ZitatGenau, ich setzte voraus, dass hier die Leute lesen können. Nur du nicht:
Nun lass es mich mal direkt sagen: Wir können doch hier erkennen, warum du nicht darüber diskutieren willst, wie du die Bodhisattva-Gelübde praktizierst. Zum Beispiel mit solchen billigen Anwürfen.
Nach meiner Erinnerung kommst du von den Naturwissenschaften. Es ist da ganz normal (ich habe einen Freund mit solcher Vergangenheit), dass man mit Literatur (wie dem Palikanon) anders umgeht als Geisteswissenschaftler. Denen genügt es nicht, zu lesen, die wissen, dass man z.B. "zweiter Pfeil" (da es eine Metapher ist) auch entsprechend erläutern sollte. Genau wie die gedanklichen Prämissen des gesamten Abschnittes, die ich gleich nochmal wiederhole.
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Dogen sagt da nix anderes, als der Buddha im Pk
Darum täuscht er sich auch so oft, weil er wie du Zen und Palikanon unter einen Hut zu bringen versucht. Übrigens habe ich auch Morphium-Erfahrungen, und wie man sieht, können die ganz unterschiedlich sein (siehe "ich bin nicht du"), aber vielleicht müsste man es dir spritzen, damit du die euphorisierende Wirkung bemerkst ... Aber hoppla ...
ZitatEs ist immer ziemlich komisch, wenn die Leute von ihren eigenen "Erfahrungen" reden (...)
Für mich ist eher komisch, wenn jemand auf den Einwurf, auch SN36 sei eine Privatmeinung (nämlich ggf. des Buddhas oder eben des Autoren), und auch die Lesart desjenigen von SN 36, eine Deutungshoheit erhebt, oder wenn er anderswo "Binsenweisheiten" kritisiert, aber die Binse, dass nicht nur die anderen, sondern auch er (und natürlich die Palikanon-Autoren) "grundlegend durch Unkenntnis und Ignoranz, Begehren und Abwehr durchdrungen" sind. Aber das sollte eine Diskussion nicht verhindern, dass wir alle unser eigenes Brett vorm Kopf haben, nur das der Palikanon-Autoren oder Buddhas nicth so leicht zu erkennen ist.
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Wenn sie tatsächlich "getrennt sind"
Ich beschrieb, dass der Körper den Geist ggf. ausschalten kann. Da ist also keine Trennung, sondern eine hierarchische Wirkung, bei der der Körper die Oberhand hat. Das ist im Grunde die Regel. Und darum habe ich auch nicht den ganzen Sermon zitiert, wie du, sondern nur "der noble Schüler ist losgelöst vom Schmerz", denn wie auch immer er sich von Alter, Krankheit und Tod nicht mehr tangieren lässt, die Loslösung vom Schmerz kann ihm nicht vollständig gelingen, und darum ist dieser Teil von "Buddhas" Überlegungen falsch, und was er noch so aufreiht, damit kann man sich dann ggf. woanders beschäftigen. Ich fokusiere mich da, während du vom eigentlichen Thema meiner Kritik (hier Schmerz) ablenkst.
Wie ich sagte, hat der Buddha in SN36.11sich selbst zitiert: "Suffering includes whatever is felt." Einige Übersetzer schlugen statt "Leiden" vor, zu betonen, es handele sich bei Gefühlen um etwas "Unbefriedigendes". Genau diese Einstellung liegt auch SN36.6 zugrunde. Deshalb findet ein Detachment in der Idealvorstellung des noblen Schülers statt, eine Loslösung. Und in dieser Vorstellung, sich von allem loslösen zu können, ist der Buddha etwas zu optimistisch gewesen. Denn er sagte ja: "They experience one feeling: physical, not mental." Der Verlust des Bewusstseins ist aber kein körperliches "Gefühl", sondern ein mentales.
In SN 52.10 wird erklärt:
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the pains that have arisen in the body do not invade (...) in the mind
Die Schmerzen, die im Körper entstanden sind, dringen nicht in den Geist ein. Doch genau das tun sie im von mir aufgemachten Beispiel, sonst würde der nicht zum Selbstschutz abschalten. Der Buddha aber meint, es genüge, wenn man nicht mehr lamentiert usf.
Ganz abgesehen davon, dass man m.E. als Zen-Adept erleben wird, wie sich "(fast) alles, was man fühlt", als befriedigend herausstellen kann, nämlich indem man es nicht unter dem Aspekt der Vergänglichkeit sieht, sondern der reinen Gegenwärtigkeit.
Das Unbefriedigtsein und die Leidhaftigkeit sind an eine Betrachtung aus der Vergänglicheitsperspektive gebunden, und weil Buddhisten, die Schriftgläubige sind, gemeinhin glauben, sie müssten alles unter dem Aspekt der Vergänglichkeit bewerten (siehe Daseinsmerkmale), behalten sie diesen nicht-erwachten Zustand. Genau damit macht Zen Schluss und genau darum kritisierte ich eingangs diesen Mönch als schlechtes Beispiel. Das Dogma zu überwinden und zu erkennen, dass dieses Leiden, also genauer: diese Auffassung von Leiden, ein Irrtum ist und es letztlich keinen Widerspruch gibt zwischen dem Nicht-Anhaften an irgendein Gefühl und dem Sichhingeben an Gefühle, ist ein wesentlicher Fortschritt des späteren Buddhismus.