Die andere Sichtweise

  • Ich möchte hier eine interessante Homepage vorstellen, die sehr anschaulich zeigt, dass es durchaus möglich ist, andere Bereiche des Daseins – einschließlich Wiedergeburt – anders zu betrachten, ohne an ein Leben nach dem Tod im wörtlichen Sinne glauben zu müssen.


    Kurz meine persönliche Anmerkung: Es kommt immer darauf an, wer etwas interpretiert – und in welcher Zeit. Der historische Buddha lebte vor 2500 Jahren. Er konnte die Dinge nicht anders sehen, als es damals möglich war.

    Aber wir leben im Jahr 2025. Müssen wir deshalb blind an alles glauben, was in jener Zeit als "normal" galt? Dann müsste man den Begriff „normal“ grundsätzlich neu definieren.


    Früher war es normal, Göttern Opfer darzubringen – manchmal sogar Menschenopfer. Das tut mir leid, aber es war so.

    Früher war es normal, mit unsichtbaren Wesen aus anderen Dimensionen zu kommunizieren. Heute würde eine solche Person womöglich in einer geschlossenen Psychiatrie landen.

    Früher fürchteten sich Menschen vor einer Wiedergeburt in niederen Bereichen und lebten deshalb ethisch. Aber ist Angst wirklich ein sinnvoller" Motor" für Moral?


    Ich denke, solche Fragen sind nicht verboten. Selbstständiges Denken ist nicht verboten.


    Der Buddha war kein Übermensch./ Superman/Er war kein Wesen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Auch er war dem Alter, der Krankheit und dem Tod unterworfen – wie wir alle.


    Ich bin fest davon überzeugt, dass der Buddhismus auch ohne jene Elemente bestehen kann, die für den modernen Menschen ähnlich absurd klingen wie die Auferstehung Jesu oder die unbefleckte Empfängnis. Man darf das ruhig hinterfragen.


    Das sind meine persönlichen Gedanken. Die Moderation kann den Beitrag gern löschen oder verschieben – mir ist das nicht so wichtig.

    Liebe Grüße an euch alle!


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    Buddha verstehen

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • So denke ich auch, lieber Igor.

    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • So denke ich auch, lieber Igor.

    _()_Monika

    Das Leben, wie es ist, ist kein Zuckerschlecken.

    Ich kann in jedem Moment eine unheilbare Krankheit bekommen – vielleicht ist sie schon da, und ich weiß nur noch nichts davon. Ich kann dem Gebrechen des Alters nicht entkommen, ihm nicht ausweichen – es ist unvermeidlich.


    Sollte ich mich deshalb an all die tröstenden Vorstellungen klammern, wie an ein Opium für das Volk – um Karl Marx zu zitieren?


    Ich will kein Junkie werden.


    Wahrscheinlich braucht es Mut, dem Tod direkt ins Gesicht zu schauen. Und radikale Akzeptanz. Aber nicht die ganze Mythologie, die besser in ein Märchenbuch passt.

    Ich bin kein Kind mehr. Das war einmal.


    Monika . Danke für die klare Position. _()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Irgendjemand hat mal gesagt "das Leben ist kein Ponyhof" -


    Was willst du denn mit deinen links, Igor07 hier nun sagen?


    Lesen ist das eine - verstehen das andere. Ohne die Praxis gibt es kein Verstehen, was im übrigen für jeden Text und jede Sprache gilt.

    Ich kenne diese Webseite schon lange - sie ist eine gute Kurzfassung für das, was die Kern-Aussagen des Buddhismus sind. Nur das reicht ja nicht.

    Es muss "verwirklicht" werden - um deine Aussage von der "Selbsterforschung" zu ergänzen - nach der Selbsterforschung kommt die Anwendung und Verwirklichung - und das ist dann eine ganz andere Hausnummer.


    Man nimmt das was ist, also DAS LEBEN, einfach als das was es ist - von Rosen, Zuckerschlecken, Ponyhof war niemals die Rede.

    :zen:



  • Was willst du denn mit deinen links, Igor07 hier nun sagen?

    Leonie


    Es ging lediglich um die Unterscheidung zwischen der Sprache des Dharma und der gewöhnlichen Sprache – mehr war da nicht.


    Ich verlinke es mal:


    Zitat

    Buddhadasa Bhikkhu

    Zwei Arten der Sprache

    Kategorie(n): Als Einsteiger

    veröffentlicht Februar 2011

  • Danke, dass du das erläuterst.


    Aber wenn du die "Dhamma-Sprache" verstehst, dann kannst du uns hier sagen, was denn Gutei mit seinem Ein-Finger-Zen gesagt hat.

    Wenn du das nicht kannst, dann solltest du endlich anfangen diese Sprache zu verstehen.

    :zen:



  • Danke, dass du das erläuterst.


    Aber wenn du die "Dhamma-Sprache" verstehst, dann kannst du uns hier sagen, was denn Gutei mit seinem Ein-Finger-Zen gesagt hat.

    Wenn du das nicht kannst, dann solltest du endlich anfangen diese Sprache zu verstehen.

    Leonie,

    es geht hier um den Theravāda-Bereich – also bitte aufmerksam lesen.

    Im hier gemeinten Zusammenhang kann man unter Verwirklichung auch über Nibbāna sprechen.

    Schau dir dazu bitte den von mir verlinkten Text an, um zu verstehen, was damit gemeint ist.

    Es geht nicht um eine endgültige Verwirklichung, sondern einfach um etwas anderes.

    Von Zen war hier keine Rede. :!:

    Wenn jemand den Pāli-Kanon rein wörtlich liest, dann sieht dieser Autor das als Unsinn an.

    Das war mein Anliegen – aber es ging nie darum, hier einen Zen-Kōan zu erklären.

    Mehr habe ich dem nicht hinzuzufügen.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Selbst den Sokrates verstehst du nicht.

    Wie du willst.


    Für rein persönliche Auseinandersetzungen habe ich weder Lust noch Zeit.


    Ich wünsche dir von Herzen alles Gute! :taube:



    P.S.


    Es geht hier überhaupt nicht um mich, sondern um die andere Sichtweise aus der Perspektive des Theravāda.

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    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 ()

  • Ich melde mich noch kurz, um zu erklären, warum ich das Thema hier aufgegriffen habe:

    Im neuen Buch von Bhikkhu Anālayo (auf Deutsch) finde ich kein einziges Wort über Wiedergeburt oder ein Leben nach dem Tod – das alles ist dort einfach weggelassen.


    Was ich dagegen sehr ausführlich finde, ist die Meditation über den eigenen Tod:

    Wie man sich selbst als Leiche vorstellt, mit allen möglichen Stadien der Verwesung – das wird mehrfach beschrieben.



    Ich verlinke mal das Buch .


    P.S.: Es handelt sich um Theravāda – bitte also kein Zen.

    Und es geht hier nicht darum, wie ich persönlich die Lehre verstehe oder " Sokrates "– das sollte klar sein. Danke!


    Zitat

    Bhikkhu Analayo hat eine einfache Landkarte von meditativen, praxisorientierten Anweisungen entwickelt, welche alle vier Grundlagen oder Vergegenwärtigungen der Achtsamkeit – Körper, Gefühle, Geist und Dharmas – umfassen. Seine klare Darstellung eines stufenweisen Praxispfades ist für alle hilfreich, die Achtsamkeit mehr in ihr Leben integrieren möchten. Die bemerkenswerte Breite seines Wissens und die Tiefe seiner Praxis erhellen die befreienden Lehren des Buddha mit großer Klarheit.



    Satipatthana-Meditation

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Auf der 4. Seite deines Links steht:


    Zitat

    In Wahrheit jedoch, so hat es der Buddha erklärt, befindet sich alles - vom kleinsten atomaren Baustein bis zum größten Gebilde des Universums in ständig fließender Verwandlung (anicca). Es gibt keine Beständigkeit - mit Ausnahme des Nirvana.


    Das ist ein Widerspruch in sich. Das Nirvana ist ebenso unbeständig wie der ganze Rest. Die Vorstellung eines beständigen Nirvana erlebe ich hier öfters und bewerte das als ein Klammern an eine heilbringende Idee.

    Nichts muss, alles darf (:

  • Nirvana ist unbedingt. (Nach klassischer Überlieferung). Entsprechend ist Nirvana nicht vergänglich.

    Im Buddhismus ist alles dem Wandel unterworfen. Trotzdem liest man oft, Nirwana sei unveränderlich oder jenseits aller Vergänglichkeit. Das klingt für mich widersprüchlich.


    Nirwana wird etwas moderner betrachtet (Ansätze schon im Pali-Kanon), nicht als fester Zustand verstanden, sondern als das vollständige Erlöschen von Anhaftung, Begierde und Konzepten.


    Es ist durchaus vereinbar, das Ende des Leidens und einen Zustand von Erwachen oder Erleuchtung ebenso als lebendige, sich wandelnde Erfahrung zu begreifen. Wandlung und Offenheit müssen dem Ende des Leidens nicht widersprechen, sondern können sogar Ausdruck echter Freiheit sein.

    Nichts muss, alles darf (:

  • Das ist ein Widerspruch in sich. Das Nirvana ist ebenso unbeständig wie der ganze Rest. Die Vorstellung eines beständigen Nirvana erlebe ich hier öfters und bewerte das als ein Klammern an eine heilbringende Idee.

    MaKaZen .


    Das ist deine eigene Interpretation – entschuldige bitte.

    Alle bedingt entstanden-en Phänomene entstehen und vergehen. Sie sind abhängig von bestimmten Ursachen und Bedingungen. Bei Nibbāna aber handelt es sich nicht mehr um eine Verwandlung – allegorisch gesprochen: keine" Bewegung" mehr. Un-be-ding-t. Kein "Ding".! :!: Deshalb spricht man auch vom „Todlosen“ oder vom „Todlosen Element“, das sinnbildlich das Erlöschen der vergänglichen Elemente verkörpert. Das ist eine Ebene.


    Eine andere Ebene besteht darin, dass ich mich mit nichts mehr identifiziere – auch nicht mit dem, was mich vermeintlich ausmacht. Einfach ausgedrückt: Es gibt nur den Prozess des Fließens, aber keinen Fluss als „Ding an sich“. Üblicherweise sagen wir: „mein Haus“, „mein Job“, „mein Körper“, „meine Krankheit“ oder „mein Tod“. Doch das ist Illusion, denn in dieser

    vergänglichen Welt gehört mir letztlich gar nichts.


    Der Buddha hat nur die innere Identifikation mit dem Tod überwunden – auch er ist gestorben, wie wir alle. Aber er war frei von Angst. Also: Wer stirbt da überhaupt? Nicht-Ichanattā. Und das kann nicht vergehen.

    So jedenfalls bei Theravāda. So habe ich es verstanden.


    Im von mir verlinkten Buch lese ich:


    Zitat

    Laut der Ariyapariyesanā-Sutta (MN 26; Anālayo 2013: 109f und 2017c: 8ff) war es neben den Erscheinungsformen des Leidens wie Alter und Krankheit insbesondere die Tatsache des Todes, die den zukünftigen Buddha motivierte, seine Suche nach dem Erwachen zu beginnen. Als er schließlich das Erwachen erreichte, verkündete er, dass er die Unsterblichkeit verwirklicht habe. Das bedeutete jedoch keine Form ewigen Lebens, denn sein Körper war weiterhin dem Tod unterworfen. Vielmehr litt er nicht länger unter der Angst vor dem Tod. Mit anderen Worten: Nach frühem buddhistischen Denken kann Freiheit vom Tod noch zu Lebzeiten verwirklicht werden.



    Oder:

    Wir alle haben Angst vor dem Tod – aber nicht der Buddha.

    Das sollte eigentlich klar sein.

    Denn:

    Um als Homo sapiens zu überleben, ist in unserer DNA sozusagen ein „Überlebensprogramm“ eingebaut – der Wille zum Weiterleben. Deshalb gehen wir zum Arzt, selbst wenn wir eine unheilbare Krankheit haben.

    Beim Erwachten ist das ausgeschlossen. (er geht auch zum Arzt, aber ohne Angst zu sterben).

    Er ist nicht mehr sein Körper. Der Körper entsteht und vergeht – Punkt. Da gibt es nichts zu machen.

    Der gewöhnliche Mensch identifiziert sich mit dem Körper – er kann gar nicht anders, rein evolutionsbiologisch gesehen.


    Aber nicht der Buddha.


    Er ist frei vom Ich-Wahn, so könnte man es auch ausdrücken.

    Es ist sprachlich einfach sehr schwer zu vermitteln, weil es viele verschiedene Interpretationen gibt – die sich teilweise sogar widersprechen.


    Nibbāna hat Buddhadāsa Bhikkhu als „das kühle Essen“ übersetzt.

    Das meint den natürlichen Zustand der Abkühlung – befreit von den Kilesa, also von Gier, Hass und Verblendung.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Im Buddhismus ist alles dem Wandel unterworfen. Trotzdem liest man oft, Nirwana sei unveränderlich oder jenseits aller Vergänglichkeit. Das klingt für mich widersprüchlich.

    Na ja, was soll ich dazu sagen? Ist das Leben selbst nicht per se widersprüchlich?

    Ist es überhaupt möglich, alles in feste Konzepte und Schablonen zu pressen?

    Meine Zellen verändern sich in jedem Augenblick, ebenso meine Gefühle und Gedanken –

    und doch bin ich daran gewöhnt, alles als mein zu betrachten. Mein Körper. Meine "Gesundheit"..

    Ich wiege mich in dem Glauben, noch lange leben zu werden –

    aber vielleicht überquere ich morgen unachtsam die Straße und werde von einem Auto erfasst.

    Oder ich gehe schlafen – und wache nicht mehr auf, weil mich ein Schlaganfall im Traum trifft.

    Das Leben ist ein Weg ins Unbekannte, ohne jegliche Garantie.

    Das Einzige, was sicher ist, ist der Tod.

    Tod-sicher.

    Mehr kann ich dazu nicht hinzufügen.

    Alles Gute dir. _()_


    P.S.War nur eine Ergänzung, sorry. :taube:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Nirvana ist unbedingt. (Nach klassischer Überlieferung). Entsprechend ist Nirvana nicht vergänglich.

    Im Buddhismus ist alles dem Wandel unterworfen. Trotzdem liest man oft, Nirwana sei unveränderlich oder jenseits aller Vergänglichkeit. Das klingt für mich widersprüchlich.


    Nirwana wird etwas moderner betrachtet (Ansätze schon im Pali-Kanon), nicht als fester Zustand verstanden, sondern als das vollständige Erlöschen von Anhaftung, Begierde und Konzepten.

    Niemand zwingt dich zu einer orthodoxen buddhistischen Sichtweise. Wenn du buddhistische Begrifflichkeiten verwendest, macht es Sinn diese Begriffe nicht radikal umzudefinieren.


    Ein vollständiges Erlöschen ist ja eine Feuer-Metapher, wenn das Feuer komplett aus ist, dann gibt es eben auch keine spontane Selbstentzündung. Ein unvollständiges Erlöschen wäre eines mit etwa Glutnestern, da kann sich etwas wieder entzünden, oder es kommt ein neuer Zündfunke von außerhalb.

    Nirwana wird etwas moderner betrachtet (Ansätze schon im Pali-Kanon),

    Was heißt denn "modern" in diesem Zusammenhang? Es geht ja nicht um "modern" oder "altmodisch", eigentlich gehts darum welches Modell man hat vom Geist in dieser Welt.

    Es ist durchaus vereinbar, das Ende des Leidens und einen Zustand von Erwachen oder Erleuchtung ebenso als lebendige, sich wandelnde Erfahrung zu begreifen. Wandlung und Offenheit müssen dem Ende des Leidens nicht widersprechen, sondern können sogar Ausdruck echter Freiheit sein.

    Naja, ich würd da fast zustimmen, aber wenn du alles durch die "Alles ist im fluss, wandelbar" Brille anschaust (Panta rhei), dann sind die Begriffe wie "Erwachen, Erleuchtung, Nibbana" ja sowieso nutzlos. Wieso lang über Erleuchtung reden, wenn es sowieso nur ein Flackern ist? Wieso über erwachen sprechen wenn das einschlafen wieder vorprogrammiert ist.


    Und was wäre denn bitte der Unterschied zwischen "echter Freiheit" und "vorübergehender Freiheit" unter diesen Randbedingungen?

  • Ich bin fest davon überzeugt, dass der Buddhismus auch ohne jene Elemente bestehen kann, die für den modernen Menschen ähnlich absurd klingen wie die Auferstehung Jesu oder die unbefleckte Empfängnis. Man darf das ruhig hinterfragen.

    Lieber Igor07 , da bin ich ganz deiner Meinung und ohnehin ist ständiger Wandel ein Daseinsmerkmal, so dass eine neue Sichtweise - im besten Fall - eine sinnvolle Anpassung an veränderte Zeiten mit neuen Erkenntnissen darstellen mag.


    Selbst der Dalai Lama äußerte sich ja schon dergestalt, dass sich der Buddhismus (als Wahrheits- und Weisheitslehre) beispielsweise neuen wissenschaftlichen Einsichten nicht verschließen solle, sondern ggf. Anpassungen/Änderungen bestimmter Inhalte vorgenommen werden müssten.


    Es kommt immer darauf an, wer etwas interpretiert – und in welcher Zeit.

    Ja, tatsächlich kann man die alten Pali-Texte manchmal sehr unterschiedlich auslegen, 3 Dharmalehrer -> 3 Interpretationen.

    (Als übender Laie vergleiche ich viel, überprüfe den Wahrheitsgehalt (auch anhand meiner persönlichen Erfahrungen) und höre letztlich auf mein "Herz"...)



    Mit einer neuen, "anderen" Sichtweise konfrontiert, würde ich mir zuallererst die folgenden Fragen stellen:


    Ist die andere Sichtweise wahr (soweit sich das überhaupt beurteilen lässt), hilfreich und heilsam?
    (Danach wäre zusätzlich ein Austausch mit "Verständigen" angesagt...)


    Träfe alles zu, könnte man in Betracht ziehen, die neue Sichtweise zu übernehmen, denn dann wäre sie sicherlich in Übereinstimmung mit dem Buddhadharma (der, im Kern, zeitlose Gültigkeit besitzt) und würde einen auf dem Weg günstigenfalls weiterbringen...


    Die folgende Sichtweise ist m.E. stark religiös geprägt, aber ich kann sie dennoch nachvollziehen:

    Hier wird dem Studieren der Suttas eine große Bedeutung beigemessen, was in anderen buddhist. Traditionen (z.B. Zen) wohl eher eine untergeordnete Rolle spielt.


    "Anhaften" an Altbewährtem muss in Bezug auf die Buddha-Lehre nicht unbedingt von Übel sein - letztlich kommt es darauf an, was man daraus macht - welche Früchte die Praxis hervorbringt.

    (Und da kann man ja schon sehen und vergleichen, welche Sichtweise im Endeffekt die besseren/heilsameren Auswirkungen nach sich zieht.)



    Früher war es normal, mit unsichtbaren Wesen aus anderen Dimensionen zu kommunizieren. Heute würde eine solche Person womöglich in einer geschlossenen Psychiatrie landen.

    Na ja, ganz so schnell geht das nicht mit der Psychiatrie-Einweisung... ;)

    Ayya Khema (Theravada-Nonne, 1923-1997) hatte angeblich (es gibt keinen Grund, an ihrer Schilderung zu zweifeln, ev. aber an ihrer Interpretation) eines Morgens mal eine Begegnung mit einem Deva (Lichtwesen aus dem Götterbereich), welcher mit ihr kommunizierte und sogar einen Wunsch aus"sprach", nämlich, bei Dharma-Vorträgen mit eingeladen zu werden... :eek:

    (Hatte sie das jetzt nur geträumt, war es eine - von ihr, entsprechend ihrer buddhist. Vorprägung, gedeutete - Halluzination im halbwachen Zustand???)

    Ihr Schüler und Nachfolger hörte und glaubte jedenfalls Ayya Khemas Zusammentreffen mit einer buddhist. Gottheit, lädt seitdem, vor jedem seiner Vorträge, - in Form eines speziellen Chantings - explizit auch die Devas ein. :)


    (Man kann sich nur wundern, was u.a. im esoterischen Bereich heutzutage noch so alles geglaubt wird - "natürliche" Erklärungen für bestimmte, "ungewöhnliche" Begebenheiten werden oft gar nicht erst in Betracht gezogen, sondern vielmehr Bestätigungen für das eigene magisch-mystische Weltbild gesucht (und gefunden).)

    Der historische Buddha lebte vor 2500 Jahren. Er konnte die Dinge nicht anders sehen, als es damals möglich war.

    Aber wir leben im Jahr 2025. Müssen wir deshalb blind an alles glauben, was in jener Zeit als "normal" galt?

    "Müssen" nicht, aber wenn es die Leute "wollen"??

    ("Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.") :shrug:





    Buddhadasa Bhikkhu, dessen Lehrvortrag du dankenswerterweise verlinkt hast, urteilt über Menschen, die den Palikanon wörtlich nehmen und die "Dhamma-Sprache" nicht verstehen, recht hart - er nennt sie schlicht "dumm".


    Zitat

    Obwohl Buddhadāsas Rhetorik extrem sein kann, ist seine Methode öfter die von

    Humor und Ironie, wie die mancher Zen-Meister, die er in hohem Ansehen hielt.

    Ah - daher kommt das.... :grinsen:

    Trotz der offensichtlich guten Absicht:

    Auch diese Behauptungen dürfen hinterfragt werden...

    (Quelle aller Zitate:

    https://www.dhamma-dana.de/fil…wei_Arten_der_Sprache.pdf)


    Dass Himmel und Hölle Bewusstheitszustände sind, die wir zu Lebzeiten erleben können, lehrte auch schon Ayya Khema (womöglich durch Buddhadasa Bhikkhu inspiriert?) - finde es sehr einleuchtend, allerdings liest es sich im Palikanon vielfach doch ganz anders und so bleibt es schlussendlich wiederum eine Glaubensfrage, ob nach dem Tod ein "Bewusstseinskontinuum", u.U. in anderen Daseinsbereichen, wiedergeboren werden kann.



    Der "moderne" Mensch von heute" trägt noch immer die alten Ängste und Sehnsüchte in sich und in herausfordernden Grenzsituationen des Lebens (Tod nahestehender, geliebter Menschen, schwere Erkrankung, kurz bevorstehender eigener Tod,...) mag für manche ein völlig entmystifizierter, säkularer Buddhismus einfach nicht ausreichen, um aufkommende Panik oder Verzweiflung abzuwenden, bzw. zu ermöglichen, (wieder) innere Ruhe, Gelassenheit und Frieden zu finden.


    Deshalb würde ich dafür plädieren, jedem seine Sichtweise zuzugestehen, zumindest, solange sie der Essenz der Buddha-Lehre nicht widerspricht und keinen Schaden anrichtet.

    (Wer die Vier Edlen Wahrheiten verleugnet, die 3 Daseinsmerkmale nicht sieht oder die Ansicht vertritt, dass der Edle Achtfache Pfad entbehrlich sei, die Sila überflüssig, etc. , sollte sich indessen ernsthaft überlegen, ob er sich noch als "Buddhist" bezeichnen kann...)




    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Ja, tatsächlich kann man die alten Pali-Texte manchmal sehr unterschiedlich auslegen, 3 Dharmalehrer -> 3 Interpretationen.

    es war ja auch schon so dass frühzeitig auf dem indischen Subkontinent zahlreiche Auslegungen existiert haben, Schulen wie die Pudgalavada, die - wäre die Geschichte etwas anders verlaufen - eine weitere Schule des kleinen Fahrzeugs sein könnte wie Theravada.


    Als säkularer buddhist bin ich natürlich kein Traditionalist, es ist mir aber schon auch wichtig zu betonen, dass heterodoxe Dharma-Auslegung keine besonderheit der Moderne ist.

  • Alles ist bereits so wie es ist und alle Handlungen sind ein Teil des So Seins. Praktisch gesehen, stehe ich am Morgen auf und tue das was ist. Es gibt also nichts zu tun. Die Wahrnehmung ist alles was ist in diesem einen Moment ist. Es kann nicht anders sein als es ist. Sollte Zweifel sein, dann ist es Zweifel. Die Wahrnehmung reflektiert nicht darin, das kann nur der Verstand.

  • Die Wahrnehmung reflektiert nicht darin, das kann nur der Verstand.

    Das sehe ich auch so, Wahrnehmung bewertet nicht. Emotionen sind auch so eine Sache. Sie sind einfach da, egal ob angenehm oder unangenehm. Denken und Handeln (Werte, Haltung, Prinzipien, Moral, etc.) unterliegen einer Bewertung. Reflektieren bzw. philosophieren liegen irgendwo dazwischen. Das Ergründen meiner inneren Wahrheit in dem einen Moment bewertet nicht und trotzdem komme ich zu einem Schluss, was ein gedanklicher Prozess ist.


    Ich sehe es mehr so wie im Taoismus: Alles ist im Gleichgewicht und nichts hindert den Fluss des Lebens. Das Denken bedingt das Wahrnehmen, das Handeln bedingt das Empfinden und das Zeitlose bedingt die Reflexion.

    Nichts muss, alles darf (:

  • Der "moderne" Mensch von heute" trägt noch immer die alten Ängste und Sehnsüchte in sich und in herausfordernden Grenzsituationen des Lebens (Tod nahestehender, geliebter Menschen, schwere Erkrankung, kurz bevorstehender eigener Tod,...) mag für manche ein völlig entmystifizierter, säkularer Buddhismus einfach nicht ausreichen, um aufkommende Panik oder Verzweiflung abzuwenden, bzw. zu ermöglichen, (wieder) innere Ruhe, Gelassenheit und Frieden zu finden.

    Anna Panna-Sati ,


    Ich wollte nur auf diese Stelle ausführlicher eingehen.

    Es geht darum, dass ich mehrfach mit dem Übersetzer des Autors in Kontakt stand. Er hat mir auf praktisch alle meine Fragen geantwortet. Er arbeitet mit Santikaro zusammen. Es geht konkret um BGM in München – das ist Theravāda-Buddhismus. Man kann dort auch Bücher bestellen; eine Spende ist erwünscht, aber fast immer sind die Texte auch als PDF verfügbar.

    Ich persönlich würde den Autor nicht als „säkulär“ bezeichnen. Das lässt sich auch leicht überprüfen – selbst auf Wikipedia gibt es kein einziges Wort darüber, dass dieser Autor dem säkularen Buddhismus zuzuordnen wäre. Buddhadasa Das wollte ich besonders hervorheben.

    Ein weiterer Aspekt – und das ist auch meine persönliche Haltung:

    Entschiedet der Mensch lieber für Mythen oder für Wahrheit? Wenn ich Religion nur als inneren Schutzpanzer benutze – aus Angst vor dem Leben, und damit auch aus Angst vor dem Tod –, dann ist meine eigene Praxis eigentlich nutzlos und von Angst motiviert. Ich klammere mich an etwas – wie ein kleines Kind, das Angst hat, allein im Zimmer ohne seine Mama zu bleiben.

    Es gibt ein kleines Buch mit dem Titel „Weshalb Sie (k)ein Buddhist sind“. Es wurde mir geschenkt. Der Autor schreibt dort: Wenn ich nur drei Daseinsmerkmale akzeptiere, dann bin ich – folgerichtig – ein Buddhist.

    Ich persönlich schätze vor allem das Prinzip der bedingten Entstehung – das ist für mich die Essenz der Lehre. Und es gibt mehr als genug über dieses Thema im Pāli-Kanon.

    Aber: Ich zwinge niemanden, die Dinge so zu sehen wie ich – oder wie dieser Autor.

    Das sollte klar sein.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • ie bedingte Wahrheit benötigt ein Ding. Die unbedingte Wahrheit nichts als sich selbst.

    Tja, mein Lieber,

    es gibt kein „Ding“ an sich – genau darin liegt der Haken. Ich versuche, es mit meinen eigenen Worten zu erklären:

    Wenn ich mit dem Billardstock eine Kugel anstoße, dann stößt diese wiederum viele andere Kugeln an. Die Energie wird weitergegeben. (so wie "Karma")

    Aber: Keine dieser Kugeln ist ein völlig unabhängiges, aus sich selbst heraus bestehendes Ding. So etwas lässt sich nicht finden.

    Bitte interpretiere da nicht zu viel hinein.

    Ein weiteres Beispiel, so wie es der tibetische Buddhismus sieht:

    Meine „Katze“ (bzw. jedes Phänomen) entsteht durch:

    • Ursachen

    • Bedingungen

    • Teile

    • den benennenden Geist

    Also: Sie existiert nicht eigenständig, aber sie funktioniert dennoch. Sie beißt bestimmt, wenn sie eine Maus findet.

    So wie die Glieder einer Kette – sie hängen zusammen, aber kein einzelnes Glied lässt sich als „das Ding an sich“-selbst-( aus sich selbst hinaus) so wie - "festnageln."

    Es gibt unzählige Stellen im Pali-Kanon, die das genau so ausdrücken.

    Wenn ich das lese, macht es mich manchmal total sprachlos.

    Alles Gute. :taube:


    Sieh doch in den Kasten: Bedingt entstanden – das lässt sich leichter verstehen.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • ie bedingte Wahrheit benötigt ein Ding. Die unbedingte Wahrheit nichts als sich selbst.

    Tja, mein Lieber,

    es gibt kein „Ding“ an sich ..

    Ich bin dein Lieber? das is ja 'n Ding!

  • Ich bin dein Lieber? das is ja 'n Ding!

    Nein!

    Siehe hier:


    Zitat

    'Im höchsten Sinne gültige Wahrheit' (Ding, Ausdrucksweise, Darlegung), sagt man zum Unterschiede von der bloß 'konventionellen Wahrheit' (siehe vohāra-sacca) usw.

    Der Buddha nämlich bediente sich bei Darlegung seiner Lehre bisweilen der zwecks gegenseitiger Verständigung im gewöhnlichen Verkehr gebräuchlichen 'konventionellen Ausdrucksweise', bisweilen aber der der Wahrheit im höchsten Sinne entsprechenden philosophischen Ausdrucksweise.

    Im höchsten Sinne (paramattha) nämlich, so lehrt der Buddhismus, ist das sog. Dasein ein bloßer Prozess von beständig wechselnden körperlichen und geistigen Phänomenen, und weder innerhalb noch außerhalb dieses Werdeprozesses ist irgend eine beharrende Ich-Einheit oder Persönlichkeit anzutreffen.

    Wenn also in den Texten von einem Wesen, einer Person, einem Selbst oder gar von der Wiedergeburt eines Wesens die Rede ist, so ist das selbstverständlich nicht im absoluten und höchsten Sinne (paramattha) gesagt, sondern als bloße 'konventionelle Ausdrucksweise' (vohāra-vacana) aufzufassen.

    Die einzigen, wenn auch nur jedes Mal bloß für einen Moment aufblitzenden und dann sofort wieder für immer verschwindenden Realitäten (paramattha-dhamma) sind eben die 5 Daseinsgruppen oder, in ihrer Dreiergruppierung, Bewußtsein, Geistesfaktoren und Körperlichkeit. Vgl. anattā.

    Paramattha


    Ich empfehle wirklich, die Zeit darin zu investieren. Ciao!

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates