Samsara verbessern ohne Aussicht auf Erleuchtung = Buddhismus?

  • hedin02:

    .
    Aber anstatt hinter die Sterne zu gucken sind für mich, vorerst die Gegebenheiten im Samsara von zentraler Bedeutung. Hier muss nach den Rechten gesehen werden und mit den Instrumenten, die die Buddha-Lehre anbietet, kann eine Vielzahl der Unzulänglichkeiten, die sich im Samsara angesammelt haben, u.z. unterschiedlich bei jedem einzelnen Wesen, bereinigt werden.


    Exakt. Dafür wurden im Vajrayana die Yidams entwickelt, die sehr gut dafür geeignet sind die Störungen und Blockaden in Samsara aufzulösen. (Ob man das Karma nennen kann, sei dahingestellt)

    Zitat


    Wer meint, er könne durch Suggestion einer Buddha Natur die Welt in Ordnung bringen, dem sei dies unbenommen, solange er der Welt keinen Schaden zufügt.


    Diese "Suggestion" ist gar keine, sondern eine Meditation im Sinne die Dinge sehen, "wie sie sind".
    Ein Tantriker erzeugt bei seiner Weisheitsmeditation keine Suggestion oder gar eine neue Illusion. Das wäre in der Tat nicht förderlich.
    Aber vermutlich bist du nicht der einzige, der denkt, dass die Buddha Natur etwas ausgedachtes ist.


    Das Gegenteil ist der Fall: durch entsprechende Einführung kann man lernen die Buddha Natur in sich sehen.
    Das ist kein mieser Taschenspielertrick, sondern hat etwas mit vorausgegangener Weisheitsmeditations-Schulung zu tun, und das über Inkarnationen hinweg.


    Ein Punkt ist noch anzumerken: die Bodhisattvas versuchen die Welt schon in Ordnung zu bringen. Ihre Aktivitäten ändern natürlich ganz Samsara in allen Dimensionen auf allen Planeten in allen Universen.
    In meinen Augen sind sie eine wichtige Triebfeder für Samsara. Und das lässt einen natürlich spekulieren, was Samsara eigtl. wirklich ist. Ein böser Fehler, oder doch ein gewollt gestaltetes Lernfeld? ;)
    (Nur als Denk Anregung)

  • raterz:

    In meinen Augen sind sie eine wichtige Triebfeder für Samsara. Und das lässt einen natürlich spekulieren, was Samsara eigtl. wirklich ist. Ein böser Fehler, oder doch ein gewollt gestaltetes Lernfeld? ;)
    (Nur als Denk Anregung)


    Hier ist es wohl wichtig zu betonen, dass diese Spekulation keinesfalls irgendwas mit dem Mahayana oder Vajrayana zu tun hat. Samsara ist ja aus buddhistischer Sicht weder ein "böser Fehler" noch "ein gewollt gestaltetes Lernfeld" sondern etwas, das seit anfangsloser Zeit als Kreislauf von Bedingungen existiert. Beide Ideen - egal ob "böser Fehler" oder "Lernfeld" suggerieren ja eine Entität, die diesen Fehler gemacht oder das Lernfeld geschaffen habe.

  • der buddhismus leugnet keine entiäten. es gibt sogar die entität des "bösen" in form von Mara, den hauptdämon mit seinen töchtern.


    und ich sehe im alten palikanon schon die tendenz samsara als etwas übles darzustellen, dass es zu überwinden gilt.
    ich sehe das aber nur als "geschicktes mittel" bzw. die adaption des damaligen weltbildes, ganz ähnlich hier dem des christlichen mittelalters.
    man kann da schnell in wertende tendenzen kommen. aber man sollte da nie vergessen, dass es ohne mara keinen buddha gibt. ohne ihn hätte der buddha niemals die motivation gefunden das nibbana zu erreichen.
    ohne samsara (und seinen dämonen) gibt es also keinen weg zu nibbana, und so ist man dann doch recht schnell im mahayana.

  • Indem Nibbana das Erlöschen des Samsara ist, gibt es natürlich kein Nibbana ohne Samsara. Wie könnte etwas verlöschen das gar nicht da ist.


    Aufgrund von Verblendung und Begehren ist Samsara, und es ist mit dukkha verbunden. Deshalb hat es, ganz pragmatisch gesehen, weniger wert als der Weg der zum Ende von Veblendung, Begehren und dukkha führt. Wenn der Weg zu Ende gegangen ist hat er auch keinen Wert mehr.

  • raterz:

    aber man sollte da nie vergessen, dass es ohne mara keinen buddha gibt. ohne ihn hätte der buddha niemals die motivation gefunden das nibbana zu erreichen. ohne samsara (und seinen dämonen) gibt es also keinen weg zu nibbana, und so ist man dann doch recht schnell im mahayana.


    Ja, wenn man so denken würde dann schon.
    So ein Denken wäre allerdings ganz schön schräg.
    Natürlich gäbe es kein Buddha wenn es kein Leiden
    geben würde. Aber sollte ich mich deswegen über
    das Leiden freuen? Und richtig ohne Leiden gibt es
    keinen Weg aus dem Leiden. Wer hätte das gedacht?. :)
    Das wußte auch der Buddha und sagt es auch:

    Zitat

    Wären, ihr Mönche, nicht drei Dinge in der Welt anzutreffen, so würde der Vollendete, Heilige, vollkommen Erleuchtete nicht in der Welt erscheinen und die vom Vollendeten verkündete Lehre und Zucht würde nicht in der Welt leuchten. Welches sind diese drei Dinge? Geburt, Alter und Tod. Doch weil eben, ihr Mönche, diese drei Dinge in der Welt anzutreffen sind, deshalb erscheint der Vollendete in der Welt, der Heilige, vollkommen Erleuchtete, und deshalb leuchtet in der Welt die vom Vollendeten verkündete Lehre und Zucht.

    A. 10. 76

  • mukti:

    Indem Nibbana das Erlöschen des Samsara ist, gibt es natürlich kein Nibbana ohne Samsara. Wie könnte etwas verlöschen das gar nicht da ist.


    Aufgrund von Verblendung und Begehren ist Samsara, und es ist mit dukkha verbunden. Deshalb hat es, ganz pragmatisch gesehen, weniger wert als der Weg der zum Ende von Veblendung, Begehren und dukkha führt. Wenn der Weg zu Ende gegangen ist hat er auch keinen Wert mehr.

    Da seh ich auch die Befreiung des Buddha. Wenn Samsara verlöscht und Nibbana erreicht ist gibt es weder Nibbana noch Samsara. Sofort ist erkennbar das sofort alles eins ist und eins sofort alles. Da oziliert nichts mehr dann ich das Selbst das Selbst das das Selbst ist. Alle Weg, Lehren, sind weg und werden zu geschickten Mitteln. Das eigendliche Problem ist das Bewerten.

    • Offizieller Beitrag
    Ellviral:

    Da seh ich auch die Befreiung des Buddha. Wenn Samsara verlöscht und Nibbana erreicht ist gibt es weder Nibbana noch Samsara. Sofort ist erkennbar das sofort alles eins ist und eins sofort alles. Da oziliert nichts mehr dann ich das Selbst das Selbst das das Selbst ist. Alle Weg, Lehren, sind weg und werden zu geschickten Mitteln. Das eigendliche Problem ist das Bewerten.


    Der grosse Punkt ist, dass es im Theravada schlicht nicht interessiert vom befreiten Geist auszugehen. Wie die Welt für einen Befreiten aussieht, der quasi das Samsara der anderen druchschreiten ohne es von Nibbana verschieden zu sehen, wird als für den Pfad nicht so relevant. Ausgangangen wird immer vom verbelndeten Geist, für den Samsara unmittelbar gegeben und Nibbana als eine Hoffnung und ein Ziel am Ende des Pfades ist.


    So wie es für einen Marathonläufer der seinen Marathonlauf gerade startet sehr unerheblich ist, ob der Zielpunkt des laufes womöglich direkt neben seinem Ausgangspunkt ist. Ihm Ziel und Start zu verwirren hindert ihn womöglich nur korrekt zu starten.


    Während es im Mahayana ja Teild es Weges ist, vom befreiten Geist auszugehen.

  • void:

    Der grosse Punkt ist, dass es im Theravada schlicht nicht interessiert vom befreiten Geist auszugehen...


    Manchmal habe ich den Eindruck das hier manche Leute unter
    bestimmten Begriffen was anderes verstehen müßten als der
    gewöhnliche Sprachgebrauch es eigentlich zuläßt.
    Ich verstehe sie deswegen auch gar nicht. Zum Beispiel wird
    hier gesagt, das es im Theravada schlicht nicht interessiere
    vom befreiten Geist auszugehen.
    Was bedeutet so ein Satz bzw. was sollte er bedeuten?
    Es ist von einem "befreiten Geist" die Rede vom dem nicht
    ausgegangen würde. Was soll das bedeuten? Bedeutet denn
    nicht: "befreiten Geist" einen vom Anhaften und Verblendung
    befreiter Geist?
    Und wieso sollte jemand mit einem von Anhaften und Verblendung
    nicht befreiten Geist davon ausgehen das sein Geist von Anhaften
    befreit wäre?
    Was wäre doch gar nicht realistisch und soll doch erst auf dem
    rechten achtfachen Übungsweg erreicht werden. Was reden sich solche
    Leute ein fragt man sich doch da?
    Es gibt eine ganze Lehrrede darüber (ich glaube M 5) in der ausführlich
    darauf eingegangen wird, daß derjenige der davon ausgeht sein Geist
    sei rein, nicht zu erwarten hat, daß sein Geist jemals rein würde.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • void:


    Der grosse Punkt ist, dass es im Theravada schlicht nicht interessiert vom befreiten Geist auszugehen. Wie die Welt für einen Befreiten aussieht, der quasi das Samsara der anderen druchschreiten ohne es von Nibbana verschieden zu sehen, wird als für den Pfad nicht so relevant. Ausgangangen wird immer vom verbelndeten Geist, für den Samsara unmittelbar gegeben und Nibbana als eine Hoffnung und ein Ziel am Ende des Pfades ist.


    So wie es für einen Marathonläufer der seinen Marathonlauf gerade startet sehr unerheblich ist, ob der Zielpunkt des laufes womöglich direkt neben seinem Ausgangspunkt ist. Ihm Ziel und Start zu verwirren hindert ihn womöglich nur korrekt zu starten.


    Während es im Mahayana ja Teild es Weges ist, vom befreiten Geist auszugehen.


    Es wird im Theravada schon davon ausgegangen dass es Befreiung gibt, aber starten lässt sich halt nur mit dem vernebelten Geist und nicht mit dem Befreiten. Ansonsten wäre es ja wie in der Fabel vom Hasen und dem Igel.


    Die Frau des Igels verkleidet sich wie ihr Mann, stellt sich am Ziel auf und ruft dem ankommenden Hasen entgegen: "Ich hin schon da!" Der Hase ist zwar ausgetrickst, aber der Igel steht immer noch beim Start.

  • ich würde das auch nicht so sagen, da es nur ein philosophisches unterschiedliches konzept ist - die praxis ist genau das selbe. wie sonst funktioniert die vipassana meditation, wenn nicht durch die befreiung durch die schau des seins "wie es ist". also unleidvoll, konstant (bzw. ungeboren) und ohne festen wesenskern - das sind alles die eigenschaften der grundlegenden buddhanatur, im vajrayana rigpa oder dharmadhatu genannt. im theravada wird dies nibbana genannt - ein zustand (und quasi ort), der entsteht, wenn man samsara, also die verblendungen, aufgibt.
    die praxis ist in allen buddhistischen schulen die ausrichtung auf die ureigene buddhanatur, egal wie sie genannt wird.
    es gibt dann zusätzlich immer noch unterschiedliche methoden mit den sehr groben und größeren täuschungen umzugehen, wie psychische komplexe oder gar krankheiten.


    zu dem marathonläufer habe ich noch ein schönes bild:


    man startet vielleicht als theravadain, aber da man sowieso mehrere leben unterwegs ist, kann man möglicherweise als tantriker ins ziel kommen (oder anders herum) ;)

  • accinca:
    Zitat

    void hat geschrieben:
    Der grosse Punkt ist, dass es im Theravada schlicht nicht interessiert vom befreiten Geist auszugehen...


    Manchmal habe ich den Eindruck das hier manche Leute unter
    bestimmten Begriffen was anderes verstehen müßten als der
    gewöhnliche Sprachgebrauch es eigentlich zuläßt.

    Ich glaube es war so gemeint: es interessiert im Theravada nicht so sehr, ob Samsara nun eigentlich Nirvana - mit falschen und hartnäckigen Vorstellungen und Konzepten betrachtet - ist. So oder so muss man diese Vorstellungen auflösen. Während es im Theravada eher hilft, dass man von einem Weg von A nach B ausgeht, hilft es im Mahayana bzw. besser Vajrayana davon auszugehen, dass man bleiben kann wo man ist und nur die Vorstellungen auflösen muss. Es läuft aber am Ende auf das Gleiche hinaus.

  • mukti:
    void:

    Die Frau des Igels verkleidet sich wie ihr Mann, stellt sich am Ziel auf und ruft dem ankommenden Hasen entgegen: "Ich hin schon da!" Der Hase ist zwar ausgetrickst, aber der Igel steht immer noch beim Start.


    Und das Beispiel mit dem Marathonläufer ist in Wahrheit so,
    das er immer im Kreis läuft. Sein Ziel ist aber nur sein Startpunkt.

  • Zu den beiden Mahayana Beiträgen kann ich
    nur sagen:
    Des Menschen Wunschdenken ist eben unerschöpflich.
    Nur muß man schon eine eigene Sache zur Logik erkoren haben.

  • Im Theravada stellt man sich meines Erachtens das Ziel gar nicht vor. Keine Buddhanatur, auch kein Nibbana oder einen Zustand. Man sieht einfach ein dass Kilesa da sind, quälende Geistestrübungen, also bemüht man sich sie zu beseitigen. Und je mehr das gelingt desto klarer wird alles und dukkha verringert sich. Das endgültige Ziel ist weder Sein noch nicht-Sein, was kann man sich darunter schon vorstellen, erst wenn es erreicht ist dann ist es auch endgültig klar.

  • accinca:

    Und das Beispiel mit dem Marathonläufer ist in Wahrheit so,
    das er immer im Kreis läuft. Sein Ziel ist aber nur sein Startpunkt.


    Nein: er kommt zwar am Startpunkt an, aber hat ganz neue Erfahrungen auf dem Weg gemacht und sieht die Welt mit anderen Augen! Und das ist der Knackpunkt. Er wäre kein Marathonläufer, wenn er einfach am Startpunkt geblieben wäre.


    Ähnlich ist zwar in der Vajrayana-Philosophie die Welt die Gleiche, aber man sieht sie nie mit anderen Augen, wenn man nichts bei sich selbst verändert und einfach stehe bleibt. Und diese Veränderung IST die Entfernung der Verblendungen. Nur die Methode das zu erreichen ist eine andere.

  • kilaya:

    Ähnlich ist zwar in der Vajrayana-Philosophie die Welt die Gleiche, aber man sieht sie nie mit anderen Augen, wenn man nichts bei sich selbst verändert und einfach stehe bleibt. Und diese Veränderung IST die Entfernung der Verblendungen. Nur die Methode das zu erreichen ist eine andere.


    Es mag schon sein, das diese das glauben aber ich nicht.
    Wenn nämlich die Veränderung in der Entfernung der Verblendung
    liegen würde, dann würden sie ja nicht denken müssen ihr Geist
    wäre schon rein bevor sie auch nur zu laufen anfangen.
    Und so genannte "geschickte Mittel" halte ich für "dumme Trikserei".

  • mukti:

    Im Theravada stellt man sich meines Erachtens das Ziel gar nicht vor. Keine Buddhanatur, auch kein Nibbana oder einen Zustand. Man sieht einfach ein dass Kilesa da sind, quälende Geistestrübungen, also bemüht man sich sie zu beseitigen. Und je mehr das gelingt desto klarer wird alles und dukkha verringert sich. Das endgültige Ziel ist weder Sein noch nicht-Sein, was kann man sich darunter schon vorstellen, erst wenn es erreicht ist dann ist es auch endgültig klar.


    Im Prinzip stimme ich dir zu, obwohl "im Theravada" noch
    etwas genauer definiert werden müßte. Nibbana ist natürlich
    das Ende jeglichen Zustands und deswegen mit einen Zustand
    nicht zu vergleichen.

  • accinca:

    Wenn nämlich die Veränderung in der Entfernung der Verblendung
    liegen würde, dann würden sie ja nicht denken müssen ihr Geist
    wäre schon rein bevor sie auch nur zu laufen anfangen.


    Das ist ja auch einfach nur ein hartnäckig verteidigtes Missverständnis Deinerseits.


    Wasser an sich ist immer rein. Das sieht beim Abwasser nicht so aus, und es ist ja auch verschmutzt, aber es befindet sich das Potential reinen Wassers im Abwasser. Niemand würde bestreiten, dass reines Wasser herauskommt, wenn man die Verschmutzungen entfernt. Weil es schon da ist, es ist die Grundlage für das Abwasser.


    Die Verblendungen und Störungen sind die Verschmutzung, entfernt man sie, bleiben die Weisheiten und die Reinheit übrig, die ihnen zugrunde liegen. Einem Mahayani hilft es, zu sehen: das Potential ist schon in mir, ich muss es nur freilegen. Und es hilft ihm beim Freilegen, sich mehr auf das Erreichen des Potentials zu konzentrieren, als auf die Beseitigung der Verschmutzungen.


    accinca:

    Und so genannte "geschickte Mittel" halte ich für "dumme Trikserei".


    Off topic, aber stellen wir doch einen Bezug her: geschickte Mittel sind eine Kläranlage. Klar kann man auch warten, bis ein verschmutzter Bach sich selbst klärt, sich alle Verschmutzungen ablagern usw. Aber wenn man das Potential gerne schneller freilegen will, schaltet man eben eine Kläranlage dazwischen.


    accinca:

    Im Prinzip stimme ich dir zu, obwohl "im Theravada" noch
    etwas genauer definiert werden müßte. Nibbana ist natürlich
    das Ende jeglichen Zustands und deswegen mit einen Zustand
    nicht zu vergleichen.


    Das "Ende jeglichen Zustands" bezeichnet man im Mahayana eher als "Parinirvana". Vielleicht ist das auch eine Ursache für die Missverständnisse, dass "nibbana" und "Nirvana" gar nicht gegenüber gestellt werden können, sondern man müsste "nibbana" vielleicht mit "Parinirvana" vergleichen.


    Während "Nirvana" sich auf das geklärte Wasser bezieht, bezieht sich Parinirvana darauf, dass das Wasser komplett verdunstet ist und sich als solches in seiner Umgebung aufgelöst hat. Dann wäre auch klar, dass Samsara und Parinirvana nicht mal mehr die gleiche Grundlage mehr haben.


    Ich versuche nur, die verschiedenen Konzepte ein wenig näher an einander zu bringen. Innerhalb des Vajrayana würde man das vielleicht nicht so ausdrücken, da dort am Ende auch noch jegliche Dualität negiert wird.

  • kilaya:

    Wasser an sich ist immer rein. Das sieht beim Abwasser nicht so aus, und es ist ja auch verschmutzt, aber es befindet sich das Potential reinen Wassers im Abwasser. Niemand würde bestreiten, dass reines Wasser herauskommt, wenn man die Verschmutzungen entfernt. Weil es schon da ist, es ist die Grundlage für das Abwasser.


    Allerdings ein verkehrtes Beispiel aber geeignet zur Verwirrung.
    Bei Wasser und Verunreinigung handelt es sich um zwei völlig
    verschiedene Dinge, nämlich um Wasser und sog. Schmutz
    ein völlig anderes Material.
    Anders sieht es aber beim Geist aus. Der Begriff "Verschmutzungen"
    ist hier nur eine Metapher. Es handelt sich nicht um verschiedene
    Dinge. Es handelt sich um Eigenschaften des Geistes oder auch
    geistige Eigenschaften.
    Das heißt ein Geist mit Befleckungen besteht mit seinen Eigenschaften
    und ist deswegen auch nicht rein. Die Eigenschaften bilden zu diesem
    Zeitpunkt das Wesen des Geistes und daher heißt er unrein oder befleckt.
    Diese Befleckungen sind Eigenschaften dieses Geistes und die Befleckungen
    nicht etwas anderes das irgendwo in einer Ecke von ihm getrennt herum
    liegen würde.
    Der Geist ist zu diesem Zeitpunkt ganz und gar nicht rein auch
    wenn er sich das Einbildet und sich mit Wasser und Schmutzvergleiche
    aus der Atmosphäre ziehen möchte.


    Richtig ist nur, das diese Befleckungen bzw. Anhaftungen
    nicht zu jedem Zeitpunkt dominant sein müssen und in das
    Unbewußte absinken können. Zu dieser Zeit kann der Geist
    auf die Idee verfallen er wäre rein und ist es nicht.

  • Zitat

    Das heißt ein Geist mit Befleckungen besteht mit seinen Eigenschaften
    und ist deswegen auch nicht rein.


    Niemand würde sagen, dass verschmutztes Wasser rein ist. Das der Ausdruck "der Geist ist rein" so nicht Mahayana-Vokabular hatten wir ausserdem schon geklärt. Es bringt als wenig, wenn Du es noch benutzt und Dich darauf beziehst.


    Zitat

    Die Eigenschaften bilden zu diesem
    Zeitpunkt das Wesen des Geistes und daher heißt er unrein oder befleckt.


    Siehst Du und das ist ein wesentlicher Unterschied in der Sichtweise. Einmal bildet die Verblendung das Wesen des Geistes, einmal ist das Wesen des Geistes frei von Verblendung aber der Geist als Ganzes verblendet. Die Illusionen die die Verblendung ausmachen, sind eben nur falsche Sichtweisen, der Geist als solcher besteht aber nicht nur aus Sichtweisen, Konzepten und Illusionen sondern aus vielen anderen Faktoren, die von der Verblendung gar nicht berührt werden. Das, was Du "Wesen des Geistes" nennst ist das Ganze inklusive Verblendung, das was der Mahayana "Wesen des Geistes" nennt, ist alles, was nicht verblendet ist.


    Bei derart verschiedener Verwendung der Begriffe KANN man nicht zusammen kommen. Es sein denn, man ist gewillt, auf die Bedeutung zu schauen und sich daran zu orientieren.


    Zitat

    Der Geist ist zu diesem Zeitpunkt ganz und gar nicht rein auch
    wenn er sich das Einbildet und sich mit Wasser und Schmutzvergleiche
    aus der Atmosphäre ziehen möchte.


    Ich muss Dich erneut bitten, die Abwertung anderer Sichtweisen aus Deinen Beiträgen rauszulassen.


    Der erste Teilsatz "Der Geist ist zu diesem Zeitpunkt ganz und gar nicht rein auch
    wenn er sich das Einbildet" ist eine allgemeine Aussage, der ich sogar zustimmen kann. Mit dem zweiten Teilsatz "und sich mit Wasser und Schmutzvergleiche aus der Atmosphäre ziehen möchte" greifst Du mich aber indirekt an, behauptest, ich hätte gesagt "der Geist ist rein", denn der Vergleich mit dem Wasser war von mir, das habe ich aber gar nicht gesagt - und suggerierst ausserdem ich wolle "mich aus der Affäre ziehen". Dabei versuche ich im Gegenteil mit Dir zu reden und bemühe mich, Missverständnisse aufzuklären. Eine Affäre machst ausserdem Du daraus, ich sehe ja abgesehen von Deiner Art der Kommunikation gar kein grundsätzliches Problem.

  • accinca:
    mukti:

    Im Theravada stellt man sich meines Erachtens das Ziel gar nicht vor. Keine Buddhanatur, auch kein Nibbana oder einen Zustand. Man sieht einfach ein dass Kilesa da sind, quälende Geistestrübungen, also bemüht man sich sie zu beseitigen. Und je mehr das gelingt desto klarer wird alles und dukkha verringert sich. Das endgültige Ziel ist weder Sein noch nicht-Sein, was kann man sich darunter schon vorstellen, erst wenn es erreicht ist dann ist es auch endgültig klar.


    Im Prinzip stimme ich dir zu, obwohl "im Theravada" noch
    etwas genauer definiert werden müßte. Nibbana ist natürlich
    das Ende jeglichen Zustands und deswegen mit einen Zustand
    nicht zu vergleichen.


    Ich weiß nicht was für eine Definition du genau haben willst, aber wie gesagt - "meines Erachtens" ist das die alte Lehre - im Mittelpunkt steht das Beenden von dukkha und nicht eine Vorstellung über einen vermeintlichen Zustand danach.

  • mukti:

    Ich weiß nicht was für eine Definition du genau haben willst, aber wie gesagt - "meines Erachtens" ist das die alte Lehre - im Mittelpunkt steht das Beenden von dukkha und nicht eine Vorstellung über einen vermeintlichen Zustand danach.


    Da stimme ich zu.
    Aber ob das alle Theravada in Asien auch so
    sehen entzieht sich meiner Kenntnis.

  • accinca:


    Aber ob das alle Theravada in Asien auch so
    sehen entzieht sich meiner Kenntnis.


    Weiß ich auch nicht aber grundsätzlich muss man sich ja nicht allen Theravadins verpflichtet fühlen.