Habe das aus dem Thread "Reinheit und Anhaftung" hierher kopiert, denke es passt gut zum Thema:
accinca:Alles anzeigenmukti:
So ein etwas einschränkenden Satz ließt man ja manchmal.
Natürlich ist Leiden relativ, trotzdem, dadurch ist es aber auch
nicht ganz die ganze Wahrheit.
Das kommt daher, weil "Leben" mit Willen verbunden verstanden wird.
Man sagt ja auch: "solange ihn der "Lebenswille" noch nicht ganz verlassen hat,
ist er auch noch nicht tot."
Wille bedeutet aber etwas erlangen zu wollen, das es ohne diesen Willen
nicht geben würde und damit eine gewisse Unzufriedenheit.
Man kann auch sagen, je stärker der Wille, je unzufriedener.
Kann man überall in der Welt im kleinen wie im großen beobachten.
Und das wiederum bedeutet, das alles Leben auch Leiden ist und zwar
mehr oder weniger zu jedem Zeitpunkt, solange daran angehangen wird.
Daher ist, von der vollständigen Befreiung (vimutti) von weiteren
Leben und Sterben aus betrachtet, jedes Leben Leiden auch ohne
weitere akute zusätzliche Probleme die das Leiden natürlich noch verschlimmern.
Und die Illusion der Möglichkeit eines ewigen leidlosen Lebens ist damit auch als Wahn offenbar.
-
Vermutlich meinst du in dem Satz "Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll" würde das Wort "letztlich" die erste edle Wahrheit nicht vollständig wiedergeben. Weil das Leben von der vollständigen Befreiung aus betrachtet zu jeder Zeit leidvoll ist, weshalb es einfach heißen müsste: "Das Leben ist leidvoll" oder nur "Leben ist Leiden".
In D.22 steht:
ZitatWas sind aber, ihr Mönche, kurz gesagt, die fünf Daseinsgruppen für Leiden? Es ist da ein Stück Anhangen an der Form, ein Stück Anhangen am Gefühl, ein Stück Anhangen an der Wahrnehmung, ein Stück Anhangen an den Geistesobjekten, ein Stück Anhangen am Bewußtsein: das nennt man, ihr Mönche, kurz gesagt, die fünf Daseinsgruppen als Leiden.
Sind nun die Daseinsgruppen das Leiden oder nur die Anhaftung daran? Aufgrund von Angemehmen entsteht Begehren, und Begehren ist die Ursache von Leid:
ZitatWas ist aber, ihr Mönche, die heilige Wahrheit von der Leidensentwicklung? Es ist dieser Durst, der Wiederdasein säende, gnügensgierverbundene, bald da bald dort sich ergetzende,....
Dieser Durst nun aber, ihr Mönche, woraus entsteht der und entwickelt sich, wo sucht er sich einzunisten und setzt sich fest? Was in der Welt lieb erscheint, angenehm erscheint, daraus entsteht dieser Durst und entwickelt sich, da sucht er sich einzunisten und setzt sich fest. (D.22)
Demnach wären die Daseinsgruppen und somit das Leben mit seinen angenehmen und unangenehmen Erscheinungen nur Leiden wenn aufgrund des Angenehmen Begehren oder Durst entsteht, und aufgrund des Unangenehmen Hass oder Abneigung. Ohne Gier und Hass, die aus der Verblendung von "Ich und Mein" entstehen, wäre demnach das Leben nicht Leiden. Ohne Wunsch bzw. Durst besteht aber auch kein Grund für weiteres Leben, es wäre dann mit dem leiblichen Tod zu Ende.