Befüllen von Buddhastatuen



  • Ich verstehe nicht so recht, was Du damit sagen willst, außer dass Du glaubst, ich sei in den Lama verliebt.
    Wie kannst Du aus der Entfernung, ohne dass wir uns persönlich kennen und ohne dass Du dieser Szene beigewohnt hast, eine solche Behauptung aufstellen?
    Außerdem finde ich es immer sehr mühsam, alles noch einmal extra auseinanderzudröseln, als ob man sich rechtfertigen müsste.
    Das wäre dieser Erfahrung nicht würdig.


    Auch verstehe ich nicht die Bemerkung zur deutschen Heimat und Umorientierung.
    Ich kann mir dieses Unverständnis nur dadurch erklären, dass Du "Himalaya Karuna" nicht gegoogelt hast.


    Deine Antwort war also von sehr überstürzter Art und ohne tiefes Nachsinnen. Oberflächlich, um es genau zu sagen.


    Und was die "Begierde", von der Du sprichst, betrifft:
    Es wäre verhängnisvoll, eine Statue zu begehren. Das würde das Gegenteil bewirken von dem, was sie darstellen soll. So habe ich mich auch schon innerlich von diesen wunderschönen rituellen Objekten distanziert und stelle mir vor, dass das Zentrum, welches hier in der Gegend meine Anlaufstelle ist, alle diese Gegenstände nach meinem Ableben erhält. Dieses ist in meinem Testament verankert.
    Das ist aber kein Widerspruch dazu, dass ebenso die tiefe innere Verbindung zu diesen Gegenständen in mir verankert ist. Jedes erzählt eine Geschichte.


    So sehe ich es eher wie fotost:

    fotost:

    Das ist ehrlich und macht nicht den Versuch, so einer befüllten Statue irgendwelche geheimnisvollen Bedeutungen zuzuweisen.Es handelt sich um ein Ritual, das menschliche Beziehungen vertiefen kann; das dabei entstehende Produkt hat Erinnerungswert.


    Vielen Dank.


    Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

    • Offizieller Beitrag


    Ja gut, ich wollte ihn da nicht herabsetzen. Ich finde das sehr sympathisch und vorbildhaft, wie er sich da für andere einsetzt.

  • Zitat

    Verliebte haben häufig ein ganz und gar unrealistisches Bild vom Objekt ihrer Begierde. Auch den Taten dieser Objekte werden nicht selten tiefgründige Bedeutungen beigemessen, die bei genauerem Blick doch recht banal sind.


    Falls Du Deutsche/Deutscher sein solltest, fühlst Du dich eigentlich auch mit deiner deutschen Heimat verbunden, oder bist Du bereits in einer Phase der Umorientierung, denn man weiß ja nie?


    Kongjiazhong




    Lieber Kongjiazhong,


    ich meine, Verliebte sind Buddha näher als vermutlich alle anderen Wesen dieser Welt. Liebe macht blind und das oft in einer guten, herzlichen, liebevollen Weise. In den Dharma verliebt zu sein... Wie einfach müsste mir dann das Praktizieren von der Hand gehen. Die meisten der von uns geforderten Handlungen sind hingegen doch immer recht banal. Den abentlichen Rotwein wegzulassen, Wertungen abzulegen, achtsam zu sein, den Geist zu schulen, beständig auf dem Weg zu sein... Das sind keine Heldentaten. Im Grunde kommen immer und immer und immer wieder die gleichen Aufgaben auf uns zu. Wenn wir diese Aufgaben allein aus Liebe zu unserem Lehrer besser erledigen und durchstehen können, dann ist das doch ein hervorragender Start, oder nicht?


    Meinst Du, dass es aus spiritueller Sicht einen feststellbaren Unterschied zwischen Samsara Deutschland und Samsara Ausland gibt? Soll ich mich also diesem oder eher jenem Samsara verbunden fühlen? Ist eine Umorientierung von der einen zur andern Seite hilfreich? Ist der Verzicht auf eine Umorientierung hilfreich? Oder ist es beide das gleiche und wir können uns sowohl als auch umorientieren oder nicht umorientieren und dennoch auf dem Weg nicht voran kommen? Mich würden Deine Erkenntnisse dazu sehr interessieren und ich wäre Dir dankbar für weitere Denkanstöße, vor allem zur dualen Sichtweise. Daran kaue ich momentan.


    Herzliche Grüße,


    Engelbert

  • void:
    accinca:


    Ich kann dir aber das Buch von Dr. Hecker über "das Leben des Buddha" empfehlen.
    Ananda ist nur seiner Aufgabe nachgekommen (wie auch bei der Gründung des Nonnenordens)
    zwischen den Anhängern und dem Buddha zu vermitteln.


    Ja gut, ich wollte ihn da nicht herabsetzen. Ich finde das sehr sympathisch und vorbildhaft,
    wie er sich da für andere einsetzt.


    Gut. Gibt es diese Biographie des Buddha denn irgendwo im Netz?

  • Engelbert:

    Kongjiazhong, ich meine, Verliebte sind Buddha näher als vermutlich alle anderen Wesen dieser Welt.


    Kaum, wieso sollten sie, sie dürften anderes im Schilde führen als Buddha. Leute, die gerade einen aufreibenden Scheidungskampf führen, dürften für Buddha auch nicht viel übrig haben. Buddha sind am nächsten jene, denen Leben weder zu gut läuft, sie also keinen rechten Anlass haben, überschwänglich glücklich zu sein, noch zu schlecht läuft, sie also keinen rechten Anlass haben, sich zu Grämen, andere zu beschuldigen usw., was allesamt umheilsame Geisteszustände sind.


    Buddha sind also jene am nächsten, die ein fades Leben, wie ich, in einer faden Umgebung führen. Schön ist dieses: François Jullien. Über das Fade. Eine Eloge zu Denken und Ästhetik in China.


    Zitat

    Liebe macht blind und das oft in einer guten, herzlichen, liebevollen Weise.


    Verliebtheit hat etwas Törichtes. Glücklicherweise ist sie etwas ziemlich Vergängliches. Die Kürze macht sie geradeso noch erträglich. Blindheit ist im Buddhismus das Übel schlechthin, man spricht auch von Verblendung.


    Zitat

    In den Dharma verliebt zu sein.


    Viele sind es - mit verheerenden Resultaten, für das real existierende Dharma, für die Welt, für die "Verliebten" selbst.


    Zitat

    Den abentlichen Rotwein wegzulassen, Wertungen abzulegen, achtsam zu sein, den Geist zu schulen, beständig auf dem Weg zu sein... Das sind keine Heldentaten.


    Wertungen abzulegen (also zu verstehen, was Wertungen sind, welche Ursachen sie hervorrufen, wer der Wertende ist usw.) und den "Auschwitzleugnern" beste Sendeplätze zur Verfügung stellen, weil man ja nicht wertet, das wäre sicherlich eine "Heldentat", oder meinst Du nicht? Die Vergewaltiger zu liebkosen, wie einen lieben Schoßhund, oder das Objekt der Verliebtheit, das wäre was fein Wertungsloses.


    Achtsam sein - auch eine heldische Aufgabe, und die Geistesschulung ebenso.


    Ich befürchte, dass Du der Meinung bist, dies seien keine Heldentaten, wahrscheinlich war Buddha für dich auch nicht der große Held sondern ein Typ im Stil des postheroischen deutschen Mannes, also eines Weichlings (Feiglings): http://www.nzz.ch/meinung/deba…heroische-mann-1.18687259


    Gut, ich stimme dir zu: Abends keinen Rotwein zu trinken, das ist keine Heldentat.


    Zitat

    Wenn wir diese Aufgaben allein aus Liebe zu unserem Lehrer besser erledigen und durchstehen können, dann ist das doch ein hervorragender Start, oder nicht?


    Vertrauen und Glaube sind Hilfsmittel, sicherlich.


    Zitat

    Meinst Du, dass es aus spiritueller Sicht einen feststellbaren Unterschied zwischen Samsara Deutschland und Samsara Ausland gibt?


    Es gibt eine spirituelle und sakrale Geographie der Großräume und es gibt kleinräumige Unterschiede (Kraftorte), aber mich interessieren hier eher die politischen, die geopolitischen Zusammenhänge. Abermillionen wollen nach Deutschland, nur wenige wollen dieses Land verlassen - die Unterschiede zwischen hier und woanders sind evident.


    Zitat

    Soll ich (…) Ist eine (…) Ist der (…) Oder ist (…) Mich würden (…) Daran kaue ich momentan.


    Kaue weiter.


    Kongjiazhong

  • Kongjiazhong,
    ich danke Dir für Deine Belehrungen. Sie geben mir einige deutsche Einsichten und ich werde sie in meine Überlegungen einbeziehen.
    Herzliche Grüße,
    Engelbert

  • Im Zen weiß ich nichts von befüllten Statuen. Im Zen sind Bilder, Bilder und Figuren sind Figuren. Man behandelt es anständig angemessen, so wie es die Tradition verlangt.

  • Es scheint sich um eine tibetische Sitte zu handeln, also ein Ritual jener Richtung von Buddhismus, in der ich als neutraler Beobachter die meisten Streitigkeiten beobachte. Ich sehe da einen Zusammenhang zwischen der Kultivierung von solchen Ritualen und der Neigung zu Streitigkeiten.
    Als neutraler Beobachter halte ich es für bedenklich, wenn derartige Rituale im allgemeinen Teil des buddhistischen Forums behandelt werden, weil dem neugierig interessierten Beobachter so der Eindruck vermittelt wird, derartige Rituale seien ein allgemeiner und wesentlicher Bestandteil von Buddhismus. Gläubige Christen, insbesondere Katholiken, mag sowas ja anziehen bzw. günstig stimmen, aufgeklärte Menschen stößt es vielleicht eher ab.

  • Engelbert:


    Solche Sichtweise, solche Lehre, solche Gedanken schaden dem Buddhismus. Zu Anfang gibt man sich als Gelehrter aus und am Ende als Bewahrer des tatsächlichen Buddhismus. Und es wird immer Menschen geben, die daran glauben.


    Ist das nicht der Kern, um den herum sich noch jede neue Schule kristallisiert hat?


    a) Ich weiß Bescheid!
    b) alle anderen sehen es falsch..


    Mir gefallen da die Fragenden, die Suchenden viel besser. Die, die sich freuen, wenn andere etwas gefunden haben, das Ihnen Kraft und Halt gibt, solange dies sie nicht dazu führt, anderen zu schaden.


    Wenn jemand sich eine Statue befüllen lassen möchte oder täglich um 18:35 geweihte Räucherstäbchen anzünden möchte, warum nicht? Möge es diesen Menschen helfen und sie auf dem richtigen Weg begleiten.


    Kritisch wird's doch erst, wenn mit solchen Äußerlichkeiten Erwartungen oder Behauptungen verknüpft werden, die nicht mehr überprüft werden dürfen. Gefährlich wird es, wenn damit Machtansprüche oder Manipulationen verbunden werden.

  • Zitat

    Wenn jemand sich eine Statue befüllen lassen möchte oder täglich um 18:35 geweihte Räucherstäbchen anzünden möchte, warum nicht? Möge es diesen Menschen helfen und sie auf dem richtigen Weg begleiten.



    Mein Herz freut sich, das zu hören. :D Genau so sehe ich das auch. Die Zeit, die ich damit verbringe, einen Buddha zu befüllen, die verbringe ich schon nicht vor dem Fernseher oder mit anderen, vielleicht gar unheilsamen Handlungen. Der Platz, den ein Buddha in der Wohnung einnimmt, der kann schon nicht von unnützem Nippes eingenommen werden.


    Es ist bei mir nun so geschehen, dass sich meine Wohnung tatsächlich langsam reinigt, denn im Vergleich zum Altar wird mir plötzlich bewusst, wie die Dinge sich verhalten. Plötzlich sehe ich den Unterschied zwischen Buddha und Toshiba. Das ist doch ziemlich nützlich.


    Herzliche Grüße,


    Engelbert

  • fotost:

    Wenn jemand sich eine Statue befüllen lassen möchte oder täglich um 18:35 geweihte Räucherstäbchen anzünden möchte, warum nicht? Möge es diesen Menschen helfen und sie auf dem richtigen Weg begleiten.


    Also ich finde jede ehrlich gemeinte spirituelle Tätigkeit zunächst mal schön. Es ist schön, wenn ein Christ zu Gott betet, wenn sich ein Derwisch im Kreis dreht, ein Buddhist eine Statue befüllt, ein Hindu seinen Mantra rezitiert, ein Moslem vor Allah kniet. Schön sind alle Symbole und Riten die auf Höheres hinweisen, und schön ist die meditative Praxis ohne Symbole und Riten.
    Unschön ist die Gier nach sinnlicher Befriedigung, Überheblichkeit, Hass, Neid und Gewalt, der rücksichtslose und blinde Materialismus. Traurig ist wenn sich das gemeine mit dem metaphysischen Bedürfnis, dem Streben nach Frieden, Glück und Freiheit vermischt und man sich gegenseitig die Statuen und heiligen Verse um die Ohren haut.

  • mukti:
    fotost:

    Wenn jemand sich eine Statue befüllen lassen möchte oder täglich um 18:35 geweihte Räucherstäbchen anzünden möchte, warum nicht? Möge es diesen Menschen helfen und sie auf dem richtigen Weg begleiten.


    Also ich finde jede ehrlich gemeinte spirituelle Tätigkeit zunächst mal schön. Es ist schön, wenn ein Christ zu Gott betet, wenn sich ein Derwisch im Kreis dreht, ein Buddhist eine Statue befüllt, ein Hindu seinen Mantra rezitiert, ein Moslem vor Allah kniet. Schön sind alle Symbole und Riten die auf Höheres hinweisen, und schön ist die meditative Praxis ohne Symbole und Riten.
    Unschön ist die Gier nach sinnlicher Befriedigung, Überheblichkeit, Hass, Neid und Gewalt, der rücksichtslose und blinde Materialismus. Traurig ist wenn sich das gemeine mit dem metaphysischen Bedürfnis, dem Streben nach Frieden, Glück und Freiheit vermischt und man sich gegenseitig die Statuen und heiligen Verse um die Ohren haut.


    Wenn es nicht so schön-geistige und grauenhafte Verblendung wäre.

  • accinca:
    mukti:


    Also ich finde jede ehrlich gemeinte spirituelle Tätigkeit zunächst mal schön. Es ist schön, wenn ein Christ zu Gott betet, wenn sich ein Derwisch im Kreis dreht, ein Buddhist eine Statue befüllt, ein Hindu seinen Mantra rezitiert, ein Moslem vor Allah kniet. Schön sind alle Symbole und Riten die auf Höheres hinweisen, und schön ist die meditative Praxis ohne Symbole und Riten.
    Unschön ist die Gier nach sinnlicher Befriedigung, Überheblichkeit, Hass, Neid und Gewalt, der rücksichtslose und blinde Materialismus. Traurig ist wenn sich das gemeine mit dem metaphysischen Bedürfnis, dem Streben nach Frieden, Glück und Freiheit vermischt und man sich gegenseitig die Statuen und heiligen Verse um die Ohren haut.


    Wenn es nicht so schön-geistige und grauenhafte Verblendung wäre.


    Wenn jemand der die ganze Welt aufgegeben hat sowas sagt wäre es glaubwürdig, andernfalls ist es nur ein engstirniges Abkanzeln anderer Wege. Als ob es nicht sein darf dass jemand zu dessen Praxis das Befüllen von Buddhastatuen gehört vielleicht schon mehr Loslösung erreicht hat als man selber.

  • mukti:

    Als ob es nicht sein darf dass jemand zu dessen Praxis das Befüllen von Buddhastatuen gehört vielleicht schon mehr Loslösung erreicht hat als man selber.


    Ich traue einer solchen "Loslösung" eben nicht.

  • Oh je, da habe ich ja wohl mit meiner Frage eine ganz unnötige Diskussion ausgelöst. Ich dachte, als absoluter Neuling wäre ichim Anfängerbereich am besten damit aufgehoben. Aber ich habe trotzdem was gelernt.
    Außerdem: Irgendwo in diesem Forum habe ich den Spruch aufgeschnappt: "Drei Buddhisten, vier Meinungen". Scheint was dran zu sein - aber das ist ja überall so und deshalb auch gaanich schlimm. Ich bin gern hier im Buddhaland. :)
    Liebe Grüße Alexander

  • accinca:
    mukti:

    Als ob es nicht sein darf dass jemand zu dessen Praxis das Befüllen von Buddhastatuen gehört vielleicht schon mehr Loslösung erreicht hat als man selber.


    Ich traue einer solchen "Loslösung" eben nicht.


    Naja ich kenne Leute aus anderen Richtungen deren Grad der Loslösung ich gerne hätte.


  • Das ist ein sehr schönes Zitat mkh ! Du kennst nicht zufällig den Namen des alten Mönches, der so weise Worte fand ?