Frage nach Gleichnis, bzw. Begebenheit (Buddha-Belehrung)

  • Liebe Experten,


    ich habe zunächst überlegt, ob ich dieses Thema lieber in den allgemeinen Bereich setze, dachte dann aber, dass die Theravadins sich oft mit den Schriften gut auskennen und wählte daher den Bereich Theravada.

    Ich suche nach einem Gleichnis bzw. einer Geschichte, als Belehrung durch den Buddha oder einen seiner Jünger, in der der Mord an einem potentiellen Mörder an Bord eines Schiffes gerechtfertigt wird. Diese Geschichte habe ich nur noch vage in Erinnerung. Ungefähr so, dass dieser Mann plante, so war die Ahnung, die Besatzung umzubringen, und man ihm daher zuvorkommen und ihn zuerst umbringen musste, bevor er sich an die Besatzung heranmachte, weil es besser ist, dass ein Mensch umkommt anstatt sehr viele.

    Mit anderen Worten, lieber das kleinere Übel wählen als warten, bis ein Massenmord umgesetzt wird.


    Kann mir da jemand weiterhelfen?

    Am liebsten wäre es mir, wenn mir jemand einen Link präsentieren würde, um die Geschichte direkt aufrufen zu können.


    Vielen Dank im Voraus! :)


    Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ich kenne den Fall nicht. Habe so etwas auch noch nie im Palikanon gelesen und halte das auch für fragwürdig. Es widerspricht grundsätzlich dem achtfachen Pfad. Ich halte es für unmöglich, dass der Buddha so etwas für gut heißen würde.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Eine Geschichte die lange nach dem Buddha entstanden ist.

    Upyakaualyasutra


    Es gibt ein paar englische Quellen dazu. Sofern ich mich noch richtig erinnere, ist diese Geschichte aus zwei oder drei anderen Geschichten zusammengebastelt worden .


    Sehr fragwürdig...




    LG Martin

  • Bewerten oder Urteilen Deiner Anfrage steht mir nicht zu.


    Von so einem Gleichnis des Buddhas habe ich nicht gehört.


    Mir sind die Erklärungen des Buddhas zu Opfern, genauer zu Todesopfern aus den ältesten Schriften bekannt.

    Doch das ist ja nicht Deine Frage.


    Mögen wir alle glücklich sein

    In Metta🙏

  • Ich kenne das Gleichnis auch nicht im Theravada, das würde auch dem Geist Buddhas widersprechen, denn dann hätte er auch Angulimano nicht als Mönch aufnehmen dürfen, der ja schon viele Menschen umgebracht hatte, aber er hat ihn erstmal durch seine Art wie er vor ihm gegangen ist und seine Antwort, dass er schon längst steht im Gegensatz zu Angulimano , belehrt und dann als Mönch aufgenommen.

    "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das hat für mich kein Selbst"

  • Amdap ,


    ich kenne das Gleichnis auch. Wir haben darüber oftmals im Studium im Zusammenhang mit dem Bodhisattvapfad gesprochen. Aufgrund der bisherigen Antworten gehen ich mal davon aus, dass es nicht im Pali- sondern im Sanskritkanon überliefert ist. Eine Quelle konnte ich bisher nicht ausfindig machen.


    Vielleicht kommst du ja über die Suchfunktion in dem Berzin-Archiv weiter. Ich komme aufgrund technischer Schwierigkeiten nicht auf die Website studybuddism und konnte dort nicht suchen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Das sind ja schon viele Antworten nach so kurzer Zeit!

    Ja, im Berzin-Archiv könnte ich mal suchen. Aber, Helmut, welches Stichwort sollte ich da wählen? Und ich dachte wirklich, es sei hilfreich, wenn ich das hier im Theravada-Bereich eingebe, doch da scheine ich mich geirrt zu haben. Auch entschuldige ich mich für meinen umständlichen Themen-Titel, aber mir fiel nichts Besseres ein.

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    Epiktet

  • Ich kenne das Gleichnis auch nicht im Theravada, das würde auch dem Geist Buddhas widersprechen, denn dann hätte er auch Angulimano nicht als Mönch aufnehmen dürfen, der ja schon viele Menschen umgebracht hatte, aber er hat ihn erstmal durch seine Art wie er vor ihm gegangen ist und seine Antwort, dass er schon längst steht im Gegensatz zu Angulimano , belehrt und dann als Mönch aufgenommen.

    Kleine Korrektur: "Angulimala", wenn ich mich nicht irre.

    Wenn ich mich richtig erinnere, hat Angulimala sich aus jedem von ihm höchstpersönlich Ermordeten ein Fingerglied separiert und sich aus diesen Knöchelchen eine Mala gebastelt, deswegen Angulimala.

    Oder er wollte sich eine Mala basteln, und das letzte Fingerknöchelchen hat er nicht mehr geschafft, weil er dann bekehrt war.

    Seht Ihr, auch hier habe ich nur noch so eine ungenaue Erinnerung.

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  • Das sind ja schon viele Antworten nach so kurzer Zeit!

    Ja, im Berzin-Archiv könnte ich mal suchen. Aber, Helmut, welches Stichwort sollte ich da wählen?

    Ich würde mit dem Stichwort Juweleninsel anfangen, denn ich erinnere das Gleichnis so, dass 500 Kaufleute mit einem Schiff zu einer Juweleninsel fuhren, dort Reichtümer einsammelten und der Kapitän des Schiffes auf der Rückfahrt die Kaufleute töten wollte, um deren Reichtum an sich zu reißen und Buddha durchschaute die Absicht des Kapitäns und vereitelte dessen Plan indem er ihn tötete.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Hallo Amdap,

    ich das Thema in den allgemeinen Bereich verschoben.

    LG Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo Amdap,

    ich das Thema in den allgemeinen Bereich verschoben.

    LG Monika

    Ich leider noch nicht habe fertig! :rofl:

    Ich würde mit dem Stichwort Juweleninsel anfangen, denn ich erinnere das Gleichnis so, dass 500 Kaufleute mit einem Schiff zu einer Juweleninsel fuhren, dort Reichtümer einsammelten und der Kapitän des Schiffes auf der Rückfahrt die Kaufleute töten wollte, um deren Reichtum an sich zu reißen und Buddha durchschaute die Absicht des Kapitäns und vereitelte dessen Plan indem er ihn tötete.

    Hat leider nicht geklappt mit diesem Stichwort! :( Muss weiterforschen.....

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  • The Skill In Means by Mark Tatz

    Aus diesem Buch, auf dieser Seite gefunden:

    Venerable Yifa: Story of the Compassionate Ship's Captain

  • Quelle ist ein Jātaka (Gattungsbezeichnung für Erzählungen, was Buddha angeblich in früheren Leben getan haben soll), überliefert im Upāyakauśalya-jñānottara-bodhisattva-paripṛcchā oder kurz Upāyakauśalyasūtra (Thabs la mkhas pa’i mdo / Dasheng fangbian hui / Daijō hōben’e 大乘方便會‎). Im Taisho Tripitaka ist es als Teil des Ratnakūṭa Vaipulya (als 38. von 49 Sūtren) überliefert. Ein früher Mahāsāṃghika- / Mahāyāna-Text, 419 n.d.Z. ins Chinesische übersetzt. Zur tibetischen Version kann ich nichts weiter sagen, nur dass mir die Diskussion 'mitfühlender Gewalt' in Indien / Tibet einen höheren Stellenwert gehabt zu haben scheint als in Ostasien. Einen guten Einstieg in den Diskurs zum Thema (u.a. Asaṅga, Śāntideva, Candrakīrti, später Gampopa ...) gibt dieser Artikel von Stephen Jenkins im Journal of the International Association of Buddhist Studies 33,1-2.


    Ins Englische übersetzt wurde das Sutra von Mark Tatz, The Skill in Means (Upayakausalyasutra), Motilal Banarsidass 1994, ISBN: 8120809157. Die nachgefragte Passage:

    Zitat

    Dann wandte sich der Herr erneut an den Bodhisattva Jnanottara: "Sohn der Familie: Vor langer Zeit, lange vor dem So-Gekommenen, dem Würdigen, dem vollendeten Buddha Dipamkara, gab es einmal fünfhundert Kaufleute, die auf der Suche nach Reichtum auf die hohe See hinausfuhren. Unter ihnen befand sich ein Täter dunkler Taten, ein Täter böser Taten, ein in der Waffenkunst geübter Räuber, der an Bord des Schiffes gekommen war, um sie anzugreifen. Er dachte: "Ich werde alle diese Kaufleute töten, wenn sie ihr Ziel erreicht und getan haben, was sie vorhatten, alle Besitztümer nehmen und zum Jambu-Kontinent gehen." "Sohn der Familie", sagte er, "dann haben die Kaufleute ihr Ziel erreicht und machen sich auf den Heimweg. Kaum hatten sie das getan, da dachte der Betrüger: "Jetzt werde ich alle diese Kaufleute töten, ihren ganzen Besitz an mich nehmen und zum Jambu-Kontinent gehen. Die Zeit ist reif."


    Zur gleichen Zeit befand sich unter den Leuten an Bord ein Kapitän namens Großes Mitgefühl [Mahākāruṇika]. Während der Kapitän Großes Mitgefühl schlief, zeigten ihm die Gottheiten, die in diesem Ozean wohnten, in einem Traum: '''In der Gesellschaft dieses Schiffes befindet sich eine Person mit dem Namen so und so, von dieser und jener Art von Körperbau, von dieser und jener Art von Gewand, Komplex und Gestalt - ein bösartiger Räuber, ein Dieb des Eigentums anderer. Er denkt: "Ich werde alle diese Kaufleute töten, all ihren Besitz nehmen und zum Jambu-Kontinent gehen." Diese Kaufleute zu töten, würde ein gewaltiges böses Karma für diese Person erzeugen. Warum ist das so? Diese fünfhundert Kaufleute sind alle auf dem Weg zum höchsten, richtigen und vollständigen Erwachen; sie sind alle unumkehrbar vom Erwachen entfernt. Wenn er diese Bodhisattvas töten würde, würde der Fehler - das durch die Tat verursachte Hindernis - dazu führen, dass er so lange in den großen Höllen brennen würde, wie jeder dieser Bodhisattvas braucht, um nacheinander höchstes, rechtes und volles Erwachen zu erlangen. Deshalb, Hauptmann, überlege dir ein paar geschickte Mittel, um zu verhindern, dass diese Person die fünfhundert Kaufleute tötet und wegen der Tat in die großen Höllen kommt.


    "Sohn der Familie: Da erwachte der Hauptmann Großes Mitgefühl. Er überlegte, welche Mittel es geben könnte, um diese Person davon abzuhalten, die fünfhundert Kaufleute zu töten und in die großen Höllen zu fahren. Es vergingen sieben Tage mit einem Wind, der die Fahrt zum Jambu-Kontinent verhinderte. Während dieser sieben Tage ohne Wind war er tief in Gedanken versunken und sprach mit niemandem. Er dachte: "Es gibt kein anderes Mittel, als ihn zu töten, um zu verhindern, dass er die Händler tötet und in die großen Höllen fährt." Und er dachte: "Wenn ich den Kaufleuten davon berichte, werden sie ihn mit wütenden Gedanken töten und alle in die großen Höllen gehen. Und er dachte: "Wenn ich diesen Menschen töten würde, würde ich ebenfalls für hunderttausend Äonen in den großen Höllen brennen. Doch ich kann es ertragen, die Qualen der großen Höllen zu erfahren, damit dieser Mensch nicht diese fünfhundert Kaufleute tötet und so viel schlechtes Karma entwickelt. Ich werde diese Person selbst töten.


    Sohn der Familie: Dementsprechend beschützte der Hauptmann Großes Mitgefühl diese fünfhundert Kaufleute und bewahrte diese Person davor, in die großen Höllen zu kommen, indem er diese Person, die ein Räuber war, absichtlich mit einem Speer erstach und tötete, mit großem Mitgefühl und Geschick in den Mitteln. Und alle aus der Gesellschaft erreichten ihr Ziel und jeder ging in seine eigene Stadt.


    "Sohn der Familie. Zu jener Zeit, in jenem Leben, war ich kein anderer als der Hauptmann Großes Mitgefühl. Zweifle nicht an diesem Punkt. Die fünfhundert Kaufleute an Bord sind die fünfhundert Bodhisattvas, die in diesem glücksverheißenden Zeitalter das höchste, rechte und vollständige Erwachen verwirklichen sollen. Sohn der Familie: Für mich wurde Samsara für einhunderttausend Äonen wegen dieses Geschicks in den Mitteln und des großen Mitgefühls verkürzt. Und der Räuber starb, um in einer Welt des Paradieses wiedergeboren zu werden. Die fünfhundert Kaufleute an Bord sind die hundert zukünftigen Buddhas des glücksverheißenden Äons.


    "Sohn der Familie, was hältst du davon? Kann die Verkürzung von Geburt und Tod für einhunderttausend Äonen mit dieser Geschicklichkeit in den Mitteln und diesem großen Mitgefühl mit der Erkenntnis der Geschicklichkeit in den Mitteln als das Hindernis des Bodhisattvas betrachtet werden, das durch vergangene Taten verursacht wurde? Betrachten Sie es nicht auf diese Weise. Das sollte als sein eigenes Geschick in den Mitteln betrachtet werden."

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  • Vielen Dank Euch allen!

    Und da sieht man mal, wie verschwommen ich die zwei Geschichten noch in Erinnerung hatte.

    Außerdem hätte ich nicht gedacht, dass sie so lang sind.


    Ich will Euch nun erklären, wie ich auf meine Frage gekommen bin.

    Ich habe eine beste Freundin in Krakau, wir kennen uns schon über 40 Jahre. In Polen hat man sehr große Angst davor, dass Putin nun vollends ausrasten und zu Atomwaffen greifen wird. Die Polen haben eine andere Mentalität als wir, dort gibt es viele Leute, die sich extrem in die Kriegslage mit der Ukraine hineinsteigern und darum schon nicht mehr ruhig schlafen können, das kann man wirklich wörtlich verstehen.

    Nun kam meine Freundin auf den Gedanken: man müsste Putin ermorden.

    Ich antwortete ihr, dass es sehr schwierig sei, ihn zu ermorden, selbst wenn man ihn finden würde (er hat sich wohl jetzt im tiefsten Russland irgendwo versteckt). Man müsse mal bedenken, wie viele Attentate auf Hitler geplant und verübt wurden, die alle scheiterten (nachzulesen bei Wikipedia).

    Dabei fiel mir ein: da war doch mal was, diese Geschichte mit diesem potentiellen Mörder auf dem Schiff. Das war der Grund, warum ich hier in die Runde angefragt hatte.

    Nun sehe ich, dass diese Legende sehr lang ist. Meine Freundin ist zwar Spezialistin in Deutsch, da sie Deutsch an der Krakauer Uni unterrichtet, aber sie hat bestimmt nicht genug Zeit, sich diese - aus ihrer Sicht umständlich formulierte - Geschichte durchzulesen.

    Nun gut, ich werde mir wenigstens den Text speichern; auf jeden Fall kann man da immer noch etwas draus machen bzw. gemeinsam darüber sprechen. Wir treffen uns ja auch regelmäßig virtuell.


    Also nochmals vielen Dank Euch allen und ich wünsche Euch viel Kraft in diesen schwierigen Zeiten.

    Vielleicht können wir mal ein neues Thema eröffnen, z. B. wie man ukrainischen Flüchtlingen helfen kann.


    Amdap

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  • Angehängt ein paar Gedanken zu dieser Geschichte.


    Bezeichnend ist zunächst, dass es hier konkret um Nothilfe geht, nicht um Notwehr. Sodann: das Leisten dieser Nothilfe ist eine ganz persönliche Entscheidung - der Bodhisattva verzichtet bewusst darauf, den eigentlich Gefährdeten Anlass zu geben, sich selbst zu wehren. Er bedenkt schweigend sieben Tage lang die Situation, bis er sich dafür entscheidet, das kleinste Übel zur Lösung der Situation zu wählen - was bedeutet, das Übel (immerhin "hunderttausend Äonen in den großen Höllen brennen") auf sich selbst zu nehmen.


    So weit, so schön - wobei der Bodhisattva seine Beurteilung der Situation allerdings auf nicht mehr stützen kann als auf einen Traum. Ob nun Traum mit göttlichen Einflüsterungen oder religiöse Offenbarung - es hat schon immer Leute gegeben, die bereit waren, für ihre überirdischen Eingebungen auch zu töten. Also nix Neues oder Besonderes. Spassig natürlich die Wende am Schluss: die Ermordung des Verdächtigen bringt - Überraschung! - dem Bodhisattva nicht wie erwartet hunderttausend Äonen Strafe in den großen Höllen ein, sondern im Gegenteil eine Verkürzung der Wartezeit bis zum Nirvana um dieselbe Frist als Belohnung. Win-win!


    Machen wir uns doch nichts vor - das ist keine Argumentation, das ist Pfaffengeschwätz, das Töten von Menschen mit irgendwelchen Spitzfindigkeiten als "heilsam" rechtfertigen soll. Kennt man - ob das Töten nun als "gottgefällig" oder - wie hier - als "mitfühlend" verkauft wird, macht nicht wirklich einen Unterschied. Solche Lehren dienen der Akzeptanz seitens der politisch Mächtigen, die sich sonst Sorgen um die Wehrbereitschaft der Schäfchen dieser Pfaffen machen könnten. Halte du sie dumm, ich halte sie arm ... Dieses "Sutra" ist schlicht eine Pervertierung der Upāyakauśalya-Lehre des Lotossutra. Dort geht es darum, Wesen entsprechend den Bedingungen, unter denen sie existieren, auf verschiedene, angemessene Art zu lehren - nicht darum, sie abzumurxen.

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  • Liebe Amdap


    So möchte ich nur kurz folgende Info beisteuern die mir im Zusammenhang wichtig erscheint und hier noch nicht genannt wurde.


    Bei den Jātakam handelt es sich um Wiedergeburtsgeschichten die einer Form als festes Gerüst gemeint, entsprechen,

    entsprechen müssen.

    Diese Form besteht zb aus fünf Teilen.


    Ist diese Form nicht eingehalten muss von einem Märchen, einer ausgedachten ungeprüften Fabel ausgegangen werden die nicht in Zusammenhang mit dem Ehr.Buddha gebracht werden konnte.


    In Metta🙏


  • Mir erscheinen die Geschichten im Jātakam wie Erzählungen am Lagerfeuer. Eine wirkliche Situation, etwas das die anwesenden Menschen interessiert wird in eine Geschichte aus vergangenen Zeiten verpackt.

    Eben wie Märchen die Kindern helfen sich mit dem Gedanken machen und entscheiden wie sie sich verhalten können.


    Als Erwachsene helfen sie sich an eigene Erfahrungen zu erinnern und ihre Entscheidungen und Handlungen anhand vorn scheinbar nicht mehr Realem zu analysieren. Da sind sie Musterkoffer für unbedachte Möglichkeiten.

    Es gibt so einiges in den Jātakam das mir geholfen hat geweitet zu denken. Mitfühlender zu werden, kommunizieren mit meinen Erfahrungen ohne die Geschichten als wirkliche Ereignis zu verwenden.

  • Bist ja ein richtiger Romantiker.😎


    Bei mir ist es das Gegenteil.

    Märchen und Erzählungen hatte ich schon in meiner Kindheit nicht zur Verfügung.


    Möglicherweise war das Erleben von Leben bisher ausreichend um einen Unterschied zu erfahren.


    Mögen wir alle glücklich sein

    In Metta🙏

  • Es gibt so einiges in den Jātakam das mir geholfen hat geweitet zu denken. Mitfühlender zu werden, kommunizieren mit meinen Erfahrungen ohne die Geschichten als wirkliche Ereignis zu verwenden.

    Ich stimme mit Dir überein, dass solche Geschichten für entsprechend empfängliche Menschen wirklich nützlich sein können; eben 'geschickte Mittel'. Ich selbst beschäftige mich gelegentlich auch ganz gerne mit Mythen und ihrer Deutung.


    Die Frage dabei ist natürlich - wie deutet man einen Mythos oder Wundergeschichten? Wobei solche Geschichten ja grundsätzlich an ein etwas naiveres Publikum gerichtet sind als etwa die Sutten des Palikanon oder die Prajñāpāramitā-Sutren. Was, wie ich ausdrücklich betone, in meinen Augen nicht per se gegen sie spricht - aber dem heutigen Leser nahelegt, entsprechend bei der Deutung auch nicht allzu kompliziert zu denken.


    Okay, kommen wir jetzt noch mal auf diese spezielle Geschichte. Wie sehen die Voraussetzungen für den Mord aus? Zunächst einmal ist der Ausführende ein hoher Bodhisattva der sich, wie sein Name 'Mahakaruṇā' anzeigt (大悲, im Chin. und Jap. einer der Namen Avalokiteśvaras), auf die Übung des 'Großen Mitgefühls' konzentriert. In Theravada-Sprech ein 'Einmal-Wiederkehrer' (Sakadāgāmin), wobei dieser spezielle Sakadāgāmin als Siddhārtha Gautama aus eigener Kraft heraus den Weg zum Erwachen wiederentdecken wird. Und dieser Mann meditiert über die Frage, ob er durch Mord Nothilfe leisten soll, erst einmal sieben Tage, bevor er einen Entschluss fasst.


    Hier stellt sich mir in aller Bescheidenheit die Frage - wie sehen da meine persönlichen Voraussetzungen aus, wenn ich in die Verlegenheit komme, evt. ebenfalls durch einen präventiven Mord Nothilfe zu leisten? Mir ist klar, dass ich da nur für mich sprechen kann - aber mein Fazit ist doch da zunächst einmal, dass ich diese Geschichte vorerst mal entweder unter 'geht mich nix an' ablege oder aber daraus die Deutung ziehe, dass man eine Option 'Nothilfe durch Mord' erst dann ernsthaft in Erwägung ziehen sollte, wenn man dieselben Voraussetzungen mitbringt (dieselbe 'Geübtheit' aufweist) wie Avalokiteśvara. Und selbst dann äußerst gründlich abwägen sollte, bevor man handelt.


    Ansonsten sollte man solche 'Lösungen' besser gar nicht erst Betracht ziehen, insbesondere wenn einem das nur durch einen Mord zu lösende Problem im Traum durch Götter gestellt wird. Mir persönlich werden in meinen Träumen solche Probleme glücklicherweise nicht gestellt. Also: auch das geht mich nix an; diese Voraussetzung fehlt mir. Und wenn die Voraussetzung, dass ich mich durch Träume zu einem Mord motiviert sehe, mal gegeben sein sollte, dann suche ich hoffentlich erst einmal fachärztlichen Rat. Also - aus heutiger Sicht bewegt sich der Autor dieser haarsträubenden Geschichte da auf äußerst dünnem Eis ...


    Nächste Voraussetzung: der Punkt, dass die Nothilfe ohne jegliche negative Emotion, sondern ausschließlich aus umfassendem Mitgefühl heraus mit der Bereitschaft, zum Wohle anderer Wesen dafür eine unfassbar lange Zeit wieder in die Höllenbereiche abzusteigen, ausgeübt wird. Also - ich habe zwar schon viele Wesen umgebracht, aber glücklicherweise noch keinen Menschen. So etwas unter dieser Voraussetzung zu tun, traue ich mir ebenfalls nicht zu. Auch da geht mich diese Geschichte nix an. Dass unter dieser speziellen Voraussetzung dann das karma des Mordens sich gerade umgekehrt auswirkt (interessanterweise in gleicher Gößenordnung) mag nun eine interessante Theorie sein - die aber von dem Buddha in der Geschichte nicht weiter begründet wird. Kann man jetzt glauben, muss man aber nicht. Vor allem, wenn man ohnehin nicht in die Verlegenheit kommt.


    Offensichtlich ist diese Geschichte selbst ein 'geschicktes Mittel' oder soll es doch zumindest sein. Wobei ich hier allen Ernstes in die Runde fragen möchte: "geschickt" eigentlich für wen? "Geschickt" wozu eigentlich?


    Das Mindeste, was man wohl sagen kann, ist, dass diese Geschichte zum Missbrauch einlädt (was sie zu einem ziemlich ungeschickten Mittel macht). Ein naives Publikum, dem man diese Geschichte erzählt, zieht daraus womöglich die Lehre, dass es nicht nur in Ordnung ist, "böse" Menschen umzubringen sondern sogar förderlich auf dem buddhistischen Weg. Wer die "Bösen" sind, wird einem bei Bedarf dann schon gesagt - von den Geschichterzählern.

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  • ... dass diese Geschichte zum Missbrauch einlädt (was sie zu einem ziemlich ungeschickten Mittel macht). Ein naives Publikum, dem man diese Geschichte erzählt, zieht daraus womöglich die Lehre, dass es nicht nur in Ordnung ist, "böse" Menschen umzubringen sondern sogar förderlich auf dem buddhistischen Weg. ...

    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    Ups ...

    Das Problem sind ja nicht die Worte mit denen das Gleichnis dargelegt wird, weil die Bedeutung des Gleichnisses nicht in den Worten selbst liegt. Lehrt man dieses Gleichnis Menschen, die von ihrem Verständnisvermögen her noch nicht in der Lage sind, dieses korrekt zu verstehen, dann kann natürlich Schaden entstehen. Das liegt aber nicht an den Worten, sondern dann an dem Kontext in dem das Gleichnis gelehrt wird. Deshalb hat ja Buddha Sakyamuni immer nur das gelehrt was das Verständnisvermögen der Zuhörer nicht überstieg.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.