Übergänge: Altes/Vertrautes l o s lassen - auf Neues/Unbekanntes e i n lassen...

  • Wenn wir ärgerlich sind, dann sind wir auf eine Person ärgerlich, weil sie uns auf irgendeine Art und Weise Schaden zugefügt hat. Unser Ärger schwebt ja nicht über den Wassern, sondern richtet sich gegen eine Person, er hat also ein Objekt, auf das er gerichtet ist.


    Wenn wir auf eine Person ärgerlich sind, dann nehmen wir sie nur doch unter dem Aspekt wahr, dass sie jemand ist, der uns geschädigt hat. Wir nehmen sie nur noch unter diesem Aspekt wahr, die anderen Qualitäten, die auch noch besitzt, nehmen wir dagegen nicht wahr.


    Wenn wir in einer Situation, in der wir auf eine Person ärgerlich sind, diese nur als Schädiger auffassen können, dann ist unsere Wahrnehmung getäuscht bezüglich dieser Person. Die Täuschung ist also ein Aspekt unserer Wahrnehmung in dieser Situation.


    Die Täuschung unserer Wahrnehmung wird aber nicht von der Person, auf die wir ärgerlich sind , hervorgerufen, sondern von der Leidenschaft Ärger in unserem eigenen Geist.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Danke für deine Antwort, lieber ewald ! _()_

    Lebensbewältigung ist kein Automatismus wie Fahrradfahren,

    Das habe ich so auch nicht behauptet, allerdings kann bei psychischen Leiden - z.B. in der Verhaltenstherapie - bekanntlich das Erlernen angepasster, angemessener Reaktionen trainiert und damit "automatisiert" werden, um in den entsprechenden Situationen das ursprüngliche, maladaptive Verhalten zu ersetzen (letzteres wird quasi "überschrieben").


    Tiefenpsychologie und Psychoanalyse gehen den Leidensursachen noch tiefer auf den Grund (was aber interessanterweise nicht zwingend hilfreich zu sein scheint, sondern manchmal auch Symptome verschlimmern kann... :? )


    Vielfach erfolgen unsere (Alltags-) Reaktionen ja auch sehr automatisiert (Stichwort: "Trigger") und es ist natürlich erfreulich, durch Psychotherapie und Geistesschulung dort Veränderungen und Weiterentwicklungen erreichen zu können.

    , das wäre ja schrecklich,

    Im Falle des Geistestrainings, welches zur Leidbefreiung führt - worin besteht da der "Schrecken"?

    Dass es kein "Zurück" geben soll?


    Somit ist es menschlich, dass es Phasen im Leben gibt, auf und ab, Erwachen und Dösen, jeder, der etwas achtsam lauscht, wird das feststellen.

    Dieses "Auf- und Ab" und Hin- und Hergezerrtwerden ist typisch für Samsara (u. die Übergangsphasen), wenn der Geist jedoch Ruhe findet, wobei der Übende ihn mit Achtsamkeit mehr durchblickt und "im Griff" hat, bewirkt dies u.a. heilsame Gelassenheit, welche das Leiden etwas lindert.....


    Quote

    A.1.4. Geisteszügelung (IV,1-7)

    Kein anderes Ding kenne ich, ihr Mönche, das, bezähmt, behütet, bewacht und gezügelt, zu so großem Segen führt wie der Geist.


    Zu großem Segen, ihr Mönche, führt der bezähmte, behütete, bewachte und gezügelte Geist.


    https://www.palikanon.com/angutt/a01_001-010.html




    Dazu ist es - u.a. - hilfreich, das 6. Glied des edlen achtfachen Pfades zu praktizieren - Rechte Anstrengung:


    Vermeiden - überwinden /

    Entfalten - erhalten ....



    Der Vipassana-Lehrer und geistl. Berater A. de Mello schrieb in seinem Buch "Der springende Punkt", dass wir uns zuerst mal eingestehen sollten, gar nicht wirklich erwachen zu wollen - wir würden es wahrscheinlich vorziehen, unsere Gewohnheiten und unser "Ego" behalten zu können, gäben uns u.U. gerne mit einer Linderung der Leiden zufrieden, bevor wir alles (Vertraute, Gewohnte und Geliebte) hinterfragten (und später durch Loslassen verlören)...

    Quote

    "....Sie brauchen viel Einsicht, um zu verstehen, dass dieses Etwas, das Sie "Ich" nennen, einfach eine Anhäufung Ihrer vergangenen Erfahrungen ist, Ihrer unbewussten Beeinflussung und Programmierung.


    Eine schmerzliche Feststellung.

    Wenn Sie beginnen aufzuwachen, erfahren Sie tatsächlich viel Schmerz: Es schmerzt, wenn man sieht, wie Illusionen zerplatzen...."



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Loslassen....öffnen... - und alles fügt sich.


    "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch." (F. Hölderlin)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Das Einzige, das „automatisiert“ sein sollte, ist das Abstandnehmen.

    Eigentlich den Spalt finden zwischen dem, was ich wahrnehme und dem, was ich interpretiere.

    Das geht blitzschnell, das interpretieren und bewerten durch Erinnern von Erfahrungen.


    Zitat

    muss man nicht lesen oder verstehen:

    In der Kette des bedingten Entstehens ist es der Vorgang: Bewusstsein bedingt nama rupa.

    Die Gestaltungen werden nur wahrgenommen, die Unwissenheit wird Gewissheit und bedingen Bewusstsein und das Bewusstsein bedingt nama rupa und nama rupa bedingt Bewusstwerdung des benannten Objektes, des Begriffes (Namarupa).

    nama ist das Wahrnehmen dessen, das da ist und rupa ist das „verkörperlichte“ des Wahrgenommenen, der vor oder neu interpretierte Begriff, vor = Erfahrung/neu = gerade erkannt (Aha-Erlebnis).


    Um Leiden zu beenden, ist der Spalt zwischen nama und rupa zu erkennen.

    Das geht erst, wenn Namarupa/der Begriff für etwas Wahrgenommenes erscheint. Ich werde mir bewusst, dass ich meiner Interpretation folgen kann oder diese verwerfen und anders, nicht automatisch, reflexartig zu handeln.


    Bin ich schon einmal mit meiner Interpretation gescheitert, erscheint „Gewissen“.

    Gewissen ist wie ein Stoppschild.

    Erst mal anhalten lernen müssen, um zu prüfen, ob ich so handeln will. Denn eine ehemals unangemessene Handlung, die zu Scham und dann Leiden geführt hat, kann jetzt angemessen sein. Das Erkennen des Gewissens macht bei zunehmender Übung einen Spalt erkennbar zwischen dem, was ist und dem, was ich glaube. Dieser Spalt wird Leere genannt, denn da ist weder erkanntes/nama noch geglaubtes/rupa noch ich.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Gewissen ist wie ein Stoppschild.

    Wie würdest Du dann die Reue definieren ?

    (1) Die Erkenntnis "ich habe das Stoppschild überfahren, obwohl ich es gesehen habe ?"

    (2) Die Erkenntnis "ich habe das Stoppschild nicht gesehen ?"

    (3) Die Erkenntnis "ich habe das Stoppschild gesehen, aber als Vorfahrts-Schild gedeutet ?"

    (4) Die Erkenntnis "ich habe das Stoppschild gesehen, konnte aber nicht glauben, dass hier ein Stoppschild steht, weil nur ein Volltrottel würde hier ein Stoppschild aufstellen?"

    (5) ... ?


    Fall (1) tritt bei mir persönlich so gut wie nie auf, die Fälle (2) bis (4) relativ häufig :cry:


    Variante (4) enthält in etwa die verrückte Logik des VWL-Professors:

    "Bück Dich nicht nach dem Hundert-Euro-Schein auf der Strasse, denn der ist eine Fälschung.

    Wäre er echt, hätte ihn längst jemand aufgehoben"




    :?

  • Reihenfolge: Gewissen, Scham, Fehlerbekennen, Schaden bereuen, Schaden ausgleichen, die Strafe akzeptieren. Ein bewirkter Schaden ist nie zu reparieren, Geschehen ist geschehen.


    Leiden vermindern durch gegenseitiges Erinnern und gleichzeitig nicht an dem Vergangenen hängen, emotionales Nachtragen, Rachegedanken oder um Vergebung betteln. Man kann über das Geschehene lachen, sogar über sich selbst und erst dann dafür sorgen, dass es nicht wieder geschieht, das Gewissen zu missachten.


    Das habe ich durchexerziert, hin zum Erkennen, dass viele Menschen nicht verzeihen wollen, weil sie sich an ihren Rachegedanken (Sinnesleiden) aufgeilen wollen. Da lache ich über mich selbst und wende mich von nicht hilfreichen Menschen ab. Ganz besonders von Familienmitgliedern, die bilden sich nämlich ein, sie sind ganz besondere Menschen.


    Ein Schaden besprechen, das nicht mit Lachen endet, ist ein Brutkasten für Rache.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Sehe in dem Automatismus beim Menschen die Schwierigkeit, er ist kein Automat. Aufgrund der seelischen Empfindungen verändern sich die Verhaltensweisen ständig und das ist auch gut so wie ich finde. Man muss in jeder Situation aufs Neue nachspüren, worum es geht.


    Ja, in der Verhaltenstherapie wird Verhalten eingeübt und trainiert, auch negative Empfindungen überschrieben, aber automatisiert würde ich nicht unterschreiben, das ist eine schlechte und simple Therapieform. Sobald sich an den Reizen irgendetwas ändert, ist dieses automatische Verhalten falsch und bewirkt das Gegenteil. Es hilft nichts, es muss im Geist und in der Seele flexibel bleiben, sonst macht es krank.


    Deshalb finde ich das Automatische beim Menschen und beim betroffenen Menschen besonders schrecklich, es kommt der Manipulation, dem Zwang gleich und das halte ich in keiner Weise für seelisch gesund. So ein Automatismus ist wie eine Vergewaltigung, der man hilflos ausgeliefert ist und großen seelischen Schaden anrichtet. Sollte der Mensch zu einem Automaten werden, ist das Problem groß.


    Deshalb ist es besser, wenn man in der Verhaltenstherapie lernt, wie das Überschreiben der störenden Gedanken funktioniert, damit es flexibel anwendbar ist und nicht den Automatismus Überschreiben erfährt, der dann nur einmal wirklich funktioniert. Fahrradfahren ist ein unbewusster Vorgang, wenn man es beherrscht, aber wenn es ums Wandern in die Berge geht, nutzt das nichts, das ist eine andere Fortbewegungsform, da ist es besser man ist flexibel.


    Das ist bei vielen Menschen auch so, sie sind nicht automatisiert, sie kennen die Bewegungsabläufe und können sie positiv ganz verschieden einsetzen. Es gibt meiner Meinung nach beim Menschen keinen Autopiloten, selbst das Schlafen ist von vielen verschiedenen Ereignissen im Gehirn durchfurcht. Träumen ist kein Automatismus und seelische Empfindungen spüren auch nicht, ich würde es schrecklich finden.

  • Ist das pure Panikmache oder befinden wir uns tatsächlich gerade in einer Übergangsphase von (relativem) Frieden in Kriegszeiten?

    Ich poste es hier auf eigenes Risiko. Die Moderation kann es löschen – kein Problem, wie immer.


    Zitat

    Viele Experten, Militärs und Geheimdienst-Insider sorgen sich ernsthaft um den Frieden in Europa. Sie befürchten in naher Zukunft Angriffe von Putin-Russlands, sogar auf NATO- und EU-Staaten wie etwa im Baltikum. Andere wiegeln das als Panikmache und Hysterie ab. Die Debatte in Deutschland nimmt Fahrt auf, seitdem Schwarz-Rot sich darauf verständigt hat, deutlich mehr Geld in die Bundeswehr zu pumpen.


    Zitat

    Professor Neitzel warnte im TV-Sender Phoenix davor, dass Putin den Westen möglicherweise schon bald testen werde. „Testen meint einen begrenzten Angriff, wo immer der erfolgen mag, um dann zu sehen, wie die Reaktion ist.“ Durch die Handlungen von Trump sei die Wahrnehmung in Moskau noch befördert worden, dass die Europäer schwach sind und sich selbst nicht verteidigen können.



    Zitat

    Dass Putin tatsächlich die Entschlossenheit der NATO in Bezug auf Artikel 5, der Beistandspflicht mit angegriffenen Mitgliedsstaaten, testen wird, damit rechnet auch der Chef des Bundesnachrichtendienstes. Bruno Kahl prognostizierte der Deutschen Welle jetzt, dass Russland „die Einheit des Westens auf die Probe“ stellen werde. „Davon müssen wir ausgehen.“


    12.05.2025 - 20:00 Uhr.


    Putin-Gefahr für Europa: „Der letzte Sommer, den wir noch in Frieden erleben

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Lieber Igor07 , :)


    diese "Befürchtungen" von "Experten" nehme ich zur Kenntnis und frage mich im Anschluss, wie man am besten mit solchen Prognosen umgehen sollte...


    Belaste ich mich nun, indem ich die Ängste übernehme und mich innerlich auf das schlimmste Szenario - einen tatsächlichen Angriff Putins und nachfolgenden Krieg - einstelle oder entscheide ich mich, andere Stimmen von anderen Experten anzuhören, um dann letztlich - möglichst gelassen - abzuwarten, was geschieht?


    Okay, R.D. Precht ist kein (Militär-) Experte, aber auch kein Dummer, und wenn er sagt:

    ......hat das auch eine gewisse Relevanz (zumindest für mich...).



    Man muss aufpassen, dass man sich nicht durch öffentlich geäußerte Besorgnisse sogenannter "Fachleute" manipulieren lässt.

    (Und die Journalisten springen natürlich gerne auf solche Züge auf, spinnen die Geschichten fort....)


    Die Frage bleibt nämlich, welche Absicht dahintersteckt, wenn solche beängstigenden Szenarien verbreitet werden.... :?


    Möglicherweise soll dies alles als Rechtfertigung für die immensen Ausgaben für Aufrüstung dienen und die dafür erforderlichen Einschnitte im Bereich Gesundheit, Soziales, etc. quasi "entschuldigen"....


    Glaube jedenfalls kaum, dass es unserer psychischen Gesundheit dienlich ist, sich ständig bewusst zu machen, dass es mit dem Frieden hierzulande bald vorbei sein wird...


    Insofern bin ich da ganz bei Monika :


    Jetzt/Heute wohne ich warm und trocken, habe genug zum Leben und vorallem die hilfreiche Lehre.

    Genau: Das Leben spielt sich im Hier und Jetzt ab.

    Ich weiß, wir werden alle sterben - früher oder später ...

    Sich dessen bewusst zu sein, dass u.U. die wahre, gefährliche "Bombe" in uns selbst tickt und jederzeit hochgehen kann, macht gelassener gegenüber vermeintlichen Gefahren von außen...

    Jeder Tag kann der letzte sein ...

    Ich genieße den heutigen einfach so und koch mir gleich...

    Ja, liebe Monika, ich denke, das ist eine heilsame, gesunde Einstellung. _()_ :heart:



    Es ist andererseits sicher durchaus vernünftig, für den "Fall der Fälle" vorzusorgen, z.B. , indem man den Rat von Selbstschutzorganisationen beherzigt.

    Auch kann man bei Gelegenheit seine Stimme erheben für den Frieden, - meine 85-jährige Mutter ist diesbezüglich sehr umtriebig und hält öfters kleine Reden auf Friedenskundgebungen - leider hat ja die Beteiligung an Friedensmärschen etc. stark nachgelassen (vermutlich, weil die Menschen resigniert haben).



    Mögen alle Wesen glücklich sein und in Frieden leben! :taube:



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Loslassen....öffnen... - und alles fügt sich.


    "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch." (F. Hölderlin)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Die Frage bleibt nämlich, welche Absicht dahintersteckt, wenn solche beängstigenden Szenarien verbreitet werden....

    Anna Panna-Sati .

    Sehr kurz.


    Das sind keine Absichten – das ist die nackte Realität, in der wir alle leben.

    Das bedeutet aber nicht, dass ich mich selbst in Panik versetzen sollte.

    Also: mir selbst den zweiten Pfeil abschießen.

    Aber ich kann das auch nicht einfach weg-meditieren.

    Denn es geht um die Zukunft unserer Kinder.


    Am Ende bleibt nur die goldene Mitte – der mittlere Weg oder das Gelassenheitsgebet.

    Mehr scheint hier nicht möglich zu sein.


    Alles Gute für dich – von Herzen. :heart:


    Gelassenheitsgebet

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Am Ende bleibt nur die goldene Mitte – der mittlere Weg oder das Gelassenheitsgebet.

    Und wie sieht diese "goldene Mitte" KONKRET aus, lieber Igor?

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    "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch." (F. Hölderlin)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Und wie sieht diese "goldene Mitte" KONKRET aus, lieber Igor?

    Ich kann dir antworten, Anna – und zwar sehr direkt und persönlich. Die Moderation kann es sofort löschen, das ist für mich kein Problem.

    Ein sehr guter Bekannter von mir (ich möchte nicht näher darauf eingehen, wen ich meine) ist Programmierer auf höchstem Niveau. Er sagte mir – obwohl er keine Nachrichten verfolgt –, dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit sei, bis die AfD überall regiert und die Verfassung vollständig ausgehebelt wird. Warum ist das sogar in Deutschland möglich? (Ich verlinke die Seite am Ende.)

    Im zweiten Schritt könnte das auch bedeuten, dass Russland den Westen gezielt provoziert – zum Beispiel mit einem kleinen Dorf im Baltikum, in dem viele Russen leben, die dann angeblich „verteidigt“ werden müssen.

    Die USA werden keinen Finger rühren, weil sie – seiner Meinung nach – selbst längst zur Diktatur geworden sind.

    Und das alles ist absolut real.

    Für mich persönlich bedeutet der „mittlere Weg“, dass ich offen darüber spreche und keine Angst habe – weder im realen noch im virtuellen Leben. Wenn jeder von uns schweigen würde, wäre das kein mögliches Szenario mehr, sondern Realität. Aber: Wir haben noch Zeit. Alle!

    Das ist dasselbe wie beim Missbrauch im Zen oder im tibetischen Buddhismus. Es muss öffentlich gemacht werden. Nicht schweigen – sonst wiederholt sich alles immer und immer wieder.


    Zitat

    Ein Blick in andere Staaten zeigt, welche zentrale Rolle die Justiz und insbesondere die Verfassungsgerichte bei der autokratischen Umgestaltung von Staaten spielen. In Polen arbeitete die nationalkonservative PiS-Partei acht Jahre am Umbau der Justiz – mit Auswirkungen, die den Politikwechsel vom Oktober 2023 noch lange überdauern. In Ungarn beschnitt Viktor Orbán gleich nach seiner ersten Wahl 2010 die Kompetenzen des Verfassungsgerichts und besetzte die Gerichte mit linientreuem Personal. In den USA traf Donald Trump Personalentscheidungen für den Obersten Gerichtshof, die dessen Entscheidungen heute, in der Amtszeit Joe Bidens, prägen. Die Liste ließe sich fortsetzen.



    Zitat

    Am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg arbeitet Florian Kriener als Wissenschaftlicher Referent, unter anderem mit dem Forschungsschwerpunkt Demokratieförderung. „Autokratien entstehen nicht über Nacht“, sagt er, „aber vielfach durch Recht.“

    Quote
    Autokratien entstehen nicht über Nacht, aber vielfach durch Recht.“
    Florian Kriener


    Zitat

    Wie schnell etablierte Demokratien demontiert werden können, zeigt das Beispiel Polens. „Innerhalb weniger Jahre wurde das Verfassungsgericht politisch instrumentalisiert und ist aufgrund politisierter Richter an den obersten Gerichten und eines politisierten Staatspräsidenten auch nach dem Regierungswechsel noch nicht vollends zu einer demokratischen Rechtsstaatlichkeit zurückgekehrt“, sagt Kriener. Auch Deutschland steht vor der Frage, ob es seine Demokratie besser schützen muss und, wenn ja, wie. Braucht es neue Gesetze? Im Fall des Bundesverfassungsgerichts sind die Überlegungen schon konkret. „Die Justiz ist in der Regel eine der ersten Stellen, an denen Autokraten ansetzen, weil gerade die Verfassungsgerichte eine Autokratisierung verhindern können. Umgekehrt hat eine umgestaltete Justiz eine Beschleunigerwirkung für autokratische Bestrebungen“, sagt Kriener.



    Auf immer und ewig?
    Demokratie lässt sich mit demokratischen Mitteln abschaffen. Diese Lehre aus der Weimarer Republik war lange nicht mehr so aktuell wie heute. Wie weit können…
    www.mpg.de

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das sind keine Absichten – das ist die nackte Realität, in der wir alle leben.

    Das bedeutet aber nicht, dass ich mich selbst in Panik versetzen sollte.

    Also: mir selbst den zweiten Pfeil abschießen.

    Aber ich kann das auch nicht einfach weg-meditieren.

    Denn es geht um die Zukunft unserer Kinder.

    Soo...

    ja, lieber Igor. Die nackte Realitaet. Ich werde nicht alt wie ein Baum. Ich zerstoere meinen Koerper mit Sauerstoffradikalen. Ja, das Sauerstoffatmen verursacht, dass ich vlt nur 1/10 Lebenszeit eines Baumes habe.


    Nackt bin ich leider nur unter der Kleidung. Aber auch in meinen diversen Koerperoeffnungen. Und da auch meine Lungenblaesschen nicht von 'Naktheit ausgenommen sind, werde ich mir jetzt jetzt - mal wieder - einen Cigarillo goennen.


    Ja, mag sein, dass die Realitaet 'schroecklich' ist. Aber ich muss sie mir diese Schrecklichkeit nicht extra noch 'ankleiden'.

    "Moegen alle Wesen frei von Leid sein."

  • Aber ich muss sie mir diese Schrecklichkeit nicht extra noch 'ankleiden'.

    An Sinnesleiden oder Sinnesfreuden festhalten.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Ja, mag sein, dass die Realitaet 'schroecklich' ist. Aber ich muss sie mir diese Schrecklichkeit nicht extra noch 'ankleiden'.

    Jeder kann sich ihr – also der Realität – stellen, aber sie nicht weg-meditieren. Eigentlich sollte das sogar jeder tun. Den Verweis auf den zweiten Pfeil finde ich wirklich unangemessen. Es geht um die Zukunft unserer Kinder. _()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Es geht um die Zukunft unserer Kinder. _()_

    Wenn ich das nur lese, der Verweis auf die Kinder, die späteren Generationen um nicht selbst hin stehen zu müssen im Jetzt und Hier. Ich verbocke heute den Mist, dafür muss ich zeitnah, noch in diesem Leben gerade stehen, das hat mit den Kindern oder späteren Generationen nichts zu tun. Wenn ich heute Fehler mache, die ich vererbe und die Kinder ausbaden müssen, um so trauriger. Das bedeutet aus buddhistischer Sicht, so viel schlechtes Karma aufgeladen, dass bei der Reinkarnation nur noch ein Wurm oder eine Schmeißfliege übrig bleibt. Es geht weniger um die Zukunft der Kinder, das regeln sie selbst, es geht um mein alt werden, um mich als Pflegefall und um die Qualität meines Sterbeprozesses.

  • Warum ist der Kommunismus/Sozialismus gescheitert?

    Das Volk hat die Schnauze voll, dass es immer erst der nächsten Generation besser gehen wird, wie seine Politiker behaupteten. Darum wählen sie heute Demokratie oder eben Autokratie. Beim Ersten wählten sie selbst Schuld, beim Zweiten wählten sie Machtlosigkeit.

    Damit es meinen Kindern gut geht, muss ich dafür sorgen, dass es mir gut geht, dann kommt der Rest von allein.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Ich bezweifle sehr, dass sich sogenannte westliche Demokratien nicht selbst durch ihre eigenen Gesetze aushebeln würden. Ich hatte dazu bereits einen Link geteilt.

    Der zweite Einwand: Es geht um kleine/eigene/ Kinder, die auf unsere unmittelbare Hilfe angewiesen sind –

    aber nicht um Kinder im Allgemeinen.

    Es geht weniger um die Zukunft der Kinder, das regeln sie selbst, es geht um mein alt werden, um mich als Pflegefall und um die Qualität meines Sterbeprozesses.

    Kleine Kinder? Tja? 8) :cry: Sogar die Säuglinge auch? :? :roll: :shrug:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Die aktuellen Säuglinge leben in derselben Zeit, in der ich als Opa die Verantwortung habe. Wenn ich dieser Verantwortung nicht jetzt gerecht werde, werde ich ein klägliches älter werden erleben bis hin zu einem qualvollen Sterbeprozess. Das ist dem Säugling erst einmal egal, das will an Mamas Brust saugen, mehr nicht. Es sind nicht die zu behütenden Kinder das Problem, meine Haltung jetzt und hier ist das Problem. Wenn ich als Großelternteil nichts Vernünftiges für diese Welt tue und das meinen Enkeln vererbe, werden sie darunter leiden. Aber das Problem ist, dass ich nichts Vernünftiges auf die Reihe bekommen habe. Nicht die Kinder, die das ausbaden müssen, die können, wenn sie alt genug sind, sich davon distanzieren und es besser machen.

  • Hallo, lieber ewald ,

    Das ist die Angst, die wir seit dem wir auf der Welt sind haben, wir könnten wieder sterben. Dafür braucht es keinen Säbelzahntiger, ein Virus oder eine Bakterie reicht aus. Diese lähmende Angst kann man durch Loslassen überwinden und es entsteht eine Bereitschaft zum Tod. Jedoch kann man das von niemanden verlangen, wer am Leben, am 'Ich' hängt, hat das Problem

    Tatsächlich "verlangen" buddhistische Praktizierende das ja von sich, bzw. arbeiten - mehr oder weniger - zielgerichtet darauf hin.

    (Selbst das "absichtslose Sitzen" im Zen ist sicher auch nicht immer frei von "Hintergedanken"... :? )


    Loslassen ist mehr etwas, das im Verlauf der Praxis geschieht (also ein unpersönliches Geschehnis), weniger ein bewusster Akt, außer man verzichtet zunächst ganz bewusst z.B. auf bestimmte Sinnesfreuden, um später festzustellen, dass man ihrer - zum eigenen Glück - gar nicht mehr bedarf, also keine Anhaftung mehr besteht...

    So ist das Loslassen die einzige Befreiung von den Ketten des Lebens, um frei zu sein in Raum und Zeit, um das Leid im Dasein zu überwinden und nicht mehr gebunden zu sein, auch nicht an Krieg oder Frieden, mit den Mitmenschen. Mein innerer Friede ist die Antwort auf alles.

    Wer etwas loslässt, verliert ja damit auch immer etwas, also wird man sich wohl gut überlegen, ob das, was man im Gegenzug bekommt - innerer Friede - es auch wert ist, die Anstrengungen, Mühen und durchgreifenden Veränderungen auf sich zu nehmen, die der Weg mit sich bringt...

    Ein hoher Leidensdruck wirkt dabei motivierend, auch, wenn das Ziel bekanntlich nicht leicht zu realisieren ist.


    Im (allgemeinen) Chaos die (innere) Ruhe bewahren (und ausstrahlen) zu können, wäre natürlich ein Gewinn für alle Beteiligten...


    Ich will nicht befreit werden von meinem Leben, weder von Menschen noch von „Göttern“. Mein Körper wird das schon machen und einfach zerfallen. Sterben und Schmerzen sind Dukkha kein Leiden, wenn ich an ihnen leide, habe ich den Weg verfehlt.

    Wenn der Körper erst VER- und dann ZERfällt, ist das immer schmerzlich, darunter nicht zu leiden, schwierig (wenn auch nicht unmöglich)....

    (Dein letzter Satz ist daher ein (hartes) Urteil, der "Doppel-Dukkha" erzeugen könnte, wenn man - leidend - feststellen muss, dass man offenbar den Weg verfehlt hat - und sich dann womöglich noch darüber grämt...)


    Ich habe da viel von meinen 4 Hunden gelernt, die ich aufwachsen, altern, krank werdend und sterben sah:


    Sie lebten - mit fortschreitenden Einschränkungen- einfach weiter im Hier und Jetzt, tat beispielsweise das Aufstehen weh, war dieser Schmerz sofort danach vergessen und die Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet (Mensch jammert womöglich noch 1/2 Std. später, teilt sein Leiden mit Mitmenschen und fürchtet entsprechend das nächste Erheben schon im Voraus...).


    Ich verbocke heute den Mist, dafür muss ich zeitnah, noch in diesem Leben gerade stehen, das hat mit den Kindern oder späteren Generationen nichts zu tun.

    Kommt auf den Mist an....

    Bei Themen wie "Klimawandel" oder auch "Kriegsvorbereitung" werden von der Elterngeneration die Weichen auch für die Zukunft der Kinder gestellt, insofern existiert da eine Verantwortung, die - zum Glück - auch die meisten Eltern spüren.

    Wenn ich heute Fehler mache, die ich vererbe und die Kinder ausbaden müssen, um so trauriger.

    Was genau meinst du mit "Vererben" von Fehlern?

    Kann man "in Frieden sterben", wenn man weiß, dass man den Kindern und "karmischen Nachfolgern" Schuld(en), einen vermüllten, überhitzten, ausgebeuteten und zerstörten Planeten hinterlässt?

    Es geht weniger um die Zukunft der Kinder, das regeln sie selbst, es geht um mein alt werden, um mich als Pflegefall und um die Qualität meines Sterbeprozesses.

    Es geht immer auch um Mitgefühl.....nicht nur mit sich selbst.

    ("Mein" Altwerden, "mich" als Pflegefall, "mein" Sterbeprozess - das sind ja starke Identifikationen... :?)


    Quote

    34. "Brahmane, jetzt kann es sein, daß du denkst: 'Vielleicht ist der Mönch Gotama noch nicht einmal heute frei von Begierde, Haß und Verblendung, was der Grund dafür ist, daß er sich immer noch an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückzieht.' Aber du solltest nicht so denken. Weil ich zweierlei Nutzen darin sehe, geschieht es, daß ich mich immer noch an entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald zurückziehe: Ich sehe darin einen angenehmen Aufenthaltsort für mich, hier und jetzt, und ich habe Mitgefühl für künftige Generationen [4]."


    [4]

    Der Buddha gibt späteren Generationen ein Vorbild für die Praxis.


    https://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m004z.html

    Selbstfürsorge UND mit Mitgefühl an Andere denken, lebte der Buddha vor....




    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Loslassen....öffnen... - und alles fügt sich.


    "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch." (F. Hölderlin)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Es geht immer auch um Mitgefühl.....nicht nur mit sich selbst.

    ("Mein" Altwerden, "mich" als Pflegefall, "mein" Sterbeprozess - das sind ja starke Identifikationen... :? )

    Das ist wirklich der springende Punkt – so sieht es auch Jiddu Krishnamurti:(sinngemäß) „Ich bin nicht die Summe meiner Konditionierungen – ich bin selbst die ver-körper-te Konditionierung.“/"Identifikationen"/


    Aber ich sehe das nicht – oder ich will es nicht wahrhaben. Denn hinter all den Masken, hinter all den Persönlichkeiten( Per-sonen=), die als ob "mich" ausmachen, verbirgt sich die absolute Leere. Und zwar buchstäblich – in dem Sinne: Wie sah mein Gesicht aus, bevor ich geboren wurde?


    Und wer wollte das wirklich sehen? Hier reicht Nietzsche mehr als genug aus:


    Zitat

    Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein."(Zitat auf S. 71 in diesem Buch) "Jenseits von Gut und Böse" erschien erstmals 1886 und zählt bis heute zu den wichtigsten und meistgelesenen Werken Friedrich Nietzsches.


    Am Rande bemerkt: Die andere Seite der Leerheit ist immer das Mitgefühl – oder besser gesagt, es sind zwei Seiten derselben Medaille. _()_



    Zitat

    Das Nirvana ist die wahre "Quelle von Weisheit (prajna), denn es ist völlig frei von jedem

    diskriminierenden Denken und deswegen fähig, alles Sein in seiner Einzigartigkeit und

    Besonderheit zu begreifen, ohne Anhaften zu entwickeln. Es ist auch die Quelle von

    Erbarmen (karuna), denn es widmet sich selbstlos der Erlösung aller anderen im Samsara

    gefangenen Wesen, was dadurch möglich ist, daß man selbst ins Samsara zurückkehrt." Der

    Mahayana-Buddhismus betont also, "daß man um der Weisheit willen nicht im Samsara

    verweilen soll und daß man nicht im Nirvana verweilen soll, um sein Erbarmen zur Erfüllung

    zu bringen". Dieses vollkommene Nicht-Verweilen, dieses freie Pendeln zwischen Samsara

    und Nirvana, zwischen Nirvana und Samsara, ist das wahre Nirvana im mahayanistischen

    Sinne. Und dies ist die soteriologische Bedeutung der Leerheit.

    Masao Abe ist einer der führenden Interpreten des japanischen Zen-Buddhismus und der

    heutigen Vertreter der sog. "Kyoto-Schule" der japanischen Philosophie. Er lehrt an

    zahlreichen Universitäten Japans, Europas und der USA.

    Der Text ist entnommen dem Kapitel "Buddhismus" aus dem Buch: "Innenansichten der

    grossen Religionen", Herausgegeben von Arvind Sharma, Fischer Taschenbuch, 1997.



    Sorry:


    Kucchivikara-vatthu: The Monk with Dysentery

  • Wenn der Körper erst VER- und dann ZERfällt, ist das immer schmerzlich, darunter nicht zu leiden, schwierig (wenn auch nicht unmöglich)....

    (Dein letzter Satz ist daher ein (hartes) Urteil, der "Doppel-Dukkha" erzeugen könnte, wenn man - leidend - feststellen muss, dass man offenbar den Weg verfehlt hat - und sich dann womöglich noch darüber grämt...)

    Genau dieses, das mein Körper vor dem endgültigen Zerfallen nach und nach Ver-fällt, ist doch das Erkennen der Vergänglichkeit. Diese, meine Vergänglichkeit ist schmerzlich und doch leide ich nicht an ihr, sondern passe mich an. Verhalte mich meinem Verfallen gemäß. Ich verlange nicht mehr mehr von meinem Körper, als er mir zeigt, wie viel ich verlangen kann. Nichts und niemand kann mich mehr überreden, zwingen, mich zu verausgaben.

    Zitat

    Sterben und Schmerzen sind Dukkha kein Leiden, wenn ich an ihnen leide, habe ich den Weg verfehlt.

    Sterben und Schmerz sind Leiden, die ich ertragen muss, aber nicht an denen ich leide, verzweifle, eben weil ich oben genanntes sicher erfahren habe und weiß, wie ich meinen Körper zu achten habe. Gegen alle Vorstellungen und Meinungen anderer Menschen. Ich gehe lieber in die Isolation, als das ich unbotmäßigen Forderungen von anderen Menschen nachgehe, die unwissend sind, was meinen Körper betrifft. Die wissen nur etwas von der Person, die ich ihnen zeige, nichts von mir.


    :grinsen: Richtig: Meine Person ist nur eine Rolle. Ein Schauspiel, ein Lügner, ein Irrer, was immer der andere meint bin ich, schon allein damit ich meine Ruhe habe, um langsamer zu verfallen.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Es geht immer auch um Mitgefühl.....nicht nur mit sich selbst.

    ("Mein" Altwerden, "mich" als Pflegefall, "mein" Sterbeprozess - das sind ja starke Identifikationen... :?)

    Natürlich ist Mitgefühl im zwischenmenschlichen Bereich ganz wichtig, jedoch vorerst mit sich selbst, denn nur wenn das Mitgefühl bei einem selbst gut anschlägt, kann man es anderen gegenüber empfinden und spüren. Deshalb ist es beim älter werden oder beim Kranksein besonders wichtig sich um sich selbst zu kümmern und dann um andere, um nicht ein Pflegefall zu werden, der nur noch Betroffenheit und Hilfsbedürftigkeit bedeutet. Mitgefühl ist notwendig für die menschlichen Empfindungen, da hat Buddha völlig recht, aber wenn man selbst mehr betroffen ist als andere, dann gilt das Mitgefühl vor allem für einen selbst. Denn es nutzt nichts, wenn man anderen gegenüber noch so viel Mitgefühl aufbringt, aber man selbst vertrocknet. Mitgefühl für andere hilft in der eigenen Not nicht, es ist ein Scheinglaube. Deshalb ist die Identifikation mit sich selbst die erste Pflicht, ein Anderer kann es für einen nicht tun.

  • Hallo, lieber ewald ,


    du sprichst hier die schwierige Übergangsphase vom Alter, das ja oft von Krankheit(en) begleitet wird, zur ev. Pflegebedürftigkeit und schließlich zum finalen Sterbeprozess an.

    Deshalb ist es beim älter werden oder beim Kranksein besonders wichtig sich um sich selbst zu kümmern und dann um andere, um nicht ein Pflegefall zu werden, der nur noch Betroffenheit und Hilfsbedürftigkeit bedeutet.

    Sicherlich ist Selbstfürsorge und -mitgefühl wichtig, aber es lässt sich ja dennoch nicht immer vermeiden, ein Pflegefall zu werden und sich dann mit dieser Tatsache arrangieren zu müssen...


    Ich hatte immer viel Kontakt zu älteren Menschen und dabei beobachtet, dass jene, die nicht so viel um sich und ihre diversen Gebrechen kreisten, sondern offen und ernsthaft interessiert am Wohlergehen anderer Wesen blieben, die glücklicheren Leute waren (die obendrein auch leichter ertragen konnten, später auf die Hilfe/Unterstützung anderer angewiesen zu sein...).

    Mitgefühl für andere hilft in der eigenen Not nicht, es ist ein Scheinglaube.

    Diesbezüglich habe ich ebenfalls andere Erfahrungen gemacht - vor kurzem noch: Das Mitfühlen mit dem Leid Anderer kann sowohl eigenes relativieren, als auch Verbundenheitsgefühle hervorbringen und - last, but not least - auch vom eigenen Befinden ablenken.

    Natürlich ist Mitgefühl im zwischenmenschlichen Bereich ganz wichtig, jedoch vorerst mit sich selbst, denn nur wenn das Mitgefühl bei einem selbst gut anschlägt, kann man es anderen gegenüber empfinden und spüren.

    Manchmal läuft es auch umgekehrt: Zuerst empfindet man Empathie und lernt Mitgefühl mit anderen Wesen, um dadurch letztendlich zu begreifen, dass man selbst auch ein liebenswertes Individuum ist, was Mitgefühl "verdient"...

    Deshalb ist die Identifikation mit sich selbst die erste Pflicht...

    Wie passt das noch zur Buddha-Lehre, wo alle Identifikationen als illusionär und leidhaft betrachtet werden sollen?


    Quote

    S.22.83. Ānanda - 1. Ānanda Sutta



    8.-9. "Daher, o Mönche: was es irgend an Körperlichkeit gibt - an Gefühl - an Wahrnehmung - an Gestaltungen - an Bewußtsein gibt, sei es vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - von jeder Körperlichkeit - jedem Gefühl - jeder Wahrnehmung - allen Gestaltungen - jedem Bewußtsein gilt: 'Dies ist nicht mein, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst!' So hat man dies der Wirklichkeit gemäß mit rechter Weisheit zu betrachten.


    https://www.palikanon.com/samyutta/sam22_090.html



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Loslassen....öffnen... - und alles fügt sich.


    "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch." (F. Hölderlin)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

    Edited once, last by Anna Panna-Sati ().