Kalter Winter, warmer Sommer

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    Im Winter zu kalt, im Sommer zu warm. Also heizen im Winter und kühlen im Sommer. Soweit so gut. Wird es besser davon, dass es nun nicht mehr zu heiß und nicht mehr zu kalt ist. Klar, angenehmer auf jeden Fall – zumindest anfangs. Dann tritt die Gewöhnung ein und mit der Gewöhnung definiert sich der Bereich des Zumutbaren. Kann man im Winter Temperaturen von 18° Celsius in der Wohnung zumuten? Sind über 30° in der Wohnung im Sommer zumutbar?


    Die Sensibilität steigt und damit rücken auch die Grenzen, jenseits derer es unangenehm wird, immer näher heran. Kälter als 21°, wärmer als 24°? Unzumutbar! Man versucht damit den Bereich zu zementieren, in dem kein unangenehmes Gefühl aufritt. Unangenehme Empfindungen müssen vermieden werden, mit dem Ergebnis, dass die Toleranz auch immer geringer wird und letztlich die gleichen unangenehmen Empfindungen auftauchen, nur bei wesentlich kleineren Abweichungen. Wäre man noch vor 70 Jahren froh gewesen, im Winter die Wohnung immer auf 18° heizen zu können, ist das heute schon die Grenze des Zumutbaren überhaupt.


    Wenn ich mich von unangenehmen Empfindungen leiten lasse, und versuche, sie, wo es geht, zu vermeiden, werde ich immer unfreier – ein selbst geschaffenes Gefängnis. Lasse ich mich von dem Wunsch nach angenehmen Empfindungen leiten, geschieht das Gleiche. Meine Ansprüche an die Umwelt und meine Bedürftigkeit werden immer mehr steigen, sodass mich bald schon selbst kleine Einschränkungen mit Angst erfüllen – wie viel mehr erst, wenn wirklich Verzicht angesagt ist, wie derzeit und wohl auch verstärkt in der Zukunft, wenn Klimawandel und Artensterben ihren Tribut fordern.


    Die Erste und die zweite edle Wahrheit beschreiben diesen Prozess. Die dritte und vierte edle Wahrheit zeigen einen Weg auf, widerständiger zu werden und einfach wieder etwas mehr auszuhalten. Das ist der Weg vom Dasein als Mangelwesen zu einem Leben in Freiheit und Reichtum. Freiheit, weil frei von dem Diktat angenehmer und unangenehmer Empfindungen, reich, weil Reichtum da beginnt, wo ich mehr mein Eigen nennen kann, als ich tatsächlich brauche. Wenn ich wenig brauche, beginnt dieser Bereich des Reichtums manchmal schon bei einem köstlichen Stück trockenen Brots.


    Zitat

    Einst wurde der große Meister Dongshan von einem Mönchen in der Ausbildung gefragt: “Wie kann ich Hitze oder Kälte vermeiden?”

    Dongshan sagte: “Warum gehst du nicht an einen Ort, wo es weder heiss noch kalt ist?”

    Die Mönche fragten: “Wo ist dieser Ort, der weder Hitze noch Kälte kennt?”

    Dongshan antwortete: “Wenn es heiß ist, werde eins mit der Hitze. Wenn es kalt ist, werde eins mit der Kälte. Das ist der Ort ohne Hitze oder Kälte.

  • Ich hatte gestern ne andere Übersetzung gepostet:


    Zitat

    Ein Mönch fragte Tozan: „Wenn Kälte und Hitze kommen, wie kann man ihnen ausweichen?“

    Tozan antwortete: „Warum gehst du nicht an den Ort, wo es weder Kälte noch Hitze gibt?“

    Der Mönch sagte: „Was ist das für ein Ort, wo es weder Kälte noch Hitze gibt?“

    Tozan entgegnete: „Wenn es kalt ist, töte dich mit der Kälte! Wenn es heiß ist, töte dich mit der Hitze!"


    Noch besser finde ich aber glaub ich eine dritte: Wenn es kalt ist, tötet dich die Kälte. etc. Wenn ich das auch ein wenig zu krass ausgedrückt finde. Aber den Verweis auf das faktische finde ich gut. Down to earth.
    Weiss jemand, was genau im Orginal steht?

    Zendos waren wohl unbeheizt und hatten nur dünne Papierfenster. Von Buddhas Hauslosigkeit mal ganz abgesehen.
    Hab letztens ein Video gesehen (Winternomaden), von Schäfern, die auch im Winter mit ihren Herden wandern. Also auch ein Leben in Hauslosigkeit geht heute noch. Sogar ganz ohne spirituellen Hintergrund. Auch von der ganzen Minimalismusbewegung können wir sicher auch viel lernen.

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

  • Hi, lieber Thorsten Hallscheidt .

    Ich würde es nichts sehr verkomplizieren. Es geht eher, wie ich es verstehe, um die absolute und uneingeschränkte Akzeptanz des Lebens im Hier und Jetzt, so wie seine Be-JA-ung.

    Im Sinne wenn ich hungrig , dann ich essse, wenn ich müde, dann ich schlafe... Aber wenn ich "esse", dann ich verbleibe beim "Essen", nichts anderes so "beschäftigt " mich... Also ich gehe in diesen Prozess ( des Scheissens auch--*lach*) absolut auf, ich bin dann deises "Essen", das "Ich" verschlinge, nur das. Nichts anderes.

    Das macht doch das Wesen vom Zen aus. Ein wenig man kann es mit den Stoiker vergleichen, du hast über das schon irgendwann geschrieben, wenn ich es richtig erinnere.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Weiss jemand, was genau im Orginal steht?


    Nach dem Biyanlu ist es: 寒時寒殺闍黎。熱時熱殺闍黎。


    Der Ort an dem es weder Kälte noch Hitze gibt, ist übrigens der Zustand in dem Körper und Geist abgefallen sind.

    • Offizieller Beitrag

    In eine Autobiographie eines Zenlehrers beschreibt er, dass die damals gar nicht heizten d.h es hatte so Innentemperaturen knapp über dem Gefrierpunkt.


    Und da hieß es auch , dass man vor allem im ersten Jahr sehr aufpassen muß, Zehen, Nase und Ohren nicht durch Erfrierung zu verlieren, dass man es dann aber überstanden hat.


    Anscheinend ist es so, dass der menschliche Körper, wenn er sich daran gewöhnt hat, viele der Kalorien die man so aufnimmt, in Wärme verwandeln kann.

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde es nichts sehr verkomplizieren. Es geht eher, wie ich es verstehe, um die absolute und uneingeschränkte Akzeptanz des Lebens im Hier und Jetzt, so wie seine Be-JA-ung.

    Im Sinne wenn ich hungrig , dann ich essse, wenn ich müde, dann ich schlafe...

    In der Lehre des Buddha geht es um die Überwindung des Leidens, das durch die drei Geistesgifte (Anhaftung, Ablehnung und Verblendung) verursacht wird.


    Was Du beschreibst, ist im Gegensatz dazu eine Haltung, die jedem Impuls nachgibt, der sich gerade zeigt. Mir ist kalt – ich mache die Heizung an, ich habe Lust auf Schokolade – ich esse Schokolade, mir ist langweilig – ich schaue Netflix, ich habe Urlaub nötig – ich fliege nach Gomera, u.s.w. – – – wie das Leben mit all seinen Bedürfnissen halt so ist – ich akzeptiere es uneingeschränkt. Das klingt nach eher nach Hedonismus.

  • Die Sensibilität steigt und damit rücken auch die Grenzen, jenseits derer es unangenehm wird, immer näher heran....

    Stimmt aber in umgekehrter Richtung funktioniert es ebenso auch ohne buddhistische Praxis. Wer gedient hat weiß es aus eigener Erfahrung. Feldlager im Winter bedeutet: Den ganzen Tag draußen, Schlafen im Zelt auf Stroh, Waschen im Freien mit kaltem Wasser u.s.w. Krank wurden davon nur sehr sehr wenige und wenn man nach Wochen wieder in die Kaserne zurück kam, brauchte man Tage, um in den mäßig beheizten Zimmern nicht zu schwitzen. Und damals waren die Winter wirklich noch kalt.

    Alles hat natürlich seine Grenzen und wenn der Körper dauerhaft unterkühlt ist, helfen vermutlich auch keine buddhistische Praktiken mehr. Aber vielleicht hängt es auch nur davon ab, wie weit einer in der Lehre fortgeschritten ist, bin noch nicht soweit, um das beurteilen zu können. :)

    In jedem Fall spielt die Psychologie dabei eine große Rolle. Z.B. ist ein Fall von einem Bahnbeamten belegt, der in warmer Jahreszeit versehentlich in einem Kühlwaggon eingesperrt wurde und darin den Erfrierungstod gestorben ist, obwohl die Kühlung abgeschaltet war.

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Ich kann aus eigener Erfahrung berichten.

    In meiner Kindheit wurde nur die Küche und das Wohnzimmer beheizt mit Kohle. Die Türen wurden geschlossen gehalten. Wenn ich in meinem Zimmer spielte, hatte ich eine Pudelmütze auf, dicke Pullover an und ganz warme Strümpfe und Hausschuhe.


    In meiner Zeit in Kanada von 1979 bis 1980 hatten wir im Winter 37° minus. Meine Tochter schlief unter mehreren Decken mit Pudelmütze, Hund und Katze zu den Füßen. In ihrem Zimmer waren minus 20 Grad. Sie war nach unserer Rückkehr in Hamburg 3 Jahre lang nicht erkältet.


    Es ist alles eine Frage der Einsicht und Einstellung.


    Da wir eine Gasheizung inkl. Warmwasserspeicher haben, hab ich das bereits alles ab- bzw. umgestellt. Nur morgens springt sie an. Obwohl sie ab 10h nicht mehr arbeitet, ist auch abends noch Warmwasser zum Zähneputzen etc. vorhanden.


    Wir bekommen demnächst einen elektrischen Durchlauferhitzer, E-Heizkörper habe ich bereits, und eine Tür fürs Wohnzimmer kommt Ende des Jahres, damit die Wärme nicht nach oben verschwindet.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Monikadie4. Ich hab mir das mit dem Gassparen so gedacht. Ich hab noch einen von den alten Ölradiatoren, die richtig lange heiß bleiben. Das ist wie früher mit Kohle heizen. Hab ich schon ausprobiert als in Winter mal die Heizung ausfiel.

    Und zu warm ist Luxus und mir reicht eben genug. Muss man nur erkennen. Strom kann ich bezahlen, aber Gas zum heizen wird schwierig, also so weit es geht vermeiden. Und als alter Mensch hab ich ja genug warme Kleidung und Decken in den Jahren angesammelt.

  • Was Du beschreibst, ist im Gegensatz dazu eine Haltung, die jedem Impuls nachgibt, der sich gerade zeigt. Mir ist kalt – ich mache die Heizung an, ich habe Lust auf Schokolade – ich esse Schokolade, mir ist langweilig – ich schaue Netflix, ich habe Urlaub nötig – ich fliege nach Gomera, u.s.w. – – – wie das Leben mit all seinen Bedürfnissen halt so ist – ich akzeptiere es uneingeschränkt. Das klingt nach eher nach Hedonismus.

    Hi, lieber Thorsten Hallscheidt

    Das "Klingt" nach Hedonismus, aber er ist keiner.

    Wie ich, so wie der "erwahte" Mensch , wir beide wurden nass, wenn wir unter dem Regen stehen.

    Und wir beide sterben, als die reale menschlcihe Wesen.

    Wenn der "Ewachte" im "Hier und "Jetzt" lebt, er hattte nichts den "Schmerz" transzendiert, er hatte das "Leiden " überwunden.

    Also die Identifikation mit dem "Krankheit", oder "Tod", der innerlich er hatte damit nichts zu tun.

    Genau deswegen es gibt sehr interessante Erzählung über einen Zen-Mönch.

    Als der Beamte den Kloster stürmte, der Mönch sass in der tiefsten Meditation versunken.

    Der Beamte zückte den eigenen Schwert und sagte, er würde den Mönch sofort toten.

    Und der Mönch antwortete..."Du kannst mich bestimmt sofort morden, aber ich würde dabei mit keinem Wimpel (dabei) zucken.

    Dann der Offizier verbeugte sich und ging weg.

    Diese innere Einstellung zeichnet Zen ab, die (Mönche) könnten lebendig verbrannt werden, aber innerlich ruhig und mit dem Be-ja-ung dem Sterben auch. Ja, zum Sterben, denn die hatten keine andere Option gegen die Besatzer!

    Das hat nichts absolut mit dem "Hedonismus" zu tun, das ist sehr tiefe andere Einstellung dem Los , dem Schicksal gegenüber.

    Darüber sehr gut schriebt D.T. Suzuki. Das finde ich echt empfelenswert, im Werk "Sinn ( Ur-Sinn) des Buddhismus".

    Auch Ch. Trungpa redet über die absolute Hoffnungslosigkeit. Das sollte man nichts buchstäblich doch interpretieren.

    Wie es Shantideva sagte, was ich ändern kann, das mache ich, was kann ich nichts, das akzeptiere es.

    Und die Weisheit liegt darin, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

    Machs gut, Thorsten...:)

    Sonnige Grüsse von meinem Kaff.:rose:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Meine Tochter schlief unter mehreren Decken mit Pudelmütze, Hund und Katze zu den Füßen.

    Köstlich :lol: :lol:

    So extrem kenne ich es nicht aber kann mich erinnern, daß in der Kindheit im Winter manchmal frühmorgens die Wände glitzerten und die Fenster bis oben hin dick zugefroren waren. War normal und nichts Ungewöhnliches.

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Weiss jemand, was genau im Orginal steht?


    Nach dem Biyanlu ist es: 寒時寒殺闍黎。熱時熱殺闍黎。


    Der Ort an dem es weder Kälte noch Hitze gibt, ist übrigens der Zustand in dem Körper und Geist abgefallen sind.

    Kalte Zeit - Kälte tötet Ācārya. Heiße Zeit - Hitze tötet Ācārya.


    Bemerkenswert das 闍黎 (sheli / jari - Lehnwort für Ācārya). Dongshan spricht damit offensichtlich von dem Lehrer, dem der Novize die Frage stellt. Dongshan / Tōzan sagt dem 'Novizen' also nicht, was er tun soll, sondern wie der Lehrer mit heiß und kalt umgeht. Und er spricht nicht von Orten, sondern von Zeiten. Das 'tötet' bezeichnet nicht nur das Abfallen (von Körper und Geist); wenn man Dōgens Sprache aufgreift (der ja in der Tradition und Linie Tōzans steht), ist dies zugleich 'Bezeugen' durch die zehntausend dharmas - seien sie kalt oder heiss - im Vergessen des Selbst.


    Ansonsten finde ich es nicht angebracht, bei der aktuellen Aussicht auf den kommenden Winter von 'Hedonismus' zu sprechen, wenn es um Heizung geht. Das hat für mich einen Beigeschmack von Durchhalteparole, frieren für freedom and democracy*. Sorry, soll kein persönlicher Vorwurf sein und schon gar keine Unterstellung. Nur meine Assoziation. Diese Zahlen werden im kommenden Winter wohl ihren Aufwärtstrend fortsetzen - da helfen allenfalls dana und karuna, keine Genügsamkeitspredigten. Ansonsten werden wohl die Alten in unserer Gesellschaft die größte Gruppe der Frierenden stellen - eine mit galoppierender Inflation nicht nur bei den Energiepreisen stetig wachsende Gruppe.


    *Erzählt mir da doch gestern einer im Radio, Putin würde uns den Gashahn zudrehen. Und ich hatte die ganze Zeit gedacht, das wären die um unser Wohlergehen besorgten, von uns gewählten Politiker gewesen ... So oder so - sicher war es niemand, der im kommenden Winter mit unbehaglichen Temperaturen rechnen muss.

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  • DIE ALTEN gibt es nicht. Und die Statistik besagt nur, dass Altersarmut ein Thema ist.

    Was nicht besagt, dass sie wirklich arm sind.


    Dem einen Bericht glaubst Du, dem anderen nicht :?


    ich denke, wir jammern auf sehr hohem Niveau. Es geht um viel mehr als nur ne warme Bude.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • DIE ALTEN gibt es nicht.

    Klar gibt es die. Es gibt zwar auch ein paar alte Milliardäre und etliche materiell gut gestellte. Das sind die 34% der Ruheständler, für die Altersarmut kein Thema ist. Das ist aber kein überzeugender Grund, das Thema zu ignorieren - zumal mit solch einer Aussage. Es gibt keine Alten; Problem gelöst.

    Und die Statistik besagt nur, dass Altersarmut ein Thema ist.

    Vor allem bei den Alten. Warum wohl?

    Dem einen Bericht glaubst Du, dem anderen nicht

    Einer offensichtlichen Propagandalüge sollte man auch nicht glauben.

    ich denke, wir jammern auf sehr hohem Niveau.

    Du vielleicht. Ich vielleicht auch - wobei ich das nicht für Jammern halte, sondern für bloßes Konstatieren.


    Mit dem "wir" wäre ich trotzdem sehr vorsichtig. Nicht jeder ist im Genuss eines so "hohen Niveaus" wie Du. Nicht einmal in Deutschland. Da haben wir sehr unterschiedlich hohe Niveaus. Nicht sehr mitfühlend, existentielle Sorgen einfach als ungerechtfertigtes Jammern abzutun.

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  • Der Spruch "wir jammern auf hohem Niveau" kommt fast immer von Leuten, die selbst nicht jammern - idR, weil sie keinen Grund dazu haben. Mit "wir" sind dann also tatsächlich die Anderen gemeint, denen man flott unterstellt, sie hätten auch keinen Grund. Es ist eine recht fadenscheinige Begründung dafür, das Gejammer zu ignorieren. Guanshiyin (Avalokiteśvara) ist das, was das Jammern der Welt hört.

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    • Offizieller Beitrag

    Es ist sehr schwer zu sehen wer wann für was Geduld hat oder nicht.. Ich kenne Leute die Tage ohne Essen auskommen aber es schlimm finden wenn es zieht. Leute die Temperturen von 40 Grad wegstecken und dann klagen, wenn es kalt ist. Leute die im Stau keine Geduld haben und dann bei so Ironman Wettkämpfen teilnehmen. Ob jemand z.B im Falle einer Diktatur einknickt oder da alle möglichen Härten auf dich nimmt läßt sich nicht daraus ablesen, ob derjenige es schafft mit dem Rauchen aufzuhören.

  • Sudhana,

    ich war alleinerziehende berufstätige Mutter. Meine Rente entspricht 45 Berufsjahren. Sie ist ganz "normal".


    "Wir" schreibe ich nur aus Rücksicht, denn ich selbst jammere ganz bestimmt nicht.


    Zitat: "Vorallem bei den Alten, warum wohl?"


    Weil es viele Alte gibt, die sich beklagen. Tatsache ist, und darüber sprach schon immer meine mit 94 verstorbene Schwester, dass viele Frauen ihrer Altersgruppe in jungen Jahren schwarzgearbeitet haben. Die machten sich über meine Schwester lustig darüber, dass sie so blöd ist und Steuern zahlt. Leider haben diese jedoch übersehen, dass sie dann auch nicht in die Rente einzahlen. Und später waren sie nur am jammern.


    Und existierende reale Sorgen nehme ich sehr ernst.


    Voreingenommen?


    Du hast von mir überhaupt keine Ahnung, wirst aber sehr persönlich.

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)


  • *Erzählt mir da doch gestern einer im Radio, Putin würde uns den Gashahn zudrehen. Und ich hatte die ganze Zeit gedacht, das wären die um unser Wohlergehen besorgten, von uns gewählten Politiker gewesen ...

    Mir scheint, Du bist da schlecht informiert.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Was nicht besagt, dass sie wirklich arm sind.

    Wenn ich in die Stadt gehe, sehe ich fast jedes Mal ältere Menschen, welche nach Pfandflaschen suchen. Also die Altersarmut gibt es. Nicht jeder ist betroffen, das sagte Sudhana auch nicht. Aber in dem Artikel ging es um diese die betroffen sind und die scheinen relativ arm zu sein, zumindest reicht es wohl nicht für alles was sie zum Leben brauchen. Sie kriegen eine Mini- Rente. Man kann es relativ sehen und sagen ein Menschen in Indien ( in manchen Regionen oder halt ein finanziell Schwachgestellter ) hat noch weniger um zu Überleben. Aber große Unterschiede sind da wohl nicht. Manche hier haben wohl auch schon mal ein paar Tage, kaum etwas zu essen.

    Es geht um viel mehr als nur ne warme Bude.

    Das stimmt, es geht nicht nur um eine warme Bude bei den Umwälzungen, welche auf uns zukommen sollen. Auch die Kosten für Nahrungsmittel werden immer mehr steigen. Oder einige nicht mehr so einfach zu kaufen sein ( Engpässe ). Mit dem Auto werden auch viele nicht mehr so oft fahren können, wenn der Benzinpreis auch weiter steigt. Das wirkt sich dann wieder aus, ob jemand z.B. noch zur Arbeit fahren kann. Oder wenn es Stromengpässe gibt und Fabriken still gelegt werden, dann können die Menschen dort nicht mehr arbeiten. Also ein paar andere Änderungen wird es dazu auch noch geben, nicht nur, sich keine warme Bude mehr leisten zu können. Da sehe ich so wie du.

    Mit nicht jammern meinst du wohl, dass die Winter die letzten Jahre hier eh nicht so kalt waren. Sie sind kein Vergleich zu Russland oder anderen noch nördlich gelegenen Ländern. Das es hier schon auch ohne Heizung geht. Ich sehe es auch so. Nur, nicht jeder kann sich so gut anpassen.

    Aber die Älteren können es sicher noch gut, da sie es von früher kennen. Na gut wenn es hier auch mal wieder Minus Grade werden, wird das schon auch hart, auch für Erfahrene.

    Klar gibt es die. Es gibt zwar auch ein paar alte Milliardäre und etliche materiell gut gestellte. Das sind die 34% der Ruheständler, für die Altersarmut kein Thema ist. Das ist aber kein überzeugender Grund, das Thema zu ignorieren - zumal mit solch einer Aussage.

    Auf jeden Fall, sollte man das nicht runter spielen. Wenn jemand schon Pfandflaschen sammeln muss, um genug zu Essen zu haben, ist der Begriff sicher nicht übertrieben.

    "Wir" schreibe ich nur aus Rücksicht, denn ich selbst jammere ganz bestimmt nicht.

    Du bist hart meinst du. Also du könntest auch ohne Heizung leben. Oder, dass du dich nicht beschweren willst, da es dir ja gut geht finanziell meinst du das so ? Oder beides ? Wieso manche so wenig Rente bekommen, habe ich mal gehört, liegt daran, dass sie keine so gut bezahlten Stellen hatten. Manche waren Friseurin. Also da es viele davon gibt ( auch Männer ), kann es nicht daran liegen, dass sie immer nur schwarz gearbeitet haben oder alleinerziehend waren. Auf einer relativen Ebene, kann man sagen, naja solange sie noch zu essen haben und ein Dach über den Kopf , ist es keine Not. Aber ob sie wirklich immer genug zu essen haben, weiß ich nicht. In der Doku, die ich mal gesehen hatte, konnte sich die Frau nicht mal eben so eine Tafel Schokolade kaufen. Gut, kann man sagen, braucht man ja auch nicht. Aber für unsere Verhältnisse, ist so jemand eben arm und in Not. In manchen Ländern kann es sein, dass sie einen Tag oder mehr gar nichts essen können, da sie nichts haben, das wäre eine größere Not.

    Mir scheint, Du bist da schlecht informiert.

    Es ist doch völlig egal, wer nun recht hat. Im Endeffekt kommen diese Veränderungen auf uns zu, wer nun Schuld hat ist nicht so wichtig. Die Veränderungen sollen so oder so passieren. Es ist jetzt wichtiger zu lernen, dass man damit zurecht kommt, als sich über die Schuldigen zu streiten, meiner M. nach. Es bringt nichts. Ihr werdet sie eh nicht ausfindig machen, die Hintergründe nie erfahren.

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

  • Bei dem Satz, wir würden auf hohem Niveau jammern, fällt mir immer das Unverständnis des Dalai Lama auf die Frage ein, wie man mit der Selbstverachtung (oder was immer hier das passende Wort ist) umgehen kann, die in den Nationen, wo der Wohlstand als hoch gemessen wird, so gravierend verbreitet ist. Eine einseitige Betrachtung von Wohlstand und hohem Niveau scheint mir.

  • Du hast von mir überhaupt keine Ahnung, wirst aber sehr persönlich.

    Das ist das Problem, wenn man mit dem "wir" argumentiert. Da werden sehr persönliche Dinge verallgemeinert und nicht jeder kann oder möchte vielleicht seine persönlichen Dinge so in einem "wir" verallgemeinert sehen. Persönlicher war es von mir nicht gemeint - wenn es anders ankam, tut es mir leid.


    Wie void ja an Beispielen dargelegt hat, ist duhkha notwendig eine subjektive Erfahrung - was es ja auch überwindbar macht. Was allerdings auch bedeutet, dass wir an das Leiden Anderer stets nur unseren eigenen, subjektiven Maßstab anlegen können. Das sollten wir nicht vergessen; zu leicht hält man seine persönlichen Maßstäbe für objektiv.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • ich denke, wir jammern auf sehr hohem Niveau. Es geht um viel mehr als nur ne warme Bude

    Man sollte sich einfach schämen, im so reichem Land zu jammern, und den ganzen Thread zu be-jammer-en.

    Die Russen , denke ich, sollten auf immer Gas zudrehen, und die würden es machen, dass kaum keiner das bezweifeln würde...

    Um... --.endlich den Leuten die Chance zu "geben" , was ist wirklich wichtig im Leben--zu erkennen... Wenn es nichts so lang gehen würde, dann es gäbe keine Chance... Aber wenn Man sich an die Wand gedrückt steht, und der nächte Augenblick der letze sein könnte, dann man würde diese Möglichkeit bestimmt haben...

    Das berühmte Zen-Parabel über die köstliche Beere erzäht genau das. Die ist genau so verdammt köstlich, weil der Mensch weiss, er würde in nächten Augenblick nichts mehr da sein...

    Alles ist relativ( "bedingt", oder?..*lach*). Im Moment viele meine Bürger in der Ukraine leben in den Kellern, wo keine nahrung und keine Heizung gibt, in Afrika man kann keine Behandlung bekommen, die Obdachtlosen verrecken elend wegen des Hungers, oder die haben kein Wasser, und sogar keinen Schlaf-Sack... Und wieviele Menschen genau in diesem Augenbnlick shauen dem Tod ins Gesicht oder winden sich wegen der Verzeiflung, denn sie haben einfach keine innere Kraft einfach weiter zu leben... Dafür es gibt keine Statistik, oder?

    Aber hier man besitzt Internet und schmunzelt genug über Elend der Welt, suhlt sich damit unbewusst in Selbstmitleid und redet nebenbei über Karuna...

    Für mich ist es sehr gute Illustration, in welcher innerlich verdorbenen Ethisch-maroden Zivilisation wir alle leben. Und , leider, das alles hat keinen echten "Geschmack" von Buddhumus, eher der Zeichen der Zersetzung, was ihn wirklich ausmacht.

    War nur meine bescheidene Sichtweise... Sie ist auch bedingt relativ. Tut mir leid, wenn es jemanden so...verletzt, ...der sollte dann den eigenen Schatten durchzuschauen, aber nichts auf den anderen zu schiessen...;).... Oder den "Schatten"... zu "löschen".... man kann diese Buchstaben löschen, das stimmt... :)




    Zitat

    Die buddhistische Parabel vom Tiger

    Ein Mann lief über ein Feld, als er einen Tiger sah. Er rannte um sein Leben, aber der Tiger hetzte ihm nach. Als er an einen Abgrund kam, suchte er Halt an der Wurzel eines wilden Weinstocks und schwang sich an ihr über die Kante des Abgrunds. Während er an der Wurzel über dem Abgrund hing, fauchte ihn der Tiger von oben an.

    Zitternd schaute der Mann den Abgrund hinab und erblickte unten einen weiteren Tiger, der darauf wartete, ihn zu fressen. Nur die Wurzel hielt ihn in Sicherheit. Doch in diesem Moment entdeckte er zwei Mäuse, eine weiße und eine schwarze, die sich bereits daran machten, an der Weinwurzel zu nagen und diese nach und nach durchzubeißen.

    Während der Mann über sein Schicksal nachdachte, sah er eine saftige, rote Erdbeere auf einem Felsvorsprung neben sich. Während er sich mit der einen Hand an der Wurzel festhielt, pflückte er mit der anderen die Erdbeere und biss hinein. Wie süß sie schmeckte!

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Was allerdings auch bedeutet, dass wir an das Leiden Anderer stets nur unseren eigenen, subjektiven Maßstab anlegen können. Das sollten wir nicht vergessen; zu leicht hält man seine persönlichen Maßstäbe für objektiv.

    Genau das! :rose:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Die Erste und die zweite edle Wahrheit beschreiben diesen Prozess. Die dritte und vierte edle Wahrheit zeigen einen Weg auf ...


    Aber der Buddha hatte eigentlich keine Lust zu lehren, weil er wusste, dass die wenigsten Menschen bereit sind, diesen Weg zu gehen. So falsch lag er da nicht.