• Wenn man wissen will, ob man noch Anhaftung an sein körperliches Wohlsein hat, muss man mal etwas Deutlicheres erfahren als gewöhnlich. Wenn man nur leichtes Unwohlsein oder gar nur neutrale Empfindungen hat und dann in seiner Dachstube philosophiert, könnte man auf die Idee kommen: ich hafte nicht immer am Wohlsein meines Körpers an, jetzt gerade erfreue ich meines gesunden Körpers - ganz ohne Anhaftung. Ist das nicht schön? Hurra.

    Es gibt sie: Freude ohne Anhaftung! 😊

    Ja, Rudolf, aber Deine Art zu schreiben klingt so, als ob die anderen User, denen Du widersprichst, keinerlei Leiden hätten, nicht wüssten, was es bedeutet, einen gesunden Körper zu haben oder unter starken Schmerzen zu leiden. Und deshalb auch an einer Freude anhaften, die möglicherweise samsarisch ist.


    Ich finde auch den obigen Absatz sehr widersprüchlich. Ist es nun ironisch gemeint oder freust Du Dich wirklich?

    Schaust aus den Augen des Dachstubenphilosophen oder aus Deinen eigenen?


    Ich denke, Du verkomplizierst das Ganze. Natürlich gibt es Buddhisten, die meinen, sie würden nicht mehr anhaften. Und natürlich machen solche Erfahrungen das deutlich. Aber davon war hier im Thread nie die Rede.


    Um es ganz deutlich zu "sagen": Ich hafte noch an so Manchem an, aber ich lasse immer wieder los. Mir geht es darum, dies immer wieder zu erkennen. Ich entscheide mich dafür oder dagegen. Aber ich bin keine Nonne, ich träume auch nicht vom Nirvana. Ich habe auch keine Angst, möglicherweise auf dieser Welt wieder aufzutauchen als was auch immer. Denn das weiß ich ja dann nicht mehr, dass ich mal Monika war.


    In den letzten 30 Jahren hat sich jedoch mein "übliches Geleide" radikal vermindert. Und wenn ich leide, dann weiß ich, was ich dagegen unternehmen kann. Allein das zu wissen, nämlich die Werkzeuge zu kennen, empfinde ich als sehr wertvoll. Alles andere ist für mich "Spekulatius".

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Gerade etwas gelesen:


    Zitat

    Freude ist ein notwendiger Bestandteil der Meditation. Wenn Freude in Erregung ausartet, muss sie gedämpft werden, bis sie eine ruhige, innere Freude ist. Erregung hilft der Meditation nicht. Du musst daher die Fröhlichkeit daraufhin untersuchen, ob sie innere Freude ist, die dich bei der Meditation unterstützt, oder ob sie Erregung ist, die dich bei der Meditation stört.

    Quelle: Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Hallo Deepa,


    das ist ein guter Hinweis von dir.


    Freude ist ein wichtiger Faktor auf dem spirituellen Pfad. Sowohl im Theravada als auch im Mahayana werden ja die vier unermesslichen Geisteshaltungen geübt. Eine davon ist die unermessliche Freude, die ja in dem Wunsch besteht, dass die Lebewesen dauerhaftes Glück erleben mögen.


    Auch die vierte Vollkommenheit, die ein Bodhisattva übt, die Tatkraft ist mit Freude verbunden, denn die Tatkraft bei der spirituellen Praxis ist gekennzeichnet durch die Freude am Heilsamen.


    Sich über die heilsamen Handlungen anderer zu freuen ist sehr heilsam.


    Freude an etwas ist also nicht zwangsläufig Anhaftung.


    Wie Raphy in früheren Beiträgen aufgezeigt hat, ist Anhaftung eine Form der Begierde. Das bedeutet, Anhaftung ist mit Unwissenheit verknüpft. Das bedeutet, dass Anhaftung auf das Begierdeobjekt Qualitäten projiziert, die dieses Phänomen gar nicht besitzt. Aber man glaubt, dass das Begierdeobjekt diese projizierten Qualitäten besitzt und hält daran fest, dass es so ist wie man es annimmt.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

    • Offizieller Beitrag

    Vergesst nicht, dass der Buddhaweg ein Stufenweg ist. Die Definition, was im persönlichen Leben Anhaftung ist und was nicht, hängt immer davon ab, was gerade, in der momentanen persönlichen Situation als drängend und leidvoll erfahren wird. Vor vielen Jahren, als Künstler, war ich von Ehrgeiz und Existenzangst zerfressen. Diese beiden Anhaftungen sind heute weitgehend fort. Das Leben ist sehr viel angenehmer geworden durch diese fehlende Anhaftungen. Nun haben sich in Relation zu dem jetzigen angenehmeren Zustand neue Bereich als leifhafte Anhaftung herausgeschält: Das Glück meiner Tochter, das Glück meiner Frau. Beide sind mir viel wichtiger geworden als mein eigenes Wohlergehen. Ich würde sehr leiden, wenn ihnen etwas schlimmes passieren würde.


    In einem Buch habe ich letzthin von einem Sutra gelesen, in dem das Riechen an einer Blume es als Diebstahl beschrieben wird. Auch das kann Ausdruck leidhafter Anhaftung sein. Wenn meine gröberen Anhaftungen irgendwann vielleicht fort sind, werde ich in der Lage sein, auch diese subtilen Formen zu erkennen, weil ich dann daran leiden werde. Der Buddhaweg ist ein Stufenweg. Erst wenn man eine Stufe erreicht hat, werden die Herausforderungen, wird das Leiden, wird die Anhaftung der kommenden Stufe sichtbar.


    Der Buddhaweg war bisher für mich von zunehmenden Empfindungen von Glück begleitet, weil ich jeweils das, was mich hat leiden lassen, erkennen und beiseite lassen konnte. Das Glück wird subtiler, zugleich tiefer, das Leiden auch. Auf der einen Stufe sind Glück und Befreiung das, was auf der nächsten Stufe vielleicht schon wieder als Leiden und Anhaftung identifiziert wird. – Aber diese Stufen sind keine Siegertreppchen, bei denen der eine besser, fähiger, konsequenter, intelligenter, buddhistischer ist als der andere. Es geht darum, das aktuelle, praktische, nicht das theoretische Leiden zu überwinden. Dabei entsteht Glück gewissermaßen als Nebenprodukt, als Erleichterung.


    Anhaftung und Glück sind für jeden etwas anderes gemäß seiner biografischen Disposition und gemäß dessen, wovon er oder sie schon frei geworden ist. Für den einen ist Glück und Befreiung, was dem anderen schon wieder Anhaftung ist.


    Rudolf Wir würdest Du Deine Definition von Gleichmut von Gleichgültigkeit abgrenzen wollen? Für mich klingt Deine Definition von Gleichmut eher nach Sich-Schützen-Wollen, nach Unangreifbarkeit und Gleichgültigkeit.

  • Dem schließe ich mich an:

    Zitat

    Erst kommt das Erleben, dann das Erkennen.

    Quelle: Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Der Buddhaweg war bisher für mich von zunehmenden Empfindungen von Glück begleitet, weil ich jeweils das, was mich hat leiden lassen, erkennen und beiseite lassen konnte. Das Glück wird subtiler, zugleich tiefer, das Leiden auch. Auf der einen Stufe sind Glück und Befreiung das, was auf der nächsten Stufe vielleicht schon wieder als Leiden und Anhaftung identifiziert wird. – Aber diese Stufen sind keine Siegertreppchen, bei denen der eine besser, fähiger, konsequenter, intelligenter, buddhistischer ist als der andere. Es geht darum, das aktuelle, praktische, nicht das theoretische Leiden zu überwinden. Dabei entsteht Glück gewissermaßen als Nebenprodukt, als Erleichterung.

    :like::D

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Auf der einen Stufe sind Glück und Befreiung das, was auf der nächsten Stufe vielleicht schon wieder als Leiden und Anhaftung identifiziert wird. – Aber diese Stufen sind keine Siegertreppchen, bei denen der eine besser, fähiger, konsequenter, intelligenter, buddhistischer ist als der andere. Es geht darum, das aktuelle, praktische, nicht das theoretische Leiden zu überwinden.

    (Hervorhebung von mir)

    Wer in solchen Kategorien denkt, wird auch in Aussagen wie: „Ich erlebe Freude ohne Anhaftung“ so etwas hören, wie: „Ich bin besser, cooler als du...“


    Das ist in allen möglichen Bereichen zu beobachten und sagt mehr über den Hörer aus, als über den Sender.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Rudolf Wir würdest Du Deine Definition von Gleichmut von Gleichgültigkeit abgrenzen wollen? Für mich klingt Deine Definition von Gleichmut eher nach Sich-Schützen-Wollen, nach Unangreifbarkeit und Gleichgültigkeit.


    Gleichmut: Siehe Beitrag #109: 4.Jhanastufe: leidlos und freudlos


    Inzwischen sehe ich das auch so wie ein anderer User gestern schon: die ständigen Wiederholungen haben begonnen oder das Vergessen was schon gesagt wurde.


    #144: In dem von mir zitierten Majjhima Nikaya 11 erklärt der Buddha, dass Anhaftung eine notwendige Folge der Unwissenheit ist und sie erst aufgegeben wird, wenn die Unwissenheit beseitigt ist.

    Kein einziger User ist auf dieses Sutra eingegangen.

    Ausser Wiederholungen finde ich also hier auch noch die Methode des Ignorierens was den Vertretern von "Freude ohne Anhaftung" gar nicht gut ins Konzept passt.


    Entschuldigung, wenn das jetzt etwas hart geklungen hat.

    Ich gönne euch jedenfalls eure Freude - mit oder ohne Anhaftung. 😊


    Gute Nacht.

    :rainbow:

    • Offizieller Beitrag

    Siehe Beitrag #109: 4.Jhanastufe: leidlos und freudlos

    Ja, das habe ich gelesen. Das ist eine Versenkungsstufe, auf der diese Art von Zustand eintritt. Was hat das mit der Alltagswahrnehmung zu tun? Glaubst Du, wenn dieser Zustand in der Meditation auftritt, das ganze Leben ab diesem Zeitpunkt davon bestimmt ist? Dieses Jhana ist ja kein Selbstzweck sondern ein analytischer Referenzpunkt für die Betrachtungen des Alltags. Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob Du diesen Zustand (leidlos und freudlos) für die Befreiung hältst, von der der Buddha und seine Nachfolger immer wieder sprechen, und ob für Dich dieser Zustand identisch mit dem Gleichmut ist, der zu den vier unermesslichen Geisteshaltungen gehört.


    Hier ein kurzer Text dazu:

    Zitat

    The second type of equanimity in Buddhaghosa 's listing is brahmaviharupekkha. In the Standard description oft he practice of the four brahmavihiiras as forms of "liberation of the mind", cetovimutti, equanimity comes last and thus constitutes the culmination point of the practice. Thus equanimity as a brahmavihara constitutes the climax of a process that is based on the development of loving kindness, metta, compassion, karuna, and sympathetic joy, mudita. This indicates that upekkha is not simply a state of listless lack of concern, but rather an equanimity that rounds of a systematic opening of the heart, in the sense of being a "complement to the first three more concened dispositions"'. Far from being merely a state of dull indifference, such equanimity is "the result of ... deliberate training, not the casual outcome of a passing mood". That upekkha comes last "does not mean that equanimity is to supplant the first three sublime attitudes in one’s future practice". Much rather, future practice will involve all four brahmavihäras, not being confined to practice of upekkha alone (cf. e.g. Sn. 73).


    Mit deepl übersetzt (Hervorhebungen von mir):

    Zitat

    Die zweite Art von Gleichmut in der Auflistung von Buddhaghosa ist brahmaviharupekkha. In der Standardbeschreibung der Praxis der vier Brahmavihiiras als Formen der "Befreiung des Geistes", Cetovimutti, kommt der Gleichmut zuletzt und bildet somit den Kulminationspunkt der Praxis. Somit stellt der Gleichmut als Brahmavihara den Höhepunkt eines Prozesses dar, der auf der Entwicklung von liebender Güte, Metta, Mitgefühl, Karuna, und mitfühlender Freude, Mudita, beruht. Dies deutet darauf hin, dass Upekkha nicht einfach ein Zustand der lustlosen Unbekümmertheit ist, sondern vielmehr ein Gleichmut, der eine systematische Öffnung des Herzens im Sinne einer "Ergänzung zu den ersten drei stärker konzentrierten Dispositionen" umrundet. Weit davon entfernt, nur ein Zustand stumpfer Gleichgültigkeit zu sein, ist ein solcher Gleichmut "das Ergebnis ... bewussten Trainings, nicht das beiläufige Ergebnis einer vorübergehenden Stimmung". Dass Upekkha zuletzt kommt, "bedeutet nicht, dass Gleichmut die ersten drei erhabenen Einstellungen in der zukünftigen Praxis verdrängen soll". Vielmehr wird die zukünftige Praxis alle vier Brahmavihäras einbeziehen und nicht nur auf die Praxis des Upekkha beschränkt sein


    Quelle: -> Klick (S.443/444)

    • Offizieller Beitrag

    Und bezüglich des Gleichmuts als Faktor des Erwachens:

    Zitat

    According to the Anāpānasati Sutta, the factors of awakening arise in conditioned dependence on each other (M III, 85). This indicates that upekkhā as a bojjhanga constitutes the climax of a process of meditative development that involves the previous establishment of mindfulness, sati, investigation of phenomena, dhammavicaya, energy, viriya, joy, piti, tranquillity, passaddhi, and concentration, samādhi.


    Wieder deelp (Hervorhebungen von mir):

    Zitat

    Nach dem Anāpānasati-Sutra entstehen die Faktoren des Erwachens in Abhängigkeit voneinander (M III, 85). Dies deutet darauf hin, dass upekkhā als Bojjhanga den Höhepunkt eines meditativen Entwicklungsprozesses darstellt, der die vorherige Etablierung von Achtsamkeit, Sati, Untersuchung der Phänomene, Dhammavicaya, Energie, Viriya, Freude, Piti, Ruhe, Passaddhi und Konzentration beinhaltet, samādhi.

  • Das ist eine Versenkungsstufe, auf der diese Art von Zustand eintritt. Was hat das mit der Alltagswahrnehmung zu tun?


    Ich behaupte ja gar nicht, dass für uns gewöhnliche (Nicht-Aryas) Lebewesen in der Alltagswahrnehmung Gleichmut ohne Anhaftung an Freude möglich ist. Das ist doch mein Punkt.


    Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob Du diesen Zustand (leidlos und freudlos) für die Befreiung hältst,


    Nein.

    Zur Befreiung muss die Unwissenheit (erstes Glied der Zwölf) beseitigt werden.

    :rainbow:

    • Offizieller Beitrag

    Jetzt weichst Du aus. Es geht darum, dass Gleichmut als Erleuchtungsglied und als unermesslichen Geisteshaltung zugleich mit den anderen Erleuchtungsgliedern und unermesslichen Geisteshaltungen auftritt und in Abhängigkeit von diesen entsteht, diese beinhaltet, von diesen begleitet wird. (Die Vier Unermesslichen Geisteshaltungen sind Gleichmut, Liebe, Mitgefühl und Freude.) Und das ist nicht die Art von Freude oder Glück, die Gier und Hass auslöst, sonst wären wohl alle Arhats und Bodhisattvas davon komplett zerfressen.

  • #144: In dem von mir zitierten Majjhima Nikaya 11 erklärt der Buddha, dass Anhaftung eine notwendige Folge der Unwissenheit ist und sie erst aufgegeben wird, wenn die Unwissenheit beseitigt ist.

    Kein einziger User ist auf dieses Sutra eingegangen.

    Das denkst Du, Rudolf, entspricht aber nicht der Tatsache, dass Anhaftung von uns unterschiedlich interpretiert wird. Selbst wenn ich nicht mehr unwissend bin, kann ich dennoch anhaften - aber ich weiß das, ich erkenne es und kann das ändern, wenn ich denn will. Unwissenheit bedeutet doch lediglich, dass ich mir der Entstehung und der Vergänglichkeit all der weltlichen Freuden (und auch Leiden) nicht bewusst bin und einfach drauflos lebe, ohne an die Konsequenzen zu denken.


    Ich habe mir Beitrag 144 nochmal angeschaut. Was ich erkennen kann ist, dass viel darauf eingegangen wird. Aber Du beharrst auf Deiner Vorstellung, was Anhaften bedeutet.


    Das ist der einzige Unterschied.


    Wenn ich mir das Sutra genau anschaue, dann spricht der Buddha zu Mönchen. Wenn er über Sinnesvergnügen spricht, dann ist doch klar, dass diese Mönche, sich nicht hinter ihrer Hütte mit jemandem vergnügen "dürfen", den Bauch vollschlagen, dumme Witze erzählen oder was auch immer, wenn sie denn Nirvana erreichen wollen. Denn dann hängen sie am Sinnesvergnügen und wollen das immer wiederholen.


    Aber darum geht es mir - und sicher auch vielen Usern - nicht. Ich kann meine Anhaftung an gutem Essen sehen. Ob ich mich dagegen oder dafür entscheide, hat aus meiner Sicht - jedenfalls für mich - nichts mit Unwissenheit zu tun, sondern mit dem "Ertragen der Konsequenzen". Ich weiß aber, dass ich darauf verzichten kann - und tue es auch meistens, d.h. ich hafte nicht an.

    Auch dem Buddha hat sicher gutes Essen geschmeckt, wenn er bei Fürsten eingeladen war, oder?


    Was bedeutet dann die Unwissenheit?

    Ausser Wiederholungen finde ich also hier auch noch die Methode des Ignorierens was den Vertretern von "Freude ohne Anhaftung" gar nicht gut ins Konzept passt.

    Es sind Wiederholungen - genau so wie Deine -, die versuchen, genau zu erklären, wie es von mir und sicher auch den anderen Usern gemeint ist.

    Ich denke, das haben wir doch geklärt?

    Denn auch hier muss ich wiederholen: es geht nicht um weltliche Freude, sondern Du hast auch die Freude ohne besonderen Anlass bereits als Anhaftung abgelehnt.


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Jetzt weichst Du aus. Es geht darum, dass Gleichmut als Erleuchtungsglied und als unermesslichen Geisteshaltung zugleich mit den anderen Erleuchtungsgliedern und unermesslichen Geisteshaltungen auftritt und in Abhängigkeit von diesen entsteht, diese beinhaltet, von diesen begleitet wird. (Die Vier Unermesslichen Geisteshaltungen sind Gleichmut, Liebe, Mitgefühl und Freude.) Und das ist nicht die Art von Freude oder Glück, die Gier und Hass auslöst, sonst wären wohl alle Arhats und Bodhisattvas davon komplett zerfressen.


    Worum es geht siehe Beitrag #90

    :rainbow:

  • Selbst wenn ich nicht mehr unwissend bin, kann ich dennoch anhaften - aber ich weiß das, ich erkenne es und kann das ändern, wenn ich denn will. Unwissenheit bedeutet doch lediglich, dass ich mir der Entstehung und der Vergänglichkeit all der weltlichen Freuden (und auch Leiden) nicht bewusst bin und einfach drauflos lebe, ohne an die Konsequenzen zu denken.


    Gerade heute Morgen habe ich geschrieben (#185) was ich unter Unwissenheit verstehe, wenn ich sie hier nenne. Und so ist es auch in Majjhima Nikaya 11 gemeint in Bezug auf Anhaftung.

    :rainbow:

  • Das ist ein wichtiger Punkt - Gleichmut versus Gleichgültigkeit.


    Gleichgültigkeit fehlt Mitgefühl.


    Ich ergänze auch hier noch mal, dass ich nicht behaupte, Buddhistin zu sein und ich im Buddhismus auch keine Zuflucht nehme. Mag sein, dass ich Begriffe nutze, die im Buddhismus nicht genutzt oder anders belegt sind - mit anderen Inhalten einhergehen.


    Ich habe lediglich beobachtet, dass es Parallelen zwischen dem Buddhismus und meiner Sicht, meinem Erleben gibt.


    Mit meinen Worten, da es vorhin an anderer Stelle Thema war.


    Mir liegt auch das Wohl der Menschen am Herzen, die z.B. anderen Schmerz zugefügt haben.


    Das war nicht immer so. Ich habe mal die Meinung vertreten, dass manche ihr Recht auf Leben verwirkt haben, wenn sie xy getan haben.


    Dann kam mir iwann die Erkenntnis (hatte mit Buddhismus nichts am Hut) dass sie nicht anders können. Dass auch sie Gründe für ihr Verhalten haben...

    und so kam es, dass ich Mitgefühl entwickelt habe.


    Das heißt nicht, dass ihr Verhalten nicht bestimmter Konsequenzen bedarf - lediglich, dass ich verstehen kann und keinen Zorn hege.


    Wie man sieht, bedarf es dazu nicht d. Palikanon - es kann ausreichen, sich selbst und andere zu beobachten und...ja...die entsprechenden Schlüsse daraus zu ziehen.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • nur noch dies:

    Ich weiß aber, dass ich darauf verzichten kann - und tue es auch meistens, d.h. ich hafte nicht an.


    Ich kann auch verzichten: auf Alkohol, auf Zigaretten, auf Fleisch, auf Kreuzfahrten … auf hunderttausend Dinge kann ich verzichten.

    Also habe ich keine Anhaftung. Q.E.D. (Quod erat demonstrandum)


    Diese Schlußfolgerung ist doch absurd.

    Ich bin halt ein beschränktes, endliches Wesen. Daher kann ich nicht alle Dinge in der Welt gleichzeitig genießen. Viele Dinge oder Möglichkeiten der Welt werde ich in meinem ganzen Leben noch nicht einmal treffen.

    Dafür hafte ich an die Dinge an, die ich mir ausgewählt habe.

    Als Extremfall kann man sich eine Person vorstellen, die tausend verschiedene Anhaftungen hat. Dieser Person fällt dann ein, dass sie nicht an "Krimis gucken" anhaftet und erzählt einem Freund, dass er ohne Anhaftung ist.


    Man kann auch an einen pragmatischen Alltags-Gleichmut anhaften (wenn der uns wenigstens zufrieden macht, uns Ruhe gibt), in dem man sich übt immer mehr Vergnügungen (besonders im Alter ;) ) aufzugeben, oder vielleicht lässt das Interesse natürlicherweise nach.

    Und wer das gut kann und dauerhaft zu immer mehr Dingen Gleichmut entwickelt, bei dem könnte dann die Idee entstehen: ich habe keine Anhaftung mehr.

    So ist es vielleicht mit einigen Teilnehmern hier. Insbesondere Thorsten schätze ich so ein. :)

    (Diese Einschätzung ist natürlich ohne Gewähr)

    :rainbow:

    • Offizieller Beitrag

    Man kann auch an einen pragmatischen Alltags-Gleichmut anhaften (wenn der uns wenigstens zufrieden macht, uns Ruhe gibt), in dem man sich übt immer mehr Vergnügungen (besonders im Alter ;) ) aufzugeben, oder vielleicht lässt das Interesse natürlicherweise nach.

    Und wer das gut kann und dauerhaft zu immer mehr Dingen Gleichmut entwickelt, bei dem könnte dann die Idee entstehen: ich habe keine Anhaftung mehr.


    Anhaftungen habe ich mehr als genug. Das reicht noch für viele, viele Leben (falls es diese denn geben sollte). Das heißt aber nicht, dass nicht zugleich auch eine Form der Freude aufscheinen kann, die weder Gier noch Hass auslöst.


    Ich danke Dir übrigens für die Gelegenheit, nochmal gründlich zum Thema Gleichmut zu lesen. Das hat für mich eine wichtige Lücke geschlossen. Mit war nicht klar, wie Gleichmut mit Mitgefühl, Liebe und Mitfreude verbunden sein kann. Das ist jetzt etwas klarer.


    Liebe Grüße


    Thorsten

  • Man kann auch an einen pragmatischen Alltags-Gleichmut anhaften (wenn der uns wenigstens zufrieden macht, uns Ruhe gibt), in dem man sich übt immer mehr Vergnügungen (besonders im Alter ;) ) aufzugeben, oder vielleicht lässt das Interesse natürlicherweise nach.

    Und wer das gut kann und dauerhaft zu immer mehr Dingen Gleichmut entwickelt, bei dem könnte dann die Idee entstehen: ich habe keine Anhaftung mehr.

    So ist es vielleicht mit einigen Teilnehmern hier. Insbesondere Thorsten schätze ich so ein. :)

    (Diese Einschätzung ist natürlich ohne Gewähr)

    Ja, manche Anhaftungen gehen durch Alter von selbst - aber nicht bei allen "Alten", wie ich beobachten kann.;)


    Aber ich behaupte, niemand von uns hat hier behauptet, keine Anhaftungen zu haben. Und Deine Einschätzung ist eine Unterstellung.


    Ich sehe, dass Du nicht verstehst, worum es mir - und offenbar auch anderen - geht.

    Schönes Wochenende.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Anhaftungen führen zu Freude und Leid, Freude, wenn man ungestört genießen kann, Leid, wenn man gestört wird beim Genuss oder seinen Willen nicht bekommt und ihn noch nicht aufgegeben hat.

    In diesem Sinne spricht der Buddha oft von Glück und Leid, angenehme und unangenehme Gefühle.


    Wenn mal ohne Anhaftung (basierend auf Unwissenheit, Gier und Hass) Freude aufkommt oder aufscheint, scheint mir das in den Sutren immer im "abgehobenen" Sinn zu sein: Aryas haben diese Freude und Yogis in der tiefen Versenkung.

    So ist's in den Sutren.


    Wie das bei euch ist, bei jedem einzelnen Otto Normalverbraucher, mögt ihr selber bei euch sehen.

    Das war natürlich von Anfang so in diesem Thread.

    Aber diskutieren kann man ja trotzdem mal darüber ein paar Tage wenigstens


    Vielen Dank an alle Beteiligten.





    :rainbow:

    • Offizieller Beitrag


    Weil die Menschen ja von sehr unterscheilichen Problemstellungen aus starten, gewichten sie sehr unterschiedlich.


    Ich kann ja sehr verstehen, auf welches Problem Rudolf hinaus will. Er sieht die Gefahr eines Selbstbetrugs, wo man meint genießen zu dürfen und sich darauf ausruht gelichzeitig Vergnüngen nachzuegehen und sich "buddhitisch korrekt" zu fühlen. In so einer Situation muß man einer gewissen Selbstgerechtigkeit entegenwirken und sich vergegenwärtigen, das man eben nicht so fortgeschritten ist wie man meint, sondern machmal ein kleiner Nadelstich ausreichen würde, um all die Anhaftung sichtbar zu machen.


    Aber man kann auch andere Probleme haben: Wenn man z.B zu Melnacholie oder Depression neigt, dann braucht einem keiner erzählen das man selber oder die Welt negativ ist. Eben weil man ja beständig Defizite erlebt. Dies ist nicht genug, jenes nicht nicht genug, das klappt nicht und auch die eigne Praxis ist nicht gut genug. Es ist eine Sicht die an allem negativen hängenbleibt. Es ist eine freudlose Sicht. Je nachdem in welche Richtung man beim Surfen mit seinem Segel ins Wasser gefallen ist, muß man beim Aufrichten in eine andere Richtung gehen. So wie gegen zu viel ungerechtfertigte Positivität ein Nadelstich der Negtivität sinvoll sein kann, der die Blase platzen lässt, hilft bei zu viel ungerechtfertigter Negativität das Gegenteil. Und das ist sich zu vergegenwärtigen, was da alles Positives ist. Und eben, dass jedes Aufgeben von Anhaftung in sich Freheit und Heiterkeit trägt. Auch bei Nicht-Buddhas.


    Natürlich wird das, was als Gegenmittel gegen die eine Einseitigkeit wirkt, selber zum Hindernis sobald man die Mitte überschritten hat.


    Das ist ja auch in der Medizin so: Jemand mit zu niederigem Blutdruck braucht eventuell die entgegengesetzten Mittel und Tips wie jemand mit zu hohem Blutdruck.

    • Offizieller Beitrag

    wo man meint genießen zu dürfen

    Natürlich darf ich genießen! Wer sollte mir das verbieten? Wir sind hier doch nicht bei den Katholiken, bei denen gleich das Strafgericht droht, wenn ich gesündigt habe. Ich muss halt mit den Konsequenzen rechnen: Ich entwickle unter Umständen Anhaftung, der Genuss wird mir fad, ich habe Angst das jeweilige nicht mehr genießen zu können, oder werde sauer, wenn jemand zwischen mir und dem Genuss steht.

  • dazu muss ich doch noch mal was sagen, ähnlich wie Thorsten:

    Ich kann ja sehr verstehen, auf welches Problem Rudolf hinaus will. Er sieht die Gefahr eines Selbstbetrugs, wo man meint genießen zu dürfen und sich darauf ausruht gelichzeitig Vergnüngen nachzuegehen und sich "buddhitisch korrekt" zu fühlen.


    Da fühle ich mich missverstanden, wenn jemand meint, bei meinen Gedanken in diesem Thread habe ich an "genießen dürfen" oder "nicht dürfen" gedacht.

    Ich habe einfach nur über das Thema Freude und Anhaftung mitdiskutieren wollen.


    Dürfen und Nichtdürfen kommt in Buddhas Lehre allerhöchstens bei dem Nehmen von Gelübden in Frage.

    :rainbow:

    • Offizieller Beitrag

    Meine Verwendung des Wortes "Dürfen" war wohl mißverständlich.


    Ich meinte es nicht im Sinne eines moralischen "Dürfens" sondern rein im Sinne eines Zielkonflikts: So wie in dem Satz "Wer nach Norden will, darf nicht nach Süden fahren" oder "Niemand der in einen Fluss springt, darf sich wundern, dass er nass wird."

  • Habe gerade in „Ohne mich ist das Leben ganz einfach“ von Ayya Khema


    die Stelle gelesen


    Zitat

    […]Wenn wir unsere Sinne als Lehrer und Freunde benutzen, werden wir immer wieder dankbar sein, dass wir sie alle in gutem Zustand besitzen, und uns daran erinnern, dass es Menschen gibt, denen nicht alle fünf Sinne zur Verfügung stehen, was uns wiederum hilft, Mitgefühl zu empfinden.

    Dankbarkeit ist eine wichtige Eigenschaft, weil darin Demut enthalten ist.[…]

    und an Deine Worte gedacht:

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Hallo Monikadie4.


    Schön. Danke für die Antwort. :)


    Ich bin auch zurückhaltend im Bezug auf Nibbana.


    Liebe Grüße