Ajahn Thanissaro und Wiedergeburt

  • Onda:

    Auch der Palikanon ist eine "eigene Lehre" und Interpretation. In dieser Hinsicht unterscheidet er sich nicht von anderen buddhistischen Texten.


    Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn Leute ihre eigenen Lehren erfinden, verbreiten und auch ihre eigenen Schriften darüber verfassen. Aber von solchen Trittbrettfahrern, die ihre Privatlehre dnn als "Was der Buddha wirklich sagen wollte" verkaufen wollen und und zu diesem Zweck die Lehrreden aus dem Palikanon selektiv hernehmen und uminterpretieren, halte ich nichts.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Onda:
    Elliot:


    Wenn Dein Anatta-Verständnis nun erfordert, dass es sich zum zwei verschiedene Wesen handeln muss, dann könnte Dein moralischer Anspruch auch immer noch darin bestehen, einem zukünftigen Wesen, das seine Lebensumstände Deinem Handeln verdankt, möglichst keine gravierenden Nachteile zu bescheren.


    Das wäre sicherlich nobel aber keine gute Basis für ein ethisches Drohszenario, wie es die "Wiedergeburt" ist. Wenn ich keine persönlichen Konsequenzen zu befürchten habe, warum soll ich dann ethisch handeln? Wirksame moralische Drohkulissen kann man nur auf der Basis des Egoismus errichten. Darum kann auch nur die persönliche Wiedergeburt im Rahmen einer ethischen Argumentation funktionieren.


    Dann wird ja deutlich, dass das "Wiedergeburts-Konzept", wie es im Palikanon dargelegt ist, gar nicht als Drohkulisse taugt, sondern eher an Mitgefühl und Verantwortung appelliert.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Onda:

    Ein eindeutig personales Verständnis von Wiedergeburt. Das gleiche Wesen wird wieder-geboren. Es gibt aber keine Wesenheit, die von Existenz zu Existenz wandern würde (anatta-Lehre). Hier widerspricht sich der PK... Solche Ungereimtheiten blendet Thanissaro aus - während Buddhadasa zu Lösungswegen der Interpretation findet.


    Es gibt keine "Anatta-Lehre", zu der solch eine Formulierung im Widersprich stehen könnte, zumindest nicht im Palikanon. Es mag darüberhinaus Anatta-Privatlehren geben, die damit nicht klarkommen, aber das ist nicht ein Problem des Palikanons oder seiner Interpretation, sondern derer, die solche Anatta-Lehren erfinden oder solchen Anatta-Lehren anhängen.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:


    Es gibt keine "Anatta-Lehre", zu der solch eine Formulierung im Widersprich stehen könnte, zumindest nicht im Palikanon.


    Du sagst, der PK enthalte keinerlei "anatta-Lehre"?
    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)


  • Die einen sagen Buddhadasa sprach zu extrem Abergläöubigen Thai's und daher geht er gegen den Wiedergeburts-glauben an.
    Die anderen sagen er spricht zu Westlern und lässt deswegen den Wiedergeburts-glauben weg, weil diese es nicht verstehen würden...


    Was denn nun?
    Bei beiden Gruppen, also den Abergläubigen und den nicht Abergläubigen lässt er diesen Glauben weg.
    Bzw. erklärt wie Wiedergeburt wirklich gemeint war. Hälst du es nicht für möglich das er meint was er sagt? Anstatt wie wie du sagst, beide mit der (dMn angeblichen) Wahrheit zu verschonen.


    Das es Stromeingetretene und die anderen Stufen der Heiligkeit gibt, hat ja (nicht zwingend) mit Wiedergeburt zu tun, sondern ist klar in diesem Leben zu verwirklichen und auch auf dieses Leben zu beziehen. Lies dir mal Nyanatiloka's Defintion davon genau durch:
    http://www.palikanon.com/wtb/ariyapuggala.html

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:

    Lies dir mal Nyanatiloka's Defintion davon genau durch:


    Da zitiert er:



    Nyanatiloka gehört bestimmt nicht zu den Leugnern des halben PK`s :)


    Maybe Buddha:

    Die einen sagen Buddhadasa sprach zu extrem Abergläöubigen Thai's und daher geht er gegen den Wiedergeburts-glauben an.


    Wir sprachen ja über einen bestimmten Text. Dazu das Vorwort:


  • Und selbst wenn du noch 10 solche Stellen findest, ich glaube das wird auch niemanden von seiner Position abbringen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • @Sukha:
    Ich kenne Nyanatoloka's Ansichten und weiss das sie eher deiner Entsprechen als meiner.


    Worauf ich hinaus wollte waren erstmal nur die Definitionen von "Strom-eingetretener" usw., und das diese Dinge erstmal nichts mit Wiedergeburt zu tun haben (bzw. man sich darum erstmal nicht sorgen muss), sondern das es erstmal bezeichnungen dafür sind welche Fesseln man schon abgelegt hat.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha


  • ... das lässt sich gewiss nicht dahingehend deuten, dass er seinen Hörern aus didaktischen Gründen einen Bären aufgebunden hat.
    Onda

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    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Maybe Buddha:

    Worauf ich hinaus wollte waren erstmal nur die Definitionen von "Strom-eingetretener" usw.


    Hier in diesem Thread geht es aber um "Ajahn Thanissaro und Wiedergeburt". :)
    Die Definitionen von ariya puggala sind doch bekannt und die Worte sprechen doch auch für sich wie z.B.


    Einmal - wieder kehrenden (sakadāgāmi),
    den Nicht wieder - kehrer


    Und damit ist nicht das raus treten aus den Jhanas gemeint.


    Auch jemand der von den Jhanas null Ahnung hat kann z.B. ein Sotāpanna werden.
    Und da heißt es eindeutig (in vielen Sutten zu lesen) .... höchstens noch 7 Leben und das nicht unterhalb einer menschlichen Geburt.


    Und das ist nicht (für Onda) metaphorisch gemeint.


    Ihr könnt Euch drehen und wenden wie ihr wollt :)
    Das Karma über dieses Leben hinauswirkt, ist die Lehre des historischen Buddha.


    "Nicht der Selbe aber auch kein Anderer" .... so wie ich auch nicht mehr die Selbe wie vor einer Minute bin. Unpersönliche Prozesse.
    Aber sie laufen nun mal ab.


    ()

  • @ Onda


    Warst Du schon mal in Thailand. Dann wüsstest Du was da gemeint ist. :)


    ()

  • Ich verstehe das aber metaphorisch bzw. auf dieses Leben hier bezogen und muss mich dafür keineswegs drehen und wenden :D .
    Passt alles wunderbar.


    Alle Menschen sind nicht die selben wie vor einer Minute, oder wie die Nachbarn, oder wie die Kassiereren bei Rewe, aber auch keine anderen.


    Das was du als Wiedergeburt beschriebst, würde man im allgemeinen Sprachgebrauch als "personelle Wiedergeburt" bezeichnen. Das is im höheren Sinne keine Person gibt ist schon klar.


    Wenn du sagst das das was du beschriebst unpersönlich ist (was ja im höheren Sinne stimmt), kann man auch sagen es gibt keine Geburt, kein Tod und keine Wiedergeburt, da diese Dinge, im höheren Sinne auch nicht gibt.


    Das ganze ändert aber alles nichts daran, dass das was du beschriebst, auch wenn du es unpersönlich nennst, personelle Wiedergeburt ist.


    Ich verstehe deine Interpretation so:
    Etwas (zb karmische Wirkung) ist irgendwie in dem was wir Körper nennen enthalten.
    Im allgemeinen Sprachgebrauch eine Person.
    Nachdem der Körper abgestorben ist, wandert dieses "etwas" weiter in einen neuen Körper.
    Dies ist die Verbindung zwischen dir (im allgemeinen sprachgebrauch, ist Sukha eine Person), bzw dem Kamma was in Sukha's Körper ist und dem Kamma was nach Sukha's Körperlichen Tod in einen neuen Körper (im allgmeinen Sprachgebrauch Person) wandert.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Sukha:


    "Nicht der Selbe aber auch kein Anderer"


    Nicht der Selbe = ein anderer
    Kein anderer = der selbe


    "Nicht der Selbe aber auch der Selbe"
    "Ein anderer aber auch kein anderer".


    "Wieder" - setzt Identität voraus.
    Paul ist gegangen, Paul kommt wieder (was da wiederkommt, entspricht nur ungefähr dem gegangenen Paul, da Paul sich ja permanent verändert ist aber hinreichend identisch, um zu sagen "Paul kommt wieder", so wie man sagt "sukha schreibt wieder")


    Paul stirbt, Peter wird geboren. Ist Peter Paul? Ist Peter - "Karma über ein leben hinaus" - die Wiedergeburt von Paul?
    Kusala stirbt, sukha wird geboren. Ist sukha Kusala?


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Onda:

    sukha Kusala?


    Auf konventioneller/weltlicher Ebene ja.
    Auf der absoluten/überweltlichen Ebene nein.


    ()

  • Onda:

    Nicht der Selbe = ein anderer
    Kein anderer = der selbe


    Ohne jetzt irgendjemandem eine Lüge zu unterstellen – ist diese Aussagenfolge doch das klassische Lügenparadoxon in abgewandelter Form…


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Maybe Buddha:

    Nachdem der Körper abgestorben ist, wandert dieses "etwas" weiter in einen neuen Körper.


    Stell Dir zwei Billardkugeln vor. Die eine bekommt von der anderen lediglich einen Impuls (Daseinsdurst) und dreht sich dann.
    2 verschiedene Kugeln, aber es hat eine Ursache, dass die zweite nun rollt.


    Aber ich fange nun nicht an mich zu wiederholen.


    Macht alle was ihr wollt ..... ich tu es auch :D


    ()


  • Ich versteh dein ausweichen ehrlich gesagt nicht.
    Ich hab jetzt sogar schon aufgeschrieben, wie ich dich verstehe, am lebenden Beispiel.
    Und anstatt wenigstens ja oder Nein zusagen, ob das deine Interpretation ist, kommst du mit einem weit hergeholten Gleichnis...


    Aber wenn du Billiardspielen willst ;) , gerne, bleiben wir bei dem Gleichnis... Was ist Kugel 1 und was Kugel 2 und wie kommen sie in Kontakt?

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:

    Und anstatt wenigstens ja oder Nein zusagen


    O.K.


    Maybe Buddha:

    Etwas (zb karmische Wirkung) ist irgendwie in dem was wir Körper nennen enthalten.
    Im allgemeinen Sprachgebrauch eine Person.
    Nachdem der Körper abgestorben ist, wandert dieses "etwas" weiter in einen neuen Körper.
    Dies ist die Verbindung zwischen dir (im allgemeinen sprachgebrauch, ist Sukha eine Person), bzw dem Kamma was in Sukha's Körper ist und dem Kamma was nach Sukha's Körperlichen Tod in einen neuen Körper (im allgmeinen Sprachgebrauch Person) wandert.


    Nein :)


    ()

  • He Onda+ein bischen Maybee ( bei dir besteht noch Hoffnung-Scherz ! )
    Habt ihr euch mal die Frage gestellt, warum es für euch wichtig ist
    eure Position zu beweisen oder zu belegen -jetzt mal nur auf die
    "Wieder"-geburt bezogen ? Genauer gefragt: was bedeutet es für die Praxis ?
    Für den Sinn der Praxis ? Verstärkt eure Überzeugung eure Energie und eure Konzentration,
    eure "rechte Absicht" oder spielt das keine Rolle ?

  • Ich find ja ganz interessant das sich hier alle darauf geeinigt zu haben scheinen das es da kein Selbst gibt, ohne tatsächlich zu wissen das es da kein Selbst gibt :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Dann antworte ich mal ein bißchen ;) .


    Mir ist es nicht wichtig meine, bzw irgendeine, Position zu beweisen.
    Mir ist bewusst das meine Meinung, nur eine Meinung ist, unter vielen Millionen ist.
    Sie ist auch völlig austauschbar. Wir unterhalten uns hier doch nur nett.
    Meine Meinung über (personelle) Wiedergeburt hat nichts mit meiner Praxis zu tun. Warum sollte sich auch meine Praxis dadurch ändern. Ich kann ja nur jetzt praktizieren und versuchen das Leid zu mindern. Und dieses "Jetzt" in 50 Jahren oder 100 Jahren oder in 100 Leben erst vorbei ist, darauf habe ich keinen Einfluss, ausser zu praktizieren.
    Wie gesagt sehe ich die Wichtigkeit der Praxis, auch ohne Drohkulisse Wiedergeburt.


    Im übertragenen und metaphorischen Sinne, hat "Wiedergeburt" schon eine Bedeutung für mich,
    da es mein Verständnis des Dhamma erweitert hat.


    Das einzge was mich (ein wenig) stört ist, wenn dann behauptet wird man praktiziert A-Dhamma und das was man tut hätte nichts mit mit der Lehre Buddha's zu tun, oder wenn weise Mönche (wie Buddhadasa) in den Dreck gezogen werden von einem User.
    Gut, die 1. zwei Punkte sind mir ehrlich gesgt relativ egal, nur das sie eben nicht der Wahrheit entsprechen, aber das ist ok. Aber Mönche die soviel für das Dhamma getan haben in den Dreck zu ziehn finde ich nur erbärmlich.


    Nochmal zu Thema Standpunkt beweisen:
    Dabei geht es mir persönlich nicht mal darum jemanden zu überzeugen. Ich möchte nur das mein Gegenüber überhaupt versteht welchen Standpunkt ich habe. Und genauso möchte ich wissen welchen Standpunkt mein Gegenüber hat.
    Nehmen wir als Beispiel Mukti und Geronimo. Beide haben mir erklärt wie sie zu ihrem Standpunkt kommen. Das gewisse Dinge für sie dafür sprechen das es Wiedergeburt gibt, aber das sie es auch nicht wissen. Aber sie neigen eher dazu Wiedergeburt für möglich zu halten. Das habe ich verstanden und hatte mit beiden interressante Gespräche über das Thema. Und ich hatte auch das Gefühl das sie meine vorgetragenen Standpunkte verstanden haben (auch wenn sie sie nicht geteilt haben). Sind ja auch nur Theorien die für mich eben am Schlüssigsten sind.


    Ein Elliott wiederum tut so als hätte er das einzig wahre Dhamma gepachtet, bezeichnet weise Mönche als Scharlatane. Das ich dann dagegen argumentiere ist für mich selbstverständlich.
    Das würde ich sogar tun wenn ich die Meinung teilen würde.


    Bei Sukha versteh ich nur Bahnhof :lol:
    Ich bin mir bei ihr überhaupt nicht sicher was sie denkt und ob ihre Vorstellung meiner nahe kommt oder nicht. Wir reden da anscheinend ständig aneinander vorbei.


    Im Endeffekt finde ich es immer sehr intressant alle Möglichen Möglichkeiten zu kennen und die Prozesse wie andere auf diese Möglichkeit kommen.
    Aber alles in allem könnten wir das Thema Wiedergeburt gerne aus dem Forum streichen und nur noch über Praxis-relevante Dinge sprechen. Damit hätte ich kein Problem, da es mit meiner Praxis 0 zu tun hat.


    Menschen sind eben verschieden und werden unterschiedlich motiviert. Daher ist es doch ganz gut das Wiedergeburt in den Sutten drin steht, so haben viele die sonst faul herumsitzen würden, eine wirkliche Motivation zu praktizieren. Der Buddha hat sich von was gedacht dabei.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Geronimo:

    Ich find ja ganz interessant das sich hier alle darauf geeinigt zu haben scheinen das es da kein Selbst gibt, ohne tatsächlich zu wissen das es da kein Selbst gibt :)


    Das ist jetzt wiederum eine mutmaßung.
    Also ich für meinen Teil weiß das es kein Selbst gibt.


    Mehr schreib ich jetzt besser nicht, das passt nicht wirklich in den Thread. Aber kannst ja gerne einen neuen zu dem Thema aufmachen...

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Aus Die Sache mit dem Ich
    von Dr. H.W. Schumann


    Warum ist es nützlich, den Buddha als ehemaligen Schüler des Upaniṣadenlehrers Uddaka Rāmaputta zu erkennen? Einerseits, weil es die Herkunft der wichtigsten Lehrelemente des Frühbuddhismus klarstellt, andererseits weil es die Anatta-Lehre des Buddha eindeutig als die buddhistische Gegenthese zum upaniṣadischen Ātman-Glauben identifiziert. Die Upaniṣaden-Philosophen anerkennen eine den Tod überdauernde Seele, in Sanskrit ātman. Der Buddha durchschaute die Ātman-These als eine "Narrenlehre" (M 22,25) und negierte die Existenz einer Seele, die in Pāli attan heißt, durch die Verneinungsvorsilbe an- zu dem Pāli-Wort an-atta, "Nicht-Seele". Warum sollte man dieses Wort weiter als "Nicht-Ich" übersetzen, wenn es sich doch um die Bedeutung "Nicht-Seele" handelt? Nach der Erkenntnis des Buddha vollzieht sich die Wiedergeburt ohne in die Nachexistenz überwandernde Seele als ein bedingter, das heißt polykausaler Vorgang. Die Wesen sind ohne konstanten Kern, sondern leben durch einen Prozess pausenlosen Anderswerdens, in dem Tod und Wiedergeburt nur Stationen sind. Philosophisch betrachtet ist der Frühbuddhismus ein pluralistischer Dynamismus.


    Befremden erregt das Pāli-Wort an-atta wenn es adjektivisch benutzt wird und als "seelenlos" oder "unbeseelt" übersetzt werden muss - was abwertend klingt, aber nicht so zu verstehen ist. Der Buddha erkannte das Unbehagen der Menschen, denen er die An-atta-Lehre erklärte, und nahm darauf Rücksicht. Im Zuge seiner Lehrtätigkeit ersetzte er das harte Wort "seelenlos" durch den sanfteren Ausdruck "leer": "seelenlos" (an-atta) und "leer" (suñña) sind im Pāli-Kanon Synonyme. Ein Mönch, der das geistige Anhaften (an der Welt) überwunden hat, erkennt die fünf Komponenten (khandha) der empirischen Person als "leer, nicht eine Seele", erklärte er dem Bhikkhu Ānanda (in M 64,9). Die Leerheit der empirischen Person von einer dauerhaften Seele ist das zentrale Thema des Buddha und, gegenüber den Upaniṣadenlehren, seine große Entdeckung. Die Nichtexistenz einer Seele macht die Erlösung vom Leiden überhaupt erst möglich, denn eine Seele, der Ewigkeit zukommt, könnte niemals im Nibbāna (Skt. nirvāṇa) verlöschen.


    Halten wir fest: Der Buddha bestreitet die Existenz einer Seele, die den Tod überdauert und die Reihe der Wiedergeburten durchwandert. Er bestreitet aber nicht, dass es im Menschen ein Ichbewusstsein und Gefühlsleben gibt. Unsere geistigen und psychischen Prozesse laufen in unserem Denkorgan (mana) zusammen, das unseren Geist (citta) ausmacht. Der Geist bündelt unsere Regungen und Erfahrungen und etikettiert sie als "Ich" oder "Selbst", denn die psychophysische Einheit, die jeder einzelne für eine begrenzte Zeit darstellt, bedarf einer Selbstbezeichnung. Nicht gegen dieses empirische Ich oder Selbst, das mit dem Eintritt unseres Todes verfällt, nicht gegen das selbst aufgeklebte Ich-Etikett wendet sich der Buddha, sondern gegen den upaniṣadisch-hinduistischen Glauben, wir besäßen eine über unseren Tod fortdauernde Seele. Der Buddhismus lehrt keine "Nicht-Ich-" oder "Nicht-Selbst-" Lehre, wie in älteren Büchern zu lesen ist. Er verkündet vielmehr die Erkenntnis, dass eine dauerhafte Seele (Skt. ātman, P. attan) nicht existiert.


    Weiter empfehle ich folgenden (kurzen) Text von Dr. Schumann
    Noch einmal: die Sache mit der Seele


    ()

    2 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Geronimo:

    Ich find ja ganz interessant das sich hier alle darauf geeinigt zu haben scheinen das es da kein Selbst gibt, ohne tatsächlich zu wissen das es da kein Selbst gibt :)


    Jup, ein Haufen Atta der sich um Anatta dreht :grinsen:

  • Sukha:

    Aus Die Sache mit dem Ich
    von Dr. H.W. Schumann


    "Die Nichtexistenz einer Seele macht die Erlösung vom Leiden überhaupt erst möglich, denn eine Seele, der Ewigkeit zukommt, könnte niemals im Nibbāna (Skt. nirvāṇa) verlöschen."


    Frage: Kann eine nichtexistierende Seele überhaupt "verlöschen"? Erlösung ist im Buddhismus laut Schumann also nur deshalb möglich, weil eine Seele (die es nicht gibt) im Nirvana verlöschen kann. MIch wundert, dass Schumann nicht selbst über seinen Denkfehler gestolpert ist. So wie er das formuliert, muss es eine Seele geben (leugnet der Buddha) eben nur eine mit potentiell begrenzbarer Haltbarkeitsdauer.


    Onda


    P.S. Und dieser Denkfehler ist auch der Denkfehler der Wiedergeburtsbefürworter. Sie haben durchaus begriffen, dass es im Buddhismus keine fortdauernde Seele gibt. "Da ist nichts. Kein Kern. Auch in diesem Leben ist da nichts. Und genau dieses nichts wird nach dem Tod wiedergeboren!". Kopfkratz.

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    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

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