Ist man als Buddhist noch menschlich?

  • Milou:

    ... und
    ich schon rechtzeitig merken werde, wenn ich in der falschen Richtung unterwegs bin.


    Ich beschäftige mich ja schon seit ca. 10 Jahren mit dem Buddhismus. Da ich aber nicht bewusst praktiziert habe, habe ich den Weg verloren und bin
    damit letztendlich voll auf die Schnauze gefallen.


    Die 48 Jahre, die ich auf dem Buckel habe, haben mich gelehrt, dass das dazu gehört. Ich sehe die Umwege, die man so einschlägt, jetzt als "Erkundung der Umgebung" an.
    Bevor man sicher sagen kann "Hier gehts genau längs", muss man viel herausfinden "So geht's nicht", "So auch nicht" und "Das ist es auch nicht".


    Schade ist nur immer, wenn man kostbare Zeit mit "Nix merken" verplempert.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:


    Schade ist nur immer, wenn man kostbare Zeit mit "Nix merken" verplempert.


    Hallo,
    und ich werde wohl auch in Zukunft noch sehr viel kostbare Zeit mit "Nix merken" verplempern. :D


    Liebe Grüße

  • Erdmaus:
    Zitat

    Die 48 Jahre, die ich auf dem Buckel habe


    puh bist du alt :P


    puh, bist du unreif, mausi.

  • Hallo milou ( dein Avatar erinnert mich auch etwas an Tim und Struppi! ;) )
    es gibt ein sehr gutes Buch von Jack Kornfield: "Nach der Erleuchtung Kartoffel schälen und abwaschen", da geht es um Menschen, die Erleuchtung erlebt haben und dann wieder im Alltag weitermachen, mal mit mehr oder weniger Erfolg. Und auch die, die eine Erleuchtung hatten, sind nicht immer besser, höflicher etc. geworden, hatten als Menschen auch noch ihre Problemchen. ( Wobei ich jetzt nicht weiss, welche Stufe von Erleuchtung sie hatten, es geht darin nicht nur um Buddhisten, auch Christen, Muslime , Hindus erzählen darin).


    Auf der Stufe des Menschseins( also im Verhältnis zu den anderen Lebensweisen, wie Götterbereiche, Tierbereiche, Höllenbereiche etc) haben wir - durch unser gemischtes Erleben von Freude und Leid- wohl die besten Voraussetzungen, den 8fachen Pfad des Buddha zu gehen und zur Befreiung zu kommen. Sofern wir uns anstrengen und auf dem Weg bleiben, wenn wir ihn eingeschlagen haben!
    Aber ich denke es werden sowieseo nie alle Wesen "Superbuddhis" werden, dann hätten wir kein Übungsfeld mehr :grinsen:
    Wenn das Nirvana erreicht ist, wird es sowieso nicht mehr von Bedeutung sein! :D
    mit metta
    gabi

    "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das hat für mich kein Selbst"

  • @ Milou,


    guck: Das meine ich mit spiegeln des eigenen Charakters im sozialspezifischen Kontext:


    Onda:
    Erdmaus:

    puh bist du alt :P


    puh, bist du unreif, mausi.


    Wie hätte ich ohne die Kommunikation mit einem Artgenossen zu dieser Erkenntnis kommen können? :P

  • Hallo Gabi,


    Milou ist Struppi ;) (Tintin et Milou = Tim und Struppi).


    Das Buch von Jack Kornfield werde ich mir mal anschauen.


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Milou:


    Ich beschäftige mich ja schon seit ca. 10 Jahren mit dem Buddhismus. Da ich aber nicht bewusst praktiziert habe, habe ich den Weg verloren und bin damit letztendlich voll auf die Schnauze gefallen.


    Erste Einsicht... :P Beschäftigst Du Dich auf der Couch mit Laufen? Kein Wunder, daß Du kein Läufer bist... :? Oder läufst Du echt, mit den Füßen, in der Natur?
    Wenn ja, wundert mich Deine Ungeduld, und Du läufst höchstens ein bißchen rum...
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Hallo crazy-dragon,


    ich laufe tatsächlich - und sogar mit den Füßen. Hab sogar schon einen Marathon hinter mir :D
    Das scheint mir im Vergleich zu den Herausforderungen des Buddhismus einfach. Ein Schritt in
    Richtung Erleuchtung wiegt wohl mindestens 108 Marathons. Ommmm


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Oiso manche werden zum Mäusen, manche zu Räder, manche zu Buddhas, andere zu Buddhafirugen, manche zu Blumen und manche machen sich einfach zum Affen.

  • Man kann den Buddhismus leicht falsch verstehen, oder anhand z.b. das mit dem Mönchtum.
    Buddha rät ja nach der persönlichen Überprüfung und Annahme dessen, was heilsam ist.
    Der Grundsätzliche Weg geht über Weisheit, tugendhaftes Leben und Sammlung des Geistes.


    Und es geht um Freiheit, nicht um feste Vorschriften, sondern das Gute auf diesem Weg zu tun. Wenn Gefühle helfen, dann sollte man auch Gefühle zu lassen, allerdings hat bekommt man als Buddhist (besser ich übersetze) als Erwachender


    die Freiheit darüber. (Somit ist Buddhismus = Das Erwachen, der Buddhist der Erwachende...)


    Du hast das Beispiel mit dem Tier und Mensch gebracht. Ein Tier ist seinen Trieben vollkommen ausgesetzt, daher können sie leicht in die Irre geführt werden z.B. durch Fallen oder wenn ich meine Katze aus der Wohnung haben will lock ich Sie mit Futter.
    Sie sind in ihren Trieben gefangen, müssen Ihnen gehorchen, selbst wenn es Sie schmerzen wird.
    Durch die gewisse Freiheit des Geistes wurde der Mensch auch Herrscher über diese Erde und über jedes Tier,
    obwohl der Mensch ein Mängelwesen ist, körperlich den meisten Tieren unterlegen, außer in der gewissen Freiheit des Geistes.Als Erwachender kommt die Erlösung aus den Fesseln des Daseins. Und die Entscheidungen können klarer, wacher getroffen werden und zu Heilsameren Ergebnissen führen

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)

  • Hallo Mabuttar,


    was hilft mir aber die Freiheit des Geistes, wenn ich dadurch soviel Leid erfahre?
    Wenn die Gründbedürfnisse deiner Katze befriedigt sind, dann leidet sie auch nicht mehr.
    Unsere geistige Freiheit ist Fluch und Segen zugleich.


    Homer Simpson hat mal gesagt (in etwa): Trinken wir auf das Bier, die Ursache und die Lösung aller Probleme.


    Ergo: Danken wir der geistigen Freiheit, der Ursache und der Lösung aller unserer Probleme. :D


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."


  • Hallo Milou,


    inwiefern würdest du sagen, dass geistige Freiheit Ursache von Problemen ist?


    Liebe Grüße

  • Hallo Raphy,


    geistige Freiheit gibt mir in jedem Moment auch die Chance mich falsch zu entscheiden - daraus kann auch Leid entstehen.



    Freier Wille ist eben auch mit Verantwortung für die eigene Person verbunden.
    Das Schaf auf der Alm ist ohne freien Willen sicher ganz glücklich (bis es geschlachtet wird).


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."


  • Ach so, ja das stimmt sicherlich.
    Wobei ich geistige Freiheit noch über dem freien Willen ansiedeln würde. Für mich zum Beispiel wäre es eine große geistige Freiheit alles was mir im Leben passiert annehmen zu können. Also auch wenn ich mich mal falsch entscheide (wobei man auch oder gerade durch falsche Entscheidungen sehr viel lernen kann, "falsch" ist also eh relativ nach meiner Erfahrung), ich dann noch genauso in Frieden mit mir und der Welt bin wie vorher oder bei einer "besseren" Entscheidung.


    Liebe Grüße

  • Zitat

    Raphy schreibt:
    ... wobei man auch oder gerade durch falsche Entscheidungen sehr viel lernen kann, "falsch" ist also eh relativ nach meiner Erfahrung ...


    Da hört sich an wie das Urvertrauen was in der Gita propagiert wird (Karma Yoga).

    Zitat

    Egal was passiert, es wird gut für mich sein.


    Gibt es was Vergleichbares im Buddhismus?


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Milou:
    Zitat

    Raphy schreibt:
    ... wobei man auch oder gerade durch falsche Entscheidungen sehr viel lernen kann, "falsch" ist also eh relativ nach meiner Erfahrung ...


    Da hört sich an wie das Urvertrauen was in der Gita propagiert wird (Karma Yoga).


    Aha, wußte ich gar nicht. Interessant, werde ich mir mal anschauen, danke.


    Weiß gar nicht genau ob es etwas Vergleichbares gibt. Aber ich weiß zum Beispiel aus den Büchern von Buddhadasa, dass er immer die "Soheit" betonte. Also ein Erleuchteter erkennt, dass alles einfach so ist wie es ist, ganz banal und unspektakulär. Da ist nichts schlecht oder gut, es ist einfach so. Andere buddhistische Lehrer sehen das sicher ähnlich.
    Falls mir noch was einfällt kann ich das ja mal posten.


    Liebe Grüße

  • Milou:


    Das scheint mir im Vergleich zu den Herausforderungen des Buddhismus einfach. Ein Schritt in
    Richtung Erleuchtung wiegt wohl mindestens 108 Marathons.
    Milou


    Solange Du nach Erleuchtung strebst, wirds nix. Wenn Du am Anfang eines Marathons zu viel denkst, gehts auch meistens daneben. Man sollte einfach laufen und sich darauf konzentrieren. Sonst nix... :P Nur sitzen, sonst nix...


    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Aber diesen Satz "Egal was passiert es wird für mich gut sein." finde ich sehr wichtig. Ich denke ohne dieses Vertrauen ins Leben hätte der Buddha niemals seinen sicheren Palast verlassen. Auch ein Leben in Hauslosigkeit erfordert Vertrauen. Es geht ja auch darum Grenzen zu überschreiten, wie soll das ohne Vertrauen gehen?
    Und wenn das Leben gegen uns wäre, würde wohl niemals jemand Erleuchtung erlangen. Denn gewissermaßen sind wir ja auch selber das Leben, sind wir von allen möglichen Dingen abhängig, die das Leben uns gibt. Wir sind davon ja nicht getrennt, wir sind ja ein Teil davon.


    Liebe Grüße

  • Raphy:

    ... Denn gewissermaßen sind wir ja auch selber das Leben, sind wir von allen möglichen Dingen abhängig, die das Leben uns gibt. Wir sind davon ja nicht getrennt, wir sind ja ein Teil davon.


    Genau, und davon hat der Buddha Befreiung erlangt.
    "Ich bin das Leben" hat er als Wahn durchschaut, als
    "Lebensrausch" durchschaut und jedes Hängen daran überwunden.

  • accinca:
    Raphy:

    ... Denn gewissermaßen sind wir ja auch selber das Leben, sind wir von allen möglichen Dingen abhängig, die das Leben uns gibt. Wir sind davon ja nicht getrennt, wir sind ja ein Teil davon.


    Genau, und davon hat der Buddha Befreiung erlangt.
    "Ich bin das Leben" hat er als Wahn durchschaut, als
    "Lebensrausch" durchschaut und jedes Hängen daran überwunden.


    Raphy hat auf das Prinzip des Bedingten Entstehens hingewiesen, auf das Prinzip der "Leerheit", auf das Prinzip der Allverbundenheit.
    Diese Erkenntnis steht im Zentrum der Buddha-Lehre und nicht die Verachtung der Lebens, wie du uns hier immer weiszumachen versuchst.


    Onda

  • Raphy:

    Ich denke ohne dieses Vertrauen ins Leben hätte der Buddha niemals seinen sicheren Palast verlassen.


    Genau deswegen hat der Buddha seinen trügerisch sicheren Palast
    ja auch verlassen. Er hatte erkannt, das der Palast keine Sicherheit
    vor Alter, Krankheit und Tod bieten konnte. Wie sollte man auch Sicherheit
    erlangen können bei Dingen die selber dem Alter, der Krankheit und
    dem Tode unterworfen sind? Oder vor was sollte man Sicherheit suchen
    wollen wenn nicht vor Alter, Krankheit und Tod? So hatte der Buddha
    wohl mehr das Vertrauen das mit Alter, Krankheit und Tod verbundene
    Leben überwinden zu können, als ausgerechnet in das Leben welches
    bekanntlich mit Alter, Krankheit und Tod untrennbar verbunden ist.