Den Emotionen Ausdruck verleihen

  • Hallo Sangha,

    im Buddhismus werden die Emotionen oft mit den verschiedenen Daseinsbereichen verglichen. Z.B. Wut und Hass als Hölle, Gier als Hungergeister. Tatsächlich fühlt es sich auch so an, dass wenn man von Wut und Hass zerfressen ist, das sich die Welt und alles drumherum als Hölle darstellt.


    Dabei kann man einen Wutausbruch haben, und, wenn man in Mediation geübt ist, diesen sofort wieder loslassen. Ist es nicht manchmal das Sein in diesem Moment, das wenn ich wütend bin das ich dies auch meinen Mitmenschen spüren lasse?

    Wenn ich Scherze, dann Scherze ich in diesem Moment? Wenn ich schreie, dann schreie ich in diesen Moment?


    Das Bild des ewig gleichmütigen oder sachlichen Menschen, des immer ruhigen Menschen, des nicht emotionalen Menschen, wie es manchmal im Buddhismus angestrebt wird, ist das nicht ein völliger Trugschluss?

    Ich negiere ja mein Menschsein, so wie es Noreply auch in seinen Posts ausdrückt.


    Grüße

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Nur mache ich das anders. Ich stehe zu meinen Empfindungen so wie sie kommen. Modifizieren muss ich nur wenn sie gegen Regeln und Riten der Mitmenschen verstoßen. Jetzt bin ich nur ich, doch ist ein Mensch da der mit mir kommuniziert ist da Person, Ichbin dies und Das. Das Dies und Das sein macht es notwendig Empfindungen in Bahnen zu lenken Emotionen zu erzeugen. Diese sind niemals mein derzeitiges Empfinden.

    Oder warum glaubst Du das Wut, Zorn, Freude Glücksgefühle vergehen, wenn Du die Person die wütend usw nicht mehr da ist. Das was Du loslässt ist nicht die Wut sonder der der wütend ist.

  • _()_

    Ist es nicht so das Du Wut und Trauer usw spüren sollst und das gefühl voll wahrnehmen solltest aber ohne dich davon leiten zu lassen?


    Du darfst anderen zeigen das du Wüten bist aber vor wut zu schreien wird nichts bringen, aber zu zeigen das Du wütend bist ist doch in ordnung oder?

    _()_

  • Dabei kann man einen Wutausbruch haben, und, wenn man in Mediation geübt ist, diesen sofort wieder loslassen. Ist es nicht manchmal das Sein in diesem Moment, das wenn ich wütend bin das ich dies auch meinen Mitmenschen spüren lasse?

    Hallo PhenDe,

    meine Erfahrungen der letzten Jahre sind diese. Da ist Wut und da ist ein Auslöser. Der Auslöser hat aber eigentlich nichts mit meinen Gefühlen zu tun. Die bekomme ich, weil ich darauf konditioniert bin. Nicht jede/r re-agiert auf entsprechende "An-Mache" so wie ich oder andersherum. Es liebt ja auch nicht jede/r den oder die, die ich liebe ...


    Fällt die Konditionierung weg, fühle ich auch keine Wut, selbst wenn mein Gegenüber mich offenbar beleidigt. Aber selbst wenn ich die Beleidigung fühle, sehe ich doch auch, dass es in meiner Entscheidung liegt, nicht auf mein "hevorgesprungenes" spontanes Gefühl zu re-agieren, sondern mit Ruhe auf mein Gegenüber. Zum Beispiel: Wie ich geht es nur um Unwissenheit oder Missverständnisse.


    Und das ist keinesfalls der oftmals verstandene Gleichmut, sondern Erfahrung aufgrund von Geistesschulung und Hinschauen, Achtsamkeit. Wer immer das als Erste/r propagiert hat, hat es erfahren und nicht einfach als sinnvolle Regel aufgestellt.


    Wenn Du einmal den Unterschied erlebt hast, wirst Du nicht mehr wollen, dass alles einfach so rausgeschrien wird oder jede/r mehr oder weniger blöde Spruch oder Witz u.dergl.

    Dann genießt Du den Frieden, der entsteht, weil Du die Regie übernommen hast und nicht mehr von Deinen Emotionen fremdbestimmt bist.

    So wie auch Ellviral das beschreibt

    Oder warum glaubst Du das Wut, Zorn, Freude Glücksgefühle vergehen, wenn Du die Person die wütend usw nicht mehr da ist. Das was Du loslässt ist nicht die Wut sonder der der wütend ist.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

    • Offizieller Beitrag
    PhenDe:

    im Buddhismus werden die Emotionen oft mit den verschiedenen Daseinsbereichen verglichen. Z.B. Wut und Hass als Hölle, Gier als Hungergeister. Tatsächlich fühlt es sich auch so an, dass wenn man von Wut und Hass zerfressen ist, das sich die Welt und alles drumherum als Hölle darstellt.


    Dabei kann man einen Wutausbruch haben, und, wenn man in Mediation geübt ist, diesen sofort wieder loslassen. Ist es nicht manchmal das Sein in diesem Moment, das wenn ich wütend bin das ich dies auch meinen Mitmenschen spüren lasse?

    Wenn ich Scherze, dann Scherze ich in diesem Moment? Wenn ich schreie, dann schreie ich in diesen Moment?


    Ich nehme an, das Bild das du vor Augen hast, ist das der emotionale Mensch voller Energie steckt und sehr präsent ist, während die Abwesenheit von Emotion auch ein Abwesenheit von Energie und Präsenz ist - man ist lasch und teilnahmslos - ein vager, konturloser Schatten - eine graue Maus - lauwarmes Mittelmaß jenseits von kalt und heiß.


    Aber ist das überhaupt so? Oder bedeuten viele Emotionen nicht, dass Energie gebunden ist? Ausgelebte Wut ist ja nur deswegen ein Ventil, weil die beständige innere Wut ein Anrennen gegen die Wand ist, von der man sich durch ein "Rauslassen" für kurze Zeit befreit. Wenn man dagegen dieses innere Anrennen gegen die Wand - die Kämpfe bei denn man auf beiden Seite ficht - läßt, hat man nicht weniger Energie sondern mehr. Und wenn man nicht gegen Imaginierte Windmühlen ankämpft, dann ist das auch nicht weniger Präsenz sondern mehr Präsenz.

  • Das Bild des ewig gleichmütigen oder sachlichen Menschen, des immer ruhigen Menschen, des nicht emotionalen Menschen, wie es manchmal im Buddhismus angestrebt wird, ist das nicht ein völliger Trugschluss?

    Ich negiere ja mein Menschsein, so wie es Noreply auch in seinen Posts ausdrückt.

    Es gibt wohl heilsame und unheilsame Emotionen, je nachdem ob Anhaftung oder Loslösung dabei im Spiel ist. Da ist man entweder aufgrund von Gier, Hass und Verblendung von Emotionen getrieben oder die Emotionen sind eine Folge des Voranschreitens am Pfad. Anhaftung wäre z.B. wenn man sich nur über angenehme sinnliche Wahrnehmungen freut und die Unangenehmen hasst, Loslösung z.B. wenn sich man sich über die Überwindung eines Hindernisses freut und sich ärgert wenn man falsch gehandelt hat.

    Bei einem Erwachten dominieren vermutlich friedlicher Gleichmut und allgemeines Wohlwollen.

  • Dabei kann man einen Wutausbruch haben, und, wenn man in Mediation geübt ist, diesen sofort wieder loslassen. Ist es nicht manchmal das Sein in diesem Moment, das wenn ich wütend bin das ich dies auch meinen Mitmenschen spüren lasse?

    Wenn ich Scherze, dann Scherze ich in diesem Moment? Wenn ich schreie, dann schreie ich in diesen Moment?

    Ich würde mich nicht trauen, die karmischen Folgen eines Wutausbruchs auf mich zu nehmen. Allerdings habe ich damit auch kein Problem, ich habe schon als Kind andere nicht angeschrieen. ( Wut habe ich, aber keine Ausbrüche).

    Und ich denke mal, die ganzen ruhigen Buddhis haben die Schriften gelesen, wie z. B. das Kapitel "Vollkommenheit der Geduld" im Bodhicharyavatara.

    Sie fürchten, wie ich die karmischen Folgen von solcher Denke wie du hier schreibst. Es wird so nicht gelehrt.


    Aber danke dass du der Anlass warst, mich an das Gedulds-Kapitel zu erinnern. Ich brauch es grade, weil jemand meine Geduld extrem strapaziert. DA gibts ja so Belehrungen, dass man diesen Menschen dankbar sein soll, in diesem Kapitel.

  • Ich danke allen für ihre Antworten.


    void , so hatte ich das nicht gemeint. Eine Abwesenheit von Emotion kann, oder ein hoher Gleichmut sein, eine hohe Gleichgültigkeit oder eine hohe Kontrolle der eigenen Person. Oder aber eine generelle Abwesenheit von Emotionen. Dieser Mensch ist einfach ausgeglichener.

    Auf der anderen Seite kann ein emotionaler Mensch eben nicht mit Präsenz punkten. Zwar hat er ein hohes Maß an Energie, diese ist aber oft unkontrolliert und äußert sich durch ein Leben in einer Achterbahn.


    Das buddhistische Training läuft ja auch darauf hinaus, das man die eigenen Emotionen kontrolliert und Gleichmut, Gelassenheit, Entspannung usw. trainiert.

    Platzt mir innerlich der Kragen, wird der ideale Buddhist nicht mit der Wimper zucken, lächeln und unter Umständen auch nicht reagieren. Ist so etwas wirklich erstrebenswert?


    Bei einem Erwachten dominieren vermutlich friedlicher Gleichmut und allgemeines Wohlwollen.

    Ich kann jetzt darauf nur indirekt antworten, da ich keinen Erwachten kenne. Wenn ich jetzt vom durchschnittlichen Mensch ausgehe, wäre das ein gelassener, ruhiger, entspannter Mensch. Ist das erstrebenswert?


    Grüße

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

    • Offizieller Beitrag

    Oder warum glaubst Du das Wut, Zorn, Freude Glücksgefühle vergehen, wenn Du die Person die wütend usw nicht mehr da ist. Das was Du loslässt ist nicht die Wut sonder der der wütend ist.

    Oft stellt man sich Emotionen als "subjektive Empfindungen" vor.


    Aber von ihrem Wesen her ist eine Emotion ja die Bereitschaft zu einem bestimmten Handeln. Angst ist ein Zustand der Verteidgungsbereitschaft, Wut ein Zustand der Angriffsbereitschaft. Es ist also alles eine Art Unfreheit bei der sich die Verhaltenspielräume einengt.


    Und diese Zustände manifestieren sich konkret im Köper. Auch bei einem Flugzeugträger kann man sich einen Zustand der Gefechtsbereitschaft (orange Lämpchen) oder einen der "Rückzugsbereitschaft" (tote Lämpchen) vorstellen. Beim ersteren werden die Kanonen geputzt beim letzteren rollt man die Tarnplanen aus. Beides sind Zustände der Erregung und der Anspannung - beides Notzustände in denen alles Alltägliche zurückgestellt wird . Bei Flugzeugträger wird vielleicht dazu aufgefordert die Cafeteria zu verlassen während beim Mensch die Verdauung (und öfter mal der krituische Vestand) kurzzeitig runtergefahren wird.


    Was würde hier "Das was Du loslässt ist nicht die Wut sonder der der wütend ist." bedeuten? Ich würde sagen, dass man sich nicht von einem Lämpchen in seinem Verhaltensspielraum einscrhänken lässt, sondern "offen" bieibt.

  • Platzt mir innerlich der Kragen, wird der ideale Buddhist nicht mit der Wimper zucken, lächeln und unter Umständen auch nicht reagieren. Ist so etwas wirklich erstrebenswert?

    so wie ich die Schriften kenne ist es, wenn einen jemand provoziert hat ok:


    Mit der Wimper zu zucken

    Nicht zu lächeln,

    so adäquat wie man eben kann, zu reagieren


    Nicht ok ist ein Wutausbruch, Schreien.

  • Bei einem Erwachten dominieren vermutlich friedlicher Gleichmut und allgemeines Wohlwollen.

    Ich kann jetzt darauf nur indirekt antworten, da ich keinen Erwachten kenne. Wenn ich jetzt vom durchschnittlichen Mensch ausgehe, wäre das ein gelassener, ruhiger, entspannter Mensch. Ist das erstrebenswert?

    Weil ich auch keinen kenne, habe ich das vorsichtig als Vermutung formuliert. Aber gelassen, ruhig, entspannt und dazu friedlich, klar, heiter und wohlwollend zu sein ist für mich schon erstrebenswert.

    • Offizieller Beitrag

    Weil ich auch keinen kenne, habe ich das vorsichtig als Vermutung formuliert. Aber gelassen, ruhig, entspannt und dazu friedlich, klar, heiter und wohlwollend zu sein ist für mich schon erstrebenswert.

    Für mich ist eine Emnotion wie Angst oder Wut etwas, was ein an sich großes Verhaltensrepertoir auf einen Teilbereich einschränkt. Hat man das ganze Verhaltensrepertoir dann hat man alles Möglichkeiten. Angenommen man ist Sonderschullehrer und ein Schüler ist agressiv:, dann kann man darauf, wenn man nicht von seinen eigenen Emotionen gefangen ist, auf verschiednste Art reagieren: Mit Lächeln, mit Humor, aber eben auch mit Strenge und der Androhung von Konsequenzen. Je nach Situation und Schüler ist das eine oder das andere angebracht.


    Nur eben, WENN man sich provozieren läßt, reagiert man nicht mehr profesionell, sondern folgt Automatismen. Diese Automatismenkönnen sich natürlich auch unterschiedlich auswirken: Also dass man sich einschüchtern lässt, und Schäche und Unsicherheit zeigt. Oder dass man agressiv wird. man ruht nicht mehr in sich selbst und verliert seine Souveränität.


    Während seine Souveränität zu behalten eigentlich nie ein Schwäche ist.

  • Einschränken kann doch nur die Person, der Geist, aus dem Geist erfolgt das Nachdenken. Das Ergreifen der Empfindung, des Gefühls, weil es ein Nachdenken, Bewerten durch den Geistes gibt wird es erst zu dem was mit Wut, Freude,usw, benannt wird. Weil es so benannt wird erzeugt es Emotionen die zu der Benennung passen. Die Person ist wütend, weil ein Gefühl von unwohl ergriffen wird und durch die Bewertung, Benennung zu der Wut der Person, die dann wieder dem Körper anzeigt wie er zu reagieren hat. Wird die Person heruntergefahren vergeht die Wut.

  • Wenn ich jetzt vom durchschnittlichen Mensch ausgehe, wäre das ein gelassener, ruhiger, entspannter Mensch. Ist das erstrebenswert

    Was hat uns denn dieses Verhalten in all den Tausenden von Jahren eingebracht?

    Was also sonst könnte überhaupt zu einem friedvollen Leben führen?

    Wer hat denn jemals eine solche Gesellschaft erschaffen können?


    Nur ich allein kann mich selbst zu einem solchen Übungsplan aufraffen und durch Meditation, Reflektion und Lesen der Lehre zu einer Umsetzung motivieren.


    Mir ist sehr egal, was andere von mir denken, für mich persönlich ist das gelassene, ruhige, entspannte Leben höchst erstrebenswert.

    Und all die Menschen, die früher unter meiner "Ausbrüchen" und möglicherweise unangemessenen Re-Aktionen gelitten haben, fühlen sich heute in meiner Gegenwart sicher und ermutigt.

    Leider habe ich auch einige aufgrund meines früheren unachtsamen Verhaltens vergrault.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Die Person ist wütend, weil ein Gefühl von unwohl ergriffen wird und durch die Bewertung, Benennung zu der Wut der Person, die dann wieder dem Körper anzeigt wie er zu reagieren hat. Wird die Person heruntergefahren vergeht die Wut.

    Genau so meine ich es, Ellviral. Danke.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Nochmals danke für eure Antworten.

    Nochmals danke an alle für die Antworten.


    void , deine Aussage ist nachvollziehbar. Der, der dem anderen sagt, das er ein Idiot ist, ist in der Modernen Gesellschaft der schwächere. Hingegen der, der immer Souverän ist, nie Schwäche zeigt, die Führungskraft.


    Es ist ja nicht so, das die Führungskraft keine Schwächen hat. Es brodelt innerlich, nur nach außen zeigt man es nicht. Was möchtest du mit dem professionellen, souveränen Auftreten erreichen?


    Das Leben hat Emotionen.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Ich finde das ist kein einfaches Thema.


    Meine Emotionen spüre letztlich erstmal nur ich selbst. Das "zeigen von Emotionen" ist ja eigentlich kein direktes zeigen dieser, sondern viel mehr ein Handeln, welches andere mit der Emotion X oder Y assoziieren. Diese Zuordnung von Handlung und Emotion ist etwas das auch nicht absolut ist. Immer wieder kommt es dabei ja zu Missverständnissen.


    Die meisten Emotionen werden wir wohl in unserem Leben immer wieder spüren. Man ist mal wütend, genervt, verletzt, freudig, usw. usf. Das wird auch dadurch bedingt, dass wir eben nicht alles kontrollieren können. Der eigene Hund, ein Begleiter über viele viele Jahre stirbt - entsprechend ist man traurig. Diese Emotion dürfte bei quasi jedem hier dabei aufkommen. Die Frage nun ist: wie geht man damit um? Ziehe ich mich zurück und lasse keinen Kontakt mehr zu, oder gehe ich dem Leben weiter nach und versuche nicht alles negativ zu sehen? Beides sind Ausdrücke des Gefühls von Trauer - wenn auch sehr unterschiedliche.


    Gleichmut und Gleichgültigkeit werden ja häufig bei diesem Thema genannt. Das sind für mich zwei komplett unterschiedliche Dinge.

    Gleichgültigkeit bedeutet, dass einem etwas egal ist, man es ignoriert und es nicht von Interesse ist. Es ist also eine Form der Ignoranz und, in meinen Augen, etwas negatives. Gleichmut hingegen ist etwas positives. Man nimmt etwas wahr, aber ist "mutig" genug es erst einmal zu akzeptieren. Eine Reaktion ist damit nicht ausgeschlossen, aber der erste Schritt ist eben Akzeptanz statt Ignoranz.


    Ansonsten noch:

    Emotionen haben einen Zweck im Leben. Manche Emotionen als grundsätzlich schlecht oder unheilsam zu bezeichnen halte ich nicht für Zielführend. Viel mehr sollte die Situation im Kombination mit der Emotion betrachten.



    Beispiele zu dem ganzen Thema:


    1. Ich gehe in einen Laden, will Müsli kaufen. Müsli ist aber gerade ausverkauft. Ich gehe zum Kassierer und Brülle ihn sauer an, wie das sein kann, dass kein Müsli mehr da ist.


    2. Ich gehe an einer Baustelle vorbei. Nichts ahnend werde ich fast von einem am Kran hängenden Balken erschlagen. Der Kranfahrer hat scheinbar nichts davon mitbekommen. Ich drehe mich um und Brülle den Kranfahrer an, was das soll und wieso er mich hier fast umbringt.


    3. Ich gehe in einen Laden, will Müsli kaufen. Müsli ist aber gerade ausverkauft. Ich bin sauer, da mir gesagt wurde heute gibt's wieder Müsli in den Regalen. Ich gehe zur Kassiererin und frage nach, wann es denn wieder welches gibt. Ich akzeptiere die Situation und suche mit etwas anderes leckeres zu essen.


    4. Ich gehe an einer Baustelle vorbei. Nichts ahnend werde ich fast von einem am Kran hängenden Balken erschlagen. Der Kranfahrer hat scheinbar nichts davon mitbekommen. Ich nehme es hin. Es kümmert mich nicht - egal ob etwas schlimmeres passiert wäre oder nicht.

    _()_

  • Das buddhistische Training läuft ja auch darauf hinaus, das man die eigenen Emotionen kontrolliert und Gleichmut, Gelassenheit, Entspannung usw. trainiert.

    Ich störe mich ein wenig an dem Wort "kontrolliert". Kontrollieren hat für mich etwas von "als unheilsam ansehen und deshalb unterdrücken".

    Das ist dann ein ewiger Kreislauf. "Ah, da ist wieder Wut und Zorn, das muss ich unter Kontrolle haben, das bringt mir nur Scherereien mit anderen. Ich bin dann so aufgebracht und alles kocht hoch. Ich muss auch mehr meditieren, dann wird das hoffentlich weniger."


    Wenn nicht eines Tages mal die entscheidende Meditation kommt, wo ich das bis auf den Grund erkenne, was Wut ist, wie sie sich äußern kann und was sie bewirkt, dann wird das ewig so weiter gehen.

    Das gilt ja nicht nur für Wut. Wut ist auch nichts anderes als dukkha, nicht nur Leiden, Schmerz und Kummer.


    • Offizieller Beitrag

    Es ist ja nicht so, das die Führungskraft keine Schwächen hat. Es brodelt innerlich, nur nach außen zeigt man es nicht. Was möchtest du mit dem professionellen, souveränen Auftreten erreichen?

    Als Lehrer ist es so, dass du aus der Sache her entscheiden mußt und dann das tun, was in der Situation das richtige ist. Dabei kann man natürlich schon eigene Emotionen haben. Und man kann sachliche Aussagen über den eigenen Gemütszustand machen und diesen damit rüberbringen. Man kann dem anderen z.B sagen, dass er einen durch seine Aussagen verletzt und beleidigt.


    Was dagegen nicht geht, ist dass man nicht aus der Sache heraus entscheident, sondern aus persönlichen Sympathien und Antipathien, Launen und Impulsen. Wenn man andere fördert, dann ist es wichtig, offen, freundlich und wohlwollend zu bleiben.


    Das Leben hat Emotionen.

    Das Leben hat vieles: Güte und Egoismus, Gier und Hass, Wohlwollen und Ausbeutung, Blauwale und Schlupfwespen.


    Ich weiß nicht, woher es stammt aber irgendwo gibt es das Buddhazitat: "So wie der große Ozean nur einen Geschmack hat, den Geschmack von Salz, so hat meine Lehre nur einen Geschmack, den Geschmack von Freiheit"


    Diese Freheit ist das Gegenteil von Automatismen. Viel in der Natur ist von Automatismen durchdrungen: Der Frosch schnappt "automatisch" nach Fliegen, der pawlosche Hund sabbert wenn man klingelt, der Hai folgt dem Geruch des Blutes, der Löwe rennt los und beißt in den Nacken.


    Natürlich kann man diese Automatismen- nicht als Fesselungen sondern als unvermeidbar oder sogar positiv sehen. "Wenn jemand mir blöd kommt, werde ich wütend und haue ihm auf die Schnautze und wenn eine Frau Minirock hat, werde ich erregt und sie darf sich nicht wundern, wenn sie begrabscht wird!" ist ja keine so seltene Auffassung. Aber Freheit bedeutet eben diese Automatismen aufzubrechen. So dass man nicht wie ein Straßenhund ist der bei anderen Hunden "automatisch" entweder paarungsbereit aufspringt oder kläfft, sondern die ganze Freheit erhalten bleibt.


    Was geht den dabei verloren? Was spricht denn dafür zu brodeln? Man ist ja keine Suppe.

  • Ich weiß nicht, woher es stammt aber irgendwo gibt es das Buddhazitat: "So wie der große Ozean nur einen Geschmack hat, den Geschmack von Salz, so hat meine Lehre nur einen Geschmack, den Geschmack von Freiheit"

    Und wenn man dieser Lehre nicht zustimmt oder gar folgt, dann kann man sich natürlich weiter von seinen Emotionen, von Gier, Hass und Verblendung gängeln lassen.


    Es ist also up to you, PhenDe ;)8)

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Der, der dem anderen sagt, das er ein Idiot ist, ist in der Modernen Gesellschaft der schwächere. Hingegen der, der immer Souverän ist, nie Schwäche zeigt, die Führungskraft.

    Sehr interessant in dem Zusammenhang:


    Zitat

    Die soziologische Geschlechterforschung geht davon aus, dass einige der Verhaltensweisen und Umgangsformen zur Demonstration von Männlichkeit als giftig oder schädlich zu begreifen sind, vor allem, da sie ein sehr eindimensionales und schablonenhaftes Bild von Mann-Sein entwerfen. Zu diesem (als toxisch verstandenen) Bild von Maskulinität zählen u. a.:

    • Männer dürfen keine Schwäche zeigen, sondern müssen hart sein.
    • Gefühle sollten weitestgehend versteckt oder unterdrückt werden, es sei denn, es handelt sich um Wut oder Aggression. Konflikte werden durch Gewalt gelöst.
    • Ein wahrer Mann artikuliert seine Ängste und Sorgen nicht, sondern behält sie für sich.
    • Männer sind nicht überfordert oder hilflos; sie packen Probleme an und bewältigen sie, ohne andere um Hilfe bitten zu müssen.
    • Verhaltensformen, die als verweichlicht oder weibisch gelten (Weinen, Schüchternheit, Angst, liebevolle oder zärtliche Gesten etc.), gehören sich nicht für einen richtigen Mann.
    • Männer sind im Umgang mit anderen grundsätzlich auf Wettbewerb und Dominanz ausgerichtet, nicht auf Kooperation.
    • Ein echter Mann will immer Sex und ist auch immer dazu bereit.
    • Männer und Frauen sind grundsätzlich nicht in der Lage, einander zu verstehen oder miteinander befreundet zu sein.
    • Männer, deren Körper nicht dem maskulinen Idealbild entsprechen (breitschultrig, muskulös, hochgewachsen, schmerzresistent), werden nicht ernst genommen oder verlacht.

    Für Formen toxischer Maskulinität existieren eine Reihe euphemistischer Vokabeln, darunter Alphamännchen oder Macho-Mann. Männlichkeit muss hierbei immer wieder unter Beweis gestellt werden, zum Beispiel durch Mutproben, Trinkspiele, physisches Kräftemessen oder Erniedrigungsrituale anderen gegenüber.[1]

    Toxic masculinity – Wikipedia

    • Offizieller Beitrag

    Und wenn man dieser Lehre nicht zustimmt oder gar folgt, dann kann man sich natürlich weiter von seinen Emotionen, von Gier, Hass und Verblendung gängeln lassen.


    Es ist also up to you, PhenDe ;)8)

    _()_

    Die Frage ist welche Beziehung man zu den eigenen Emotionen einnimmt. Es ist ja auch nicht richtig, Emotion als Feind zu sehen und jede Emotion zu unterdrücken. So lange wir nicht abgeklärte Weise sund, müssen wir einen freundlichen Umgang mit unseren Emotionen finden.

  • Die Person ist wütend, weil ein Gefühl von unwohl ergriffen wird und durch die Bewertung, Benennung zu der Wut der Person, die dann wieder dem Körper anzeigt wie er zu reagieren hat. Wird die Person heruntergefahren vergeht die Wut.

    Wie das wohl funktionieren mag: unwohle – unangenehme Gefühle zu ergreifen (Begehren)?

    Wut ist m.E. ein unangenehmes Gefühl, welches zu unheilsamen Handlungen veranlassen kann. Bis es soweit ist, dass auf Wut entsprechende Handlungen folgen, durchläuft das Gefühl der Wut noch einige äußere und innere Stationen, u.a. die Absicht, die im Beisein von Vernunft unheilsame Handlungen nicht entstehen lässt.

  • Gutenmorgen, wir fixieren uns hier auf die Emotionen von Hass und Wut. Es geht aber eigentlich um die ganze Palette.


    Ich verstehe natürlich, das Gewalt mit Schmerz verbunden ist. Auch ist eine entspannte Lebenshaltung sicherlich angenehmer. Aber, ein Ausraster ab und zu, etwas Hochmut ab und zu, ein dummer Scherz ab und zu? Es ist doch nur das Gewissen, das uns nachher plagt. Oder aber wir sind nicht "Regelkonform".


    Wenn ich diese Emotionen, die damit verbunden sind, ständig negiere, negiere ich im Prinzip mein Sein. Darum geht es ja heutzutage, um den perfekten Menschen. Den es gewiss nicht gibt.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Und wenn man dieser Lehre nicht zustimmt oder gar folgt, dann kann man sich natürlich weiter von seinen Emotionen, von Gier, Hass und Verblendung gängeln lassen.


    Es ist also up to you, PhenDe ;)8)

    _()_

    Die Frage ist welche Beziehung man zu den eigenen Emotionen einnimmt. Es ist ja auch nicht richtig, Emotion als Feind zu sehen und jede Emotion zu unterdrücken. So lange wir nicht abgeklärte Weise sund, müssen wir einen freundlichen Umgang mit unseren Emotionen finden.

    Das steht ja außer Frage, wenn Du mich "kennst" ^^

    Aber ich kann hier nochmal meine Methode aufzeigen: Emotion kommt, ich schaue hin, dort am Solarplexus oder Herzbereich fühle ich sie, ich schaue solange hin, bis sie verschwunden ist. Ich bewerte sie nicht, ich zeige ihr nur, wer Frau im eigenen Haus ist. Sie verschwindet. Und wenn ich es für wichtig halte, spreche ich mit meinem Gegenüber über den eventuellen Angriff oder die Art und Weise, mit mir zu reden oder oder oder ...

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)