Woran erkennt man einen Erleuchteten?

  • Losang Lamo:

    Um einen Erleuchteten zu erkennen, mangelt es an praktischen Hinweisen, vermute ich.


    Aber woran man einen qualifizierten Lehrer erkennt, lässt sich in alten Schriften (Lamrim nach Tsongkhapa und auch Gampopa) nachlesen.


    Das halte ich für einen interessanten Hinweis.


    Es gibt im PK wiederholt Hinweise auf den Vorteil des Umgangs mit Menschen, die hilfreich für die eigene Entwicklung sind. Wenn ich es richtig erinnere ist darin nie ein Bezug auf Erleuchtung gemacht.


    So anspornend es sein mag, Erleuchtete kennenzulernen, viel wichtiger ist der normale alltägliche Umgang und für einige Kontakte zu guten Lehrern


  • Ich muss zugeben, dass ich das auch kenne. Zum Beispiel: Obwohl ich immer Angst vor Hunden hatte, war diese völlig verschwunden und Tiere kamen sehr zutraulich auf mich zu und legten sich sogar mir zu Füßen. Also eine bestimmte Ausstrahlung war da. Aber es war vor fast 30 Jahren, es ist vorbei. Es war eine Phase, sogar eine längere Phase in meinem Leben. Nun ist es vorbei oder aber es ist einfach ein gewohntes Empfinden - und es spielt einfach keine Rolle.


    Der Sinn "Erwachen" ist mir auch lieber, denn so fühlt es sich auch an. Ich forsche immer wieder mal nach, was ich in Jahren vor dem Erwachen so anders empfunden habe und was mich meine fehlerhaften Entscheidungen treffen ließ. Es war wie eingekerkert und völlig abhängig von der Meinung und dem Denken anderer. Erwachen aber ist FreiSein.


    Dennoch behaupte ich, dass das Erwachen Buddhas eine ganz andere Qualität ist bzw. war. Und auch die Vier Edlen Wahrheiten kenne ich eigentlich wirklich erst seit wenigen Jahren.
    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich kenne das auch - Ausstrahlung v.a. auf Kinder, auf Tiere. Immer wieder, ohne dass ich bewusst irgend was macht. Teilweise haben Kinder die fast schon als "ADHS" abgestempelt wurden, nach einem Nachmittag "Babysitting" einen positiven Entwicklungssprung gemacht, der die Eltern fassungslos hinterliess. Ich habe nichts gemacht, ausser ungerichtete, offene Aufmerksamkeit zu schenken - und das Kind einfach als gleichberechtigtes Gegenüber zu behandeln. Katzen, die sich ihr ganzes Leben spinnefeind waren und aus dem Weg gingen, sich anfauchten und kratzten, wenn sie sich zu nahe kamen, fand ich morgens aneinandergekuschelt auf meinen Füssen im Bett wieder. (Da war ich zu Besuch...)


    Das war auch in einer Lebensphase sehr ausgeprägt, aber seit einiger Zeit weniger ausgeprägt - oder eben so natürlich, dass es mir nicht mehr auffällt.


    Ich würde das aber nicht mit Erleuchtung in Verbindung bringen, nichtmal mit "Erwachen". Es war teilweise, bevor ich überhaupt angefangen haben zu praktizieren.


    Später, als ich schon praktiziert habe, habe ich teilweise Schulklassen besucht und Fragen zum Buddhismus beantwortet, am Ende eine kleine einfache Meditation angeleitet. Regelmäßig hat das Schüler und sogar Lehrer so inspiriert, dass sie mich regelmäßig einladen wollten - christliche Religionslehrer, wohlgemerkt. Das war sicher nur ein kurzer Effekt der Begeisterung, und ich habe auch nicht weiter darauf reagiert, aber es war eben eine Reaktion, die andere, die Schulklassen besucht haben mit den gleichen inhaltlichen Antworten, so nicht ausgelöst haben.


    Vielleicht hat es mehr etwas mit Charisma oder eben einer bestimmten Art, die Menschen liebevoll ernst zu nehmen zu tun, oder irgendwas anderes. U.a. diese Erfahrungen haben mich jedenfalls zu meiner Antwort bewogen, das NICHT mit Erleuchtung in Verbindung zu bringen, denn das bin ich ganz sicher nicht.

  • Bei mir war es ähnlich, als ich anfing mich ernsthaft mit Buddhismus auseinanderzusetzen gingen diese Fähigkeiten zurück. Seit dem ich Buddha folge sind sie so selbstverständlich das ich sie kaum noch bemerke.
    Das ist das immer stärker werdende einfach nur so sein wie es jetzt ist. Mein Ego, mein Person sein, mein ich sein sogar das ich Helmut sein muss ich oft genug bewusst wollen. Scheiß Leben wenn ich mich bemühen muss um einigermaßen in der Welt der Egos zu bleiben. Aber auch manches Mal Quelle unbändigter Freude, und herzhaftem Lachen. :):grinsen::lol::rofl:8):angel:}:-)

  • Wenn man schon nicht erkennen kann, ob ein anderer erleuchtet ist, wie ist das bei dem Erleuchteten selber, weiß der sofort und mit absoluter Sicherheit, dass er erleuchtet ist oder ist ihm selber das vielleicht auch gar nicht mal klar?

  • antelatis:

    Wenn man schon nicht erkennen kann, ob ein anderer erleuchtet ist, wie ist das bei dem Erleuchteten selber, weiß der sofort und mit absoluter Sicherheit, dass er erleuchtet ist oder ist ihm selber das vielleicht auch gar nicht mal klar?


    Laut Palikanon schon:


    Zitat

    "Wenn er so weiß und sieht, ist sein Geist vom Sinnestrieb befreit, vom Daseinstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Wenn er so befreit ist, kommt das Wissen: 'Er ist befreit.' Er versteht: 'Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.'


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m007z.html

  • antelatis:

    Wenn man schon nicht erkennen kann, ob ein anderer erleuchtet ist, wie ist das bei dem Erleuchteten selber, weiß der sofort und mit absoluter Sicherheit, dass er erleuchtet ist oder ist ihm selber das vielleicht auch gar nicht mal klar?



    Der Buddha hat es jedenfalls erkannt, dass er erleuchtet war und später sogar davon erzählt, wie er das geschafft hat :)

  • antelatis:

    Wenn man schon nicht erkennen kann, ob ein anderer erleuchtet ist, wie ist das bei dem Erleuchteten selber, weiß der sofort und mit absoluter Sicherheit, dass er erleuchtet ist oder ist ihm selber das vielleicht auch gar nicht mal klar?


    Klar=egal ... würde ich sagen ...

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Sherab Yönten:
    antelatis:

    Wenn man schon nicht erkennen kann, ob ein anderer erleuchtet ist, wie ist das bei dem Erleuchteten selber, weiß der sofort und mit absoluter Sicherheit, dass er erleuchtet ist oder ist ihm selber das vielleicht auch gar nicht mal klar?



    Der Buddha hat es jedenfalls erkannt, dass er erleuchtet war und später sogar davon erzählt, wie er das geschafft hat :)


    Hier wurde aber mehrfach gesagt, dass eine Haupteigenschaft von Erleuchteten ist, dass sie niemals sagen würden, dass sie erleuchtet sind...hat vielleicht selbst Buddha es niemals geschafft? :o

  • Buddha damals wollte eigentlich gar nicht lehren, es war dann aber doch seine Aufgabe. Ich denke es gibt einen Unterschied zwischen historischen Weltenlehrern und anderen.


    Bei den tibetischen Meistern wird man oft merken, dass je angesehener sie sind, sie umso bescheidener auftreten. Das wirkt teilweise schon seltsam - z.B. wenn der Dalai Lama sagt: "ich bin nur ein einfacher Mönch". Wenn man seine Lebensgeschichte kennt usw.


    Vielleicht hilft es, wenn Du keine Aussage als "absolut" nimmst. Es sind alles Anhaltspunkte, am Ende kommt es darauf an was in einer bestimmten Situation am meisten Sinn macht.

  • antelatis:


    Hier wurde aber mehrfach gesagt, dass eine Haupteigenschaft von Erleuchteten ist, dass sie niemals sagen würden, dass sie erleuchtet sind...hat vielleicht selbst Buddha es niemals geschafft? :o


    kilaya:


    Vielleicht hilft es, wenn Du keine Aussage als "absolut" nimmst. Es sind alles Anhaltspunkte, am Ende kommt es darauf an was in einer bestimmten Situation am meisten Sinn macht.


    Ich weiß jetzt nicht, welche Aussage ich ketzerischer finde. 8)
    Die Regeln einer Religion auf den Gründer selbst anzuwenden, ist übrigens aus orthodoxer Sicht nie erlaubt... :silent:

  • Oooh ... es gäbe noch einige Dinge, an denen man Haresie üben könnte ... :clown:
    Doch dann ... Oops... war der Welterleuchtende doch "nur" ein Mensch ...
    Es menschelt ... und genau Dies macht aus der "Religion Buddhismus" die unünertroffene Lehre vom Entrinnen aus dem Leiden ...


    _()_


    PS: Verzeiht, das ich nicht dukkha schrieb, doch Jeder hier sollte Wissen, das ...

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  • Aravind:

    Ich weiß jetzt nicht, welche Aussage ich ketzerischer finde. 8)
    Die Regeln einer Religion auf den Gründer selbst anzuwenden, ist übrigens aus orthodoxer Sicht nie erlaubt... :silent:


    Ich denke beides ist im Buddhismus nicht nur erlaubt, sondern sogar etwas das ihn aus den anderen Religionen herausstellt. Buddha hat ja ausdrücklich dazu aufgefordert, ihn und seine Lehre selbst zu prüfen und nur anzunehmen, was sich in der eigenen Erfahrung wiederfindet. Schon allein der Begriff "Ketzerei" ist - egal ob als Wort oder in seiner Bedeutung - zutiefst unbuddhistisch.

  • kilaya:
    Aravind:

    Ich weiß jetzt nicht, welche Aussage ich ketzerischer finde. 8)
    Die Regeln einer Religion auf den Gründer selbst anzuwenden, ist übrigens aus orthodoxer Sicht nie erlaubt... :silent:


    Ich denke beides ist im Buddhismus nicht nur erlaubt, sondern sogar etwas das ihn aus den anderen Religionen herausstellt. Buddha hat ja ausdrücklich dazu aufgefordert, ihn und seine Lehre selbst zu prüfen und nur anzunehmen, was sich in der eigenen Erfahrung wiederfindet. Schon allein der Begriff "Ketzerei" ist - egal ob als Wort oder in seiner Bedeutung - zutiefst unbuddhistisch.


    Ich stimme Dir voll zu, was die Aufforderung des Buddha angeht ihn und die Lehre mit den eigenen Erfahrungen zu vergleichen.


    Was die Orthodoxie angeht bin ich nicht so sicher. Es scheint eine Eigenschaft von Religionen oder religionsnaher Lehren zu sein, daß sich recht bald eine orthodoxe Gruppierung bildet die meint, die 'wahre' Lehre besser als andere zu vertreten und dann auch erheblich mehr Probleme mit einem Hinterfragen der eigenen Ideen und einer Gründerpersönlichkeit hat.

  • jianwang:

    ...
    Doch dann ... Oops... war der Welterleuchtende doch "nur" ein Mensch ...


    Natürlich war er nur ein Mensch, was denn sonst? Wer sonst, als Menschen, könnten ihm und seiner Lehre folgen?
    Er hat gelitten, sogar nach seiner Erleuchtung, aber er hat nicht mehr darunter gelitten, dass da Leid und Schmerzen waren.
    Er musste speisen und seine Notdurft erledigen. Er hat sich in keiner Weise von uns allen unterschieden, außer dass Gier, Hass und Verblendung von ihm abgefallen waren.


    Dass der Buddha entdeckte, dass letztendlich Leid "da ist", dass es eine Ursache dafür gibt und dass es einen Weg daraus gibt, ist eigentlich keine große Sache, wenn man versteht, wie der Ablauf der Natur ist, wie Menschen geboren werden, altern, und dann sterben. Überall in der Natur ist dieser Kreislauf sichtbar. Man braucht sie nur genau zu beobachten.


    Wenn also alle Menschen sich nach dieser Lehre ausrichteten, dann gäbe es irgendwann keine neuen Menschen, also auch keine Leidenden mehr. Denn die Tierwelt scheint ja nicht das Problem zu haben, unter seinen Gegebenheiten zu leiden. Daraus schließe ich, dass die Rückschlüsse, die der Buddha machte, lediglich seiner überaus großen Intelligenz, seiner Klarsicht und seiner Fähigkeit, tiefe Einsicht in die "Geheimnisse des Lebens" zu haben entsprangen.


    Das verstehe ich unter Erleuchtung, wenn diese Einsicht so unverrückbar und tiefgreifend ist, dass sie jeglichen Irrglauben an Seelenwanderung, Gottesglauben usw. beseitigt und dafür die Selbstverantwortung eines jeden Einzelnen zur Lehre macht. Dem wiederum widersprechen allerdings Aussagen über Höllenqualen und Götterbereiche, so man sie denn wörtlich nimmt bzw. sie aus Buddhas Mund stammen.
    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

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  • antelatis:

    Hier wurde aber mehrfach gesagt, dass eine Haupteigenschaft von Erleuchteten ist, dass sie niemals sagen würden, dass sie erleuchtet sind. hat vielleicht selbst Buddha es niemals geschafft? :o


    Nur weil hier sowas gesagt wurde, muß es ja nicht wahr sein.

  • Wenn man meint, man sei erleuchtet, dann ist es trotzdem sicherer zu behaupten, man sei es nicht. Denn vorzugeben, Verwirklichungen zu haben, die man nicht hat, ist karmisch gesehen ein schweres Vergehen.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:

    Wenn man meint, man sei erleuchtet, dann ist es trotzdem sicherer zu behaupten, man sei es nicht. Denn vorzugeben, Verwirklichungen zu haben, die man nicht hat, ist karmisch gesehen ein schweres Vergehen.


    Wenn sich jemand aufspielt ist es sicher ein Vergehen.
    Wenn er aber tatsächlich völlig befreit ist, dann ist
    karma eh unbedeutend.

  • accinca:
    Losang Lamo:

    Wenn man meint, man sei erleuchtet, dann ist es trotzdem sicherer zu behaupten, man sei es nicht. Denn vorzugeben, Verwirklichungen zu haben, die man nicht hat, ist karmisch gesehen ein schweres Vergehen.


    Wenn sich jemand aufspielt ist es sicher ein Vergehen.
    Wenn er aber tatsächlich völlig befreit ist, dann ist
    karma eh unbedeutend.


    Das schon. Nur, woran erkennt man den Unterschied, ob man nur kurzfristig gut drauf ist oder stabile Verwirklichung erreicht hat?
    Ich befürchte, es kann vorkommen, dass man sich überschätzt.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:
    accinca:

    Wenn sich jemand aufspielt ist es sicher ein Vergehen.
    Wenn er aber tatsächlich völlig befreit ist, dann ist
    karma eh unbedeutend.


    Das schon. Nur, woran erkennt man den Unterschied, ob man nur kurzfristig gut drauf ist oder stabile Verwirklichung erreicht hat?
    Ich befürchte, es kann vorkommen, dass man sich überschätzt.

    Alles ist ungenügend, unbeständig, unpersönlich.

  • Es ist imho falsch anzunehmen, das ein ErleuchtetSein wie ein Schalter ist ..


    Boing, nun bin ich erleuchtet. Mir kann nix mehr passieren also kann ich tun und lassen was ich will.


    Dies sehe ich sogar als eine der grössten Gefahren an auf dem Weg.


    _()_


    "Er unterschlägt das Karma nicht"

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
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    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Losang Lamo:

    Nur, woran erkennt man den Unterschied, ob man nur kurzfristig gut drauf ist oder stabile Verwirklichung erreicht hat?
    Ich befürchte, es kann vorkommen, dass man sich überschätzt.


    Ja, man überschätzt sich total. Das kann auch in die Hose gehen, kurz an der Psychiatrie vorbei. Ich bin bis heute dankbar, dass ich die Kontrolle über das monatelang andauernde Geschehen behalten habe.
    Es ist aber ein unglaubliches Gefühl von Freiheit. Und ich habe das nie vergessen, denn es war eben eine Ahnung davon, wie es sein könnte.


    Zu der Zeit hatte ich einen Traum: Ich wurde mit einem kleinen Flugzeug von Bad Reichenhall auf den Gipfel des Watzmann geflogen und wieder zurück. Unten angekommen sagte der Pilot "jetzt musst Du den ganzen Weg zu Fuß noch einmal gehen."
    Das war ein wichtiger Hinweis, den ich bis heute ernst nehme.
    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)