Zur Frage: warum tue ich es doch. Es reizt mich wider erwarten doch, die Diskussionsstrukturen der jahrelangen Hauptakteure zu ergründen, die hier immer wieder - besonders gerne im Anfängerbereich, aus dem ich es immer ab einem gewissen Punkt heraustrennen werde - den Mahayana grundsätzlich und fundamental ablehnen. m.E. kann man so nicht kommunizieren, wie gesagt: schlechter Stil. Des Buddhismus nicht würdig. Ich kann es aber nur dann richtig ergründen, wenn ich mal etwas intensiver daran teilhabe.
mukti:Aber es gibt ja im Theravada auch eine rege Lehrtätigkeit der Hauslosen. Man strebt nach Befreiung und hilft anderen dabei. Die Hilfe ist natürlich am Größten wenn man selber Befreiung erreicht hat.
Allerdings gibt es kein Gelübde erst dann endgültig in Nibbana zu verschwinden wenn alle Wesen befreit sind. Nachdem das doch etwas unrealistisch erscheint, liegt der Sinn des Gelübdes vermutlich darin den Schwerpunkt aus dem Ego hin zu den Anderen zu verlagern, also: 'Nicht ich, sondern du'. Die Hinwendung zu den Anderen als Teil des Weges der Befreiung vom Ego.
Ganz genau so verstehe ich es auch - daher sage ich immer, dass für mich die wesentlichen Unterschiede in der Methode liegen, nicht im Fundament.
Sehr schief wird es im Mahayana da, wo aufgrund des Bodhisattva-Ideals den früheren Lehren oder den Arhats "Egoismus" vorgeworfen wird, oder dass sie in einer "Sackgasse" seien und nicht mehr volle Buddhas werden könnten. Das habe ich immer abgelehnt, obwohl ich innnerhalb des Mahayana einen Sinn darin finden kann. Nach Aussen hin ist auch diese Abgrenzung aber sehr schlechter Stil und des Buddhismus nicht würdig.
Die "Hinwendung zum Anderen als Teil des Weges der Befreiung vom Ego" - das finde ich sehr gut formuliert. Auf der anderen Seite gibt es viele Aspekte am Bodhisattva-Ideal, die man tatsächlich als eigentlich egoistisch empfinden kann. Ich empfinde das aber als "Köder" für das Ego, was per se schon eine tantrische Methode ist. Nehmen wir das "Zurückstellen der eigenen Erleuchtung bis alle Wesen Buddhas sind" - zunächst erscheint das dem Ego perfekt: "Super, ich kann nicht nur nicht verlöschen, ich bin dabei auch noch der Retter des Universums"... Aber letztlich mündet dann doch alles in der eigenen Buddhaschaft: egal wann diese erreicht wird, es ist immer genau der Zeitpunkt, wo alle Wesen Buddhas sind, denn in dem Moment sieht man, dass sie es schon immer waren. Weil man die Welt als Nirvana erlebt, nicht als Samsara. Das Verlöschen, vor dem das Ego erstmal natürlicherweise Angst hat, zeigt sich je mehr man sich dem nähert in seiner wahren Form: man wird nicht weniger, sondern mehr. Nichtmal das Individuelle geht ganz verloren. Im Kern ist man nicht mehr begrenzt, sondern - wie jedes Wesen - alles was ist. Nur das Fenster aus dem man in die Welt(en) schaut ist durch die individuelle Erfahrung gefärbt.
ZitatIm PK sagt der Buddha: Indem man sich um andere kümmert, kümmert man sich um sich selber, indem man sich um sich selber kümmert, kümmert man sich um andere". Es gibt aber im Mahayana auch viele Praktiken die auf die eigene Befreiung abzielen, z.B. jahrelange strenge Höhlenklausur. Der Unterschied zum Theravada ist wohl, dass das besonders zum Wohle der Wesen gemacht wird.
Ich würde sogar fast sagen, dass eben auch hier mit dem "Köder" Menschen motiviert werden, sich intensiv mit der Praxis zu befassen, die ansonsten nicht die Motivation dafür aufbringen würden. Es werden also theoretisch auch vom Ausgangspunkt her eher schwierige Menschen in die Lage versetzt, Buddhaschaft anzustreben. (Siehe Milarepa)
ZitatDas ist im PK nicht so dargestellt: Der Buddha ist in die Hauslosigkeit gezogen um das Todlose zu finden, als er es gefunden hatte wollte er erst gar nicht lehren, weil er dachte es versteht ihn keiner. Bis er draufgekommen ist, dass es Wesen gibt, die ihn verstehen, schließlich hat er auch noch Laienanhänger akzeptiert.
Es läuft also auf dasselbe hinaus - in beiden Richtungen wird die Lehre praktiziert und weitergegeben, wieviele Buddhas es in anderen Welten nun geben mag oder auch nicht.
Das mit den anderen Welten halte ich auch erstmal für Spekulativ - und im Grunde irrelevant. Wenn es so sein sollte, werde ich es sehen, wenn es so weit ist. Der Pfad macht auch ohne das tiefgründig Sinn für das Leben und alles was danach kommen mag.