Körperliche Seite der Sitzmeditation

  • Eine Stelle im Körper, die fest ist, in der Beweglichkeit eingeschränkt, irgendwie undurchlässig. Die verhindert, dass der Oberkörper sich anstrengungslos aufrichtet, und dass der Atem frei fließt.


    Oft ist der Grund dafür irgendein Muskel (oder Muskelgruppe), der/die gewohnheitsmäßig zusammengezogen ist. Wenn sich dieser Zug löst, kann eine Kettenreaktion entstehen: weitere Muskelspannungen lösen sich, die Körperhaltung verändert sich, der Atem wird tiefer, die Energien fangen wieder an, durch diese Stelle zu fließen, was immer auch diese "Energien" sein mögen: Lymphe, Nervenimpulse, was weiß ich, was da im Körper so alles unterwegs ist.

  • Jojo:

    Eine Stelle im Körper, die fest ist, in der Beweglichkeit eingeschränkt, irgendwie undurchlässig. Die verhindert, dass der Oberkörper sich anstrengungslos aufrichtet, und dass der Atem frei fließt.


    Oft ist der Grund dafür irgendein Muskel (oder Muskelgruppe), der/die gewohnheitsmäßig zusammengezogen ist. Wenn sich dieser Zug löst, kann eine Kettenreaktion entstehen: weitere Muskelspannungen lösen sich, die Körperhaltung verändert sich, der Atem wird tiefer, die Energien fangen wieder an, durch diese Stelle zu fließen, was immer auch diese "Energien" sein mögen: Lymphe, Nervenimpulse, was weiß ich, was da im Körper so alles unterwegs ist.


    Machst du dir solche Gedanken? Wenn ich sitze, dann gibt es schon mal ein paar Körperstellen, die nicht "vollkommen" sind. Aber nach dem Sitzen, wenn das nicht anhält, denke ich daran nicht weiter. Wenn das nichts weiter ist, würde ich das sein lassen.

  • Ich würde nicht sagen, dass das Gedanken sind - eher Erfahrungen.
    Ein paar Körperstellen, die nicht vollkommen sind? :D
    Bei mir ist der ganze Körper verzogen wie eine alte schiefe Tür. Das und alle damit verbundenen Veränderungen bestimmen meine Haltung, meine Wahrnehmungen, mein Denken, mein ganzes emotionales und soziales Sein. Wenn ich das in der Übung nicht betrachte, was denn sonst? :shock:

  • Jojo:

    Ich würde nicht sagen, dass das Gedanken sind - eher Erfahrungen.
    Ein paar Körperstellen, die nicht vollkommen sind? :D
    Bei mir ist der ganze Körper verzogen wie eine alte schiefe Tür. Das und alle damit verbundenen Veränderungen bestimmen meine Haltung, meine Wahrnehmungen, mein Denken, mein ganzes emotionales und soziales Sein. Wenn ich das in der Übung nicht betrachte, was denn sonst? :shock:


    Was sind denn Erfahrungen anderes als Gedanken? Zumal du sie ja hier mitteilst. Wenn du sie nicht mitteilst, dann verschwinden sie wieder und machen Platz für andere Erfahrungen. So klammerst du dich an einer Körperlichkeit, die in Vorstellungen von Vollkommenheiten sich ergeht.


    Aber:Du bringst mich dazu, zu verstehen, was Dogen meint, wenn er davon spricht, der Körper ist unrein (impurity).
    http://www.thezensite.com/ZenT…nzo/070sanjushichihon.pdf


    Deine Haltung ist so, wie sie ist. Du kannst dich einfach setzen und dich dem Prozess überlassen, es kommt alles ganz von selbst ins Lot.
    Andererseits finde ich deine Geschichten interessant und wundere mich, wieviel du da erzählen kannst über deine vergangenen Körpererfahrungen.
    Deshalb danke ich dir auch, denn ich mach' mir nicht so viele Gedanken übers Sitzen. Ich sitz einfach.


    Lass dich doch in der Übung betrachten - man muss doch nicht alles selbst machen.

  • Thursday:

    Was sind denn Erfahrungen anderes als Gedanken? Zumal du sie ja hier mitteilst. Wenn du sie nicht mitteilst, dann verschwinden sie wieder


    Wenn ich sie hier mitteile, verschwinden sie auch wieder :)


    Zitat

    Aber:Du bringst mich dazu, zu verstehen, was Dogen meint, wenn er davon spricht, der Körper ist unrein (impurity).
    http://www.thezensite.com/ZenT…nzo/070sanjushichihon.pdf


    Na ich weiß nicht, ob das dasselbe ist... Er erklärt das ja weiter unten ein bisschen, und das kommt mir kein bisschen bekannt vor. Mein Körper ist nicht das ganz Universum - oder, natürlich ist er das doch (wenn ich darüber nachdenke), aber ich erfahre das nicht so.


    Eher denke ich, dass meine aktuelle Praxis sowas ist wie die "Beschmutzungen" (sankharas? kleshas?), also das im Körper angesammelte Karma zu betrachten, und dabei zuzusehen, wie es sich auflöst. Und das Irre am Sitzen ist ja, dass es sich tatsächlich auflöst.


    Irgendwo hat Dogen übrigens mal geschrieben, dass sich beim Sitzen Knochen und Sehnen (bones and ligaments) neu ordnen. Das trifft es ziemlich genau. Leider habe ich mir damals das Zitat nicht rausgeschrieben, und ich habe es nie wiedergefunden.


    Zitat

    Deine Haltung ist so, wie sie ist. Du kannst dich einfach setzen und dich dem Prozess überlassen, es kommt alles ganz von selbst ins Lot.


    Ja genau. So ist es. Nur sind die Ungeduld und die Vorstellungen vom Ideal und all das auch da, die ganze Zeit. Und es hat und nimmt Einfluss, wenn ich es nicht zur Kenntnis nehme. Also nehme ich es zur Kenntnis.

    Zitat

    Andererseits finde ich deine Geschichten interessant und wundere mich, wieviel du da erzählen kannst über deine vergangenen Körpererfahrungen.


    Manches Mal muss ich mich dazu zwingen, das aufzuschreiben. Es fällt mir nicht leicht. Ich schreibe es nur auf, weil diese Erfahrungen mich überrascht haben, und weil mir weder irgendein Lehrer dazu irgendwas sagen konnte, noch ich dazu im deutschsprachigen Internet irgendwas gefunden hätte. Im englischsprachigen aber schon, und das war sehr hilfreich für mich. Also dachte ich, ich muss es mal auf Deutsch aufschreiben, vielleicht nützt es jemandem.


    Zitat

    Ich sitz einfach.


    *neid*


    Zitat

    Lass dich doch in der Übung betrachten - man muss doch nicht alles selbst machen.


    Guter Satz. Hoffe, ich kann mir ihn bis morgen früh merken, und werde dann mal gucken, ob er einen Unterschied macht.

  • Zitat

    Nur sind die Ungeduld und die Vorstellungen vom Ideal und all das auch da, die ganze Zeit. Und es hat und nimmt Einfluss, wenn ich es nicht zur Kenntnis nehme. Also nehme ich es zur Kenntnis.


    Danke. Und mach' weiter so - du hilfst mir damit.

  • Jojo:

    Ich würde nicht sagen, dass das Gedanken sind - eher Erfahrungen.
    Ein paar Körperstellen, die nicht vollkommen sind? :D
    Bei mir ist der ganze Körper verzogen wie eine alte schiefe Tür. Das und alle damit verbundenen Veränderungen bestimmen meine Haltung, meine Wahrnehmungen, mein Denken, mein ganzes emotionales und soziales Sein. Wenn ich das in der Übung nicht betrachte, was denn sonst? :shock:


    wie wärs mit etwas Gymnastik?
    Lockerungs-und Dehnung-Übungen
    Und: Schwimmen..ist gut für den ganzen Body....:)
    kann man sich so richtig auspowern...

  • So, einige Retreats und Zazentage später.
    Der fette Knoten in der rechten Seite, an dem ich seit Monaten herumlaboriere, hat sich gelöst. Eine Kettenreaktion in Gang gesetzt. Kurz gesagt eine Riesen-Erleichterung, der ganze Körper richtet sich neu aus.
    Wahnsinn.
    Das Schütteln und Zittern beim Sitzen geht weiter, der Atem ist immer noch flach, aber die Gesamtsituation ist gar nicht zu vergleichen. Die Beine schlafen nicht mehr ein beim Sitzen. Manchmal finde ich das Sitzen geradezu angenehm. Dummerweise fange ich dann sofort an zu denken und herumzuträumen. Also hallo zusammen, jetzt bin ich wohl da, wo ihr alle gestartet seid.
    Lustig ist, dass das Gehen und Stehen momentan nicht so gut funktioniert, ich gehe jetzt wahlweise wie ein Storch oder wie ein Trampeltier. Wahrscheinlich ist da noch was aufzudröseln.

  • In den vergangenen zwei Wochen habe ich so wenig gesessen wie seit zwei Jahren nicht mehr, aus verschiedenen Gründen.
    Täglich vielleicht 45 Minuten, einige Tage sogar gar nicht.
    Das macht sich bemerkbar.
    Nichts Neues; reine Instandhaltung.

  • Hier ein ganz schöner Austausch aus dem Zenforuminternational, auf Deutsch übersetzt.
    Den englischen Text findet Ihr hier: http://zenforuminternational.o…c.php?f=6&t=11320#p179031


    Meido:

    (Letzter Absatz des Postings:) Das Problem für viele von uns heutzutage ist, dass die traditionellen Unterweisungen eine gewisse körperliche Ausgeglichenheit voraussetzen, die wir heute meistens nicht mehr haben. Deshalb sehen wir die Leute, wie sie ihr Kinn stark einziehen, wenn gesagt wird "die Schädeldecke zum Himmel", oder dass sie das Becken exzessiv nach vorne kippen, weil sie fehlerhaft übersetzte Anweisungen (...) befolgen wollen.


    Caodemarte:

    In meinem Zendo gibt es fast keine Unterweisungen zum Körper, und wenn, dann nur sehr einfache. Von anderen habe ich gehört, dass das in Amerika so üblich ist, vielleicht aus Versicherungsgründen, oder weil man Angst hat, wegen sexueller Belästigung belangt zu werden, oder wegen der allgemeinen Kultur des "Mach dein Ding", wegen einer Angst vor Formalismen, und wegen der Gewohnheit, Körper und Geist getrennt zu sehen, so als ob wir nur in unserem Kopf leben würden (...).


    Ich kann nur mein unflexibles Bestes tun, mich in die Haltung zu begeben, die mir am zielführendsten und stabilsten erscheint. Diese Art von Diskussion ist hilfreich.


  • Heftiger Motivationseinbruch.
    Lesen hilft nicht. Schreiben auch nicht.
    Bin ich froh, dass da meine schräge Sangha ist.
    Ein Minimum an täglichem Sitzen geht, so zwischen 45 Minuten und ein-einviertel Stunden.


    Habe von dritter Seite den guten Rat bekommen, doch beim Sitzen wirklich nichts zu tun, wirklich gaaaaaaaaaar nichts zu tun, nur auszuruhen.
    Als ob ich das nicht dauernd versuchen würde.
    Naja, selbst das zu versuchen ist wohl noch versuchen.
    Also versuch ich, mit dem Nur-Sitzen-Versuchen aufzuhören.
    Was auch immer aufhören.
    Notfalls mit dem Aufhören aufhören.
    Hänge auf dem Kissen wie ein Sack nasser Reis mit Knochen drin, die stecken kreuz und quer und jedenfalls nicht da, wo sie sollen. Na, auch egal.

  • Weihnachten überstanden.
    Weihnachten setze ich mich immer ins Auto und besuche die versprengten Teile meiner Familie.
    Dieses Mal gelang es, zwei Familienteile, die jahrelang nicht miteinander gesprochen hatten, an einen Ort zu bringen. Es war ein überraschend entspannter Nachmittag.
    Das Forum macht mich zurzeit ein bisschen traurig.
    So viele, die sich vor allem damit beschäftigen, Souveränität zu demonstrieren, Oberwasser zu behalten.
    Das trennt.
    In guten Zeiten ist das Internet ein Ort, in dem ich auf andere treffen kann, die ihre Zweifel, ihre Ängste, ihre unvollkommenen Entdeckungen, ihr Halbwissen, ihre Illusionen, Wünsche und Hoffnungen teilen. In dieser Unvollkommenheit der anderen erkenne ich mich selbst. Die menschliche Unvollkommenheit in einer von Hohn durchsetzten Haltung zu erkennen, hinter den Augenschlitzen einer Vollrüstung immer noch einen Menschen zu sehen, braucht mehr Geduld, das ist für mich nicht so einfach.
    No mud, no lotus.


    Gestern habe ich erstmals seit mehreren Monaten wieder eine Stunde durchgesessen. Es ergab sich so.

  • Jojo:

    ... ihre Zweifel, ihre Ängste, ihre unvollkommenen Entdeckungen, ihr Halbwissen, ihre Illusionen, Wünsche und Hoffnungen teilen. In dieser Unvollkommenheit der anderen erkenne ich mich selbst.


    Ist da der Moderatorenstatus im Forum das ideale Instrument um Unvollkommenheit erleben zu können oder sollen nur die Anderen unvollkommen sein?

  • Ich glaube, der ideale Status, um eigene Unvollkommenheit zu erleben, ist Vater oder Mutter sein.
    Mod ist sicher ein durchschnittlich brauchbarer Status, um die eigene Unvollkommenheit zu erleben.

  • Jojo:

    Ich mache einfach weiter.
    (...)
    Es fällt mir schwer, nicht den Lösungsvorschlägen zu folgen, die mein ungeduldiger Geist mir vorschlägt. Einfach sitzen, die Aufmerksamkeit immer wieder zum Sensorischen zurück holen, alles offen lassen, nichts verfolgen. Die Ungeduld macht mir schwer zu schaffen. Manchmal brauche ich zwanzig Minuten, um das Warten und Hoffen zu erkennen und hinter mir lassen zu können.


    Kann das hier einfach zitieren, es trifft - wenn auch auf einem ganz anderen Level - genau meinen Stand von heute.


    Habe mir ermutigt durch meinen Osteopathen erlaubt, mit meiner Hausärztin zu sprechen. Dieser ungläubige Blick, als ich versuche, meine Erfahrungen zu schildern, hat mich aber gleich wieder still werden lassen.


    "Unspezifischer Tremor...? Soll mit einem Ungleichgewicht im Bewegungsapparat zusammenhängen? Beckenschiefstand, jahrzehntelang aufgebaute Folgeverspannungen? Und das wollen Sie - ähem, beim *Meditieren* (wenn man ein Wort mit spitzen Fingern anfasst, müsste es so klingen) *selber* herausgefunden haben? Also wirklich *selber*?? Wie findet man sowas raus - selber? Und die Folgeverspannungen lösen sich von selber auf? Durch SITZEN? Und das tut weh? Und Sie machen´s trotzdem? Ja, Himmel, sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen? Und dass der Tremor jetzt auch im Alltag deutlich sichtbar wird, soll eine Verbesserung sein? Sie glauben, das ist nur eine Sache der Zeit, dann sind die Verspannungen durchgearbeitet, und der Tremor hört auf? Und zur Unterstützung gehen Sie (Wort mit spitzen Fingern angefasst) zu einem OSTEOPATHEN?"


    Jetzt habe ich jedenfalls eine Überweisung zum Neurologen, mit der Maßgabe, das volle Programm abzufahren. Den Osteopathen muss ich natürlich selber bezahlen, was ich auch tun werde.


    Ich habe ja nichts dagegen, neurologisch einmal voll durchgecheckt zu werden, genau deshalb habe ich ja mit der Hausärztin gesprochen, und ich bin dankbar, dass es Verfahren gibt, mit denen man wirkliche Probleme identifizieren kann. Was mich ein bisschen stört, ist, dass mir mein Körperempfinden rundheraus abgesprochen wird, *weil man dazu eben nichts wissen kann*:


    "Wissen Sie, unklarer Tremor, das ist häufig. Man weiß einfach nicht, was das ist. Manche Leute haben das eben, fertig. Muss man mit leben. Wenn es Sie beruflich stört, kann man da einen niedrig dosierten Betablocker geben."


    Ja, dann legen wir den Körper doch still, wenn er beruflich stört, oder?


    Egal. Jetzt mache ich neben dem üblichen Sitzprogramm erst mal den Neuro-Check (Wartezeit 3-6 Monate), dazu arbeite ich mit einem sehr gut ausgebildeten und erfahrenen Osteopathen. Mehr kann ich derzeit nicht tun.

  • Good news.
    Alles entwickelt sich zum Positiven.
    Experten sind ja gut und schön, aber man muss doch mit äußerster Vorsicht die Wirklichkeiten genießen, die sie einem vorsetzen.
    Ganz schnell werden da Meinungen zu Realitäten. Nicht mal in dem Sinne, dass andere ihre Meinung für die Realität halten, sondern in dem Sinne, dass mein Körper etwas zu seiner tatsächlichen, physischen Realität macht, was ein anderer so gesagt hat.

  • Hallo Kanshiketsu,
    ja, ich kenne das Buch. Als es losging mit dem Zittern, habe ich natürlich das komplette Internet durchforstet, bin dabei über Berceli gestolpert und habe mir sein Buch organisiert (das übrigens schlecht geschrieben und sehr repetitiv ist, aber besser als nichts). Ganz sicher ist das der Kern der Sache. Beim Lesen hatte ich ein Deja-vu nach dem anderen. War auch gut zu erfahren, dass das was Normales ist.
    Danke für´s Posten. Wusste nicht, dass es einen deutschsprachigen Artikel dazu gibt. Schade, dass Bercelis Methode nicht weithin bekannt ist. Ich denke, das würde vielen Menschen einen Haufen Leid ersparen.

  • Hallo JoJo, mir geht es gerade seit einigen Wochen ähnlich mit dieser Zitterei, besser gewaltiges Schütteln und bei der Suche nach Antworten auf das Phänomen bin ich auf diesen Thread gestoßen. Mich interessiert daher sehr- ist es vorbei bei Dir oder geht es noch weiter?? Ich habe einen Menschen, der sich damit besser auskennt, fragen können. Er sagt, dieses körperliche Zittern oder Schütteln sei bei manchen Menschen normal in Zuständen größerer Konzentration- andere haben es nicht, manche ganz heftig. Er sagt, irgendwann hört es wieder auf. Ich finde es unangenehm, zum Teil schmerzhaft und wäre froh, es wäre damit mal zu Ende. Andererseits ist es faszinierend z.B zu beobachten wie sich die Energie aufbaut ( bei mir hauptsächlich in den Beinen) und wann genau das Schütteln losgeht. Insgesamt kann ich damit leben, sehe mich aber ins Kämmerlein verbannt, weil ich vermutlich in einer Gruppe doch einige Irritationen hervorrufen würde..... Wenn Du magst erzähl doch mal, wie es Dir jetzt damit ergeht!
    Viele Grüße
    Sandra

  • Hallo Sandra,


    nein, ist noch nicht vorbei. Aber der Körper hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert. Ist lockerer, durchlässiger geworden, ich habe anderen Bodenkontakt. Auch die emotionale Verfassung hat sich sehr zum Positiven verändert. Ich empfinde das wie einen Reinigungsprozess.


    Ich hab von jemandem gehört, bei dem hat es vier Jahre gedauert. So lange mache ich mir also keine Sorgen. Bis dahin versuche ich inzwischen, mich aller Prognosen und Standortbestimmungen zu enthalten, weil ich das Gefühl habe, mich damit selbst unter Druck zu setzen, dass es aufhören muss. Klar wünsche ich mir auch, dass es aufhört, weils einfach weh tut und anstrengend ist, aber was nicht ist, ist eben nicht, und der positive Effekt ist der Hammer, das gleicht das Ganze wieder ein bisschen aus.


    Meine Gruppe kommt gut damit klar. Ich sitze in einer Ecke etwas entfernt von den anderen, so dass ich mich nicht auch noch mit Gedanken befassen muss, ob ich jemanden störe oder nicht. Wir sitzen mit dem Gesicht zur Wand, das hilft.


    Hin und wieder sitze ich in einer Rinzaigruppe mit dem Gesicht zum Raum. Das ist für mich schwieriger, weil ich unwillkürlich doch versuche stillzuhalten, und das kann extrem schmerzhaft werden und versteinert den Körper, was nicht Sinn der Sache sein kann. Wenn da Neue sind, sage ich deshalb allen, die es noch nicht wissen, dass ich beim Sitzen leider momentan unwillkürliche Körperbewegungen habe, dass sie sich aber keine Sorgen zu machen brauchen, dass alles in Ordnung ist, dass sie das aber bitte nicht nachmachen sollen. Dann lachen alle, und das scheint zu reichen. Ein Gruppenhopping würde ich momentan aber nicht machen. Die Leute brauchen schon ein bisschen Zeit, um sich zu gewöhnen.


    Skribbel mal hin und wieder, wie es sich so entwickelt bei Dir, wenn du Lust hast. Ist gar nicht so leicht in Worte zu fassen, finde ich.

  • Hallo Jojo, nein, es ist nicht leicht in Worte zu fassen, obwohl ich seitenweise dazu was sagen könnte. Würde aber wohl eher viele langweilen. Ich kenne mich garnicht aus in Foren wie diesem, daher vielleicht eine blöde Frage: Deine Idee mit dem Practice- Log fand ich sehr gut, könnte die nicht wieder aufleben?? Oder gäbe es dafür einen anderen Rahmen? Habe mich auch ein wenig durch Dharmaoverground gelesen, aber eine deutsche Alternative kenne ich nicht. Das wäre vielleicht ein Ort für ausgeprägtere Schüttelerfahrungen???? Oder anderes. Ansonsten habe ich nochmal gelesen, was Du so geschrieben hast zum Schütteln, vieles erlebe ich auch so. Besonders das Bemühen eine Balance zu finden zwischen Loslassen und Kontrolle des Geschehens. Ich habe mittlerweile schon Probleme in den Schultern, weil ich nicht richtig loslassen kann und mich nach dem Schütteln oft sehr verkrampft wiederfinde. Und häufig stoppt der Atem kurz komplett oder ich habe das Gefühl, nicht mehr richtig Luft zu bekommen, Nicht lange und ohne ohne Panik, kennst Du das auch?? Es schüttelt mich weiter in jeder Meditation, oft schon nach wenigen Atemzügen, oft alle zwei bis drei Atemzüge später erneut und am Ende der Stunde ist Erschöpfung nicht selten. Trotzdem, diese Energie dabei ist faszinierend, sorgt manchmal dafür, dass ich mich völlig ohne eigenes Dazutun ( jedenfalls gefühlt) kerzengerade aufrichte.... Ja, allein die Beobachtung der Erfahrung würde schon Seiten füllen, ich höre jetzt auf damit. Vielleicht gibt es ja irgendwo einen Ort für den speziellen Austausch. Noch eine Frage an Dich aus den früheren Posts, warum findest Du Ingram fragwürdig? Bisher der einzige den ich kenne, der ein wenig mehr sagt zu den Ereignissen während der Meditation. Ich würde die Map allerdings auch nicht als der Weisheit letzter Schluß betrachten, eher als hilfreich, um einiges besser einordnen zu können.


    Bis bald und good vibrations wünscht Sandra

  • Hm, schade, leider habe ich schon länger nicht mehr in diesen Thread geguckt. Da sich bei mir nicht viel ändert, dachte ich, ich schreib erst wieder, wenn was grundlegend Neues passiert. Tut mir leid, hoffe, du guckst später mal wieder rein, und findest meine Antwort!


    Makarska:

    Hallo Jojo, nein, es ist nicht leicht in Worte zu fassen, obwohl ich seitenweise dazu was sagen könnte. Würde aber wohl eher viele langweilen.


    Ist egal, die können ja weiter scrollen. Mich interessiert´s trotzdem. Hoffe, wie gesagt, dass ich das nächste Post nicht wieder verpasse.


    Zitat

    Ich kenne mich garnicht aus in Foren wie diesem, daher vielleicht eine blöde Frage: Deine Idee mit dem Practice- Log fand ich sehr gut, könnte die nicht wieder aufleben??


    Nur zu :)


    Zitat

    Oder gäbe es dafür einen anderen Rahmen? Habe mich auch ein wenig durch Dharmaoverground gelesen, aber eine deutsche Alternative kenne ich nicht. Das wäre vielleicht ein Ort für ausgeprägtere Schüttelerfahrungen???? Oder anderes.


    Nöö, im DHO schreibe ich wieder, wenn sich was Grundlegendes ändert. Es ändert sich zwar ständig was, aber nichts Grundlegendes. Außer dass ich jetzt nicht mehr vor und zurück schüttle, sondern eher unsystematisch mit Drehbewegungen.


    Zitat

    Ansonsten habe ich nochmal gelesen, was Du so geschrieben hast zum Schütteln, vieles erlebe ich auch so. Besonders das Bemühen eine Balance zu finden zwischen Loslassen und Kontrolle des Geschehens. Ich habe mittlerweile schon Probleme in den Schultern, weil ich nicht richtig loslassen kann und mich nach dem Schütteln oft sehr verkrampft wiederfinde.


    Das "richtig loslassen" kann auch eine Vorstellung sein, die loszulassen ist. wenn ich mit einer Spannung überhaupt nicht weiter komme, habe ich es teilweise als hilfreich erlebt, diese Spannung vollständig zuzulassen, und zu sehen: WAs passiert denn da eigentlich, wenn ich der Spannung vollständig Raum gebe, wenn ich vollständig aufhöre, sie zu kontrollieren? Also das "loslassen-wollen" loslassen. Das kann ganz schön in Schmerz hineinführen, oft passiert aber genau das Gegenteil.


    Außerdem kann die Hineingabe in den Schmerz auch zu dem führen, was man im Zen "Großmuttergeist" nennt, also eine Veränderung der inneren Haltung zu nicht-bedingtem Wohlwollen und Freundlichkeit. Wenn man dem eigenen Körper so beim Krampfen zusieht, und sieht, wie er sich abmüht, "Haltung zu wahren", ist das, als würde man am Bett eines kranken Kindes sitzen.


    Und wenn einem dann plötzlich der innere Einpeitscher und Kontrolleur und Eliminator bewusst wird ("Das ist doch ätzend! Das muss weg! Das stört! Doofer Körper, vorwärts, durch den Schmerz mittendurch!"), wird einem klar, dass das nicht hilft. Ein krankes Kind wird nicht schneller gesund, indem man ungeduldig mit ihm ist und es anschreit. Genau so man selbst, der eigene Körper. Also hört man auf, sich selbst anzuschreien und voranzutreiben. Die Krankheit muss sich einfach entwickeln und dann klingt sie auch wieder ab.


    Charlotte Beck nennt das "das ABC" (A Bigger Container), d.h. man identifiziert sich nicht mit dem Schmerz, man versucht auch nicht, ihn zu vertreiben, sondern man behandelt ihn mit Wohlwollen und Freundlichkeit. Das scheint Raum zu schaffen für Veränderung.


    Zitat

    Und häufig stoppt der Atem kurz komplett oder ich habe das Gefühl, nicht mehr richtig Luft zu bekommen, Nicht lange und ohne ohne Panik, kennst Du das auch??


    Nein, das kenne ich nicht.


    Zitat

    Es schüttelt mich weiter in jeder Meditation, oft schon nach wenigen Atemzügen, oft alle zwei bis drei Atemzüge später erneut und am Ende der Stunde ist Erschöpfung nicht selten. Trotzdem, diese Energie dabei ist faszinierend, sorgt manchmal dafür, dass ich mich völlig ohne eigenes Dazutun ( jedenfalls gefühlt) kerzengerade aufrichte.... Ja, allein die Beobachtung der Erfahrung würde schon Seiten füllen, ich höre jetzt auf damit. Vielleicht gibt es ja irgendwo einen Ort für den speziellen Austausch.


    Also ich hab keine Hemmungen, hier weiter zu posten. Wenn´s Dir zu persönlich ist, kannst Du auch gern eine PN schicken.


    Zitat

    Noch eine Frage an Dich aus den früheren Posts, warum findest Du Ingram fragwürdig? Bisher der einzige den ich kenne, der ein wenig mehr sagt zu den Ereignissen während der Meditation. Ich würde die Map allerdings auch nicht als der Weisheit letzter Schluß betrachten, eher als hilfreich, um einiges besser einordnen zu können.


    Er fokussiert so krass auf die Insight-Meditation, quasi als Sport, obwohl das offenbar häufig zu Problemen führt (dark night), die scheinbar leicht verhindert werden könnten, indem man sich zunächst auf shamata konzentriert. Aber wie man hört, ändert er da langsam seine Meinung.


    Zitat

    Bis bald und good vibrations wünscht Sandra


    Der war gut :)