Antai Ji und die Toten Hirsche oder „muss ein Mensch überhaupt so lange leben“

  • Da ich mal wissen wollte wo Antai Ji liegt, ein Ort wo Zen praktiziert wird, also auch der „buddhistische Weg“, habe ich den Ort gegoogelt und eine relativ aktuellen Rezension dabei gefunden die von der gezielten Tötung von Hirschen (weil zu viele oder als Nahrung?) durch die Gemeinschaft dort berichtet: die Tiere werden anscheinend hauptsächlich nur getötet und dann „dem Wald überlassen“. Weiß nicht ob das so stimmt, aber neben der Tatsache das das wahrscheinlich nicht der rechte „buddhistische Weg“ ist (sein würde), hat mich das noch andere Gedanken gebracht:


    Ich habe mal geschaut und die menschliche Lebenserwartung hat sich in den letzten 150 Jahren, vor allem anscheinend auf Grund der besseren medizinischen Versorgung verdoppelt. Dh vor 150 Jahren wurden die Menschen nur ca. 36-40 Jahre alt. Dementsprechend ist die Weltbevölkerung an Menschen entsprechend gewachsen.

    Und man könnte heute sogar von einer Überbevölkerung, oder die Erde ist zu klein für so viele Menschen, und wie gehen wir damit um, sprechen.


    Man sagt, bevor der Homo Sapiens aus Afrika kam, lebten wahrscheinlich nur 10000 Neandertaler in Europa weit verstreut. Als Nomaden. Der Mensch war also in der Minderzahl. Entsprechend gab es in Nordamerika noch weitaus mehr Büffel als Menschen. Und weitaus mehr Hirsche in Europa als Menschen.


    Viele Tiere ernähren sich von Pflanzen und ziehen auf Suche nach neuer umher. Und wenn sie nichts finden sterben sie natürlicher Weise. Das haben die frühen Menschen genauso getan und sind gestorben, bis sie lernten selbst Nahrung anzubauen und Vieh zu züchten.


    Die Frage die sich mir stellt, oder die ich hiermit zur Diskussion bzw auch nur zum Nachdenken an sich (Bewusster und achtsamer leben) stelle ist daher:


    „Muss ein Mensch überhaupt so lange leben“


    Wenn wir selbst nicht zufällig am oberen Ende der Nahrungskette stehen würden, sondern eine andere uns „überlegene“ Lebensart, würden wir wahrscheinlich auch „gezüchtet und geschlachtet“ werden sofern diese uns „verwerten kann“.


    Wir nehmen uns von daher aber das Recht heraus zu entscheiden, oder erlauben es uns, über Leben und Tod anderer und auch unser eigenes zu entscheiden. Auf Grund von entsprechender „Macht“, auch entsprechenden Mitteln und Werkzeugen.


    Hätten wir diese Macht (Intelligenz, Wissen) nicht, könnten wir auch nicht so dermassen rücksichtslos über das Leben anderer Tiere und Menschen entscheiden (sa Hiroshima und die Atombombe oder Schlachthöfe mit Millardengewinnen).

    Durch (medizinisch, ernährungstechnisch) lebensverlängernde Maßnahmen als auch durch lebensverkürzende wie Genozide (bewusste aggressive Ausrottung anderer Menschen oder Tiere).


    Es stellt sich für mich auch die Frage, muss ich überhaupt Leben so weit es geht (medizinisch) verlängern und reicht es nicht aus mögliche Schmerzen beim Sterben nur zu lindern.


    Und ich glaube wäre die Ungewissheit der Menschen mit dem Tod an sich, und die Trauer um den „Verlust“ geliebter Menschen, nicht so groß, wäre auch der Umgang miteinander und anderen Tierarten auch gelassener:


    In der Meditation bin ich selbst mal an einen Punkt gekommen, wo „ich“ meine Gedanken, meinten ich würde gleich sterben:

    nicht weil alles so weh vom sitzen tat, oder ich keinen Schmerz mehr spürte, sondern weil ich alle Gedanken für Augenblicke wirklich sein lassen konnte und plötzlich keine mehr da waren und mich nicht mehr gefangen nehmen konnten wie zuvor in meinem Leben. In dem Augenblick hatte ich aber überhaupt keine Angst mehr. Auch vor dem Sterben nicht. Und Alles erschien mir ewig und zeitlos. Als wäre ich schon immer da gewesen und würde es immer sein.


    So bleibt dieses Thema (Wie und wie lang Leben und Sterben) wohl auch immer weitestgehend eine Kopfsache, gedanklich und emotional, und die Angst ist wahrscheinlich den Menschen ohne tiefere Meditation oder festen Glauben und zu Vertrauen auch nicht so einfach zu nehmen.


    Ich glaube auch, das der Mensch früher noch von Grund auf weiser und natürlicher war als heute, und wahrscheinlich auch nicht so große Angst vor dem Sterben hatte wie heute, in einer heute mehr künstlichen, sich selbst mehr und mehr entfremdenden Welt.


    Das ganze Thema ist sicherlich auch ein „weites Feld“.


    Bietet auch viele verschiedene Gesichtspunkte, die man auch gar nicht in kürze alle kann beachten.

  • Da ich mal wissen wollte wo Antai Ji liegt, ein Ort wo Zen praktiziert wird, also auch der „buddhistische Weg“, habe ich den Ort gegoogelt und eine relativ aktuellen Rezension dabei gefunden die von der gezielten Tötung von Hirschen (weil zu viele oder als Nahrung?) durch die Gemeinschaft dort berichtet: die Tiere werden anscheinend hauptsächlich nur getötet und dann „dem Wald überlassen“.

    Nicht richtig. Was ist das für eine Rezension?
    Es gibt in den benachbarten Dörfern Jäger, die sich über staatliche Abschussprämien finanzieren. Wenn die Wildtierpopulationen zu groß sind, würden die Tiere die Reisfelder verwüsten. Die Jäger sind auch dafür verantwortlich, die Kadaver zu entsorgen, denn Japaner essen idR kein Wildfleisch. Einfacher ist es für sie, das Fleisch im Kloster abzuladen. Dort muss es dann gegessen werden.

  • Hallo Samadhi1876,

    vor fast 2 Jahren habe ich meinen Mann verloren. Leider konnten die Rettungssanitäter trotz Aussichtslosigkeit nicht lassen, ihn "wiederzubeleben" und ins künstliche Koma zu schicken, er wurde dann nach 4 Tagen für tot erklärt.


    Für mich war er bereits vor der Tortour in seinem Bett friedlich eingeschlafen.


    Ich selbst wünsche mir einen Tod in Würde.

    Seit ich umgezogen bin, sehe ich u.a. so viele gebrechliche Menschen wie noch nie, denn ich gucke direkt auf den Zugang zum Bahnhof.

    Wenn ich die vielen alten Menschen sehe, die kaum gehen können, völlig krumm, halbblind ..., dann frage ich mich, wie man so am Leben hängen kann.


    Gestern telefonierte ich mit einer ehemaligen Nachbarin, die seit 4 Jahren ihre Wohnung nicht mehr verlassen kann. Sie weint über ihre Einsamkeit und ist gleichzeitig neugierig, wie "die Welt" weitergeht.

    Mir ist das schleierhaft.

    Ich hoffe auf eine Pille.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Das ist ein sehr gutes Thema – ich scherze, oder? Wenn ein Mensch Krebs im Endstadium hat, warum sollte er sich quälen? Oder bei Alzheimer? Es gibt genug alte und kranke Menschen, die nicht mehr leben wollen, denn das ist kein Leben mehr. Von der sogenannten Würde kann man da direkt absehen. Es geht eher um das nackte, blanke Überleben, und das ist ein riesiges Geschäft für Pfleger, Hospize und Heime. Je älter die Bevölkerung wird, desto mehr sind die Menschen auf fremde Hilfe angewiesen.

    In anderen Ländern kann man zumindest darüber sprechen, aber nicht in Deutschland. Ich denke, der Mensch sollte das Recht haben, sein eigenes Ende zu bestimmen. Die Erfahrungen im Ausland zeigen ganz klar, dass es keinen Anstieg der Suizide gab, als unheilbar kranke Menschen die Möglichkeit bekamen, selbst zu entscheiden. Ich erinnere mich an eine Sendung, in der psychisch austherapierte Patienten diese Pille bekamen – natürlich erst, nachdem sie sehr viele Formulare unterschrieben hatten. Aber sie leben weiter, meist sogar normal. Oft ist allein die absolute Gewissheit, den Zeitpunkt des eigenen Todes selbst bestimmen zu können, ausreichend. Aber hier hat man Bedenken, offen darüber zu sprechen. Es würde mich nicht wundern, wenn mein Beitrag sofort gelöscht wird. Beide meine Eltern sind im Pflegeheim, und das ist kein Leben mehr. Sie sind rund um die Uhr auf das Personal angewiesen. Das ist einfach nur Profit, mehr nicht.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Was ist das für eine Rezension?

    Kannst Du lesen wenn Du auf Google Maps Antai Ji suchst und auf Rezensionen klickst:


    Hunting, killing and butchering... In the name of the Buddha.


    It pains me to write this, but I feel it is necessary as some truth about Antaiji are kept so well hidden.


    Antaiji maintain close ties with the hunter community since its beginning, which means they are regularly given hunted deer or boar to be butchered on temple grounds. Antaiji nowadays serve as a slaughterhouse with several animals being disposed of every week.

    Furthermore, under the current abbot, it has been decided that ordained monks should participate in the hunt, and even kill the animals themselves.


    I must clearly repeat this: ordained monks, as part of their Buddhist practice, cutthroat animals with their own hands.


    To add to this absurd monstrosity, it must be said that all this killing is not here to feed the monks, but rather to protect the fields from wild animals. There is so much killing that most of the dead bodies are being discarded as an "offering to the mountain" rather than being eaten.

    During my stay at Antaiji, the lack of compassion towards animal life was always apparent. The way the deer were discarded showed a complete lack of consideration for a sentient life being destroyed.


    Anyone trying to live their life according to the most basic Buddhist principle, "Do no harm, do only good" should avoid this place.

  • Ich selbst wünsche mir einen Tod in Würde.

    Seit ich umgezogen bin, sehe ich u.a. so viele gebrechliche Menschen wie noch nie, denn ich gucke direkt auf den Zugang zum Bahnhof.

    Wenn ich die vielen alten Menschen sehe, die kaum gehen können, völlig krumm, halbblind ..., dann frage ich mich, wie man so am Leben hängen kann.

    Ich muss sagen so lange ich noch „jung“ war habe ich auch sehr an dem Leben gehangen. Und hatte auch große Angst vor dem Sterben oder die Kinder nicht mehr groß werden zu sehen.


    Wie es ist, wenn man todkrank ist, und nur noch Schmerzen hat oder wenn man sich überflüssig und ganz allein unter vielen anderen fühlt, und endlich davon nur wenigstens erlöst werden möchte, weil man das nicht länger so ertragen kann oder möchte, klingt auch irgendwie nach Depression und Hoffnungslosigkeit.


    Ich glaube es ist wichtig, in Würde und mit Liebe und Mitgefühl zu sterben, das es auch Menschen gibt, die einen mit Liebe und Mitgefühl dabei begleiten, genauso wie im Leben an sich. Nicht ganz allein zu sterben.


    Es gibt ja auch das tibetische Buch vom Leben und Sterben zum Thema…

  • Sie sind rund um die Uhr auf das Personal angewiesen. Das ist einfach nur Profit, mehr nicht

    Ja, das kommt mir oft auch so vor. Natürlich gibt es auch immer Menschen die wo auch immer versuchen „Geschäfte zu machen“. Ich selbst habe das Vertrauen zu Ärzten auch irgendwie verloren: Wenn man merkt die wollen einem nicht nur helfen, sondern oft auch nur was aufschwatzen und verkaufen im Rahmen der Pharmaindustrie. Ich bin froh wenn ich relativ gesund bin und bleibe.


    Früher sind die Menschen auch noch zu Hause gestorben im Kreis der Familie. Oder genauso zu Hause geboren (bin ich auch noch). Das ist auch noch einmal ein Riesenunterschied: „Wie“ man stirbt. Leider starb mein Vater allein im Krankenhaus. Wenn ich gewusst hätte wie sein Zustand wirklich ist. Aber er hatte sich mit dem Krankenhausvirus investiert und aß nichts mehr. Natürlich hat das Krankenhaus das nie zugegeben. Mir nichts gesagt. Stattdessen wurden er vorher noch mal nach A und B geschickt um möglichst viel Kohle rauszuholen. Als er gestorben war kam der Arzt mir lachend entgegen. Soviel zu Empathie im Krankenhaus. Ich möchte auch nicht alle Institutionen gleichermaßen unter Verdacht Stellen. Es sind meine eigenen Erfahrungen dazu.

  • Stattdessen wurden er vorher noch mal nach A und B geschickt um möglichst viel Kohle rauszuholen. Als er gestorben war kam der Arzt mir lachend entgegen. Soviel zu Empathie im Krankenhaus.

    In der modernen Konsum- und Leistungsgesellschaft ist die Medizin ein Geschäft wie alles andere. Ich habe mich gegen viele Operationen entschieden und auch Medikamente, die mich persönlich betreffen, eigenständig abgesetzt – das war jedoch vor vielen Jahren. Mein Hausarzt hatte mich gewarnt, dass ich fast sofort sterben würde, wenn ich die Dosierung nicht weiter erhöhe. Tja, das ist nicht passiert. Danach habe ich mich von einem Fachmann woanders untersuchen lassen, und es war alles in Ordnung.


    Ich vertraue keinem Arzt mehr. Deshalb recherchiere ich, informiere mich über alle möglichen Lösungen und entscheide immer selbst.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich vertraue keinem Arzt mehr. Deshalb recherchiere ich, informiere mich über alle möglichen Lösungen und entscheide immer selbst.

    Ja, das versuche ich auch.

    Als ich 10 Jahre alt war mit Meningitis, meinte der erste Arzt ich müsste ins Krankenhaus. Wir waren im Urlaub. Meine Eltern wollten nicht das ich dort ins Krankenhaus komme. Zu Hause angekommen haben sie mich seltsamerweise nicht sofort zum Krankenhaus gebracht. Haben noch mal einen Arzt kommen lassen und der meinte „das geht von selbst weg“. Erst meine Oma meinte ich muss ins Krankenhaus. Dort bekam ich Medikamente. Zu Hause wäre ich gestorben weil ich nichts mehr gegessen habe.


    Es ist auch noch einmal ein Unterschied wie alt oder wie „reif“ man selbst ist und selbst Entscheidungen treffen kann und mag.


    Über Inet kann man sich heutzutage auch schneller und einfacher informieren bzw mit Betroffenen austauschen. Das war früher ja nicht oder nur sehr begrenzt möglich.


    Letztendlich können wir auch nie „alles im Leben selbst steuern“:

    Manchmal bleibt auch nur noch zu akzeptieren oder loszulassen.

  • Wenn ein Mensch Krebs im Endstadium hat, warum sollte er sich quälen?

    Ja, da bin ich ganz deiner Meinung - man sollte in so einem Fall die Möglichkeit haben, das Leben/Leiden qualfrei/friedlich zu beenden.

    Je älter die Bevölkerung wird, desto mehr sind die Menschen auf fremde Hilfe angewiesen.

    Das ist so, aber allein dieser Faktor liefert noch keinen Grund, (vorzeitig) aus dem Leben zu scheiden - da wäre Missbrauch Tür und Tor geöffnet...

    Beide meine Eltern sind im Pflegeheim, und das ist kein Leben mehr.

    Vorsicht: Nach ihrer oder deiner Ansicht?

    Solange deine Eltern beispielsweise noch - freiwillig - Nahrung aufnehmen, ist anzunehmen, dass (zumindest) zu diesem Zeitpunkt ein (tiefer) Daseinswunsch vorhanden ist.


    Vielleicht empfinden sie ihre Situation nicht als so sinnlos und quälend, wie du - als von außen Beurteilender - ?

    (Oft beurteilt man die Lage ja auch anhand von Aussagen, die früher mal von den Betroffenen selbst geäußert wurden, aber Menschen ändern häufig ihre Meinung - jetzt, mit anderer Perspektive, könnte ihre Bewertung anders ausfallen...)


    Es würde ihnen und dir sicher helfen, wenn du versuchen könntest, dein MitLEID in MitGEFÜHL umzuwandeln - die Dinge akzeptieren, wie sie gerade sind - und "das Beste daraus zu machen". :heart:

    Sie sind rund um die Uhr auf das Personal angewiesen. Das ist einfach nur Profit, mehr nicht.

    Es ist doch nicht verwerflich, Geld damit zu verdienen, Hilfsbedürftigen das (Über-)Leben zu sichern?

    Wir müssen dankbar sein, dass es Pflegeeinrichtungen und -dienste gibt - oder hättest DU die Kraft und das Wissen, die Pflege deiner Eltern zu übernehmen?


    Derzeit, so hörte ich es gestern im Radio, werden 84 % der Pflegebedürftigen zu Hause betreut - überwiegend von Familienangehörigen.

    Ich vertraue keinem Arzt mehr.

    Das kann ich - nach deinen (und eigenen) Erfahrungen ein Stück weit verstehen/nachvollziehen, aber...

    Deshalb recherchiere ich, informiere mich über alle möglichen Lösungen

    Die Menschen, welche die Informationen liefern, die du recherchierst (Internet, Bücher?), sind doch auch oft Ärzte - und diesen vertraust du dann doch?!


    Ich vertraue meinem Hausarzt auch nicht zu 100 % und recherchiere immer noch zusätzlich (oder hole im Zweifelsfall eine Zweitmeinung ein).

    Bei meiner Erkrankung (Autoimmunkrankheit) gibt es bisher ohnehin keine Chance auf Heilung, aber im Allgemeinen lassen sich die meisten Beschwerden eh nur lindern/abmildern, vor allem im Alter...

    Ich glaube es ist wichtig, in Würde und mit Liebe und Mitgefühl zu sterben, das es auch Menschen gibt, die einen mit Liebe und Mitgefühl dabei begleiten, genauso wie im Leben an sich. Nicht ganz allein zu sterben.

    _()_ :heart:

    Genau deshalb existieren Hospize - dort herrscht eine liebevoll-zugewandte Atmosphäre, keine Hektik und "Unmenschlichkeit" wie leider vielerorts in Krankenhäusern und Pflegeheimen, wo die Mitarbeiter chronisch unterbesetzt und entsprechend überfordert sind...



    Für Buddha Shakyamuni war die Sache mit dem Freitod klar:

    Nur, wer erwacht/befreit von jeglichen Anhaftungen (hier vordringlich Hass/Ablehnung der Krankheit, des Alters), sei, dürfe seinem Leben selbst ein Ende setzen.


    (Mitgefühl bzgl. Wiedergeburt in Samsara versus Mitgefühl mit akutem -körperlichen- Leid...?!)



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :taube:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Dh vor 150 Jahren wurden die Menschen nur ca. 36-40 Jahre alt.

    Das ist so nicht richtig. Die durchschnittliche Lebenserwartung war etwa 40. Das lag vor allem an der hohen Kindersterblichkeit. Wenn ich mich recht erinnere, erreichten in der Mitte des 18ten Jahrhunderts nur etwa die Hälfte der Kinder die Geschlechtsreife.


    Wäre das für Dich wirklich eine positive Vision, mehr als doppelt so viele Kinder zu haben und davon mindestens die Hälfte sterben zu sehen?


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Vorsicht: Nach ihrer oder deiner Ansicht?

    Solange deine Eltern beispielsweise noch - freiwillig - Nahrung aufnehmen, ist anzunehmen, dass (zumindest) zu diesem Zeitpunkt ein (tiefer) Daseinswunsch vorhanden ist.

    Nur am Rande bemerkt, Anna Panna-Sati: Amöben können auch nach Essen verlangen, also haben sie einen „Daseinswunsch“?

    Sie beide sind nicht mehr von dieser Welt, um es sehr milde auszudrücken.

    Deswegen sind sie nicht mehr in der Lage, eine eigene Ansicht zu haben.

    LG.

    Und um es klarzustellen: Ich wollte niemals so enden.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates


  • Es stellt sich für mich auch die Frage, muss ich überhaupt Leben so weit es geht (medizinisch) verlängern und reicht es nicht aus mögliche Schmerzen beim Sterben nur zu lindern.

    Man muss es nicht übertreiben und kann ja akzeptieren dass das Leben zu Ende geht. Ich würde jedenfalls nicht das Leben um jeden Preis um eine kurze Zeit verlängern wollen, an alle möglichen Apparate angeschlossen und jede Menge Medikamente.

    Fasziniert haben mich immer bestimmte Naturvölker, wo man sich auf eine Plattform in einem Baum legt , mit Blick zum Sonnenaufgang, und auf den Tod wartet, wenn man spürt dass es bald zu Ende geht.

  • Ich betrachte mal die Frage, auf welche Dauer "die Natur" das menschliche Leben so angelegt hat.


    Die meisten Säugetiere leben nur so lange, dass sie sich gut fortpflanzen können. Menscheneben haben aber noch eine Phase des Alters nach der Fortpflanzung


    Um das 50. Lebensjahr herum tritt bei Frauen die Menopause ein. Das ist der Zeitpunkt, an dem die letzte Menstruation stattfindet. Mit diesem Ereignis, das zu den Wechseljahren gehört, endet die fruchtbare Lebensspanne

    Menschen sind nicht die einzigen Lebewesen, die eine Menopause durchlaufen. Es gibt noch andere Tierarten, bei denen das Phänomen auftritt – allerdings nur sehr wenige. Zu ihnen gehören Schimpansen sowie fünf Zahnwal-Spezies: Kurzflossen-Grindwale, Kleine Schwertwale, Orcas, Narwale und Belugas.


    Aus evolutionärer Sicht überrascht es nicht, dass dieses Phänomen im Tierreich selten ist. Vielmehr erstaunt, dass es überhaupt vorkommt. Denn die natürliche Selektion begünstigt in der Regel solche Merkmale und Verhaltensweisen, die es einem Lebewesen erlauben, seine Erbanlagen an Nachkommen weiterzugeben. Für weibliche Tiere sollte es deshalb vorteilhaft sein, möglichst lange fruchtbar zu bleiben. Tatsächlich sind die meisten Säugerspezies bis kurz vor ihrem Lebensende fertil.

    Bei uns und den anderen Tieren mit Menopause ist das anders:


    Ellis & Co. haben empirische Daten zur Lebensdauer sowie zur fruchtbaren Lebensspanne von 32 Zahnwalspezies statistisch analysiert und verglichen. Dabei stellten sie fest, dass die Wechseljahre bei diesen Tieren mit einer drastisch verlängerten Lebenszeit einhergehen. Laut den Daten leben weibliche Vertreter von Walspezies, die eine Menopause durchlaufen, rund 40 Jahre länger als ähnlich große Weibchen anderer Arten. Und nicht nur das: Sie überleben häufig auch die männlichen Exemplare ihrer eigenen Spezies
    Welchen evolutionären Vorteil aber bringt es, wenn Weibchen nach dem Ende ihrer Fortpflanzungsfähigkeit weiterleben? Die Entwicklung der Menopause und eines langen postreproduktiven Lebens kann nur unter ganz bestimmten Umständen stattfinden«, sagt Darren Croft von der University of Exeter, der ebenfalls an der Studie mitgewirkt hat. »Erstens muss die Spezies eine Sozialstruktur aufweisen, in der die Weibchen lebenslang engen Kontakt zu ihren Nachkommen sowohl der ersten als auch der zweiten Generation haben. Zweitens müssen die Weibchen die Möglichkeit haben, ihrer Gruppe so zu helfen, dass es die Überlebenschancen ihrer Familienmitglieder verbessert. Zahnwalweibchen sind beispielsweise bekannt dafür, Nahrungsressourcen zu teilen und ihre Erfahrungen zu nutzen, um die Gruppe bei der Nahrungssuche zu unterstützen.« Die Wechseljahre ermöglichen es den Weibchen somit, eine Großmutterrolle anzunehmen. In dieser Funktion können sie ihren Kindern und Enkeln helfen, ohne zugleich mit ihren Töchtern um Geschlechtspartner oder Ressourcen für eigene Nachkommen konkurrieren zu müssen.

    Die längste Zeit ihres Bestehens waren die Menschen Jäger und Sammler.

    Das durchschnittliche Sterbealter Erwachsener (demnach ohne Berücksichtigung der Kindersterblichkeit) lag 2007 bei Jägern und Sammlern zwischen 47 und 58 Jahren.

    Ganz grob gesagt, ist der Mensch also darauf angelegt eher früher Kinder zu bekommen und dann so lange lebt, dass er seine Kinder bei der Aufzucht ihrer Kinder unterstützten kann.

  • Wäre das für Dich wirklich eine positive Vision, mehr als doppelt so viele Kinder zu haben und davon mindestens die Hälfte sterben zu sehen?

    Es ging mir darum auszudrücken das die Menschen immer älter und immer mehr werden. Auf Grund von Wohlstand (sprich Ernährung und Medizin). Kinder sind unsere Nachfolger. Wir brauchen Kinder um unsere Art zu erhalten.

    Ich habe mir aber die Frage gestellt, muss man Leben unnötig verlängern oder hinauszögern.

    Mir ist auch klar, das man Wachstum (so wohl menschlich als auch wirtschaftlich) nicht so einfach „regeln“ kann:


    Das hängt auch immer von der Umgebung in der man lebt und dem Miteinander ab. Wahrscheinlich ist es so, das sich alles früher oder später „von selbst regelt“ und wir den Ausgang auch nie vollends selbst bestimmen können.


    Es wird auch immer mal wieder mehr oder weniger Leid in der Welt geben.


    Irgend wann wird auch wieder ein Meteorit einschlagen.

    Oder eine neue Pandemie, Atomkrieg, keine Ahnung was.


    Ich glaube man sollte sich dessen einfach mal bewusst werden und auch Dankbarkeit für die Momente finden, wo man relativ frei und glücklich leben kann und darf:


    Das Leben an sich würdigen und zu schätzen wissen.

    Und nicht wieviel kann ich noch erreichen oder wie lange kann ich noch leben, etc.

  • Ganz grob gesagt, ist der Mensch also darauf angelegt eher früher Kinder zu bekommen und dann so lange lebt, dass er seine Kinder bei der Aufzucht ihrer Kinder unterstützten kann.

    Danke für deine Recherche in der Sache 🙏


    Ja, Das würde von der Natur aus Sinn machen, der Arterhaltung an sich wegen.

    (Beim Urvolk Maniq in Thailand gehen die Kinder mit 13/14 Beziehungen ein und werden bereits Eltern. Dh mit 30 ist man dort schon Opa bzw. Oma).


    Der heutige menschliche Geist scheint allerdings so ausgelegt zu sein, das er neben Zeugung, Erziehung und Sicherung von Nahrung und Schutz, auch ständig auf der Suche nach „etwas Neuem ist“. Bzw. So erzogen wird oder damit aufwächst.


    Neuer Fortschritt, neue „,Erregungen“, etc. Dh man wird ja als Kind schon damit groß. Und kommt sozusagen in eine „Maschinerie“. Ganz anders als von der Natur eigentlich „geplant“:


    Das Bewusstsein und die Umgebung in der wir heute aufwachsen und leben ist eigentlich ein(e) ganz anders als „notwendig wäre“: manche forschen ja auch nach der Unsterblichkeit oder lassen sich vor dem Tod „einfrieren“:


    Die Ursachen für diese „Kreativität“ sind denke ich im menschlichen Geist zu finden.


    Nebenbei wirken unterbewusst immer die inneren Triebe, andere evolutionäre Automatismen. An die man kaum bis gar nichts ändern kann.


    Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang auch an einen Bericht einer Frau (glaube Dschungelkind hieß das Buch), die im Dschungel groß geworden ist und bei ihrer Ankunft in einer Industrienation anfangs überhaupt nicht damit zurecht kam. Und wieder zurück wollte.

  • Neuer Fortschritt, neue „,Erregungen“, etc. Dh man wird ja als Kind schon damit groß. Und kommt sozusagen in eine „Maschinerie“. Ganz anders als von der Natur eigentlich „geplant“

    Dh. der Mensch ist auf Grund seines Geistes auch irgendwie „verrückt“ und von seiner ursprünglichsten Natur entfremdet (von der Gesellschaft geformt) worden.


    Für mich ist diese Erkenntnis einerseits beruhigend, das ich das richtig so sehe, und mich nicht mehr fragen oder hinterfragen muss.


    Andererseits, geschieht genau deshalb auch weiterhin viel unnötiges Leid mit dem man manchmal auch nicht (mehr) so gut weiß (noch) umzugehen.


    Womit wir auch wieder bei Buddha und den Ursachen aller Leiden (Angst, Gier, Unwissenheit) und Umgang damit wären.

  • Gestern telefonierte ich mit einer ehemaligen Nachbarin, die seit 4 Jahren ihre Wohnung nicht mehr verlassen kann. Sie weint über ihre Einsamkeit und ist gleichzeitig neugierig, wie "die Welt" weitergeht.

    Ich weiß nicht warum sie die Wohnung nicht verlassen kann.

    Aber wenn es theoretisch machbar wäre, würde ich zu ihr fahren und mit ihr einmal raus in den Park oder auf dem Spielplatz zu den Kindern…


    Ich glaube das würde sie sehr tief berühren…

  • Fasziniert haben mich immer bestimmte Naturvölker, wo man sich auf eine Plattform in einem Baum legt , mit Blick zum Sonnenaufgang, und auf den Tod wartet, wenn man spürt dass es bald zu Ende geht.

    Eine sehr schöne Vorstellung…

  • Samadhi1876, das ist leider nicht möglich, sie wohnt im 3. Stock und schafft die Stufen nicht mehr.


    Danke für Deine Empfehlung, aber das ist alles "vergebene Liebesmüh".

    Oft verabredet, immer wieder ihrerseits abgesagt.


    Da will ich nicht weiter drauf eingehen.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • So wie unser Bewusstsein


    Im Alltag oft begrenzt und gefangen ist


    Genauso


    Übersehen wir oft


    Das Universum an sich


    Das weitaus größer ist als unsere winzige Erde


    Das wir auch nie vollständig können erfassen und beschreiben


    Aber wir können uns ihm immer hingeben


    Jeden Augenblick


    Wie ganz nackt ins Meer zu gehen


    Und sich davon (wieder) tragen lassen


    Ohne viele andere Gedanken mehr

  • Von daher ist es vielleicht nicht so sinnvoll darüber nachzudenken , wie lange jemand leben "sollte". In manchen Kinderhospiz gibt es vielleicht Kinder, die ihr junges Leben mutig loslassen können und wo anders hundertjährig Greisinnen, die sich - mit dem Gefühl viel zu wenig gelebt zu haben - an jeden Moment klammern.

  • Samadhi1876, das ist leider nicht möglich, sie wohnt im 3. Stock und schafft die Stufen nicht mehr.

    Man könnte sie zu zweit tragen… 💫❤️

    Könnte, hätte, würde ...

    Du schreibst in Unwissenheit.

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Buddha soll ja 80 Jahre geworden sein, Goethe ca. 83 und Kant 80.

    Unsere ältere Generation hatte trotz widriger Kriegsbedingungen oft ein sehr langes Leben. Auch die Kriegskinder leben heute noch lang, meine Eltern sind 88 und freuen sich darüber, wie schön sie es noch zuhause haben.

    Ich finde die Frage der nach Sterbehilfe nicht so einfach zu beantworten. Wie lange ein Mensch leben muss oder darf, sollte nicht im Ermessen ihrer Angehörigen liegen. Eine alte Oma kann sich den Tod wünschen weil sie den Angehörigen nicht länger zur Last fallen will.

    Bei meiner Oma war das so. Sie meinte wohl ihr Leben sei nicht mehr würdig oder wichtig und sage dem jungem Arzt im Altersheim, er möge ihr doch eine Spritze geben. Er wies sie in die Psychiatrie ein, "Gefahr für Leib und Leben". Das war schlimm für sie und uns.

    Ärzte handeln nach ihrem Eid das Leben zu erhalten. Da geht es nicht immer nur ums Geschäft des Krankenhauses, sondern auch um persönliche Verantwortung.

    Meine Oma beschloss danach, keine Nahrung mehr zu sich zu nehmen und starb tapfer und angstlos in einer liebevollen Umgebung.

    Wir haben heute Statine, jährliche Check-Ups, Beta-Blocker und alles mögliche. Ob das hilfreich ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.