Warum gibt es Mahayana ?

  • accinca:

    Was für haarsträubende Geschichten sich Mahayanas alles ausdenken.
    Seine Lehre in der Gelehrtensprache des Sanskrit darzulegen hat der Buddha
    übrigens untersagt da er in den Ordensregeln (Cullavagga V,33. PTS: Vinaya II, p.139) ausdrücklich bestimmt hat, daß seine Lehre nicht in dem normierten Sanskrit verkündet werden soll, sondern in der Muttersprache der jeweiligen Zuhörer – eben damit sie lebendig bleibt und nicht zu einem von einer neuen Priesterkaste gehüteten Dogmengebäude erstarrt.


    Klar, und Pali ist die Muttersprache von wem? Und wer von all den Neumanns ist jetzt autorisiert "Seine Lehre" in deutsch auszudeuten und darzulegen. Oder darf das jetzt jeder - schön wenn man sich dazu schon immer auf den Vinaya berufen konnte und weiter kann.

  • Hallo,
    es gibt halt das große und das kleine Fahrzeug. Würden die Theravadas den Dighanikayo ganz lesen, wären sie dem Mahayana um etliches näher. Die meiden den aber wie der -Teufel das Weihwasser.
    Meditationsmäßig gehen die Theravadas bis zu 6. Jhana. Es gibt aber insgesamt 8 Jhanas.
    Ich denke da haben Neumann und der Abt eines buddh. Klostern in Sri Lanca, ihre Liebe Not damit gehabt.


    sakko

  • Mal ne Zwischenfrage: Was bedeutet eigentlich "vorkanonische Literatur" ?
    Und noch eine Frage,... z.b. diese Regel:

    Zitat

    da er in den Ordensregeln (Cullavagga V,33. PTS: Vinaya II, p.139) ausdrücklich bestimmt hat,


    Sind alle Anweisungen iwo auch im Sutta Pitaka zu finden ? Ist dem so ?

  • Cravin:

    Hey :), ich wollte fragen warum es denn Mahayana gibt, wenn denn Theravada auf Buddha Gautama (Gotama) zurück zu führen ist. Sollte man denn dann nicht gleich bei Theravada bleiben ?


    Der Buddhismus ist vielfältig. Jeder kann den Weg gehen, den er mag. Aus meiner Sicht ist der Mahayana eine Erweiterung der Lehren von Gautama Buddha. Religionen entwickeln sich weiter. So einfach ist das. Mir gefällt der Mahayana, weil er die Liebe betont.


    Wikipedia: Der Name bedeutet Großes Fahrzeug bzw. Großer Weg und steht für das Ziel, alle fühlenden Wesen aus Samsara zu befreien. Die Lehren des Zweiten Drehens des Dharma-Rades durch Buddha Shakyamuni wurden von Nagarjuna und Asanga enthüllt und etwa ab dem zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, also etwa 500 Jahre nach Buddhas Tod, ausgiebig gelehrt. Der Weg des Mahayana hat zwei Linien: die Linie des Tiefgründigen Weges über Nagarjuna und die Linie des Weiten Weges über Asanga. Ersterer betont die Leerheit (Shunyata), zweiterer das Entwickeln der altruistischen Motivation Bodhicitta und das Verhalten eines Bodhisattvas. Anhänger des Mahayana sagen, diese Belehrungen seien bis dahin nur im Geheimen weitergegeben worden, da die Zeit für ihre Verbreitung noch nicht gekommen sei. Gemäß der Ansicht, dass Buddha direkt Unterweisungen für Schüler mit höherer Kapazität auch zu Lebzeiten gab, die anderen verborgen blieben, wird beschrieben, dass diese Lehren des Zweiten Drehens des Rades der Lehre später als die Mahayana-Tradition und der Bodhisattva-Pfad bekannt wurden. Die Lehren des ersten Drehens des Dharma-Rades, aus denen sich die Hinayana-Tradition (Kleiner Weg) entwickelte, sind ebenso Teil des Mahayana und dienen der individuellen Leiderlösung und werden auch von einem Anhänger des Mahayana praktiziert. Zu den Lehren des Dritten Drehens des Rades des Dharma (es gibt insgesamt Drei Lehrzyklen, die als Räder bezeichnet werden) zählen das Vajrayana (Diamantenes Fahrzeug bzw. Diamantweg) und die Erklärungen zur Buddha-Natur, dargelegt z. B. im Uttara-Tantra-Shastra.

  • Aus meiner Sicht ist Mahayana eine nur psychologisch zu verstehende Verfälschung der Lehre.


    Ich habe nie verstanden (und sollte das jemand verstehen, bitte um aussagekräftige Hinweise), wozu Boddhisattvas als Kern der Mahayana eigentlich für den individuellen Praktizierenden nützlich und hilfreich sollen. Wie sollen bereits erleuchtete Wesen, die sich wo-auch-immer befinden, Einfluss auf meine eigene Erleuchtug als Leidesbefreiung nehmen? Jeder meditiert für sich allein und nimmt Einfluss auf sein Karma.


    Laut dem Erw. Analayo in seinem Buch "The Genesis of the Bodhisattva Ideal" https://www.buddhismuskunde.un…o/genesis-bodhisattva.pdf hat Buddha sich selbst als Boddhistatva bezeichnet, als er sich auf die Zeit vor seiner Erleuchtung bezog.
    Das Streben nach Erleuchtung diente seiner eigener Leidsbefreiung, und nicht der anderen Wesen.


    Nun ist das nicht einfach zu akzeptieren. Die Herausforderderung scheint übergroß.
    Menschen neigen dann nunmal dazu, vermeintliche Abkurzungen nehmen zu wollen. Und solche gottähnliche Wesen sollen ohne oder mit weniger eigener Anstrengung helfen.

  • Das ist vielleicht einer der wichtigen Punkte. (Neben der nicht mehr Anwesenheit eines Buddhas).


    Das Mahayana glaubt meiner Meinung nach nicht das es so etwas wie meine eigene Erleuchtung geben kann. Meiner Meinung nach ist das aber auch im Theravada nur schwer vorstellbar.
    Betont nicht auch da der Buddha ständig, das es so etwas wie mein, eigen, Ich, Selbst nicht gibt?
    Eine der meiner Meinung nach wichtigen Aspekte des Mahayana ist die Allverbundenheit alles Seins. Daher auch die Betonung des Mitgefühls und des "Mögen die anderen mir vorangehn." bzw. "Ich und alle Lebewesen erreichen gemeinsam Nirwana".


    Aber für wen der Theravada-Weg stimmiger ist der kann ja Theravada-Mönch werden. Theravada-Nonne ist aber schon schwieriger.

  • @ sinn-los:



    Wie auch immer..., die rechte Gesinnung ist keine wenn sie kalkuliert,wenn sie auch nur ein Wesen ausschließt und eine Zeitspanne festlegt.
    Theravada scheint das oft nur als eine Art Vorstufe zu verstehen, aber es ist unmöglich brahmavihāra-bhāvanā und Achtsamkeit "recht" zu entfalten, wenn man darin eine kalkulierende Grenzscheide zieht. Der Bodhisattva Weg beginnt an der Stelle von Selbstlosigkeit und mündet ohne Unterscheidung zwischen Ariya und Bodhisattva in das Buddhawesen.


    Der unerwachte Bodhisattva hat zumindest eine feste Motivation, er widmet die Anstrengung dann allen Wesen...:


    Zitat

    „Mönche,
    jemand, der sich selbst beschützt, beschützt auch andere und wer andere beschützt, beschützt sich
    selbst. Wie aber beschützt man sich selbst, indem man andere beschützt? Durch regelmäßig praktizierte
    Meditation. Und wie beschützt der, der andere beschützt, sich selbst? Durch Geduld, Friedfertigkeit,
    Liebe und Fürsorge“ (S. V. 169).


    die sich natürlich fortsetzt, mühevoll oder mühelos, in Gedanken ohne einen Gedanken daran:


    Denn es gibt da die die volle Erwachung erringenden Wesen, das voll erwachte und das vollkommen erwachte.
    Natürlich haben solche Wesen eine gewisse Ausstrahlung ( bodhi-citta)* und nichts existiert getrennt voneinander.


    Das mit den Bodhisattva wird oft zu form,-und wesenhaft gedeutet. Dafür kann ja nun das Mahayana nix. Das Abbild ist eben ein Abbild. Nicht mehr, auch nicht weniger. Verneigst du dich vor einer Buddhastatue, verneigst du dich dann vor der Statue? Was ist es was dich dazu veranlasst ? Verehrung ? Was verehrst du ?


    Zitat

    habt ihr Heilige, die lauteren Wesens tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.'
    habt ihr Heilige, die mitleidig tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.
    habt ihr Heilige, die frei von Selbstlob und Nächstentadel tief im Walde abgelegene Orte aufsuchen, so bin ich einer von ihnen.'


    * ) relatives Bodhichitta: ein Methodenaspekt des Mahayana. Die Einstellung, zum Nutzen aller Wesen Erleuchtung zu erlangen, um sie aus Samsara zu befreien;
    absolutes Bodhichitta: ein Weisheitsaspekt des Mahayana. Es bezeichnet die Verwirklichung von Leerheit (Sanskrit: shunyata), untrennbar vom allumfassenden Mitgefühl und jenseits dualistischer Vorstellungen.


    Zitat

    Und solche gottähnliche Wesen sollen ohne oder mit weniger eigener Anstrengung helfen.


    Zen zumindest sieht keine Gottheiten und rezitiert auch nicht in dem Sinne. Aber es kann für Wesen durchaus hilfreich sein einen Buddhaspekt ( erstmal ) als Gottheit anzusehen. Das ist besser als gar keinen Zugang zum Dharma zu finden.


    Grüße
    Blue_

  • Hi Mka und danke dir !


    Ich kenn den Vinaya nicht, ab noch nie drin gelesen. Haben alle solche Geschichten im Vinaya so einen "hölzernen" Tenor ? Der Sutta Pitaka hat im Kern eine Art gleichmäßigen, natürlichen Fluss -finde ich. `Der dessen Name nicht ausgesprochen werden darf` sprach sogar mal vom "goldenen Schnitt"; auch wenn er eine abwegige These draus ableitete, war mir doch als ob da was dran sein könnte.
    Ich kann mir nicht vorstellen dass es möglich ist Sutten die eine Regel beinhalten haarscharf auf die eine Seite und mit sonstigen Belehrungen haarscharf auf die andere Seite zu legen - wenn, dann enthielten sie doch beides gleichermaßen?
    So spricht dein Zitat von einer Lehrrede zu dieser Anweisung - wo findet die sich ?
    Elliot hat manchmal die Agama zur PK Sutta "mitgeliefert", ich konnte da jetzt keinen inhaltlichen Unterschied feststellen, obwohl es heißt, dass die Agama auf Sanskritschriften zurückgehen. Wenn es stimmt dass die Sanskritschriften älteren Datums sind als die Pali Aufzeichnungen, wäre es dann nicht möglich, dass "Übersetzungen" in lokale Sprachen nicht ohne weiteres "funktionierten" und die Lehre womöglich gar nicht mehr existierte, wenn sie nicht auch in Sanskrit verfasst worden wäre ?


    Grüße
    Blue_

  • sinn-los:

    Ich habe nie verstanden (und sollte das jemand verstehen, bitte um aussagekräftige Hinweise), wozu Boddhisattvas als Kern der Mahayana eigentlich für den individuellen Praktizierenden nützlich und hilfreich sollen. Wie sollen bereits erleuchtete Wesen, die sich wo-auch-immer befinden, Einfluss auf meine eigene Erleuchtug als Leidesbefreiung nehmen? Jeder meditiert für sich allein und nimmt Einfluss auf sein Karma.


    Es gibt verschiedene Wege zur Erleuchtung. Ein Weg ist es als Eremit abgeschieden in der Ruhe zu leben. Das praktiziere ich seit 27 Jahren und komme gut auf meinem Weg voran. Gleichzeitig praktiziere ich aber auch den Bodhisattva Weg und lebe im Schwerpunkt für das Glück aller Wesen. Das bringt mich deutlich in die Einheit und ins Erleuchtungsbewusstsein. Für mich ist es effektiv diese beiden Wege zu kombinieren.


    Desweiteren habe ich erfahren, dass es erleuchtete Menschen gibt, die mir bei einem Treffen ihre Erleuchtungsenergie übertragen haben. Eine Segnung ist möglich. Sogar über eine große Distanz hinweg. Auch das habe ich erfahren. Ich meditiere offensichtlich nicht alleine, sondern bin über eine höhere Bewusstseinsdimension mit meinen Meistern verbunden. Sie führen mich und helfen mir bei Schwierigkeiten. Das kann ich deutlich wahrnehmen.
    Zu diesem Thema habe ich gerade einen Artikel in WikiHow geschrieben. Daran wird das Gesagte noch deutlicher.
    http://www.wikihow.com/Be-a-Bodhisattva-%28Buddha-of-Love%29

  • Nachdem ich "Broken Buddha" gelesen habe wurde mir vom derzeit praktiziertem Theravada eigentlich nur schlecht.


    "Meine Erleuchtung, Mein Karma, Meine Entwicklung"
    Alle Regeln müssen genauestens befolgt werden ohne die Hintergründe verstehen zu müssen bzw. der eigentliche Zweck wird vergessen.


    Also die 1. Fessel und die 3. werden solche Theravadins dann scheinbar nie los....


    Gut, Mahayanis machen da einen großen Sprung und haben eine Einstellung die diese Fesseln überspringt.
    Leider kommt bei einigen Varianten etwas Aberglauben hinsichtlich übernatürlicher Wesen hinzu. Wobei bei den Theravadins Aberglauben hinsichtlich der Heilsamkeit der Befolgung bestimmter Regeln vorhanden ist.


    Generell sind Mahayanis spürbar freier und als Ziel das eigene Verschwinden als Einzelwesen nach dem Höhepunkt unter unendlich vielen Wesen (Theravadi) ist irgendwie sinnlos bzw. bedeutungslos. Da ist das Bodhisattva-Ideal viel sinnstiftender und auch spürbar heilsamer bzw. entspricht eher der heilsamen Gesinnung (Güte an alle) als die Theravada Gesinnung ( Güte für mein Karma).


    Somit erreichen ironischerweise Mahayani scheinbar viel schneller Befreiungen bzw. Entfesselungen als Theravadis, welche Angst haben ihren eigenen Verstand zu nutzen und nur dem Geschriebenen vertrauen.

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)

  • Mabuttar:

    Nachdem ich "Broken Buddha" gelesen habe wurde mir vom derzeit praktiziertem Theravada eigentlich nur schlecht.


    "Meine Erleuchtung, Mein Karma, Meine Entwicklung" ...


    Somit erreichen ironischerweise Mahayani scheinbar viel schneller Befreiungen bzw. Entfesselungen als Theravadis, welche Angst haben ihren eigenen Verstand zu nutzen und nur dem Geschriebenen vertrauen.


    :lol:


    Hi Mabuttar


    ich habe das Buch gelesen und fand es ganz aufschlussreich


    jedoch sollte man, lieber Mabuttar auch beim Lesen eines kritischen Buches seinen Verstand nicht beiseite legen


    selbst zur Zeit des Buddha gab es viel Unsinn in seinem Namen, von den heutigen Ausprägungen ganz zu schweigen


    z.B. wollte ich nach der Lektüre eines Dalai Lama und eines Zen Buches nichts mit Buddhismus zu tun haben


    der Gedanke kam auf: beide Autoren sind sicher angenehme Zeitgenossen, mit denen man gut eine Tasse Tee trinken kann, aber der Inhalt dessen was sie sagen wirkt etwas gekünstelt, gedrängt, und hat nicht den Geschmack der Freiheit


    bis mir klar wurde, was die jeweilige Zielgruppe und die Rahmenbedingungen sind


    der Buddha lud zur Sachlichkeit ein


    Liebe Grüße


    n.

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

    Einmal editiert, zuletzt von nibbuti ()

  • nibbuti:

    Zitat

    bis mir klar wurde, was die jeweilige Zielgruppe


    Was meinst du denn damit schon wieder ?
    Wenn du deinen Verstand benutzt hast, gibt s bestimmt mal ne eindeutige Aussage dazu, anstatt nur Andeutungen.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • blue_aprico:


    Was meinst du denn damit schon wieder ?


    Hi Nancy


    genau das was da steht


    z.B. spricht der Buddha mal zu Haushältern ohne jegliche Meditationserfahrung, mal zu welchen mit, zu Bhikkhus/Bhikkhunis, zu Räubern, zu Politikern, Wanderern usw.


    Zitat

    Ziel|grup|pe
    Gruppe von Personen (mit vergleichbaren Merkmalen), die gezielt auf etwas angesprochen, mit etwas erreicht (3) werden soll


    Quelle: http://www.duden.de/rechtschreibung/Zielgruppe


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • a )Was ist der Grund dass du jetzt öfters mal meinen "Klarnamen" benutzt ?
    b) In welche "Zielgruppe" ordnest du Zen Buddhisten ein ?
    c ) und in welche dich ?

  • blue_aprico:

    a )Was ist der Grund dass du jetzt öfters mal meinen "Klarnamen" benutzt ?


    wie möchtest du denn stattdessen angesprochen werden, Nancy? blue_apricot? Onyx? oder lieber unter einem anderen Namen? :oops:


    blue_aprico:

    b) In welche "Zielgruppe" ordnest du Zen Buddhisten ein ?


    die Frage ist nicht anwendbar


    ein Text oder Medium kann eine Zielgruppe haben


    z.B. ein Zen Buch ist im Allgemeinen gerichtet an Zen Buddhisten oder am Zen Buddhismus interessierte, Mahayana Buch an Mahayana interessierte usw.


    somit sind Zen Buddhisten in der Zielgruppe Zen Buddhisten


    blue_aprico:

    c ) und in welche dich ?


    provinzialer Hinterwäldler


    Grüße


    John

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Zitat

    wie möchtest du denn stattdessen angesprochen werden, Nancy? blue_apricot? Onyx? oder lieber unter einem anderen Namen?


    Mit dem Nicknamen blue_apricot, wenn überhaupt. Ich taug nicht gerade als Exemplar eine Zielscheibengruppe. Danke.


    Zitat

    somit sind Zen Buddhisten in der Zielgruppe Zen Buddhisten


    Genau. Es ist also kein Problem das Buch und Autor im Moment für dich ad acta zu legen.



    Grüße
    Blue_

  • ich habe keine Ahnung worauf du hinaus willst Onyx


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • nibbuti:

    ich habe keine Ahnung worauf du hinaus willst Onyx


    Grüße


    "Onyx9" - du "Ahnungsloser" :)

  • blue_aprico:

    Wenn es stimmt dass die Sanskritschriften älteren Datums sind als die Pali Aufzeichnungen, wäre es dann nicht möglich, dass "Übersetzungen" in lokale Sprachen nicht ohne weiteres "funktionierten" und die Lehre womöglich gar nicht mehr existierte, wenn sie nicht auch in Sanskrit verfasst worden wäre ?


    im obigen Text ist die falsche Annahme vorhanden, dass beim Niederschreiben der Text erzeugt wurde


    dies trifft jedoch selbst bei den prunkvollen Mahayana Sutras nicht immer zu


    blue_aprico:

    wäre es dann nicht möglich, dass "Übersetzungen" in lokale Sprachen nicht ohne weiteres "funktionierten"


    laut dem Erhabenen Buddha ist es möglich dass Dhamma-Übersetzungen in lokale Sprachen funktionieren & sogar vorzuziehen sind


    blue_aprico:

    Wenn es stimmt dass die Sanskritschriften älteren Datums sind als die Pali Aufzeichnungen


    was zuerst niedergeschrieben wurde ist irrelevant


    Sanksrit verkam schon zu Buddhas Zeiten zu einer reinen Schriftsprache, während Pali noch nicht einmal existierte, sondern in Ardhamagadhi diskutiert & geschnackt wurde


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

    • Offizieller Beitrag
    nibbuti:

    bis mir klar wurde, was die jeweilige Zielgruppe und die Rahmenbedingungen sind
    der Buddha lud zur Sachlichkeit ein.


    Ich denke, dass ist ein wichtiger Punkt. Vielleicht war Mahayana anfangs wirklich in dem Sinne ein großes Fahrzeug, dass es auch diejenigen ansprache, die nicht so die Sachlichen, Nüchternen sind ?


    Ich denke, dass Menschen auch wenn sie Befreiung erlangt haben dennoch einen unterschiedlichen Charakter haben. Und da erscheint Buddha Shakyamuni als ein sehr sachlicher, nüchterner Mensch. War es nicht so, dass er allen möglichen "volkstümlichen Tendenzen" eher skeptisch gegenüberstand: Und für das was "nicht-sachlich" ist wie Statuen, Räucherwerk, singenden Rezitationen, Reliquienverehrung eher nicht so viel Verständnis fand? Wobei es ja so war, dass solche Mittel zu Buddhas Zeit nicht so nötig waren, weil die "Präsenz Buddhas" selber schon etwas nicht-sachliches, nicht-nüchternes, jenseits von Worten war, was auf viele seiner Zeitgenossen eine unglaubliche Wirkung hatte.


    Konzentriert man sich nur auf den Palikanon, so braucht es eine gewisse Gelehrsamkeit um diesen zu verstehn und zu würdigen. So wie es für manche Musiker, ausreicht, die Noten einer Symphoniezu sehen um sich sich den Klang so bildhaft vorstellen zu können, dass sie ihn buchstäblich hören. Für andere sind die Noten eher so Klexe, die nur eine ganz vage Ahnung geben. Ich kann mir vorstellen, dass Gelehrtenbuddhismus und Volksbuddhismus da relativ bald auseinander klafften.


    Und Mahayana als ein Versuch begann, nicht vernünftige, nicht sachliche Mittel zu verwnden um die Melodie hinter dem dürren Text rüberzubringen. Die Präsent Buddhas jenseits seiner Worte zu inszenieren. So dass man anstatt ein Buch für wenige zu haben, eine Verfilmung zu haben, die zwar etwas flacher und effektgelander ist, aber dafür die "breite Masse" anspricht.


    Worauf dann bestimmte Philsophen und Künstler hinzukamen, die dazu dann wieder ein "Buch zum Film" machten, in dem auch die Zwischentöne eingefangen und alles radikal konzentriert und destiliert wird. Und dabei das, was im Ursprungskript versprengt und angerissen ist, dadurch auszudrücken, dass eine neue Sprache und neue Konzepte eingeführt werden, die das können.


    So wie man beim Zeichnen von Karikaturen versucht, den Kern einer Person rauszuschälen. Was manchmal genial ist und dann in einem einzigen Bild das augedrückt ist, wofür man in "nüchternen Worten" eine ganze Anhandlung bräuchte. Was aber auch gehörig daneben gehen kann und dann eben ein "Zerrbild" liefert. Ein missglückte Verfilumung, die dem Text nicht gerecht wird.

  • Zitat

    So dass man anstatt ein Buch für wenige zu haben, eine Verfilmung zu haben, die zwar etwas flacher und effektgelander ist, aber dafür die "breite Masse" anspricht.


    Was soll am Mahayana "flacher und effektgeladener" sein? Was gibt es Effektgeladeneres als eine Pagode mit einem Dach aus purem Gold und einer langen Reihe von Menschen in orangener Uniform mit einem Topf in der Hand?


    Guckst Du Chan an, dann geht es nicht effektloser. Und die Masse will damit nichts zu tun haben, weil das alles komplett über den Haufen wirft, auch die so geliebten Diskussionen und Spekulationen. Alle Bücher und Roben, jedes Getue … alles weg. Und das nicht um des Effekt willens.


    Zitat

    Konzentriert man sich nur auf den Palikanon, so braucht es eine gewisse Gelehrsamkeit um diesen zu verstehn und zu würdigen.


    Sehe ich anders. Das Verständnis entsteht mit der eigenen Erfahrung. Nicht die Texte werden verstanden, sondern der Inhalt über die Erfahrung. Danach gibt es beim Lesen der Text den "Ach so! Genau das kenne ich"-Effekt. Dann werden die einst so kryptischen Texte inhaltlich eigentlich recht banal.
    Mahayana wie ich ihn kenne, geht genau diesen Weg: der Blick ins Innere. Theravada kenn ich nicht, daher kann ich darüber nichts sagen.
    Die Texte sind nur Wiedergaben, Berichte, Erzählungen darüber, was andere in ihrem Inneren vorgefunden haben. Im Grunde genommen individuelle Erlebnisliteratur. Mahayana sagt in etwa: Lies keine Romane von anderen, sondern lies in erster Linie Deinen eigenen Roman. Und wenn Du das Lesen fremder Romane nicht lassen kannst und Dich das ablenkt, dann musst Du sie notfalls wegwerfen.
    Aber Mahayana ist nicht anitintellektualistisch. Es gibt dort ebenfalls viel Gelehrsamkeit und das Studium und Nachdenken gelten explizit als wichtige Hilfsmittel. So wie es im Theravada wohl die Strömungen gibt, die praxisorientiert sind.


    Aber eine Frage stellt sich mir: Was hat das Lesen und Rezitieren von Texten mit Sachlichkeit zu tun? Und was ist "Sachlichkeit" eigentlich? Schon gar in diesem Zusammenhang?


    Die Hauptunterschiede zwischen Mahayana und Theravada sind vielleicht nur kultureller Natur: Die einen sitzen im Norden, die anderen im Süden.
    Als bunt erfahre ich – aus den tausenden Kilometern Distanz – beide: Tempel, Statuen, Gold und Glitzer, Gottheiten am Wegesrand, Räucherstäbchen, Klöster, Tempel, Roben …
    Buddhastatuen gibt es im Theravada reichlich. Sie sind auch eine spätere Entwicklung und haben mit Buddha selbst gar nichts zu tun. So auch all die Tempelchen und Tempel. Und wer sich heute einen Stofffetzen umhängt, weil er ordiniert ist, der zieht sich eine Tracht an, wie die Bayerin ein Dirndl. Was damals übliches Kleidungsstück war, ist heute ein historisches Kostüm. In der heutigen Zeit bestünde dann die einst bescheidene Kleidung eines Herrn Gautama aus einem T-Shirt und einer Jeans aus dem Altkleidercontainer.
    (Nicht dass ich was gegen Trachten habe, aber man sollte das schon als eine Tracht und eben nicht als eine "bescheidene Bekleidung" sehen. Die braunen Kutten der Franziskaner waren einstmals auch das bescheidenste aller Kleidungstücke und ihre Auffälligkeit lag in ihrer Unauffälligkeit, sollte aber nicht derart auffallen wie es diese Kutten im Straßenbild von heute tun. Ich denke, dass viele Franziskaner heutzutage deshalb in der Öffentlichkeit ihre Kutte nicht tragen, um nicht hervorzustechen. Von einer orangenen Robe kann man das heute nicht mehr behaupten. Sie ist ein traditionelles Kleidungstück, unserer Kultur fremd, und hat einen starken Zeichenwert. Ist also Understatment als Zeichen, der Grunge der Buddhisten.)


    Auch sind beide Strömungen mal mehr und mal weniger mit der Politik verknüpft. In beiden Strömungen gibt es alle Schönheiten und Perversitäten, die Menschen mit Religion so anstellen können.


    Mahayana ist nicht mit Volksglauben gleichzusetzen. Und Theravada sicher nicht mit Gelehrtenbuddhismus.
    Volksglauben gibt es in allen Religionen, in allen Traditionen. Gelehrsamkeit gibt es auch in allen Religionen und Traditionen, ebenso Ungelehrsamkeit.


    Vielleicht wirkt Mahayana auf manche Außenstehenden so bunt, weil sie nur bestimmte Bilder im Kopf haben. Aber es gibt dort viele Strömungen und kulturelle Färbungen. Selbst im so bunt erscheinenden Vajrayana gibt es sehr schlichte Erscheinungen.


    Wenn wir schon Überlegungen anstellen, wo die Unterschiede sind, dann würde ich gerne Vertreter der beiden Strömungen erzählen lassen. Und zwar Natives und Gelehrte, nicht westliche Laien wie wir das sind. Unsere Sichtweise ist westlich geprägt: Wir picken uns das raus, was wir mit unserem Filterblick erfassen können und machen das daraus, was uns genehm ist. Darum sehen wir plötzlich Dinge wie "Sachlichkeit", "Volksglaube", "Verfälschung" … Das sind Begriffe und Kategorien aus unserem Kulturkreis, das ist unsere Brille.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Meiner Meinung nach gibt es bei Religion überhaupt zwei verschiedene Ansätze.
    Einmal einen fundamentalistischen. Am Anfang steht eine feste Lehre. Die ist unveränderlich und auch nicht historisch und örtlich geprägt.Sondern unveränderliche Wahrheit.
    Zum anderen die Vorstellung, das Religion wie alles historisch und örtlich geprägt ist und sich verändert, sich entwickelt. Und das, wenn sie einseitig wird, dann Bewegungen entstehen, die die andere Seite betonen. Das sie sich verändert, wenn sie in andere Zeiten, auf andere Länder und Denkgewohnheiten trifft. Das Religion ein dynamischer Prozeß ist. Das sie einen festen Kern hat (das was im Buddhismus manchmal als die vier Siegel bezeichnet wird (Anicca, Dukkha, Anatta/Anatman, Nibbana/Nirvana)), aber darum herum es verschiedene Entwicklungen gibt.
    Interessanter Weise gibt es nach Entwicklungen oft der Versuch, diese wieder zu fundamentalisieren. Was dann wieder zu einer Gegenbewegung einer Öffnung durch andere führen kann.

    • Offizieller Beitrag
    Doris Rasevic-Benz:


    Was soll am Mahayana "flacher und effektgeladener" sein? Was gibt es Effektgeladeneres als eine Pagode mit einem Dach aus purem Gold und einer langen Reihe von Menschen in orangener Uniform mit einem Topf in der Hand?


    Guckst Du Chan an, dann geht es nicht effektloser. Und die Masse will damit nichts zu tun haben, weil das alles komplett über den Haufen wirft, auch die so geliebten Diskussionen und Spekulationen. Alle Bücher und Roben, jedes Getue … alles weg. Und das nicht um des Effekt willens.


    Was ich - um die Frage "Warum gibt es Mahayana ?" zu untersuchen, versucht habe, ist die "anfängliche Divergenz" rauszufinden. Den Punkt wo sich ein Spalt aufgetan hat. So wie es, wenn man die Frage wo sich Echse und Säugetier auseinanderentwickelt haben, vilelicht Sinn macht, von so wuscheligen Ursäugern auzugehen.


    Natürlich ist dann alles wieder komplizierter und man kann bei den Säugetieren Fledermäuse, Robben und Wale rausgreifen und bei den alten Dinos Echsenflugsaurier und Meereesaurier. Und betonen, wie alles trotz unterscheidlicher Grundansätze doch wieder in ein ähnliche Nischen diffundiert.


    Und das ist natürlich auch bei Thevada und Mahyana so. Natürlich gab es dann auch im Thervada eine enorme volkstümliche Strömung mit starken Special Effects . Und gerade die überlebenden Mahyana-Schulen haben oft das Kennzeichen,quasi Gegenbewegungen gegen die überquellende Fülle und Phantasie der Mahyana-Sutren zu sein. Und wieder schlicht und klar zu werden. Und natürlich auch nüchtern.


    Doris Rasevic-Benz:


    Aber eine Frage stellt sich mir: Was hat das Lesen und Rezitieren von Texten mit Sachlichkeit zu tun? Und was ist "Sachlichkeit" eigentlich? Schon gar in diesem Zusammenhang?


    Wenn du einen Text hast, dann kannst du ja entweder akribisch daran halten oder ihn frei und phantasievoll interpretieren. Und nicht nach dem "Wort" sondern nach dem "Geist" gehen (Oder was du dafür hälst)


    Im Theravada wird der Palikanon als sehr ernst und sehr verbindlich gesehen ( was man als "fundmantalistisch" bezeichnen kann, wenn das nicht so nach Gewalt klänge )


    Das gibt es ja auch beim Theater. Da gibt es Autoren die sehr erpicht sind, dass ihre Anweisungen ganz detailiert durchgezogen werden, und wo bis hin zum Hintergrundbild alles festgelegt wird. Weil es ihnen am Wichtigsten ist, das was sie zus agebn haben, authetisch rüberzubringen und ihnen jedes Experiment ein Anlass zur Verfälschung ist.


    Auf der anderen Seite gibt es Regiseure, die nicht zögern ein altes Theaterstück in einen ganz neuen Kontext zu stellen. So dass ein Shakespeare auf einmal im Vietnamkrieg spielt. Weil sie nicht an Worten kleben sondern frei, mutig und phantasievoll auf Risiko und Experiment setzten.


    Klar. Auch das kann man wieder relativieren. Und im Thervada abgedrehte synkretische Formen finden ( die Verehrung von Nagakönigen ) und im Mahayana akribiische Pedanterie.


    Fledermäuse und Walfische und Robben und Eichörnchen, Schafe, Wölfe und Sachsen.