du Dich dem immer wieder aussetzen?


    Auch die von LL vorgeschlagene Analyse wird vielleicht tiefer, wenn Du Dich zurückziehst und in der Stille darüber reflektierst und meditierst.


    _()_ Monika


    PS: Ist das Dein richtiger Name oder hast Du ihn bewusst gewählt?

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo Abel,


    in Teilen kann ich es sehr gut nachvollziehen.


    Fast niemand kann einen so sehr verletzen wie die Eltern und von fast niemandem wünschen wir uns so sehr Anerkennung und Liebe.


    Ich sage mir, dass er/sie gefangen ist in ihrer kleinen zurecht gezimmerten Welt, ein Sklave seiner/ihrer selbst.


    Er/sie kann dem nicht entkommen, er/sie wird immer der/die selbe sein, hat seine/ihre Chance wirklich zu leben und den Wert des Lebens zu erkennen, nie ergreifen können.


    Ich denke nicht daran, was sie alles durchgemacht haben (Kriegsgefangenschaft/Hunger/Leid), denn es gibt für so ein Verhalten einfach keine Rechtfertigung.
    Ich hingegen habe die Gelegenheit durch genau desjeneigen Wirken, mich zu verändern und daran zu wachsen.


    So entwickel ich gelebtes und wahrhaft empfundenes Mitgefühl und sogar Dankbarkeit. Denn hätten sie sich nicht so verhalten, hätte ich nicht all das Leid durchgemacht und ich hätte keine Gelegenheit gehabt, daran zu reifen und zu wachsen.


    Seitdem ich diesen Betrachtungspunkt einnehme, gelingt es mir besser, mit ähnlichen Geschichten klar zu kommen.


    Meditation, räumlicher Abstand und -wie vorher schon gesagt- vermeiden von Reizthemen, helfen sicher.


    Wenn es brenzlig wird, lenke ich das Thema um, "so ein Wetter" :)


    Sollte darauf bestanden werden, bin ich weg. Punkt.


    Ich habe vor langer Zeit erkannt, dass es keine Einsicht gibt und die Konsequenz gezogen. Nur weil jemand genetisch mit mir verwandt ist und einen wichtigen Teil meines Lebens beeinflusst hat, muss ich mich nicht dem für den Rest meines Lebens unterwerfen.


    Das bedeutet nicht, dass man die "moralischen" Verpflichtungen nicht einhalten sollte.


    Aber ich bin mir inzwischen zu wichtig, um den Balast weiterhin mit mir zu schleppen und darunter zu leiden.


    Und es ist auch nicht zu hoffen auf ergreifenden Szenen am Sterbebett, wie uns immer weissgemacht wird, es gibt in vielen Fällen keine "Einsicht im Angesicht des Todes".


    Eines Tages bleiben wir mit vielen ungesagten DIngen und Erinnerungen aller Art alleine zurück, aber nur wir selbst haben die Möglichkeit zu bestimmen, in wie weit wir es erlauben, dass sie Einfluss auf uns haben.

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

    • Offizieller Beitrag

    Mir fällt leider auch nichts ein. Gerade wenn sich ein Konflikt lebenlang einspielt, ist er oft so festgefahren, dass immer die gleichen Verhaltensmuster und Argumente auftauchen. So ist dein Vater der Agressive, und du der Vernünftige der zur Besonnenheit mahnt.


    Mir geht ein Artikel, den ich neulich gelesen habe nicht aus dem Kopf, in dem israelische Psychologen die Wirkung von "paradoxen Denken" im Nahostkonflikt untersucht haben. Der Grundidee ist wohl die, dass wenn man sich selber auf die versöhnliche Mitte stellt, der andere die radikale Position besetzt. Während er, wen man selber die radikale Position ins absurde treibt, er womöglich in Richtung Mitte geht. Ich frage mich, ob dieser Denkansatz des paradoxen Denkens" , wenn er für extremistische Starrköpfe im nahen Osten funtiontiert, auch sonst anwendbar ist. Aber ich bin ja kein Psychologe und habe von sowas keine Ahnung.


    Ich fände es sehr ironisch, wenn eine buddhitische, leicht harmoniesüchtige Position (ja keine Zorn, keine Agression, kein negativer Gedanke) beim anderen gar zur Verstärkung der agressiven Herangehensweise führen könnte?


    Hier der Artikel:


      Wie vermittelt man in einem heftigen Konflikt zwischen beiden Parteien? Konventionelle Ansätze beruhen darauf, den Kontrahenten die Sichtweise der Gegenseite zu erläutern und Verständnis für deren Position zu wecken. Doch diese Mediation kann Widerstand wecken und die eigene Meinung verhärten.


      Israelische Psychologen setzen stattdessen darauf, bei Gegnern ihre eigenen Argumente ins Irrationale zu überspitzen.

      Paradoxes Denken erschüttert feste Meinungen


    Das ist jetzt kein qualifizierter Rat sondern nur eine Anregung für ein Beispiel, wo positives erzielt wurde, indem man versuchte, paradox zu denken.

  • abel:

    Hallo,


    auf Anfrage möchte ich noch hinzufügen, dass ich bereits Mitte 40 bin und mein Vater Mitte 70. Also ich bin kein Kind mehr und er ist nicht senil oder so etwas. In letzter Zeit habe ich einfach mehr mit ihm zu tun gehabt und es ist mir so schwer gefallen. Habe da gemerkt, wie weit ich von Gleichmut entfernt bin und konnte das oben beschrieben Dilemma bisher nicht alleine lösen.


    Danke Euch nochmal für etwaige Antworten! Abel


    Hallo Abel.
    Und Kain blieb in dem Land Not.
    Mein Weg war da sehr radikal, ich hatte aber jemanden gefunden den ich und der mich bedingungslos liebt.
    Ich habe mich ganz von meiner Familie getrennt. Ich habe keinen Kontakt mehr und ich verweigere mich auch jeder Kontaktaufnahme.
    Jeder der Verwandten kann mich ansprechen doch wenn es auf der Familienschiene geschieht mache ich sofort zu.
    Das tut wohl kurz weh aber es ist gut für mein Leben. Mein Leben ist mir sehr wichtig und das der Menschen die mich bedingungslos lieben.
    Ich habe gelernt das ich keine Schuld habe! Ich wollte nur leben und das hat mir meine Familie verweigert also habe ich die Menschen verlassen auf die ich mich nicht verlassen kann.
    Das ist ein Beispiel für Dich das es geht, das es nicht undenkbar, unlebbar ist. Ich bin nicht mehr dafür zuständig das es meiner Familie gut geht, dadurch das sie mich erniedrigen können.
    Auch Egoismus ohne Hass, Gier, glauben Wollen, muss gelernt werden!
    Liebe Grüße
    Helmut

  • abel:


    Jeder Zorn, jede Aggression und jeder negative Gedanke fällt laut Gesetz des Karmas auf mich zurück und doch, wie soll ich damit umgehen wenn mein Vater mich mit seinen unvermittelten Attacken zur Weissglut treibt? Früher hat er uns als Kinder immer beschimpft und geschlagen. Heute verlegt er sich aufs Schimpfen und Schlechtmachen und ist doch mein Vater, den ich irgendwie liebe und ich verzeihe ihm immer wieder und immer wieder macht er mich total sauer und wütend. Auf Dauer zermürbt mich das und ich frage mich wie geht Ihr mit solchen Situationen um.


    Einfach ignorieren geht nicht, Verständnis entwickelt habe ich schon- hilft jedoch nicht im konkreten Fall wenn man angemeckert wird dass einem die Luft weg bleibt, freche Antworten nützen nichts weil diese zu noch mehr aggressiven Verstrickungen führen.


    Den Vorgang beobachten - emotionsgeladene Klänge/Begriffe treffen auf das Ohr, werden im Geist bewusst und lassen Gefühle aufsteigen. Dann ergreift man es nicht und es geht einfach nur durch. Insofern ist der Vater ein guter Lehrer, er zwingt zum Üben von Achtsamkeit. In Metta kann man sich auch üben: http://www.palikanon.com/majjhima/m021n.htm


    Ansonsten würde ich auch sagen, wenn nichts Wichtiges anliegt, muss man ja nicht immer Kontakt haben. Und die Eltern trotz allem zu achten habe ich mir auch zum Prinzip gemacht. Jetzt sind sie tot und alles ist vorbei. Alles geht vorüber.


    Schöne Grüße,
    mukti

  • void


    Die "radikale" Position kann auch die sein, dass man fest mit beiden Beinen seine Position behauptet, und auf diese Art Stärke demonstriert.


    Man ist als Kind schwach gewesen, und unter Umständen zeigt man unbewusst auch jetzt noch Schwäche, oder vielleicht Untergebenheit. Ähnlich einem Hund (bitte nicht falsch verstehen). Man ist da einfach konditioniert.


    Aus diesem Schema austreten, dem anderen klar machen, dass man nun nicht mehr der Untergebene/Unterlegene ist..


    Körpersprache, die Stimme, es gibt soviele Kleinikeiten die deinem Gegenüber Stärke bzw. Schwäche zeigen.
    Was davon kann man nun bewusst beeinflussen, vielleicht auch durch Schauspielrei kaschieren, und was ist schlicht Teil von dir, der sich nicht verbergen lässt.
    Da muss man sich selbst seiner Stärken und Schwächen bewusst sein, und natürlich auch seiner eigenen Wirkung auf andere.


    Net so einfach ;)

  • Zitat

    Die "radikale" Position kann auch die sein, dass man fest mit beiden Beinen seine Position behauptet, und auf diese Art Stärke demonstriert.


    hm...Puberttät? :lol:


    Zitat

    Ähnlich einem Hund (bitte nicht falsch verstehen). Man ist da einfach konditioniert.

    Ein Hund befindet sich in einem Abhängigkeitsverhältnis zu seinem Menschen (und meisstens ist es eher umgekehrt :roll: )


    Ein Kind befindet sich in einem ähnlichen Abhängigkeitsverhältnis.
    Als Erwachsener mag das Verhältnis nicht mehr materieller Natur sein, aber emotional ist es sicher noch (s. mein post vorher)


    Wie man damit umgeht kommt auf die Situation an. Oft ist keine Einsicht möglich, da mag man stundenlang reden und Tränchen vergiessen und am Ende sehen, dass der eigene Standpunkt vielleicht erkannt wird aber nicht geduldet oder gar akzeptiert.


    Der radikale Schritt, der hier angesprochen wurde, lässt die Wunden nicht heilen. Man entfernt sich aus der Leidsituation, aber die Wunde kann nicht heilen, solange man für sich selbst keinen gütigen Abschluss findet, wird es immer an uns nagen, mal mehr, mal weniger.

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

  • In meinem Arbeitsalltag habe ich mal die Erfahrung gemacht, dass mir mein Kollege, der mir gegenüber saß, Gewalt angedroht hat.
    Die Vorgesetzten waren überfordert und haben erst gar nichts gemacht.
    Die Folge war "eisiges Schweigen" im Büro, das insbesondere für die dritte Kollegin, die auch im Zimmer war, eine Belastung war.
    Erst als die Vorgesetzte merkten, dass wir nicht mehr "produktiv" waren wie vorher, wurde der eine Kollege in ein Einzelzimmer verbannt.
    Ich hatte noch nicht viel Erfahrungen mit buddhistischer Meditation. Aber ich kannte die Meta Praxis, liebende Güte.
    Diese wandte ich an und wurde mit der Zeit ihm gegenüber weicher. Irgendwann merkte ich, dass seine "Härte" sich nicht nur
    mir gegenüber äußerte, sondern dass er mit fast jedem Kollegen in irgendeiner Form aggressiv umging, da er "nicht wusste
    wer sein Feind und wer sein Freund" war. Wenn man sich seine Umgebung so einteilt...... Es dauerte etwas aber irgendwann war das Verhältnis wieder
    auf einem normalen (neutralen) Niveau. Die Praxis der liebende Güte und Mitgefühl hat mir geholfen, meine harte Sichtweise ihm gegenüber zu relativieren.

  • @Frank1


    Was meinst du genau mit "karmisch falsch"?


    Mir geht´s darum dem "Schema F" zu entfliehen. Die Rollenverteilung scheint doch eindeutig.
    Die eine Person glaubt Macht zu haben gegnüber der anderen Person.
    Und das sollte nicht so sein...


    Wende ich selbt "Gewalt" an, in welcher Form auch immer, bin ich nicht besser, und drehe nur die Pole.


    Die Gewalt sollte an mir abperlen, keine Wirkung auf mich zeigen..
    Wie hieß es so schön, vorbeiziehen wie die Wolken?


    Und das kann ich nur mit festem Stand. Nicht durch Dickköpfigkeit meinen Willen durchsetzen, sondern dadurch, dass der andere mich anerkennt, mich als gleichberechtigt erachtet. Wende ich Gewalt an, werde ich selbst zur Gefahr. Erkennt der Gewaltanwender, dass er zu schwach ist um mir zu schaden, gibt er auf, resigniert, ohne das ich aktiv werden muss.


  • Wie meinst Du das, dass die Gewalttätigkeit auf dich zurückfällt? Fühlst Du dich verantwortlich für die Gewalttötigkeit Deines Vaters? Das ist ein häufiges Missverständnis im Buddhimus. Ich habe tatsächlich auch schon Buddhisten getrffen, die der Meinung waren Juden seien selbst Schuld an ihrer Verfolgung, das sie ihr Karma. Ich habe mich mit einem Buddhismuswissenschaftkler und einem Zenmeister darüber unterhalten, aus ihrer Sicht haben die Juden nicht unter ihrem Karma , sondern unter dem schlechten Karma der Nationalsozialisten gelitten. Und genaus ist es bei Dir. Du leidest unter dem schlechten Karma von Deinem Vater. Indem Du Deinem Vater immer und immer wieder verzeihst, hat er keinen Anlass sein Karma zu verbessern. Grenze dich ab, lasse ihn auflaufen und er muss selber Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Die andere Seite ist, dass es in Dir auch eine Bereitschaft geben muss, dich verletzen zu lassen. Um diese Bereitschaft kannst Du dich kümmern. Nimm den kleinen Jungen in Dir an die Hand und kümmere dich um deine alten seelischen Wunden, damit sie endlich heilen können und schütze deinen inneren Jungen vor weiteren Verletzungen, das bist Du ihm schuldig! Wie schon Losang Lamo schrieb ist Wut auch eine hervorragende Herauforderung Geduld zu üben. Ansonsten übe Achtsamkeit und Metta. Das wird Dir helfen, Deine Wut zu besänftigen und innerlich mit deinem Vater Frieden zu schließen. Liebende Güte kann aber auch bedeuten, mal deinem Vater harte Konsequenzen auf zu zeigen, das ändert nichts am Mitgefühl. Alles Gute! LG Prathiba

  • Ellviral:

    Wenn mir sowas passiert, dann habe ich mir das interpretieren abgewöhnt. Nach den ersten Betroffenheit und ansehen und bemerken des Ansehens, Lächel ich und bekomme sehr oft ein Lächeln zurück.


    Das find ich bemerkenswert. Und ja, in einem einfachen Lächeln kann so sehr viel enthalten sein, dass es die Wogen einer Situation durchaus glätten kann.
    Es ist ja ein menschliches Wesen, dem begegnet wird. In diesem Fall ein Mensch mit sichtbaren "Wunden". Zumindest am Körper. Trotzdem ein Mensch. Erstmal mehr nicht. Einen Menschen wie jeden anderen Menschen gleichen Mutes zu betrachten ist mit Sicherheit nicht einfach.
    In solch einer Situation ist oft Verwirrtheit, nicht wissen, wie sich zu verhalten und mehr. Betroffenheit ist auch oft da. Und warum? Aufgrund der eigenen Unzulänglichkeit auch solchen Situationen einfach gelassen gegenüberzutreten und dennoch Mit'Gefühl zuzulassen und Güte zeigen in Form eines Lächelns.
    Und es ist auch aber eher unbewusst gespürtes Mitgefühl, was dieses sich Unwohlfühlen auslöst eben durch das Mitfühlen beim Gegenüber. Und ein Gefühl der Hilflosigkeit und der Ohnmacht wegen dem fehlenden GleichMut.
    Den Menschen einfach als menschliches Wesen sehen, solange nicht nach Hilfe oder Unterstützung gefragt wird und es keinen anderen Anlass zum Handeln gibt.
    Mit den 4 Brahmaviharas durch die Wirrnisse und Untiefen des Alltags driften, ohne Scheuklappen aufsetzen zu müssen.
    Ich bin den anderen Wesen so nahe, wie ich es mir selber bin, oder? *metta*


    Ihr entwickelt jetzt und ebenso hofft es zu kontrollieren, die machtvollste Maschinerie in der Welt und zwar den menchlichen "Geist".
    Zen comes West v. Christmas Humphrey


  • Hallo Kleckse
    Das was mir meist im Weg steht sind meine Vorurteile, die das betreffen wie sich wohl der Andere fühlt. Diese Vorurteile sind manchmal nützlich und schützen vor unberechtigtem Eindringen. Doch wenn ich spüre das der andere sich nicht fühlt sondern nur ist dann verbiete ich mir alle Vorurteile, jetzt kommt erst das Durch was Mitgefühl ist, im Gegensatz zu Mitleid. Auf Mitgefühl reagiert jeder Mensch gleich mit Mitgefühl.
    Der Witz ist das es dann auch fast nichts mehr zu sagen gibt ein riesiges Gespräch in beiderseitigem Lächeln in wenigen Sekunden und vorbei. Danach kann wirklich über alles in vollkommener Offenheit gesprochen werden, meist wissen die Zuhörenden nichtmal worüber gesprochen wird, sie sind nicht eingeladen zu verstehen. :)
    _()_

  • Ellviral:


    Das was mir meist im Weg steht sind meine Vorurteile, die das betreffen wie sich wohl der Andere fühlt. Diese Vorurteile sind manchmal nützlich und schützen vor unberechtigtem Eindringen. Doch wenn ich spüre das der andere sich nicht fühlt sondern nur ist dann verbiete ich mir alle Vorurteile, jetzt kommt erst das Durch was Mitgefühl ist, im Gegensatz zu Mitleid. Auf Mitgefühl reagiert jeder Mensch gleich mit Mitgefühl.
    Der Witz ist das es dann auch fast nichts mehr zu sagen gibt ein riesiges Gespräch in beiderseitigem Lächeln in wenigen Sekunden und vorbei. Danach kann wirklich über alles in vollkommener Offenheit gesprochen werden, meist wissen die Zuhörenden nichtmal worüber gesprochen wird, sie sind nicht eingeladen zu verstehen. :)
    _()_


    Hallo Ellviral
    Grad das mit dem riesigen Gespräch in beiderseitigem Lächeln und das in wenigen Sekunden und dann vorbei. Ja, das kenn ich und es ist immer unbeschreiblich. Da geschieht soviel auf einmal, dass einfach annehmen richtig ist, ohne zu versuchen mehr draus zu machen oder festzuhalten.
    Sekundenbruchteile, die eine Tragweite, ein Geschehen sondergleichen in sich haben.


  • _()_:)

  • abel:

    ...... Aber Du irrst Dich glaube ich hier. Ich bin weder der Ansicht, dass die Juden an ihrer Verfolgung und am Holocaust selber schuld sind (wie kommst Du darauf???), noch habe ich eine innere Bereitschaft, mich verletzen zu lassen (woher willst Du das wissen???). Wie das mit dem Karma funktioniert weiss ich sicher nicht so genau, interessiert mich aber sehr.


    Buchtipp:
    http://www.buecher.de/shop/kar…/detail/prod_id/34285138/


    Das ist ein aus einem Vortrag entstandenes Buch, wo eben auch Nicht- oder Neubuddhisten in der Hörerschaft saßen.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Positiv oder negative Stimmungen, immer brav 3 Wörter gedanklich mit anhängen:
    "so wie ich"
    Er spinnt, so wie ich.
    Sie ist arrogant, so wie ich.
    Die sind vollkommen inkompetent, so wie ich.
    Er ist verärgert, so wie ich.
    Da hat Gewalt keinen Platz mehr.
    Alles ich - tschakka :)

  • abel:

    Ich bin weder der Ansicht, dass die Juden an ihrer Verfolgung und am Holocaust selber schuld sind


    Wenn Karma, dann bezieht Karma alles mit ein, ausnahmlos.
    Ansonsten müsste man Karma neu definieren - beim einen gibt es Karma, beim anderen nicht.


    Aber grundsätzlich wären erstmal die folgenden Fragen wichtig:
    Bist du dir sicher ?
    Hast du es selbst erlebt ?
    Versuch sie mal zu beantworten und lass dir Zeit damit.
    Spielt es sich eventuell nur in deinem Hirn ab ?
    Finds raus ;)

  • abel:

    Danke Klekse und Ellviral für Eure letzten Beiträge. Ich glaub aber ;) die gehören in einen anderen Thread, ging es doch um eine Begegnung in der S-Bahn...


    Danke prathiba für Deine Message. Aber Du irrst Dich glaube ich hier. Ich bin weder der Ansicht, dass die Juden an ihrer Verfolgung und am Holocaust selber schuld sind (wie kommst Du darauf???), noch habe ich eine innere Bereitschaft, mich verletzen zu lassen (woher willst Du das wissen???). Wie das mit dem Karma funktioniert weiss ich sicher nicht so genau, interessiert mich aber sehr.


    Sonntägliche Grüße! abel


    Wenn ich es so gesehen hätte das er zum anderen Thread gehört und nicht auch hier her, hätte ich nicht geantwortet.
    Es betrifft sehr direkt den Umgang mit Gewalt auch wenn es erst um Ecken erkennbar ist.
    _()_

  • Wenn es nicht Gewalt geht, geht es mit noch mehr Gewalt.
    Tja, das ist Logik. Oder etwas bildlicher ausgesprochen: "Töte alle und du bist ein Gott."


    Ich glaube es ist ein schwieriger Weg zu höchsten und stärksten Energie (Gewalt) zu werden um über allen und jedem zu erstrahlen.


    Daher ist es wohl rein logisch gesehen für dein Wesen besser keine Gewalt anzuwenden.
    Ansonsten wirst du immer nur den Kürzeren ziehen, denn Gewalt erzeugt Gegengewalt.

    Der Zen-Buddhismus greift die Lehren des Buddha auf um sie dann wider zu verwerfen.
    Für einen Schüler ist der lehrreichste Meister er selbst.
    "Ich bin der Geist, dein Freund. Warum hälst du Ausschau nach jemand anderem?" ( Rumi, ein Sufi)


  • Das wirkt tatsächlich, denn so praktiziere ich es auch, wenn ich mal auf diesem dummen Tripp bin. Ich sag es allerdings kaum noch zu mir selbst, sondern es kommt seit Jahren automatisch.
    ALLES ICH.

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • yö, so kommt das Bewerten sofort zu einem zurück und es hebt sich auf :)
    Dauernd wiederholen, irgendwann ist es im Unterbewusstsein drin.