Über das Erlangen übernatürlicher Kräfte

  • Mirco:

    Hallo Helmut,

    Ellviral:


    Persönliche Entwicklung, Entwicklung einer Persönlichkeit ist genau das was Siddhi verhindert. Die schützen sich selber sehr effektiv.


    verstehe ich nicht. wie meinst du das?

    Ich bin auf

    Zitat

    die stufe der persönlichen entwicklung ist angeblich keine hinreichende bedingung

    angesprungen. Das was ein Schnellschuß, wahrscheinlich um weiter zu erkunden. eine hinreichende Bedingung ist das sich die Persönlichkeit so entwickelt das anata immer gefödert wird. Das erfahren das das Ich nur erscheint wenn Gedanken erscheinen ist eine der grundlegenden Bedingungen für Siddhi. Wenn die Person anata wieder vergisst bleiben Reste von Siddhi erhalten. Eine Ich Person wird diese dann zum eigenen Ruhm nutzen. Die Siddhi werden dann aber gestört und es bleibt nur der Scharlatan übrig. Ein Meister wird zum "Meister" wenn er den Meister dazu benutzt Menschen anstatt zu befreien sie an sich bindet. Die Schüler merken nicht wie ihr Meister immer mehr zu einer Persönlichkeit ohne Geist/Siddhi wird. Die Siddhi schützen sich selber indem sie von der Persönlichkeit /Ego verdrängt werden. Es kann nur einen geben: Den Meister aller Klassen oder einfach nur den Menschen mit all seinen Fähigkeiten. Es gibt nichts "Über/Außer-natürliches".

  • Hallo Helmut,


    danke, Deine Sicht ist für mich jetzt nachvollziehbar. Woher kommt die? Übernommen, Mutmaßungen oder selbst erkannt?


    Liebe Grüße

  • Yoko Beck: Zen im Alltag


    Es ist wirklich eine Zeit lang her, dass ich dieses Buch gelesen habe, daher sind meine Errinerungen etwas löchrig. Ich denke, bei Sesshins beschreibt Sie, wie Sie die Mahlzeiten "erkennen, sehen" konnte, die später auf dem Tisch standen. Wem es interessiert, ich könnte in ein paar Tagen im Buch nachschauen.


    @ Diamant
    Siddhis sind weit gefaßt. Hin und wieder wenn Du von Deinen persönlichen Begebenheiten schreibst, gibt es Andeutungen die über Zufälle u.a. zwischen Menschen in der Begegnung hinausgehen, die Du thematisierst. Mir ist da eine Geschichte von Dir in Erinnerung, in der Du diesen einen Menschen zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten und Orten über den Weg gelaufen bist. Mancher wird ähnliches erleben. Ob das zum Gesetz der großen Zahl gehört, sich etwas connectet oder eine Selbststäuschung vorliegt. Ich habe keine genauere Meinung dazu.

  • vielleicht sollte man Siddhis genau definieren....

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

  • Wo gibt es denn da was das abgeschrieben werden kann? Mir ist klar das du das nicht nachvollziehen kannst. Das ist auch ein Schutzmechanismus der Siddhi. Da gibt es doch ein Sutra das hier bis zum Erbrechen zitiert wird doch verstanden wird es nicht. Es ist mir auch nicht möglich für verstehen zu sorgen, auch ein Schutzmechanismus. Alle Fragen werden sofort beantwortet wenn es erkannt wird doch auch Dir ist es dann nicht möglich das anderen zu erklären und von mir gibt es dann nur: -()-.
    Das steht in DEINEM Zitat von mir.

    Zitat

    Ein Meister wird zum "Meister" wenn er den Meister dazu benutzt, Menschen zu befreien, anstatt sie an sich zu binden.


    Das habe ich geschrieben:
    Ein Meister wird zum "Meister" wenn er den Meister dazu benutzt Menschen anstatt zu befreien sie an sich bindet.

    2 Mal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • no name:

    Yoko Beck: Zen im Alltag


    Es ist wirklich eine Zeit lang her, dass ich dieses Buch gelesen habe, daher sind meine Errinerungen etwas löchrig. Ich denke, bei Sesshins beschreibt Sie, wie Sie die Mahlzeiten "erkennen, sehen" konnte, die später auf dem Tisch standen. Wem es interessiert, ich könnte in ein paar Tagen im Buch nachschauen


    Ja bitte, sei so nett (oder jemand anderes, der das Buch hat) . Es wäre interessant. Von Wänden durchschauen zu Mahlzeiten im Kopf haben, ist es doch ein Unterschied (wobei auch das für mich schwer mit Zazen in Verbindung zu bringen ist). Deshalb würde mich der Kontext interessieren. Sie ist ja Zen-Lehrerin. Deshalb würde es mich wundern, wenn sie von Siddhi berichten würde.

  • mindfullness:

    Sie ist ja Zen-Lehrerin. Deshalb würde es mich wundern, wenn sie von Siddhi berichten würde.


    Wo ist da der Zusammenhang? Ist Zen was anderes als die Buddha-Lehre und könnten die Siddhi deshalb Deiner Meinung nach nicht auftreten?

  • mindfullness:
    no name:

    Yoko Beck: Zen im Alltag


    Es ist wirklich eine Zeit lang her, dass ich dieses Buch gelesen habe, daher sind meine Errinerungen etwas löchrig. Ich denke, bei Sesshins beschreibt Sie, wie Sie die Mahlzeiten "erkennen, sehen" konnte, die später auf dem Tisch standen. Wem es interessiert, ich könnte in ein paar Tagen im Buch nachschauen


    Ja bitte, sei so nett (oder jemand anderes, der das Buch hat) . Es wäre interessant. Von Wänden durchschauen zu Mahlzeiten im Kopf haben, ist es doch ein Unterschied (wobei auch das für mich schwer mit Zazen in Verbindung zu bringen ist). Deshalb würde mich der Kontext interessieren. Sie ist ja Zen-Lehrerin. Deshalb würde es mich wundern, wenn sie von Siddhi berichten würde.


    Mich hätte gewundert wenn sie nichts berichtet hätte.

  • Danke, no name. Beim langsamen Querlesen der Joko Beck-Bücher im Hugendubel hatte ich vor Jahren den Eindruck, dass die zum Besseren gehören.
    Wäre schade, wenn sie als Beispiel etwas nimmt, was irgendwie nix bringt - Mahlzeiten erkennen (es sei denn, man wollte sie vergiften).


    Du hast recht, dass ich hin und wieder Andeutungen mache. Ich bin davon überzeugt, dass man zum Beispiel durchs Ausmaß der Liebe und Zuneigung - obwohl ja eigentlich im Zen illusionär und im Palikanon letztlich ein skandha - einiges auslöst, was sonst nicht da wäre: Begegnungen, Gefahren spüren, in denen sich der/die andere befindet und ähnliches. Und mich interessiert, ob und wie man das - wie etwa auch Träume - nutzbar machen kann. Und genau daran hapert es oft, weswegen ich mich auch nur vorsichtig weiter darüber auslasse. Trotzdem - dem Rat, das als makyo (Täuschungen) anzusehen folgend und damit spielerisch umgehend, kann mich niemand mehr vom Gegenteil überzeugen, seit mindestens einer großen Liebesgeschichte. Auf der anderen Seite relativiert das auch die buddhistischen Weisheiten. Es gibt eben doch etwas, das sein Existenzrecht einfordert, trotz der erkannten "Leere" und "Vergänglichkeit" der Phänomene. Allerdings in eher sinn-loser Form, wie mir scheint.


    Gerade las ich auch die Warnung eines Börsenanalysten. Er fand heraus, dass Experten oft meinen, sie hätten etwa Crashs vorhergesehen. Rückblickend zeigt sich, dass sie nicht danach handelten. Und warum nicht? Weil sie sie gar nicht voraussahen. Sie täuschen sich über sich selbst und ihre Erinnerung. Weil ich zum Beispiel nicht genau gleich nach meinem Traum von Sasaki Joshu notierte, wie ich drauf kam, dass ich ihm als Tier wieder auf die Welt half, weiß ich weder als welches Tier noch ob ich mich da nicht sofort nach dem Aufwachen in eine Interpretation begab. Was besonders grotesk ist, wo wir doch nur über einen läppischen Traum reden.


    In einem anderen Thread habe ich Deshimaru verteidigt. Ein Grund ist, dass mir sein Verständnis des Karma half, diese Dinge einzuordnen. Experimentell legte ich z.B. meine Liebesgedanken und -gefühle (schmerzlich) ab, um zu sehen, ob es weiterhin zu überraschenden Treffen mit der Geliebten käme und dergleichen. Es geschah nicht. Es ist wie mit einem Experiment, an dessen Ausgang man nicht so recht glauben mag, aber dann bekommt man's wie Butter aufs Brot geschmiert. Wenn ich mich geistig von Leuten verabschiede, verschwinden die recht konsequent aus meinem Leben, das heißt dem Feld meiner Alltagsbegegnungen. Das war sogar bei meinem ehemals besten Freund so, mit dem mich über 20 Jahre Freundschaft verbanden. Früher lief der mir sogar bei Dates mit Frauen noch vorm Restaurant übern Weg. Das finde ich doch bemerkenswert. Es kommt mir so vor, als wolle der Buddhahdarma mir ein bisschen Schokolade für meine Bemühungen zuteil werden lassen.


    Vielleicht erzähle ich irgendwann eine größere Geschichte. Sie wird von Lucky Strike handeln. Denn Liebesgeschichten möchte man zu gern als Wunschträume abtun.


    Wichtig ist immer - es gibt keine Garantie für nix. Diese Geschichten sollen eben nicht heißen: Mit dem "übernatürlichen" Geschehen bekomme ich die Frau, die ich will. Im Gegenteil. Zur Schokolade gibt auch ein Stück Trocken Brot, damit es richtig sackt. Was dann aber das eigentlich tiefgründige Gefühl auslöst: "Ich kann nicht durch Wände gehen, aber wenn ich bis zum Anschlag Liebe, dann erschüttert das zumindest die Welt einer anderen Person. Ich kann nicht durch Wände gehen, aber wenn ich bis zum Anschlag hasse, dann gibt es sogar noch ein Rauchverbot in thailändischen Bars, die im Freien stehen." Auf dieser subtilen Ebene ist einiges bewegbar, nach meiner Überzeugung. Es geschieht nicht von selbst, aber es geschieht auch nicht so, dass es irgendein Normalverbraucher sehen oder verstehen würde. Diesen Energien sollte man unbedingt vertrauen. Das "Mysterium" hat seine Daseinsberechtigung, weil wir zu unreif sind, es zu begreifen. Also bemühen wir uns, bis wir in vielen Tausend Jahren vielleicht so mutiert sind, dass wir's verstehen (oder ganz anders oder "läppisch" nennen).

  • @ diamant


    Wie gesagt, meine Erinnerung an diesen Passus ist sehr neblig. Sie hat das überhaupt nicht hochgehalten, es war eine kleine, nette Anekdote, mit der sie andererseits auch nicht kokettiert hat. Das Buch wurde mir empfohlen, warum ich mich überhaupt erinnern kann, liegt daran, das auch Joko Beck irgendwann auf das Thema kam. Zen im Alltag, damit rechnet doch keiner mit. Das passiert mir fast überall, spätestens nach 20 Minuten kommt das S-Wort auf den Tisch. Muho ist mir aufgefallen, weil er in ein, zwei Fotobeiträgen auf der alten Seite die Siddhis versucht hat lustig zu interpretieren und damit zeigte was er davon hält.


    Ich habe keine Meinung zu den von dir beschriebenen Situationen, auch wenn ich selbst oder andere Ähnliches erlebt habe. Es gibt vielfältige Erklärungsversuche hierfür. Ich benenne die von dir angeführten Beispiele mal Softcore Skills. Diese Zufälle oder Erfahrungen sind möglicherweise nicht verschieden von Normalverbrauchern ohne Leerheitserfahrung. Könnte eine These sein, der Pepsi Test läßt sich schlecht in der Breite durchführen. Mir liegt es absolut fern persönliche Erlebnisse zu zerreden oder zu interpretieren, da diese sich jedoch zugetragen haben, gibt es auch über Softcore hinausführende Erlebnisse in den Bereich Hardcore. Wenn man den Schilderungen die im Umlauf sind Glauben schenken möchte. Für die Nutzbarmachung dieser Energien gibt es in den verschiedenen Traditionen Überlieferungen. Auf jeden Fall, ein großes Dankeschön für das Teilen deiner Erlebnisse und Gedanken. Auch wenn letztendlich alles sinnlos ist, vieles bleibt mysteriös.

  • Ich denke, Tara hat vollkommen recht. Man sollte wohl definieren, was Siddhi sind. Laut wikipedia, um einen kleinen Auszug zu nennen, gehören u.a. dazu:

    "ungehindert durch Mauern, Wälle und Berge hindurch zu gehen und durch die Lüfte; in Erde und Wasser auf- und unterzutauchen; auf dem Wasser gehen zu können wie auf festem Grund..."

    Vielleicht sollte man auch noch einmal einen kurzen Blick auf den Eingangspost dieses Fadens werfen. Dort wurde gesagt:

    "Der Gedanke daran, dass man über den Buddhismus übernatürliche Kräfte sich aneignet durch jahrelange Meditation liegt nicht so fern...Oft stellte ich mir die Frage wie es denn möglich sei unsterblich zu werden oder unverwundbar. Oder besser noch der Wunsch ohne Schlaf aus zu kommen...Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass dies möglich sein kann".

    Der Wunsch unsterblich zu sein. Ich hoffe, wir müssen nicht darüber diskutieren, dass dies wohl das Gegenteil von Buddhas Lehre ist!

    Das, was Diamant z.B. berichtet, halte ich durchaus für möglich. Es wäre ja auch seltsam, wenn man meint alles sehen und begreifen zu können, was natürlich ist (denn Übernatürliches ist nun einmal Fiktion). Es gibt sicher vieles, was wir mit unseren Sinnen nicht begreifen können. Im Buddhismus geht es (einfach gesagt) vor allem auch um die Überwindung der Illusion eines inhärenten ichs, wie es sich die meisten Menschen seit Kindheit an geschaffen haben. Wenn dies geschafft ist, kann ich mir gut vorstellen, dass man sensibler wird für die angesprochenen Dinge. Partner und Eltern meinen zu spüren, wenn etwas passiert ist. Nehmen wir an, es gibt so etwas. Dann könnte es daraus resultieren, dass in diesen Konstellationen das eigene Ego in den Hintergrund rückt man somit feinfühliger ist. Aber das sind alles nur Foren-Spekulationen, denn (und deshalb reagiere ich so zynisch), es hat imho mit Buddhas Kernholz nichts zu tun!

    Im Zen spielen Siddhi keine Rolle, so wie ich das bislang erkennen kann (um auf diesen Einwand noch einmal einzugehen). Bei Dogen und später Suzuki, Deshimaru sprich den renommierten Lehrern habe ich nichts davon gelesen (wobei es ja auch nicht primär ums Lesen geht und ich deshalb auch nur wenig kenne - ich bin auf die angeblichen Gegenbeweise gespannt). In anderen Schulen wird offener darüber gesprochen, das weiß ich. Dort wird von manchen Lehrern über Gespräche mit Devas und Engeln gesprochen. Das kann zum Glück ja jeder handhaben und glauben, wie er mag. Meines Wissens ist es im Zen unüblich. Deshalb hätte mich gewundert, wenn es bei Beck zu lesen ist.

    Meine Meinung: Siddhi spielen im Zen nicht nur keine Rolle, sie sind sogar hinderlich! Denn behaupten wir einfach mal, dass man durch die Praxis Siddhi erreichen kann. Wäre es der Zen-Weg, wenn es mir nicht um Ent-Täuschung, sondern um die Stärkung irgendwelcher Fähigkeiten geht? Bei der Praxis geht es nicht darum, irgendwo hinzukommen. Es braucht hierzu keiner "übernatürlichen" Fähigkeiten, sondern die Überwinnung von Illusionen. Ob dies beim Training, um durch Wände gucken zu können, gelingen mag? Ich glaube nicht. Für mich ist der Glaube daran vielmehr Wirklichkeitsflucht, anstatt im hier und jetzt zu verweilen!

  • no name:

    Yoko Beck: Zen im Alltag


    Es ist wirklich eine Zeit lang her, dass ich dieses Buch gelesen habe, daher sind meine Errinerungen etwas löchrig. Ich denke, bei Sesshins beschreibt Sie, wie Sie die Mahlzeiten "erkennen, sehen" konnte, die später auf dem Tisch standen. Wem es interessiert, ich könnte in ein paar Tagen im Buch nachschauen.


    Hallo noname,


    ja, mich interressiert es. Könntest Du bitte im Buch nachschauen und hier berichten?


    Schöne Grüße,
    Mirco

  • Mein Vater war Landwirt und hat auch, nachdem er das nicht mehr sein konnte, noch weiter in seinem relativ großen Garten (nach seiner bezahlten Arbeit) geschafft. Ich hege für Antaijis Lebensweise große Sympathie, weil mein Vater dieses "Do it yourself" ebenfalls vorlebte - und nicht nur aus schwäbischer Sparsamkeit. Das Ganze geschah dann auch in der Nachbarschaft, im Stillen, und wenn nach seinem Tod noch Essen zu uns rübergebracht wurde, hatte das sicher ein wenig damit zu tun (wobei meine Mutter in ihrer Freigebigkeit und Arbeitsamkeit ähnlich ist). Dadurch wird man auch bodenständig, genau wie Muho. Wenn man regelmäßig aufs Feld geht, kommen einem solche Spinnereien wie die (wörtlichen) siddhis nicht so schnell in den Sinn.


    Ich hingegen bin (auch) ein Träumer, ein Fantast, ein Schreiber. Darum spekuliere ich über das Mysteriöse und Mögliche. Was man durchaus als Zenadept komplett bleiben lassen könnte. Und darum sage ich hier noch was, dass ein bisschen korrigiert, was über Deshimaru gedacht wird. Man kann im Umfeld Sawaki nicht erwarten, dass Menschen versuchen, auf Wasser zu laufen oder durch Wände zu gehen, das ist einfach zu absurd. Aber Deshimaru hat einmal beschrieben, wie er in Seenot (oder unter Beschuss) das Hannya Shingyo rezitierte und davon überzeugt war, dass es ihn (und andere) schützen kann. Das ist für mich auch eine Form von siddhi. Kritisch betrachtet ein Aberglaube.


    Und nun kommt das Entscheidende: Ich bin zwar Träumer, aber auch Skeptiker. Deshimaru empfahl z.B., das Hannya Shingyo zu kopieren, abzuschreiben. Ich habe mir darum mal die Zeichen nur dieses Textes vor Dekaden zeigen lassen (Grundkenntnisse in der Zeichenfolge hatte ich von der Uni her). Ich habe es auch schon gemacht wie Deshimaru. Und ich empfehle es, insbesondere in der Not, hiermit wohl zum ersten Mal weiter: gya te, gya te, hara gya te, hara so gya te, boji sowaka! Das ist ein gutes Mantra.


    Aber im Gegensatz zu anderen (die schlicht nam myo ho renge kyo sagen ...) denke ich, dass es erst dann an Bedeutung gewinnt, wenn eine grundlegende, tiefe Einsicht zuvor gewonnen wurde. Und nicht durch bloßes Rezitieren. Nämlich die, dass auch dieses Mantra "leer" ist. Sonst hält man sich für unverwundbar, oder man glaubt wie eine Buddhistin in der DBU, dass das Verzehren von Vitamin C-haltigen Bonbons einen vor Virusgrippen schützt. Das Hannya Shingyo, oder dieser Satz daraus, werden dann rezitiert, genau weil man weiß, dass das Boot dennoch untergehen kann, dass der Beschuss einen dennoch treffen kann, dass dies das Ende sein kann. Das heißt, die Rezitation hält einen davon ab, einer Illusion zu verfallen, statt sie zu nähren.


    Den "Rest" - ob darüber hinaus eine Kraft des Mantras bestehen kann - möge jeder, der Lust hat, selbst checken ...

  • mindfullness:

    Ich denke, Tara hat vollkommen recht. Man sollte wohl definieren, was Siddhi sind. Laut wikipedia, um einen kleinen Auszug zu nennen, gehören u.a. dazu:

    "ungehindert durch Mauern, Wälle und Berge hindurch zu gehen und durch die Lüfte; in Erde und Wasser auf- und unterzutauchen; auf dem Wasser gehen zu können wie auf festem Grund..."


    Der Blick in einen alten Kommentar zum Palikanon bietet vielleicht Aufschluß:


    12. Die magischen Kräfte
    13. Die vier übrigen Höheren Geisteskräfte


    Schöne Grüße,
    Mirco

  • Mit diesen Textstellen kann man natürlich besser leben. Sie sind ein Teil des glaubhafteren Mysteriums im Buddhismus. Und relativ geschickt gemacht. Wenn man aber z.B. die Passage übers Hörorgan liest, dann entdeckt man in dieser jahrtausende alten Schrift schon denselben Mechanismus der Täuschung wie heute bei Esoterikern. Zunächst wird so getan, als sei das himmlische Gehör unabhängig vom "Fleische". Dann aber werden genau die Dinge mitaufgezählt, die ein fleischliches menschliches Ohr so hört (Trommeln, Muschelhörner), es wird in "Fingerbreit" gemessen, es gibt einen "Schalleindruck". Es wird also auf der Grundlage einer Sinneserfahrung eine Supermanntechnik entwickelt, wie etwa, jedes Lebewesen in einem selbst hören zu können (immerhin erstaunlich, denn heute wissen wir ja, dass wir von unzählbaren Lebewesen besiedelt sind). Mich erinnert das eben an meine eigene Grundstruktur, der etwas vom Fantasten und Träumer anhaftet. So schreibt ein Fantast. Das ist ganz gut gemacht, aber es endet etwa da, wo die Filme enden, die versuchen, Aliens abzubilden und immer wieder ins gleiche Muster von kahlen, ovaläugigen, langarmigen Außerirdischen verfallen.


    Im Grunde hat man also mit dieser Stelle im Visuddhi Magga die ersten literarischen Höhenflüge dessen, was heute in anderer Form Wilber, Nydahl oder der Dalai Lama präsentieren: Irgendetwas Übermenschliches, dass sich aber auf ganz profane menschliche Gemeinsamkeiten zurückführen lässt und durch die rechte Prise Phantasie abhebt. So was hörten die Menschen schon immer gern.


    Möglicherweise hat man aber auch einfach jemanden, der wahnsinnig geworden war, interviewt, und seine Geschichte verarbeitet. Das droht einem nämlich tatsächlich, wenn man die Kleinstlebewesen auf sich oder irgendwelche Ameisen usw. hört. Das hält man schlicht nicht aus.


    Die Passage über die Erinnerung an frühere Leben hingegen mag ein Zugeständnis an die Hindus gewesen sein, die man mit ihnen vertrauten Vorstellungen der Reinkarnation interessieren konnte. Hier wird der gleiche Mechanismus benutzt, den etwa die Spiral Dynamics-Theorie aufgreift: Dadurch, dass definiert wird, wer auf welcher Entwicklungsstufe sich an welche Leben erinnert, wird im Umkehrschluss gesagt, wer dies nicht tue, könne diese Stufe nicht erreicht haben (und folglich nur deshalb auch nicht erkennen, dass es sich hier um eine unumstößliche Wahrheit handele). Ein zirkulärer rhetorischer Trick. Auch nicht schlecht, aber genauso wenig überzeugend.

  • diamant:

    Das ist ganz gut gemacht, aber es endet etwa da, wo die Filme enden, die versuchen, Aliens abzubilden und immer wieder ins gleiche Muster von kahlen, ovaläugigen, langarmigen Außerirdischen verfallen.


    Im Grunde hat man also mit dieser Stelle im Visuddhi Magga die ersten literarischen Höhenflüge dessen, was heute in anderer Form Wilber, Nydahl oder der Dalai Lama präsentieren: Irgendetwas Übermenschliches, dass sich aber auf ganz profane menschliche Gemeinsamkeiten zurückführen lässt und durch die rechte Prise Phantasie abhebt. So was hörten die Menschen schon immer gern.


    Der König hat es sicherlich auch gerne gehört.


  • Gerne Mirko, kann noch ein paar Tage dauern, bin unterwegs.


    Die VM ist eine hervorragende Quelle um Aufschluss über die Siddhis zu erlangen.


    Diamant, stimme dir voll und ganz zu. Geerdete Menschen haben eine andere Perspektive. Bei allem was mit himmlisch anfängt, würde ich aus Gründen der geistigen Gesundheit sehr vorsichtig sein. Das fängt bei inneren Stimmen, Bildern und äußeren Zeichen an. Selbst ein bekannter Theravada Gelehrter warnt davor, auf innere Stimmen im Bereich der vorbereitenden Sammlung einzugehen, es sei denn man hat viel Zeit und die Praxis ist nicht weiter wichtig. Der Mushroom Faktor der sich aus den Sammlungszuständen ergibt, ist bei Menschen die eine Ausprägung für visuelle Empfindungen haben, im Ergebnis, sagen wir verwirrend? Es kann sich möglicherweise zu einem Vorteil umkehren, wenn Menschen sehr weit fortgeschritten sind im Verständnis der Theorie. Dann ergeben sich aus den Gesprächen mit Devas, die meiner Meinung nach Selbstgespräche sind, wertvolle Belehrungen, Texte. Oder, unglaublicher esoterischer Hokuspokus, auch der sprichwörtliche Sprung vom Dach des Hauses, weil wer mit Devas reden kann, kann auch durch den Himmel fliegen. Bin sehr kritisch gegenüber manchen Überlieferungen. Auch was die Inneren Bilder, Abfolgen von vergangenen Existenzen betrifft. Es gibt einfach kein buddhistisches Copyright auf eine Richtigkeit und Deutung dieser Interpretationen. In der VM ist es mehrmals angemerkt, wieviele unter Tausenden, Empfindungen (??) dieser Art haben.


    Was aber thematisiert wurde in den letzten Beiträgen, findet sich u.a. unter dem ersten Link:


    "Auf die mannigfachen Arten von magischen Kräften (iddhividhā) richtet und lenkt er seinen Geist hin": in diesem Ausspruche wird "iddhi" (Sicherfüllen, Gelingen, Erfolg, Gedeihen, Vermögen, Macht, magische Kraft, magische Wirkung) gebraucht im Sinne von 'Erfolg' (iddhi), d.h. Zustandekommen, Erlangen. Denn, was zustande kommt und erreicht wird, von dem sagt man, daß es erfolgreich ist. Wie es heißt (Snp.766): -


    "Wenn einer einen Wunsch da hegt
    Und ihm sich dieser Wunsch erfüllt ..."


    "Dieser Citta, der Hausvater, ist sittenrein, dem Guten ergeben. Sollte er es wünschen, so könnte er im künftigen Leben ein Weltherrscher sein, denn der Herzenswunsch des Sittenreinen 'geht in Erfüllung' infolge seiner Sittlichkeit."


    Das mit dem dreifachen Übungsgebiet hat diamant in der letzten Zeit beschrieben ... Mag einem gefallen oder nicht. Theravada Bhikkus sehen einen Zusammenhang zwischen Sittlichkeit und Erfolg auf der weltlichen Ebene. Wer möchte kann die Themenblöcke, Sittlichkeit, Reinheit, Leerheit in Bezug setzen. Klar,es gibt ein Kernholz der buddhistischen Lehre, der Buddha sprach aber nicht nur zu Mönchen, u.a. auch zu Königen und wie vermeintliche Wirkungen erzielt werden können. Da schließt sich wieder der Kreis zum Thema Schokolade und trocken Brot.

  • Mirco:
    no name:

    Yoko Beck: Zen im Alltag


    ja, mich interressiert es. Könntest Du bitte im Buch nachschauen und hier berichten?


    Charlotte Joko Beck. Zen im Alltag. Knaur 1990 (nicht, dass ich das 1990 gekauft hätte...).


    Seite 45f. Kapitel II. Das Üben. Was Üben nicht ist.


    (...) Es geht beim Üben nicht darum, besondere Kräfte zu erlangen oder zu kultivieren. Es gibt vielerlei Kräfte dieser Art, und wir haben schon von Natur aus einige von ihnen, manche Menschen in besonders hohem Maß. Im zen-Center von Los Angeles hatte ich manchmal die nützliche Fähigkeit, sehen zu können, was es zwei Räume weiter zum Essen gab. Gab es etwas, das ich nicht mochte, ging ich gar nicht erst hin. Solche Fähigkeiten sind kleine Kuriositäten, aber auch sie sind nicht etwas, dessentwillen man übt.

  • Vielen lieben Dank Jojo! Sie betont also völlig korrekt, dass es keine Rolle spielt! Auch ist nicht unbedingt gesichert, dass sie es unweigerlich als Wirkung ihrer Praxis in Verbindung bringt oder es schlicht als gegeben sieht. Erfreulicherweise also also eine ganz andere Präsentation als bei Kornfield.


    Praxis ist eben kein Magieseminar.

  • diamant:

    Das hat sie wohl eher gerochen ...


    Vielleicht hatte sie getriggert durch den Geruch immer eine lebhafte Visualisation, wer weiß das schon.
    Da fällt mir diese Zengeschichte ein: Ein Mann, dessen Frau gestorben ist, kommt zum Meister und beklagt sich, dass die tote Frau ihn jede Nacht heimsucht und ihm Vorwürfe macht; dabei weiß sie alles über ihn, und er fürchtet sich vor der Macht dieses GEistes. Was kann er tun? Der Meister rät ihm: Das nächste Mal greifst du ohne hinzusehen eine Handvoll Bohnen, hältst die hinter deinem Rücken versteckt, und fragst deinen tote Frau, ob sie dir sagen kann, wieviele Bohnen in der Hand sind. Wenn sie die Frage beantworten kann, ist sie wirklich ein Geist, und du solltest darauf hören, was sie sagt. Wenn sie die Frage nicht beantworten kann, ist sie eine Ausgeburt deines eigenen Geistes, und dann kannst du sie getrost ignorieren.

  • Hallo,



    der Tenor erscheint mir ein starkes Misstrauen zu sein dass es diese Fähigkeiten überhaupt gibt,
    sowie eine Angst, dass diese Fähigkeiten irgentwie nur zu Hindernissen gereichen könnten.


    Die letzte 'Geschichte', welche ich zu diesem Thema hörte, war die, dass die Schüler des Lehrers die Fähigkeiten dazu nutzen,
    sich Fragen im Dhamma klären zu lassen (magisch vor Ort erscheinen) oder um Lehrreden aus der Ferne (anderer Kontinent) 'mitzuhöhren'.


    Ich habe großes Vertrauen in's Buddha Dhamma, was für mich dazu führt, es durch Anwendung zu überprüfen. Meine Devise dabei lautet: ich glaube erstmal alles, bis ich mir das Gegenteil beweise.



    Schöne Grüße