Kultur der Kommunikation

  • @Sherab: ich danke dir für deinen sachlichen Beitrag. Ich bin nicht naiv - eigentlich sogar das Gegenteil davon. Es geht mir wie gesagt nicht um Konsens oder vollkommene Harmonie. Aber wenn jemand hier Traditionen verunglimpft, dann ist das m. E. nicht in Ordnung. Das zu ignorieren stärkt m. M. n. die Position der "Trolle". Da sind ALLE vernünftigen und gemäßigten Leute hier gefordert. Weil es letztendlich auch auf sie und ihre Tradition zurückfallen kann - je nachdem, welcher Richtung sich der "Troll" selbst zurechnet. Das erfordert Einsatz. Aber wenn ich die Rückmeldung von einigen m. E. sehr vernünftigen Teilnehmern erhalte, dass sie eigentlich "aufgegeben" haben, sich gegen solche Unarten zu wehren, dann macht mich das sehr nachdenklich.
    Natürlich ist das hier momentan Teil meiner Praxis - wenn ich das nicht so sehen würde, wäre ich nicht mehr anwesend. Ich scheue weder Konfrontationen noch Herausforderungen. Ich bin nicht der geduldigste Mensch, ich habe eine Allergie gegen großmäulige "Schaumschläger" - glaub mir, ich habe momentan genug Material zum Loslassen.

  • Guten Morgen, Monika. Vielen Dank für deine Betrachtung. Ich schätze deine Perspektive (der "Alteingesessenen") sehr. Ich sehe, dass es meine Erwartung ist. Ich beobachte das Leiden, wenn Leute das ignorieren und hier "rumwüten". Aber Einsicht oder Weisheit kann man nicht erzwingen.
    Trotzdem kann man solche Leute zur Mäßigung ermahnen - zu schweigen löst die Problematik eher nicht.

  • Varadinno:

    Aber wenn ich die Rückmeldung von einigen m. E. sehr vernünftigen Teilnehmern erhalte, dass sie eigentlich "aufgegeben" haben, sich gegen solche Unarten zu wehren, dann macht mich das sehr nachdenklich.



    Bei mir ist es durchaus so, dass ich mich eine gewisse Zeit darauf einlasse. Aber wenn man über Jahre (!) im Forum dieselben Gewohnheitsmuster beim Gegenüber erkennt, dann kommt mir die Erkenntnis, das irgendwann mal gut ist und es meiner persönlichen Praxis schaden würde, wenn ich hier einen virtuellen Kampf kämpfen würde. Das hat tatsächlich etwas mit Aufgeben und mit Loslassen zu tun, aber nach dem Motto: "Der Klügere gibt nach!" :)


    Varadinno:

    Das zu ignorieren stärkt m. M. n. die Position der "Trolle".


    Das "Bashing" gegenüber anderen Traditionen ist für mich übrigens kein Trollverhalten, denn es wird durchaus argumentativ "gebashed". Bei Trollen ist es eher so, dass sie die Regeln im Forum nicht respektieren können oder wollen. Hier gab es in den letzten Jahren durchaus ein hartes eingreifen von Seiten der Moderatoren. Zuletzt im Fall des Users Stero. Siehe hier: http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=9&t=15860

  • @Lucy: ich praktiziere eigentlich, was ich "predige". Ich habe hier noch keine Tradition herabgesetzt. Ich werde eigentlich auch nicht persönlich. Und falls doch: schreibe ich zwar klare Worte, aber nicht, um jemanden zu verletzen. Was die Stelle angeht, auf die du dich beziehst: das, was du da geschrieben hast, lässt viel Raum für Spekulation und Interpretation. Ob das von dir so gewollt war, kann ich nicht beurteilen. Aber vielleicht liest ein trockener Alkoholiker deinen Beitrag: "wer sehr strikt Alkohol quasi verbietet, der sollte sich evtl dann und wann zu einem Schluck überwinden, das wird die eigene rigide sicht erweitern". Oder eine 14 Jährige: "Aha, wenn Buddhisten das so entspannt sehen, dann ist gegen ein Schluck Alk wohl nix einzuwenden". Ich finde, wir haben hier eine gewisse Verantwortung, weil wir nicht wissen, wer hier mitliest. Meistens kommen Menschen, die leiden auf solche Seiten. Die vielleicht labil sind - egal in welcher Form. Und ja: manche deiner Beiträge sind da meiner Meinung nach grenzwertig, da Gefahren verharmlosend. Siehe auch der "Schizophrenie" Thread.

  • @Sherab: das "argumentativ" kann ich leider nur zum Teil bestätigen.
    Es geht mir nicht um persönliche Vendetten. Es geht mir um den allgemeinen Umgang miteinander. Wie ich schon geschrieben habe, ich verliere deshalb die Lust, hier zu sein. Vielleicht bleibe ich in einem geschlossenen Forum, wenn ich hier keine Einsicht erkenne.
    Manche Beiträge sind auch inhaltlich hart an der Schmerzgrenze für mich: "weder Alkohol noch zb Ganja müssen notgedrungen zu "unachtsamkeit" führen, wenn richtig damit umgegangen wird". Und wieder mein Beispiel mit dem 14 Jahre alten Mädchen, die so etwas hier liest. So etwas kann man in einem geschlossenen Forum diskutieren oder per PN.

  • Varadinno:

    Es geht mir nicht um persönliche Vendetten.


    Das Wort musste ich erst googeln: Es ist ein Synonym für Blutrache, Rache, Revanche, Vergeltung
    Das hatte ich mit meinem Beitrag auch nicht gemeint.


    Varadinno:

    Es geht mir um den allgemeinen Umgang miteinander.


    Den kannst Du nur ändern, indem Du die samsarische Ebene verlässt.


    Varadinno:

    Wie ich schon geschrieben habe, ich verliere deshalb die Lust, hier zu sein.


    Wie lange bist Du denn schon hier? ich glaube eher, dass Deine Unlust etwas mit der jüngsten Diskussion mit einer Moderatorin zu tun hat, auch wenn ich sie nur am Rande mitbekommen habe.


    Varadinno:

    Manche Beiträge sind auch inhaltlich hart an der Schmerzgrenze für mich: "weder Alkohol noch zb Ganja müssen notgedrungen zu "unachtsamkeit" führen, wenn richtig damit umgegangen wird"


    Ja und? Ich lese hier, wenn ich den Satz wortwörtlich nehme, nichts falsches. Es muss nicht zu Unachtsamkeit führen heißt für mich nicht, dass Alkoholkonsum nicht zur Unachtsamkeit führen kann. Jeder mag daraus seine persönlichen Konsequenzen ziehen. Die buddhistischen Silas sind Übungen und keine Regeln im Sinne von "Du sollst nicht..." - Geboten.

    Einmal editiert, zuletzt von Lucky Luke ()

  • Varadinno:

    Die eigene Tradition als besser (als alle anderen) zu postulieren (auszugeben). Das zeugt m. E. nicht wirklich von Einsicht, es zeigt eigentlich nur, dass man an der eigenen Tradition anhaftet.


    Das kommt darauf an was man denn mit "Tradition" meint.
    Traditionalistische Neigungen und Ausbildungen gibt es
    sicher überall. Halte ich aber im Hinblick auf die Lehre des
    Buddha alle für bedenklich und auch uninteressant bis schädlich
    und ausschweifend - ob östliche oder westliche Traditionen.
    Was anderes ist es natürlich wenn man Ideologie studiert.
    Die haben daran sicher ein Interesse.

  • Morpho:

    Varadinno:

    Zitat

    Aber man hat auch eine gewisse Verantwortung, wenn man hier schreibt. Ich will niemanden "herabsetzen". Aber ich will auch nicht persönlich angegriffen werden. Und ich will auch keine "falschen Ansichten" unkommentiert hier stehen lassen, wenn ich "Beiträge" meine, als solche zu erkennen. Darauf nicht zu reagieren ist m. E. kein Zeichen von Gleichmut, sondern Gleichgültigkeit. Sich gegen solche "Ansichten" nicht abzusetzen kein Zeichen von Mitgefühl sondern Feigheit. Natürlich kann man das kontrovers diskutieren. Dafür ist ja ein Forum letztendlich da.


    Das stimmt schon, aber damit wirst nie fertig. Du kannst noch in 500 Jahren "hier" sein oder einfach "leben", doch immer wirst du auch mit "falschen Ansichten" und "Angriffen, die auf die Persönlichkeit zielen" konfrontiert werden, - und das ist eher noch was Geringeres, mit dem du konfrontiert wirst.


    Dazu eine Geschichte:
    Ich gehe sehr häufig hier im Wald spazieren oder joggen. Dabei finde ich ab und an einen Käfer, der strampelnd auf dem Rücken liegt. Ich nehme dann ein Stöckchen und helfe ihm dabei, sich umzudrehen. Dann warte ich kurz, ob er weiterläuft oder "rückfällig" wird. Kann ich alle Käfer hier im Wald retten? Natürlich nicht. Überlebt jeder der geretteten Käfer seinen "Umsturz"? Dauerhaft? Eher nicht. Warum also mache ich mir überhaupt die Mühe? Weil ich da bin. Weil ich helfen kann - weil es für den einzelnen Käfer durchaus einen Unterschied macht, ob er strampelnd verendet, oder sich vielleicht noch paaren kann.
    Man könnte argumentieren: "ist doch sein Kamma, dass er elend verreckt" . Das wäre Dummheit und Herzlosigkeit für mich. Wenn ich hier in den Foren nur einen einzigen Menschen inspiriere, dazu ermutige, sich die Lehre zu eigen zu machen, verlasse ich das "Buddhaland" durch meine Beiträge in einem heilsameren Zustand. Das ist kein persönliches Verdienst. Es ist Kamma, es ist Dhamma, es ist "karuna" - Mitgefühl.

  • @Sherab: warum zitierst du den Satz aus dem Kontext gerissen? Es ging mir um die Verantwortung den unbekannten Lesern gegenüber. Ich führe es mal zum Extrem: eine labile, pubertierende 14 Jährige stellt hier kritische Fragen zu einer Tradition - aus Unwissenheit. Daraufhin wird sie heftig verbal angegangen - kann wohl durchaus passieren (zumindest in meiner Erfahrung mit manchen Leuten hier). Sie nimmt sich das erst extrem zu Herzen und dann nimmt sie sich das Leben. Was denkst du darüber?
    Mir ging es hier nicht um "sila". Dazu habe ich mich schon zur Genüge geäußert: "Eigenverantwortung"...
    Was deine Spekulation angeht: Meinen Abschiedsbrief hatte ich übrigens vor der "Abmahnung" durch die Moderatorin geschrieben. Meine "Unlust" war das Resultat von nicht argumentativem "tradition-bashing". Die m. E. ungerechtfertigte Mahnung war nur ein weiteres Glied in der Kette. Ich rechne es Jojo übrigens hoch an, dass sie ihre Position überdacht hat.

  • Hallo,


    Varadinno:

    Es geht mir wie gesagt nicht um Konsens oder vollkommene Harmonie. Aber wenn jemand hier Traditionen verunglimpft, dann ist das m. E. nicht in Ordnung. Das zu ignorieren stärkt m. M. n. die Position der "Trolle". Da sind ALLE vernünftigen und gemäßigten Leute hier gefordert. Weil es letztendlich auch auf sie und ihre Tradition zurückfallen kann - je nachdem, welcher Richtung sich der "Troll" selbst zurechnet. Das erfordert Einsatz. Aber wenn ich die Rückmeldung von einigen m. E. sehr vernünftigen Teilnehmern erhalte, dass sie eigentlich "aufgegeben" haben, sich gegen solche Unarten zu wehren, dann macht mich das sehr nachdenklich.


    Andererseits können "Trolle" ihre Absicht, Streit und Unfrieden zu stiften, erst durchsetzen wenn auf ihre Provokationen eingegangen wird. Einsicht ist in diesem Fall nicht zu erwarten und wenn man nicht gerne streitet gibt man eventuell ein kurzes Statement ab und wartet bis die Sache soweit eskaliert dass sie von der Moderation gesperrt werden (don't feed the Trolls).
    Aber das ist relativ selten, häufiger ist ein endloses hin und her Wälzen von verschiedenen Ansichten und Lehrmeinungen. Daran beteilige ich mich nur mehr wenn es ein gleichberechtigter, nicht unhöflicher, sachlicher Austausch ist, man kann von anderen Sichtweisen oft was lernen, und sei es nur Toleranz und Offenheit.
    Was mir auch zunehmend auffällt ist, dass ich nicht im Besitz einer Wahrheit bin die es zu verteidigen gäbe und auch keine Tradition beschützen muss, will oder kann. Was mir richtig erscheint verfolge ich um der Befreiung willen und möglichst nicht aus Selbstbestätigung, die dann zu komischen gegenseitigen Schulmeistern führt.
    Mir scheint auch unrechter Rede lässt sich am Besten mit rechter Rede begegnen, ändert sich die unrechte Rede nicht, mit Schweigen.

  • accinca: Tradition ist für mich ein Werkzeug. Das kann man durchaus sinnvoll nutzen. Und ohne Tradition wäre die Lehre wohl nicht mehr zugänglich - da wahrscheinlich in Vergessenheit geraten. Traditionen generell abzulehnen ist eine weitere Meinung.

  • mukti: danke für deinen Beitrag. Ich weiß, dass es schwierig ist. Für mich geht es darum: will ich Teil von so etwas sein? Will ich zu manchen Beiträgen lieber schweigen, obwohl sie m. E. gefährlich sind? Wie gesagt: Gleichmut ist nicht Gleichgültigkeit. "Mut" ist darin enthalten. Den vermisse ich hier manchmal. Aber ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass meine Bemühungen fruchtlos sind. Damit kann ich leben. Was hier jeder beiträgt, dafür muss letztendlich jeder die Verantwortung übernehmen. Schweigen bedeutet Zustimmung. Und zu was dieses Schweigen u.a. in Deutschland schon geführt hat, das weiß wohl jeder hier. Aber Anonymität erleichtert und unterstützt in meiner Erfahrung leider auch Feigheit.

  • Genug der Worte. Das war meine Geduldspraxis für heute.Ich mache jetzt lieber Cankama. Danke für die Beiträge.

  • Guten Morgen!


    Dieser Thread hat mich motiviert, auch einmal meine eigene Haltung gegenüber "Buddhaland" zu reflektieren ...


    Was mich in den ersten Wochen meiner Teilnahme hier im Forum regelrecht schockiert hatte, war die Art, wie Menschen hier oftmals miteinander umgehen: Da fehlt es oft an einem Minimum an Höflichkeit und Respekt gegenüber anderen. Die harmlosesten Threads entgleiten allzu häufig in Richtung rechthaberischer und hasserfüllter verbaler Prügeleien. Da wird aufeinander eingeschlagen, während sich die Moderatoren oft heraushalten und das einfach laufen lassen. (Oder auch mal sporadisch eingreifen, manchmal eher willkürlich nach meinem Empfinden, jedenfalls nicht konsequent und gleichberechtigt gegenüber allen Teilnehmern: Die größten Narren haben Narrenfreiheit.)


    Ausgerechnet ein buddhistisches Forum verkommt damit zu einer Kampfarena, während ich andere Foren kenne, in denen konsequent moderiert wird und jeder - nach einer vorherigen Ermahnung - gesperrt wird, wenn er sich sehr unhöflich gegenüber anderen benimmt. Und wenn sich diese Person noch einmal unter anderem Namen anmeldet, wird das entdeckt und führt zu einer sofortigen neuen Sperrung.


    Inzwischen habe ich mich an die rauen Umgangsformen gewöhnt und auch Verständnis für die schwierige Situation der Moderatoren entwickelt. Letztendlich haben sich die gegenwärtigen Moderatoren an die Gepflogenheiten angepasst, die schon vor ihrer Zeit als Moderatoren hier herrschten.


    Die Beiträge von Varadinno machen mich aber auch nachdenklich, ob diese Gewöhnung an offensichtliche Missstände nicht in Wahrheit das eigentliche Problem ist:


    Wir alle sind vielleicht inzwischen durch die Gewöhnung an die Umgangsformen im Buddhaland reichlich abgestumpft und sehen nicht mehr, wie unheilsam vieles hier ist.
    Gewohnheit macht blind. Gewohnheit führt dazu, das als "normal" zu empfinden, was nicht normal sein sollte.


    Wenn man das mal mit frischem Blick betrachtet ... mit etwas Distanz ... von außen ... kann es einen bei der Diskussions-Kultur im "Buddhaland" wirklich gruseln.
    Zieht das nicht den Namen des "Buddha" in den Schmutz, wenn unter seinem Namen unentwegt unheilsame Prozesse ablaufen?


    Welche Wirkung hat so etwas auf Menschen, die sich über den Buddhismus informieren möchten?


    Kann ein verständiger Mensch, der mal kurz in dieses Forum blickt, zu einem anderen Schluss kommen als: "Die spinnen, die Buddhisten!"?


    Das ist schade, denn in Wirklichkeit gibt es hier viele Teilnehmer, die vernünftig sind und freundlich. Diese Beiträge werden allerdings immer wieder überlagert durch Narren in ihrer Narrenfreiheit.


    Wäre allein im Hinblick auf die Wirkung nach außen nicht wirklich eine konsequentere und an für alle gleichermaßen geltenden Regeln orientierte Moderation angebracht?


    _()_



    P.S. In einem Punkt bin ich allerdings anderer Ansicht als Varadinno: Es geht mir nicht darum, hier für die "Wahrheit" zu streiten.
    In einem Forum, in dem alle buddhistischen Richtungen vertreten sind, kann es nicht anders sein, als dass viele der geäußerten Meinungen der eigenen Auffassung widersprechen. Das immer kritisch kommentieren zu wollen, ergibt für mich keinen Sinn.
    Da ist einfach Toleranz nötig.
    Ich habe aber auch kein Problem damit, wenn jemand wie Varadinno mit sachbezogener Polemik (und ohne persönliche Angriffe und Diffamierungen) Kritik übt. Mich hat er ebenfalls schon mehrfach in Frage gestellt im Hinblick auf meine Praxis. Und ich ihn. Jeweils mit freundlichen Worten oder maßvoller (sachbezogener) Polemik. Warum nicht? Das kann heilsam sein.

  • Frieden-und-Freude:

    P.S. In einem Punkt bin ich allerdings anderer Ansicht als Varadinno: Es geht mir nicht darum, hier für die "Wahrheit" zu streiten.
    In einem Forum, in dem alle buddhistischen Richtungen vertreten sind, kann es nicht anders sein, als dass viele der geäußerten Meinungen der eigenen Auffassung widersprechen. Das immer kritisch kommentieren zu wollen, ergibt für mich keinen Sinn.
    Da ist einfach Toleranz nötig.
    Ich habe aber auch kein Problem damit, wenn jemand wie Varadinno mit sachbezogener Polemik (und ohne persönliche Angriffe und Diffamierungen) Kritik übt. Mich hat er ebenfalls schon mehrfach in Frage gestellt im Hinblick auf meine Praxis. Und ich ihn. Jeweils mit freundlichen Worten oder maßvoller (sachbezogener) Polemik. Warum nicht? Das kann heilsam sein.


    Guten Morgen auch Dir :)
    Zum ersten Punkt - Streiten für/um Wahrheit - zwei Gedanken..


    • Es macht vielleicht einen Unterschied, ob Beiträge in allgemeinen Bereichen oder in Unterforen stehen, die spezifisch für eine Schule sind. Wie siehst Du das?
    • Für mich gibt es Kernbereiche (der Lehre) in denen ich in einem Forum zu buddhistischen Themen schon gern um meine Interpretation, um und für meine Sicht der Wahrheit kämpfe und da bin ich manchmal fast intolerant in der Sache. Im Ton versuche ich korrekt zu bleiben, Höflichkeit ist ein gutes Hilfsmittel bei der Begegnung mit Menschen, die man nur aus sozialen Medien kennt 8) Ganz nebenbei - ich schließe mich hier Varadinno an - auch die Bemühung um eine klare Sprache ist für mich ein Element von Höflichkeit und dazu gehören dann schon einfache Dinge wie das Einschalten und Nutzen der Rechtschreibkontrolle.



    Ich hab' jetzt fast 3.000 Beiträge hier geschrieben. Daß mir mal der Kragen geplatzt ist und ich richtig grob oder bös ironisch geworden bin ist, wenn die Erinnerung da nicht (be)trügt, 2 oder 3 mal vorgekommen. Das hat mir dann Wochen danach auch irgendwie leid getan, befreiend und die Situation klärend war es für mich trotzdem.


    Wo liegt der Altersdurchschnitt hier im Forum? So um die 60? Die allermeisten hier dürften schon Schlimmeres mitgemacht haben als mal in einem sozialen Forum angeblafft worden zu sein :lol:


  • Ja. :like:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Frieden-und-Freude: vielen Dank für deinen konstruktiven und kritischen Text. Ich gehe in den meisten Punkten vollkommen konform damit. "Gewohnheit" und "Gewöhnung" sind m. E. meistens ein Ausdruck von Trägheit. Akzeptanz des Status quo - auch wenn dieser eigentlich inakzeptabel ist. Das ist nicht meine Art und Weise, mich in der Welt als Praktizierender zu bewegen. Das führt eher zu solchen Dingen, wie sie in "Broken Buddha" kritisiert werden. Ich verteidige nicht meine Tradition, die kann jeder kritisieren. Es geht mir um die Art und Weise der Kritik. Den "Tonfall". Wie gesagt: Theravada ist ein Werkzeug, eine Konvention. Für mich funktioniert das Werkzeug. Warum sollte ich mich über eine Säge streiten? Jeder hat seine Vorlieben (ich benutze übrigens gerne Japansägen...).
    Ich streite auch nicht über die "Wahrheit" - keine Ahnung, was das überhaupt ist. Ich berichte von meinen Erfahrungen, wenn es um Praxis geht. Oder von meiner Beobachtung des Buddha-Dhamma. Wenn ich der Meinung(!!) bin, dass hier eine verzerrte Sicht der Lehre präsentiert wird, dann nehme ich dazu Stellung. Wenn ich merke, dass mein Beitrag fruchtlos bleibt, dann verlasse ich den Thread (siehe u.a. "das "Problem" des Selbst"). Ich habe hier nie den Anspruch vertreten, die "Deutungshoheit" zu besitzen. Ich übe. Auch gerade Hier und Jetzt. Darum geht es. Wenn ich merke, dass all dies hier unheilsam wird oder fruchtlos - dann gehe ich. Ich "kritisiere" nicht, weil ich gerne kritisiere. Es hat alles seine Zeit - im konventionellen Sinne. Einkehr und Kommunikation. Stille und Lärm. Sati-sampajañña bietet "Raum" für alle Gegensätze. Ein Spiegel wird nicht schmutzig, wenn er Schmutz reflektiert. Und eigentlich habe ich alles gesagt, was ich sagen wollte zum Thema "Kommunikation".
    Die Sonne scheint. Ich genieße jetzt den Frühling.
    mukti: keinesfalls will ich dir Feigheit unterstellen. Im Gegenteil. Ich schätze deine Geduld sehr - ich bin nicht so geduldig.
    @Alle: gehabt euch wohl. Metta.

  • Varadinno:

    accinca: Tradition ist für mich ein Werkzeug. Das kann man durchaus sinnvoll nutzen. Und ohne Tradition wäre die Lehre wohl nicht mehr zugänglich - da wahrscheinlich in Vergessenheit geraten. Traditionen generell abzulehnen ist eine weitere Meinung.



    Das sehe ich auch so. Ohne die Verbreitung des tibetischen Buddhismus in den 70er Jahren hätten wir hier wahrscheinlich immer noch keinen Zugang zum Buddhismus.

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Varadinno:

    mukti: danke für deinen Beitrag. Ich weiß, dass es schwierig ist. Für mich geht es darum: will ich Teil von so etwas sein? Will ich zu manchen Beiträgen lieber schweigen, obwohl sie m. E. gefährlich sind? Wie gesagt: Gleichmut ist nicht Gleichgültigkeit. "Mut" ist darin enthalten. Den vermisse ich hier manchmal. Aber ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass meine Bemühungen fruchtlos sind. Damit kann ich leben. Was hier jeder beiträgt, dafür muss letztendlich jeder die Verantwortung übernehmen. Schweigen bedeutet Zustimmung. Und zu was dieses Schweigen u.a. in Deutschland schon geführt hat, das weiß wohl jeder hier. Aber Anonymität erleichtert und unterstützt in meiner Erfahrung leider auch Feigheit.


    Schweigen bedeutet nicht in jedem Fall Zustimmung, man hält sich auch raus aus etwas das man nicht sinnvoll findet und auch ohnehin nicht nachhaltig ändern kann. Ansonsten könnte man sich ja als Moderator bewerben. Mut liegt denke ich darin die für richtig befundene Linie trotz allem Gegenwind zu verfolgen, sowie das Unrichtige in sich selber, und nicht bei anderen zu bekämpfen. Man kann Gandhi den Verweigerer zum Vorbild haben oder Chandra Bose den Bekämpfer. Das ist jedenfalls seit einiger Zeit meine Einstellung dazu.


    Aber gut dass Gesprächskultur im Forum thematisiert wird - in einem Medium das hauptsächlich nur Worte transportiert, weshalb man sich da gut in rechter Rede üben kann. Dazu ist wohl wieder mal das passende Zitat angebracht:


    Zitat


    [Lauterkeit vierfach in Worten]


    Da, Cunda, meidet einer die Lüge, enthält sich vom Lügen. Befindet er sich in einer Gemeindeversammlung, in einer (anderen) Zusammenkunft, unter Verwandten, in der Gilde, oder wird er vor Gericht geladen und als Zeuge befragt: 'Komm, lieber Mann, sage aus, was du weißt!', so sagt er, wenn er nichts weiß: 'Ich weiß es nicht', und wenn er etwas weiß: 'Ich weiß es'. Wenn er nichts gesehen hat, sagt er 'Ich habe nichts gesehen', und wenn er etwas gesehen hat: 'Ich habe es gesehen'. So spricht er weder um seinetwillen, noch um anderer willen, noch um irgendeines weltlichen Vorteils willen eine bewußte Lüge.
    Er meidet die Zwischenträgerei, enthält sich der Zwischenträgerei. Was er hier gehört hat, erzählt er dort nicht wieder, um diese zu entzweien; und was er dort gehört hat, erzählt er hier nicht wieder, um jene zu entzweien. So einigt er die Entzweiten, festigt die Verbundenen, Eintracht liebt er, an Eintracht findet er Freude und Gefallen; und Eintracht fördernde Worte spricht er.
    Er meidet rohe Rede, von rohen Worten steht er ab; milde Worte, die dem Ohre angenehm sind, liebreich, zu Herzen gehend, höflich, viele beglückend und erfreuend, solche Worte spricht er.
    Er meidet törichtes Geschwätz, von törichtem Geschwätz steht er ab; er redet zur rechten Zeit, sachlich, zweckdienlich, im Sinne der Lehre und Zucht; führt Reden, die wertvoll sind, angebracht, gebildet, angemessen und sinnreich. (A.X.206)

  • mukti:

    ...
    Aber gut dass Gesprächskultur im Forum thematisiert wird - in einem Medium das hauptsächlich nur Worte transportiert, weshalb man sich da gut in rechter Rede üben kann. Dazu ist wohl wieder mal das passende Zitat angebracht:


    Ich habe in der letzten Zeit wieder etwas mehr im PK gelesen. Was mir früher nie so aufgefallen ist - es gibt ziemlich viele Lehrreden, die anfangen mit Texten wie:


    Zitat

    Und sie begaben sich hin. Und der Asket Gotamo ermunterte, ermutigte, erregte und erheiterte sie in lehrreichem Gespräche.


    https://www.palikanon.com/majjhima/m027n.htm


    Zitat

    Dort nun unterwies der Erhabene die Mönche in lehrreichem Gespräche in den Übungsregeln, ermahnte, ermutigte und erheiterte sie.


    http://www.palikanon.com/angutt/a03_082-092.html


    etc. Ich unterstelle, daß erheitern hier nicht heißt, daß Buddha Witze erzählt hat. Es dürfte eher bedeuten, daß eine positive, 'leichte' Grundstimmung für das Gespräch erzeugt wurde, daß eine angenehme Grundlage für Bemühen geschaffen wurde.


    Da gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen dem nur geschriebenen Wort in einem Internetforum und dem gesprochenen Wort, zu dem dann auch Mimik, Gestik, Artikulation etc. gehört.


    Manchmal reicht hier schon ein Smily um so etwas anzudeuten :)

  • Ja, mukti, Menschen sind unterschiedlich. Vipaka-kamma. Ich bin mir meiner Motivation meist recht bewusst. Ich übe - wie gesagt - damit.

  • Glücklich, wer seine Absichten beobachten und dann wählen kann. Unglücklich, wer in seinen Reaktionsmustern gefangen bleibt. Dukkha und das Ende von dukkha.

    Was Mahatma Gandhi angeht: "Mohandas Karamchand Gandhi (Gujarati: મોહનદાસ કરમચંદ ગાંધી, Hindi मोहनदास करमचंद गांधी Mohandās Karamchand Gāndhī; genannt Mahatma Gandhi; * 2. Oktober 1869 in Porbandar, Gujarat; † 30. Januar 1948 in Neu-Delhi, Delhi) war ein indischer Rechtsanwalt, Widerstandskämpfer, Revolutionär, Publizist, Morallehrer, Asket und Pazifist." https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mohandas_Karamchand_Gandhi (Hervorhebung durch mich)
    Also Gandhi hat m. E. definitiv nicht geschwiegen. Und auch de facto den Status quo nicht hingenommen.

  • Varadinno:

    Glücklich, wer seine Absichten beobachten und dann wählen kann. Unglücklich, wer in seinen Reaktionsmustern gefangen bleibt. Dukkha und das Ende von dukkha...


    Freiheit ist, wenn man nicht alles tun muss, was man tun kann. :)

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)