Buddhismus und Depression / Resignation

  • Ich habe eine Frage und möchte diese eingangs mal etwas platt und plakativ formulieren:


    Begünstigt die buddhistische Lehre es, das Leben in erster Linie als eine Qual zu sehen?


    Ich versuche mal, es näher zu erläutern, wie ich das meine.


    Dukkha kann wohl als einer der zentralsten Begriffe im Buddhismus bezeichnet werden. Alles, was ich mit den Sinnen (einschließlich des Denkens) wahrnehmen kann, ist durchdrungen davon. Alles ist außerdem Werden und Vergehen unterworfen, alles ist vergänglich. Weiterhin kann man sagen, der Buddhismus entlarvt einen Großteil dessen, wie wir gewöhnlich auf die Welt blicken, als illusionsbehaftet, als wirklichkeitsfremd.


    Es geht viel darum, loszulassen, sich zu verabschieden, zu überwinden. Es kann die Frage auftauchen: "Wozu das alles, was bleibt denn noch übrig?" Wenn man es wirklich zu Ende denkt, bleibt nichts übrig. Nichts, das dieser Welt zugerechnet werden kann. Nibbāna wird gleichsam in eine Parallelwelt verlegt, die sich von dem, was unsere gewöhnlichen Sinne wahrnehmen können, weit entfernt befindet.


    Das Werden und Vergehen, das Rad des Lebens, wie wir es mit unseren unmittelbaren Möglichkeiten sehen können, wird als etwas gesehen, das es zu überwinden gilt.


    Das alles kann dazu einladen, resigniert / niedergeschlagen / apathisch zu werden, finde ich. Oder nicht? Die "Erlösung" wird in gewisser Weise gerade NICHT im Hier und Jetzt angestrebt, sondern eben in einer Parallelwelt, jenseits aller Erscheinungen und Phänomene.


    So wie ich es hier formuliere, muss es vielleicht als falschverstandener Buddhismus bezeichnet werden, aber die Gefahr, zu solchen Ergebnissen zu kommen, finde ich doch ziemlich groß.
    Denn am Ende scheint es nicht darum zu gehen, das Dasein vor allem zunächst einmal selbst weitgehend von dukkha zu befreien. Natürlich geht es darum auch, aber in letzter Konsequenz ist das offenbar nicht das Ziel. Sondern das Ziel ist, gleichsam über den Kreislauf, in den wir eingebunden sind, hinauszuwachsen. Ihn zu verlassen. Aus meiner Sicht kann das davon ablenken, was für Möglichkeiten dem Menschsein möglicherweise innewohnen, das Hier und Jetzt selber zu verwandeln. Und zwar so zu verwandeln, dass dukkha abgemildert wird. Dass die gröbsten Stacheln und Dornen, soweit es das menschliche Potenzial zulässt, beseitigt werden.

    Das kann zwar keine dukkha-freie Welt hervorbringen, aber ich würde schon sagen, dass da eine ganze Menge möglich ist.


    Wenn ich Buddhismus mehr als eine Religion, denn als eine Möglichkeit, das menschliche Potenzial zum Erblühen zu bringen, sehe, kann es leicht passieren (wie in allen anderen Religionen auch), dass ich "die Rettung" in ein vermutetes Paralleluniversum verlege.


    Was denkt ihr zu meinen Gedanken? Wie seht ihr das?


  • Wer "den" Buddhismus als Weltflucht, Nihilismus oder Idealismus sieht, hat "den" Buddhismus nicht verstanden.

    Dukkha ist nur begrenzt mit Leid übersetzbar und es bedeutet auch nicht dass alles Leben Leiden ist.

    Je nach Richtung, wie im Zen, kann Befreiung durchaus (nur) in diesem gegenwärtigen Moment ermöglicht werden.

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Es gibt eine sehr schmale Grenze zwischen der Resignation und wie ich es bezeichne : Reizlosigkeit gegenüber dem Samsara.


    Ich erlebe seit 3 bis 4 Jahren eine Art von Sättigung oder vereinfacht gesagt, es reicht mir.

    Nein, ich bin nicht Selbstmord gefährdet.

    Das Glück und Unglück, dass ich in der Vergangenheit erlebt hatte, hat sich in Frieden verwandelt.

    Der Körper nützt sich immer mehr ab, man kann direkt fühlen, wie die Vergänglichkeit den Körper langsam zu Boden drückt, wo sich die Elemente dann neu anordnen müssen.


    Die Gräber füllen sich mit jenen, die man geliebt hat (die anderen erwischt es natürlich auch)

    Selbst die Erinnerungen an die wunderbaren Momente, Menschen, Tieren verblasst ganz langsam.

    Man fragt sich manchmal, ob das alte Leben überhaupt existiert hat.

    Wenn man versteht, dass man alles loslassen muss.. und ich rede nicht von dem Verstehen im Kopf, wenn das Herz erkennt, dass man nichts halten kann, dann ergreift man immer weniger.


    Jetzt ist es aber so, dass die buddhistische Lehre im Westen als Glücksbringer und Entspannungshilfe angesehen und verkauft wird.


    Wir wollen ja wer sein, und wir wollen auch in der Zukunft jemand sein, oder eben das andere extrem, dass wir nicht mehr sein wollen.


    Warum hat der Buddha seine Frau, seinen Palast, sein Leben im Luxus hinter sich gelassen?

    Weil das Glück der Welt, einen sehr hohen Preis fordert.


    Ich werde diesen "Test" vermutlich nicht mit der Note 1 abschließen, aber ich werde vollständige Freiheit von diesem Leben erlangen.

    Und diese Gewissheit konnte mir kein Buch, und kein Lehrer geben.

    Der Buddha hat uns einen sehr deutlichen Weg aufgezeigt und hinterlassen, aber wir müssen dort hin, wo niemand hin kommt, und wo unser angelerntes Wissen keinen Wert mehr hat.


    Wenn wir den Weg, der in unserem Herzen startet und endet nicht zu Ende gehen, mit Vertrauen in die buddhistische Lehre, und vertrauen in uns, dann werden wir jene Dinge erleben, die du in deinem Beitrag ansprichst.


    Alles Gute für Dich!

    Mögen wir alle Frieden finden!

  • die Lehre spricht von falschem Glück


    ist halt die Frage, ist damit automatisch alles falsch was uns in dieser Welt begegnet?


    Das kann ja nicht sein, weil in allem und jedem eine Buddhanatur wohnen soll. Oder die Christus Energie usw


    Also bleibt die Hoffnung, dass jeder Schabernack eigentlich dem Gemeinwohl dienlich sein wird


    Und am Ende alle zufrieden sind


    Go and Love Yourself_()_:like:

    Der Weg des Bogens, wer hält den Bogen?:dao:

  • Die Buddha Lehre oder auch Philosophien wie der Stoizismus sind desillusionierend, daher kann es gut möglich sein, dass man danach psychisch leidet. Es kommt halt auf die individuelle Herangehensweise an: Will ich mich weiterhin Trugbildern hingeben und "fröhlich" sein, oder will ich erkennen, wie die Welt und mein Leben darin gestaltet ist? Vergänglichkeit und Tod sind gerade die Dinge, die bei den Menschen nicht, bis wenig beachtet werden - man lenkt sich ab - ob das mehr Fluch oder Segen ist, muss sich jeder selbst fragen.

  • Man sucht ja immer nach Bestätigung. Wenn man also das Leben

    eher als Leidhaft sieht, findet man in der ersten edlen Wahrheit

    schon einen Ansatzpunkt.

    Eigentlich sollte es ja aber um die Überwindung

    des Leidest gehen. Dukkha wird oft falsch interpretiert.

    Es ist eben nicht das große Elend sonder die vielen kleinen

    Widrigkeiten des Alltags.

    Es gilt als Ziel sich von Anhaftungen zu befreien, was

    bedeutet, dass diese Welt es nicht Wert ist, sich mit ihr

    zu sehr zu identifiziert. Das kann man durchaus als

    nihilistisch ansehen. Persönlich bin ich bei der der ersten

    Wahrheit hängen geblieben.

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • Ob der Buddhismus starke nihilistische Tendenzen hat oder nicht , ist ja eine klassische Debatte.


    Wenn ich mir manche Texte so in Erinnerung rufe habe ich jedenfalls auch den Eindruck , das Lebensfreude und die Wertschätzung des täglichen Lebens nicht gerade betont werden.;)


    Grundsätzlich wird die menschliche Geburt aber schon als etwas wertvolles angesehen.( Mit ein paar Ausnahmen im "Kleingedruckten")


    Ich persönlich denke ,das es die große Stärke des Buddhismus ist, hier sowohl sehr weltabgewandt praktizieren zu können, wie auch mit echtem sozialen Engagement.

    O K , das Gleiche könnte man von der einzig wahren christilichen Kirche jetzt auch schreiben, aber ein paar kleine Unterschiede gibts da halt trotzdem.


    Und um die besser verstehen zu können,kommt man wohl um die ein oder andere "Depression " bzw große Ernüchterung nicht herum.


    _()_ Phönix

  • Es gilt als Ziel sich von Anhaftungen zu befreien, was

    bedeutet, dass diese Welt es nicht Wert ist, sich mit ihr

    zu sehr zu identifiziert.

    Ja, und das sehe ich etwas anders. Sowohl, die Welt als wertlos – und auch, sie als wertvoll zu betrachten – beides ist für mich Anhaftung. Das Eine führt zu Ablehnung (= das ist Anhaftung), das Andere führt zu Verzückung (= das ist auch Anhaftung).


    Es gibt aber noch eine andere Ebene, auf der ich es vernünftig finde (und das auch so fühle), dem Leben / Dasein eine bestimmte Art von Wert beizumessen. Alleine schon, weil es mir eben die Möglichkeit verschafft, mich zu schleifen / verfeinern / bearbeiten.


  • Es geht im Buddhismus ja darum Leiden zu beenden und nicht Depressionen hervorzurufen. Außer der ersten edlen Wahrheit gibt es deshalb noch die drei weiteren.
    Nibbana bedeutet Verlöschen der Leidensursachen. Je mehr die verlöschen desto weniger leidet man, der "höchste Frieden" ist dass vollkommene Verlöschen. Da kann sich jeder aussuchen welches Ziel er letztlich anstreben will.

  • Martin1980:

    Man fragt sich manchmal, ob das alte Leben überhaupt existiert hat.

    diesen Zustand kenne ich sehr gut.

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • mkha:

    Es gilt zu erkennen, dass der Schmerz und das Leid, ebenso, wie die Freude und das Glück, nicht aus irgendwelchen Faktoren im Äußeren resultieren, sondern ihren Ursprung lediglich im eigenen Denken habeṇ.

    das ist mir zu pauschal. Es gibt für mich sehr wohl äußere

    Umstände, die Leid auslösen.

    Wenn jemand hungert, kann man schlecht sagen, das sind nur

    deine Gedanken.

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • mkha:

    Es gilt zu erkennen, dass der Schmerz und das Leid, ebenso, wie die Freude und das Glück, nicht aus irgendwelchen Faktoren im Äußeren resultieren, sondern ihren Ursprung lediglich im eigenen Denken habeṇ.

    das ist mir zu pauschal. Es gibt für mich sehr wohl äußere

    Umstände, die Leid auslösen.

    Wenn jemand hungert, kann man schlecht sagen, das sind nur

    deine Gedanken.

    Was @mkha' geschrieben hat, ist eine allgemeine Formulierung eines grundlegenden Prinzips in der Lehre des Buddha. Wir müssen zwischen den wesentlichen Ursachen und den begleitenden Umständen unterscheiden.


    Die wesentlichen Ursachen unserer Leiden sind die Prägungen, die unsere früheren unheilsamen Handlungen in unserem Bewusstsein hinterlassen haben. Diese Prägungen in unserem eigenen Bewusstsein bringen aber ihre Wirkungen in Form von Leiderfahrung nur dadurch hervor, weil sie mit dafür geeigneten äußeren Umständen zusammentreffen.


    Es wird ja nicht gesagt, dass jemand hungert sei nur sein Gedanke. Hunger ist kein einfach nur ein Gedanke, sondern eine leidvolle Erfahrung. Für den Hunger einer Person gibt es aber Ursachen. Die wesentliche Ursache ist eine Prägung des Bewusstseins. Sie entfaltet aber ihre Wirkung nur, wenn sie mit geeigneten äußeren Umständen zusammen trifft. Die äußeren Umstände alleine reichen nicht aus.


    Die äußeren Umstände haben also eine andere Bedeutung als die wesentlichen Ursachen in Form unser Prägungen im Bewusstsein.


    Dass heißt wenn wir durch Bereinigungspraxis Prägungen unseres Bewusstseins, die durch frühere unheilsame Handlungen entstanden sind, beseitigen, können äußere Umstände kein Leiden mehr bewirken, da die wesentliche innere Ursache für Leiderfahrung nicht gegeben ist.


    Wenn wir die vier edlen Wahrheiten, die der Buddha in seiner ersten Lehrrede aufgezeigt hat, vollständig verstanden haben und die vierte edle Wahrheit üben und verwirklichen, dann können äußere Umstände kein Leiden mehr in uns hervorrufen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Wenn ich Buddhismus mehr als eine Religion, denn als eine Möglichkeit, das menschliche Potenzial zum Erblühen zu bringen, sehe, kann es leicht passieren (wie in allen anderen Religionen auch), dass ich "die Rettung" in ein vermutetes Paralleluniversum verlege.


    Was denkt ihr zu meinen Gedanken? Wie seht ihr das?

    Das Zitat habe ich jetzt nur mal so als Aufhänger ergriffen - ich beziehe mich aber auf dein Depressions-Thema.

    Depression - das ist eine Gefühlslage, die einen niederdrückt - also wie beim Wetter. Es wird unter Hindernisse - nivarana - ganz gut beschrieben.

    nívarana

    Davon zu unterscheiden ist Depression als Krankheit - man sollte also abklären, was zutrifft.


    Dieser Zustand tritt zwangsläufig ein, wenn jemand erfolgreich auf dem Weg fortschreitet und dann die Erfolge ausbleiben, d.h. die Erwartungen enttäuscht werden. :)

    Wenn man also dunkel erkennt, dass das Paralleluniversum auch nur das bereits bestehende Universum ist. Und wenn man das nicht wahrhaben will, sondern sich der Einsicht verweigert, dann dauert so eine Phase entsprechend lange und kann sich auch als Krankheit verfestigen. Dieser Gefühlszustand geht ja einher mit einer entsprechenden Lähmung, Dunkelheit, Perspektivlosigkeit.

    Deshalb ist es wichtig einen guten Freund zu finden, mit dem man zusammen praktiziert und der sich evtl. bereits mit den Hindernissen auskennt und sie erlebt hat.

    Die Dinge sind eben nicht so, aber sie sind auch nicht anders.

    :zen:



  • _()_

    Nun vieles ist mit Leiden behaftet..... Nur muss man auch die andere Seite sehen.

    Alles ist vergänglich (also genieße es).

    Wenn man Buddha liest merkt man auch schnell das Leiden nicht in der Welt entsteht sondern im Inneren, indem wir urteilen und bevorzugen.


    Und das nichts mehr bleibt das stimmt, aber wer nichts mehr zu verlieren hart kann alles Wagen und frei sein ohne Furcht.


    Außerdem lehrt Buddha auch nicht alles sofort los zu lassen sondern erst wen die Zeit gekommen ist.


    Man kann natürlich auch alles nur halb oder falsch verstehen aber das geht in jedem Konzept das mir bekannt ist.


    _()_

  • mkha:

    Es gilt zu erkennen, dass der Schmerz und das Leid, ebenso, wie die Freude und das Glück, nicht aus irgendwelchen Faktoren im Äußeren resultieren, sondern ihren Ursprung lediglich im eigenen Denken habeṇ.

    das ist mir zu pauschal. Es gibt für mich sehr wohl äußere

    Umstände, die Leid auslösen.

    Wenn jemand hungert, kann man schlecht sagen, das sind nur

    deine Gedanken.

    _()_

    Glaub einem der den Hunger kennt.... Hunger ist nicht leiden, leiden entsteht wen man den Hunger loswerden will und anfängt über gutes Essen nach zu denken das man aber nicht hat. Hunger ist nur Hunger und ja er schwächt den Körper und ja man kann daran sterben aber an Hunger alleine leidet man nicht man leidet nur an Dr Ablehnung des Hungers.

    Dies würde mir klar bereits etliche Jahre bevor ich Buddhas Lehre hörte als ich während eines Sport Klassenlagers noch essen wollte und nicht Mal ansatzweise unter dem Hunger lit (es wahren mehrere Tage also nicht bloß ein ausgelassenes essen)_()_

  • dukkha mit körperlichem Leid im Sinne von Schmerzen gleichzusetzen führt zu nichts. Habe ich derart Hunger, dass ich Magenschmerzen bekomme bringt mir auch eine "Erleuchtung" nichts. Leiden wird man daran definitiv, denn der Schmerz ist da. Was wir aber mit diesem Schmerz, körperlichem Leiden, machen, dass ist eine andere Frage.


    Nehmen wir Abhärtungstraining. Ich hatte Anfangs ziemliche Schmerzen, wenn meine Trainingsbrüder mit dem Langstock auf mich eingeschlagen hatten. Körperlich und psychisch hatte ich leiden. Mit der Zeit hatte ich den körperlichen Teil kennengelernt und gelernt damit umzugehen. Weg gegangen ist er körperlich nur zum Teil (Aufbau der Muskulatur, Knochen, Abstumpfung von Nerven, etc..). Psychisch hat sich dagegen recht deutlich etwas geändert, durch die Akzeptanz des körperlichen Leidens.


    Die deutsche Sprache ist bei solchen Sachen häufig schnell mal verwirrend. Viele Wörter sind stark kontextabhängig und breit definiert.

    _()_

  • dukkha mit körperlichem Leid im Sinne von Schmerzen gleichzusetzen führt zu nichts. Habe ich derart Hunger, dass ich Magenschmerzen bekomme bringt mir auch eine "Erleuchtung" nichts. Leiden wird man daran definitiv, denn der Schmerz ist da. Was wir aber mit diesem Schmerz, körperlichem Leiden, machen, dass ist eine andere Frage.


    Nehmen wir Abhärtungstraining. Ich hatte Anfangs ziemliche Schmerzen, wenn meine Trainingsbrüder mit dem Langstock auf mich eingeschlagen hatten. Körperlich und psychisch hatte ich leiden. Mit der Zeit hatte ich den körperlichen Teil kennengelernt und gelernt damit umzugehen. Weg gegangen ist er körperlich nur zum Teil (Aufbau der Muskulatur, Knochen, Abstumpfung von Nerven, etc..). Psychisch hat sich dagegen recht deutlich etwas geändert, durch die Akzeptanz des körperlichen Leidens.


    Die deutsche Sprache ist bei solchen Sachen häufig schnell mal verwirrend. Viele Wörter sind stark kontextabhängig und breit definiert.

    _()_


    Körperliche Schmerzen sind genau so Überwind bar wie psychische allerdings Fürth Abhärtung nicht dazu. Wenn du Schmerzen hast und diese ablehnst gewinnen sie an Kraft. Wen du sie festhältst und ablehnst zerreißen sie dich. Wen du sie aber akzeptierst und ihnen Aufmerksamkeit schenkst und sie ziehen lässt und nur beobachtest Dan sind sie nichts grosses. Der Hunger wird verschwinden, auch wen du nicht isst. Es wird nicht gut für deinen Körper sein und du wirst nach spätestens 3 bis 4 Wochen sterben. Aber leiden wirst du während dieser Zeit nur durch deinen Geist._()_

  • Daher sprach ich explizit auch von der Auswirkung der Akzeptanz auf den psychischen Aspekt. Der körperliche Schmerz vergeht weil der Körper irgendwann nicht mehr den Reiz erzeugt aber nicht weil man Buddhismus praktiziert. Und genau das ist der Knackpunkt. dukkha hat mit dem körperlichen Effekt des Hungerns nichts zu tun*.


    Leid wird, wie bereits gesagt, mehrfach besetzt genutzt.




    * Buddhismus und Depression / Resignation

    _()_

    Einmal editiert, zuletzt von xiaojinlong ()

  • Sili Sehe ich ähnlich.


    In den Lehrreden ist mit dukkha/Leiden auch körperliches Leid, also Schmerzen gemeint, ich kann entsprechende Stellen gerne posten, das stimmt schon so.


    Zum Eingangspost ein Kommentar. Schmu . Es ist ja doch recht normal, mal traurig darüber zu sein, dass alles ja wirklich zu Ende geht? Es muss ja keine Lebeneinstellung gleich werden: Sich den Kopf mit Vorstellungen über das Leiden und über Nibbana zuzuballern. Aber mal Trauer empfinden? Oder auch mal Ekel?


    Mit möglicherweise aufkommenden Gefühlen der Resignation (oder auch mal Aphatie?) muss man irgendwie zurechtkommen. Gehört doch dazu, oder? Aber: die Lehre Buddhas ist die vom Leid, seiner Entstehung und Vernichtung. Und nicht eine, die Leiden (grundsätzlich, also auf Dauer) vermehren soll. Sie wird aber (wie so viele Dinge) wohl öfter auch falsch, also nicht eingehend genug ertastet und darum weniger verstanden also auch mal ungut 'angewandt' - mit den dazugehörigen Folgen ...


    Zumindest die Lehre Buddhas (ich glaube daneben auch weitere Lehren des Buddhismus) ist ja von 'Natur aus' eben keine, die eine dauerhafte Phase von Resignation und Missmut und Tagträumereien begünstigt. Doch wohl eher im Gegenteil? Oder meinst du, wir sind alle (?) schon way beyond einer Möglichkeit dieses Ding noch einigermassen weise anzufassen?

  • Zumindest die Lehre Buddhas (ich glaube daneben auch weitere Lehren des Buddhismus) ist ja von 'Natur aus' eben keine, die eine dauerhafte Phase von Resignation und Missmut und Tagträumereien begünstigt. Doch wohl eher im Gegenteil? Oder meinst du, wir sind alle (?) schon way beyond einer Möglichkeit dieses Ding noch einigermassen weise anzufassen?

    Mein Eingangspost sollte nicht meine eigene Meinung widerspiegeln. Ich wollte nur mal ein paar Ansichten sammeln, wie ihr das so seht.


    Ich habe gelegentlich das Gefühl, dass bei diesem oder jenem jegliche Form der Freude oder Wertschätzung etwas zwiespältig beäugt wird, oder sogar schnell mal in die "Anhaftungs-Ecke" gepackt wird.


  • Ich habe gelegentlich das Gefühl, dass bei diesem oder jenem jegliche Form der Freude oder Wertschätzung etwas zwiespältig beäugt wird, oder sogar schnell mal in die "Anhaftungs-Ecke" gepackt wird.

    Ja, das Gefühl habe ich auch. Vielleicht paart sich da eine buddhistische Idee mit etwas Calvinismus?

    ;)


    Ich finde die Frage "ist Freude immer mit Anhaftung verbunden?" mittlerweile für mich selbst sogar überflüssig. Weil: Genau darum geht es doch (unter anderem) in der Einsichtsmeditation, dies im Einzelfall zu untersuchen. Wo erzeuge ich durch Anhaftung Dukkha? Eine pauschale Antwort sehe ich da eher als hinderlich an; die bringt mich in der Betrachtung keinen Schritt weiter.


    Dazu kommen noch "freudige Zustände" in der Meditation wie piti/Verzückung. Die gelten grundsätzlich als heilsam, können aber auch zur Anhaftung an bestimmte Meditationserlebnisse führen, und damit Gegenstand von Dukkha werden.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Begünstigt die buddhistische Lehre es, das Leben in erster Linie als eine Qual zu sehen?

    Für mich ist das nicht so.

    Das hängt bei mir vor allem mit dem Paramita "Tatkraft" zusammen.

    Tatkraft bedeutet: "Freude am Heilsamen".

    Diese Freude kann man jetzt schon genießen, das ist ein gutes Gegenmittel "das Leben als Qual" zu sehen.

    Es macht den Geist weit.

    Praktiziert man heilsame Handlungen kann man damit gleich Mitfreude üben. Wieder Freude, nur eine andere Art von Freude :)

    Und letztendlich, das wurde ja schon gesagt, bestehen die 4 edlen Wahrheiten eben nicht nur aus der ersten Wahrheit. Vor allem die dritte und vierte Wahrheit macht Hoffnung. Man darf sich nur nicht zuviel auf einmal vornehmen, sonst könnte man sich verzetteln. Ein Schritt nach dem anderen 8)

  • Manchmal sind Kalendersprüche gar nicht so schlecht... :)


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Geklaut bei Facebook...


    "unneccesary Drama" finde ich gar keine so schlechte Übersetzung für Dukkha.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Der körperliche Schmerz vergeht weil der Körper irgendwann nicht mehr den Reiz erzeugt aber nicht weil man Buddhismus praktiziert. Und genau das ist der Knackpunkt. dukkha hat mit dem körperlichen Effekt des Hungerns nichts zu tun.

    Das würde ich so nicht sagen. Der körperliche Effekt wird vom Buddha schon mit dukkha in Verbindung gebracht: Geburt, Alter Krankheit und Tod ist u.a. auch dukkha.


    Da gibt es dieses Pfeilgleichnis:


    Zitat

    Wird aber der erfahrene edle Jünger, ihr Mönche, von einem Wehgefühl getroffen, dann ist er nicht traurig, beklommen, jammert nicht, schlägt sich nicht stöhnend an die Brust, gerät nicht in Verwirrung. So empfindet er nur ein Gefühl, ein körperliches, kein gemütmäßiges.

    Gleichwie, ihr Mönche, wenn da ein Mann von einem Pfeil angeschossen würde, aber kein zweiter Pfeil würde nach ihm geschossen. Dieser Mensch, ihr Mönche, wird also nur das Gefühl von e i n e m Pfeil empfinden. Ebenso nun auch, ihr Mönche, wenn der belehrte edle Jünger von einem Wehgefühl getroffen wird, dann ist er nicht traurig, beklommen, jammert nicht, schlägt sich nicht stöhnend an die Brust, gerät nicht in Verwirrung: Nur ein Gefühl empfindet er, ein körperliches, kein gemüthaftes.

    S.36.6


    Falls Verblendung und Begehren vollkommen ausgelöscht sind ist damit nicht der Körper und der Geist ausgelöscht, somit auch nicht körperliches Schmerzgefühl. Außer in tiefer Meditation, in höherem oder höchstem jhana. Im Alltag wird es dann aber möglich sein jeden körperlichen Schaden und damit einhergehende Schmerzen zu ertragen, wie stark sie auch sein mögen.