Dürfen Buddhisten sich verlieben ?

  • If you fall in love with this life, you are not a Dharma practitioner. If you fall in love with this samsara, you do not have renunciation. If you fall in love with your selfish purpose or oneself, you are not a Bodhisattva. If you have some sort of "fall in love" feeling, you do not have the right view.


    〜 Dzongsar Khyentse Rinpoche


    Der letzte Satz besagt: "Wenn du ein Gefühl des Verliebtseins hast, dann hast du nicht die richtige Anschauung."


    Können, dürfen Buddhisten sich verlieben ? In dieses Leben, in einen Menschen ?

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Sie können alles, sie dürfen alles. Es gibt keinen der sagt "Nein, das darfst Du nicht". Man sollte sich aber bewusst sein, dass jede Handlung, jeder Gedanke Konsequenzen hat. Und die sind im täglichen Leben nahezu alle nicht nur und ausschließlich auf Erwachen ausgerichtet.
    Irgendwann versiegt das Verlangen, die Begierde, die (körperliche, romantische, zwischenmenschliche) Liebe ganz von allein. Bis dahin halte ich es persönlich für falsch solche menschlichen Gefühle bewusst zu unterdrücken. Das kann nur nach hinten losgehen. Schließlich ist dies dann genau so Verlangen und Begierde, nur halt auf einer anderen Ebene. Und man ist zudem unglücklich. Eine Loss-Loss-Situation ...

    Von mehreren Theorien, die die gleichen Sachverhalte erklären, ist die einfachste allen anderen vorzuziehen.


    Die Leute von denen Du am meisten lernen kannst sind die mit denen Du nicht einer Meinung bist.

  • Dürfen tut man schon, auch als Bodhisattva, aber ob es glücklich macht und hilfreich ist auf dem Weg, ist eine andere Sache. Ich persönlich nehme das angenehme Gefühl des aufkommenden Verliebtseins gerne mit, verliere mich aber nicht darin, indem ich mehr daraus mache als es letztlich ist. Es ist schön jemanden besonders zu mögen und es ist auch schön mit diesem jemand Zeit zu verbringen. Aber auch das ist dem Entstehen und dem Vergehen unterworfen. Behält man das immer im Blick und lässt sich nicht fesseln, dann kann man etwas schönes daraus machen.


    Hat man sich jedoch einmal gefangennehmen lassen, dann wird es bald immer schwerer den Wesen ein Segen zu sein.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

    2 Mal editiert, zuletzt von Geronimo ()

  • Sukha:

    Verlieben ist Anhaftung und führt zu dukkha.


    Und manchmal auch zu (der) 'sukha'... :lol:

    Geronimo:

    Hat man sich jedoch einmal gefangennehmen lassen, dann wird es bald immer schwerer den Wesen ein Segen zu sein.


    Die Welt wäre vielleicht ein besserer Ort ohne den Anspruch, für Andere 'ein Segen' zu sein...

  • Auch Mönche und Nonnen sind ja nicht davor gefeit sich zu verlieben. Sie müssen damit eben nur anders umgehen, weil ja das offensichtliche Ventil fehlt. Kommen und gehen lassen.


    Ein Bodhisattva gibt sich selbst ja auch auf, im bestmöglichen und gesündesten Sinne. Das ist für Anhaftung kein Raum.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Axel Benz:
    Sukha:

    Verlieben ist Anhaftung und führt zu dukkha.


    Und manchmal auch zu (der) 'sukha'... :lol:

    Geronimo:

    Hat man sich jedoch einmal gefangennehmen lassen, dann wird es bald immer schwerer den Wesen ein Segen zu sein.


    Die Welt wäre vielleicht ein besserer Ort ohne den Anspruch, für Andere 'ein Segen' zu sein...


    Als Anspruch ist er wohl selten ein Segen, aber als Frucht des Pfades durchaus.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Gegen das Sich-Verlieben kann man ohnehin nichts unternehmen. Das ist ein Cocktail im Gehirn, das unsere Steuerung und Kontrolle außer Kraft setzt. Und das ist gut so.
    Es war und ist für die Entwicklung und das Überleben der Art unentbehrlich. Es kann Beziehungen entstehen lassen und Möglichkeit bieten, sie zu intensivieren und zu vertiefen. Es ist außerdem ein wichtiger Motor für Kreativität. Dadurch kann Begeisterung entstehen. Sie ist nicht anders als die Begeisterung für den Dharma, der uns dazu motiviert, sich auf in einzulassen und dranzubleiben.
    Klar entsteht dadurch auch Leiden. Aber man kann das Ganze auch gelassen betrachten. Dann ist es nicht mehr so leidvoll.


    Aber wenn ich den Text richtig lese, geht es um dieses "Ach, wie bin ich toll! Ach, was bin ich für ein toller Buddhist! Der Buddhadharma ist das Tollste der Welt! Nicht ist wichtiger als mein Leben! Ach, was bin ich für ein Held! Ach, und und und!"


    Für mich ist da ein Unterschied, ob ich diese Emotionen immer wieder einfach nur habe oder ob ich sie habe und sie als das wahrnehme, was sie sind.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Kommt drauf an was dein Lehrer sagt :D


    Nein, also da gibt es keinen Verbot, aber als Mönch in einem Kloster nun ja, darf es nicht viel weiter als Verlieben kommen....


    Führt denn eine Verliebtheit zu Leid ? Nicht im ersten Moment. Aber was ist, wenn die Liebe geht ?


    Hier hat man es eben stark mit dem Begehren zu tun, bei manchen Menschen ist es sogar noch stärker als alles was man kontrolliern könnte.
    Erst letztes Jahr hat sich in meiner nächst größeren Großstadt ein 14-jähriger vom Dach gestürzt. Selbstmord. Warum ? Weil das Mädchen nicht mit ihm zusammen sein wollte.


    Leugnen oder Abstreiten der Verliebtheit bringt wie die Vor-Poster schon sagten, wohl nicht viel. Verarbeiten hilft. Vielleicht hilft der Buddhismus das ganze nicht "zu ernst" zu nehmen, zu relativieren. Sodass man nicht denkt, dass diese eine Person das einzig wahre Leben erfüllt und sonst keiner, oder so...
    Ansonsten wird Verliebtheit und wohl Liebe einer der stärksten Daseinsbegehren sein... Da ist dann wieder die Frage, was mit dem Vernichten von Begehren wirklich im Buddhismus gemeint ist. Mit einem "nicht mehr ganz so Ernst nehmen" der Dinge, da sie leer sind oder unkontrollierbar ist vielleicht etwas geholfen.

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)

  • Simo: du bist sehr ernsthaft in deiner Sache und deswegen besorgt.
    Aber du bist doch nicht ordiniert ! Und selbst wenn: ich hab hier gerade ein Buch, wo eine Nonne schildert
    wie verliebt sie war und was daraus geworden ist. :) Du kannst das eh nicht umschiffen,
    sich zu verlieben ist ganz normal. Und alle Erfahrungen sind wertvoll, zumal um das Dhamma besser zu verstehen.

  • Hallo,


    ich würde mal sagen, dass es nicht darum geht, ob man das darf, denn danach fragen der Körper und die Seele nicht, es passiert "automatisch" mit uns und das ist mehr als menschlich und biologisch auch nützlich so, sonst wären wir schon längst alles ausgestorben...
    Für meine Begriffe ist Liebe nichts, was man "wegmeditieren" muss, für mich gibt es da keine Verbote im Buddhismus, es kommt nur darauf an, dass man sorgsam mit diesen Gefühlen und anderen Menschen umgeht, sie nicht zu etwas nötigt, was sie nicht wollen, bzw. Erwartungen oder Forderungen stellt.
    Du bist noch sehr jung und ich bewundere hier deine Antworten, denn du scheinst schon sehr viel über Buddhismus zu wissen, aber Buddha hat sicher nichts gegen die Natur des Menschen und somit nichts gegen das Verlieben, zumal du ja auch kein Mönch bist und selbst dem kann das passieren, er ist ja kein "Roboter"... :D
    Dein Bauchgefühl und dein Herz werden dir "sagen", was hier "richtig", "falsch" bzw. angemessen ist.


    LG Joella ;)

  • Simo:

    Können, dürfen Buddhisten sich verlieben ? In dieses Leben, in einen Menschen ?


    Hi Simo


    Der historische Buddha beschwor Leute im Hausleben nicht, alles ohne Rücksicht links liegen zu lassen & missionierte auch nicht.


    Er lehrte Leuten im Hausleben Mitgefühl, Geduld, gegenseitiges Verständnis, gemeinsame Werte & Achtsamkeit entsprechend ihrer Möglichkeiten.


    Grüße


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.


  • Lieber Simo,


    Hier werden Äpfel und Birnen wie wild durcheinander gewürfelt.


    <<<Wenn du ein Gefühl des Verliebtseins hast, dann hast du nicht die richtige Anschauung.>>>
    Das hier besagt nichts gegen das GEFÜHL des Verliebtseins, sondern nur gegen das falsche Einordnen des Gefühls als Verliebtsein. Es geht um die Anschauung ( das falsche Einordnen) , nicht gegen das Gefühl.
    Denn, mMn, ist dieses Gefühl eine Wurzel - die Liebe - und kann zum Kern führen. Mit der richtigen Anschauung.


    Schwierig. Am grünen Tisch und mit der Nase in verstaubten Büchern wird man es nicht lösen können.
    Ich würde sagen, man muss da irgendwie durch. Erfahrungen sammeln und mit Hilfe von Achtsamkeit sich immer weniger verstricken.
    Achtsamkeit auf:
    Wo sind Ich-Gefühle, Anhaften, Habenwollen? ---> Leid !
    Wo findet sich Nicht-Ich, Loslassen und simples Sein? ---> Auflösung von Leid.


    So empfinde ich es.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:



  • Vielleicht sollten wir hier mal unterscheiden zwischen "verlieben" ( fall in love ) und "lieben". Bei " verlieben" klingt doch immer Begierde und Anhaftung mit, während "lieben" auch etwas Selbstloses sein kann.

  • Man muss halt abwägen was einen glücklich macht bzw einen leiden lässt.


    Und es kommt drauf an wie man "verlieben" genau definiert. Das kann man eben nicht, da es schon unterschiedlich bei den Menschen ist. Ist es eine Symphatie, die aus dem Herzen kommt, während man dennoch die Dinge so sieht wie sie sind ohne zu sehr daran zu hängen, dann kann es auch glücklicher machen.
    Aber ist es ein völliges unterwerfen der eigenen Gefühle und Emotionen, denke ich, führt es eher zu leiden.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha


  • Nun stell Di doch mal selber die Frage: Wer hat das Recht für Dich zu entscheiden, was verliebt sein ist und darüber zu urteilen, dass man das nicht dürfe?


    Solange Du an den Worten von Meistern glaubst, ohne Deine eigenen Erfahrungen zu machen, wirst Du darüber sowieso keine Antworten finden. Wo hat Buddha gesagt, dass man sich nicht verlieben dürfe? was ist überhaupt verlieben? Hat sich derjenige, der das sagt schonmal verliebt? Wo ist das Problem beim verliebt sein? Ich glaube jeder der sich schonmal verliebt hat und wer hat das nicht, wird erkennen, dass es ein vergängliches Gefühl ist. Aber indem wir denken, wir dürfen das nicht versuchen wir nur etwas zu vermeiden, was sowieso vergänglich ist. Also wieso ein Problem daraus machen. Man leidet nochviel mehr wenn man versucht auf Ratschläge zu hören wie man das Leid vermeiden kann. Mit einer inneren Weisheit kann man das Gefühl des verliebtsein empfinden ohne darunter zu leiden, wenn es wieder verschwindet.

  • Zitat

    Dürfen Buddhisten sich verlieben?


    Nein. Kannst du damit leben? *schmunzel*


  • Verliebtsein ist mit Begehren verbunden, Metta ist ohne Begehren. Wenn ein Gefühl des Verliebtseins nicht bei seiner Entstehung schon als Trug durchschaut wird so dass es wieder verschwindet, wird es durch falsche Anschauung genährt. Mir scheint aber dass die allermeisten Menschen, meine Wenigkeit eingeschlossen, (noch) keine klare Einsicht in Leid, Vergänglichkeit und Nichtselbst haben, also verlieben wir uns ständig in das Leben und in Menschen. Einsichtsmeditation sollte da allmählich zur Loslösung führen.


  • :doubt: hmmm... ich seh es anders. Warum kann man das Leben nicht lieben, selbst wenn es Leid ist und vergänglich? Warum kann man sich nicht in dieses wunderbare Phänomen Leben und Mensch verlieben ?

    Kein "Ich" - keine Probleme.

    Einmal editiert, zuletzt von Simo ()

  • Hanzze_:
    Zitat

    Dürfen Buddhisten sich verlieben?


    Nein. Kannst du damit leben? *schmunzel*


    So kompromisslos nicht, nein, damit kann ich nicht leben.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Simo:

    Warum kann man das Leben nicht lieben, selbst wenn es Leid ist und vergänglich? Warum kann man sich nicht in dieses wunderbare Phänomen Leben und Mensch verlieben ?


    Weil es Leid und vergänglich ist. Wenn man das in Kauf nimmt, kann man sich drauflosverlieben.

  • Simo:


    So kompromisslos nicht, nein, damit kann ich nicht leben.


    Hanzze`s Aussage ist auch nicht der Weisheit letzter Schluß, eher Stuß... :P
    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • mukti:
    Simo:

    Warum kann man das Leben nicht lieben, selbst wenn es Leid ist und vergänglich? Warum kann man sich nicht in dieses wunderbare Phänomen Leben und Mensch verlieben ?


    Weil es Leid und vergänglich ist. Wenn man das in Kauf nimmt, kann man sich drauflosverlieben.


    Okay, wo ist dann das Problem mit dem Verlieben ?
    Ich glaube ein wesentlicher Unterschied zwischen westlicher und östlicher Anschauung ist der, dass der Westen dem Leben nicht grundlegend einen leidhaften Charakter zubilligt, sondern im Leben sowohl das Potenzial für Glück, als auch für Leid sieht - also die ganze Kraft. Zwei Seiten der selben Medaille. Auch ist für viele Westler der Gedanke des Wiedergeborenwerdens eher ein tröstender - weniger mit ewigem kreisläufigem Leid verbunden.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • crazy-dragon:
    Simo:


    So kompromisslos nicht, nein, damit kann ich nicht leben.


    Hanzze`s Aussage ist auch nicht der Weisheit letzter Schluß, eher Stuß... :P
    _()_ c.d.


    :grinsen: Ich weiß eh.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Dürfen Buddhisten Harndrang haben?
    Darf dem Buddhisten der Angstschweiß auf die Stirne treten?
    Darf Buddhisten bei Pizzaduft das Wasser im Mund zusammenlaufen?


    It's all nature.


    Es kommt immer drauf an, was man draus macht.
    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)