Tychiades:Und deshalb braucht auch niemand seine Tierhaltung zu rechtfertigen.
Da hast Du womöglich etwas missverstanden. Da gibt es nichts zu rechtfertigen und das habe ich auch nicht getan. Ich habe lediglich darauf verwiesen, dass man die Beziehung zwischen Mensch und Haustier nicht nur aus der Perspektive 'Eigentum' sehen kann - selbst wenn man auf der Ebene von Rechtsbegriffen bleibt.
Tychiades:Wenn ich die Sache dann etwas tiefer betrachte, sehe ich keinen Grund für Tiere in meinem Haus.
Das ist in Ordnung. Als ich das letzte Mal die Sache tiefer betrachtet habe, sah ich keinen Grund dafür, nicht wenigstens einem einzelnen Hund ein besseres Leben zu bieten, als er es im Tierheim hatte, indem ich mein Haus mit ihm teile.
Tychiades:In einem Kommentar zu Nansen "Cut the cat" las ich eben auch dieses Argument, dass Tiere grundsätzlich frei sind. Im Prinzip wird ein Tier ja durch regelmäßige Fütterung zum Beleiben bestochen
Nun, die Katze, die mit uns lebt, musste nicht angefüttert oder "bestochen" werden. Sie war offensichtlich in einem Haushalt groß geworden und wurde dann ausgesetzt - vermutlich, weil sie da schon verhaltensgestört war, hyperaggressiv. Keine 'Schmusekatze', noch heute, nach Jahren nicht ... aber offensichtlich froh, bei Kälte und Nässe wieder ein Dach überm Kopf zu haben.
Tychiades:Diese ganzen Gedanken über das Töten in diesem Thread kommen doch genau deshalb auf - als Folge der Haltung und Bindung an ein Tier.
Ja, sicher. An 'Bindung' ist mE auch nichts auszusetzen, wenn man sie frei eingeht. Als Menschen können wir ohne Bindung zumindest mit anderen Menschen nicht 'artgerecht' leben. Selbst der Bhikshu ist an Menschen gebunden, die ihn durchfüttern. Haustiere sind in einem generationenlangen Prozess auf 'Bindung' an Menschen gezüchtet, auf ein symbiotisches Zusammenleben. Das muss man nicht gut finden - und schon gar nicht muss man gut finden, dass Tiere als Ware gezüchtet werden. Aber die Existenz von Tieren, die auf Menschen, die sich an sie binden, angewiesen sind, ist ein Faktum, mit dem man umgehen muss. Und sei es durch Ignorieren.
Tychiades:Wäre es ein Mensch würden wir doch sofort den zynischen Zusammenhang sehen und wir sind ja auch auf dem Weg dahin, wir nennen es "Sterbehilfe".
Natürlich gibt es da einen Zusammenhang und gesehen wurde der in dieser Diskussion schon sehr früh. Die hier diskutierte Übungsregel unterscheidet nicht zwischen Menschen und Tieren und dementsprechend sollten wir das auch nicht tun. Ich weiss nicht, was an diesem Zusammenhang "zynisch" sein soll. Einen wesentlichen Unterschied gibt es da allerdings - die Frage, wer jeweils die Entscheidung trifft, den Sterbeprozess zu verkürzen. Bei einem Menschen ist es das sterbende Wesen selbst, das autonom entscheidet. Bei einem Tier trägt ein anderes Wesen, ein Mensch, die Verantwortung und nimmt das karma des Tötens auf sich. Er nimmt sich das Recht, im Namen des Tiers über dessen Tod zu entscheiden, zwischen einem langsamen, qualvollen Sterben und einem kurzen, weitestgehend schmerzfreien. Und ist in aller Regel überzeugt, damit im wohlverstandenen Interesse des Tieres zu handeln.
Tychiades:Und da finden sich auch Experten, Ärzte, die das dann machen. Die gleichen Argumente - man will das Leiden beenden. Wessen Leiden? Wo kein Leidender ist, gibt es dennoch Leiden. Es hat keinen Anfang und kein Ende.
Das ist - sorry - dieselbe intellektuelle Unredlichkeit, die ich hier an anderer Stelle schon gerügt habe. Es geht nicht um 'das' Leiden, um Duhkha. Es geht um einen konkreten, mit starken Schmerzen verbundenen, langsamen Sterbeprozess - eine extreme Form von Duhkha in individuellen Fällen. Ein Dammbruchargument könnte ich hier noch verstehen und halte es auch durchaus für bedenkenswert. Bedenkenswert halte ich aber auch die Überlegung, ob es in Ordnung ist, die Erfüllung des Wunsches eines Sterbenden nach dem, was er unter 'in Würde sterben' versteht, zu verbieten. Welche Umstände dann einen solchen Wunsch bzw. dessen Erfüllung rechtfertigen, muss sicher Gegenstand gründlicher Erwägungen sein - aber den Verweis, dass Leiden ohnehin ohne Anfang und Ende sei, würde ich einem Sterbenden, der einen solchen Wunsch äußert, jedenfalls nicht geben. Das könnte dann mE zu recht als zynisch empfunden werden.
Tychiades:Sudhana:Lässt sich da nicht sagen: Der Wille, den edlen achtfachen Pfad zu gehen, steigt zwingend mit dem Geistesfaktor Hass auf?
Ja natürlich - ohne die Geistesfaktoren Gier, Hass, Verblendung würde dieser Wille den Pfad zu gehen nicht aufsteigen. Aber mit dem Gehen des Pfades löscht der Pfad dann diesen Willen und die Geistesfaktoren wieder aus - und es gibt kein Verlangen nach irgendeinem Vogel, einem Hund oder einem Papagei.
Wenn es da ein Verlangen gibt, dann das nach dem Besitz von "irgendeinem Vogel, einem Hund oder einem Papagei". Ja, das hört wohl auf.
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