"Der Buddhismus steht der Welt gleichgültig gegenüber"

  • BigR:

    ..wer weiß schon, dass der Jemand/Selbst eine Illusion ist ..


    Das Problem bei der Illusion ist, das sie nicht erkannt werden kann solange
    Anhaftet an sie vorhanden ist und das diese Anhaftung nicht aufgeben kann
    solange die Illusion nicht erkannt wird. Das führt in der Regel dazu, das sie
    überhaupt niemals aufgehoben werden kann. Soll dieser Teufelskreis doch
    durchbrochen werden, gehört dazu schon eine Menge ernsthafter Energie
    und Entschlossenheit wie auch Konzentrationsfähigkeit dazu und selbst dann
    wird diese Kraft nicht lange aufrecht zu erhalten sein. Aber je höher die
    Geisteskraft und je geringer das Anhaften, je leichter der Durchbruch für
    die Durchschauung, erkennen und Aufhebung der Illusion.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • BigR:

    Dass ist doch Haarspalterei, Sven denn wer weiß schon, dass der Jemand/Selbst eine Illusion ist ...


    Da bin ich anderer Meinung. Da, wenn man dies falsch versteht - und das geschieht leider verdammt oft - in "Teufels Küche" kommt. Dass das Selbst eine Illusion ist, ist doch intellektuell, für jemanden, der aufgeschossen ist, gar nicht schwer zu verstehen. Der Buddha gibt doch auch in vielen Lehrreden dazu eine recht einfache Anleitung (u. a. hier http://www.palikanon.com/samyutta/sam22_050.html).


    Zitat

    Dann ist das Selbst nämlich da und es rein vom Glauben oder rein mechanisch zu leugnen kann auch ein Schuss sein der nach hinten los gehen kann. Oder hast Du die Jemand/Selbst Illusion schon überwunden? ;)


    Auch hier muss ich wieder "Haare spalten", da es förmlich nach falschem Verständnis schreit.


    Eine Illusion braucht man weder zu leugnen, noch zu überwindenb(beides impliziert ein Selbst). Eine Ilusion entsteht durch bestimmte Bedingungen. Es reicht sie zu durchschauen. Dass dies an Anfang nur Intellektuell und nicht "emotional" geschieht, reicht völlig aus, um sich vor einem falschem Verständnis des Verlöschens (indem es mit Vernichtung gleichgesetzt wird) zu schützen.


    Gruß
    Sven

  • Sven:

    Auch hier muss ich wieder "Haare spalten", da es förmlich nach falschem Verständnis schreit. Eine Illusion braucht man weder zu leugnen, noch zu überwindenb(beides impliziert ein Selbst).


    Aber natürlich kann man sie auch belassen. Aber ob das
    ein Selbst impliziert oder auch das eine Illusion ist?.......

  • accinca:
    Sven:

    Auch hier muss ich wieder "Haare spalten", da es förmlich nach falschem Verständnis schreit. Eine Illusion braucht man weder zu leugnen, noch zu überwindenb(beides impliziert ein Selbst).


    Aber natürlich kann man sie auch belassen. Aber ob das
    ein Selbst impliziert oder auch das eine Illusion ist?.......


    Hallo Sven
    ""Eine Illusion braucht man weder zu leugnen, noch zu überwinden beides impliziert ein illusorisches Selbst.""
    Doch selbst so wir accinca noch einen Atomstang finden den er in einen Teilchenstrang teilen kann. :)


    liebe Grüsse
    Helmut

  • accinca:

    Aber natürlich kann man sie auch belassen. Aber ob das
    ein Selbst impliziert oder auch das eine Illusion ist?.......


    Wenn man in einer Fata Morgana eine Wasserquelle sieht. Muss man nicht die Fata Morgana entfernen, sondern "nur" durchschauen, dass es sich nicht um eine echte Wasserquelle, sondern um eine Fata Morgana mit Wasserquelle handelt.


    Genauso ist es mit der Ich-Illusion, die ein Ich erscheinen lässt. Durchschauen reicht vollkommen aus. Man kann dann zwar die Täuschung noch sehen, wird von ihr aber nicht mehr beeinträchtigt. Genausowenig, wie man bei der Fata Morgana Wasser suchen würde, wenn man weiß, dass es sich nur um eine Fata Morgana handelt.


    Gruß
    Sven


  • :grinsen::grinsen::grinsen:


    Find ich super, diese Allegorie

    Kein "Ich" - keine Probleme.


  • Finde ich auch ein gutes Beispiel. So sehe ich das auch. Es erinnert auch an das Beispiel von der Schlange, die eigentlich ein Seil ist.
    _()_ Monika

  • Simo:
    Sven:


    Wenn man in einer Fata Morgana eine Wasserquelle sieht. Muss man nicht die Fata Morgana entfernen, sondern "nur" durchschauen, dass es sich nicht um eine echte Wasserquelle, sondern um eine Fata Morgana mit Wasserquelle handelt.


    Genauso ist es mit der Ich-Illusion, die ein Ich erscheinen lässt. Durchschauen reicht vollkommen aus. Man kann dann zwar die Täuschung noch sehen, wird von ihr aber nicht mehr beeinträchtigt. Genausowenig, wie man bei der Fata Morgana Wasser suchen würde, wenn man weiß, dass es sich nur um eine Fata Morgana handelt.


    Find ich super, diese Allegorie


    Entschuldige, natürlich dürft ihr Super und gut finden was immer
    ihr wollt. Ich will euch eure Fata Morgana nicht weg nehmen die
    dürft ihr gerne behalten. Solange ihr sie wollt kann sie euch eh
    keiner entreißen. Und natürlich dürft ihr sagen die Fata Morgana
    wurde von mir durchschaut aber sie ist immer noch da. Sagen kann
    man ja viel. Nur wahres Durchschauen ist was anderes.
    Da ist die Fata Morgana dann auch ganz weg. Mein Verständnis ist es
    nicht, das da die Illusion bleibt wenn die Illusion durchschaut wird.
    Bei mir gibt es (um beim Beispiel zu bleiben) keine Fata Morgana ohne
    Wasser (oder was auch immer) mehr. Ich habe auch noch nie von
    einer Illusion oder Fata Morgana gehört die ohne alles existieren könnte.
    Sicher ist, wer daran anhaftet (aus welchen vorgegebenen Gründen auch
    immer) der bleibt eben dabei und das nenne ich weder Super noch gut.

  • Ich pflichte accinca bei. Ohne harte Anstrengung und Disziplin erreicht man nur sehr wenig auf dem Weg des Buddha, ganz gleich wie viele kluge Gedanken man schon gehabt hat. Erdachte Erkenntnisse sind eben auch wirklich nur das: erdachte Erkenntnisse. Logisches Schlussfolgern hat zwar zu Recht eine gewisse Wichtigkeit, aber den Weg wirklich gehen tut man nur wenn man dieses auch übersteigen kann.


    Ich kann mir unendlich viele hervorragende Gedanken zur Beschaffenheit einer Fata Morgana machen, aber damit habe ich sie noch lange nicht aufgelöst. Mein "Wissen" bleibt in dem Fall noch komplett an der Oberfläche. Wahres Wissen weiß und sieht unmittelbar: Illusion. Es ist dort kein Gedanke mehr notwendig, da auch er uns nur wieder von der Wahrheit trennen würde.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Ich kann mir unendlich viele hervorragende Gedanken zur Beschaffenheit einer Fata Morgana machen, aber damit habe ich sie noch lange nicht aufgelöst. Mein "Wissen" bleibt in dem Fall noch komplett an der Oberfläche. Wahres Wissen weiß und sieht unmittelbar: Illusion.


    Moin Geronimo,


    und wie verhindert man in die Falle zu tappen, eine Fata Moragna zu sehen, wo tatsächlich gar keine ist, nur weil einem überzeugend eingeredet wurde, etwas würde sich nur um eine Fata Morgana handeln?


    Gruß
    M.


  • Thats it!


    Die Frage ist eben wie man die Fata Morgana ganz loswird. Weiter kann man dann fragen wie man die Ich Illusion loswird. Ich meine eben indem man sie auflöst. Das finde ich treffender als nur zu Durchschauen denn Durchschauen ist eine Vorstufe. Ich mache das dann innerhalb einer Meditation indem ich dann eben loslasse und zwar alles was mir möglich ist.

    mfg
    Rainer


    "Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt. "

  • Zitat

    und wie verhindert man in die Falle zu tappen, eine Fata Moragna zu sehen, wo tatsächlich gar keine ist, nur weil einem überzeugend eingeredet wurde, etwas würde sich nur um eine Fata Morgana handeln?


    Durch selbstständige Erforschung.


  • In dem Fall handelt es sich ja auch nur wieder um eine Illusion. Ich finde man fährt im Fall der Fälle immer am besten, wenn man nicht zu sehr an seinen eigenen Überzeugungen und Ansichten festhält und sich frei macht vom unterscheidendem und urteilenden Denken. In Gedanken kann alles so und so sein, aber auch völlig anders. Das geht aber alles an der Wirklichkeit/Wahrheit vorbei. Bleibt man jedoch so vorurteilsfrei wie möglich, dann hat man wirklich gute Chancen etwas Echtes zu entdecken.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Erdmaus:
    Zitat

    und wie verhindert man in die Falle zu tappen, eine Fata Moragna zu sehen, wo tatsächlich gar keine ist, nur weil einem überzeugend eingeredet wurde, etwas würde sich nur um eine Fata Morgana handeln?


    Durch selbstständige Erforschung.


    Auf welcher Grundlage? Was sind die Kriterien um zu erforschen, ob es sich bei etwas um eine Fata Morgana handelt oder nicht, also insbesondere, ob es sich bei dem "Ich", "Ego" oder wie auch immer es hier genant wird, um eine Fata Morgana handelt, wie hier einige meinten? Woraus besteht dieses Erforschen und was kennzeichnet seine Selbstständigkeit, wenn das Ergebnis doch offenbar schon fest steht?


    Gruß
    M.

  • Geronimo:
    Mari0n:

    und wie verhindert man in die Falle zu tappen, eine Fata Moragna zu sehen, wo tatsächlich gar keine ist, nur weil einem überzeugend eingeredet wurde, etwas würde sich nur um eine Fata Morgana handeln?


    Gruß
    M.


    In dem Fall handelt es sich ja auch nur wieder um eine Illusion. Ich finde man fährt im Fall der Fälle immer am besten, wenn man nicht zu sehr an seinen eigenen Überzeugungen und Ansichten festhält und sich frei macht vom unterscheidendem und urteilenden Denken. In Gedanken kann alles so und so sein, aber auch völlig anders. Das geht aber alles an der Wirklichkeit/Wahrheit vorbei. Bleibt man jedoch so vorurteilsfrei wie möglich, dann hat man wirklich gute Chancen etwas Echtes zu entdecken.


    Und woher willst du wissen, dass es sich auch nur wieder um eine Illusion handelt? Und in welchem Fall überhaupt?


    Und warum sollte man nicht zu sehr an seinen eigenen Überzeugungen und Ansichten festhalten und sich frei machen von unterscheidendem Denken? Wir reden hier ja nicht um irgend einen Pillepallekram sondern es geht hier um essezielle Fragen, ähnlich der Frage, ob es sich um um eine Fata Morgana handelt, wenn man in der Wüste ohne Wasser sitzt und eine Oase entdeckt, oder nicht. Mit der oben gekennzeichneten Haltung wird man wohl nur verdursten, weil man sich nicht entscheiden kann, ob man nun los läuft oder nicht. Andererseits kann blind vertrauend losstolpern um die "Wahrheit" zu entdecken, genau so zum Tode führen, wenn es eben gar keine Oase gibt.


    vorurteilsfrei zu sein, ist ja eine schöne Sache, aber irgenwann muss man sich dann schonmal entscheiden, ob man nun tatsächlich etwas "Echtes" entdeckt hat oder nicht. Und wie macht man das?


    Gruß
    M.

  • Da gibt es nur zwei Wege:


    Vertrauen oder selbst ausprobieren.


    Keine Angst, sterben tust du in jedem Fall. Wir wollen ja nicht überleben sondern leben. Geht ja um den Frieden hier und jetzt und nicht irgendwann oder in einem anderen Leben oder danach oder wie immer man spekulieren mag. Dennoch ist das Vertauen etwas sicherer.
    Vertau doch einfach jenem oder jenen, welches dir am friedvollsten erscheint. Wechseln kannst du alle mal, wenn dir etwas friedvolleres begegnet.


  • Nee, man wird doch nicht zu einem motivationslosem Ding. Auch demontiert man auf dem Weg nicht einfach sein Ich. Das würde so auch gar nicht funktionieren. Die ganze Erkenntnis ist eigentlich eher ein Zwischenprodukt, und dem kann man daher gedanklich weder vorgreifen, noch sonst irgendwie gerecht werden, wenn man es logisch nachzuvollziehen sucht.


    Der Weg beginnt ganz woanders und erst nach vielen, vielen "entfalteten Lotusblättern" gibt sich auch die Illusion des Ich zu erkennen. Das kann man aber nicht erzwingen, in dem Sinne das man den zweiten Schritt vor dem ersten gehen möchte.


    Die Erkenntnis von der Ich Illusion ist eine sehr wichtige auf dem Weg zur Befreiung, und wird daher auch gerne immer wieder zum Thema genommen. Letztendlich ist diese Erkenntnis aber auch "nur" eine Konsequenz auf dem Weg. Bis dahin braucht man sich darum auch keine allzu großen Gedanken machen, meiner Ansicht nach. Bringt nicht so viel in der Praxis.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

    3 Mal editiert, zuletzt von Geronimo ()

  • Also nach der Sichtweise der Madyamakas,


    auf der Grundlage von Nagarjuna:


    muss eine jedwedes Objekt unabhängig von anderen Objekten sein,
    um wirklich zu sein,
    es muss seiner Existenz und seinem Wesen nach,
    absolut unabhängig sein.


    Hinzu kommen dann, kausale Bedingungsverhältnisse temporal [siehe paṭiccasamuppāda ],
    als auch Logische Bedingungsverhältnisse,
    atemporal.


    Das gilt es u.a. analytisch zu untersuchen und zu verstehen,
    alsdann pragmatisch in's Leben zu integrieren.


    Auf der Grundlage dieser Untersuchung gelangt 'man' zur Aussage das alles was erscheint,
    u.a. einer Fata Morgana gleicht -> einem Traum et cetera ...


    Zitat

    Mari0n: Auf welcher Grundlage? Was sind die Kriterien um zu erforschen, ...


    Sarva mangalam


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema




    Zitat

    Mari0n: Auf welcher Grundlage? Was sind die Kriterien um zu erforschen, ...


    Sarva mangalam

  • BigR:


    Die Frage ist eben wie man die Fata Morgana ganz los wird. Weiter kann man dann fragen wie man die Ich Illusion los wird. Ich meine eben indem man sie auflöst. Das finde ich treffender als nur zu Durchschauen denn Durchschauen ist eine Vorstufe.


    Durchdringung führt zur Durchschauung und führt zum Erkennen,
    könnte man sagen oder Durchschauung ist Erkennen. Beides läßt
    sich nicht trennen.
    Auch Ab-lösung und Auf-lösung hängen zusammen. Das besondere
    ist ja der sog. Teufelskreis von dem ich schon schrieb, denn
    ohne Ablösung gibt es keine Durchschauung und ohne
    Durchschauung gibt es keine völlige Ablösung. Die Frage
    welche oftmals gestellt wird, nämlich "was bleibst übrig"
    ist eine Frage welche durch mangelhafter Durchdringung
    und noch getrübter Durchschauung und nicht Erkennen bedingt ist.

  • Zitat

    Die Frage
    welche oftmals gestellt wird, nämlich "was bleibst übrig"
    ist eine Frage welche durch mangelhafter Durchdringung
    und noch getrübter Durchschauung und nicht Erkennen bedingt ist.


    Das hast Du sehr treffend beschrieben! Klasse...

    mfg
    Rainer


    "Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt. "


  • danke, darauf wollte ich hiaus :)


    Oder um an Nagarjuna anzuschließen: Man muss erstmal wissen, was das eigentlich ist, was man verneinen will.


    Oder um sinngemäß an einen tibetischen Meister anzuschließen: Ich brauchte ziemlich lange, um mir darüber im Klaren zu werden, was ich eigentlich unter einem "Selbst" oder einem "Ich" verstehe (Durchdringen, Durchschauen). Und dann war es nicht mehr so schwierig, dieses zu verneinen.


    Gruß
    M.


  • Das ist doch jetzt aber genau das gefährliche Verwirrspiel, das so oft gespielt wird.
    Nur solange die Fata Morgana nicht als solche durchschaut wurde, will man das Wasser in ihr trinken. Man möchte doch nicht eine unnütze Täuschung behalten! Die gefährliche Täuschung ist nicht die Fata Morgana selbst, sondern das "für echt halten".


    Ich weiß, dass ich intellektuell nicht an der Ich-Illusion hänge, da ich sie durchschaut habe, aber "emotional" (geschieht durch Vipassana) eben noch nicht.


    Außerdem ist sie selbst nicht immer gleich stark (wenn ich z. B. das Ich-Gefühl jetzt nach 30 Jahre Autofahren mit dem der 1. Fahrstunde vergleiche). Sie scheint also auch eine Funktion bei verschiedenen geistigen Tätigkeiten zu haben, die meine volle Aufmerksamkeit erfordern. Auf die Erfüllung ihrer Funktion möchte ich nicht verzichten, sondern nur auf das Leiden, das durch das Nichtdurchschauen dieser Illusion entsteht. Es gibt keine Notwendigkeit dazu sie "aufzulösen". '(Steht auch so nicht im Palikanon. :D )


    Gruß
    Sven

  • Mari0n:


    Oder um an Nagarjuna anzuschließen: Man muss erstmal wissen, was das eigentlich ist, was man verneinen will.
    Oder um sinngemäß an einen tibetischen Meister anzuschließen: Ich brauchte ziemlich lange, um mir darüber im Klaren zu werden, was ich eigentlich unter einem "Selbst" oder einem "Ich" verstehe (Durchdringen, Durchschauen). Und dann war es nicht mehr so schwierig, dieses zu verneinen.


    Dies ist zwar der wichtige 1. Schritt, nämlich das intellektuelle Verstehen. Dieser treibt die weitere Forschung voran.


    Der 2. Schritt, nämlich genau zu erkennen, wie im geistigen Prozess diese Illusion geboren wird, muss durch Vipassana häufig erfahren werden, damit die innewohnende Furcht, es können doch ein Selbst existieren, zumindest soweit überwunden wird, dass man die bedingten Phänomene für einen Moment ganz loslassen kann.


    Gruß
    Sven

  • Sven:
    Mari0n:


    Oder um an Nagarjuna anzuschließen: Man muss erstmal wissen, was das eigentlich ist, was man verneinen will.
    Oder um sinngemäß an einen tibetischen Meister anzuschließen: Ich brauchte ziemlich lange, um mir darüber im Klaren zu werden, was ich eigentlich unter einem "Selbst" oder einem "Ich" verstehe (Durchdringen, Durchschauen). Und dann war es nicht mehr so schwierig, dieses zu verneinen.


    Dies ist zwar der wichtige 1. Schritt, nämlich das intellektuelle Verstehen. Dieser treibt die weitere Forschung voran.


    Das Erkennen und "Durchdringen" meiner Vorstellung von "Selbst" und "Ich" würde ich nicht unbedingt als intellektuelles Verstehen bezeichnen, genau so wie das Erkennen von "Nicht-Ich". Zwar hat beides auch eine philosophische Komponente, aber das Entscheidende findet durch Introspektion statt: Wie erscheint die Vorstellung von "Ich" und "Selbst" in meinem eigenen Geist.


    Zitat

    Der 2. Schritt, nämlich genau zu erkennen, wie im geistigen Prozess diese Illusion geboren wird, muss durch Vipassana häufig erfahren werden, damit die innewohnende Furcht, es können doch ein Selbst existieren, zumindest soweit überwunden wird, dass man die bedingten Phänomene für einen Moment ganz loslassen kann.


    Was mich daran stört ist, dass schon wieder automatisch davon ausgegangen wird, dass hier eine "Illusion" geboren wird. Natürlich existiert ein "Selbst", das wird auch durch Vipassana nicht anders erfahren. Es gibt "meinen Atem", "meinen Körper", "meine Gedanken" etc., die tatsächilch nur "meine" sind, also nicht die von demjenigen, der neben mir sitzt z.B. (oder wie es immer so schön heißt: meine Nase ist nicht deine Nase :-)) Nur existiert dieses "Selbst" auf eine andere Art und Weise, als es uns zunächst erscheint. Auch das wird in Vipassana erfahren. Dafür muss man aber erstmal klarhaben, wie uns das "Selbst" überhaupt erscheint.


    Wer meint, dieses "Ich" und "Selbst" sind nur überflüssiger illusorischer Plunder, der sollte sich vielleicht mal mit dissoziativen Identifikationsstörungen auseinander setzen. Meiner Meinung nach sind derartige Geisteszustände weit entfernt von "erwacht".


    Gruß
    Mari0n

  • Mari0n:


    Das Erkennen und "Durchdringen" meiner Vorstellung von "Selbst" und "Ich" würde ich nicht unbedingt als intellektuelles Verstehen bezeichnen, genau so wie das Erkennen von "Nicht-Ich". Zwar hat beides auch eine philosophische Komponente, aber das Entscheidende findet durch Introspektion statt: Wie erscheint die Vorstellung von "Ich" und "Selbst" in meinem eigenen Geist ...


    Ich denke, wir liegen nicht so weit auseinander, benutzen quasi nur unterschiedliche Begrifflichkeiten. Die Problem ist nicht die Ich-Funktion, sondern dass sie das Bild eines unveränderlichen Kern (einen Atman) erzeugt!


    Unter intellektuellem Verstehen, verstehe ich das diskursive Nachdenken darüber (dies ist selbstverständlich auch Introspektion).
    Also, indem ich mich frage:
    Ist mein Bewusstsein mein Selbst (Also ist das Bewusstsein der Kontrolleur)?
    Ist es das Gefühl, der Wille, der Körper oder die Wahrnehmung?


    Der Buddha geht das in etwa so z. B. durch: Kann ich sagen, mein Gefühl solle so oder so sein? etc.


    Beim "emotionalen" Verstehen (hierbei handelt es sich auch um Introspektion) ist die Methode aber Satipatthana, welches zu Vipassana (durchschauen) führt. Dabei werden die geistigen Prozesse durch eine Technik beobachtbar gemacht. Dies führt zum Erfahren der allgemeinen Daseinsmerkmale (dazu gehört auch Nicht-Selbst anatta).


    Mari0n:

    Wer meint, dieses "Ich" und "Selbst" sind nur überflüssiger illusorischer Plunder, der sollte sich vielleicht mal mit dissoziativen Identifikationsstörungen auseinander setzen. Meiner Meinung nach sind derartige Geisteszustände weit entfernt von "erwacht".


    Danke für dieses Beispiel. Genauso ist es. Deshalb ist es auch so wichtig zu wissen, dass man dieses Ich keinesfalls auflösen darf, wenn man geistig gesund bleiben möchte!


    Gruß
    Sven