Sôhei:1) "Was treibt ihn an, motiviert ihn dazu?"
Das Leiden.
Kennst du die Müllpresse-Szene aus Star Wars Episode 1?
https://www.youtube.com/watch?v=7U3Oti2L8S4
Stell dir vor, du sitzt in dieser Müllpresse. Dann bekommst du etwas in die Hand, um die Wände wieder auseinanderzuschieben. Würdest du es nicht benutzen?
In meinem Fall ist die Müllpresse - vereinfacht gesagt - die Depression.
Zitat2) "Was erhofft er sich davon?"
Die Befreiung vom Leiden.
ZitatVielleicht auch die Erfahrung von Selbst-Beherrschung, und evtl. die Angst vor dem Versagen oder Aufgeben...
Selbstbeherrschung spielt in meiner Praxis keine Rolle. Disziplin auf der Basis von Zusammenreißen funktioniert bei mir nicht, null. Bei mir funktioniert nur Disziplin auf der Basis von völliger Einsicht. Und dann ist es keine Disziplin mehr, jedenfalls nicht im landläufigen Sinne von "Sich-selbst-überwinden", sondern einfach Einsicht, und damit einfach. Und mit dem Versagen bin ich per Du. Versagen ist kein Problem mehr für mich.
Mich treibt ganz einfach die Erfahrung, dass die Wände der Müllpresse langsam auseinandergehen, wenn ich regelmäßig viel sitze. Wenn ich regelmäßig wenig sitze, bleiben sie stehen. Wenn ich nicht sitze, gehen sie wieder zusammen. Wenn ich sitze, gehen sie wieder auseinander. Reines Erfahrungswissen.
Zitatwas bleibt noch spezifisch buddhistisches übrig, wenn keinerlei Gewissheit darüber besteht oder möglich ist, wie das mit der Verwirklichung denn jetzt ist? Wo ist dann noch der Unterschied zu anderen expliziten oder impliziten Wegen der Selbsterfahrung?
Was ist denn für Dich "spezifisch buddhistisch"?
Aber in echt jetzt. Ich weiß nicht, was übrig bleibt, wenn die Wände der Müllpresse eines Tages am Horizont verschwinden sollten. Noch sind sie für mich gut sichtbar. oder anders ausgedrückt: Noch sitze ich in der Müllpresse drin. Ich weiß nicht, ob man da ein für alle Mal rauskommen kann, und wenn ja, welcher Weg der beste ist und was da draußen ist.
Vielleicht muss ich ja nur eine Tür aufmachen und rausspazieren. Es gibt Leute, die sagen das. Aber ich habe noch keine Tür gefunden.
ZitatWo ist der Unterschied zu einem Leistungs- oder Extremsportler, der sich bei seinem täglichen Training jahrein-jahraus ebenfalls speziellen körperlichen Hürden gegenübersieht? Der eine kann dann am Ende gut Sitzen, der andere schnell Laufen, Skifahren oder sonstwas. Aber darüber hinaus?
Für mich ist der Unterschied, dass andere Wege für mich nicht funktioniert haben. Außerdem habe ich kein Interesse am Sitzen selbst, auch nicht an irgendeiner Art der Körper- oder Selbstbeherrschung. Ich will nur aus dieser Müllpresse raus, und zwar ein für alle Mal. Wenn ich dafür lernen muss, elf Stunden durchzusitzen, dann mache ich das.
Verstehst du? Es geht mir nicht um das Sitzen. Das Sitzen ist nur ein Mittel. Ist für den Extremsportler der Extremsport ein Mittel?
Ich hoffe, das klingt nicht patzig. Ich versuche mein bestes, eine Erklärung zu geben, merke aber, dass das nicht so gut hinhaut.