Das Fass ohne Boden: Mahayana und die ursprüngliche Lehre

    • Offizieller Beitrag
    Doris Rasevic-Benz:

    Der Buddha Gautama hat es halt so gemacht, wie es seiner Natur entsprach.


    Ich finde das Gleichnis vom Arzt in der Hinsicht gut: Buddha lehrte sehr pragmatisch genau das was zu Befreiung hinführt. Und dabei hatte er alle Hände dabei zu tun, das bei dem ihm ungebenden zu tun und hatte für philsophische Gebäude, Eleganz und Welterklärung keine Muse. Während dann aber natürlich viele Generationen nach ihm kamen, die daran interessiert waren das Gelehrte systematisieren und auf den Punkt zu bringen.


    Manchmal kommt mir Mahyana so vor wie der "Film zum Buch" wo die ellenangen Texte gekürzt, dramatisiert und in eine mächtige visuelle Sprache übersetzt wurde. Und wenn man vom Buch ausgeht , denkt man sich "Oh Gott, das haben sie auch weggelassen!!" und "Das stand aber nicht im Buch!!" und "hier ist ihnen die Phantasie durchgegangen!" oder "Diese ganze Special Effects lenken vom Inhalt ab!".


  • Nein, nein.
    Das Problem ist, das es der Buddha nicht gelehrt hat.
    Mit oder ohne Verstehen.

  • Das wäre vielleicht ein neuer Thread: Aber was findest Du daran denn unlogisch aus buddhistischer Sichtweise? Ich finde es sehr logisch und konsequent.

    Einmal editiert, zuletzt von Spock ()

  • accinca:
    Doris Rasevic-Benz:

    Siehst Du, Du hast lauter Vorstellungen und bist in ihnen gefangen.
    Samsara eben.
    Das Problem ist, dass Du mit dem Satz nichts anfangen kannst. Das ist in Ordnung.


    Nein, nein.
    Das Problem ist, das es der Buddha nicht gelehrt hat.
    Mit oder ohne Verstehen.


    Ach, Du drehst Dich doch im Kreise. Wie oft wurde gesagt, dass im Mahayana eben andere Schriften zugrunde gelegt wurden als im Palikanon? Sämtliche Schriften des Mahayana als "nicht von Buddha" gelehrt" abzuwerten ist doch albern, denn genauso könnte jemand die Behauptung aufstellen, dass die Schriften des Palikanon nicht von Buddha gelehrt worden seien, da der Buddha lange vorher gelebt hat. Beweisen lässt es sich nicht, was genau der Buddha gesagt haben soll und was nicht.


  • Man darf die Dinge nicht mit einer Logik aus der Mathematik angehen. Das führt zu nichts. Das System ist ein anders.
    Daher empfindest Du es als Widerspruch.


    Die Logik ist eine hermeneutische.
    Es gibt kein Ziel, allein schon weil der Begriff "Ziel" ein Konstrukt ist. Es ist halt eine Vorstellung, ein Begriff. Unser Hirn produziert den Begriff und hängt daran eine ganze Kette von Vorstellungen. Und umgekehrt produzieren unsere Vorstellungen die Vorstellung "Ziel" und kreieren den Begriff.
    Habe ich das verständlich ausgedrückt?


    Dann gibt es auch kein "Ziel", weil wir feststellen können, dass wir jeden Moment neu entstehen, und damit auch wieder zurückfallen. Beispiel "Rauchen": Viele Raucher hören auf, aber ihr Verlangen entsteht immer wieder. Oftmals für den Rest des Lebens. Sie müssen also immer wieder üben, dem Verlangen nicht nachzugeben. Sie kommen halt immer wieder an einem vermeintlichen "Ziel" an.


    Dann suggeriert "Ziel", dass der Fluss der Zeit ein Ende nehmen könnte. Dass es eine bestimmten Punkt gäbe, der "Ziel" ist. Aber denn gibt es schon rein physikalisch nicht. Auch bei einem Rennen, können wir nur ungefähr ein "Ziel" bestimmen. Egal wie genau die Uhren messen. Auch eine Atomuhr, eine Quantenuhr, oder was es sonst noch gäbe, kann kein wirkliches "Ziel" finden. Weil es ein Konzept ist.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    Einmal editiert, zuletzt von Spock ()

  • Sherab Yönten:

    Das Problem ist, das es der Buddha nicht gelehrt hat.
    Mit oder ohne Verstehen.


    Ach, Du drehst Dich doch im Kreise. Wie oft wurde gesagt, dass im Mahayana eben andere Schriften zugrunde gelegt wurden als im Palikanon? [/quote]
    Andere Schriften im Mahayana. Da stimme ich dir zu das ist ja
    was ich meinte.

  • accinca:
    Sherab Yönten:

    Das Problem ist, das es der Buddha nicht gelehrt hat.
    Mit oder ohne Verstehen.


    Ach, Du drehst Dich doch im Kreise. Wie oft wurde gesagt, dass im Mahayana eben andere Schriften zugrunde gelegt wurden als im Palikanon?


    Andere Schriften im Mahayana. Da stimme ich dir zu das ist ja
    was ich meinte.[/quote]


    Nein, wenn ich Deinen eigenen Beitrag lese, meinst Du was völlig anderes.
    Aber ich verstehe schon, warum Du nicht auf meine Argumentation eingehen möchtest. Die lässt sich nämlich nicht widerlegen.

    • Offizieller Beitrag
    Doris Rasevic-Benz:

    Egal wie genau die Uhren messen. Auch eine Atomuhr, eine Quantenuhr, oder was es sonst noch gäbe, kann kein wirkliches "Ziel" finden. Weil es ein Konzept ist.


    Aber das Konzept verweist ja auf etwas. Auf eine bestimmte Praxis, innhalb derer das Wort einen Sinn hat.


    Im Buddhismus ist es ja so, dass die Konzept hin zu zu Befreung vom Leid führen. Und das ist sozusagen empirisch zugaänglich. Man spürt, ob man leidet. Und buddhitische Konzepte haben ja nicht den Anspruch wirklich im Sinne von "objektiv existent" zu sein. Sie müsse nur wirklich sein, insofern sie wirksam sind. So wie Verkerhrschilder.


    Wenn du dringend auf Klo musst, schaust du überall rum, ob du ein Schild findest das den Weg zur Erleichterung deutet. Musst du nicht aufs Kloo hat das Hinweisschild nicht die akute Bedeutung für dich. es ist halt igrendeine Schild mit ihrgendeiner Bedeutung ( zur Pinakothek, zur Glyptothek usw.) Manche dieser Schilder fallen einem erst nach Jahren auf, einfach weil sie keine Bedeutung für einen hatten.


    Aus der Perspektive eines der Befreiten hat das Konzept Nirvana so wenig Bedeutung wie ein Toilettenschild für ein Eichhörnchen. Es verweist auf etwas, für das man keinerlei Bedarf mehr hat. Aber Buudha sprach ja eben nicht zu Befreiten sondern zu Leideneden und Verblendeten.

  • Danke! Das ist ein wunderbarer Hinweis, mit den Schildern. Bin ich nicht so drauf gekommen. Auch Dank dafür das Du meine Sicht dargestellt hast. :like:


  • Eben. Form ist Leere, Leere ist Form.
    Das "Ziel" gehört auch darunter.


    "Ziel" ist ein Konstrukt. Und wir benötigen Konstrukte zum Leben.
    Auch der Buddha muss mit diesen Konstrukten arbeiten. Z.B. indem er Sprache verwendet.
    Und wir bedienen uns der Konstrukte, um uns über die Konstruktnatur der Konstrukte bewusst zu werden.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    • Offizieller Beitrag
    Doris Rasevic-Benz:

    "Ziel" ist ein Konstrukt. Und wir benötigen Konstrukte zum Leben.
    Auch der Buddha muss mit diesen Konstrukten arbeiten. Z.B. indem er Sprache verwendet.
    Und wir bedienen uns der Konstrukte, um uns über die Konstruktnatur der Konstrukte bewusst zu werden.


    Die Frage sollte doch sein, ob es sinnvoll ist aus der Perpektive eines Befreiten heraus zu denken.


    Die Leute leiden sie kommen zu Buddha und fragen ihn nach dem Pfad zur Überwindung des Leidens. Weist er ihn da oder sagt er sowas wie: "Dort wo der Pfad endet, braucht es keinen Pfad mehr. Da ich nicht leide, muss ich es nicht überwinden!" Was würden die Leute denn zu so einer Aussage sagen Vielleicht sowas wie "Lieber Herr Buddha, das ist uns schon klar, das der Befreite dem Leiden enthoben ist, aber inweiweit hilft uns das jetzt weiter. Wie kommen wir da hin, das auch wir dem Leiden enthoben, vom Leiden befreit sind." oder wie man halt da so sprach.


    Es interessiert die Leute doch nicht so, wie es wirklich ist und ihnen zu sagen ihr Leiden ist eine Illuson hilft auch nichts. Rei das pragmatische Konstrukt, der Pfad zur Überwindung des Leidens hilft was.


    Und da stellt sich doch die Frage: Warum geht man im Mahayana von der Perspektive des Befreiten aus. Was bringt das gegenüebr der herkömmlichen Herangehnsweise?

  • Was es bringt?


    Wenn ich was lerne, dann lerne ich es nicht auswendig, sondern, um Dinge wirklich zu verstehen, betrachte ich das zu Lernende von allen möglichen Seiten. Ich frag und frag, und dann kommt der Punkt, an dem sich die einzelnen Antworten zu einem Ganzen fügen. Dann habe ich es verstanden, und zwar so, dass ich es durchdrungen habe. Das ist meine Art zu Lernen.


    Man kann natürlich die Sicht auf die Dinge linear beginnen. Also hier: Aus der Sicht des Nicht-Befreiten.
    Genauso gut kann man die Perspektiven immer wieder wechseln. Also den Tunneldurchstich von beiden Seiten angehen.
    Man guckt immer wieder von der anderen Perspektive aus hin, versteht das anfangs sicher gar nicht, dann ein bisschen, und dann immer besser.


    Das mit dem Leiden und der Illusion hat man mir hundert Mal erklärt und ich habe es nicht verstanden.
    Aber es ist ein Puzzleteil. Und je mehr Puzzleteile auf dem Tisch sind, desto mehr kann ich das Bild erahnen oder gar erkennen.
    Wenn ich Lyrik lese, dann erschließt sich diese Verdichtung auch erst nach mehrmaligem Lesen. Viele können mit Lyrik oder Kunst im Allgemeinen nicht viel anfangen, weil sie einen Sinn auf der konventionellen Ebene suchen. Dann heißt es schon: "Was soll der Schmarrn." Oder "Ich kann da nichts erkennen." Die tun sich vielleicht schwerer mit einem anderen Ansatz. Weil sie nach Sinn suchen. Nach dem Sinn, den sie schon immer so gewohnt sind.
    Sich immer wieder darauf einzulassen, den Blickwinkel zu ändern, auch wenn man das nicht versteht, führt zum Aufbrechen der Sehgewohnheiten. Und dann kommt der Punkt, und man sieht. Das Bild, das Gedicht sind dieselben, aber man hat die Sicht geändert.

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  • Paradoxien sind nicht falsch.


    Ein Mantra hat meistens einen inhaltlichen Sinn. Selbst das einfache: Om mani peme hung.
    Es sind sogar Sinnkonzentrate. Aufs äußerste komprimiert.
    Man kann die einzelnen Silben analysieren. Dann entfaltet sich die gesamte Philosophie dahinter.


    Aber Du kannst auch aus "lalala" ein Mantra machen. Es kann genauso hilfreich sein. Denn Du wirst es mit Sinn aufladen. Selbst wenn es Dir nur zur Beruhigung dient, werden dann "lalala" einen Sinn machen. Wenn Du dann mal nervös bist, voller Angst und dann sagt jemand zu Dir: "Mach doch Dein Lalala!", dann ist es eben mehr als mein Lalala.


    Die Beschreibung einer Meditation kann Dir noch so logisch vorkommen, als Handlungsanweisung, Verständnis entfaltet sich erst nach korrekter Anweisung. Und die besteht nicht im richtigen Sitzen und der Zeit und dem Kissen und der Haltung.


    Wir sehen doch täglich, dass Handlungsanweisungen, die von jedermann erst mal verstanden werden können, uns sehr schnell ihre Begrenztheit aufzeigen. Um jeden Punkt müssen wir diskutieren und finden wir zig verschiedene Antworten, weil sie eben nicht so einfach sind, wie es den Anschein hat.

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    Einmal editiert, zuletzt von Spock ()


  • Zu Zeiten Nagarjunas hatten sich viele unterschiedliche herausgebildet, sie alle nannten sich Buddhisten. Da gab es ua. Essentialisten, die Nirvana als Verdinglichung ansahen und daran hafteten.....und es gab auch Nihilisten, die jegliche Existenz für eine Illusion im absoluten Sinne ansahen und an dieser Ansicht hafteten.
    Gegen beide wendete sich die Argumentation Nagarjunas.... Den Essentialisten, in dem er darauf hinwies, dass Nirvana nur ein Konzept ist , welches zwar wahr ist, im Rahmen einer weltlichen Sicht.... Jedoch keine Wahrheit im absoluten Sinne darstellt...wo jegliche Unterscheidung/ Ansicht hinfällig ist.
    Die Nihilisten widerlegte er, in dem er darlegte, dass die 4 Wahrheiten ihre Gültigkeit innerhalb der konventionellen Welt haben und somit auch der Nihilismus nicht die absolute Realität wiederspiegelt.
    Er wies auf den Mittleren Weg hin...der der sich aus dem rechten Verständnis von der Leerheit der Dinge, d.h. ihr bedingtes Entstehen ergibt.
    Gleichzeitig wies er aber auch daraufhin, dass es sich bei der Leerheit auch nur um ein bedingt entstandenes Konzept handelt, welches nur dem Zweck dient, jegliche Ansicht zurückzuweisen ( Essentialismus, Nihilismus oder auch eine Mischung aus beiden)... Und also keine Wahrheit im absoluten Sinn darstellt.... Wenn daran angehangen wird, ist Befreiung nicht möglich.

  • Mir ist schon klar, dass Du von Deinem Empfinden sprichst.


    Trotzdem hinkt das etwas.
    Vielleicht kennst Du das? Du lernst einen Menschen kennen, und einer sagt was scheinbar absurdes, dennoch verstehst Du genau, um was es geht. In Eurem Kopf sind ähnliche Bilder, die aufeinandertreffen.


    Auch "die Katze ist braun" benötigt so eine Gemeinsamkeit. Eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Weltbild, also eine semantische Übereinstimmung. Wenn jemand nicht weiß, was eine Katze ist, erschließt sich ihm diese Aussage nicht.


    Wenn ich Dich gut kenne und weiß, dass Du "lalala" sagst, wenn Du Dich beruhigen musst, dann hat auch für mich "lalala" einen Sinn bekommen. Wenn Axel das Wort "Bubelenatur" verwendet, weiß ich genau, was er meint. Wir sind dann eine Sprachgemeinschaft geworden, zu der Du nicht gehörst, weil Du das nicht verstehst. "Bubelenatur" ist für Dich dann ebenso unsinnig wie "sdgsdfvsrtcw".
    Und niemand außer dem Axel und ich verstehen mein Motto unten, das mit dem Schwurkel. Nur für uns macht das Sinn.
    Fazit: Sprachen müssen erlernt werden. Auch Bilder. Sofern man kommunizieren möchte.


    Wenn Du die Sutren liest, dann sind die nur auf der obersten Ebene konventionell. Das ist dann spätestens dann erledigt, wenn so Geschichten auftauchen wie "alles brennt". Wo? Wie? Hier brennt es doch nicht?


    Es gilt, die Dinge zu beschreiben, die sich der Beschreibung entziehen. Wir müssen mit Konventionen arbeiten, wo es unkonventionell ist.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Spock:

    ...aber es macht null Sinn zu sagen, dass es das Selbe is, also "Leiden ist Erloeschen.". Das is als ob ich sage "Regentonne und Kaesebrot is das selbe.". Das hat imho nix mit Mahayana zu tun, sondern es is unlogisch...


    Eben, deswegen sagt das weder der Mahayana noch hat das hier im Thread jemand behauptet. Der Einzige, der beshauptet, jemand würde das sagen, ist accinca. Weswegen ich ihm ja auch vorwerfe, die Aussagen so komplett zu verzerren, dass er eigentlich nur noch mit sich selbst spricht. Weil es mit dem was der Mahayana sagt rein gar nichts zu tun hat, was er da von sich gibt.

  • Spock:

    es liest sich an mehreren Stellen so, z.B. hier:


    kilaya:


    Im Mahayana - bzw. genauer im Madhyamaka - wird diese Unterscheidung als Dualität gesehen - und aufgelöst. Das ist mit der Leerheit der Welt gemeint: es gibt sie eigentlich nicht, und doch ist sie da. Deswegen ist Nirvana als "nicht Welt" dann schlüssigerweise auch auf die Welt beziehbar, da deren feste Existenz ohnehin nur eine Illusion ist. Wer das sieht, sieht die Welt sowohl als Welt als auch als Nicht-Welt und daher sowohl als Samsara als auch als Nirvana. Kann also philosophisch schlüssig sagen: auch wenn es verschiedene Erfahrungswelten sind, sind sie doch eins. Das ist natürlich etwas vereinfacht dargestellt.


    Das kannst Du nicht aus dem Kontext der Erklärungen es lösen. Es ist die gleiche Welt, die erfahren wird, deswegen sind sie auf Ebene der Grundlage eins. Doris Beispiel mit dem Verliebtsein ist gut, weil es eine Erfahrung ist, die wir kennen: Du würdest sicher nicht bestreiten, dass jemand, der verliebt ist, immer noch in der gleichen Welt lebt. Aber sie erscheint dieser Person auf einmal ganz anders. Insofern sind die Welt des Verliebten und die Welt des Depressiven eins - es ist die gleiche Welt. Deswegen ist Verliebtheit aber nicht eins mit Depression. So ist das vom Prinzip her gemeint.

  • Spock:

    Mir gehts nich darum was richtiger oder falscher ist, sondern dass ich es als absurd empfinde, weil sich der sprachliche Austausch mit Fremden erstma auf der konventionellen Ebene befindet und somit "logisch" ist (damit meine ich nicht den Inhalt davon, sondern nur die Form).


    Also "lalala" oder "sdgsdfvsrtcw" hat nich den selben Anspruch wie "Die Katze is braun.". Mir gehts wie gesagt nich darum was richtigererer oder besser ist.



    Eine Logik ergibt sich immer erst aus den Zusammenhängen.... "sdgsdfvsrtcw" heißt auf Zuhaeli "die Katze ist braun".... und "die Katze ist braun" bedeutet in Zuhaeli "sdgsdfvsrtcw".

  • Ich antworte mal in einem Post.


    Doris:
    Das Wahrnehmung, Inhalte, Sprache, Sinnkonstrukte, usw. relativ sind, stimmt schon, aber es gibt bestimmte Konventionen nach denen die Wahrscheinlichkeit hoeher is, dass man als "Nichteingeweihter" eine sprachliche Konventionen besser oder schlechter versteht. Das heisst wie du schon sagst, dass es mehr oder weniger sinnaufgeladen ist. "Schwurkel" zb. werde ich whrsl nicht im Duden finden "Katze" schon.


    Kilaya:
    Ich zieh ma n Stueck raus "Du würdest sicher nicht bestreiten, dass jemand, der verliebt ist, immer noch in der gleichen Welt lebt.", doch genau das denke ich, weil es den Weltbegriff implizit inhaerent macht. Es gibt situatives empfinden und auch verliebtsein ist nichts allgemeingueltiges und findet nicht in "einer" Welt statt, auch wenn ich weiss was du mir sagen moechtest. Ich finde das philosophisch falsch, das so zu sagen.

  • Ich bin alle neuen Beiträge Stück für Stück durchgegangen, daher die Einzelposts hintereinander. Hier nochmal Spock:


    Du sagst, dass die inhaltliche Aussage des Herzsutras (als Beispiel) Dir semantisch-unlogisch erscheint. Und das ist es auch und soll es vor allen Dingen sein. Denn Sprache - Semantik - ist von ihrer Natur her dualistisch. Da gibt es entweder Form, oder Leere. Es sind mit verschiedenen Bedeutungen aufgeladene Begriffe und sie werden daher mit dem logischen Verstand als zutiefst gegensätzlich wahrgenommen.


    Warum wird das dann aber so gesagt? Weil das, worum es geht, nicht dualistisch ist. Es geht um etwas, das derart ausserhalb der verstandesmäßigen Vorstellungen liegt, dass man es nur mit Paradoxien irgendwie ausdrücken kann - oder versuchen, die Erfahrung mit Poesie oder Koans etc. anders zu vermitteln.


    Auf der Ebene IST Leere Form und Form IST Leere. Deswegen bleiben auf der relativen Ebene aber trotzdem ein volles Glas ein volles Glas und ein leeres Glas ein leeres Glas - und ohne Glas fliesst das Wasser auf den Boden.


    Solche Aussagen - "Form ist Leere" oder "Samsara und Nirvana sind eins" dienen methodisch dazu, die verstandesmäßige Logik auszuhebeln um dem Geist die nicht dualistische Wahrnehmung nahezubringen.


    Auch wenn es nur eine Analogie ist, ist es trotzdem sehr hilfreich, sich die Fundamente unserer derzeitigen Physik anzuschauen. Denn die Ebene der Quanten IST paradox, nicht logisch. Die Aussage: "Das Teilchen ist nichtlokal" macht logisch keinen Sinn. Ein "Teilchen" ist per Definition etwas, das einen abgegrenzten Platz in der Welt einnimmt. "Nichtlokal" bedeutet per Definition dass etwas keinen abgegrenzten Platz in der Welt einnimmt. Man muss hinter diese vordergründige Definition gehen, um zu verstehen, was da gesagt wird. Und da kommt z.B. Heisenberg ins Spiel. Er redet über ein und die selbe "Sache", die je nach Art der "Betrachtung" (Messung) als etwas im Raum Abgegrenztes erscheint (Teilchen) oder als etwas im Raum Ausgedehntes (Welle). Kennt und versteht man diesen Hintergrund, macht der eigentlich unlogische Satz auf einmal völlig Sinn. Die scheinbare Paradoxie wird aufgelöst. Es bleibt weiterhin semantisch so, dass ein "Teilchen" (in seiner Wortbedeutung) niemals "nichtlokal" sein KANN. Das, was wir "Teilchen" nennen IST aber aus einem anderen "Blickwinkel" nichtlokal. Sage ich nun: das Teilchen und das Nichtlokale sind eins, dann ist tatsächlich das selbe Objekt gemeint, obwohl es sprachlich und in der Erscheinungsform völlig verschieden ist.

  • Spock:

    Ich antworte mal in einem Post.


    Doris:
    Das Wahrnehmung, Inhalte, Sprache, Sinnkonstrukte, usw. relativ sind, stimmt schon, aber es gibt bestimmte Konventionen nach denen die Wahrscheinlichkeit hoeher is, dass man als "Nichteingeweihter" eine sprachliche Konventionen besser oder schlechter versteht. Das heisst wie du schon sagst, dass es mehr oder weniger sinnaufgeladen ist. "Schwurkel" zb. werde ich whrsl nicht im Duden finden "Katze" schon.


    Kilaya:
    Ich zieh ma n Stueck raus "Du würdest sicher nicht bestreiten, dass jemand, der verliebt ist, immer noch in der gleichen Welt lebt.", doch genau das denke ich, weil es den Weltbegriff implizit inhaerent macht. Es gibt situatives empfinden und auch verliebtsein ist nichts allgemeingueltiges und findet nicht in "einer" Welt statt, auch wenn ich weiss was du mir sagen moechtest. Ich finde das philosophisch falsch, das so zu sagen.


    Dennoch musst Du diese Konvention lernen. Du bist nicht mit dem Wissen was eine Katze ist und was der Lautstrom "Katze" bedeutet, auf die Welt gekommen. Selbst wenn Du ein Bild einer Katze siehst, wirst Du nicht wirklich wissen, was eine Katze ist. Du musst mehr Infos bekommen. Selbst mir, die ich seit Jahrzehnten mit Katzen lebe, eröffnen sich immer neues Wissen darüber, was eine Katze alles ist. Das finde ich aber nicht im Duden.


    Ebenso erlernen wir im Laufe der Beschäftigung und der gewonnenen eigenen Erfahrung Begriffe und Bilder kennen.


    Zitat

    Ihr redet grade so, als sei alles relativ und damit beliebig und das stimmt halt nicht. Sonst kann ich ja auch einen auf Stero machen und sage "Ich bringe euch alle um.". Es ist ja egal, denn es ist ja rein subjektiv und relativ wie das jeder so liest. Das is Zuhaeli und heisst, dass es mir gut geht.


    Es ist relativ.
    Du und ich, wir könnten vereinbaren, dass "ich bringe euch alle um" bedeutet, dass es Dir gut geht. Die anderen verstehen das nicht, wir beide aber schon.
    Schon Kinder üben sich darin, Geheimsprachen zu entwickeln. Ein großer Teil der Spionageabteilungen beschäftigen sich mit der Entschlüsselung solcher Codes. Dabei geht es nicht nur um irgendwelche Zahlenschlüssel, sondern ich kann z.B. "Heute hat Papa Geburtstag" in einer E-Mail als Signal für ein Attentat verwenden.


    An Bedeutungsverschiebungen lässt sich auch zeigen, wie beliebig Sprache ist. Nehmen wir "bitch". Das ist eigentlich eine grobe Beleidigung für Frauen, eine Entwertung. Was ist geschehen? Heute wird das Wort verwendet von Frauen, die sich stark und selbstbewusst fühlen. Also das Gegenteil von vor 20 Jahren.


    "Wenn du auf Buddha triffst, dann töte ihn" ist ja so ein Satz, der immer wieder Empörung auslöst und Verwirrung schafft. Wer aber den Kontext kennt und den Sinn des Satzes versteht, würde niemals auf die Idee kommen, jemanden zu töten.


    Natürlich versuchen wir, um uns verständlich zu machen, auf Konventionen zurückzugreifen, die von möglichst vielen Menschen verstanden werden. Darum sagt der Buddha auch "Alles brennt" und nicht "Zwurbel zwarbel". Doch trotz dieser konventionellen sprachlichen Mittel, steht Frau Mustermann da und sieht kein Feuer und wundert sich.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • @ Spock, es gibt ja diverse Kommentare zum Herzsutra, Die könnten helfen.

  • Liebe Doris,

    Doris Rasevic-Benz:


    An Bedeutungsverschiebungen lässt sich auch zeigen, wie beliebig Sprache ist. Nehmen wir "bitch". Das ist eigentlich eine grobe Beleidigung für Frauen, eine Entwertung. Was ist geschehen? Heute wird das Wort verwendet von Frauen, die sich stark und selbstbewusst fühlen. Also das Gegenteil von vor 20 Jahren.


    Ich finde, das hat mit Beliebigkeit nichts zu tun, sondern mit dem Kontext. Von mir an Dich gerichtet wäre das immer noch eine Beleidigung.


    Doris Rasevic-Benz:

    Darum sagt der Buddha auch "Alles brennt" und nicht "Zwurbel zwarbel". Doch trotz dieser konventionellen sprachlichen Mittel, steht Frau Mustermann da und sieht kein Feuer und wundert sich.


    Das sind die poetischten Sätze, die ich in den letzten Monaten gelesen habe! :like:


    Grüße, Aravind.

  • Spock:

    Doris: eine Bedeutungsverschiebung aufgrund einer sozialen Vereinbarung waere eben nich mehr beliebig.


    Und in den buddhistisch-philosophischen Texten ist mit Sicherheit nicht ein Buchstabe einer Bedeutungsverschiebung beliebig, sondern immer zielführend gemeint.

  • Spock:

    Ihr redet grade so, als sei alles relativ und damit beliebig und das stimmt halt nicht. Sonst kann ich ja auch einen auf Stero machen und sage "Ich bringe euch alle um.". Es ist ja egal, denn es ist ja rein subjektiv und relativ wie das jeder so liest. Das is Zuhaeli und heisst, dass es mir gut geht.


    Im MMK steht


    " zwischen Nirvana und Samsara besteht nicht der geringste Unterschied"


    Besteht den ein Unterschied, auch wenn gar kein Unterschied gemacht wird aus sich heraus ? Oder besteht ein Unterschied bedingt durch Wahrnehmung ?