Liebe und Anhaften!

  • mukti:

    Und Freiheit von Anhaftung ist Bedingung für Glück.


    Und damit keine falschen Vorstellungen aufkommen:
    Freiheit von Anhaftung ist Bedingung für die Befreiung vom Leiden.

  • mukti:
    mukti:


    Na was gäbe es dann für einen Grund nach Schönem und "Erbaulichem" zu trachten wenn nicht Anhaftung, und die ist nun mal unheilsam. Dieses angebliche Genießen ohne Anhaften erscheint mir wie Selbstbelügung. Wenn man etwas nicht braucht dann lässt man es eben, dann ist das eine eindeutige Sache. Und Freiheit von Anhaftung ist Bedingung für Glück.


    "Na was gäbe es dann für einen Grund nach Schönem und "Erbaulichem" zu trachten."
    Nach etwas trachten impliziert, dass man etwas haben will. Was ich meine ist, dass man einfach die schönen Dinge genießen soll, ohne eben emotional anzuhaften bzw. nach etwas zu trachten. Der für mich einzige wirklich triftige Grund, neben der Fortpflanzung, ist natürlich, aus gegenseitiger Liebe Sex zu haben.
    Mir drängt sich aber dazu schon länger eine Frage auf: Wenn ich jemandem Trost spende oder allgemein zum Nutzen anderer wirke, wäre das dann auch Anhaftung? Weil ich möchte ja in dem Moment etwas. Aber dies würde in letzter Konsequenz bedeuten, dass man sich auch von positiven Dingen befreien muss und dazu zähle ich eben auch Liebe und Mitgefühl. Ich konnte bisher keine befriedigende Antwort darauf finden und will keinesfalls den Eindruck erwecken, dass ich die Weisheit mit dem Löffel gefressen hätte. :grinsen:



    Doch, natürlich kann man anhaften. Aber man kann eben auch nicht anhaften. Meiner Ansicht nach.
    Ich verstehe deinen Standpunkt. Du setzt Sex mit Begierde bzw. Anhaftung gleich. Für mich ist Sex erst mal nur ein körperlich angenehmer Akt, den man idealerweise aus Liebe ausüben sollte und der auch angenehm für beide Seiten sein sollte. Nach meinem Verständnis kann Sex Anhaftung auslösen oder auch nicht, wobei man dann schauen müsste, welcher Aspekt am Sex genau die Anhaftung auslöst.


    accinca:
    mukti:

    Und Freiheit von Anhaftung ist Bedingung für Glück.


    Und damit keine falschen Vorstellungen aufkommen:
    Freiheit von Anhaftung ist Bedingung für die Befreiung vom Leiden.


    Die Aussage ist lediglich verkürzt. Freiheit von Anhaftung ist eine Bedingung für die Befreiung vom Leiden, was wiederum eine Bedingung für Glück ist.
    Ich weiß nicht, warum du unterschwellig so aggressiv reagierst. Ist dir nicht klar, dass jeder Mensch die Welt etwas anders wahrnimmt? Du wirfst mir vor, ich würde an meinen Ansichten anhaften, doch haftest du deinen eigenen nicht ebenso an? Du stempelst meine Wirklichkeit als schlicht falsch ab, weil sie nicht deiner Auffassung von Wahrheit entspricht und gibst dir große Mühe, deine Ansichten gegen andere zu verteidigen. Ich habe das früher auch oft gemacht, bis ich erkannt habe, dass es völlig sinnlos und kräftezehrend ist und letztlich nur dem Ego dient. Man kann niemanden von "seiner Wahrheit" überzeugen und das sollte auch niemals das Ziel sein. Stattdessen ist es sinnvoller, das ständige relative Bewerten aufzugeben und einfach zu akzeptieren, dass es so unterschiedliche "Wahrheiten" gibt, wie es Menschen gibt. Wenn Menschen den Buddhismus im Verlauf der Jahrhunderte nicht unterschiedlich aufgefasst hätten, dann gäbe es heute nicht die vielen unterschiedlichen Schulen und Ausprägungen. Was mich aber interessieren würde: Fasst du die buddhistische Lehre so auf, dass man sich angenehmen Dingen verwehren sollte, weil Angenehmes Anhaftung birgt? Dann würde mich nämlich auch deine Antwort auf meine oben gestellte Frage interessieren. Glaubst du, dass man sich von positiven Dingen wie Liebe und Mitgefühl befreien muss, wenn man Anhaftung überwinden will?


    Was Heilige oder "Nichtwiederkehrer" angeht oder überhaupt Nirvana, so mache ich mir darüber noch keinen Kopf, denn wenn man darüber spricht, verlässt man jegliche rationale Grundlage und begibt sich auf ein rein spekulatives Niveau. Fakt ist, wir wissen nicht, was nach dem Tod geschieht, noch ob Reinkarnation tatsächlich existiert. Man kann sich entscheiden, ob man daran glauben will, aber man könnte genausogut an einen Himmel, eine Hölle und einen lenkenden Gott glauben. Im Buddhismus wird zwar alles viel logischer Erklärt, Samsara, Nirvana, Reinkarnation, Nichtwiederkehrer und so, aber es bleibt dennoch ein reines Glaubenskonstrukt.

  • Wesen:

    Doch, natürlich kann man anhaften. Aber man kann eben auch nicht anhaften.
    Meiner Ansicht nach.


    Ja, richtig, aber wenn man nicht Anhaftet, würden man sich
    weder den derben Lüsten noch den schönen Künsten hingeben.
    Der Buddha sagte, fünf sinnliche Begierden zum Anhaften gibt es:
    "Die durch das Gesicht ins Bewußtsein tretenden Formen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden.
    Die durch das Gehör ins Bewußtsein tretenden Töne, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden.
    Die durch den Geruch ins Bewußtsein tretenden Düfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden.
    Die durch den Geschmack ins Bewußtsein tretenden Säfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden.
    Die durch das Getast ins Bewußtsein tretenden Tastungen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden.
    Das sind die fünf Begehrungen. Was da Wohl und Erwünschtes diesen fünf Begehrungen gemäß geht, das nennt man Begierdenwohl, kotiges Wohl, (scheißwohl?) gemeines Menschenwohl, unheiliges Wohl. Nicht zu pflegen, nicht zu hegen, nicht zu mehren ist es: zu hüten hat man sich vor solchem Wohle, sag' ich."


    Was glaubst du wohl, warum nicht überall Befreite herum laufen?
    Warum es Betrüger, Verbrecher, Räuber, Mörder, Terroristen gibt?
    Eben wegen diesen Begierden und den den Begierden entsprechenden Ansichten.


  • Heißt für mich, man solle den schönen Dingen keine übermäßige Beachtung schenken, damit Anhaftung gar nicht erst entsteht. Klingt einleuchtend.


    accinca:


    Was glaubst du wohl, warum nicht überall Befreite herum laufen?
    Warum es Betrüger, Verbrecher, Räuber, Mörder, Terroristen gibt?
    Eben wegen diesen Begierden und den den Begierden entsprechenden Ansichten.


    Ich glaube, dass solche Menschen einfach extrem verblendet sind. In einem Ausmaß, das die Verblendung der meisten anderen bei weitem übersteigt. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber die haben das Glück im Innern noch nicht gefunden und suchen daher weiterhin vergeblich im Außen.


    Ich möchte noch etwas ergänzen.


    Diese Definition stammt von viewonbuddhism.org:


    Zitat


    Die Definition von Liebe im Buddhismus lautet: Wollen, dass Andere glücklich sind.
    Diese Liebe ist unbedingt und verlangt eine Menge Mut und Akzeptanz (Selbst-Akzeptanz eingeschlossen).
    Der „nahe Feind“ der Liebe, oder eine Qualität, die dieser Liebe sehr ähnlich erscheint, jedoch mehr ein Gegenteil ist, ist: bedingte Liebe (egoistische Liebe; siehe dazu auch die Seite über Anhaftung).

  • wesen:

    Zitat

    Mir drängt sich aber dazu schon länger eine Frage auf: Wenn ich jemandem Trost spende oder allgemein zum Nutzen anderer wirke, wäre das dann auch Anhaftung? Weil ich möchte ja in dem Moment etwas.


    Ach ja ? - Merkwürdig.
    Mir drängt sich auch schon lange eine Frage auf: warum Leute die was wollen, dafür so tun, als ob sie mitfühlen täten, "lieben", und helfen wollten, denn das macht keinen Sinn.


    Zitat

    Die Definition von Liebe im Buddhismus lautet: Wollen, dass Andere glücklich sind.


    Das ist auch sowas esoterisches. Glück ist ja vergänglich. Wieso sollte ich was Vergängliches für jemanden wollen ?

    2 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Wesen:

    Diese Definition stammt von viewonbuddhism.org:

    Zitat


    Die Definition von Liebe im Buddhismus lautet: Wollen, dass Andere glücklich sind.


    Das ist auf alle Fälle nicht schlecht, beinhaltet aber nicht sich an sinnlicher Lust zu ergötzen.

  • Wesen:

    Mir drängt sich aber dazu schon länger eine Frage auf: Wenn ich jemandem Trost spende oder allgemein zum Nutzen anderer wirke, wäre das dann auch Anhaftung?


    Anhaften ist es immer dann, wenn auch persönliche Befriedigung damit verbunden ist
    wie bei deinem Sex. Bei jemand der die dritte Fessel síla-bbataparāmāsa (hängen an Tugenden) noch
    nicht aufgehoben hat, da kann das sein. Hängen an guten sozialen Taten kann auch
    zur Anhaftung werden wenn es keine höheren Ziele gibt.

  • accinca:

    Zitat

    Hängen an guten sozialen Taten kann auch
    zur Anhaftung werden wenn es keine höheren Ziele gibt.


    Zu "sozialen Taten" ( "gut sein " ) drängen ist ne Anhaftung. "Ich bin ( und tue ) gut", ist regelrecht eine Krankheit.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Morpho:

    accinca:

    Zitat

    Hängen an guten sozialen Taten kann auch
    zur Anhaftung werden wenn es keine höheren Ziele gibt.


    Zu "sozialen Taten" ( "gut sein " ) drängen ist ne Anhaftung.


    Du sagst es. Hatte ich nicht gut formuliert.

  • accinca:
    Wesen:

    Diese Definition stammt von viewonbuddhism.org:


    Das ist auf alle Fälle nicht schlecht, beinhaltet aber nicht sich an sinnlicher Lust zu ergötzen.


    Ich habe mal auf palikanon.com nachgelesen und muss dir im Nachhinein zustimmen, jedwede sexuelle Handlung scheint ein Ausdruck von Anhaftung zu sein, egal wie man es dreht und wendet. Du hast gewonnen. :grinsen:


    Was das Wirken zum Nutzen anderer angeht, habe ich euch jetzt so verstanden, dass ihr dies ebenfalls als Ausdruck von Anhaftung begreift, weil bereits die Motivation etwas für andere zu tun, die Anhaftung birgt. Das klingt erst mal logisch für mich, allerdings auch irgendwie ernüchternd.

  • Wesen:

    Was das Wirken zum Nutzen anderer angeht, habe ich euch jetzt so verstanden, dass ihr dies ebenfalls als Ausdruck von Anhaftung begreift, weil bereits die Motivation etwas für andere zu tun, die Anhaftung birgt. Das klingt erst mal logisch für mich, allerdings auch irgendwie ernüchternd.


    Das siehst du auch falsch.
    Aber wenn jemand z.B. einem anderen notleidenden etwas abgibt, dann ist das
    keine Anhaftung sondern dadurch wird Anhaften abgebaut und ist daher heilsames
    kamma. Man gibt ja etwas ab das man in Besitz hat. Davon löst man die Anhaftung
    durch Geben weswegen der Buddha die Freigiebigkeit lobt. Eine solche Freigiebigkeit
    ist das Gegenteil von egoistischen Begehren und bringt keine Anhaftung im Gegenteil.
    Wie bei allen unheilsamen oder heilsamen Taten kommt es eben auch immer auf die Motivation an.

  • Wesen:

    Was das Wirken zum Nutzen anderer angeht, habe ich euch jetzt so verstanden, dass ihr dies ebenfalls als Ausdruck von Anhaftung begreift, weil bereits die Motivation etwas für andere zu tun, die Anhaftung birgt. Das klingt erst mal logisch für mich, allerdings auch irgendwie ernüchternd.


    Ein wenig komplizierter ist es schon. Das Problem hier verbirgt sich hauptsächlich im Begriff 'Motivation', der einen Willensakt impliziert. Eine Ausgangssituation wird als unbefriedigend (dukkhata, 'leidhaft') beurteilt, was den Willen weckt, diese Situation in eine befriedigende zu überführen. Buddha bestritt jedoch, dass dies möglich ist; gemäß seiner Lehre hat alles Sein (genauer: haben alle samskrta dharma) notwendig das Merkmal der Leidhaftigkeit. Wenn der Wille / die Motivation jedoch nicht auf eine andere Situation gerichtet ist, sondern auf die Auslöschung von 'Situationen' überhaupt (nirvana), dann ist sie nicht auf ein Objekt (eine 'Situation') gerichtet, an dem angehaftet werden kann, sondern auf die Negation aller Objekte (die stets Objekte des Anhaftens sind). Weiter: ob die "Motivation, etwas für andere zu tun" "Ausdruck von Anhaftung" ist, hängt insbesondere von der Sicht ab, was "andere" sind und was bzw. wer "motiviert" zum Tun ist. Wenn die Sicht gewonnen ist, dass beides ohne Substanz (atman) bzw. leer von einem (unabhängigen) Für-Sich-Sein ist, fehlt ebenfalls ein Objekt der Anhaftung - und ein Subjekt der Anhaftung.


    Zweifellos hat Buddha nach seinem Erwachen "etwas für andere getan", er hat 45 Jahre lang gelehrt. Unter anderem die Heilsamkeit von grenzenlosem Wohlwollen (Liebe, maitri / metta) und Mitgefühl (karuna), wobei viele Buddhisten (wenn nicht die meisten) der Auffassung sind, dass karuna als tätiges oder aktives Mitgefühl aufzufassen ist. Meiner bescheidenen Auffassung nach zu recht. Die Frage ist natürlich: geht das ohne Anhaftung und wenn ja, wie. Mit dieser Frage haben sich vor allem Mahayana-Buddhisten befasst, für die karuna ein ganz zentraler Punkt ihrer Praxis ist. Ebenso zentral ist allerdings die Verwirklichung rechter Sicht und das bedeutet wiederum die Aufgabe des Anhaftens an Objekten des Mitgefühls und der Liebe sowie - als Voraussetzung dafür - an einem Subjekt, das durch Mitgefühl und Liebe motiviert ist.

    Zitat

    ‘Jeglicher, o Subhuti, der hier den Pfad der Bodhisattvas betreten hat, muss seine Gedanken so gestalten: So viel Wesen es in dieser Welt des Daseins gibt, zusammengefasst unter dem Begriff der Wesen - sie seien aus einem Ei geboren oder aus dem Mutterleib, aus Feuchtigkeit entstanden oder durch Verwandlung - geformt oder ohne Form, denkend oder nicht denkend, oder weder denkend noch nicht-denkend; soweit Welten von Dasein bekannt sind, alle diese müssen von mir in der vollkommenen Welt der Auslöschung erlöst werden. Und dennoch, wenn so unermesslich viele Wesen erlöst wurden, wurde doch kein einziges Wesen erlöst. Und warum? Wenn, o Subhuti, ein Bodhisattva dem Gedanken eines Wesens anhinge, könnte er nicht Bodhisattva genannt werden. Und warum? Weil, o Subhuti, niemand ein Bodhisattva genannt werden sollte, für den der Gedanke eines Wesens, der Gedanke des Lebens oder der Gedanke einer Person existiert.’
    (Vajracchedika Prajnaparamita Sutra / Diamantsutra)


    Das Handeln des Bodhisattva - und darin folgt er dem von Buddha gewiesenen Weg - ist in diesem Sinne (dem des Anhaftens an Objekten des Mitgefühls und der Liebe) nicht motiviert. Es ist kein Handeln, das auf ein Ziel gerichtet ist, sondern auf ein Nicht-Ziel, die "vollkommene Welt der Auslöschung". Liebe und Mitgefühl sind dann aktiver Ausdruck der Natur des scheinbar Handelnden - die keine Eigennatur (svabhava) ist, sondern die des der zur Ruhe gekommenen Prozesses des Ergreifens und Anhaftens. Damit wird dieser Prozess 'durchlässig' für etwas, das sich in dualistischer Subjekt-Objekt-Wahrnehmung als Qualität eines Handelns zeigt - als universelles Mitgefühl und unbegrenztes Wohlwollen. Der "scheinbar Handelnde" ist deswegen nur scheinbar, weil der Handelnde wie auch der oder das Behandelte lediglich als konventionelle (und inadäquate, d.h. aus Verblendung resultierende) Begriffe exististieren - nicht jedoch als das, was der Begriff begreifen will. Tatsächlich ist das, woran man anhaftet, eben das, was man begreift bzw. ergreift. Das ist Selbsttäuschung (maya), weil der Begriff / das Ergriffene eine rein mentale Konstruktion ist, die eben nicht als 'Zeichen' etwas real Existierendes repräsentiert. Begriffe sind nur aufeinander bezogen (d.h. auf andere Begriffe), nicht auf die Wirklichkeit (tathata, 'Soheit'). Diese Inkongruenz von Begriffen und Wirklichkeit ist einer der Gründe für die Leidhaftigkeit alles Ergreifens und Anhaftens.


    Auch, wenn es keinen Handelnden und keinen Behandelten gibt, so gibt es doch ein Handeln. Dieser auf den ersten Blick unsinnig erscheinende Gedanke wird vielleicht verständlicher, wenn man Handeln (mit dem Vorbehalt, dass wir auch hier nur mit Begriffen operieren) als unpersönlichen transformativen Prozess begreifen(sic!). Dieser Prozess, der das in der Subjekt-Objekt-Dualität Erfahrene verändert (es transformiert), ist entweder willensgesteuert - d.h. durch Begriffe motiviert, die nur scheinbar eine Realität abbilden - oder aber lediglich Ausdruck dessen, was im Mahayana 'Buddhanatur' genannt wird. Letzteres kann man die soziale Gestalt des Erwachens / der Erleuchtung nennen - freilich ist auch dies nur ein Begriff.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Zitat

    Wie bei allen unheilsamen oder heilsamen Taten kommt es eben auch immer auf die Motivation an.



    Genau, auf die Gesinnung.
    Es macht ja un heilsames Karma, wenn Gutes Tun unaufrichtiger Gesinnung entspringt, zum Beispiel, denn dann gebe ich ja gar nicht, sondern nehme, zum Beispiel Vertrauen.


    Wie auch immer, irgendwo muss man ja anfangen, und ich finde, sich den Kopf um Anhaftung zu zerbrechen, ist eher ein Rückschritt. Wo Verblendung ist, und Dünkel, ist eben nun mal auch Anhangen.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Aber nicht das jetzt der Eindruck entsteht der Buddha hätte
    gelehrt man solle keine gute Taten tun wenn man daran anhinge
    oder wenn man die Lehre von antatta (noch) nicht verstehen würde.
    Und nicht, das jemand nun glauben sollte, der Buddha habe den
    Unterschied zwischen den verschiedensten Arten des Anhangens
    nicht gekannt und zwischen heilsamen und förderlichen Anhangen und
    unheilsamen Anhangen keinen Unterschied gekannt.
    Und auch wenn der Buddha anatta lehrte, bedeutet das noch lange
    nicht, das es im praktischen Leben keine Wesen geben würde. Es
    bedeutet lediglich, das es hinter bzw. über die Konzepte hinaus keine Wesen gibt.

    -

  • Zitat

    ‘Und dennoch, wenn so unermesslich viele Wesen erlöst wurden, wurde doch kein einziges Wesen erlöst. Und warum? Wenn, o Subhuti, ein Bodhisattva dem Gedanken eines Wesens anhinge, könnte er nicht Bodhisattva genannt werden. Und warum? Weil, o Subhuti, niemand ein Bodhisattva genannt werden sollte, für den der Gedanke eines Wesens, der Gedanke des Lebens oder der Gedanke einer Person existiert.’
    (Vajracchedika Prajnaparamita Sutra / Diamantsutra)


    "Und dennoch, wenn so unermesslich viele Wesen erlöst wurden, wurde doch kein einziges Wesen erlöst."


    Na, toll aber erst so ein Aufstand machen, das hätte man
    sich auch sparen können. Aber wer sich einbilden will ein
    Bodhisattva zu sein, der will ja auch was her machen:
    "Ich rette alle Wesen der Welt!! - ach ja, sind ja gar keine da" :roll:


    -

  • Zitat

    Wenn die Sicht gewonnen ist, dass beides ohne Substanz (atman) bzw. leer von einem (unabhängigen) Für-Sich-Sein ist, fehlt ebenfalls ein Objekt der Anhaftung - und ein Subjekt der Anhaftung.


    janz gefährlich. gefährlich etwas notwendig-richtiges zu unterlassen- im dharma geht es nicht um gut sein, sondern darum ungutes abzulegen- ( siehe gesinnung/entsagung), weil man philosophischen gedanken ( sichtweisen) 'anhängt'. alle sg. sichtweisen ( ansichten ) in bezug auf 'leerheit' ( von wesen und taten ) sind falsch. verständnis ist relativ, eines von 'leerheit' dient lediglich dazu, so was wie 'rechte achtsamkeit' ( vergegenwärtigung ) anzuvisieren.

  • accinca:

    Zitat

    "Ich rette alle Wesen der Welt!! - ach ja, sind ja gar keine da"

    :D

  • ich glaube es gibt auf der ganzen welt keinen, welcher in philosophischer ( welt ) betrachtung
    'klarheit', auch in bezug auf recht und schlecht, oder gut und böse, -im sinne von buddha dharma- "erlangt" hätte.

  • In Mt 6 1-34 steht das alles. Da wird auch klar das es Liebe ohne Anhaften gibt denn das Anhaften ist das GutSein im Geiste. Das "Man bin ich toll! Das wird mir bestimmt auch mal jemand gut tun." Keine Tat des Menschen geschieht ohne Absicht doch das Ziel ist: Tun im absichtsvollen Nichttun. -()-


  • Hmm ... möglicherweise besteht da ja nur ein Verständnisproblem. Mir ist ja klar, dass Du den archaisierend-nüchternen Mönchsjargon (den Neumann so wunderschön pathetisch trifft, dass man ihn fast für eine Parodie halten könnte) einer etwas blumigeren und volkstümlicheren Sprache vorziehst. Um es auf eine möglicherweise verständlichere Formulierung herunterzubrechen: es geht nicht darum, irgendwelche 'Wesen' zu erlösen (nicht einmal unseren durchaus intelligenten Fragesteller). Es geht um die Entwicklung einer adäquaten Geisteshaltung, die sich zwangsläufig auch physisch, im rupakkhanda ausdrückt. Um eine heilsame Geisteshaltung, die grenzenloses Wohlwollen, Mitgefühl mit Freuden und Leiden und Duldsamkeit verwirklicht - die brahmavihara, die die Theravadin eigentlich genauso gut kennen dürften wie die Mahayanin, wenn man sich die entsprechenden Lehrtexte anschaut. Zumindest doch wohl als Laienpraxis, oder? Oder hast Du's selbst nicht so mit den Laien? Was sind die brahmavihara denn? Nur sammā vāyāma, das sich in allen anderen sieben Aspekten des Pfades wiederspiegelt, wenn Du diesem Kind einen anderen Namen geben willst. Wobei dies eben nur ein Aspekt dieser heilsamen Geisteshaltung ist - der andere ist die Einsicht in die Nicht-Wesenheit (anatta). tajuyu shin - jijuyu shin

    Möglicherweise ist das - die heilsame Geisteshaltung und deren rupa-Reflex (und nein - ich meine damit nicht, horribile dictu, Sex) ja nur spezifisch mahayanisch - sag Du's mir. Wieso lehrte Buddha? Weshalb kam Bodhidharma aus dem Westen?


    ()


    P.S.: Vergiss das Japanisch und den letzten Satz - waren Insider-Witze :)

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Moin,

    Sudhana:

    Um es auf eine möglicherweise verständlichere Formulierung herunterzubrechen: es geht nicht darum, irgendwelche 'Wesen' zu erlösen (nicht einmal unseren durchaus intelligenten Fragesteller). Es geht um die Entwicklung einer adäquaten Geisteshaltung, die sich zwangsläufig auch physisch, im rupakkhanda ausdrückt. Um eine heilsame Geisteshaltung, die grenzenloses Wohlwollen, Mitgefühl mit Freuden und Leiden und Duldsamkeit verwirklicht - die brahmavihara, die die Theravadin eigentlich genauso gut kennen dürften wie die Mahayanin, wenn man sich die entsprechenden Lehrtexte anschaut.


    Interessanterweise nehmen es aber alle Fraktionen mit dem Wiedergeborenwerden und dem auf's Nibbana/Nirvana verzichten recht wörtlich, weil ja gilt, dass angeblich wiedergeboren wird und keiner erzählt was von "och, dass ist nich so gemeint. Das is nur so 'ne Methapher zum geistige Haltung entwickeln".


    Gruß

  • Mirco:

    Moin,

    Sudhana:

    Um es auf eine möglicherweise verständlichere Formulierung herunterzubrechen: es geht nicht darum, irgendwelche 'Wesen' zu erlösen (nicht einmal unseren durchaus intelligenten Fragesteller). Es geht um die Entwicklung einer adäquaten Geisteshaltung, die sich zwangsläufig auch physisch, im rupakkhanda ausdrückt. Um eine heilsame Geisteshaltung, die grenzenloses Wohlwollen, Mitgefühl mit Freuden und Leiden und Duldsamkeit verwirklicht - die brahmavihara, die die Theravadin eigentlich genauso gut kennen dürften wie die Mahayanin, wenn man sich die entsprechenden Lehrtexte anschaut.


    Interessanterweise nehmen es aber alle Fraktionen mit dem Wiedergeborenwerden und dem auf's Nibbana/Nirvana verzichten recht wörtlich, weil ja gilt, dass angeblich wiedergeboren wird und keiner erzählt was von "och, dass ist nich so gemeint. Das is nur so 'ne Methapher zum geistige Haltung entwickeln".


    Gruß


    Nun ja - ich bin schon seit einigen Jahren in einschlägigen Newsgroups, Mailinglisten, Foren usw. unterwegs. Strichliste habe ich keine geführt, aber doch den Eindruck gewonnen, dass die Reinkarnationsgläubigen so ziemlich gleichmäßig in den verschiedenen Traditionslinien verteilt sind. Die fundiertesten Kritiker solcher naiven Auffassungen - d.h. Leute, die den Zusammenhang von anatman und pratityasamutpada (heisst in Deinem Dialekt wohl anatta und paticcasamuppada) kapiert haben - habe ich allerdings bei Mahayanin gefunden. Hingegen bei (manchen) Theravadin die Abstrusität der Drei-Leben-Theorie. Wer sich's antun mag, kann sich ja mal hier entsprechende Reinkarnations-Threads raussuchen (gibt bestimmt 'ne ganze Menge), nachlesen und eine Statistik über schulspezifische Präferenzen aufstellen. Vielleicht als religionswissenschaftliche Seminararbeit ...

    Andererseits gibt es da (bei den Mahayanin) in der Tat auch Leute, die die Auffassung vertreten, Buddha habe bei seinen Lehrreden Rücksicht auf das geistige Fassungsvermögen seiner Hörer (sravakas) genommen und nirvana sei nur der Köder, den er ihnen vor die Nase gehalten habe, um sie zu einer heilsamen Praxis zu motivieren. Das Schnappen nach dem Köder gibt sich dann aber allmählich mit der heilsamen Praxis. Womit wir wieder beim Motivieren und damit beim Thema 'Anhaften' wären (und dabei das Thema 'Liebe' geschickt umschifft hätten, bevor das böse H-Wort fällt).


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Sudhana:

    Nun ja - ich bin schon seit einigen Jahren in einschlägigen Newsgroups, Mailinglisten, Foren usw. unterwegs. Strichliste habe ich keine geführt, aber doch den Eindruck gewonnen, dass die Reinkarnationsgläubigen so ziemlich gleichmäßig in den verschiedenen Traditionslinien verteilt sind. Die fundiertesten Kritiker solcher naiven Auffassungen - d.h. Leute, die den Zusammenhang von anatman und pratityasamutpada (heisst in Deinem Dialekt wohl anatta und paticcasamuppada) kapiert haben - habe ich allerdings bei Mahayanin gefunden. Hingegen bei (manchen) Theravadin die Abstrusität der Drei-Leben-Theorie. Wer sich's antun mag, kann sich ja mal hier entsprechende Reinkarnations-Threads raussuchen (gibt bestimmt 'ne ganze Menge), nachlesen und eine Statistik über schulspezifische Präferenzen aufstellen. Vielleicht als religionswissenschaftliche Seminararbeit ...

    Andererseits gibt es da (bei den Mahayanin) in der Tat auch Leute, die die Auffassung vertreten, Buddha habe bei seinen Lehrreden Rücksicht auf das geistige Fassungsvermögen seiner Hörer (sravakas) genommen und nirvana sei nur der Köder, den er ihnen vor die Nase gehalten habe, um sie zu einer heilsamen Praxis zu motivieren. Das Schnappen nach dem Köder gibt sich dann aber allmählich mit der heilsamen Praxis. Womit wir wieder beim Motivieren und damit beim Thema 'Anhaften' wären (und dabei das Thema 'Liebe' geschickt umschifft hätten, bevor das böse H-Wort fällt).


    Bezüglich dessen, wie "Wiedergeburt" ausgelegt werden kann, ist vieles denkbar.


    Was denkst Du selber dazu?


    Gruß