"Buddhismus praktizieren" ohne Kenntnis des Palikanon?

  • Probiere es einfach, auch wenn es in der Gesellschaft in der du lebst nicht üblich ist zu *schmunzeln*. Oft hängt es nur an einem falschen Scham. Dazu schmeiß nicht nur die Literatur sondern auch dein Medikissen weg. Dann bist du bald wirklich dem Dhamma ausgesetzt. *schmunzel* und nicht nur einem anderen Film.

  • BigR:

    Solche Extreme wie Buddhist zu sein ohne den Palikanon zu lesen dienen doch eigentlich nur zur kontroversen Diskussion im Forum hier.


    Soll doch jeder Üben und praktizieren wie es ihm möglich ist. Wenn es jemandem etwas bringt, dass er den Kanon rauf und runter liest dann ist das doch in Ordnung. Mir bringt es nichts denn was nützt mir die Theorie wenn sie in der Praxis versagt und die Praxis ist nun mal das Leben was man lebt. Entweder ich werde dort ruhiger, gelassener, weiser... oder ich muss erkennen, dass ich noch verdammt viel zu lernen habe.


    Praxis ist eben Praxis und die bekommt man kaum beim Lesen oder beim schreiben im Internet! Wenn ich meditiere dann ist das zwar auch Praxis aber was nützt sie wenn dies nur unter gewissen Umständen funktioniert. Wenn ich im Alltag Stress habe (zum Beispiel am Arbeitsplatz) dann wird sich erst herausstellen wie ich damit umgehen kann. Bei mir ist das Ergebnis meistens dann ernüchternd und das obwohl ich noch vorher bei einer Medi durch das Universum gereist bin. :badgrin:


    So verkehrt ist das nicht, aber es ergeben sich oft allerlei Irrtümer bei "einfach-so-Praktizierenden" welche selbst durch "seichtes" Studium des Kanons zumindest ausgeglichen werden könnten.


    Es ergibt sich z.B. oft das manche selbstkreierten Anschauungen denen des Buddha total konträr gegenüberstehen, und daraus ergeben sich dann auch allerlei Hindernisse auf dem Weg.


    Man soll den Kanon doch nicht vergöttern, aber man darf ruhig ein paar Blicke riskieren, wenn es einem mit der Nachfolge ernst ist.


    Es gibt nicht nur schwarze und weiße Katzen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)


  • Richtig, es ist auch verkehrt zu sagen, das die Lehrreden des Buddha sinnlos
    sind und für die Praxis nichts bringen würden oder nutzlos seien. Ohne die Lehre
    des Buddha gibt es auch keine Praxis in der Lehre des Buddha.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • Zitat

    Probiere es einfach, auch wenn es in der Gesellschaft in der du lebst nicht üblich ist zu *schmunzeln*. Oft hängt es nur an einem falschen Scham. Dazu schmeiß nicht nur die Literatur sondern auch dein Medikissen weg. Dann bist du bald wirklich dem Dhamma ausgesetzt. *schmunzel* und nicht nur einem anderen Film.


    Hanzze, ich bin seit 1987 dabei zu suchen... wonach auch immer! ;) Ich habe sicher viel Lehrgeld bezahlen müssen und es wahr nicht immer leicht so alleine ohne Lehrer und Gleichgesinnte. Damals gab es kein Internet und man konnte nicht so leicht Kontakte knüpfen.


    Allerdings habe ich ein bisschen was kappiert, gerade in den letzten Jahren und das hat mich als Mensch sehr viel weiter gebracht. Als ich ende der 80iger Jahre meine ersten meditativen Erfahrungen sammelte, habe ich ein Tor aufgestoßen welches man nicht mehr schließen kann. Das geht nicht! Das wahr sicherlich ein großes Geschenk und meinem Interesse an den Kampfkünsten zu verdanken. Ohne die wäre ich niemals auf Buddhas Lehre gestoßen.


    Ein Meditationskissen habe ich nie besessen. Ich habe immer im Seiza meditiert und oft auf dem blanken Fußboden. Ein Kämpfer muss ja hart sein! *griens* Heute sitze ich so gut wie gar nicht mehr. Ich meditiere bei vielen Tätigkeiten im Alltag. Ich würde das auch nicht mehr meditieren nennen denn vieles ist einfach in Fleisch und Blut übergegangen. Vieles aber auch noch nicht! *schmunzel*


    Ich brauche nicht zu schmunzeln! Das einzige ich bräuchte wären weitere Vertiefungen und die bekommt man leider nicht auf einem Kissen oder durch Lesen im Palikanon. Das sind für mich „nur“ Werkzeuge die man durchaus benötigt. Allerdings ist mein Weg leider nicht so einfach als, dass diese ausreichen würden. Diese Vertiefungen von denen ich schreibe bekomme ich vom Leben selbst und zwar indem ich die Lehre annehme und prüfe und genau dabei bin ich. Das verstehe ich unter Praxis! Es gibt keine Abkürzungen wenn man den Pfad geht den der Buddha lehrte. Davon bin ich überzeugt! Man sollte sich vielleicht manchmal in Bescheidenheit üben und nicht immer gleich das große Ziel vor Augen haben.


    Oft ist es unumgänglich ganz kleine Schritte zu machen und die können schon Schwerstarbeit bedeuten. Oft stelle ich fest, dass Menschen die sich nicht mit Buddhismus beschäftigen in einigen Punkten viel weiter sind als ich und dabei interessieren sich diese Menschen nicht für Buddha.


    Dann frage ich mich wieso ist das so und muss erkennen, dass sie mir eben einiges voraus haben und ich dies erst mal noch lernen muss. Da nützt es wenig von Erleuchtung und Nirvana zu träumen. Das wäre so als würde man an einem Hochhaus bauen dessen Fundament noch nicht richtig steht. Aber man zuerst das Dachgeschoss draufsetzen will. Es wird irgendwann zusammenbrechen.


    Wie oft dachte ich schon während einer Meditation „Jetzt passiert etwas... jetzt mache ich eine Erfahrung die mich weiter bringt!“ Leider ertappte ich mich dann Minuten später dabei, dass ich mich über einen Rentner in der Bäckerei innerlich aufgeregt habe und diverse Fantasien in mir hochstiegen die sehr wenig mit der Lehre Buddhas zu tun hatten. ;)


    So einfach isset nich!

    mfg
    Rainer


    "Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt. "

  • @ Geronimo


    Da stimme ich Dir zu! Ich ignoriere den Palikanon nicht. Das wäre dumm aber ich stehe jenen Menschen skeptisch gegenüber die sich dazu berufen fühlen die Lehre des Buddhas verteidigen zu müssen. Dabei verteidigen sie doch meistens nur ihre eigene Interpretation und ist es nicht so, dass jene die etwas verteidigen meistens auch etwas fanatisch sind? Mir bedeute Menschen mehr die versuchen ihr Wissen weiterzugeben und damit anderen Menschen helfen. Die bringen mich weiter!

    mfg
    Rainer


    "Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt. "

  • BigR: Wie Du als Kampfsportler weißt, verlieren sich Kondition, Koordination und Technik, leidet das Niveau und geht relativ schnell flöten- übt man nicht permanent. Wenn Du sagst, Du übst im Alltag, ist das sicher richtig- aber ohne Meditation und dem Befolgen von Buddhas Lehre ist das eben nicht ausreichend, weshalb Dich auch der Rentner in Fahrt bringt...Das nur als Anstoß, vielleicht mehr zu tun. Du kämpfst sozusagen gerade gut genug für Rentner, und ein guter Rentner-Schläger haut Dich glatt um. :oops:


    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Aber Crazy Dragon, mehr könnten wir doch irgendwie immer alle tun. Die Frage ist ob wir können. Wenn Dir jemand dauernd auf den Schwanz tritt dann wirst Du auch irgendwann Feuer speien.


    Dem Rentner ist ja nichts passiert und ich bleibe ja in solchen Situationen meist nach außen ruhig und selbst wenn dies nicht der Fall ist weiß ich mich doch zu beherrschen. Letztendlich aber müssen wir doch wohl alle irgendwie feststellen, dass wir Übende sind.


    Hättest Du zum Beispiel achtsam gelesen dann wäre Dir nicht entgangen, dass ich sehr wohl meditiere. ;)

    mfg
    Rainer


    "Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt. "

  • BigR:

    Heute sitze ich so gut wie gar nicht mehr. Ich meditiere bei vielen Tätigkeiten im Alltag. Ich würde das auch nicht mehr meditieren nennen...


    ????? Du hast recht und ich spinne und habe meine Ruhe... :oops:


    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • BigR:

    @ Geronimo
    Da stimme ich Dir zu! Ich ignoriere den Palikanon nicht. Das wäre dumm aber ich stehe jenen Menschen skeptisch gegenüber die sich dazu berufen fühlen die Lehre des Buddhas verteidigen zu müssen. Dabei verteidigen sie doch meistens nur ihre eigene Interpretation und ist es nicht so, dass jene die etwas verteidigen meistens auch etwas fanatisch sind? Mir bedeute Menschen mehr die versuchen ihr Wissen weiterzugeben und damit anderen Menschen helfen. Die bringen mich weiter!


    Du bischa anspruchsvoll. :)

  • Das glaubst Du nur! *schmunzel*

    mfg
    Rainer


    "Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt. "

  • Zitat

    ????? Du hast recht und ich spinne und habe meine Ruhe...


    Na, Drache... Ich wollt damit sagen, dass ich meine eigenen Wege gefunden habe um zu meditieren. Das bedeutet nicht, dass ich das Rad neu erfunden habe, sondern Möglichkeiten wie ich im Alltag meditiere wenn ich mal kein stilles Eckchen und ein Kissen zur Verfügung habe. Vieles ist bei mir auch automatisiert. Ich brauche keine Atemzählübungen mehr. *schmunzel*

    mfg
    Rainer


    "Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt. "

  • BigR:
    Zitat

    ????? Du hast recht und ich spinne und habe meine Ruhe...


    Na, Drache... Ich wollt damit sagen, dass ich meine eigenen Wege gefunden habe um zu meditieren. Das bedeutet nicht, dass ich das Rad neu erfunden habe, sondern Möglichkeiten wie ich im Alltag meditiere wenn ich mal kein stilles Eckchen und ein Kissen zur Verfügung habe. Vieles ist bei mir auch automatisiert. Ich brauche keine Atemzählübungen mehr. *schmunzel*


    So handhabe ich das auch, BigRainer. Atemzählübungen sind am Anfang sicher sinnvoll - und später? Da ist es schon in Fleisch und Blut übergegangen, eine gute Gewohnheit geworden, die "mitten auf dem Marktplatz" stattfinden kann.


    _()_ Monika

  • Alles hat seine Zeit. So auch das wie, wann, wo Praktizieren.
    Gerade schrieb ich hier irgendwo, ich würde eher weniger sitzen und eher mehr bei der Arbeit meditieren/rezitieren - da fiel mich gleich auf, wie abgelenkt ich doch oft bin. Oft hat so eine Rezitation zwei stundenlange Unterbrechungen und es braucht von Anfang bis Ende einen halben Tag. :lol:
    Schöne Übung - aber im Vergleich ist das Sitzen auch nicht zu verachten. Durch den körperlichen Halt schweift der Geist nicht so endgültig ab.


    Zum Thema "Dharma lernen mit Hilfe eines Textes":
    Ich besuche gerade einen Kursus über "Den Mittleren Stufenweg" - ein Werk aus dem 11.Jahrhundert von Tsongkapa, wo er versucht hat Buddhas Lehren praxisnah zu bündeln und aufzuarbeiten. Der Lamrim.
    Manchmal lese ich ein Kapitel schonmal vor und gehe dann zum Kursus und höre den Belehrungen des Lama zu. Dabei sind oft ganz erstaunliche Unterschiede zwischen meiner Interpretation des Textes und den Erklärungen des Lamas, des Profis.


    Ich will sagen: die Leserei kann nicht alles sein. Man braucht nicht nur den Dharma, sondern auch den Buddha (= innere Weisheit) und den Sangha (= realisierte Leute, die es einem besser erklären können als man selbst).


    Wenn ein Sauertopf ganz allein den Palikanon studiert... sicherlich ist das sehr hilfreich. Besser als nichts.
    Nur, wenn der dann meint, er hätte alles gelesen und wüsste daher nun bescheid - da wird es haarig. :oops:

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:

    Wenn ein Sauertopf ganz allein den Palikanon studiert... sicherlich ist das sehr hilfreich. Besser als nichts.
    Nur, wenn der dann meint, er hätte alles gelesen und wüsste daher nun bescheid - da wird es haarig. :oops:


    Das andere Extrem wären Groupies, die ihren Gurus jedes Wort von den Lippen ablesen und sich Babies von ihnen wünschen, es im Nachhinein bereuen und einen öffentlichen Skandal draus machen.


    Da ist es doch viel unkomplizierter, außerhalb der bestehenden Institutionen und Dogmen, sich selber Gedanken zu machen.

    Zum GLück besteht die Wirklichkeit nicht nur aus Extremen, sondern hat auch viele Graustufen. Nicht wahr, liebe LL?


    ;)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • nibbuti:


    Da ist es doch viel unkomplizierter, außerhalb der bestehenden Institutionen und Dogmen, sich selber Gedanken zu machen.


    Ist das so? Unkomplizierter sich selber Gedanken zu machen? Nun das sehe ich anders: Das Gedachte von anderen zu übernehmen ist viel bequemer und unkomplizierter. Wenn man selber denkt dann kann man sich durchaus verlaufen, beispielsweise beim Christentum beginnen, zum Buddhismus gelangen und dann weitab in andere Gefilde, die die "Etablierten" Religionen nur noch als Spinnerei ansehen. All dies ist kein Problem - wenn man wirklich selber denkt. :lol:
    Gruß
    Bishafu

  • Hi Bishafu,
    Deinen Beitrag verstehe ich nicht. Kannst Du das näher erklären?
    LG Monika

  • Was ich meinte, ist folgendes:
    Wenn man selbständig denkt und sich vom Leben treiben läßt, kommt man sehr schnell von bestehenden Denkstrukturen (Buddhismus, Christentum, ect.) ab und geht seine eigenen Wege. Das ist aber nicht einfacher als bestehende Denkstrukturen nachzuvollziehen und es ist vollkommen unklar wo man da ankommt.
    Als Beispiel: Wenn man in der Meditation erlebt hat, dass da keine feste Persönlichkeit existent ist, läßt man gewisse Denkstrukturen hinter sich und wird freier oder selbständiger im Denken. Es wird dann auch möglich anderes Denken zu integrieren und andere Anregungen aufzunehmen - ohne zu wissen wo man ankommt. Da draußen ist noch so viel Wissen, was wir noch gar nicht ansatzweise vorstellen können.


    Man ist quasi in Gottes Hand (kann man das in einem Buddhistischen Formum sagen :D )
    Ich hoffe das war verständlicher
    LG
    Bishafu

  • Ja, verständlicher schon, allerdings für mich ein bisschen um die Ecke gedacht und doch da angekommen, wo ich auch dachte :lol:

  • Geronimo:

    Ich halte das ehrlich gesagt für suboptimal. ....


    Selbst andere große Schulen, wie z.B. Mahayana sind ohne Kenntnisse
    des Palikanons nur unzureichend zu verstehen, da auch sie aus
    ihm hervorgegangen sind.


    Wie steht ihr dazu?


    Was den Suttapitaka, also einen Teil des Palikanons, angeht, so stimme ich dir zu, würde aber "suboptimal" durch "unmöglich" ersetzen wollen. Die beiden anderen Körbe halte ich dagegen nicht für unverzichtbar.



    Grüße
    TM

  • Lieber TMingyur,


    was sind die anderen Körbe und was deren Inhalt der sie so wichtig macht? *schmunzel*

  • Hanzze:

    Lieber TMingyur,


    was sind die anderen Körbe und was deren Inhalt der sie so wichtig macht? *schmunzel*


    Ich habe geschrieben "Die beiden anderen Körbe halte ich dagegen nicht für unverzichtbar." Wie kannst du daraus "wichtig" ableiten?


    Die drei Körbe findest du hier:
    http://www.palikanon.com/



    Grüße
    TM

  • Wenn etwas nicht/unverzichtbar ist, dann würde ich es als wichtig verstehen *schmunzel* oder bin ich gerade zu plump.


    Cola und Tee sind net, aber Wasser ist was du brauchts. Das Wasser ist das was zählt. Ist in diesen anderen Korben nun die Essenz enthalten oder sind sie sich irgendwie alle gleich?


    Oder bin ich gerade einer Negation eine Negation erlegen *schmunzel*

  • Hanzze:

    Wenn etwas nicht/unverzichtbar ist, dann würde ich es als wichtig verstehen *schmunzel* oder bin ich gerade zu plump.


    Ich würde sagen es handelt sich bei "nicht unverzichtbar" um eine doppelte Verneinung von "verzichtbar". Aber Schwamm drüber ...


    Hanzze:


    Cola und Tee sind net, aber Wasser ist was du brauchts. Das Wasser ist das was zählt. Ist in diesen anderen Korben nun die Essenz enthalten oder sind sie sich irgendwie alle gleich?


    Für mich ist im Sutta pitaka die Essenz. Mehr brauche ich nicht zur Orientierung. Was nicht ausschließt dass ich mich nicht bei Bedarf wenn's hilfreich ist auch woanders bediene ... falls es "entspricht".



    Grüße
    TM