Wie ernst nehmt ihr die Wiedergeburtslehre im Pali Kanon?

  • Geistestraining ermöglicht es uns, gleich zu Beginn zu erkennen, hier ist ein Gefühl, angenehm, unangenehm oder neutral, und das automatische Entstehen von Emotionen, die die Grundlage unseres Handelns bilden, zu unterbinden. Wenn wir das geübt haben, erhalten wir die Freiheit, bewusst zu agieren und uns diesem Automatismus zu entziehen. Das ist Frieden. Das ist Nirvana.


    Ich habe die Gefühle nicht komplett unterbunden insofern kann ich nicht so über das Verlöschen (Nibbana) oder Unterbundensein von Gefühlen reden wie du. Ich kann über das reden was bei mir ist. Nämlich dass ich zB ungute Gefühle erkenne und mich besser und besser davon distanzieren kann, bzw dass es bestimmte Gedankenbildungen nicht mehr so stark provoziert. Die Ablösung oder Veränderung von Gewohnheiten (Automatismen) kenne ich ebenso.

    Allerdings habe ich mehr als nur eine vage Ahnung davon wie tief das eigentlich alles noch weiter geht mit den Automatismen. Du gehst ja auf diesen Umstand in Form dieser Zeilen ein.


    Zu mehr als 90% der Zeit sind wir nicht bewusst. Wir handeln automatisch. Die auf uns einströmenden Eindrücke erzeugen Gefühle. Die sind entweder angenehm, unangenehm oder neutral. Daraus werden Emotionen geboren: Freude, Wut, was auch immer. Daraus entstehen Handlungen.


    Weil dieses Wiederwerden unbewusst abläuft, haben wir darüber keine Kontrolle. Immer und immer wieder machen wir die selben Dinge und können nicht anders. Das erzeugt Dukkha. Das ist das Samsara.



    Da kann man ja mal fragen, wie würde man denken und sprechen, würden nicht 90 Prozent unbewusst ablaufen, sondern nur 50 oder nur 40 vielleicht.


    Allerdings ist eine bloss quantitative Aussage nur bedingt aussagekräftig, denn es kommt ja auch/vor allem auf die Qualität des Willens und des demgemässen Handelns an. Auch wenn es unbewusst geschieht, es geschieht und prägt den Geist. Und führt in deinen Worten zu Automatismen.


    Zu den Automatismen würde ich auch kulturelle Vorstellungen und Diskursbereitschaften zählen - die wurden einem so gedacht durch das kulturelle und soziale Umfeld unbewusst (eher dem Gefühl als der Vernunft folgend 'ansozialisiert'.

  • Da kann man ja mal fragen, wie würde man denken und sprechen, würden nicht 90 Prozent unbewusst ablaufen, sondern nur 50 oder nur 40 vielleicht.

    Hendrik hatte hier absolut recht... Ich denke sogar, es geht um viel mehr, als 90 Prozent.. Unseres soganannte Bewusste Verhalten ist sehr tief vor-konditionert und wie roboter-haft, also fern-gesteurt. Das ist aber reine Psychonalyse, so hatte ich im anderem Leben studiert. Man sieht es nichts, man ist also kein "Herr-Scher" im /als ob /dem "eigenen Hause". Man ist der Sklave von dem unbewussten Impulsen oder Emotionen, die wir nichts wahrhenmen, denn so funktioniert das Bewusstein. Das ist reine und und moderne Wiisenschaft, man kann hier absolut nichts aussetzen.


    Allerdings ist eine bloss quantitative Aussage nur bedingt aussagekräftig, denn es kommt ja auch/vor allem auf die Qualität des Willens und des demgemässen Handelns an. Auch wenn es unbewusst geschieht, es geschieht und prägt den Geist. Und führt in deinen Worten zu Automatismen.

    Der Wille ist aber auch bedingt, so man kann bei "Libet-Experiment" genug nachschauen, aber wenn ich mich rund um die Uhr es bewusst mache, und dann ich entscheide mich ( im vorhinein) , dass ich nichts re-agieren würde, aber zuerst auf den Knopf " Stopp!" drücke und meine Absicht einfach zuerst reflektiere, dann es wäre schon die Milderung von den "Automatismen " ( via dukkha).


    Zu den Automatismen würde ich auch kulturelle Vorstellungen und Diskursbereitschaften zählen - die wurden einem so gedacht durch das kulturelle und soziale Umfeld unbewusst (eher dem Gefühl als der Vernunft folgend 'ansozialisiert'.

    Alle sogenannte "kulturelle " oder " soziale " Vorstellungen man bekommt etwas im sehr früherem Alter ( bis 3 Jahren, wenn ich es richtig erinnere), also wir sind sozialisiert nach den bestimmnten Patternen, oder Mustern, aber wir haben keinen blassen Schimmer über das ganze ... ( also bewusst) . Wenn man auf dem Fahrad radelt, er macht keine Gedanken, auch im Auto, es alles läuft unbewusst ab. Und so funktioniert unsere Psyche. Man kann es natürlich, in die buddhistiche Begfiffe übersetzen oder so interperetieren. Wenn man im klarem Ist, dass Nibbana der Zustand ist, der frei von Gier , Hass, oder der Verblendung ( via "Automatismen""), das macht Sinn. Und absolut kompatibel mit der modernen Neuro-Wissenschaft.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Mich kannst du getrost aus dem Wir ausklammern. Ich radel sehr bewusst und Gottseidank schaffe ich es auch nicht zu denken, wenn ich zB radfahre - das wäre ja im Gegenteil ein Ausdruck von Unbewusstheit über die Gefahr dabei - denken und Auto bzw Fahrradfahren.

  • Ich radel sehr bewusst und Gottseidank schaffe ich es auch nicht zu denken, wenn ich zB radfahre

    Das heisst in der Kognition-Psychologie eher "wach-sam"... Nichts "du" schaffst es.. Es gibt kein "Du/Ich" im Gehirn.. Und auch kein Zentrum, der für alles als ob die Verantwortung trägt. So wie unsere Eingeweide, Herz, Milz, Nieren... alles läuft un-bewusst ab. Sogar sehr erfahrene Yogis können es nichts steuern. Es spengt aber das Thema von Thread ..

    Alles gute, weiter --"zu radeln" ( ach, "ohne zu denken" (: ), liebe eitelpfuetze :)

    :taube:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich habe die Gefühle nicht komplett unterbunden insofern kann ich nicht so über das Verlöschen (Nibbana) oder Unterbundensein von Gefühlen reden wie du.

    Vorsicht, genau lesen. Nicht die Gefühle werden unterbunden, sondern man lernt, das entstehen von Emotionen als automatische Reaktion auf die Gefühle zu vermeiden oder möglichst kurz zu halten, bekannt unter dem Begriff nicht-ergreifen.


    Gefühle lassen sich nicht unterbinden, aber man kann lernen, sie schnell wieder gehen zu lassen. Mir scheint, Du beschreibst tatsächlich den gleichen Sachverhalt wie Hendrik.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Es gibt kein "Du/Ich" im Gehirn..


    Das ist eigentlich nirgendwo drin insofern sehe ich den Wert der Aussage jetzt nicht so.


    Das Daseinsmerkmal anatta bezieht sich ja auf jede Erscheinung.

  • Ich habe die Gefühle nicht komplett unterbunden insofern kann ich nicht so über das Verlöschen (Nibbana) oder Unterbundensein von Gefühlen reden wie du.

    Vorsicht, genau lesen. Nicht die Gefühle werden unterbunden, sondern man lernt,


    Geistestraining ermöglicht es uns, gleich zu Beginn zu erkennen, hier ist ein Gefühl, angenehm, unangenehm oder neutral, und das automatische Entstehen von Emotionen, die die Grundlage unseres Handelns bilden, zu unterbinden.


    Ich habe von mir geschrieben Aravind . Hier (bei mir) ist kein Nibbana. Es sind noch genügend Gefühle und Automatismen da ... und darüber kann ich reden. Ich könnte meine Fortschritte meine freien sehr hellen sehr friedlichen Momente mit dem Wort Nibbana schmücken, aber meinem Verständnis nach wäre das grundfalsch.

  • Weil die Wiedergeburt auf dem gesamten Praxispfad bis

    zum Ende des Leidens eine derart wichtige Arbeitshypothese darstellt,

    und weil die Missverständnisse über diesen Punkt so weit verbreitet

    sind, ist es notwendig, die eigentlichen Lehren des Buddha und deren

    Kontext etwas ausführlicher zu behandeln.

    Das kann ich unterschreiben.

  • Gefühle lassen sich nicht unterbinden, aber man kann lernen, sie schnell wieder gehen zu lassen.

    Bedingung für Gefühl oder Empfindung ist Kontakt. Dabei gibt es die aktive ( durch Verlangen oder Aversion) und passive ( durch Verblendung ) induzierte Version. Dogen sagt im Shobogenzo "Empfinden ist Leiden" - wobei eben die Empfindung - also Leiden - eine sehr wichtige Information ist und ich Gefühle erst dann los lasse, wenn ich so viel wie möglich darüber erfahre, d.h. die Bedingungen mir bewusst mache.

    Wenn Gier und Hass aufgehört haben, sind Gefühle kein Problem, d.h. Leiden wird dann unpersönlich und es findet keine Identifikation mehr statt. Dann kann man sich Gefühle sehr lange ansehen bis sie ganz kleine Wellen im Geist geworden sind.

    :zen:

  • Das kann ich unterschreiben.

    Das freut mich _()_

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • ch habe von mir geschrieben Aravind . Hier (bei mir) ist kein Nibbana

    Ja, das habe ich verstanden.


    Du schreibst von der Überwindung von Gefühlen und Automatismen, es geht aber "nur" um den zweiten Teil, die Überwindung der Reaktionen auf Gefühle. Die Gefühle werden immer da sein, und das ist auch kein Problem.


    Dukkha entsteht erst durch die automatische Reaktion und Bewertung der Gefühle, das Gefühl ist nicht das Problem. Durch die liebevolle Annahme der Gefühle schwächt sich sowohl die körperliche Reaktion als auch die intellektuelle Interpretation der Gefühle ab, so wie Leonie es beschreibt.


    Ich finde es wichtig, das zu unterscheiden.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • ch habe von mir geschrieben Aravind . Hier (bei mir) ist kein Nibbana

    Ja, das habe ich verstanden.


    Du schreibst von der Überwindung von Gefühlen und Automatismen, es geht aber "nur" um den zweiten Teil, die Überwindung der Reaktionen auf Gefühle. Die Gefühle werden immer da sein, und das ist auch kein Problem.


    Hendrik brachte die Thematik der Überwindung Gefühle zu überwinden. auf. Ich nicht. Aber Buddha erklärte das ja auch. Darum geht es in dieser Lehre, so wie ich sie verstehe, denn letztlich ist auch jedes Gefühl dem Wandel unterworfen also leidvoll.

  • Insofern verstehe ich eine Aussage wie 'ich werde in jedem Moment wiedergeboren' als eine Aussage dieser Art: Gefühl, Bewusstsein, Wahrnehmung und Körper ist mein/mein Ich. Und das führt ja nicht zu Distanz bzw repräsentiert für mich nicht das Ziel, Automatismen überwinden zu wollen. Da möchte ich ich vorrangig die unguten Automatismen erwähnen, denn gibt es ja noch die heilsamen Varianten. Und wenn sich die vermehren ist das ja gut.

  • Geistestraining ermöglicht es uns, gleich zu Beginn zu erkennen, hier ist ein Gefühl, angenehm, unangenehm oder neutral, und das automatische Entstehen von Emotionen, die die Grundlage unseres Handelns bilden, zu unterbinden. Wenn wir das geübt haben, erhalten wir die Freiheit, bewusst zu agieren und uns diesem Automatismus zu entziehen. Das ist Frieden. Das ist Nirvana.

    Gefühle sollten sicher nicht unterbunden oder kontrolliert werden. Das wäre der völlig falsche Ansatz und führt nicht zu Nirvana, sondern zu einer neurotischen Erkrankung. Alle Gefühle, Träume, Gedanken, der gesamte "Fluss des Lebens" haben ihre Berechtigung. Sie sind schlicht Wirkungen der vielfältigen Ursachen in und um mich herum. Wenn ich Ursachen und Umstände ändern, ändern sich auch die Gefühle. Darum unter anderem hat Ethik im Buddhismus so einen hohen Stellenwert. Ethik verändert die Ursachen und Umstände, die dann wiederum meine Emotionen, Pläne, Hoffnungen und Vorstellungen hervorbringen.


    Im Zen gibt es den Satz: Keine Schneeflocke fällt an die falsche Stelle.


    Etwas anderes ist es, wenn die Gefühle als Motor durch den Keilriemen der Identifikation das Handeln bestimmen. In der Meditation kann ich lernen, diesen Verbindung zu sehen, zu verstehen und bei Bedarf zu trennen. Das Gefühl entfaltet trotzdem seine volle Kraft, ist aber nicht mehr in jedem Fall der Motor meiner Handlungen, und auch nicht mehr Ursache des Leidens an diesem Gefühl. Es ist da, wie auch das Geräusch des Windes in den Bäumen da ist. Ich kann den Wind nicht kontrollieren oder unterbinden... warum sollte ich auch?


    Auf der anderen Seite wäre mein Handeln völlig entmenschlicht, wenn nicht auch Gefühle dabei ein Rolle spielen würden. Liebe, Mitfreude, Tatkraft, aber auch Wut, Angst und Trauer können der Motor zu sehr positiven Veränderungen im Leben sein. Das ist wie bei einem Fluss, in dem ich entweder ertrinken kann oder dessen Kraft ich nutzen kann, um eine Mühle zu betreiben.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Darum geht es in dieser Lehre, so wie ich sie verstehe, denn letztlich ist auch jedes Gefühl dem Wandel unterworfen also leidvoll.


    Dukkha entsteht erst durch die automatische Reaktion und Bewertung der Gefühle, das Gefühl ist nicht das Problem. Durch die liebevolle Annahme der Gefühle schwächt sich sowohl die körperliche Reaktion als auch die intellektuelle Interpretation der Gefühle ab, so wie Leonie es beschreibt.

    Mir ist da ein Denkfehler in meiner Argumentation aufgefallen:

    (Körper) Gefühl, Wahrnehmung, Antriebe, Bewusstsein = Skandha; kann nicht überwunden werden. Das geht einfach nicht. Damit geht jede automatische Reaktion verloren und es bricht das Leben in, mit der Wirklichkeit zusammen. Das sind die heilsamen Varianten.

    Da möchte ich ich vorrangig die unguten Automatismen erwähnen, dann gibt es ja noch die heilsamen Varianten. Und wenn sich die vermehren ist das ja gut.


    Alle unheilsamen Automatismen sind die von der Persönlichkeit/Ich gebildeten, durch Überwindung des Nicht-Ergreifen.

    Dieses sich mit den Gefühlen usw. identifizieren, als Meine, macht das Unheilsame. Diese Einbildung, dass Skandha Mein und Ich sind, ist das Unheilsame und das gilt es zu Überwinden.

    Nächste Frage, warum ist das so schwer?

    Überwinden bedeutet, die gleiche Energie einzusetzen, die die Inbesitznahme gebraucht und bis zum Erkennen erzeugt hat.

    Wenn eine Meinung verfestigt, ein Prinzip wurde, hat sie Energie gebündelt und die Meinung wird zu einem unheilsamen Automatismus, Prinzipien sind anfangs hilfreich und nützlich.


    Das Überwinden der bewusst erzeugten Meinungen über meine Prinzipien, ist die Lehre des Buddha, aber eben nicht sie vernichten, sondern das sich damit identifizieren überwinden.

    So werden die Sila eingehalten, nicht als Prinzipien, sondern als Vorschläge leidfreier zu handeln. Mache ich aus den Silas Gebote, Verbote lösen sie immer Leiden aus, entweder bei mir oder durch mich bei meinen Mitmenschen.


    Zu Wiedergeburt: Buddha hat daraus ein Prinzip gemacht und letztlich zu einer Säule, man muss das als Säule betrachten. Jedes sich identifizieren, lieben oder sich ablehnend verweigern, verabscheuen bindet mir die Säule Wiedergeburt auf den Rücken.


    Alle nicht neu bewerteten Prinzipien, Glaubensgrundsätze sind auf meinem Rücken, da kann und will ich sie auch nicht mehr prüfen, aus den Augen, aus dem Sinn, das bin eben ich, so bin ich und das werde ich verteidigen.

  • Mir ist da ein Denkfehler in meiner Argumentation aufgefallen:

    (Körper) Gefühl, Wahrnehmung, Antriebe, Bewusstsein = Skandha; kann nicht überwunden werden. Das geht einfach nicht.


    Warum glaubst du das?


    Viele glauben ja dass es mit dem Tod damit vorbei ist, dass es so geht.

  • Das alles mit meinem Tod, wobei ist, glaube ich nicht. Das es eine Wiedergeburt gibt, glaube ich nicht. Warum sollte ich mir einen Glauben bauen? Warum darf ich den gebauten Glauben nicht aufgeben und zu einen Persönlichkeitsanteil machen? Ich weiß weder, ob alles vorbei ist, noch dass es eine Wiedergeburt gibt. Wozu sollte ich mich wie bisher mit meinem Glauben identifizieren?


    Es ist kein Glaube, es ist mein vom Leiden an Persönlichkeit sein zu müssen oder zu wollen befreien. Mein z.B. Ellviral/Helmut sein ist keine Säule mehr auf dem Rücken. Ich kann sehen und ändern, auch wenn es viel Energie benötigt. Aber Gleichgültigkeit durch Identifizieren mit, dass ich eben so bin, hat viel Energie gebunden, von der ich bisher nichts wusste.

    Befreiung ist nicht nur die Befreiung von Leid, sondern auch das erkennen, dass ich auch eine Säule bin, und die hat nichts AUF meinem Rücken zu suchen.

  • Insofern verstehe ich eine Aussage wie 'ich werde in jedem Moment wiedergeboren' als eine Aussage dieser Art: Gefühl, Bewusstsein, Wahrnehmung und Körper ist mein/mein Ich. Und das führt ja nicht zu Distanz bzw repräsentiert für mich nicht das Ziel, Automatismen überwinden zu wollen. Da möchte ich ich vorrangig die unguten Automatismen erwähnen, denn gibt es ja noch die heilsamen Varianten. Und wenn sich die vermehren ist das ja gut.

    Eigentlich müssten dann alle, die diesen scheinbaren Widerspruch zum Ausdruck gebracht haben, sofort die Zelte hier abbrechen. Dann gäbe es keine Diskussionen, Klarstellung... nix mehr.


    So ist das aber nicht gemeint, sondern so, wie Aravind, Thorsten usw. schreiben


    Aber an Deiner Argumentation wird deutlich, dass das offenbar alles für Dich noch Theorie ist. Es hilft nichts, Du musst das (er)leben.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Mir ist da ein Denkfehler in meiner Argumentation aufgefallen:

    (Körper) Gefühl, Wahrnehmung, Antriebe, Bewusstsein = Skandha; kann nicht überwunden werden. Das geht einfach nicht.


    Warum glaubst du das?

    Warum sollte ich mir einen Glauben bauen?


    Ich wollte für diese These oder diesen Glaubenssatz eine Begründung bzw sie hat mich interessiert. Denn du stelltest diese These ja auf. Ich fragte dich das selbe wie du jetzt. Warum, was ist deine Begründung dafür.

  • Insofern verstehe ich eine Aussage wie 'ich werde in jedem Moment wiedergeboren' als eine Aussage dieser Art: Gefühl, Bewusstsein, Wahrnehmung und Körper ist mein/mein Ich. Und das führt ja nicht zu Distanz bzw repräsentiert für mich nicht das Ziel, Automatismen überwinden zu wollen. Da möchte ich ich vorrangig die unguten Automatismen erwähnen, denn gibt es ja noch die heilsamen Varianten. Und wenn sich die vermehren ist das ja gut.

    Eigentlich müssten dann alle, die diesen scheinbaren Widerspruch zum Ausdruck gebracht haben, sofort die Zelte hier abbrechen. Dann gäbe es keine Diskussionen, Klarstellung... nix mehr.


    Warum? Bzw: Welchen Widerspruch oder scheinbaren Widerspruch meinst du?



    So ist das aber nicht gemeint, sondern so, wie Aravind, Thorsten usw. schreiben


    Was genau ist nicht so gemeint? Ich meine es genau so. Das ist unter anderem eine meiner Übungen. Distanz zu bestimmten Gefühlen und Willensregungen herzustellen mit der Betrachtung die Buddha vorschlug: das ist nicht mein.


    Aber an Deiner Argumentation wird deutlich, dass das offenbar alles für Dich noch Theorie ist. Es hilft nichts, Du musst das (er)leben.

    _()_


    Da vermutest du falsch.

    Es ist erlebte und erfahrene und dazu auch anschaulich erklärbare Praxis.

  • Warum glaubst du das?

    Warum sollte ich mir einen Glauben bauen?


    Ich wollte für diese These oder diesen Glaubenssatz eine Begründung bzw sie hat mich interessiert. Denn du stelltest diese These ja auf. Ich fragte dich das selbe wie du jetzt. Warum, was ist deine Begründung dafür.

    Ich baue einen, meinen Glaubensgrundsatz, mein Prinzip/Vorgehen auf, weil ich mit diesem Gedankentrick das bekommen habe, was ich mir wünsche, mein Handeln im Sinne des Prinzips mich glücklich macht. (Mein Antrieb.)

    Lasse ich dieses Prinzip nicht los, sondern bewahre es auf, um später genauso zu handeln, wenn es um meine Wünsche geht, merke ich nicht, dass es ein vergangenes Prinzip ist. Wenn es scheitert, leide ich und weiß nicht warum.

    Erst, wenn ich scheitere, sollte ich mich hinterfragen, was ich überhaupt gemacht habe und warum.

    Doch wie ich mich kenn, gebe ich dem anderen die Schuld, was noch mehr Leiden erzeugt. Wenn ich nicht die eigenen Vorstellungen, Vor-Beurteilungen erkenne, die einmal richtig waren, werde ich genau das, was man von mir denkt. „Der ändert sich nie mehr.“

  • Aber an Deiner Argumentation wird deutlich, dass das offenbar alles für Dich noch Theorie ist.

    Nö, ganz im Gegenteil. ;) Genau das ist zentraler Teil meiner Praxis seit einiger Zeit.


    Gerade das schnelle, unmittelbare Erkennen von Gefühlen über ihre körperlichen Wirkungen ist, wie ich finde, ein ganz spannender Prozess, und eine Grundlage, um in diese Gefühle nicht verwickelt zu werden.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    PS: Das war an Eitelpfütze gerichtet, oder :) :)

  • Da möchte ich ich vorrangig die unguten Automatismen erwähnen, denn gibt es ja noch die heilsamen Varianten. Und wenn sich die vermehren ist das ja gut.

    Genau, finde ich auch einen wichtigen Punkt. Erst die unheilsamen Reaktionen vermindern und die heilsamen fördern (was dann wahrscheinlich automatisch passiert, aber da müsste ich mal drüber nachdenken). Und später werden auch die heilsamen unwichtig, weil weder das eine noch das andere "Ich ist oder mein ist".

    (vielleicht ist "unbedeutend" richtiger).


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich bin mir nicht sicher, ob Du meinen Post richtig verstanden hast, lieber Thorsten Hallscheidt . Zum Beispiel sprach ich an keiner Stelle davon, dass man Gefühle unterbinden oder kontrollieren solle. Buddhismus unterscheidet Gefühle von Emotionen. Gefühle können nur angenehm, unangenehm oder neutral sein. Auf die haben wir im Prinzip keinen Einfluss. Daraus erwachsen komplexe Emotionen. Geistestraining übt die Entstehung(!) dieser komplexen Emotionen zu beeinflussen, zu kontrollieren. Nicht die Emotionen selbst. Und auch unterbinden von Emotionen ist nicht das Ziel. 🙏

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Buddhismus unterscheidet Gefühle von Emotionen.

    Das dachte ich mir auch, dass dieser etwas verschiedene Sprachgebrauch das "Problem" ist. Im Deutschen setzt man Gefühle und Emotionen häufig gleich.


    Vor allen in englischen Texten im Theravadakontext finde ich die von Dir genannte Unterscheidung deutlicher als allgemein in deutschen Texten.


    Liebe Grüße,

    Aravind.