Jhana im Sallekha Sutta

  • Hallo Simo,


    Simo:

    Natürlich, ich beanspruche keine Interpretationsauthorität :)


    Gut, es hätte ja auch sein können, dass du der Ansicht bist, diese Sutten wären eindeutig und nicht interpretationsfähig bzw. -bedürftig.


    Simo:

    Der Digital Pali Reader des Ehrw. Yutthadhammo ist dafür ein sehr nützliches Instrument.


    Okay, den benutze ich auch.


    Simo:

    Nach dem Theravada heißt in diesem Fall nach den Kommentaren? Wird dies durch die Suttas gestützt?


    Theravada ist ja zweifach: eine Ordinationstradition und eine Interpretationstradition. Da die Sutten Gegenstand der Interpretation sind, ist der Theravada als Interpretationstradition von seiner Kommentartradition nicht zu trennen. Manchmal sind die Sutten jedoch selbst die Interpretation. Wie zum Beispiel im Fall der Susima Lehrreden. Angenommen eine der überlieferten Versionen entspricht der ursprünglichen, dann gibt es verschiedene Gründe warum die anderen nicht dem Original entsprechen. Ein Grund ist eine absichtliche Redaktion im Sinne der eigenen Interpretation. Oder auch nachträglich hinzugefügte oder entfernte Sutten. Ebenso könnte die Nichtzulassung der jhanalosen Arahants beim 1. Konzil bereits Zensur für die eigene Interpretation sein.


    Simo:

    Findet sich diese Aussage auch in der Beschreibung der ersten Konzils im Vinaya-Pitaka?


    Dies ist überliefert im klassischen Kommentar (atthakatha) zum Vinayapitaka.


    Simo:
    Buddhaghosa:

    Nach Bucknell entspricht die angrenzende Sammlung nach Upatissa und Buddhaghosa dem 7. jhana nach dem Suttanta und das erste volle jhana dem 8. suttanta-jhana. Falls dies dann die Bewertungsgrundlage für die Bestimmung eines sukkhavipassaka war, dann bedeutet dies im Umkehrschluss: ein "kommentarieller sukkhavipassaka" würde also mittels dem 7. suttanta-jhana seinen Weg auf den vipassana-nana "beginnen". Wer würde nach diesem Interpretatiosrahmen noch anzweifeln, dass es sukkhavipassaka gibt.


    Das klingt mir ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Er sagt also angrenzende Sammlung sei das Nichtheits-gebiet?? Widerspricht das nicht der Aussage Buddhagosas , dass die Angrenzende Sammlung dem 1. Jhana vorausgeht? Aber wenn dies so wäre, dann müsste man überhaupt nicht von einem "sukkhavipassaka" sprechen.


    Was er behauptet ist, dass die Konzentrationstiefe bei beiden gleich ist.


    Gruß
    Florian

  • Buddhaghosa:

    Was er behauptet ist, dass die Konzentrationstiefe bei beiden gleich ist.


    Hm, ich weiß natürlich nicht woraus er dies ableitet, aber mir klingt es nicht sehr wahrscheinlich. In Ermangelung der arupas kann ich mir allerdings auch keine Aussage erlauben, möchte allerdings darauf hin weisen, dass man keine falsche Ehrfurcht vor solchen Studien etc. zu haben braucht. Auch die besten Wissenschaftler und Scholastiker können zuweilen heftig daneben liegen.




    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Buddhaghosa:
    Simo:

    Das klingt mir ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Er sagt also angrenzende Sammlung sei das Nichtheits-gebiet?? Widerspricht das nicht der Aussage Buddhagosas , dass die Angrenzende Sammlung dem 1. Jhana vorausgeht? Aber wenn dies so wäre, dann müsste man überhaupt nicht von einem "sukkhavipassaka" sprechen.


    Was er behauptet ist, dass die Konzentrationstiefe bei beiden gleich ist.


    Auch für mich ist dies ein passendes Beispiel für realitätsferne Scholastik und Theorie.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Buddhaghosa:

    Ebenso könnte die Nichtzulassung der jhanalosen Arahants beim 1. Konzil bereits Zensur für die eigene Interpretation sein.


    Angenommen, es hätte solche "jhanalose Arahants" gegeben und auch für sie hätte gegolten:


    Zitat

    'Ein Weiser, ein Weiser', so sagt man, Freund. Worauf bezieht es sich, wenn man von 'einem Weisen' spricht?"


    "'Einer, der versteht, einer, der versteht', Freund, deshalb spricht man von 'einem Weisen'. Was versteht er? Er versteht: 'Dies ist Dukkha'; er versteht: 'Dies ist der Ursprung von Dukkha'; er versteht: 'Dies ist das Aufhören von Dukkha'; er versteht: 'Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt'. 'Einer, der versteht, einer, der versteht', Freund, deshalb spricht man von 'einem Weisen'."


    (MN 43)


    Was hätten diese jhanalose Arahants dann geantwortet auf die Frage: "Was ist der Ursprung von Dukkha?"


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Hallo Florian,


    ich laß gerade 3 Sutten und musste an diese Diskussion hier denken.
    Ich weiß nicht, ob ich den Kern der Diskussion noch im Blick habe. Es geht dir doch darum ob es 2 verschiedene Wege der Meditation gibt, die zu Nibbana führen, oder?


    Ich lese heraus, dass es eine Kombination von Veranlagungen ist, wie man praktiziert. Abmilderung von Gier, Hass und Verblendung eröffnet den mühelosen Fortschritt über die Jhanas. Die 5 Fähigkeiten Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit ermöglichen ein schnelles Verstehen.
    Je nach Veranlagung ergibt sich dann ein Weg des Fortschritts
    Ich sehe dass so, dass die Wege für einen nicht in Stein gemeißelt stehen. Ich denke, sobald GHV ausreichend abgemildert ist, kann man den mühelosen Fortschritt über die Jhanas nutzen und sobald man die 5 Fähigkeiten ausbildet, entwickelt sich auch das schnellere Verständnis.


    Ich schätze schon, dass zumindest das 1. Jhana nötig ist, um Nibbana zu verwirklichen, denn Piti ist ja einer der Erleuchtungsfaktoren, genau wie Samadhi. Es kann natürlich sein, dass ich da irgendwas noch nicht so recht kapiert habe, aber meiner Ansicht nach sind Piti und Samadhi außerhalb von Jhana nicht möglich.


    Aber es sagt ja keiner, dass man Jahrelang die Jhanas praktiziert haben muss. Schließlich ist auch für einen Jhanalosen Meditierenden ein schneller Fortschritt möglich. Die 5 Fähigkeiten sind hierbei wohl das Entscheidendere.


    Liebe Grüße,
    Mab




    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.

  • Hallo Mab,


    vielleicht könnte man das auch in Verbindung bringen mit dem Bild von der Knospe Maria und der Frucht Martha, wobei es die fürsorgliche Martha bereits zur Frucht gebracht hat im Gegensatz zur in sich gekehrten Maria.


    Aber das nur so als kleines Bild am Wegesrand. :)

  • Hallo gbg,


    ich weiß leider nicht was du meinst :oops:.


    Liebe Grüße
    Mab

    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.

  • Mab:

    Aber es sagt ja keiner, dass man Jahrelang die Jhanas praktiziert haben muss. Schließlich ist auch für einen Jhanalosen Meditierenden ein schneller Fortschritt möglich. Die 5 Fähigkeiten sind hierbei wohl das Entscheidendere.


    Die 5 Fähigkeiten enthalten allerdings die Jhana:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:

    Die 5 Fähigkeiten enthalten allerdings die Jhana:


    Oh, ok :?.
    Aber dann verstehe ich nicht, wie mühsamer Fortschritt mit schnellem Verständnis zusammenpasst. Wieso muss dann einer den mühsamen Weg gehen, wenn er doch eigentlich die Geistessammlung schon beherrscht?

    Zitat

    Was aber, ihr Mönche, ist der mühsame Fortschritt, verbunden mit schnellem Verständnis?


    Da, ihr Mönche, besitzt einer von Natur aus starke Gier, starken Haß oder starke Verblendung, und infolge davon empfindet er häufig Leiden und Gram. Doch die fünf Fähigkeiten, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit, sind in ihm stark entwickelt; und da sie stark entwickelt sind, erreicht er schnell die unmittelbare Bedingung der Triebversiegung. Das, ihr Mönche, nennt man den mühsamen Fortschritt, verbunden mit schnellem Verständnis.


    Viele Grüße
    Mab

    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.

  • Mab:

    Aber dann verstehe ich nicht, wie mühsamer Fortschritt mit schnellem Verständnis zusammenpasst. Wieso muss dann einer den mühsamen Weg gehen, wenn er doch eigentlich die Geistessammlung schon beherrscht


    Vielleicht ist die Fähigkeit zur Weisheit stärker ausgeprägt, als die Fähigkeit zur Geistessammlung? Daher das schnellere Verständnis für den Weg, aber die längere Dauer der Umsetzung:


    Zitat

    A.V.15 Woran erkennt man die fünf geistigen Kräfte? - 5. Daṭṭhabba Sutta


    ... Woran, ihr Mönche, kann man die Kraft der Weisheit erkennen? An den vier edlen Wahrheiten. Daran kann man die Kraft der Weisheit erkennen.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Mab:

    Oh, ok :?.
    Aber dann verstehe ich nicht, wie mühsamer Fortschritt mit schnellem Verständnis zusammenpasst. Wieso muss dann einer den mühsamen Weg gehen, wenn er doch eigentlich die Geistessammlung schon beherrscht?


    Natürlich passt es nicht zusammen!
    Da brauchst du dich nicht wundern.
    Es gibt aber Menschen die sind stark ambivalent und
    haben extreme Seiten in sich vereint.
    Die sind zu manchen Zeiten noch stark von Gier usw. bewegt.
    Zu anderen Zeiten können sie sich aber gut Sammeln, haben
    doch Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit
    die man ihnen eigentlich gar nicht zutrauen würde.


    Der Buddha sagt dazu:
    Vier Arten von Mangofrüchten gibt es, ihr Mönche.
    Welche vier?
    Die unreife Mangofrucht, die reif aussieht;
    die reife Mangofrucht, die unreif aussieht;
    die unreife Mangofrucht, die unreif aussieht;
    die reife Mangofrucht, die reif aussieht.


    Ebenso auch, ihr Mönche, sind in der Welt vier den Mangofrüchten ähnliche Menschen anzutreffen.
    Welche vier?
    Der unreife Mensch, der reif aussieht;
    der reife Mensch, der unreif aussieht;
    der unreife Mensch, der unreif aussieht;
    der reife Mensch, der reif aussieht. A.4. 106

  • Elliot:

    Elliot:


    Vielleicht ist die Fähigkeit zur Weisheit stärker ausgeprägt, als die Fähigkeit zur Geistessammlung? Daher das schnellere Verständnis für den Weg, aber die längere Dauer der Umsetzung:


    Ich überlege gerade ob die 5 Fähigkeiten nicht aufeinander aufbauen. Zumindest erscheint es mir logisch, dass man erst Vertrauen gewinnt, dann seinen Willen anstrengt, dadurch seine Achtsamkeit aufrechterhält, dann kann sich der Geist sammeln und schließlich weise werden.
    Dann wäre es allerdings eher unwahrscheinlich dass die Weisheit stärker ausgeprägt sein kann, als die Geistessammlung.
    Aber das ist nur so eine Überlegung.


    accinca:


    Zitat

    Es gibt aber Menschen die sind stark ambivalent und
    haben extreme Seiten in sich vereint.
    Die sind zu manchen Zeiten noch stark von Gier usw. bewegt.
    Zu anderen Zeiten können sie sich aber gut Sammeln, haben
    doch Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit
    die man ihnen eigentlich gar nicht zutrauen würde.


    Eine interessante Erklärung, die mir mehr Grund zum nachgrübeln gibt, als du ahnen magst.

    Zitat

    Ebenso auch, ihr Mönche, sind in der Welt vier den Mangofrüchten ähnliche Menschen anzutreffen.
    Welche vier?
    Der unreife Mensch, der reif aussieht;
    der reife Mensch, der unreif aussieht;
    der unreife Mensch, der unreif aussieht;
    der reife Mensch, der reif aussieht.


    Nur um sicherzugehen, der mühevoll, schnell fortschreitende, ist der reife Mensch, der unreif aussieht?


    Liebe Grüße
    Mab

    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.

  • Mab:

    Elliot:

    Elliot:


    Vielleicht ist die Fähigkeit zur Weisheit stärker ausgeprägt, als die Fähigkeit zur Geistessammlung? Daher das schnellere Verständnis für den Weg, aber die längere Dauer der Umsetzung:


    Ich überlege gerade ob die 5 Fähigkeiten nicht aufeinander aufbauen. Zumindest erscheint es mir logisch, dass man erst Vertrauen gewinnt, dann seinen Willen anstrengt, dadurch seine Achtsamkeit aufrechterhält, dann kann sich der Geist sammeln und schließlich weise werden.
    Dann wäre es allerdings eher unwahrscheinlich dass die Weisheit stärker ausgeprägt sein kann, als die Geistessammlung.
    Aber das ist nur so eine Überlegung.


    Deine Überlegung ist sehr plausibel:


    Zitat

    "Darin, ihr Bhikkhus, kommt Richtige Ansicht an erster Stelle. Und auf welche Weise kommt Richtige Ansicht an erster Stelle? In jemandem mit Richtiger Ansicht entsteht Richtige Absicht; in jemandem mit Richtiger Absicht entsteht Richtige Rede; in jemandem mit Richtiger Rede entsteht Richtiges Handeln; in jemandem mit Richtigem Handeln entsteht Richtige Lebensweise; in jemandem mit Richtiger Lebensweise entsteht Richtige Anstrengung; in jemandem mit Richtiger Anstrengung entsteht Richtige Achtsamkeit; in jemandem mit Richtiger Achtsamkeit entsteht Richtige Sammlung; in jemandem mit Richtiger Sammlung entsteht Richtiges Wissen; in jemandem mit Richtigem Wissen entsteht Richtige Befreiung. Somit, ihr Bhikkhus, besitzt einer in höherer Schulung auf dem Weg acht Faktoren, der Arahant besitzt zehn Faktoren [13]."


    (MN 114)


    Wobei weisheit in Form von Richtiger Ansicht auch am Anfang stehen kann:


    Zitat

    "Und was, Freunde, ist Richtige Ansicht? Wissen von Dukkha, Wissen vom Ursprung von Dukkha, Wissen vom Aufhören von Dukkha, und Wissen vom Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt - dies wird Richtige Ansicht genannt [4]."


    (MN 141)


    Wenn auch zunächst eher in theoretischer Form:


    Zitat

    "Er erwägt weise: 'Dies ist Dukkha'; er erwägt weise: 'Dies ist der Ursprung von Dukkha'; er erwägt weise: 'Dies ist das Aufhören von Dukkha'; er erwägt weise: 'Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt' [5]. Wenn er auf solche Art weise erwägt, werden drei Fesseln in ihm überwunden:


    • Persönlichkeitsansicht,
    • Zweifel, und
    • Anhaften an Regeln und Ritualen.


    (MN 2)


    und später dann durch Erfahrung:


    Zitat

    Freund, Richtige Ansicht wird von fünf Faktoren unterstützt, wenn sie die Herzensbefreiung als Frucht, die Herzensbefreiung als Frucht und Nutzen hat, wenn sie die Befreiung durch Weisheit [6] als Frucht, die Befreiung durch Weisheit als Frucht und Nutzen hat. Freund, Richtige Ansicht wird hier von Sittlichkeit, Lernen, Erörterung, Ruhe und Einsicht unterstützt. Richtige Ansicht, die von diesen fünf Faktoren unterstützt wird, hat die Herzensbefreiung als Frucht, die Herzensbefreiung als Frucht und Nutzen, hat die Befreiung durch Weisheit als Frucht, die Befreiung durch Weisheit als Frucht und Nutzen."


    (MN 43)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot


  • Das ist nicht auszuschließen. Der Buddha sagte das aber
    in einem allgemeineren Zusammenhang.
    Bei dem der reif aussieht es aber nicht ist heißt es da:

  • Hallo Mab,


    Mab:

    Es geht dir doch darum ob es 2 verschiedene Wege der Meditation gibt, die zu Nibbana führen, oder?


    eigentlich nicht wirklich. Mir geht es darum, dass der Theravada dies eindeutig so sieht. Ebenfalls der Sarvastivada und weitere Schulen. Und Wen dies mit seiner Doktorarbeit, als Dritter außerhalb einer bestimmten Tradition, dies auch gut begründet. Meine eigene Sicht der Dinge habe ich hier (fast) nicht beschrieben.


    Mab:

    aber meiner Ansicht nach sind Piti und Samadhi außerhalb von Jhana nicht möglich.


    Hier setzte ich ein Fragezeichen dahinter. Mettiko in seiner Majjhimanikaya-Übersetzung erwähnt in seinen Anmerkungen häufiger, dass Piti auch außerhalb von jhana erfahren wird. In DN2 heißt es auch:

    Zitat

    “Während er so diese fünf Hemmungen in sich aufgehoben erkennt, wird er freudig [pamojja] bewegt. Freudig bewegt wird er heiter [piti]. Heiteren Herzens wird der Körper beschwichtigt [passaddhi]. Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl [sukha]. Sich wohl fühlend wird sein Geist einig [samadhi]” (Samannaphala Sutta, Dighanikaya 2, zit. nach: Neumann, 1996, S. 49-50).


    Erst im Anschluß (?) tritt er in das 1. jhana ein. Was natürlich wieder die Frage aufwirft, ob samadhi erst im 1. oder 2. jhana vorhanden ist oder doch schon vorher. Wie verstehst du hier DN2?


    Gruß
    Florian

  • Hallo Florian,


    wie denkst du denn (so ganz persönlich) darüber, ob es zwei verschiedene Wege gibt (mit und ohne Jhana)?



    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Hallo Simo,


    Simo:

    wie denkst du denn (so ganz persönlich) darüber, ob es zwei verschiedene Wege gibt (mit und ohne Jhana)?


    ich fange einmal einen Schritt vorher an. Für mich ist Textstudium, Kenntnis und Verstehen buddhistischer philosophischer Theorie und Meditationstheorie ein integraler Bestandteil meiner Praxis. Und die Frage, ob es jhanalose Arahants gibt verbleibt auch genau dort: im Bereich der Theorie. Es hat für meine eigene Praxis keine Bedeutung. Da jetzt der Theravada, dessen Anhänger ich bin, und viele/alle frühbuddhistischen Schulen die Existenz von jhanalosen Arahants annehmen ist dies gepaart mit meinem eigenen Textstudium genug für mich, dies in der Theorie so anzunehmen. Ich habe hier im Buddhaland schon einmal geschrieben, dass mein Ansatz ist, dass nicht alle vor mir in meiner Traditionen Idioten waren. Ich gebe der Theravada-Tradition eben Vorschusskredit. Und da muss man schon gut argumentieren, dass der in gewissen Punkten verfällt. Dies war für mich bei dem Punkt bisher nicht der Fall.


    Da ich in diesem Leben kein Arahant mehr werde, verbleibt wie gesagt, diese Frage im Reich der Theorie. Wenn meine Tradition dies aber so sieht, Bhikkhu Bodhi und Bhikkhu Analayo die Ansicht vertreten, der Stromeintritt und die Einmalwiederkehr ist ohne Jhana möglich, dann ist dies für mich allgmein gesprochen, eine gute vertrauenserweckende Grundlage für meine Praxis. Da ich innerhalb des Theravada der Mahasi-Tradition folge unterscheide ich aber zwischen samatha jhana und vipassana jhana. Für mich ist dies auch nicht die Weltformel mit der ich alles erklären kann, aber ihr Erklärungsansatz erlaubt es mir, mehrere Punkte für mich überzeugender zu interpretieren als andere Ansätze.


    Bezogen auf das Sallekha Sutta bedeutet dies nun: wenn der Buddha davon spricht, dass "diese Erreichungszustände .. nicht das [sind], was in der Disziplin des Edlen 'Selbstentsagung' genannt wird; diese werden in der Disziplin des Edlen 'angenehme Verweilungen hier und jetzt' genannt", so spricht er von den samatha jhana. Diese sind nicht notwendig. Wenn er aber die Selbstentsagung bespricht mit samma samadhi des Achtpfades, dann spricht er von vipassana jhana. Die sind zwingend notwendig für das Erlangen von Pfad- und Fruchtmomente. Rechte Konzentration, also vipassana jhana, ist direkte Folge von rechter Achtsamkeit, d.h. Satipatthana. Satipatthana-Meditation ist, wie im Kehrvers und im Samadhibhavana Sutta http://palikanon.com/angutt/a04_041-050.html#a_iv41 erläutert bzw. von mir so interpretiert, eine dynamische multiobjekt Meditation. Meditationsobjekte und -techniken, die nicht im Satipatthana Sutta aufgeführt sind, sind häufig statische uniobjekt Meditationen. Beide hat der Buddha gelehrt, führen aber zu unterschiedlichen Konzentrationszuständen und Einsichten. Daher auch die Trennung im Sallekha Sutta und andernorts.


    Die Ausgangssituation dieses Threads war für mich, dass ich meine eigene Ansicht hinterfragen wollte, um zu sehen, ob jemand bessere Erklärungsansätze hat. Für mich gilt seit meinem Studium, dass für eine gesunde Auseinandersetzung mit einem Thema es notwendig ist, seine eigene Meinung immer mal wieder zu hinterfragen und man auch in der Lage sein sollte, Drittmeinungen einnehmen und verteidigen zu können. Dies hilft im Streben nach eigener Klarheit. Da ich hier in diesem Thread keinen besseren Erklärungsansatz gefunden habe, bleibe ich vorerst bei meinem eigenen.


    Gruß
    Florian

  • Hallo Florian,


    danke für Deine ausführliche Antwort.


    Buddhaghosa:

    ob es jhanalose Arahants gibt verbleibt auch genau dort: im Bereich der Theorie. Es hat für meine eigene Praxis keine Bedeutung


    Diese Aussage kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Es geht hier schließlich um die Grundstruktur des Weges und die sollte für jeden Praktizierenden Bedeutung haben.


    Buddhaghosa:

    und viele/alle frühbuddhistischen Schulen die Existenz von jhanalosen Arahants annehmen


    das bleibt zu erörtern. Viele sind nämlich auch der Meinung, dass der frühe Buddhismus dies nicht gekannt hat.


    Buddhaghosa:

    Da ich in diesem Leben kein Arahant mehr werde,


    Warum bist du dir da so sicher? Hats du denn schon ernsthaft versucht einer zu werden?


    Buddhaghosa:

    Da ich innerhalb des Theravada der Mahasi-Tradition folge unterscheide ich aber zwischen samatha jhana und vipassana jhana. Für mich ist dies auch nicht die Weltformel mit der ich alles erklären kann, aber ihr Erklärungsansatz erlaubt es mir, mehrere Punkte für mich überzeugender zu interpretieren als andere Ansätze.


    Buddhaghosa:

    Bezogen auf das Sallekha Sutta bedeutet dies nun: wenn der Buddha davon spricht, dass "diese Erreichungszustände .. nicht das [sind], was in der Disziplin des Edlen 'Selbstentsagung' genannt wird; diese werden in der Disziplin des Edlen 'angenehme Verweilungen hier und jetzt' genannt", so spricht er von den samatha jhana. Diese sind nicht notwendig. Wenn er aber die Selbstentsagung bespricht mit samma samadhi des Achtpfades, dann spricht er von vipassana jhana.


    Und wie gehst du damit um, dass diese Unterteilung "samantha jhana" vs. "vipassana jhana" so im Kanon nicht anzutreffen ist?




    Im Sallekha Sutta geht es nicht darum die Jhanas prinzipiell von der Selbstentsagung abzugrenzen, sondern dass ihr Erreichen schon als Selbstentsagung zu bezeichnen, unzureichend ist, da in der Disziplin der Edlen hierzu viel mehr gehört.




    Buddhaghosa:

    Rechte Konzentration, also vipassana jhana, ist direkte Folge von rechter Achtsamkeit, d.h. Satipatthana. Satipatthana-Meditation ist, wie im Kehrvers und im Samadhibhavana Sutta http://palikanon.com/angutt/a04_041-050.html#a_iv41 erläutert bzw. von mir so interpretiert, eine dynamische multiobjekt Meditation. Meditationsobjekte und -techniken, die nicht im Satipatthana Sutta aufgeführt sind, sind häufig statische uniobjekt Meditationen. Beide hat der Buddha gelehrt, führen aber zu unterschiedlichen Konzentrationszuständen und Einsichten. Daher auch die Trennung im Sallekha Sutta und andernorts.


    Und so muss man es natürlich interpretieren, wenn man diese Trennung von vornherein postuliert. Aber von einem Punkt des Verständnisses kann viel abhängen und es kann unter Umständen ein ganzes Kartenhaus zum Einsturz kommen, wenn dieser geändert wird.




    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

    Einmal editiert, zuletzt von Simo ()

  • Buddhaghosa:

    ich fange einmal einen Schritt vorher an....Florian


    Das hast du dir aber viel Arbeit mit deiner Antwort gemacht.
    Bestimmte Dinge sind absolut notwendig, andere sind zwar optional,
    aber für den einen oder anderen doch absolut notwendig. Da kommt
    schnell Verwirrung auf. Prinzipiell stimme ich dir aber zu, ich hatte
    ja auch schon von den 11 Tore zur Erwachung geschrieben.

  • Hallo Simo,


    Simo:

    Viele sind nämlich auch der Meinung, dass der frühe Buddhismus dies nicht gekannt hat.


    für mich ist entscheidender, was die Traditionen in diesem Fall selbst sagen. Nicht so sehr, was andere über die Traditionen sagen. Wen und seine Arbeit ist da mehr ein Steigbügelhalter.


    Simo:

    Und wie gehst du damit um, dass diese Unterteilung "samantha jhana" vs. "vipassana jhana" so im Kanon nicht anzutreffen ist?


    Nur kurz, für mich ist diese Unterteilung überall im Suttanta anzutreffen. Mir fällt es auch schwer nachzuvollziehen, wie man so etwas offensichtliches übersehen kann. Es macht sowohl von der Praxis als auch von der Theorie her Sinn.


    Gruß
    Florian

  • Buddhaghosa:

    Nur kurz, für mich ist diese Unterteilung überall im Suttanta anzutreffen. Mir fällt es auch schwer nachzuvollziehen, wie man so etwas offensichtliches übersehen kann. Es macht sowohl von der Praxis als auch von der Theorie her Sinn.


    Und verstehst du unter einem "vipassana jhana" denn ein Jhana, welches dazu benutzt wird um Einsicht zu entwickeln, im Gegensatz zum samatha jhana, bei dem dies nicht passiert, oder etwas ganz anderes? Was wird z.b. in der Mahasi Sayadaw Tradition darunter verstanden?


    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Hallo Simo,


    Simo:

    Und verstehst du unter einem "vipassana jhana" denn ein Jhana, welches dazu benutzt wird um Einsicht zu entwickeln, im Gegensatz zum samatha jhana, bei dem dies nicht passiert, oder etwas ganz anderes?


    Jein. Ein vipassana jhana muss nicht dazu benutzt werden, um Einsicht zu entwickeln. Es ist Einsicht.


    Simo:

    Was wird z.b. in der Mahasi Sayadaw Tradition darunter verstanden?


    Sayadaw U Pandita hat in seinem Retreatbuch 'In this very life' darüber geschrieben. Ist auch irgendwo im Internet verfügbar.


    Gruß
    Florian

  • Simo:

    Im Sallekha Sutta geht es nicht darum die Jhanas prinzipiell von der Selbstentsagung abzugrenzen, sondern dass ihr Erreichen schon als Selbstentsagung zu bezeichnen, unzureichend ist, da in der Disziplin der Edlen hierzu viel mehr gehört.


    So ist es.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Naja...
    "Viel mehr " ?
    Wohl eher diese heiligen Zustände noch zu übersteigen, denn sie sind ja noch bedingt.
    Da gehört vielmehr hartnäckiger Gleichmut dazu . Zur Verwirklichung der Leerheit .
    Darum heißt es-dieser Goldie lag falsch- `Töte Buddha wenn du ihn triffst`.
    Denn wenn man sich schon fühlt wie ein Buddha, mit all diesem Wissen, diesen Kräften, diesem Strahlen, dieser Reinheit, dieser Versenkung-
    dann ist der Stolz nicht fern und die Anhaftung an diese Zustände; aber Stolz ist der Haken Maras, die Fallgrube die diese Praxis zunichte macht-
    Stolz ist der Widerpart zur Entsagung.
    Entsagung ist alles.
    Viel mehr- nicht ! :|;)

  • @ Buddhagosa:


    Zitat

    Bezogen auf das Sallekha Sutta bedeutet dies nun: wenn der Buddha davon spricht, dass "diese Erreichungszustände .. nicht das [sind], was in der Disziplin des Edlen 'Selbstentsagung' genannt wird; diese werden in der Disziplin des Edlen 'angenehme Verweilungen hier und jetzt' genannt", so spricht er von den samatha jhana. Diese sind nicht notwendig. Wenn er aber die Selbstentsagung bespricht mit samma samadhi des Achtpfades, dann spricht er von vipassana jhana. Die sind zwingend notwendig für das Erlangen von Pfad- und Fruchtmomente. Rechte Konzentration, also vipassana jhana, ist direkte Folge von rechter Achtsamkeit, d.h. Satipatthana. Satipatthana-Meditation ist, wie im Kehrvers und im Samadhibhavana Sutta http://palikanon.com/angutt/a04_041-050.html#a_iv41 erläutert bzw. von mir so interpretiert, eine dynamische multiobjekt Meditation. Meditationsobjekte und -techniken, die nicht im Satipatthana Sutta aufgeführt sind, sind häufig statische uniobjekt Meditationen. Beide hat der Buddha gelehrt, führen aber zu unterschiedlichen Konzentrationszuständen und Einsichten. Daher auch die Trennung im Sallekha Sutta und andernorts.


    Was du nicht verstanden hast- und anscheinend viele Lehrende auch nicht, weil man es nicht einfach so -gelehrt- verstehen kann, sondern es nur erfahrend einleuchtend verständlich ist,
    ist, daß Satipatthana zu den Erleuchtungsfaktoren gehört. Diese Achtsamkeit(en) entfalten sich als ein übersinnliches - 'Erleuchtungsglied der Achtsamkeit' (sati-sambojjhanga) - in Verbindung mit der Anstrengung, auch Willenskraft genannt nämlich zur Läuterung. Ganz notwendig ist dazu Samma Samadhi, also Vertiefung, einsgerichtete Konzentration. Und warum, weil Nibbana geahnt wird, ersehnt wird, deswegen. Du grenzt auch ganz umsonst zu den von dir sg. Samatha Verweilungen ab. Verweilung heißt nur,daß die Anstrengung noch nicht ganz ausgebildet ist und "jemand" halt hängen bleibt in einer angenehmen Stille, Freude, Nichtsheit usw.
    Satipatthana außerhalb von Samadhi ist so als ob man mal hier und da eine Fliege von einem Kadaver verscheucht. Es zerstreut eher. Da wirst du noch lange in die Irre gehen, wenn du keine Ruhemeditation übst und das wäre ja bei den Theravadis das Anapanasati-Samatha und zwar in allen Lagen, Stehen, Sitzen, Gehen. :|


    @ accinca: die 11 Tore zum Todlosen habe ich jetzt rausgesucht und alle sind Jhana s; also warum gibst du Buddhagosa recht ?