Geistestraining ermöglicht es uns, gleich zu Beginn zu erkennen, hier ist ein Gefühl, angenehm, unangenehm oder neutral, und das automatische Entstehen von Emotionen, die die Grundlage unseres Handelns bilden, zu unterbinden. Wenn wir das geübt haben, erhalten wir die Freiheit, bewusst zu agieren und uns diesem Automatismus zu entziehen. Das ist Frieden. Das ist Nirvana.
Ich habe die Gefühle nicht komplett unterbunden insofern kann ich nicht so über das Verlöschen (Nibbana) oder Unterbundensein von Gefühlen reden wie du. Ich kann über das reden was bei mir ist. Nämlich dass ich zB ungute Gefühle erkenne und mich besser und besser davon distanzieren kann, bzw dass es bestimmte Gedankenbildungen nicht mehr so stark provoziert. Die Ablösung oder Veränderung von Gewohnheiten (Automatismen) kenne ich ebenso.
Allerdings habe ich mehr als nur eine vage Ahnung davon wie tief das eigentlich alles noch weiter geht mit den Automatismen. Du gehst ja auf diesen Umstand in Form dieser Zeilen ein.
Zu mehr als 90% der Zeit sind wir nicht bewusst. Wir handeln automatisch. Die auf uns einströmenden Eindrücke erzeugen Gefühle. Die sind entweder angenehm, unangenehm oder neutral. Daraus werden Emotionen geboren: Freude, Wut, was auch immer. Daraus entstehen Handlungen.
Weil dieses Wiederwerden unbewusst abläuft, haben wir darüber keine Kontrolle. Immer und immer wieder machen wir die selben Dinge und können nicht anders. Das erzeugt Dukkha. Das ist das Samsara.
Da kann man ja mal fragen, wie würde man denken und sprechen, würden nicht 90 Prozent unbewusst ablaufen, sondern nur 50 oder nur 40 vielleicht.
Allerdings ist eine bloss quantitative Aussage nur bedingt aussagekräftig, denn es kommt ja auch/vor allem auf die Qualität des Willens und des demgemässen Handelns an. Auch wenn es unbewusst geschieht, es geschieht und prägt den Geist. Und führt in deinen Worten zu Automatismen.
Zu den Automatismen würde ich auch kulturelle Vorstellungen und Diskursbereitschaften zählen - die wurden einem so gedacht durch das kulturelle und soziale Umfeld unbewusst (eher dem Gefühl als der Vernunft folgend 'ansozialisiert'.