Jhana im Sallekha Sutta

  • Na, wenn Florian von sila, samadhi und panna spricht:


    Buddhaghosa:

    Aber auch Versenkung (samadhi) mit verdrehten Ansichten muss meiner Ansicht nach [sich!] auf Tugend (sila) fussen. Das eine geht mit dem anderen einher. Ob beim Buddha und anderswo. Die Frage ist halt, ob die Jhana immer zu Weisheit (panna), dem dritten Pfeiler, führen? Falls nicht, warum nicht?


    ... dann bezieht er sich ja vermutlich darauf, was im Palikanon darunter verstanden wird:



    Und im Palikanon steht auch deutlich, was mit Panna gemeint ist:


    Zitat

    "'Ein Weiser, ein Weiser', so sagt man, Freund. Worauf bezieht es sich, wenn man von 'einem Weisen' spricht?"


    "'Einer, der versteht, einer, der versteht', Freund, deshalb spricht man von 'einem Weisen'. Was versteht er? Er versteht: 'Dies ist Dukkha'; er versteht: 'Dies ist der Ursprung von Dukkha'; er versteht: 'Dies ist das Aufhören von Dukkha'; er versteht: 'Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt'. 'Einer, der versteht, einer, der versteht', Freund, deshalb spricht man von 'einem Weisen'."


    (MN 43)


    Oder auch:


    Zitat

    "... Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, tritt ein Bhikkhu in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin.


    Damit verläßt er die Unwissenheit, und dem liegt keine Neigung zur Unwissenheit zugrunde."


    (MN 44)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • JazzOderNie:

    die definition von panna findet sich auch hier nochmal http://www.palikanon.com/wtb/panna.html


    wo gesagt wird:

    Zitat

    'Erkennen, Einsicht, Wissen, Weisheit', umfaßt ein außerordentlich weites Gebiet.
    Das zum achtfachen Erlösungspfade (siehe magga) gehörende spezifisch buddhistische Wissen aber ist, kurz gesagt, das Hellblickwissen (vipassanā-paññā), d.i. die den Eintritt in die vier Stufen der Heiligkeit (siehe ariya-puggala) vorbereitende und bewirkende Durchschauung aller Daseinsgebilde als vergänglich, elend und unpersönlich (über diese 3 Merkmale siehe tilakkhana).


    Wobei dieses vipassanā-paññā aber wierderum kein Inhalt der Lehrreden ist, sondern eine Erfindung der Sekundärliteratur.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:


    Wobei dieses vipassanā-paññā aber wierderum kein Inhalt der Lehrreden ist, sondern eine Erfindung der Sekundärliteratur.


    Was so natürlich nicht stimmt.


    Gruß
    Florian

  • ... mir ist jedenfalls keine bekannt.


    Daher halte ich "vipassanā-paññā" für eine Erfindung der scholastisch orientierten Sekundärliteratur.


    Wie schon gesagt, sind die Lehrreden recht konkret, was die Bedeutung von panna betrifft:


    Zitat

    Richtige Ansicht, Richtige Absicht - diese Zustände sind im Übungsfeld der Weisheit (panna) enthalten." [2b]


    (MN 44)

    Zitat

    "Und was, Freunde, ist Richtige Ansicht? Wissen von Dukkha, Wissen vom Ursprung von Dukkha, Wissen vom Aufhören von Dukkha, und Wissen vom Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt - dies wird Richtige Ansicht genannt [4]."

    "Und was, Freunde, ist Richtige Absicht? Absicht der Entsagung, Absicht des Nicht-Übelwollens und Absicht der Nicht-Grausamkeit - dies wird Richtige Absicht genannt."


    (MN 141)


    Insofern führen die Jhanas (samadhi) durchaus zu panna:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Hallo Elliot,


    Elliot:

    Wobei dieses vipassanā-paññā aber wierderum kein Inhalt der Lehrreden ist, sondern eine Erfindung der Sekundärliteratur... Vielleicht magst Du mal eine Lehrrede aus dem Palikanon nennen, in der vipassanā-paññā vorkommt?


    vorab ein paar Fragen an dich: hast du dich mit den vipassana-nana (Hellblickswissen) schon einmal näher beschäftigt? Was ist ihr Inhalt, worüber machen sie Aussagen? Kann man die vipassana-nana ähnlich gruppieren, wie der Achtpfad in die 3 khandha gruppiert wird? Falls ja, welche Oberbegriffe würdest du verwenden? Du schreibst über dich: "Ich praktiziere Yoga und Meditation und lese gern in der Mittleren Sammlung des Pali-Kanon". Was für eine Meditation praktizierst du denn? Kannst du sie für das bessere Verständnis kurz beschreiben?


    Bist du der Ansicht, dass die Begriffe vipassana-panna bzw. vipassana-nana Erfindungen der Sekundärliteratur (was ist das eigentlich für dich?) ist oder auch ihr Inhalt?


    Danke,
    Florian

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Hallo,


    Elliot:

    Es wird seinen Grund gehabt haben, warum die Sarvastivadins sich beim 3. Konzil von den Vibhajjavada trennten und sich mehr der Scholastik zuwandten. Vielleicht waren sie nicht geduldig genug, die Jhanas zu entwickeln und so erklärten sie sie einfach für verzichtbar.


    stützt du dich für deine Bewertung des Sarvastivada auf irgendeine Quelle oder wie kommt sie zustande? Und wie grenzt du die Theravada-Scholastik dazu ab?


    Gruß
    Florian

  • Hallo Florian,


    mit Meditation meine ich das, was im Suttapitaka als "Geistesschulung" bezeichnet wird:


    Zitat

    Richtige Anstrengung, Richtige Achtsamkeit und Richtige Konzentration - diese Zustände sind im Übungsfeld der Geistesschulung enthalten.


    (MN 44)


    Als Primärliteratur gilt für mich eigentlich nur der Suttapitaka. Zumindest den Abhidhammapitaka zähle ich bereits zur Sekundärliteratur, das spielt es auch keine Rolle, ob aus dem Theravada- oder dem Sarvastivada-Kanon. Mit "Scholastik" meine ich eine Abwendung von der oben zitierten Geistesschulung hin zu mehr philosophisch-spekulativer Untersuchung, wie sie offenbar die Sarvastivadins betrieben:


    Zitat

    Im Rahmen ihrer Epistemologie widmeten sich die Sarvāstivādin einer umfangreichen Analyse der in der Abhidharma-Literatur dargelegten Grundbausteine der Wirklichkeit, den Daseinsfaktoren (skandhas). Nach ihrer Auffassung war es möglich, alle Daseinsfaktoren unmittelbar und direkt wahrzunehmen (bahya-pratyaksha). Sie verfochten dementsprechend einen pluralistischen Realismus und unterschieden vier Stadien, die jene Faktoren im Prozess der Vergänglichkeit durchlaufen: Entstehung (jati), Dasein (sthiti), Verfall (jarata) und Zerstörung (vyaya). ...


    (http://de.wikipedia.org/wiki/Sarvastivada)


    Unter diesem Vorzeichen sehe auch auch Vipassana-panna und Vipassana-nana: Sie lenken ab von dem, was eigentlich in der Primärliteratur als Panna beschrieben wurde.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Hallo Elliot,


    Elliot:

    mit Meditation meine ich das, was im Suttapitaka als "Geistesschulung" bezeichnet wird:


    Zitat

    Richtige Anstrengung, Richtige Achtsamkeit und Richtige Konzentration - diese Zustände sind im Übungsfeld der Geistesschulung enthalten.


    (MN 44)


    und wie machst du das?


    Elliot:

    Mit "Scholastik" meine ich eine Abwendung von der oben zitierten Geistesschulung hin zu mehr philosophisch-spekulativer Untersuchung


    Abhidhamma ist im Kern aber vor allem Ergebnis angewandter Geistesschulung und nicht philosophisch-spekulativer Untersuchung. Zeigt sich andeutungsweise ja auch in deinem folgenden Zitat (mit meinen Hervorhebungen):


    Zitat

    Im Rahmen ihrer Epistemologie widmeten sich die Sarvāstivādin einer umfangreichen Analyse der in der Abhidharma-Literatur dargelegten Grundbausteine der Wirklichkeit, den Daseinsfaktoren (skandhas). Nach ihrer Auffassung war es möglich, alle Daseinsfaktoren unmittelbar und direkt wahrzunehmen (bahya-pratyaksha). Sie verfochten dementsprechend einen pluralistischen Realismus und unterschieden vier Stadien, die jene Faktoren im Prozess der Vergänglichkeit durchlaufen: Entstehung (jati), Dasein (sthiti), Verfall (jarata) und Zerstörung (vyaya). ...


    (http://de.wikipedia.org/wiki/Sarvastivada)


    Dieses unmittelbare und direkte wahrnehmen ist Meditation, wie sie Sariputta in M111 zugeschrieben wird. Dort analysiert er entsprechend die Geistesfaktoren. Und die Wahrnehmung der Vergänglichkeit ist ja auch wichtig für die Geistesschulung beim Buddha. Oder nicht?


    Elliot:

    Unter diesem Vorzeichen sehe auch auch Vipassana-panna und Vipassana-nana: Sie lenken ab von dem, was eigentlich in der Primärliteratur als Panna beschrieben wurde.


    Und wie machen sie das? Meine Fragen zu den vipassana-nana hast du nicht beantworten. Hat deine Geistesschulung nie zu einer dieser Hellblickswissen geführt? Bist du nicht einmal in der Lage zwischen nama und rupa zu unterscheiden? Ist das nicht eine erste wichtige und grundlegende Einsicht (vipassana)?


    Gruß
    Florian

  • Hallo Florian,


    Buddhaghosa:

    und wie machst du das?


    Anhand der Anleitungen aus den Lehrreden.


    Buddhaghosa:

    Dieses unmittelbare und direkte wahrnehmen ist Meditation, wie sie Sariputta in M111 zugeschrieben wird. Dort analysiert er entsprechend die Geistesfaktoren. Und die Wahrnehmung der Vergänglichkeit ist ja auch wichtig für die Geistesschulung beim Buddha. Oder nicht?


    Es wird Dir nicht entgangen sein, dass die Analyse in MN 111 in Zusammenhang mit den Jhana efolgt. Womit wir wieder bei der Feststellung sind, dass es keine Lehrrede gibt, derzufolge Vipassana ohne Samatha bzw. Jhana überhaupt Sinn macht.


    Buddhaghosa:

    Und wie machen sie das?


    Indem sie anstelle des Wissens ums Dukkha, seinen Ursprung, sein Aufhören und dem dorthin führenden Weg beispielsweise die Erkenntnis der drei Daseinsmerkmale als "höchste Wahrheit" deklarieren.


    Buddhaghosa:

    Meine Fragen zu den vipassana-nana hast du nicht beantworten. Hat deine Geistesschulung nie zu einer dieser Hellblickswissen geführt? Bist du nicht einmal in der Lage zwischen nama und rupa zu unterscheiden? Ist das nicht eine erste wichtige und grundlegende Einsicht (vipassana)?


    Nein, das ist keine erste wichtige und grundlegende Einsicht.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Hallo Elliot,


    Elliot:
    Buddhaghosa:

    und wie machst du das?


    Anhand der Anleitungen aus den Lehrreden.


    ich sehe, du hast große Schwierigkeiten, deine Praxis (in eigenen Worten) zu beschreiben. Na gut, kann man nichts machen. "Theoretisch" praktizieren wir daher das Gleiche, da ich mich auch in der Geistesschulung des Suttanta mittels richtiger Anstrengung, richtiger Achtsamkeit und richtiger Konzentration übe. Unsere "gleiche" Praxis führt zumindest bei mir zum Erfahren der vipassana-nana und damit zu dem, was der Buddha in DN2 beschreibt:

    Zitat

    Er erkennt nun: 'Das ist mein Leib, der gestaltet, aus den vier Hauptstoffen entstanden, von Vater und Mutter gezeugt, durch Speise und Trank entwickelt, dem Vergehn, dem Untergang, der Aufreibung, Auflösung, der Zerstörung verfallen ist; das hingegen ist mein Bewußtsein, darangebunden, daran geknüpft'.
    http://palikanon.com/digha/d02_3.htm


    Für mich beschreibt der Buddha hier die ersten beiden vipassana-nana im 16er-Schema. Wie verstehst du diese Erkenntnis und kennst du sie aus deiner Meditation?


    Elliot:


    Es wird Dir nicht entgangen sein, dass die Analyse in MN 111 in Zusammenhang mit den Jhana efolgt. Womit wir wieder bei der Feststellung sind, dass es keine Lehrrede gibt, derzufolge Vipassana ohne Samatha bzw. Jhana überhaupt Sinn macht.


    Ich formuliere es anders: dass es keine Lehrrede gibt, die Elliot anerkennt, derzufolge ...


    Nach Bhikkhu Sujato, Kurt Schmidt (und sicher noch vielen anderen) ist MN111 übrigens keine ursprüngliche Lehrrede des Buddha, sondern wurde nachträglich hinzugefügt. Ist also Sekundärliteratur, oder? Wie gehst du mit solchen Lehrreden in deiner Auseinandersetzung mit dem Buddhismus eigentlich um? Und beschäftigst du dich mit der Thematik, welche Sutten ursprünglich sind und welche Nachtrag? Oder ist dies für dich nur punktuell wichtig?


    Elliot:

    Indem sie anstelle des Wissens ums Dukkha, seinen Ursprung, sein Aufhören und dem dorthin führenden Weg beispielsweise die Erkenntnis der drei Daseinsmerkmale als "höchste Wahrheit" deklarieren.


    Kannst du hierfür eine Quelle nennen und was bedeutet dies genau?


    In MN109 spricht der Buddha:


    Für mich, und auch für Bhikkhu Analayo, ist dies nichts anderes als eine Beschreibung der vipassana-nana.


    Glaubst du, das zwischen dem Weltling und der Weisheit (um Dukkha, seinen Ursprung, sein Aufhören und dem dorthin führenden Weg) noch irgendetwas dazwischen liegt? Oder ist es bei dir schlicht 0/1? Ich zumindest glaube, und sehe dies sowohl in der Praxis als auch in den Sutten bestätigt, dass dazwischen kleinere und größere Hellblicke (vipassana) liegen, die zum vollständigen panna hinführen.


    Gruß
    Florian

  • Hallo Florian,


    Buddhaghosa:

    Nach Bhikkhu Sujato, Kurt Schmidt (und sicher noch vielen anderen) ist MN111 übrigens keine ursprüngliche Lehrrede des Buddha, sondern wurde nachträglich hinzugefügt. Ist also Sekundärliteratur, oder? Wie gehst du mit solchen Lehrreden in deiner Auseinandersetzung mit dem Buddhismus eigentlich um? Und beschäftigst du dich mit der Thematik, welche Sutten ursprünglich sind und welche Nachtrag? Oder ist dies für dich nur punktuell wichtig?


    Worauf stützen sie diese Aussage? Ein Sutta als "Hinzufügung" abzutun ist ein gefährliches Unterfangen. Schmidt und andere Indologen vom alten Schlag leb(t)en oft in der Annahme, dass es so etwas wie einen "Ur-Kanon" gab, den man nach Rauswurf und Aufpolierung einiger Sutten rekonstruieren könne. Das wurde auch gern gemacht bei Sutten, die entweder dem eigenene Glauben von der Buddhalehre widersprachen oder unverständlich waren, wobei natürlich stets das Sutta schuld war und nicht die eigene fehlende Einsicht.



    Zitat

    In MN109 spricht der Buddha: ....


    Die Grundlegende Einsichtstriade in den Lehrreden ist: "Was bedingt ist, ist unbeständig, was unbeständig ist, ist nicht-zufriedenstellend, was nicht-zufriedenstellend ist, ist Nicht-Selbst." Die 16 Stufen des Kommentarschemas lassen sich sicher da einordnen, aber die Triade in den Sutten ist vollkommen ausreichend und deckt den ganzen Weg ab.


    Übrigens weißt auch der Ehrw. Anālayo auf die unverzichtbare Stellung von Sammlung in Verbindung mit Einsichtspraxis hin (siehe "Satipatthana: Der direkte Weg", S. 81 ff und "Excursions into the Thought-World of the Pāli Discourses, S. 206 ff).



    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Hallo Simo,


    Simo:

    Übrigens weißt auch der Ehrw. Anālayo auf die unverzichtbare Stellung von Sammlung in Verbindung mit Einsichtspraxis hin (siehe "Satipatthana: Der direkte Weg", S. 81 ff und "Excursions into the Thought-World of the Pāli Discourses, S. 206 ff).


    und wer bezweifelt dies? Hier http://www.accesstoinsight.org…eel298.html#concentration mal etwas von Mahasi Sayadaw dazu.


    Simo:
    Buddhaghosa:

    Nach Bhikkhu Sujato, Kurt Schmidt (und sicher noch vielen anderen) ist MN111 übrigens keine ursprüngliche Lehrrede des Buddha, sondern wurde nachträglich hinzugefügt. Ist also Sekundärliteratur, oder? Wie gehst du mit solchen Lehrreden in deiner Auseinandersetzung mit dem Buddhismus eigentlich um? Und beschäftigst du dich mit der Thematik, welche Sutten ursprünglich sind und welche Nachtrag? Oder ist dies für dich nur punktuell wichtig?


    Worauf stützen sie diese Aussage? Ein Sutta als "Hinzufügung" abzutun ist ein gefährliches Unterfangen.


    Und doch gehört es bei einigen zur Hauptbeschäftigung. Schmidt finde ich auch krass, der hat in der Mittleren Sammlung einen ziemlichen Kahlschlag veranstaltet. Zu Sujato findest du etwas in seiner 'History of Mindfulness' im Abschnitt 16.1 Theravāda and Vipassanā. Was mich betrifft, ich bin Theravadin und nehme den Kanon daher so, wie er ist. Mich interessiert halt, wie Elliot damit umgeht, da es ihm ja äußerst wichtig war, darauf hinzuweisen, dass das Susima Sutra der Sarvastivadins eventuell eine spätere Version ist. Darauf basierend hat er die darin enthaltenen Argumente verworfen.


    Zitat

    Die Grundlegende Einsichtstriade in den Lehrreden ist: "Was bedingt ist, ist unbeständig, was unbeständig ist, ist nicht-zufriedenstellend, was nicht-zufriedenstellend ist, ist Nicht-Selbst." Die 16 Stufen des Kommentarschemas lassen sich sicher da einordnen, aber die Triade in den Sutten ist vollkommen ausreichend und deckt den ganzen Weg ab.


    Nein, ich sehe es nicht so, dass die Einsichtstriade den ganzen Weg abdeckt. Hat für mich das MN109-Zitat auch deutlich gemacht. Schließlich führt es nachher noch nibbida und viraga an, was dann zu vimutti führt. Häufig findet man auch: nibbida - viraga - nirodha. Der Achtpfad wird einige Male auch als 10Pfad dargestellt mit rechtem Wissen (samma nana) und rechter Befreiung als 9. und 10. Pfadglied. Wobei diese beiden Pfadglieder in manchen Schulen auch die Plätze tauschen.


    Wenn ich von München aus in die Heimat reise, dann sind diese beiden Punkte - Ausgangs- und Zielpunkt - auch vollkommen ausreichend. Manche Leute interessieren sich aber auch für die Zwischenstopps. Das eine löst das andere ja nicht ab. Es geht um Ergänzung und Komplementarität. Wer schon beim information overkill angelangt ist, braucht sich damit nicht beschäftigen. Für manche ist es wichtig und interessant.


    Gruß
    Florian

  • Hallo Florian,


    Buddhaghosa:

    Nein, ich sehe es nicht so, dass die Einsichtstriade den ganzen Weg abdeckt. Hat für mich das MN109-Zitat auch deutlich gemacht. Schließlich führt es nachher noch nibbida und viraga an, was dann zu vimutti führt. Häufig findet man auch: nibbida - viraga - nirodha. Der Achtpfad wird einige Male auch als 10Pfad dargestellt mit rechtem Wissen (samma nana) und rechter Befreiung als 9. und 10. Pfadglied. Wobei diese beiden Pfadglieder in manchen Schulen auch die Plätze tauschen.


    Verstehe mich bitte nicht falsch. Was ich meinte war, dass wenn jemand aniccata, dukkhata und anattata in vollem Umfang erkennt, dann müssen nibbida, viraga und vimutti/nirodha folgen, sonst hat er es nicht gründlich genug erkannt. Daher ist dies die grundlegende Einsichtstriade und als solche ausreichend, dass Abwendung, Ernüchterung und Befreiung/Aufhören folgen.
    Rechtes Wissen und Rechte Befreiung sind in dem Sinne Pfadglieder, als sie sein Ende und Ziel darstellen. So wie wenn man sagt, "Zuerst gehst du so, dann bigst du ab, und dann bist du da "
    Mein Punkt ist, dass die Suttas ausreichend den ganzen Weg beschreiben.



    Zitat

    Wer schon beim information overkill angelangt ist, braucht sich damit nicht beschäftigen. Für manche ist es wichtig und interessant.


    Sicher ist es das. Ob es einem vom Wesentlichen ablenkt ist eine andere Frage. Nicht jeder, der sich damit nicht beschäftigt, tut dies, weil er einen "information overkill" hat oder es nicht versteht.


    Buddhaghosa:

    und wer bezweifelt dies? Hier http://www.accesstoinsight.org/lib/auth ... centration mal etwas von Mahasi Sayadaw dazu.


    Zitat

    Jhana-samadhi is indeed the best to attain, but failing that, one should acquire momentary concentration (khanika samadhi), which is equivalent to access-concentration.


    Was genau soll Khanika Samadhi sein? Man meditiert und meditiert, erlangt kurz einen Moment von Konzentration der sammasamadhi erfüllt und dann kommt eine Einsicht?



    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Hallo Simo,


    Simo:
    Buddhaghosa:

    Nein, ich sehe es nicht so, dass die Einsichtstriade den ganzen Weg abdeckt. Hat für mich das MN109-Zitat auch deutlich gemacht. Schließlich führt es nachher noch nibbida und viraga an, was dann zu vimutti führt. Häufig findet man auch: nibbida - viraga - nirodha. Der Achtpfad wird einige Male auch als 10Pfad dargestellt mit rechtem Wissen (samma nana) und rechter Befreiung als 9. und 10. Pfadglied. Wobei diese beiden Pfadglieder in manchen Schulen auch die Plätze tauschen.


    Verstehe mich bitte nicht falsch. Was ich meinte war, dass wenn jemand aniccata, dukkhata und anattata in vollem Umfang erkennt, dann müssen nibbida, viraga und vimutti/nirodha folgen, sonst hat er es nicht gründlich genug erkannt. Daher ist dies die grundlegende Einsichtstriade und als solche ausreichend, dass Abwendung, Ernüchterung und Befreiung/Aufhören folgen.
    Rechtes Wissen und Rechte Befreiung sind in dem Sinne Pfadglieder, als sie sein Ende und Ziel darstellen. So wie wenn man sagt, "Zuerst gehst du so, dann bigst du ab, und dann bist du da "
    Mein Punkt ist, dass die Suttas ausreichend den ganzen Weg beschreiben.


    okay, dies sehe ich genau so! Bist du aber nicht im tibetischen Buddhimus heimisch? Was siehst du dort, was dir in den Sutten fehlt?


    Gruß
    Florian

  • Buddhaghosa:


    okay, dies sehe ich genau so! Bist du aber nicht im tibetischen Buddhimus heimisch? Was siehst du dort, was dir in den Sutten fehlt?


    Nein, eigentlich nicht (mehr). Ich habe mich den Sutten zugewendet, weil ich darin (am ehesten) die Lehre des Buddhas vermeine.



    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Buddhaghosa:

    Unsere "gleiche" Praxis führt zumindest bei mir zum Erfahren der vipassana-nana und damit zu dem, was der Buddha in DN2 beschreibt:

    Zitat

    Er erkennt nun: 'Das ist mein Leib, der gestaltet, aus den vier Hauptstoffen entstanden, von Vater und Mutter gezeugt, durch Speise und Trank entwickelt, dem Vergehn, dem Untergang, der Aufreibung, Auflösung, der Zerstörung verfallen ist; das hingegen ist mein Bewußtsein, darangebunden, daran geknüpft'.
    http://palikanon.com/digha/d02_3.htm


    Für mich beschreibt der Buddha hier die ersten beiden vipassana-nana im 16er-Schema. Wie verstehst du diese Erkenntnis und kennst du sie aus deiner Meditation?


    Im Hinblick auf die Entwicklung von Panna ist dies sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Aber es geht ja noch weiter:


    Zitat

    "Freunde, wenn ein edler Schüler Bewußtsein versteht, den Ursprung von Bewußtsein, das Aufhören von Bewußtsein, und den Weg, der zum Aufhören von Bewußtsein führt, dann ist er auf jene Weise einer mit Richtiger Ansicht, dessen Ansicht geradlinig ist, der vollkommene Zuversicht in Bezug auf das Dhamma hat und bei diesem wahren Dhamma angelangt ist."


    (MN 9)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Buddhaghosa:
    Elliot:


    Es wird Dir nicht entgangen sein, dass die Analyse in MN 111 in Zusammenhang mit den Jhana efolgt. Womit wir wieder bei der Feststellung sind, dass es keine Lehrrede gibt, derzufolge Vipassana ohne Samatha bzw. Jhana überhaupt Sinn macht.


    Ich formuliere es anders: dass es keine Lehrrede gibt, die Elliot anerkennt, derzufolge ...


    Für mich sind die Lehrreden des Palikanon ausschlaggebend, nicht die der Sarvastivadins oder der Vijñānavādins oder der Mahâsanghikas.


    Buddhaghosa:

    Nach Bhikkhu Sujato, Kurt Schmidt (und sicher noch vielen anderen) ist MN111 übrigens keine ursprüngliche Lehrrede des Buddha, sondern wurde nachträglich hinzugefügt. Ist also Sekundärliteratur, oder? Wie gehst du mit solchen Lehrreden in deiner Auseinandersetzung mit dem Buddhismus eigentlich um? Und beschäftigst du dich mit der Thematik, welche Sutten ursprünglich sind und welche Nachtrag? Oder ist dies für dich nur punktuell wichtig?


    Das würde mich mal interessieren, wie Bhikkhu Sujato, Kurt Schmidt und sicher noch viele andere auf die Idee kommen, MN 111 sei "weniger originell" als zum Beispiel MN 1, MN 10 oder MN 141.


    Allerdings habe ich schon des öfteren beobachtet, dass manche sich eine eigene Lehre basteln wollen und zu diesem Zweck eine oder mehrere ihnen genehme Lehrreden aus dem Palikanon als Beleg für ihre Ansichten hernehmen, andere nicht so gut passende dagegen kurzerhand für ungültig erklären. MN 10 ist da ein gern genommener Kandidat, oder auch MN 121.


    Tatsächlich ist es mit den Lehrreden der Mittleren Sammlung aber ähnlich wie mit einem Puzzle: Wenn man nicht alle Teile unterbekommt, dann hat man etwas übersehen.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Buddhaghosa:
    Elliot:

    Indem sie anstelle des Wissens ums Dukkha, seinen Ursprung, sein Aufhören und dem dorthin führenden Weg beispielsweise die Erkenntnis der drei Daseinsmerkmale als "höchste Wahrheit" deklarieren.


    Kannst du hierfür eine Quelle nennen und was bedeutet dies genau?


    Na, das hatte JazzOderNie doch zitiert:


    Zitat

    'Erkennen, Einsicht, Wissen, Weisheit', umfaßt ein außerordentlich weites Gebiet.
    Das zum achtfachen Erlösungspfade (siehe magga) gehörende spezifisch buddhistische Wissen aber ist, kurz gesagt, das Hellblickwissen (vipassanā-paññā), d.i. die den Eintritt in die vier Stufen der Heiligkeit (siehe ariya-puggala) vorbereitende und bewirkende Durchschauung aller Daseinsgebilde als vergänglich, elend und unpersönlich (über diese 3 Merkmale siehe tilakkhana).


    (http://www.palikanon.com/wtb/panna.html)



    Vielleicht kannst Du mal erläutern, wie diese Ernüchterung dann zu Weisheit führt:


    Zitat

    "'Ein Weiser, ein Weiser', so sagt man, Freund. Worauf bezieht es sich, wenn man von 'einem Weisen' spricht?"


    "'Einer, der versteht, einer, der versteht', Freund, deshalb spricht man von 'einem Weisen'. Was versteht er? Er versteht: 'Dies ist Dukkha'; er versteht: 'Dies ist der Ursprung von Dukkha'; er versteht: 'Dies ist das Aufhören von Dukkha'; er versteht: 'Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt'. 'Einer, der versteht, einer, der versteht', Freund, deshalb spricht man von 'einem Weisen'."


    (MN 43)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:

    Es wird Dir nicht entgangen sein, dass die Analyse in MN 111 in Zusammenhang mit den Jhana efolgt. Womit wir wieder bei der Feststellung sind, dass es keine Lehrrede gibt, derzufolge Vipassana ohne Samatha bzw. Jhana überhaupt Sinn macht.


    Natürlich hängen geistige Klarheit und geistige Ruhe
    zusammen. Nur die Schwerpunkte können unterschiedlich sein.
    Hier ist Sariputto mehr der Weisheitstype gewesen im Gegensatz
    zu Mahamagalano. Sariputto hat die Lehre alleine durch
    Weisheit durchdringen können was aber nicht heißt, das er nicht
    auch geistige Ruhe hatte. Für einen Nachfolger der die Lehre
    gut kennt ist das aber eh kein großes Thema.

  • Hallo Elliot,


    Elliot:
    Buddhaghosa:


    Für mich beschreibt der Buddha hier die ersten beiden vipassana-nana im 16er-Schema. Wie verstehst du diese Erkenntnis und kennst du sie aus deiner Meditation?


    Im Hinblick auf die Entwicklung von Panna ist dies sicher ein Schritt in die richtige Richtung.


    Was bedeutet dies jetzt konkret? Du schriebst ja bezüglich dieser vipassana-nana zuerst: "Nein, das ist keine erste wichtige und grundlegende Einsicht". Und jetzt schreibst du es ist "sicher ein Schritt in die richtige Richtung". Entweder verstehst du DN2 nicht wie ich als Beschreibung von vipassana-nana 1+2, dann ist meine Frage weiterhin offen, wie du diese Erkenntnis dann verstehst. Oder aber du hast deine erste Haltung gegenüber diesem einen Punkt geändert.


    Elliot:

    Für mich sind die Lehrreden des Palikanon ausschlaggebend, nicht die der Sarvastivadins oder der Vijñānavādins oder der Mahâsanghikas


    Aber warum? Bist du Theravadin?


    Elliot:

    Tatsächlich ist es mit den Lehrreden der Mittleren Sammlung aber ähnlich wie mit einem Puzzle: Wenn man nicht alle Teile unterbekommt, dann hat man etwas übersehen.


    Um in deinem Bild zu bilden, würde ich sagen, dass mit dem Lesen allein der Mittleren Sammlung man noch nicht einmal alle Puzzleteile zusammen hat. Das Puzzle wird erst komplett mit mindestens den weiteren 3 bzw. 4 Nikaya. Wie Bhikkhu Sujato M111 und vor allem M10 als nicht original begründet dafür habe ich ja schon die Quelle genannt.


    Gruß
    Florian

  • Buddhaghosa:

    Was bedeutet dies jetzt konkret? Du schriebst ja bezüglich dieser vipassana-nana zuerst: "Nein, das ist keine erste wichtige und grundlegende Einsicht". Und jetzt schreibst du es ist "sicher ein Schritt in die richtige Richtung".


    Richtig. Die Erkenntnis, dass das Bewustsein vom Körper abhängt, welcher sich wiederum aus den vier Grundstoffen zusammensetzt, ist nicht notwendig eine erste und wichtige und auch keine grundlegende Einsicht. Grundlegender wäre dann vielleicht diese Einsicht:


    Zitat

    "Aggivessana, dieser Körper, der aus materieller Form besteht, sich aus den vier großen Elementen zusammensetzt, von Mutter und Vater gezeugt wurde und mittels gekochtem Reis und Reisbrei aufgebaut wurde, ist der Vergänglichkeit unterworfen, unterworfen der Abnutzung und dem Abrieb, der Auflösung und dem Verfall. Er sollte als vergänglich, als Dukkha, als eine Krankheit, als ein Geschwür, als ein Stachel, als ein Unglück, als Leid, als fremd, als etwas, das sich auflöst, als leer, als Nicht-Selbst betrachtet werden. Wenn man diesen Körper so betrachtet, überwindet man die Gier nach dem Körper, die Verliebtheit in den Körper, die Unterwürfigkeit gegenüber dem Körper."

    "Aggivessana, es gibt drei Arten von Gefühl: angenehmes Gefühl, schmerzhaftes Gefühl und weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl. Wenn man angenehmes Gefühl empfindet, empfindet man bei jener Gelegenheit kein schmerzhaftes Gefühl oder weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl; bei jener Gelegenheit empfindet man nur angenehmes Gefühl. Wenn man schmerzhaftes Gefühl empfindet, empfindet man bei jener Gelegenheit kein angenehmes Gefühl oder weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl; bei jener Gelegenheit empfindet man nur schmerzhaftes Gefühl. Wenn man weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl empfindet, empfindet man bei jener Gelegenheit kein angenehmes Gefühl oder schmerzhaftes Gefühl; bei jener Gelegenheit empfindet man nur weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl."


    (MN 74)


    Buddhaghosa:
    Elliot:

    Für mich sind die Lehrreden des Palikanon ausschlaggebend, nicht die der Sarvastivadins oder der Vijñānavādins oder der Mahâsanghikas


    Aber warum? Bist du Theravadin?


    Ich halte die Lehrreden aus dem Palikanon für ursprünglich, die der Sarvastivadins oder der Vijñānavādins oder der Mahâsanghikas für davon teilweise bis stark inhaltlich abweichend.


    Buddhaghosa:

    Um in deinem Bild zu bilden, würde ich sagen, dass mit dem Lesen allein der Mittleren Sammlung man noch nicht einmal alle Puzzleteile zusammen hat. Das Puzzle wird erst komplett mit mindestens den weiteren 3 bzw. 4 Nikaya.


    Spätestens wenn Du auf sich widersprechende Lehrreden wie im Fall des Susima-Suttas stößt, wirst Du Dich aber für das eine oder das andere Puzzle entscheiden müssen.


    Buddhaghosa:

    Wie Bhikkhu Sujato M111 und vor allem M10 als nicht original begründet dafür habe ich ja schon die Quelle genannt.


    Danke für Deine großzügige Hilfestellung. Bei Gelegenheit werde ich mich noch einmal in den vergangenen dutzenden Postings auf die Suche machen.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Hallo Elliot,


    könntest Du das näher erläutern? Was genau findest du am Susima-Sutta widersprüchlich?


    Elliot:

    Spätestens wenn Du auf sich widersprechende Lehrreden wie im Fall des Susima-Suttas stößt, wirst Du Dich aber für das eine oder das andere Puzzle entscheiden müssen.




    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Hallo Elliot,


    Elliot:
    Buddhaghosa:

    Was bedeutet dies jetzt konkret? Du schriebst ja bezüglich dieser vipassana-nana zuerst: "Nein, das ist keine erste wichtige und grundlegende Einsicht". Und jetzt schreibst du es ist "sicher ein Schritt in die richtige Richtung".


    Richtig. Die Erkenntnis, dass das Bewustsein vom Körper abhängt, welcher sich wiederum aus den vier Grundstoffen zusammensetzt, ist nicht notwendig eine erste und wichtige und auch keine grundlegende Einsicht. Grundlegender wäre dann vielleicht diese Einsicht:


    sehe ich nicht so. Was ist daran grundlegend schon zu erkennen, das alles anatta ist? Grundlegend für mich ist erst einmal zu schauen, was alles so da ist. Also eine (grobe) Inventur: hier ist Körper, Gefühl, Denken etc. Aha, mittels der Grobinventur bisher kein atta gefunden. Und nachdem ich festgestellt habe, was alles in meine Wahrnehmung, Bewusstsein tritt, kann ich mich daran machen, diese Dinge (dhamma) genauer zu untersuchen und zu verstehen. Dann kategorisiere ich die vorgefunden dhamma noch, zB in nama-rupa, betrachte ihre Wechselwirkung und bekomme einen ersten direkten Geschmack des abhängigen Entstehens.


    Elliot:

    Ich halte die Lehrreden aus dem Palikanon für ursprünglich, die der Sarvastivadins oder der Vijñānavādins oder der Mahâsanghikas für davon teilweise bis stark inhaltlich abweichend.


    Warum? Ist da mehr als blinder Glaube und Gewohnheit? Bhikkhu Analayo, der sich die letzten Jahre ja intensiv mit den vergleichenden Studien zwischen Pali Nikaya und chinesischen Agama beschäftigt hat, sieht keinen Grund, eine dieser Texttraditionen als die ursprünglichere zu bezeichen. Wie kommst du zu deiner Bewertung und was hast du von den anderen Schulen gelesen?


    Elliot:
    Buddhaghosa:

    Um in deinem Bild zu bilden, würde ich sagen, dass mit dem Lesen allein der Mittleren Sammlung man noch nicht einmal alle Puzzleteile zusammen hat. Das Puzzle wird erst komplett mit mindestens den weiteren 3 bzw. 4 Nikaya.


    Spätestens wenn Du auf sich widersprechende Lehrreden wie im Fall des Susima-Suttas stößt, wirst Du Dich aber für das eine oder das andere Puzzle entscheiden müssen.


    Mit Nikaya meinte ich die Pali Nikaya: Digha-, Majjhima- etc. Das Puzzle/Bild wird erst mit Lesen dieser Nikaya "vollständig".


    Gruß
    Florian

  • Hallo Simo,


    Simo:

    könntest Du das näher erläutern? Was genau findest du am Susima-Sutta widersprüchlich?


    Elliot:

    Spätestens wenn Du auf sich widersprechende Lehrreden wie im Fall des Susima-Suttas stößt, wirst Du Dich aber für das eine oder das andere Puzzle entscheiden müssen.


    bevor Elliot antwortet, will ich schon einmal kurz etwas dazu sagen. Ich glaube, Elliot meint die Widersprüchlichkeit in Bezug auf die verschiedenen Überlieferungen der Susima Lehrreden und keine Widersprüchlichkeit innerhalb der Paliüberlieferung des Susima Sutta.


    Warum macht für mich das Susima Sutra der Sarvastivada-Tradition vom Gefühl her mehr Sinn?


    Der Pali-Susima geht hin und befragt die Mönche nach ihrem Erwachen und ob sie bestimmte Eigenschaften/Erreichungen aufweisen. Er fängt "oben" an und fragt, ob sie Wunderkräfte haben. Dann fragt er, ob sie die unkörperlichen Vertiefungen (aruppa) erfahren haben. Beides wird von den arahant verneint. Hier bricht für mich die Befragung abrupt ab. Warum stellt Pali-Susima nicht noch die Frage nach den ersten 4 jhana? Susima ist dort, um die Lehre auszuspionieren, damit er mit seinen alten Jungs später den Laien gleiches erzählen kann und wieder Almosengaben erhält. Diese letzte Frage nach den jhana sollte ihn, finde ich, besonders interessieren. Schließlich könnte er dann den Laien gegenüber sich als Wissenserlöster ausgeben mit "eingeschränkten Meditationserfahrungen" und guten Gewissens auf die Buddhamönche verweisen. Der einfachere Weg wieder zu Wohlstand zu kommen, steht ihm hier offen. Warum geht er nicht hindurch, wenn es nur eine Frage entfernt ist.


    In der (Mula)-Sarvastivada-Version beginnt Susima seine Befragung von "unten" mit dem 1. jhana und arbeitet sich bis zu den aruppa hoch. Die Wunderkräfte lässt er außen vor. Seine Fragen machen für mich mehr Sinn. Und ich habe eher das Gefühl, bei der Paliversion und der der Mahasanghikas wurde etwas entfernt, was dann nur noch in der Kommentartradition des Theravada überliefert wurde.


    Welche Art der Befragung macht für euch mehr Sinn und warum?


    Gruß
    Florian